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© für die Originalausgabe und das eBook: 2016 in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

eBook-Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-7766-8251-9

Inhalt

Willkommen in der Krise!

Sich mit Zweifeln auseinandersetzen

Nachdenken über sich selbst und die Beziehung

»Drum prüfe, wer sich ewig bindet …«

Davor

(Gute) Gründe für die Krise

Liebe ist …

»Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust«

Zu wenig Liebe füreinander

Die Biochemie der Liebe

Die Psychologie der Liebe

Zu viel Liebe für andere

Wir passen einfach nicht zusammen: Kompromiss & Co.

Sprachlosigkeit

Warum Männer nicht zuhören und Frauen immer reden

Gewalt, Abhängigkeit und andere wirklich gute Gründe

Dabei

Wie man mit Beziehungszweifeln zurechtkommt und den richtigen Ausweg findet

Strukturierte Selbstreflexion

Beziehungsdimensionen

Perspektivwechsel

Der Grund für die Gründe: killt die Killerargumente

Wann es richtig ist, den Partner wie mit ins Boot zu holen

Kommunikation mit anderen

Trennung auf Zeit

Die Entscheidung

Danach

Trennung: wie sie gelingen kann

Wer? Verlassen oder verlassen werden?

Wann? Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?

Wie? Zwischen Rosenkrieg und Kuscheltrennung

Wie andere helfen können

Und dann? Vom Getrennten zum Single

Sex mit dem Ex

Beste Freunde statt Liebespaar?

Getrennt sein, Eltern bleiben

Neuanfang: wie die Beziehung eine neue Chance bekommt

Vom Verstehen zum Vergeben

Neues Spiel, neues Glück

Die Bequemlichkeitsfalle

Neugestaltung des Beziehungsraums

Neue Lust statt alter Frust

Gemeinsame Rituale

Prophylaxe: das Frühwarnsystem

Das Ende des Tunnels: warum Beziehungszweifler immer recht haben

Dank

Literaturverzeichnis

Willkommen in der Krise!

»Eine rechte Überzeugung fängt mit dem Zweifel an.«

LEOPOLD VON RANKE

Sie zweifeln an Ihrer Beziehung? Herzlichen Glückwunsch!

Ganz im Ernst: Der erste Schritt dazu, diese Zweifel zu überwinden und gestärkt aus ihnen hervorzugehen, ist, diese Zweifel zuzulassen. Zu ihnen zu stehen, sich nicht dafür zu schämen, Trennungsgedanken zu haben. Nicht als Makel zu betrachten, was eigentlich eine Chance ist. Nämlich die Chance, sich zu entscheiden. Egal ob für oder gegen die Beziehung, jede bewusste Entscheidung kann Ihnen die Möglichkeit geben, stärker und gereifter aus der Krise hervorzugehen, als Sie es im Augenblick sind.

Sich mit Zweifeln auseinandersetzen

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Sie sich mit den Zweifeln wirklich auseinandersetzen. Weder in einer Übersprunghandlung alles hinschmeißen und im Affekt aus der Beziehung (und vor den Zweifeln) weglaufen, noch sie so weit zu verdrängen und ins nagende Unterbewusstsein zu verbannen, dass sie scheinbar nicht mehr vorhanden sind, in Wirklichkeit aber unterschwellig Ihr Leben und Ihre Beziehung immer weiter belasten.

Der Anfang zur Enttabuisierung dieser Zweifel ist die Erkenntnis, dass man nicht allein damit ist. Fast jeder hat sich schon mal gefragt: Ist der Partner noch der Richtige für mich? Fast jeder kennt die Müdigkeit nach immer wiederkehrenden Beziehungskämpfen, Diskussionen und Auseinandersetzungen. Fast jeder hatte schon mal dieses Gefühl, sich im Kreis zu drehen und gleichzeitig im Nebel umherzuirren, das mit einem Verlust von klaren Zukunftsperspektiven und einer Orientierungslosigkeit einhergeht. »Ich weiß nicht mehr, was gut und richtig ist und bin deswegen unsicher, wie es weitergehen soll.« Das ist keine Ausnahme, kein Manko, keine Schande, sondern ganz alltägliche Beziehungsrealität, der man sich besser stellt, als sie zu negieren.

Wenn Sie dazu bereit sind, dann ist dieses Buch für Sie absolut richtig, denn es ist eine Einladung an alle Beziehungszweifler, sich auf eine Reise zu sich selbst aufzumachen, um die eigene innere Klarheit wiederzufinden. Denn nur, wer in sich selbst klar ist und weiß, was er will (oder auch nicht), kann das auch in einer Beziehung vertreten.

