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Fabienne Mockenhaupt

Der Kompassorden

Surfen, Freundschaft und Mee(h)r

Copyright: © 2016: Fabienne und Andreas Mockenhaupt
Verlag: tredition GmbH, Hamburg

978-3-7345-4880-2 (Paperback)
978-3-7345-4881-9 (Hardcover)
978-3-7345-4882-6 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Vorwort

Die Autorin Fabienne schrieb diesen Roman im Alter von dreizehn Jahren.

Seit Fabienne schreiben konnte, verfasste sie Bücher und wollte, ihrem Großvater nacheifernd, diese veröffentlichen.

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Fabienne war äußerlich ein wildes und extrovertiertes Mädchen. Sie war um Ausgleich bemüht und galt im Freundeskreis und bei ihren Lehrern als gute Streitschlichterin.

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Schriftstellerin wollte sie werden oder, wegen der Unwägbarkeit des Erfolgs, zumindest Richterin. Oder erfolgreiche Surferin.

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Wasser war ihr Element, Surfen ihr großer Traum. Seit einem Urlaub an der französischen Atlantikküste schwärmte sie vom Surfen und einem Leben an einer rauen Küste. Tatsächlich auf dem Brett gestanden hat sie leider nie. Denn gleichzeitig hatte sie Angst vor Haien, Quallen sowie steilen Klippen.

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Andererseits war sie eine mutige Rettungsschwimmerin beim DLRG. Mehrfach nahm sie an Wettkämpfen teil, u.a. an den Baden Württembergischen Landesmeisterschaften.

Was sie nicht mochte war Unehrlichkeit, ... und das verkürzte Gymnasium. Beides half nicht „wirklich“ die Menschen glücklich zu machen, fand sie.

Im Sommer 2013 stellte sie diesen, ihren ersten umfassenden Roman fertig. Die Datei war aber kurz darauf unlesbar, das Werk schien verloren. Sie begann die Erzählung erneut, stellte diese aber nicht mehr fertig. Es gelang aber später, die alte Datei wieder herzustellen.

Im Herbst 2015 verstarb unsere Tochter Fabienne plötzlich.

Unserem Versprechen folgend möchten wir ihren Teenager-Roman, wenn nun auch leider posthum, publizieren. Die erste Idee war, beide Teile, den Vollständigen aus 2013 und das Fragment aus 2015, ineinander zu integrieren. Da die beiden Teile aber geringfügig unterschiedlich sind und sich auch eine Entwicklung der Autorin wiederspiegelt, haben wir uns entschieden, die Teile einzeln darzustellen.

Die Handlung und die darin vorkommenden Personen sind fiktiv.

Gerne beantworten wir Fragen unter fabienne.mockenhaupt@t-online.de

Andreas Mockenhaupt im Sommer 2016

Grundlegende Handlung (Rahmenhandlung, wie die Autorin sie sieht):

Cémie verliebt sich immer mehr in Andy, der auch Interesse an ihr findet. Doch die Clique steht ihnen im Weg. Cémie versucht sich in der Clique beliebt zu machen. Doch als sie ihre Angst, sich beim Klippen springen zu verletzen, nicht überwinden kann und wird sie von der Mädchengang ausgeschlossen. Bis sie etwas findet, was die Situation von Grund auf ändert.

Prolog

„Dunkle, kalte, schwarze Nacht, die über das Rauschen des Wellengangs wacht. Strömende Neugier wie ein wildes Tier, bis zu spät dran gedacht. Reue kommt spät, die Lügen ausgesät, die Wahrheit versteckt, wird in dieser Nacht entdeckt.“

Plötzlich wachte ich auf. Ich schaute mich um, und als ich bemerkte, dass ich in meinem Bett lag und nur geträumt hatte, ging es mir schon gleich viel besser. Ich schüttelte den Kopf. In letzter Zeit passierte es öfters, dass ich so etwas träumte. Doch ich machte mir keine Gedanken darüber, es war nur ein Traum gewesen.

Stattdessen schaute ich auf die Uhr, es war halb sieben. Viel zu früh um aufzustehen für einen Samstag. Doch schlafen konnte ich nun auch nicht mehr. Ich setzte mich in den Schneidersitz und schaute hinunter auf meinen Teppichboden, der alles andere als aufgeräumt war. Haufenweise Klamotten und Koffer lagen herum. Da fiel es mir wieder ein, dass ich heute ja wegfahren würde. Ein ganzes halbes Jahr ohne Eltern an einen schönen Strand zum Surfen und Zelten und zwar nach Hawaii.

Keiner meiner Freundinnen wollte mitkommen, weil sie sechs Monate für zu viel fanden. Aber mir machte das nichts aus. Zu Hause sein konnte ich doch eh noch lang genug, und außerdem würde ich mich hier doch eh nur langweilen. Mein Flug flog bereits in ein paar Stunden ab, da musste ich mich aber beeilen.

