IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
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Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
© 2015 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Tycoon’s Delicious Debt“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2250 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Gudrun Bothe
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733707019
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Cooper Brock hatte kein Auge für die Naturschönheiten der Algarve. Während er den belebten Strand an der Südküste Portugals entlangmarschierte, flog der weiße Sand unter den Sohlen seiner handgenähten Schuhe zu allen Seiten.
Der Druck in seiner Brust wuchs mit jedem Schritt, und er hätte nichts lieber getan, als seiner Wut endlich freien Lauf zu lassen. Schlimm genug, dass er der sengenden Hitze nicht ausweichen konnte, für die sein schwarzer Business-Anzug absolut nicht gemacht war. Grimmig musterte er die vielen Sonnenanbeter.
Wo ist sie? Cooper knirschte mit den Zähnen, während er eine Gruppe junger Bikinischönheiten fixierte, die sich juchzend im Wasser vergnügte. Wo, zum Teufel, hielt sich Serena Dominguez versteckt? Die Frau, die ihn im letzten Monat nahezu den Verstand gekostet hatte?
Seit sie sich vor vier Wochen anlässlich eines Charity Dinners in London über den Weg gelaufen waren, war er ihr auf den Fersen geblieben, folgte ihr gnadenlos auf Schritt und Tritt, getrieben von einem Jagdfieber, das er bis zur Neige auskostete.
Doch was sie sich heute erlaubt hatte, änderte alles.
Wie kann sie es wagen, in mein Territorium einzudringen?
Verdammt! Am liebsten hätte er sich mit einem wüsten Gebrüll Luft gemacht. Der Sieg war so nah gewesen. Nach zwei langen Jahren, in denen er endlose Geduld hatte aufbringen müssen, stand der Deal quasi vor dem Abschluss. Und dann war er dem Brock-Imperium direkt vor der Nase weggeschnappt worden.
Dabei hatte er sich strikt im Rahmen der geltenden Gesetze bewegt. Das war ungefähr so, als müsse man einen Straßenkampf mit einer auf den Rücken gebundenen Hand ausfechten.
Für Cooper bedeutete der Erwerb des Alves-Anwesens weit mehr als einen fantastischen Zugewinn für das Familienunternehmen. Ein Mega-Deal, wie er seinem erfolgsverwöhnten Vater versagt geblieben war. Ihn heute unter Dach und Fach zu bringen, hätte endgültig bewiesen, dass seine Methoden denen von Aaron Brock vorzuziehen waren.
So gesehen konnte er Serenas Einmischung als echten Tiefschlag werten.
Cooper fluchte lautlos.
Als ein vom Rauschen der Wellen untermaltes Frauenlachen an sein Ohr drang, blieb er wie angewurzelt stehen. Keine Frage, er hatte sie gefunden. Das verriet schon das verräterische Ziehen in seinen Lenden, das ihn nie verließ, wenn Serena Dominguez in der Nähe war. Dabei hatte er sie bis gerade eben noch nie lachen gehört.
Cooper wechselte die Richtung und steuerte zielgerichtet auf einen übergroßen blauen Sonnenschirm zu. Sobald Serena in sein Sichtfeld kam, wurden seine Schritte langsamer. Dafür beschleunigte sich sein Atem, und das Herz dröhnte wie ein Vorschlaghammer. Er wünschte, er würde nicht jedes Mal so heftig auf ihren Anblick reagieren.
Als er endlich vor ihr stand, vermied Cooper jeden Augenkontakt und konzentrierte sich sicherheitshalber auf ihre Füße. Allerdings hatte er nicht mit dem schmalen Goldkettchen um den zarten Knöchel seiner Intimfeindin gerechnet – genau die Art von Geschenk, die ein verliebter Galan der Frau seines Herzens verehren würde. Der Gedanke behagte ihm gar nicht.
