Über dieses Buch
Dieses Buch entstand durch meinen tiefen Wunsch, etwas Wunderbares und Unvorstellbares mit der Welt zu teilen. Ich durfte in den letzten drei Jahren eintauchen in das Geheimnis bedingungsloser Liebe. Und auch, wenn Worte kaum das wiedergeben können, was ich, ebenso wie bereits viele andere Frauen, erleben durfte, so ist dies hier der Versuch, Euch ein Stück weit mit auf diese unglaubliche Reise zu nehmen.
Wer sich auf den Weg in die bedingungslose Liebe begibt, wird erleben, dass sein gesamtes Leben komplett auf den Kopf gestellt wird und dass es zig Täler zu durchwandern gilt.
Aber letztlich führen diese Täler alle irgendwann auf einen Gipfel. Ein Gipfel, der unermesslichen Wert besitzt für denjenigen, der den Weg hierauf geschafft hat!
Viel Freude beim Lesen!
Jana Wobo
Für Dich, mein Herz!
Jana Wobo
In Liebe vereint
Der Weg zur erwachten, wilden Frau
© 2016 Jana Wobo
Umschlag, Illustration: Jana Wobo
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback | 978-3-7345-3861-2 |
Hardcover | 978-3-7345-3862-9 |
e-Book | 978-3-7345-4649-5 |
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Beginnen wir mit einem kleinen Märchen zur Einstimmung:
Es war einmal eine liebreizende Prinzessin, die von jedermann gern gemocht wurde, denn sie las jedem, der ihr begegnete, die Wünsche von den Augen ab.
Diese Gabe brachte ihr unzählige scheinbare Freundschaften ein und ihre Eltern waren stolz auf ihre Tochter, da sie allen mit ihrer Tugend schmeichelte und so für Wohlgefallen sorgte.
Ihr ganzes junges Leben lang wohnte die Prinzessin in einem prunkvollen Schloss an der Seite ihrer königlichen Eltern. Diese liebten sie so sehr, dass sie sie aus Angst, es könne ihr irgendjemand ein Leid antun, in einem Turm unterbrachten, von dessen Außentür es nur einen einzigen Schlüssel für das Schloss gab. Diesen verwahrte der Königsvater unter seinem Kopfkissen, damit niemand an ihn herankäme. Der Turm bestand aus purem Gold und all der Besitz der Prinzessin bestand aus den teuersten und feinsten Waren, die man sich nur vorstellen konnte. Ihre Eltern hatten wirklich nur das Beste für ihre Tochter im Sinn.
Sie schien alles in ihrem Leben zu haben, was manch einer sich wünschte. Und doch war ihr Herz leer und einsam. Sie fragte sich, ob sie jemals einem Prinzen begegnen würde, der ihr ausgehungertes Herz zu füllen vermögen würde.
Und als sie die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, da passierte das schier Unfassbare: sie begegnete auf einem Hoffest dem Prinzen ihrer Träume und baute all ihre Hoffnungen auf ihn. Er würde ihr sein Herz zu Füßen legen und sie aus ihrem einsamen Turm befreien.
Zunächst schien es auch tatsächlich so. Der Prinz warb um sie und gestand ihr unter dem Turmfenster all seine Liebe. Doch plötzlich schien sich ein Fluch auf die zarte Liebe zu legen und der Prinz rannte wie blind geworden davon.
Da saß sie nun, einsam in ihrem goldenen Turm, und wusste weder ein noch aus. Wie sollte sie ihr Leben jemals weiterführen ohne ihren Prinzen?! Das Herz der Prinzessin war entzwei gerissen worden und ihre jugendhafte Schönheit schwand von einem Augenblick auf den anderen dahin.
Sie hatte sich bereits fast in ihr Schicksal ergeben und wäre beinahe elendig zugrunde gegangen, als wie durch Zauberei eine alte Frau in ihrem Turm erschien. Ihre Gestalt war furchterregend und ihr Herz schien wie aus Stein. Doch fesselte ihre Erscheinung die Prinzessin auf eine Art und Weise, die sie sich selber nicht zu erklären wusste.