Schnell kniete ich mich auf den Boden und packte meinen Koffer weiter ein. Dann rannte ich rüber ins Badezimmer und schmiss mich unter die Dusche. Wenn man es eilig hat, geht das auch ziemlich schnell, genau wie jetzt bei mir. Zehn Minuten später war ich damit beschäftigt, mein widerspenstiges, langes, hellblondes Haar geföhnt zu bekommen. Das war gar nicht so einfach, da meine Haare sich schon von selber verknoteten. Wenn ich sie föhnte, glichen sie dann eher einem zerrupften Vogelnest! Als ich endlich mit dieser Prozedur fertig war, machte ich mir noch ein bisschen Maskara um meine hellbraunen Augen und steckte ihn gleich in eine Seitentasche des Koffers, genauso wie meine Zahnbürste, die ich vorher noch benutzte, und meinen Kamm. Damit war das Einpacken fertig und ich spurtete in die Küche, um mir noch schnell ein Toast zu machen.

„Da bist du ja endlich“, hörte ich meinen Vater hinter seiner aufgeschlagenen Zeitung murmeln. „Ja, ich habe meinen Wecker gestern nicht eingeschalten“, sagte ich beiläufig, während ich den Toaster anstarrte. „Genau dann, wenn du pünktlich zum Flieger musst?“, fragte meine Mutter, die mit einer Tasse dampfendem Kaffee zum Tisch kam und daran schlürfte. Ich rollte mit den Augen. Was war so schlimm daran, ich war doch noch rechtzeitig fertig geworden. Ich brachte mein Toast zum Tisch und beschmierte es schnell mit Butter und ging damit in mein Zimmer.

„Ohne etwas drauf?“, rief meine Mutter mir noch hinter her. „Wieso, ist doch Butter drauf“, rief ich zurück und schloss meine Tür hinter mir.

1. Eiskalter Wind vom Meer

Weißt du, wie es ist, etwas sein Leben lang schon zu machen? Und dann auf einmal sich bis ganz an die Spitze zu kämpfen, um einer der besten zu sein? Dann geht es dir genauso, wie es mir damals ging. Mein zu Hause war im Westen Frankreichs, direkt am Atlantik, doch meine Eltern sind Engländer, also sprach ich nicht nur französisch, sondern auch englisch. Von klein auf war das Surfbrett meine Inspiration, so wie für die anderen Mädchen es Barbies oder Babyborns waren. Ich brachte mir das Surfen hauptsächlich selber bei. Aber ein Profi war ich dadurch nicht. Ich konnte keine außergewöhnlichen Tricks oder Stands, doch das sollte sich bald ändern.

Meine Eltern hatten mich für ein halbes Jahr in ein Surf-Ferienlager angemeldet. Von dem Tag an trainierte ich noch härter als zuvor. Eigentlich hatte ich keine Ahnung vom Surfen. Das Ferienlager war auf Hawaii, also ziemlich weit weg von zu Hause. Vor der Abreise sagten meine Eltern noch, ich solle immer ich selbst bleiben und nicht aufgeben. Ich könnte jeder Zeit nach Hause kommen. Aber ich wusste, dass ich nicht früher nach Hause kommen würde. Ich war überzeugt davon, dass ich es genießen würde.

Als ich mit dem Flugzeug landete, wartete bereits ein Bus auf mich. Er fuhr direkt zum Ferienlager an der Küste. Mit mir stiegen noch drei andere in den Bus. Zwei Jungs und ein Mädchen. Die zwei Jungs waren vermutlich Zwillinge. Sie hatten die gleichen braunen Augen, doch der eine hatte längere, braune Haare, als der andere. Das Mädchen hatte auch braune Haare und genauso dunkle Haut wie die zwei Jungs. Dunkle Augenbrauen, aber schöne lange Locken. Sie setzte sich eine Reihe hinter mich, während die Jungs sich nach ganz hinten setzten. Ich drehte mich lächelnd zu ihr um. „Und gehst du auch zu dem Surflager?“, fragte ich sie. „ Ja. Meine Brüder auch. Darf ich vorstellen, die zwei Trottel heißen Justin und Till. Zwei echte Luser! Hi, ich bin Rica“; sie reichte mir die Hand. „Cémie“, antwortete ich und schlug in ihre Hand ein.

„Man bin ich nervös, sind die Surfer dort gut?“ versuchte ich eine Unterhaltung zu starten. „Hmm ziemlich. Bist du schon einmal eine Tube geritten?“ meinte Rica.

Ich hatte keine Ahnung. “Was ist eine Tube?“

“Du weißt nicht was eine Tube ist? Wie lange surfst du schon?“ fragte Rica verdutzt.

Ich gestand: „Weißt du eigentlich surfe ich nicht richtig, zu Hause habe ich mir selber bei gebracht auf einem Brett zu stehen. Das ist aber auch alles!“

“Oh, ok. Eine Tube ist, wenn du praktisch in dem Wellentunnel bist und versuchen musst wieder herauszukommen. Die Königin des Surfens, wenn du mich fragst. Auch sonst schlägt sie nichts. Ich wünschte, ich würde mal eine Tube reiten!“

“Wie lange surfst du schon?“ fragte ich neugierig. “Seit ich acht bin. Wir sind ein paarmal umgezogen. Als wir ans Meer zogen und ich meine erste Welle ritt wollte ich nie wieder umziehen.“

Rica konnte es wahrscheinlich gar nicht erwarten anzukommen, doch ich bekam Bedenken. Was wenn alle viel besser sind als ich? Wenn ich praktisch die einzige bin, die keine coolen Tricks kann, was dann?