Langsam ließ er den Blick an den langen, perfekt gebräunten Beinen hochwandern, bis zu einer geradezu skandalös winzigen, weißen Bikinihose. Cooper schluckte heftig und schloss für einen Sekundenbruchteil die Augen, während er sich verzweifelt bemühte, seine Libido wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dann öffnete er die Augen, fixierte finster Serenas reizendes Profil und wartete darauf, dass sie ihren Anruf beendete.
Leider verdeckte eine riesige Sonnenbrille den Großteil ihres Gesichts. Doch allein die hohen Wangenknochen, die weichen, vollen Lippen und das Kinn waren echte Hingucker. Serena Dominguez war mehr als einfach nur schön. Ihre sinnliche Grazie fesselte ihn und heizte seine Fantasie an.
Abrupt beendete sie das Telefonat, warf ihr Handy achtlos in die stylische Strandtasche und hob beide Hände, um ihr langes braunes Haar aufzulockern, das in einer seidigen Kaskade über die Schultern herabfiel. Als sie mitten in der Bewegung innehielt, wusste Cooper, dass sie ihn bemerkt hatte.
„Was ist das für ein perfides Spiel?“, stellte er sie ohne Umschweife zur Rede.
„Olá, Mr. Brock.“ Ihr brasilianischer Akzent ließ seinen Namen wie eine Liebkosung klingen. „Was hat Sie denn nach Portugal verschlagen?“
„Hören Sie auf, das Unschuldslamm zu mimen. Ich habe keine Zeit für Spielchen.“
„Was für ein überraschendes Statement.“ Serena schob die Sonnenbrille auf den Kopf und hob die Brauen. „Und ich dachte, Sie leben, um zu spielen.“
Ihre Augenfarbe erinnerte ihn an den warmen Goldton seines Lieblingstequilas. Allerdings war ihr Blick schärfer als das Getränk. Das höflich zurückhaltende Lächeln, mit dem sie ihn sonst bedachte, wich einem offenen Strahlen, wie er es sich schon die ganze Zeit über von ihr gewünscht hatte. Aber nicht unter diesen Umständen.
„Ich hätte heute das Alves-Geschäft abschließen sollen“, sagte Cooper so beherrscht wie möglich, während in seinem Innern Ärger und Verlangen einen erbitterten Kampf ausfochten. „Doch dann musste ich feststellen, dass Sie es mir gestohlen haben.“
„Gestohlen?“ Ihre Brauen wanderten noch ein Stück höher. „Vorsicht, Cowboy, ich bin keine Diebin.“
Wie sie es sagte, ließ vermuten, dass Miss Dominguez den Spieß gerne umdrehen würde, was natürlich lächerlich war!
„Wie haben Sie den Deal an Land gezogen? Ich weiß, dass Sie als eine Art Finanzgenie gelten, trotzdem verfügen Sie weder über das Geld noch die Verbindungen, um ein Geschäft dieser Größenordnung abzuschließen.“
„Wozu auch, wenn es reicht, mein Lächeln einzusetzen und ein wenig mit den Wimpern zu klimpern?“
Und kaum einen Faden am Leib zu haben! ergänzte er zynisch in Gedanken und ließ seinen Blick zu den prallen Brüsten wandern, die das knappe Bikinioberteil zu sprengen drohten. Genauso gut hätte sie sich oben ohne sonnen können.
„Wenn Sie glauben, ich würde mir so einfach von Ihnen nehmen lassen, was bereits mir gehörte, haben Sie sich getäuscht.“
Ihr Lächeln wurde noch breiter, als Serena die Hände hinter dem Kopf verschränkte und sich bequem zurücklehnte. Natürlich wusste Cooper, dass diese Geste weder zufällig noch absichtslos war.