Die Alte versprach der Prinzessin, ihr ihren Geliebten zurück zu bringen, wenn sie ihr eine Zeitlang dienen würde.
Die Prinzessin zögerte zunächst, denn der Anblick der Alten erschreckte sie zutiefst. Doch die Liebe in ihrem Herzen, die sie für ihren Prinzen empfand, war stärker als die Angst vor dieser Kreatur. Also willigte sie ein und ergab sich ihrem Schicksal.
„Aber wo ist mein Prinz?“, wollte die Prinzessin von der Alten wissen. Denn sie wusste insgeheim, dass sie es war, die auch ihn fortgebracht hatte.
„Mach Dir keine Sorgen, schönes Kind. Ich habe Deinen Prinzen an das andere Ende der Welt gebracht. Von dort aus muss er sich alleine auf den Weg zu Dir begeben. Wenn seine Liebe für Dich stark genug ist, so wird er Dich wiederfinden. Wenn nicht, wird er auf ewig blind, hungrig und durstig durch die Wälder irren und eines Tages den Wölfen zum Fraße dienen.“
Die Alte lachte verholen, packte die Prinzessin und nahm sie mit sich in die Tiefen des Waldes, wo sie ihr Zuhause hatte.
Viele Tage und Nächte vergingen, in denen die Prinzessin die niedersten Aufgaben zu verrichten hatte. Unzählige Tränen hatte sie vergossen, wenn die Alte Dinge von ihr forderte, die ihre zarten Kräfte überstiegen. Aber dann dachte sie an ihren Prinzen und sogleich schienen ihr die schweren Aufgaben etwas leichter von der Hand zu gehen. Manchmal, so hatte sie das untrügliche Gespür, konnte sie ihren Prinzen deutlich vor sich sehen oder seine Stimme hören. In ihren Träumen schien er ihr zuzuflüstern, dass er ohne Unterlass den Weg zu ihr suchen und auch finden würde. Und die Prinzessin erkannte, dass ihr Prinz bereits ganz nah war, auch, wenn sie ihn noch nicht deutlich vor sich sehen konnte. Aber sie fühlte, dass ihre Herzen miteinander sprachen und sich gegenseitig halfen, sich bald wiederzufinden.
In der Zwischenzeit gewöhnte sich die Prinzessin immer mehr an den Anblick der Alten. Sie wuchs in ihrer Gegenwart zu einer wilden Königin heran, die das Wissen über alles Leben und Sterben in sich aufnahm, die die Kräfte der Natur für sich zu nutzen wusste und die die Sprache allen Lebens in sich trug.
So war sie eines Tages stark genug, um der Alten ins Gesicht zu blicken und ihr folgende Worte entgegenzubringen: „Ich danke Dir für alles, was Du mich gelehrt hast. Ich werde Dich immer in meinem Herzen tragen. Aber nun ist die Zeit für mich gekommen, wieder in das Schloss meiner Eltern heimzukehren, wo mein Prinz um meine Hand bitten kann, sobald er zurückkehrt.“
Die Alte war nicht schockiert über den Wunsch der wilden Königin. Sie wusste, ihr Herz war nun stark genug, um dem Prinzen in wahrer Liebe zu begegnen, ohne die Erwartung, dass er sie doch retten möge.
Das Geschenk der weisen Alten an die wilde Königin war die Erkenntnis, dass sie niemand anderes brauchte, um sie glücklich zu machen. Sie wusste nun, dass ihr leeres und einsames Herz hier in den dunklen Wäldern der Alten zu neuem Leben erwacht war, lebendig und lichtdurchflutet, wie ein kostbarer Diamant. So leuchtend schön, wie sie nun war, würde sie wahre Freunde und pure Freude in ihrem Leben willkommen heißen und die Mauern ihres elterlichen Turms in einen gläsernen Palast verwandeln. Und die unermesslich hellen Strahlen, die ihr dankbares Herz nun aussandten, würden zudem ihrem Prinzen auch auf den letzten Meilen seines Weges helfen, sie tatsächlich wiederzufinden. Wäre er auch blind, so würden die Strahlen sein Innerstes durchfluten und ihn zu ihr zurück bringen. Denn sie wusste, dass hier die wahre Liebe am Wirken war und diese konnte jedes Hindernis überwinden.