Das Buch ist eine Ermutigung, Punkte in Ihrer Beziehung bewusst zu betrachten, bei denen Sie (bisher) am liebsten weggeschaut haben, weil sie sich unangenehm anfühlen oder weil Sie sich selbst noch nicht erlaubt haben, Beziehungszweifel zuzulassen und konkret darüber nachzudenken. Aber den Kopf in den Sand zu stecken hilft wenig, denn Beziehungsprobleme, Divergenzen und Quellen der Unzufriedenheit in Beziehungen lösen sich selten oder gar nicht von allein in Wohlgefallen auf.

Nachdenken über sich selbst und die Beziehung

Das Buch will Sie zum Nachdenken über sich selbst anregen, über die Qualität Ihrer Beziehung und an welchem Punkt der Beziehung Sie sich gerade befinden. Dabei nehmen wir nicht an, dass Sie sich bisher keine Gedanken gemacht haben und nicht schon unzählige Überlegungen in schlaflosen Nächten und an trüben Tagen gewälzt haben. Ganz im Gegenteil, bestimmt haben Sie bereits viel Vorarbeit in diese Richtung geleistet, heute aber trotzdem zu diesem Buch gegriffen, weil Sie immer noch ratlos und unsicher sind.

Das Buch möchte Sie wie ein guter Freund zu bewussten und differenzierten Überlegungen ermutigen, was für Sie selbst und für Ihre Beziehung richtig ist. Das Buch möchte Sie einladen, Zweifeln, die Sie stumm in sich tragen, eine Stimme zu verleihen und sie so zu beseitigen.

Noch aus einem anderen Grund sollte man heute Beziehungszweifel und die Entscheidungsmöglichkeit für oder gegen eine Partnerschaft als Luxus begreifen: Viel zu lange war diese Entscheidungsmöglichkeit in viel zu vielen Gesellschaften nicht vorhanden. Teilweise ist dort eine Trennung heute noch zwar sicher nicht undenkbar, aber unsagbar. Die Zweifel gibt es trotzdem, jede Wette. Aber wie soll man sich gut und richtig mit ihnen auseinandersetzen, wenn sich letztlich keine Handlungsoptionen daraus ergeben, weil die Schicksalsgemeinschaft, auf die man sich in der Beziehung eingelassen hat, als Totschlagargument alle anderen Möglichkeiten nicht zulässt?

Das ist erfreulicherweise heute bei uns anders. Je mehr die Beziehung nicht mehr in erster Linie eine Versorgungsfunktion hat und damit eine Abhängigkeit zementiert, desto leichter ist es möglich, sich daraus zu verabschieden. Das zeigt auch ein Blick in die Scheidungsstatistik: 1960 gab es eine Scheidung pro 1000 Einwohner in Deutschland. 1976 hatte sich dieser Wert schon verdoppelt und stieg bis 2004 auf 2,6. Seitdem ist er wieder leicht rückläufig, auf 2,1 Scheidungen pro 1000 Einwohner 2014. Und nachdem die leichte Mehrzahl der Scheidungsanträge von Frauen gestellt wird, ist hier inzwischen vielleicht ein Normalzustand erreicht, der zum Ausdruck bringt, wie oft Beziehungen nun mal scheitern und es im Zweifel für beide Beteiligten besser ist, in Zukunft nicht mehr miteinander zu leben.

Das alles soll kein Plädoyer gegen die Ehe oder lebenslange Beziehungen sein, ganz im Gegenteil. Denn die Schlagzeile »jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden« bedeutet doch auch: zwei von drei Ehen halten, mit hoffentlich mehr guten als schlechten Tagen.

Wir unterscheiden in diesem Buch nicht weiter zwischen der Ehe und anderen Beziehungsformen. Denn die Zweifel und Fragen, die sich im Laufe der Zeit stellen, sind die gleichen. Die Hemmschwelle ist vielleicht höher, eine Ehe zu verlassen als eine Beziehung. Das kann gut oder schlecht sein, je nachdem. Leichtfertig verabschieden sollte man sich genauso wenig, wie in einer stoisch schicksalsergebenen Nibelungentreue zu verharren, nur weil man mal unterschrieben hat, »bis dass der Tod euch scheidet«. Soziologen sprechen längst vom Konzept einer seriellen Monogamie, das die Beziehungswirklichkeit wesentlich besser beschreibt als die Idee einer lebenslangen Schicksalsgemeinschaft. Auch wenn sich eine Ehe auf Zeit bei uns sicher noch lange nicht als konsensfähiges Modell etablieren wird: Die Idee, sich alle paar Jahre neu und frei füreinander (oder auch gegeneinander) entscheiden zu können, entspricht unserer Realität heute mehr, als mancher zugeben mag. So gesehen ist jede Ehe eine Ehe auf Zeit, wenn auch mit leichtem Etikettenschwindel.