„Ich glaube nur eins: Nämlich, dass Sie ziemlich überrascht wären zu erfahren, was ich alles über Sie weiß.“
„Keine Spielchen, Serena“, warnte er sie erneut. „Dafür bin ich absolut nicht in Stimmung. Verraten Sie mir lieber, was Sie mit dem Objekt vorhaben?“
„Nichts Spezielles. Ich wollte Ihnen nur das Geschäft vor der Nase wegschnappen“, eröffnete sie ihm überraschend. „Und? Wie fühlt es sich an, nicht zu bekommen, was man unbedingt haben will? Es muss Sie ziemlich hart getroffen haben …“
Ihre mitfühlende kleine Grimasse konnte ihn nicht täuschen, besonders, da sie sich blitzartig in ein Lächeln verwandelte, das vor Genugtuung nur so strotzte.
„Keine Bange, das ist nur der Anfang. Es wird noch viel schlimmer“, versprach sie ihm dann.
„Wenn Sie auf Teufel komm raus meine Aufmerksamkeit gewinnen wollten … die war Ihnen schon bei unserer ersten Begegnung sicher“, versuchte er ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Das Lächeln schwand. „Das ist das Letzte, was mich an Ihnen interessiert, Mr. Brock. Ich dachte, das hätte ich Ihnen bereits mehr als deutlich klargemacht.“
„Wen wollen Sie damit an der Nase herumführen? Sie konnten in den vergangenen Wochen doch keine Sekunde die Augen von mir lassen“, erinnerte er sie und versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
„Wenn das so war, dann allein aus dem Grund, weil ich gelernt habe, keinem Brock auch nur für eine Sekunde den Rücken zuzukehren“, gab sie kühl zurück und griff nach ihrem Drink.
„Okay, lassen Sie mich nicht länger im Ungewissen. Irgendetwas müssen Sie unbedingt von mir wollen, wenn Sie einen derartigen Aufwand betreiben.“
Genüsslich schlürfte Serena ihren Cocktail und fuhr sich anschließend mit der rosigen Zungenspitze über die vollen Lippen. Cooper war davon so fasziniert, dass er beinahe die Antwort verpasst hätte.
„Was ist das eigentlich für ein Gefühl, jemandem über Wochen hinweg quasi auf den Fersen zu folgen, ohne auch nur das Geringste über ihn zu wissen?“
Er schob die Brauen zusammen und verschränkte strategisch die Arme vor der Brust. „Ich weiß alles, was ich wissen muss“, behauptete er arrogant. „Sie sind hübsch, smart und halten mich auf Abstand, weil Sie ahnen, dass ich Ihnen gefährlich werden könnte.“
In Serenas Augen blitzte es amüsiert auf. „Bleiben Sie dabei, wenn Sie sich dann besser fühlen“, riet sie ihm, senkte den Kopf und schaute ihn unter dichten Wimpern hervor an. „War’s das? Mehr wissen Sie nicht über mich?“
„Was könnte mich sonst noch interessieren?“ Außer dem Zauberwort, mit dem ich sie schnellstmöglich in mein Bett bekomme? Aber das würde sie ihm sicher nicht verraten.