Und so geschah es. Als die Prinzessin, die mittlerweile zu einer schönen, wilden Königin erwacht war, in ihr elterliches Schloss zurückkehrte, wurde sie mit Liebe und Dankbarkeit zu Hause empfangen. Ihr Vater, der vor Sehnsucht die bittersten Tränen über den Verlust seiner Tochter vergossen hatte, holte den Schlüssel unter seinem Kopfkissen hervor und übergab ihn der wilden Königin, damit sie ihn zu dem gläsernen Palast umbauen konnte, den sie sich wünschte.
So schienen die Strahlen ihres Herzens Tag und Nacht durch das Glas in alle Richtungen, um ihren Prinzen in seinem Herzen zu berühren und ihn zu ihr nach Hause zu führen. Zudem sang ihr Herz eine Melodie, die den Prinzen bis ins Mark berühren würde. Und da dauerte es nicht mehr lange, dass der Prinz wie von Zauberhand eines Tages vor ihrer Tür erschien, blind, hungrig und völlig entkräftet. Als die wilde Königin nun die Türe öffnete, lag er wie tot auf ihrer Schwelle und es schien, als wäre alle Hoffnung verloren. Mit all ihrer Liebe beugte sie sich über ihren Geliebten und sah, dass ihm Tränen aus seinen blinden Augen flossen. Da wusste sie, dass er nicht tot war und unweigerlich rannen auch ihr Tränen aus den Augen. Diese benetzten die Augen des Prinzen und erfüllten sie mit neuer Sehkraft. Alsbald vereinten sich die Tränen der beiden Liebenden miteinander und der Prinz erstarkte zu einem wahren König. Und so erwuchs bald der Mut in ihm, den König und die Königin um die Hand ihrer wilden Tochter zu bitten.
Diese waren überglücklich und gaben ein großes Fest zu der Vermählung ihrer Tochter. Viele Menschen von Nah und Fern kamen zu der Feier, um sich mit dem wilden Königspaar zu freuen. Auch die weise Alte zählte zu den geladenen Gästen, denn sie hatte unermesslichen Reichtum über dem Paar ausgeschüttet. Einen Reichtum, den Beide erst auf ihrem individuellen und steinigen Weg erkennen konnten.
Von nun an erzählten sich alle Menschen im Königreich immer wieder die wunderbare Geschichte von der wilden Königin und ihrem wilden König, deren Herzen für immer und ewig aneinander gebunden waren. Sie lebten respektvoll in Liebe glücklich und zufrieden miteinander, ohne sich gegenseitig zu (miss)brauchen.
Es gibt eine Liebe zwischen zwei Menschen, die entwickelt sich auf eine ganz andere Art als die meisten Beziehungen, die wir kennen. Diese Liebe ist eine große Herausforderung, weil sie Dich und Dein ganzes Sein verändert und alle Grenzen sprengt, die die Gesellschaft der Liebe, dem Leben und sich selbst auferlegt hat.
Bereits bei der ersten Begegnung mit diesem Menschen spürst Du, dass sich Dein Leben von nun an komplett verändern wird. Dein Verstand scheint völlig verwirrt zu sein, Deine Sinne sind wie benebelt und Dein Herz schlägt intensiver und schneller als jemals zuvor in Deinem Leben.