Der Bus fuhr von der geteerten Straße ab auf einen sandigen Schotterweg zwischen Sanddünen. Vor uns lag ein weißer Strand, mit großen Palmen und kristallklaren Wasser. Einige Zelte waren aufgeschlagen. Viele Jungs und Mädchen in meinem Alter waren dort. Sie liefen mit schweren Koffern und Taschen herum und ließen sich von einem jungen blonden Mann den Weg zu ihren Zelten zeigen. Links war eine große Hütte daneben ein Lagerfeuerplatz und ein Schuppen mit Surfboards in allen Größen, Breiten und Farben. Der Bus hielt an. Justin und Till stürmten gleich heraus und nahmen ihre Koffer mit. Rica stürmte auch schon gleich raus, mit ihrem prallgefülltem Koffer. Ich nahm meinen Rucksack und folgte ihnen auch aus dem Bus. „Danke!“, rief ich dem Busfahrer zu, doch er verschloss die Bustüren und wendete.

„Und wen haben wir hier?“, fragte der junge Mann.“ Cémie Commiller!“ „Commiller, wo haben wir sie denn, ach da ganz unten. Dein Zelt ist das Dritte da drüben!“

„Danke!“, rief ich ihm noch entgegen. Ich lief zu meinem Zelt. Vor der Tür war eine Liste auf dem drei Namen standen: Vitray Helleson, Rica Miller, Cémie Commiller. Da tauchte Rica neben mir auf: „ Wir sind in einem Zelt, Cémie!“, schrie sie begeistert. - „Ja man echt krass. Wer ist diese Vitray?“

„Vitray? Die ist da drüben. Zusammen mit ihrer Gang. Wouve, Andy und Eilen.“ Vitray hatte einen extrem lockigen, hellroten Wuschelkopf, lange Beine mit starken Muskeln bepackt. Vom Surfen vermutete ich. Wouve hatte blonde, lange Haare, Andy und Eilen braune. Nur Andy hatte kürzere und hellere. Alle drei hatten ein ordentlich angedeutetes Sixpack. „Komm endlich rein. Die lernst du noch später kennen“; Rica hatte bereits die Zelttür geöffnet und ihren Koffer auf eines der Feldbetten gestellt. Auf dem anderen lagen schon drei andere Taschen, mit rosa, weißem und schwarzem Leder. Das waren Vitrays Taschen. Sie hatten schon ein paar ihrer Sachen ausgepackt. Ihre Bettwäsche, schwarz mit roten Kätzchen darauf und ein kurzes Nachthemdchen, trägerlos mit weitem Ausschnitt. Ein ganzer Schminkkoffer mit allen möglichen Lidschatten, haufenweise Kajalstifte und Wimperntusche in allen Größen. Sie hatte bestimmt zehn verschiedene Lippenstifte dabei! „Wow, dass nenne ich mal eine Discotussi!“, meinte ich. Sie hatte fünf paar Schuhe dabei und alle waren sie High Heels. Haufenweise enges Zeugs, bauchfrei, trägerlos, viel zu tiefer Ausschnitt. Bestimmt fünf Zentimeter lange Ohrringe, richtige Klunker waren das, Modeschmuck wie Ketten und Bettelarmbänder. Fast alles mit Neonfarben. „ Ach die macht sich immer so auf. Wenn ich dir einen Tipp geben darf, ich würde nicht so viel mit ihr machen. Das ist so eine richtige Zicke. Ich frag mich wie man so übertrieben überhaupt sein kann! Die meisten wollen doch immer nett sein!“, antwortete Rica. „Warum muss die nur in unserem Zimmer sein!“, ich hatte mir so sehr gewünscht, dass keine Zicken in mein Zimmer kommen müssten. Oder in mein Zelt eher gesagt. Da hörten wir Stimmen vor dem Zelt und der quietschende Reißverschluss öffnete sich. Nichts als rote Locken stolperten herein. „Ach, Rica! Das freut mich aber dass du wieder dabei bist. Vielleicht schaffst du diesmal einen ordentlichen Snap. Und die, die ist dann wohl deine neue Freundin!“, Vitray musterte mich skeptisch, „ Cémie war es oder?“ „CÉmie nicht CemIE! Die Betonung vorne:“ „Oh man! Was bist du nur für eine Strebertante!“, Vitray drehte an einer ihrer Locken und schlüpfte wieder aus dem Zelt. „Mach dir nichts draus. Die ist immer so. Ich würde es auch gar nicht mit ihr probieren.