„Ehrlich gesagt, überrascht mich das kein bisschen. Genauso machen Sie auch Ihre Geschäfte: Anstatt Recherche, instinktive Bauchentscheidungen“, resümierte sie in einer Mischung aus Kritik und widerwilliger Bewunderung. „Sie sehen etwas, das Sie unbedingt wollen und marschieren einfach los, voller Zuversicht, es auch zu bekommen.“
Erwartet sie etwa, dass ich mich dafür entschuldige? „Warum auch nicht? Bisher hat es immer funktioniert.“
„Wenn es dabei gilt, diverse Hindernisse aus dem Weg zu räumen, umso besser“, fuhr sie ungerührt fort. „Das erhöht den Reiz. Wie heißt es noch? Viel Feind, viel Ehr…“
Coopers Miene verfinsterte sich. „Und obwohl Sie das wissen, stellen Sie sich mir trotzdem in den Weg?“
„Tja, das ist eben der Unterschied zwischen uns beiden: Sie hängen mir ständig an den Fersen, ohne mich auch nur ein Deut besser einschätzen zu können, und ich habe in der Zeit eine Menge über Sie erfahren.“
„Ich fühle mich geschmeichelt“, murmelte Cooper und folgte mit den Augen fasziniert einem Tropfen, der vom Glasrand auf ihre Haut fiel und im samtenen Tal zwischen ihren vollen Brüsten verschwand. „Aber Sie hätten sich die Mühe sparen und mich direkt fragen können, um zu erfahren, was Sie interessiert.“
„Nur hätten Sie mir ganz sicher nicht verraten, was ich wirklich wissen will“, entgegnete sie in diesem rauen, aufreizenden Ton, der ihm jedes Mal direkt in die Lenden fuhr. „Oder würde ich dann auch von dem lukrativen Deal wissen, den Sie mit der australischen Minen-Company abgeschlossen haben? Übrigens, Gratulation dazu!“
Seine Augen wurden schmal. „Woher …“
„Oder von den Verhandlungen mit der Telekommunikationsgesellschaft in Zürich? Es ist natürlich eher Zockerei als reelles Geschäft und hängt noch in der Schwebe, aber wie ich Sie inzwischen kenne, ziehen Sie den Fisch schlussendlich an Land.“
Er war erst letztes Wochenende in Zürich gewesen, und die Schweizer wie die Australier legten größten Wert darauf, nicht voreilig etwas nach außen dringen zu lassen. „Wer ist Ihre Informationsquelle?“
Serena zuckte nur mit den gebräunten Schultern und lächelte. „Und ganz sicher hätten Sie nicht gewollt, dass ich von Ihrem spektakulären Gewinn beim letztjährigen Pokerturnier im Chatsfield Las Vegas erfahre.“
Damit hatte sie ihn endgültig. „Aber niemand weiß …“ Cooper brach ab.
„Dass Sie fünfundzwanzig Prozent der Aktienanteile an der Harrington Group von John Harrington Jr. gewonnen haben?“, beendete sie seinen Satz. „Keine Sorge, meine Lippen sind versiegelt.“
Cooper starrte sie an wie einen Geist. Davon kann niemand wissen! John Jr. würde mit dem unrühmlichen Verlust ganz sicher nicht hausieren gehen. Wie hatte sie das nur herausgefunden? Wusste Serena womöglich auch, warum er die Harrington-Aktien so unbedingt benötigte?
Verdammt! Er hatte sie unterschätzt. Dieses Vollweib brachte ihn nicht nur zunehmend um den Verstand, sie deckte auch noch mit spielerischer Leichtigkeit seine tiefsten Geheimnisse auf. Was mochte sie noch in petto haben? Und vor allem: Welche finsteren Pläne schmiedete sie hinter ihrer glatten Stirn?
„Warum haben Sie sich die Mühe gemacht, all das über mich in Erfahrung zu bringen?“, fragte er so gelassen wie möglich.
Serena gähnte verhalten und streckte sich wie eine träge Katze. Cooper biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste, brachte es aber nicht über sich, den Blick von ihr loszureißen.
„Jemand, der so privilegiert aufgewachsen ist und lebt wie Sie, muss einen doch faszinieren.“
Sein Hemdkragen wurde ihm plötzlich viel zu eng. „Serena …“
„Immerhin genießen Sie in vollen Zügen ein Leben, das eigentlich mir zugestanden hätte.“ Jetzt blitzten ihre Augen nicht vor Amüsement, sondern vor lodernder Wut. „Sie weisen Chancen von sich, die ich mit Kusshand ergriffen hätte.“
„Wovon reden Sie überhaupt?“, fragte Cooper verwirrt.