Von nun an wirst Du mit den höchsten Höhen und den tiefsten Tiefen in Dir konfrontiert werden. Und das meine ich genauso, wie ich es schreibe. Denn alles, was Du bisher in Deinem Leben über die Liebe und das Leben selbst gelernt und erfahren hast, will nun genauer betrachtet und hinterfragt werden. Diese Liebe versöhnt Dich nämlich mit Dir selbst, lässt Dich nach und nach Deinen eigenen Wert erkennen und schenkt Dir eine immense innere Freiheit. Du kannst und wirst Dich dagegen wehren und versuchen, alldem irgendwie zu entkommen, weil es mitunter wirklich grauenerregend ist, was Du (besonders innerlich) erlebst und was Dein Partner Dir scheinbar schlimmes antut. Aber Du wirst immer wieder feststellen, dass es kein Entrinnen gibt. Diese Liebe ist einfach stärker als alle Deine Befindlichkeiten und wird nicht mehr weichen! Sie ist und bleibt bei Dir, denn sie lebt in Deinem Herzen und erfüllt Dein ganzes Sein mit einer Lebendigkeit, die Du Dir niemals zuvor auch nur ansatzweise erträumt hast!
Die Liebe zu diesem besonderen Menschen sorgt dafür, dass Du Dich selber kennen- und lieben lernst. Ihr werdet Euch gegenseitig immer und immer wieder aufzeigen, was in Euch selber nicht heile ist. Ihr habt Euer Leben lang gelernt, dass Liebe an Bedingungen geknüpft ist und habt den Glauben vermittelt bekommen, dass Ihr als eigenständiges Wesen nicht existieren könntet. Ohne einen Partner an der Seite werdet Ihr in der Gesellschaft regelrecht zu Außenseitern und da Ihr das auf keinen Fall sein wolltet, seid Ihr alle möglichen Kompromisse eingegangen und habt Euch so immer wieder auf den nächstbesten Partner eingelassen, der sich anbot. Oder aber Ihr bliebt allein und miedet den Kontakt zu der Gesellschaft weitgehend, um ihren vernichtenden Urteilen zu entkommen.
Aber die wahre Liebe stellt eben keinerlei Bedingungen, sie lässt jedem seinen freien Willen, seine eigenen Entscheidungen und sein ganz individuelles Leben. Sie weicht nach und nach alle inneren Grenzen in Dir auf, die Dir jemals vermittelt und gesetzt wurden und lässt Dich so mehr und mehr zu einer freien, schillernden Persönlichkeit werden, die einem geschliffenen Diamanten gleich kommt.
Aber dieser Prozess verlangt etwas ganz wesentliches von Dir: nämlich Deine unermüdliche Geduld mit Dir selber und Deinem Partner, Zeit und eine immer ausgedehntere Hingabe an das Leben selbst. Und das lässt diesen Prozess zu einer immensen Herausforderung werden. Zudem wirst Du auch immer wieder mit den gängigen Denkweisen der Gesellschaft konfrontiert und musst Dich davon ein ganzes Stück weit isolieren. Erst wenn Du das wunderbare Geschenk dieser Begegnung mit diesem besonderen Menschen in all seinem Ausmaß erkannt und angenommen hast, wirst Du wirklich verstehen können, was wahre Liebe ausmacht!
Dieses Buch beschreibt die weiblichen Vorgänge auf dem Weg in die bedingungslose Liebe, die die männlichen Prozesse unweigerlich mit sich ziehen. Ich selber habe diese Vorgänge allesamt durchlebt, bin durch unzählige Facetten der Liebe von Grund auf gereinigt und absolut geläutert worden. Viele Male stand ich innerlich an einem Punkt, an dem ich mich entscheiden musste, in mein altes, sicher geglaubtes Leben zurück zu kehren und mich den gängigen Regeln und Grenzen der Gesellschaft auszuliefern oder doch den Mut zu fassen, diesen neuen, unbekannten Weg weiter zu gehen. Und ich bin weiter gegangen – durch Schmerz, Angst und Unsicherheit. Aber auch durch Freude, Staunen und Lebendigkeit.
Es hat etwas unglaublich befreiendes, wenn Du über Dich selber hinauswächst und ganz nebenbei feststellen darfst, dass auch Dein Partner seine eigenen Grenzen sprengen kann, sofern Du die bereits erwähnten Voraussetzungen für diesen Prozess erfüllst. Denn nur so gelangt auch er an sein eigenes Inneres und an seine tiefsten Wunden! Das ist der Dienst der Liebe(nden).