Glaub mir, sie hat immer etwas, was du falsch machst“, Rica verdrehte die Augen und streckte ihren Mittelfinger Richtung Zelttür, „die hat mich schon letztes Jahr genervt. Vielleicht kriegst du ja dieses Jahr einen ordentlichen Snap hin, bla bla bla!“ Während Rica sich weiterhin aufregte packte ich meine Sachen aus. Meine Bettwäsche war weiß mit bunten Blumen. Und ich hatte einen Schlafanzug, der auch weiß war. Meine Klamotten waren zwar stylisch und auf dem Stand der allerneusten Mode, aber bauchfrei und trägerlos waren sie nicht. Ich hatte auch etwas Schminke dabei. Einen sehr schwachen Eyeliner und eine Wimperntusche hatte ich auch, aber ich benutze es fast nie. Ich kramte meine Bürste aus und kämmte meine goldblonden, glatten Haare ein bisschen durch. Ja ich hatte lange blonde Haare wie Barbie aber keine so schöne blaue Augen. Meine Augen waren hellbraun mit einem Stich ins Grüne.

Rica musterte mich. Dann sagte sie: “Hast du schon deinen Bikini an?“; und grinste.“ Mach ich jetzt“, antwortete ich. Rica und ich zogen uns schnell um, denn wir wollten im Meer schwimmen gehen. Zusammen rannten wir über den Strand mitten ins Meer. Es war nicht kalt, eher erfrischend. Rica begann mich nass zu spritzen. Als ich weit genug drinnen war tauchte ich und packte ihre Beine. Rica schrie laut und als sie merkte, dass ich es war musste sie lachen. Sie tauchte nach mir und ich schwamm davon. „Oh nein rettet mich, das Beißerchen ist hinter mir her!“, schrie ich laut und Rica bekam Krämpfe vor Lachen. Sie ließ sich ins Wasser plumpsen. „ Hier kommen noch zwei riesen Beißerchen!“, riefen Justin und Till. Sie spritzten uns nass und wir sie zurück.“ Na wartet!“ „Cémie auf drei!“ „Eins! Zwei! Drei!“ rief mir Rica zu und zusammen stürzten wir uns auf die Jungs. Die jedoch begannen uns auszukitzeln. „ Ok, ok, Waffenstillstand, ich kriege sonst keine Luft mehr“ rief ich völlig außer Atem. Die anderen vielen vor Lachen um! „ Rica, wartet auf uns, wir helfen euch“, riefen drei Mädchen die nun auch ins Wasser kamen. “Emma, Lilly, Bell!“ „Ihr seit es!“ „Los kommt schon!“, rief Rica den Mädchen entgegen.

Emma war sehr groß. Sie hatte fast weiße Haare, die ihr bis zu den Nieren gingen. Lilly war sehr klein und hatte dunkelbraune, lustige Zöpfe. Sie schien noch sehr jung zu sein. Ich schätze sie auf neun Jahre. Bell war bestimmt schon über achtzehn. Sie sah Lilly sehr ähnlich. Vermutlich Schwestern. Sie hatte nämlich die gleichen dunkelbraunen Haare in einem Stufenschnitt. Alle waren sie schon braungebrannt von der Sonne. Sie waren bestimmt schon länger hier oder wohnten in der Nähe. „Hey Leute. Hammer geil das ihr da seid. Ich hab euch so vermisst!“ Rica umarmte alle nacheinander. „ Wir dich auch, Rica du fehlst uns in Nordamerika!“, sagte Emma traurig. „ Hey, dass ist meine neue Zeltmitbewohnerin. Cémie dass sind Emma, Lilly und Bell!“, stellte sie mir die drei vor. Ich lächelte sie an. „ Hey freut mich dich zu treffen! Du bist das erste Mal hier, stimmt es? Also es wird dir ganz sicher gefallen, vor allem weil wir so einen super süßen Surftrainer haben!“, Rica schrie vor Freude. „Ja, Cham, der ist echt so heiß, warte bist du ihn siehst“, stimmte Bell zu. „Apropos Surfen, sollen wir?“, fragte Rica in die Runde, „keine Sorge, Cémie, wir bringen dir schon was bei!“ „Ach so du surfst noch nicht so lange. Ach das macht nichts. Wir bringen dir den Turn bei, der ist ganz leicht. Und der Threesixty, der ist zwar etwas schwerer, aber das bekommst du mit Sicherheit hin!“, rief Emma. Sie, Bell und Lilly liefen schon vor aus dem Wasser zu der großen Hütte mit dem kleinen Schuppen. Ich zögerte: “Und ihr seit sicher, dass ich das kann?“ „Ja klar, das ist echt easy. Das ist eigentlich das erste, was Surfer lernen. Und wenn und das drauf hast, gehen wir zum Snap und zum Arial. Wenn du das drauf hast bist du schon ein Spitzen Surfer. Dann könntest du sogar Wettkämpfe mitmachen!“ Ich hatte keine Ahnung was die Mädchen mit diesen Namen meinten. Aber es würde bestimmt viel Spaß machen, da war ich mir sicher. Surfen war für mich immer schon so etwas wie fliegen gewesen. Man war so schnell und frei! Ich konnte es kaum erwarten richtig surfen zu können! Rica und ich liefen auch aus dem Wasser.