»Drum prüfe, wer sich ewig bindet …«

Es prüfe also nicht nur, wer sich ewig bindet, sondern auch, wer ohne Trauschein zusammenlebt, ob sich das Herz zum Herzen findet, frei nach Schiller. Denn wer würde die Entscheidung treffen, zusammenzuleben, ohne es ernst zu meinen. Das sollte für die Entscheidung, zusammenzubleiben oder eben auseinanderzugehen, genauso gelten. Schließlich ist jede Liebe in ihrer aktiven Phase eine große Liebe. Erst in der Rückschau kann man relativieren und feststellen, dass sie vielleicht doch eine kleinere Rolle im Leben gespielt hat, als man ursprünglich dachte.

Dieses Buch kann und will Ihnen die Entscheidung, in der Partnerschaft zu bleiben oder zu gehen, nicht abnehmen. Aber es kann Ihnen Wege weisen, wie Sie zu der für Sie richtigen Entscheidung kommen.

Dazu werfen wir erst einen Blick auf die häufigsten Ursachen, die zu existenziellen Beziehungskrisen führen. Denn nur wer seinen Feind kennt, kann richtig mit ihm umgehen.

Dann entwerfen wir eine Strategie für den Kampf gegen den Beziehungszweifel, indem wir Ihnen Techniken und Methoden vorstellen, mit denen Sie Ordnung in Ihr Gefühlschaos bringen und den richtigen Weg für sich finden können.

Im letzten Teil geht es darum, wie Sie sich dann am besten konkret auf diesen Weg machen. Egal, ob Sie sich für das Bleiben oder das Gehen entscheiden – in beiden Situationen kann man viel richtig machen, um in der Zukunft besser mit Beziehungszweifeln umzugehen, die garantiert irgendwann mit irgendwem wieder kommen werden.

Auch wenn Sie in der glücklichen Lage sind, im Augenblick nicht von Beziehungszweifeln geplagt zu werden, kann Ihnen dieses Buch eine Anregung sein, über sich und Ihre Vorstellung von Beziehung nachzudenken und darin klarer zu werden.

Wenn eine Paartherapeutin und ein Journalist zusammen so ein Buch schreiben, liegt es auf der Hand, dass beide ihre jeweiligen Stärken einbringen. Auf der einen Seite jahrzehntelange therapeutische Praxiserfahrung mit vielen Fallbeispielen, auf der anderen Seite die mediale Aufbereitung in einer Form, die zum Mitdenken und Nachvollziehen anregen soll. Vor allem aber sind wir beide auch ein Paar in einer wundervollen Partnerschaft, in der Beziehungszweifel nicht negiert, sondern als unvermeidbare Tatsache und Möglichkeit, daran zu wachsen, anerkannt werden. Bis jetzt haben wir uns immer wieder füreinander entschieden und hoffen, dass das auch noch lange so weitergeht.

Im Sinne der Lesbarkeit verzichten wir auf politisch korrekte Formulierungen wie »Partner/in«, sondern verwenden weitgehend die maskuline Form. Die verstehen wir hier als geschlechtsneutral. Gemeint sind selbstverständlich immer beide Geschlechter.

Wo es spezifisch männliche und weibliche Perspektiven gibt, schreiben wir aus Männer- bzw. Frauensicht, die die jeweilige Frage aus einer der Perspektiven darstellt.

IHRE SICHT

Ganz egal, an welchem Punkt Ihrer Beziehung Sie jetzt stehen, das Buch möchte Sie genau dort abholen und begleiten, möchte die in Frage gestellte Liebe für Sie wieder lebenswert machen und Auswege zeigen. Wenn Sie neugierig geworden sind und einen Weg aus dem Dschungel der Zweifel finden wollen, lassen Sie sich auf das Abenteuer dieser Reise zurück zu ihrer eigenen Klarheit ein!

SEINE SICHT

Trotzdem bleiben wir mit dem Buch wie in jeder guten Therapie ergebnisoffen. Denn am Ende ist weder die Entscheidung für oder gegen ein Bleiben in einer Beziehung an sich falsch oder richtig. Was immer quält, belastet und nervt, ist das Hadern damit. Die Unsicherheit sich selbst, dem Partner und der Umwelt gegenüber. Gegen die können wir angehen, indem wir das Buch schreiben und Sie, indem Sie es lesen. Als Team sind wir unschlagbar.

Davor