Natürlich kann dieses Buch nur ein paar Eindrücke und Impulse vermitteln und nie einen gesamten Ratgeber darstellen, da jeder seinen eigenen Weg verfolgen muss. Aber das ein oder andere kommt Dir beim Lesen vielleicht bekannt vor und Du kannst es irgendwie für Dich nutzen. Und meine Wahrheit muss auch nicht Deine Wahrheit sein! Wir alle sehen die Welt in etwas anderen Farben und eben diese Tatsache macht das Miteinander manchmal scheinbar so schwierig. Im Endeffekt ist es aber eine Bereicherung, denn wir können uns in vielen Dingen einfach ergänzen und von dem Wissen anderer profitieren – sofern wir uns darauf einlassen wollen.
Und so verschieden wir alle sind, tragen wir doch alle die gleiche Sehnsucht in uns: bedingungslose Liebe zu erfahren!
Eigentlich hast Du es immer schon gewusst, es deutlich gespürt und zu spüren bekommen: Du bist anders. Anders als Dein Umfeld. Du hast Dein bisheriges Leben lang gedacht, dass mit Dir etwas nicht stimmen kann, denn Du wolltest einfach nicht in all die vorgegebenen Normen passen, warst immer irgendwie eine Außenseiterin. Gerade in Deiner Jugendzeit fühlte sich das keineswegs gut an, weil es Dir gerade im pubertierenden Alter immer bewusster wurde.
In diesem Alter werden wir von einer entscheidenden Lebensphase in die nächste katapultiert. Wir wachsen quasi aus unseren Kinderschuhen heraus und entwickeln uns langsam zu erwachsenen Persönlichkeiten. Und wir wissen es bestimmt nicht bewusst, aber etwas daran erschreckt uns zutiefst, denn plötzlich ist alles anders.
Während scheinbar alle anderen Jugendlichen um Dich herum keinerlei Probleme damit zu haben schienen, fühltest Du Dich innerlich immer unwohler, immer ausgegrenzter und hattest keine Ahnung, woran das liegen könnte. Besonders in Liebesangelegenheiten spürtest Du Deine Andersartigkeit zusehends und es drückte Dich förmlich nieder. Während die Mädchen um Dich herum ihre ersten Erfahrungen mit einem festen Freund machten, warst Du noch immer auf der Suche nach dem „Richtigen“. Vielleicht gab es den ein oder anderen Jungen, der Dir gefiel, aber er war nie so, wie Du Dir das als Kind immer ausgemalt hattest. Du spürtest schon als kleines Mädchen sehr genau, dass es jemanden gibt, der perfekt zu Dir passen würde. Du hattest auch die Vorstellung davon, dass es tatsächlich nur EINEN Richtigen geben würde.
Und diesen EINEN suchst Du seither. In Deiner Phantasie hast Du Dir bereits alles bis ins kleinste Detail vorgestellt. Es soll so sein, wie Du es bereits in zig (Bilder)Büchern gelesen oder in vielen Fernsehfilmen gesehen hast. Der perfekte Mann würde Dir sein Herz zu Füßen legen, Ihr würdet heiraten, gemeinsame Kinder zeugen, einen Hund haben und glücklich bis ans Ende aller Tage in einem hübschen Haus zusammen leben.
Während Du nun in Deiner Pubertätszeit langsam in Deine, zumindest körperliche Weiblichkeit, hineinwuchst, hieltst Du bereits permanent Ausschau nach genau dem Jungen, der sich wohl für die Erfüllung Deines Traums eignen würde.
