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© für die Originalausgabe und das eBook: 2016 F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel
Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten
eBook-Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-7766-8256-4
Inhalt
1. Die Deutschen und das Geld und ihre Banken – Eine Einleitung
2. Die Deutsche Bank – Eine bewegte Geschichte
Vorbemerkung
Die Jahre vor der Gründung
Die Gründung 1870
Action in Übersee und das Inlandsgeschäft
Eisenbahnen und internationale Beteiligungen
Orient, Öl und anderes mehr
Der Erste Weltkrieg und das Ende der Kaiserzeit
Zwanziger Jahre, »Drittes Reich« und Zweiter Weltkrieg
Revolution, Republik und Weltwirtschaftskrise
»Drittes Reich« und der 2. Weltkrieg
Wiederaufbau und Wirtschaftswunderzeit
Biografische Abrisse
Alfred Herrhausen
Hilmar Kopper
Rolf-Ernst Breuer und die Konquistadoren
Ackermann, Jain und Fitschen
3. Leitung, die Leiden schafft – Prozesse rund um den Globus
Freundaufklärung – Thoma und die Rechtsabteilung
Das teuerste Interview der Welt – Die Kirch-Prozesse
Libor oben oder unten – Zinsmanipulationen und Rekordstrafen
Seltsame Mautgebühren – Tricks am Devisenmarkt
Gold und Silber lieb ich sehr – Manipulationen am Edelmetallmarkt
Bonus statt Bonität – US-Hypothekenkredite
Wer hat’s erfunden? – Steuerhinterziehung in der Schweiz
Viel Schmutz – Betrug beim Emissionshandel
Spieglein, Spieglein – Geldwäsche in Russland
Verbotene Früchte – Verstoß gegen US-Sanktionen
Kölsche Klüngel – Die Oppenheim-Esch-Fonds
The Best of the Rest – Wo es sonst noch kriselt
4. Geschäft, Ethik und Moral – Unternehmenskultur am Scheideweg
Gutes Geld – Gewinn und Verantwortung
Zwangsweises Umdenken – Unternehmensführung
Alles neu macht der Cryan – Struktur- und Führungswechsel
»Wir müssen einfach besser werden.« – Strategie 2020
Investment plus oder minus – Zwischen Ackermann und Cryan
Typisch oder untypisch – Cryan und Achleitner
Zäsur ohne Zinsen – Hauptversammlung 2016
Grau ist alle Theorie – Nach der Hauptversammlung
Zwischen Diversity und Klimaschutz – Selbstverständnis der Unternehmenskultur
Soros und Trump – Randnotizen zum Schluss
5. Deutsche Bank – was nun?
Richtige strategische Entscheidung
Mangelhafte Implementierung
Die »Fremdenlegion« der Bank
Der Ritt auf der Kreditwelle
Neue Herausforderungen
Was nun?
6. Deutsche Bank – aktuelle Entwicklungen und Ausblick unter besonderer Berücksichtigung der Strategie 2020
Einleitung
Systemrelevanz und weltweite Verflechtungen des Bankhauses
Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Bank
Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten im Umbruch
Megatrends und Möglichkeiten profitablen Wachstums
Wohlstand schaffen in Emerging Markets vs. Wohlstand erhalten in entwickelten Ländern
Infrastrukturfinanzierungen
Wachstum außerhalb des Bankensektors
Strategie 2020 der Deutschen Bank – ein kritischer Blick zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit
Eine Herkulesaufgabe für den Vorstand und eine nervenaufreibende Zeit für alle Stakeholder
Zum Schluss
7. Das Kapital – Fakten und Begriffserklärungen
Allgemein
Aktionärsstruktur
Großaktionäre
Nettoertrag (Umsatz) ausgewählter Tochtergesellschaften und Niederlassungen im Jahr 2015:
Glossar
1. Die Deutschen und das Geld und ihre Banken – Eine Einleitung
»Unser Versprechen – Was unsere Zielgruppen von unserer Marke erwarten können: Kundenorientierte Lösungen, unterschiedliche Kundenbedürfnisse verstehen, Mehrwert bieten, Vertrauen bilden und anhaltende Partnerschaften aufbauen.«[1]
Frankfurt am Main. Nähert man sich dem Weichbild der Stadt, ob mit dem Auto oder der Bahn, so taucht aus dem Dunst der Abgase schon von Weitem die viel gerühmte, im Sonnenlicht schimmernde Skyline der City auf. Ein Wolkenkratzer neben dem anderen, vorneweg der »Commerzbank Tower« mit seinen 259 Metern Höhe, ragt in den Stadthimmel. Mainhattan oder auch Bankfurt heißt die Stadt im Volksmund und suggeriert so, worum es in Frankfurt mittlerweile hauptsächlich geht, um das Geschäft mit dem Geld. Frankfurt heißt es, ist eine Stadt, in der vorwiegend gearbeitet wird, und eine heimelige Altstadtidylle lässt sich deshalb und wegen der schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und der kühlen, lediglich zweckmäßigen Nachkriegsarchitektur auch nur noch an wenigen Orten erahnen. Wer nachts die Mainzer Landstraße entlangfährt und wenig