„Fragen Sie Ihren Vater!“, zischte Serena. „Fragen Sie ihn nach Felipe Dominguez. Vierzehn Jahre ist es her, dass er die Firma meines Vaters in den Bankrott getrieben und damit alles zerstört hat.“
Während sich eisige Kälte in seinem Innern ausbreitete, prickelte Coopers Haut. Der Name war ihm nicht geläufig, doch was Serena da behauptete, klang absolut nach seinem Vater. „Wenn das tatsächlich passiert ist, hat es nichts mit mir zu tun.“
„Natürlich nicht, außer dass Sie davon profitieren. Als verwöhnter Erbe sind Sie sozusagen der Kriegsgewinnler.“
Er stieß einen unterdrückten Fluch aus. „Und wie hängt das mit dem Alves-Land zusammen?“
Plötzlich schien Serena alle Kraft zu verlassen. „Das können wir heute Abend beim Dinner im Harrington besprechen“, murmelte sie. „Sagen wir gegen acht?“
Mit zusammengekniffenen Lippen schüttelte Cooper den Kopf. Was dachte sie sich eigentlich, ihn mit dreist hingeworfenen Informationsfetzen anzufüttern, nur um ihn dann am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen? Und ihn dann auch noch herumkommandieren zu wollen!
Bebend vor unterdrücktem Zorn stützte er sich mit beiden Händen auf ihren Armlehnen ab und kam ihr dabei so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. Doch sie wich nicht zurück, ja, zuckte mit keiner Wimper. Gelassen begegnete sie seinem grimmigen Blick, als wisse sie bereits, wie sein nächster Schritt aussehen würde.
Dafür drohte Cooper zu schwächeln, als ihn der tropische Duft des Sonnenöls einhüllte, das ihre goldbraune Haut sanft glänzen ließ.
„Ich will es jetzt wissen“, beharrte er.
Serena schien wenig beeindruckt. „Tut mir leid, aber ich muss jetzt arbeiten.“
Sie war wirklich die Inkarnation dieser verwöhnten Prinzesschen, die erwarteten zu bekommen, was sie sich wünschten, wann immer es ihnen ins hübsche Köpfchen kam. Als würde die Welt sich allein um sie drehen. Am liebsten hätte er sie aus dem Liegestuhl gerissen und zum Abkühlen in den Ozean geworfen. „Serena, ich schwöre …“
„Sorry, es geht einfach nicht anders“, blockte sie ihn kühl ab.
„Unsinn! Ich habe mehrfach erwähnt, dass ich keine Zeit für Spielchen …“
„Keine Zeit?“ Ihre Stimme klang wie geborstenes Glas. „Cowboy, auf diesen Moment habe ich vierzehn lange Jahre gewartet. Ich hatte zwar damit gerechnet, Ihrem Vater gegenüberzustehen, aber nun müssen Sie mir eben genügen.“
Ich muss ihr genügen? Cooper fühlte sich wie in eine Parallelwelt katapultiert. Hätte er einem spontanen Impuls nachgegeben, würden seine Hände jetzt um ihren schlanken Hals liegen.
„Ich weiß nicht, woher Sie die Dreistigkeit nehmen …“
„Details können wir beim Dinner erörtern.“ Serena wedelte mit der manikürten Hand, als würde sie einen Angestellten entlassen. „Das ist der einzige Zeitrahmen, den ich Ihnen anbieten kann. Allerdings weiß ich nicht, wie es dann um Ihren Appetit bestellt sein wird. Immerhin werden wir über Aaron Brock reden.“
Zur Hölle! Diese Frau muss eine geheime Todessehnsucht haben. So über seine Familie zu sprechen, war keiner Menschenseele erlaubt, auch nicht einer atemberaubenden Sirene, die seit Wochen seine Träume beherrschte! „Mein Vater ist ein weltweit geachteter Geschäftsmann, über den niemand etwas Schlechtes sagen würde.“
Ihre Mundwinkel wanderten nach unten. „Warum wohl?“, höhnte sie. „Weil man ihn noch mehr fürchtet als achtet. Aber ich werde nur zu glücklich sein, Sie über Ihren Erzeuger aufzuklären, wenn wir uns heute Abend im Harrington treffen.“
Cooper kämpfte gegen das ungewohnte Gefühl an, in die Ecke gedrängt zu werden. Nur zu gern hätte er den Fehdehandschuh aufgenommen, doch dafür hatte er einfach nicht genügend Munition, sprich Information.