Die Jungs, die sich für Dich interessierten, die wolltest Du nicht, sie waren entweder zu langweilig, sahen nicht gut genug aus oder entsprachen auch sonst nicht Deinen Vorstellungen. Und wenn dann mal jemand auftauchte, den Du mochtest, den Du zu Deinem Prinzen ernennen wolltest, so wollte er Dich nicht. Die Ablehnung schmerzte tief in Dir und Du entwickeltest die ersten Strategien, wie Du „Deinen Prinzen“ vielleicht doch noch von Dir überzeugen könntest. Natürlich scheiterte es kläglich und mit jedem Jahr, das verging und Du noch immer nicht den Mann gefunden hattest, der Dir all seine Liebe geben und Dich endlich glücklich machen würde, verkümmertest Du innerlich immer ein wenig mehr. Dein Selbstwert sank mehr und mehr in den Keller und die Tatsache, dass irgendetwas an Dir anders war als bei anderen Mädchen, ließ Dich immer unglücklicher werden. Und nun, als Frau, bist Du fest davon überzeugt, dass Du einfach nicht liebenswert genug bist, denn die Suche nach dem perfekten Partner hält noch immer an.
Deine Freunde und Familie animieren Dich regelmäßig, mehr auszugehen, Dich mehr um einen Mann zu bemühen, denn sie können es kaum ertragen, dass Du noch immer Single bist oder nur „komische“ Typen an Deiner Seite hast. Sie alle wollen, dass Du endlich, so wie sie, in die Gesellschaft passt.
Natürlich meinen sie es nur gut mit Dir, aber durch all ihre gut gemeinten Ratschläge, steigt nun der Druck in Deinem Inneren, Dir noch akribischer einen Mann angeln zu müssen, noch weiter an.
Später wirst Du erkennen, dass Deine Andersartigkeit ein unglaubliches Geschenk ist.
Ja, es ist hart, sich aus den Zwängen der Gesellschaft zu lösen. Und nicht jeder ist dazu bestimmt. Es muss auch immer Menschen geben, die sich gut in all die Normen integrieren lassen. Sie bieten ihnen eine scheinbare Sicherheit, die sie für ihr tägliches Leben brauchen. Aber es muss auch immer diejenigen geben, die sich aus jeglichen Fesseln lösen und den Sicherheitsliebhabern andere Wege und Möglichkeiten aufzeigen. Vielleicht braucht es immer ein bisschen von beidem. Nein, nicht vielleicht, sondern bestimmt. Denn es ist auch wichtig, dass wir imstande sind, ein Leben in einer Gemeinschaft führen zu können. Die Frage ist nur, wie viel vorgepresste Normen es dafür tatsächlich braucht und wie viel Einzigartigkeit zugelassen werden kann. Wir sollten toleranter miteinander umgehen und uns an der Individualität jedes Einzelnen freuen.
Im Grunde sind wir nämlich alle anders ;-) Die einen können sich nur besser anpassen als die anderen, aber jeder trägt eine ganz besondere Individualität in sich.
So lange Du das aber noch nicht erkannt hast, schmerzt es ganz gewaltig in Dir, denn Du hältst Deine Andersartigkeit für einen Fehler. Und das ist auch kein Wunder, denn wie oft hast Du schon Sätze in Deinem Leben gehört wie: „Das tut man nicht.“, „Das kannst Du nicht.“ „Das darfst Du nicht.“ „Dafür bist Du nicht hübsch genug“. „Andere können das besser.“, etc. Mit jedem einzelnen solcher Sätze, die Du zumeist von Menschen zu hören bekamst, die Dir besonders nahe standen, schrumpfte Deine innere Stärke mehr und mehr und Du bewertetest Dich irgendwann unweigerlich selbst als nicht liebenswert.
Auf Deinem Weg in die ursprüngliche Weiblichkeit, der Dir nun bevorsteht, darfst Du mit jedem Schritt mehr, den Du Dich voran wagst, erkennen, dass Dein Gefühl, welches Du als kleines Mädchen hattest, genau richtig war. Du wusstest einfach, dass es ein passendes Gegenstück zu Dir gibt und das fühlte sich für Dich so perfekt an und Du hattest keinerlei Zweifel daran. Gleichzeitig wuchst Du aber in einer Gesellschaft heran, die passgenaue Vorstellungen von so einer Liebesbeziehung hat und für dieses Schema suchst Du nun also nach genau dem Mann, der aus der Sicht der Gesellschaft perfekt erscheint.