später nach den dunklen Fassaden der Bürogebäude abbiegt, der fährt in eine andere, ebenfalls wenig ansprechende Welt. Direkt hinter den seriös nichtssagenden, verschwiegen anmutenden Glasfronten der Bankverwaltungen liegen Bahnhofsviertel und das Westend mit diversen Rotlichtbetrieben. Ein Rockerkrieg zwischen traditionellen, autochthonen Hells Angels und türkischen Höllenengeln tobte dort unlängst mit Schlägereien und Schusswechseln auf offener Straße und konnte dann, intern allerdings, beigelegt werden. Geld, käuflicher Sex und Gewalt gehen offenkundig eine städtebauliche Liaison ein. Das Bindeglied dieser offenbar funktionierenden Symbiose scheint die Gier zu sein. Zumindest liegt diese Vermutung nahe.
Fast 75000 Menschen arbeiten aktuell in Frankfurt im Finanz- und Versicherungssektor der dort ansässigen Wirtschaft, und 196 Kreditinstitute haben sich am Mainstrand niedergelassen. Bei der Europäischen Zentralbank angefangen, über die DZ Bank, die UBS, die Dresdner und viele andere mehr – sie alle hausen in den mehr oder weniger spektakulären Hochhäusern der Frankfurter City.
Frankfurt am Main ist nach London und Paris der Finanzplatz Nummer drei in Europa[2], und es wundert deshalb nicht, dass sich neben der bedeutendsten deutschen Börse, der Börse Frankfurt, das ehemals renommierteste deutsche Geldinstitut, die Deutsche Bank, am Main niedergelassen hat. Die Stadt, die Goethes Geburtsort ist und auch Schauplatz seiner nach dem Studium lustlos vorangetriebenen und vom Dichter als öde empfundenen Advokatenkarriere, bevor es an den Weimarer Hof mit seinen glänzenden Zukunftsaussichten ging, diese Stadt war in der deutschen Wirtschaftsgeschichte lange Zeit neben Leipzig der Messeplatz schlechthin[3]. Drehten sich in der Neuzeit hauptsächlich in Berlin die politischen Räder Deutschlands, so war Frankfurt die Stadt des Handels, der Finanzmärkte und seiner Repräsentanzen. Nirgendwo in Deutschland gab und gibt es einen derart voluminösen Handelsplatz für Finanzprodukte und das dazugehörige Umfeld.
Dabei hatte der Umgang mit Geld[4], die Kreditwirtschaft, einen in Deutschland traditionell schlechten Ruf. Mit den Zins- und Tauschgeschäften der Wechselstuben, den Vorläufern der Banken, konnten die meisten Deutschen wenig bis nichts anfangen. Anders als beispielsweise in Italien, wo der Handel sehr bald eine volkswirtschaftlich bedeutsame und deshalb relativ unangefochtene Stellung innehatte, galten die sogenannten Wuchergeschäfte als anrüchig und ihren Betreibern hielt man zweifelhafte Moral vor[5]. Dazu kam, dass es unverständlich erschien, dass »große Firmen plötzlich mit großem Vermögen dastanden«[6]. Die Entwicklung in Richtung der schon im Mittelmeerraum früher entwickelten Wirtschaftsformen der Handelsgeschäfte war allerdings nicht aufzuhalten, denn der Geldumlauf während des großen Aufschwungs von Handel und Produktion im 15. und 16. Jahrhundert entsprach auch in Deutschland bald nicht mehr dem wachsenden Güteraustausch. Die Handelsgeschäfte mussten in der Regel nicht zuletzt auch wegen der herrschenden »Münzverwirrung« bargeldlos abgewickelt werden. Die einheitliche Reichsmünze der deutschen Kaiser blieb vorerst ein Traum. Der kurze Zeit gültige Rheinische Gulden[7], der aufgrund seines nur langsam sinkenden Edelmetallgehaltes recht beliebt war, wurde als Haupthandelsmünze und Recheneinheit vom Taler abgelöst. Die regionalen und lokalen Münzen liefen nebenher, was die allgemeine Desorientierung und eine gewisse Willkür bei Preisgestaltungen und Verrechnungen beförderte. Wenig vertrauensbildend sollten sich auch ansteigende Getreidepreise auswirken, denn die Diskrepanz zwischen umlaufendem Geld und dem Warenangebot nahm durch die immer ergiebigere Silberförderung in den Bergwerken seit dem Ende des 15. Jahrhunderts zu. Vor allem auch das verstärkte Aufkommen der Städte und deren wirtschaftliches und politisches Erstarken machte eine Fernversorgung der sich dort akkumulierenden Bevölkerung mit allen möglichen agrarwirtschaftlich erzeugten Gütern notwendig. Während die Realeinkommen sanken, verteuerte sich allerdings das Getreide. Nicht ganz zu Unrecht wurden dahinter Spekulationen und Wechselgeschäfte unter anderem der Bergwerksgesellschaften vermutet. Auch diese Entwicklung zeigt, dass die Entwicklung des Bankenwesens und des Kredits untrennbar mit den immer internationaler werdenden Handelsgeschäften verbunden waren.