Bluffte Serena oder hielt sie womöglich das eine oder andere Ass im Ärmel versteckt? Er musste unbedingt herausfinden, was sie noch wusste. Mitten im Kampf klein beizugeben fiel Cooper unglaublich schwer, doch ihm blieb keine Wahl.
„Um acht im Restaurant“, brummte er darum barsch. „Versuchen Sie zu kneifen, verfolge ich Sie bis ans Ende der Welt.“
„Warum sollte ich kneifen, wenn ich alle Trümpfe in der Hand halte?“, rief sie ihm hinterher, als er sich abrupt zum Gehen wandte.
Während er verbissen durch den Sand stapfte, begleitete ihn ihr raues Lachen. Cooper verwünschte die verheerende Wirkung dieser Frau – auf seine Libido, seine Psyche und seine Businesspläne. Er musste sich unbedingt wappnen, um nicht völlig überrollt zu werden.
Ihm blieben nur wenige Stunden, um herauszufinden, wie sein Vater das Leben von Serena Dominguez und ihrer Familie zerstört hatte. Aaron Brock war auf jeden Fall nicht dafür bekannt, Gnade walten zu lassen, wenn er etwas durchsetzen wollte.
Serena blickte Cooper Brock hinterher, der wie ein gereizter Stier blindlings davonstürmte – eine dunkle, bedrohliche Gestalt, umgeben von Sonnenschein und bunten Farben.
Während sie zitternd ausatmete, klirrten die Eiswürfel in ihrem Cocktailglas. Grimmig schloss sie die Finger fester um den Stiel, entschlossen, sich nicht aus der Balance bringen zu lassen. Doch ihre Haut war kalt, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Trotzdem unterdrückte sie den Drang, sich über die Arme zu reiben, falls Cooper sich noch einmal umdrehen sollte. Sie wollte nicht, dass er sah, wie sie fröstelte.
Ihre Beklemmung wich allerdings auch dann nicht, als er längst außer Sicht war. Wenn sie wüsste, wo er jetzt war und was er tat, würde sie sich auf jeden Fall wohler fühlen. Serena hasste Überraschungen … besonders wenn sie in Form eines athletischen männlichen Bodys von einem Meter neunzig daherkamen.
Natürlich hatte sie sich vorgenommen, Cooper mit ihrem Wissen zu konfrontieren, allerdings nicht jetzt schon. Doch Neuigkeiten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer, und Cooper Brock war offenbar noch schneller. Er hatte sie überrascht, und sie hatte ihr Bestes gegeben, um sich ihre Verwirrung und Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.
Von ihren Eltern hatte Serena gelernt, ihre wahren Gefühle zu verbergen, da Image und Contenance alles bedeuteten. Inzwischen war ihr diese Einstellung zur zweiten Natur geworden.
Sie wusste, dass man sie für ein verwöhntes Society-Girl hielt. Doch sie erlaubte der Presse nicht nur, diesen Mythos zu verbreiten, sondern tat ihr Bestes, um ihn zu bestätigen und auszubauen. Die Öffentlichkeit sah allein ihr elegantes Outfit, Juwelen, Designersonnenbrille und ein selbstbewusstes Lächeln. Doch das war nur die Rüstung, hinter der sie ihr wahres Ich verbarg. Was auf jeden Fall besser war, als den Menschen ihre Verletzlichkeit zu präsentieren.
Wenn sie Cooper das nächste Mal traf, würde sie sich jedenfalls nicht halb nackt auf einer Sonnenliege rekeln, sondern besser vorbereitet sein und ihm auf Augenhöhe begegnen.
Ihr Handy klingelte. Als Serena es aus ihrer Strandtasche zog, zitterte ihre Hand immer noch wie Espenlaub. Gut, dass Cooper Brock kein besonders aufmerksamer Beobachter war. Wäre ihm aufgefallen, wie sehr sein unerwartetes Auftauchen am Strand sie erschüttert hatte, hätte er das unter Garantie skrupellos zu seinem Vorteil genutzt.