Till und Justin waren schon längst zu dem Schuppen gelaufen. Beim Schuppen waren allerhand Boards. Till und Justin hatten sich ein blaues und ein grünes geholt. Emma holte sich ein großes weißes, Lilly ein rosafarbenes Anfängerboard und Bell ein hellblaues Profiboard. Rica und ich nahmen uns Boards aus dem mittleren Bereich. Ich eins mit Delphinen und Rica eins mit bunten Kreisen. Und los ging es.

Wir rannten ins Meer und legten uns auf die Boards. Dann paddelten wir nach draußen und hielten Ausschau nach Wellen. “Ich würde sagen Cémie, du fängst an, dann sehen wir wie weit du bist!“, rief Emma zu und die anderen Nickten lächelnd. Ich nickte zu. Da sah ich eine Welle heran rollen. Ich paddelte zu ihr hin und als ich in der Mitte war, stand ich auf mein Board und surfte entlang der Welle. Es war ein unglaubliches Gefühl! Die anderen Mädels jubelten mir zu. Ich surfte zurück zu ihnen. „Wow, also für den Anfang bist du echt verdammt gut. Also fangen wir mit dem Turn an. Der ist super easy. Also du fährst einfach bis zu Lip. Lip ist die Schaumkrone der Wellen. Und vom Lip fährst du sozusagen in Schlangenlinien wieder herunter zum Bottom der Welle, dass ist alles. Los probiere es mal!“, rief Bell und lächelte. Erneut schwamm ich auf eine etwas größere Welle zu. Diesmal stand ich erst auf dem Lip auf mein Board. Es fühlte sich sehr wackelig an, doch ich hielt die Balance. Dann bretterte ich die Welle herunter und fuhr kleine Kurven. Wieder jubelten alle. Ich kam zu ihnen zurück. „Das war der Wahnsinn! Einfach Hammer!“, rief ich begeistert. „Wir sagten doch, dass das leicht ist. Okay, jetzt kommt

Threesixty! Das ist eigentlich das gleiche nur umgekehrt. Also du stehst am Bottom schon auf und surfst die Welle hoch. Du musst aber dein Brett schräg halten, sonst funktioniert es nicht!“, meinte Rica. Ich drehte mich um und wartete auf eine Welle. Diesmal kam keine so schnell. Als ich eine sah, paddelte ich direkt zu ihr hin. Als ich am Bottom aufstehen wollte verlor ich fast das Gleichgewicht. Ich versuchte mein Board schräg zu stellen, doch ich schaffte es nicht. Die Wasserströmungen waren zu stark. „Versuch es mit dem Fuß zu Seite zu schieben!“, rief Emma. Ich befolgte ihren Rat und bekam es gerade so hin. Es war etwas schwieriger die Welle nach oben zu fahren, doch ich hatte so etwas ähnliches schon einmal zu Hause ausprobiert, von dem her wusste ich ungefähr, wie das ging. Als ich an der Lip ankam spritze mir Gischt, auch Weißwasser genannt, ins Gesicht. In einem Turn fuhr ich wieder herunter zu den Mädchen. „Wouuuuuuuuu, jeeeeay!“, jubelten sie alle. “Wow, du hast es echt drauf“, rief Rica. „ Du bist ein Naturtalent“, meinte Emma. “Meinen Respekt“, sagte Bell. „Danke, danke. Ihr könnt aber auch sehr gut erklären!“, rief ich. „Ok, wenn du das alles so gut kannst, lass uns surfen!“, entgegnete Emma.

Bell schoss direkt los auf eine Welle, Lilly, Emma und Rica folgten ihr. Bell stellte sich auf ihr Board und rief: “Hey Cémie, dass ist ein Snap!“ Sie fuhr schräg zum Lip und drehte eine extrem schnelle 90° Wendung auf der Lip und surfte wieder nach unten. Es sah unheimlich schwer aus, und das war es auch bestimmt. Dann nahm Bell noch einmal Schwung und fuhr die Welle hoch, dann drückte sie sich ab und hielt ihr Board fest. Sie sprang von der Welle und landete wieder in ihr. „Super Arial, Bell!“, rief Emma begeistert und Rica klatsche laut. Bell schien echt ein Profi zu sein. „Cémie, worauf wartest du?“, rief Rica mir zu, die gerade auch sich auf ihr Board stellte. Ich paddelte auf eine heranrollende Welle zu und stieg auf ein Board. Erst einen Threesixty und dann einen Turn fuhr ich. Auf dem Lip versuchte ich einen Snap, doch als ich mein Brett ruckartig wenden wollte, wendete sich nur mein Körper und ich viel ins Wasser. Salzwasser kam in meine Lunge und in meine Augen. Ich wartete bis die Welle über mir hinweg rollte, dann schwamm ich an die Oberfläche. Dort kamen alle zu mir hin. “Hey, alles okay?“, fragte mich Emma. „ Es geht schon, ich versuch es nochmal!“, sagte ich entschlossen und klammerte mich um mein treibendes Board. „Wenn du den Snap richtig machen willst brauchst du viel Sicherheit auf dem Board. Du musst fest draufstehen und den Schwung holst du dir mit den Armen. Geh dabei etwas in die Hocke dann geht es leichter. Und ich gebe dir noch einen Tipp: Wenn das Board sich vorne etwas anhebt ist es leichter“, meinte Bell. Ich robbte mich zurück auf mein Board, während die anderen los legten. Als ich erneut auf dem Lip surfte, versuchte ich die Tipps anzuwenden, doch ich verlor das Gleichgewicht, wollte mich an der Boardkante festhalten, doch viel seitlich wieder zurück ins Meer. Als ich wieder auftauchte, saß Rica breitbeinig auf ihrem Board und schaute mich aufheiternd an. „Das war doch schon ein kleiner Schritt nach vorne. Du bist herumgekommen. Alles was du brauchst ist Geduld, du schaffst das!“ „ Okay“; ich atmete tief ein. Als ich wieder los paddeln wollte, hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir. „Hey, Anfänger wie du haben hier draußen nichts verloren! Du schaffst ja noch nicht mal so einen dämlichen Snap! Was machst du überhaupt hier?“.