Großen Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hatte neben den Tätigkeiten der Hanse und der Entdeckung der Seewege nach Ost- und Westindien vor allem der Dreißigjährige Krieg. Nürnberg büßte in dieser Zeit durch die Bevölkerungsverluste seine Handelsposition europaweit ein, und allein in Augsburg verloren die Bürger 75% ihres Vermögens. Deutschland benötigte mehr als einhundert Jahre, bis 1750, um mit der Bevölkerungszahl den Stand von 1618 zu erreichen; der Bevölkerungsverlust durch Seuchen, Hungersnöte und Kriegshandlungen betrug landesweit annähernd 40%. Die Nachkriegszeit war schwer, die Kontributionen der feindlichen Kriegsparteien lasteten auf der Volkswirtschaft. Neue Formen der Finanzierung wurden gesucht und entwickelt. Der sogenannte »jüdische Hoffaktor« als neuer Bankierstyp war zunehmend Motor der Finanzangelegenheiten der absolutistischen Staaten Deutschlands[8]. Mit dem Aufstieg der Hoffaktoren war auch gleichzeitig der erste wichtige Schritt zum Privatbankgeschäft mit seiner Konzentration auf Bankdienstleistungen getan. Die bekanntesten Namen in diesem Zusammenhang waren Samuel Oppenheimer, Samson Wertheimer, Meyer Amschel Rothschild, Josef Süß Oppenheimer[9] sowie, gewissermaßen als Ausnahmeerscheinung, Karoline Kaulla – die seinerzeit als reichste Frau Deutschlands galt und die spätere Mitbegründerin der Königlich Württembergischen Hofbank war.
Die Deutschen wussten zwar handwerkliche, agrarwirtschaftliche und industriell produktive Wirtschaftsleistungen zu würdigen, der Zugang zur Welt der Finanzwirtschaft war aber letztlich von Misstrauen und von tiefsitzendem Vertrauensverlust geprägt[10]. Besonders die Finanzkrisen der heutigen Zeit, der Zusammenbruch des Neuen Marktes 2000, die Dotcom-Blase, die gutgläubigen Anlegern um die Ohren flog, die Skandale und Unwägbarkeiten bezüglich der von Banken in den Markt gedrückten Finanzprodukte, die die Gier der Kunden stillen sollten, aber letztlich die Gier der Banken stillten, all das und noch vieles mehr lassen wahrscheinlich vor allem den Deutschen argwöhnisch auf das blicken, was die da in Frankfurt so treiben. Denn wenn eingangs die Rede von der Skyline von Mainhattan war, so wird auch gleichzeitig die Erinnerung an den Imtech-Skandal wach. Die Zwillingstürme des Headquarters der Deutschen Bank wurden 2011 nach einer Renovierung für ungefähr 200 Millionen Euro wiedereröffnet, und doch waren Mitarbeiter des Generalauftragnehmers Imtech[11] von Managern der 35 Subunternehmen u.a. wohl mit Bordellbesuchen bestochen worden. Versuchte auch der VW-Konzern diese Praxis schon 2005 bei seinem Betriebsrat in abgewandelter Form in den Rang der Normalität zu erheben, so wurde und wird sie dadurch nicht anständiger, zumal die korrupten Manager der Subunternehmen unzulässig deutlich mehr Arbeitsstunden abrechnen durften als tatsächlich geleistet, denn die korrupten Imtech-Mitarbeiter drückten auf der Baustelle natürlich ein Auge zu. Noch pikanter wurde es zusätzlich, als der Baukonzern für interne Ermittlungen rund um die skandalösen Vorgänge einen Wirtschaftskriminalisten verpflichtete, der zwar Ergebnisse lieferte, aber auch eine bunte Vergangenheit aufwies: Es handelte sich um Thomas Wüppesahl[12], einen ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Fraktion »Die Grünen«, der auch die »Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten« in Hamburg gegründet hatte und zusätzlich im Jahre 2005 rechtskräftig zu viereinhalb Jahren Haft