„Alô?“ Zu ihrer Erleichterung klang sie viel lockerer, als sie sich fühlte.
„Serena?“, fragte eine männliche Stimme. Der knappe britische Akzent hatte so gar nichts mit Coopers gedehntem Südstaatenslang gemein. „Hier ist Spencer Chatsfield. Ich warte auf ein Update.“
Serena unterdrückte ein Seufzen. Sie hasste es, kontrolliert zu werden. Spencer schien absolut überrascht und begeistert von ihrem Angebot zu sein, inzwischen aber Zweifel an ihrer Kompetenz zu hegen. Natürlich hatte sie alles unter Kontrolle. Andererseits investierte Spencer eine Menge Geld in das Projekt.
„Es läuft alles nach Plan“, erklärte sie mit demonstrativer Zuversicht. „Heute Morgen wurde das Alves-Geschäft mit Ihrem Geld abgewickelt. Außerdem habe ich bereits für heute Abend ein Treffen mit Cooper Brock arrangiert, um ihm ein Angebot zu unterbreiten, das er nicht ablehnen kann. Er bekommt das Alves-Land für die Harrington-Anteile, die Ihnen so wichtig sind.“
Sie konnte es kaum abwarten, Cooper diesen Handel zu unterbreiten und dabei sein Gesicht zu sehen. Mitzuerleben, wie die arrogante Zuversicht in den silbergrauen Augen erlosch und misstrauischer Wachsamkeit Platz machte.
„Wenn die Transaktion tatsächlich so simpel wäre, hätte ich sie selbst ausführen können“, wandte Spencer ein. „Was, wenn er sich weigert?“
Damit würde genau das eintreffen, was sie erwartete, zumindest zu Anfang. „Das wird nicht geschehen. Mir gehört etwas, das er mehr will als alles andere.“ Dringender als das Land und als sämtliche Harrington-Aktien. Ihr Lächeln war erloschen, die Stimme ließ jetzt jeden Funken Wärme vermissen.
„Er ist ein Brock, und das Geschäftemachen liegt ihm im Blut. Er verliert nie.“
Serena nahm einen Schluck von ihrem Drink und kämpfte gegen ihren wachsenden Unmut an. Cooper war nur so erfolgreich, weil er den Namen Brock und das dazugehörige Vermögen im Rücken hatte. Er wusste nicht, wie es war, ohne Netz und doppelten Boden zu verhandeln, immer mit der Angst im Nacken, beim nächsten Schritt alles zu verlieren. Aber das würde sie jetzt ändern und ihre Kraft und Zuversicht zurückgewinnen, indem sie ihm seine nahm.
„Spencer, das haben wir doch alles bereits in London besprochen“, erinnerte sie ihren Gesprächspartner mit sanfter Stimme. Damals war es ihr nicht schwergefallen, ihn mit weiblichem Charme einzuwickeln und für ihren Plan zu begeistern. Man zolle seinem Gegenüber offene Bewunderung und lasse es in dem Glauben, Oberwasser und die Kontrolle über die Situation zu haben, und schon war der Weg frei, um eigene Belange zu verfolgen, ohne sich offen durchsetzen zu müssen.
Auf diese Weise gelangte Serena in jede Vorstandsetage und jeden Sitzungssaal, der sie interessierte, und bekam, was immer sie wollte.
„Wenn Sie das Gefühl haben, ich wäre Cooper Brock nicht gewachsen, dann hätten Sie mir nicht Ihr Geld geben dürfen.“
„Läuft alles nach Plan, bekommt Cooper das Land und ich die Harrington-Anteile. Aber worauf sind Sie aus? Warum nehmen Sie das alles auf sich?“, wollte er wissen.
Offenbar reichte Spencer die Erklärung nicht, die sie ihm anfangs präsentiert hatte