Es war der rothaarige Wuschelkopf Vitray! Sie drehte sich zu Andy, Eilen und Wouve um. “Warum lassen die überhaupt solche Nichtskönner hier rein? Ich mein hier trainiert man für Wettkämpfe!“ „Vitray“, rief Rica, doch ich unterbrach sie. “Schon gut Rica“, dann wendete ich mich an Vitray, “Du konntest bestimmt gleich den Snap, habe ich recht?“ „Pff! Ich surfe schon mein ganzes Leben, klar konnte ich ihn direkt, ich hab ihn beim Surfen mit dazu gelernt, der ist ja nicht schwer. Jeder Nichtsurfer bekommt den hin!“ „Ach ja, beweise es doch!“, rief ich ihr entgegen. “Von mir aus“, meinte sie mit einem Schulterzucken und paddelte neben mich. Dann paddelte sie ohne ein Wort einfach los. Ich rief:“ Hey!“ Doch sie reagierte nicht. Ich versuchte sie zu überholen. Ich tauchte mit meinen Armen tief ein und zog kräftig nach hinten. Fast waren wir auf einer Höhe. Als eine Miniwelle kam, hielt ich mich an den Kanten fest und tauchte unter der Welle hindurch. Über Wasser paddelte ich weiter. Da sah ich eine besonders große Welle heranrollen. Vitray hatte sie scheinbar auch gesehen. Da hörte ich Rica von hinten rufen:“ Nein, Cémie tu das nicht. Die ist eine Nummer zu groß für dich, komm her, das hat doch keinen Sinn!“ Doch ich hörte nicht auf sie im Gegenteil. Schnell stellte ich mich auf mein Board und fuhr wieder einen Threesixty auf die Lip. Dann stellte ich mein Board schräg und surfte schräg über die Lip ein paar Sekunden und in einem Turn wieder zum Bottom der Welle. Emma und die anderen jubelten laut. Ich sah das Vitray sehr ärgerlich wurde. Sie nahm Tempo, überholte mich und fuhr einen Snap und spritze mir die Gischt in mein Gesicht.

Das reichte. Ich surfte wieder nach oben auf die Welle und versuchte einen Arial. Doch ich schaffte es nicht. Anstatt mit dem Board abzuspringen, sprang nur ich ab, das Surfboard drehte sich unter mir ein paar Mal um die eigene Achse, bis ich wieder darauf landete und zusammen wieder auf der Lip war. Mein Buch kribbelte und mein Herz pochte. Ich konnte nicht glauben, dass ich wirklich wieder gelandet war. Dabei hatte ich das noch nie gemacht. Die Mädchen pfiffen gewaltig. Dann stieß Vitray mich mit der Vorderseite ihres Boards und wollte mich zum Kentern bringen, doch ich konnte mich gerade noch halten.

„Wer zu erst aus der Welle heraus kommt, hat gewonnen, du Schnecke!“, rief Vitray und huschte davon. Ich setzte einen Fuß nach vorne und setzte einen Druck auf das Board, damit es schneller fuhr. Unter meinen Füßen ruckelte es. Ich spürte wie ich schneller wurde und wie der Fahrtwind Tränen in meinen Augen verursachte. Doch dafür kam ich immer näher an Vitray heran. Hektisch schaute sie sich um. Sie versuchte schneller zu werden, merkte aber, dass sie so einen Überschlag machen würde. Immer wieder schaute sie von ihrem Board hektisch zu mir. Ich war schon fast direkt parallel zu ihr.

Als ich sie fast überholte, fingen die Mädchen an zu schreien: “Achtung, Cémie, schau nach vorne!“ Und als ich nach vorne sah, sah ich einen riesigen Felsen, der aus dem Wasser ragte. Ich konnte gerade noch einen Schlenker machen, doch für Vitray war es zu spät. Ihr Board fuhr mit einem lauten Krachen über den Felsen und blieb in einer Mulde stecken. Vitray schleuderte es im hohen Bogen nach vorne. Sie landete halb im Wasser, doch ihr Kopf schlug auf hartem Felsen auf.

Alle bekamen einen Schock. Sofort paddelten sie zu Vitray., Wouve war der erste. „Vitray, alles in Ordnung?“, rief er. „Ja ja, es geht schon. Mir ist nur leicht schwindelig“, erwiderte sie. Alle atmeten auf. Vitray versuchte aufzustehen und Wouve stütze sie. Vitray fasste sich an die Stirn. „ Ich hab krass Kopfweh“, murmelte sie.

„Eilen, hohle zur Sicherheit Cham und Andy und hilf mir sie auf ihr Board zu tragen“ sagte Wouve besorgt. Andy lief über den Felsen und holte ihr Board, dass immer noch fast senkrecht in der Mulde steckte. Er schleppte es vor Vitray ins Wasser. Dann hoben sie gemeinsam Vitray hoch und legten sie auf das Board.

Ich zitterte am ganzen Leib. Es war meine Schuld, ging es mir durch den Kopf. Ich hätte sie nicht herausfordern sollen. Wouve und Andy schoben das Board gemeinsam Richtung Strand. Andy drehte sich noch um: “Tut mir echt leid Mädels. Könntet ihr unsere Bretter mitnehmen?“ „Das machen wir“, sagte Rica. „Ist doch klaro, passt nur gut auf sie auf ja?“; fragte Emma. „Klar, wir halten euch auf dem Laufenden!“, antwortete Andy und drehte sich wieder um. Emma hüpfte ins Wasser und holte Wouves Board und legte es auf ihres. Dann stütze sie sich drauf und paddelte auch Richtung Strand. Bell und Rica machten es genauso. Lilly und ich holten auch unsere Boards. „Na komm schon.

Du warst echt super!“, sagte Lilly. Ich lächelte sie an. Auch sie paddelte den anderen hinterher. Nur ich blieb noch auf meinem Board sitzen. Wenn Vitray doch etwas passiert ist. Eine Gehirnerschütterung wird vielleicht dabei herauskommen. Eine Beule wird es mindestens. Ja toll, jetzt würde sie mich noch mehr hassen und alle anderen wahrscheinlich auch. Es würden bald alle wissen, das ganze Camp. Sie werden mich wahrscheinlich nach Hause schicken, ohne das wahrscheinlich. Ich kann meine Koffer packen. Am besten fange ich noch heute damit an. Aber erst später. Wenn ich jetzt an den Strand gehe, werden mich alle anglotzen. Es werden ein paar auch auf mich draufgehen, vermutlich. Es war fast Sonnenuntergang. Man konnte sogar die ersten Sterne sehen. Ich wendete mich ab vom Strand und paddelte einfach nur umher. Ich tauchte ein paar Mal unter Wellen her, bis ich eine kleine Insel aus Felsen sah. Ich kletterte auf die Felsen und legte mein Brett neben mich. An einer etwas glatten Stelle legte ich mich hin und schaute in die Sterne, die mittlerweile gut zu erkennen waren. Nur hinter dem Dickicht am Strand sah man noch leichtes Abendrot. Am Strand bereiteten ein paar Jungs das Lagerfeuer vor. Ich wollte nicht hingehen. Auch nicht zu dem Kennenlernzeugs, mich brauchte sowieso niemand kennen zu lernen. Erstens war ich bestimmt schon als die Unfallstifterin bekannt und zweitens würde ich morgen doch sowieso wieder abreisen, was sollte es also? Langsam wurde es kälter. Ich sah immer wieder ein paar Leute über den Strand zum Lagerfeuer gehen. Es würde wohl gleich anfangen. Die hatten es gut, die saßen nun am warmen Feuer, hörten sich alte Stammesgeschichten an, sangen ein paar Lieder zur Gitarre, oder grillten Marshmallows. Aber außer dem Rauschen des Meeres war nichts zu hören. Meine Eltern werden bestimmt wahnsinnig sauer sein. Schließlich hatten sie viel Geld bezahlt, alleine schon für den Flug. Wenn ich zu Hause bin werde ich wohl nie wider surfen. Es würde mich nur an diesen schrecklichen Sommer erinnern. Am besten wäre es, wenn ich alles vergessen würde. Ich würde meinen Eltern irgendetwas erzählen, aber nicht die Wahrheit. Nur was war das Problem?

Während dessen hörte ich schon die ersten Stimmen. Rufende Stimmen. Es war bestimmt Vitray, die ihre Schmerzen nicht aushalten konnte, stellte ich mir vor. Ach, ich wollte gar nicht darüber denken, wie es ihr grade ging und was die anderen sich so erzählten. Ich würde erst mitten in der Nacht wiederkommen, wenn alle fest schliefen. Ich merkte wie ich anfing zu Zittern, es war ziemlich kalt geworden. Ich schaute nicht mehr herüber zum Strand. Ich nahm auch keine Geräusche mehr wahr. Wie viel Stunden war ich wohl schon hier? Zwei bis drei werden sicherlich hinkommen.

Ich dachte daran, wie ich das Erste mal richtig surfen wollte. Damals war ich ungefähr sechs Jahre alt, als ich einen Surfer auf den Wellen surfen sah. Er war eigentlich gar nicht so gut, aber für mich war er der beste, den ich je gesehen hatte. Ich sah was er alles machen konnte und wie er überhaupt keine Angst hatte, dass das Meer ihn gleich verschlingen würde.

Von dem Tag an schien das Meer für mich lebendig, jede Welle war sozusagen ein Angriff gegen die badenden Menschen und die Surfer, die das Meer bezwingen wollten. Doch der Surfer wollte das Meer nicht bezwingen, jede Bewegung der Wellen benutzte er zu seinem Vorteil. Er schien das Meer richtig zu verstehen, seine Gedanken, als wäre er eins mit ihm. Von da an wünschte ich mir ein Surfboard, auch wenn meine Eltern streng dagegen waren. Ich bettelte jeden Tag ein ganzes Jahr lang, bis ich eines bekam. Von da an war ich jeden Tag im Wasser. Als die Schule dazu kam, wurde es weniger, aber meine Leidenschaft habe ich nie verloren. Ich hätte nie gedacht einmal richtig professional Surfen zu können oder die Chance dafür zu haben. Für mich reichte es einfach nur auf dem Brett zu stehen.

Plötzlich leuchteten mir mehrere weiße Lichter ins Gesicht, Taschenlampen vermutete ich, und ich hörte, wie jemand meinen Namen mehrmals rief. Ich rappelte mich auf. Da sah ich drei Gestalten auf mich zu paddeln.

„Cémie, was machst du noch hier draußen?“ „Wir haben dich überall gesucht!“ Dann erkannte ich die zwei Stimmen. Es waren Andy und Rica. „Komm schon, alle warten auf dich“, sagte die dritte Stimme. Es war Cham. Sie kletterten den Felsen hoch. Rica nahm mich in den Arm und Andy hockte sich auch neben mich. Cham holte mein Brett. “Ich kann nicht zurück zum Strand, ich bin Schuld, dass Vitray was weiß ich hat!“, meinte ich. „Vitray geht es sehr gut, sie kann schon wieder tanzen. Außerdem war es ein Unfall, keiner kann was dafür! Nicht einmal du. Jetzt komm endlich!“, meinte Rica. Obwohl ich nicht wollte, kletterte ich den Felsen hinunter und paddelte zusammen mit den anderen doch zurück zum Strand. Das Wasser war wärmer, als die Luft. Es hatte sich noch nicht abgekühlt. Der Wind dagegen, der von den Wellen kam, hatte meine Lippen dunkelblau gefärbt und war eiskalt.

2. Tiefe Dunkelheit

Als wir zurück am Strand waren und unsere Boards aufgeräumt hatten, setzten wir uns zusammen mit den anderen ans Lagerfeuer. Vitray war auch da, sie saß zwischen Wouve und Eilen, neben ihnen noch ein Platz frei für Andy. Emma Bell und Lilly hockten neben zwei anderen Mädchen. Die eine hatte hellbraune Haare und die andere fast schwarzes. Till und Justin saßen auch noch da, neben zwei anderen Jungs. Die waren beide mittelblond. Rica und ich nahmen auf noch zwei freie Stühle platz. Neben uns setzte sich Cham hin. Vor ihm lag eine Gitarre. Rica saß neben Andy.

„So alle zusammen.“ begann Cham. „Da sind wir endlich! Und freut ihr euch schon auf morgen, da geht's dann endlich richtig los mit dem Surfen! Also, ich will euch zu erst mit ein paar Regeln vertraut machen. Ich weiß die sind nervig, aber die müssen sein. Also Essen gibt es immer von neun bis zehn, Mittagessen um ein Uhr und Abendessen um sieben. Ihr dürft keine Surfbretter einfach so nehmen, da müsst ihr erst jemanden fragen, dass ist wichtig, damit wir wissen, wo ihr seid. Dann die Duschen sind in der großen Hütte, genau wie die Toiletten, Küche, Esszimmer, zwei Gemeinschaftsräume und ein kleiner Pool. Wir haben auch mehrere Waschmaschinen, die sind dann hinter der Tür bei den Toiletten. Wer etwas kaputt macht oder so etwas ähnliches darf es selber wieder besorgen und bekommt eine kleine Strafe. Lasst keine Essensreste liegen, damit es hier auch weiterhin schön sauber bleibt.“

Cham holte Luft: „Und ein persönlicher Wunsch mit kein Zickenterror, ja, wenn es etwas gibt, dann redet ganz normal miteinander und hört euch auch gegenseitig zu, okay? Danke Leute, dass war es auch schon. Das ist echt nicht viel, das kann man sich merken.“

„Okay, also dann machen wir jetzt eine kleine Runde, jeder sagt ein bisschen etwas über sich, egal was. Ich fang mal an: Also ich bin Cham, ich bin hier jetzt schon acht Jahre insgesamt. Fünf Jahre davon war ich selber Camper. Ich surfe erst seit ich fünfzehn bin, also ein bis zwei Jahre jünger als ihr jetzt seid. Ich bin jetzt fünfundzwanzig Jahre alt, lebe zur Zeit auch auf Hawaii, davor habe ich in Brasilien gelebt. Ich habe drei Brüder und eine Schwester. So und jetzt seit ihr dran!“.