wegen der Vorbereitung und des Versuchs der Beteiligung an einem Raubmord und Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt wurde. Es ist erstaunlich, wie auch diese Geschichte rund um ein harmloses Bauvorhaben der Deutschen Bank auf jeden Fall eines widerspiegelt, nämlich den gigantischen Reputationsverlust einer Institution, die doch nach außen alles vermitteln soll, was denjenigen ruhig schlafen lässt, der eben dieser sein Geld anvertraute. Geld als Wertbemessungs-, Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel ist letztlich die Achillesferse des materiell verorteten Menschen heute, und immerhin hatten die Deutschen zwei große Kriege mit den entsprechenden Verlusten hinter sich. Geld ist etwas Intimes, es ist im besten Falle werthaltig und speichert wie eine Batterie unsere Arbeitsleistung, unser Erbe und unsere Zukunft und die der mit uns verbundenen Personen. Angesichts der deutschen Wirtschaftsgeschichte und angesichts der jüngeren Entwicklungen stellt sich dabei die Frage, wie ein Geldinstitut mit einer derart hochwertigen Expertise so tief fallen konnte, wie uns das heute suggeriert wird, oder vielmehr, wie wir es medial transportiert wahrnehmen müssen.
Die Deutsche Bank gibt uns viele Rätsel auf. Dieser Koloss von einem Bankhaus, der an sich den Anspruch stellt, »die führende kundenorientierte globale Universalbank zu sein«[13], dieses riesige Unternehmen mit fast 100000 Mitarbeitern weltweit steht wie ein dunkles, verwirrendes und bedrohliches Monument des Mammon vor uns. Skandalumwitterte Zockerbude, skrupellose Investmentbanker, Arroganz der Vorstände, Bank der Industrie, der Politik – völlig haltlos werden Klischees und Vorurteile gemischt, meist, so kommt es einem vor, ohne Sachkenntnis. Eine hausinterne Kommunikationsstrategie, die offenbar Verschwiegenheit und Intransparenz zu Ikonen erhebt, macht es nicht einfacher, ein realistisches angemessenes Bild der Lage zu bekommen. Stattdessen ergehen sich die Öffentlichkeitsarbeiter der Deutschen Bank in Worthülsen, die umso verlogener wirken, je beliebiger und platter sie daherkommen. Es bleibt zu prüfen, wie es tatsächlich aussieht in den Zwillingstürmen, die weithin sichtbar in den häufig trüben Himmel der Rhein-Main-Region wie stählern-gläserne Schwurfinger weisen. Ist alles nur ein irrsinniges Missverständnis? Ein Versagen der Kommunikation oder eine böswillige, beabsichtigte Demontage einer großen deutschen Firma, die ihren lebensnotwendigen Geschäftsinteressen folgen muss und deshalb mit harten Bandagen kämpft? Gerne hätten wir Vertrauen in die Ehrwürdigkeit eines Geldinstituts, die sich aus langer Geschichte ableitet, die auf sauberen Geschäftserfolgen beruht und moralisch gefestigt scheint, denn »mit der Komplexität der Gesellschaft wächst die Kontingenz der Zukunft und letztlich die Höhe ihrer Risiken. Die so entstehende Unsicherheit lässt sich weder ertragen noch beherrschen. Vertrauen ist ein Ausweg aus dem Dilemma, denn es setzt sich über fehlende Informationen hinweg und »interpretiert die Welt selektiv«. »Wer Vertrauen erweist, nimmt Zukunft vorweg, er handelt so, als ob er der Zukunft sicher wäre. Man könnte meinen, er überwinde die Zeit.«[14]
[1] https://www.db.com/de/content/company/Vision-und-Marke.htm
[2] Xinhua-Dow Jones International Financial Centers Development Index (2013): http://www.sh.xinhuanet.com/shstatics/images2013/IFCD2013_En.pdf
[3] »Frankfurt hatte sich im Spätmittelalter zur Drehscheibe des Fernhandels mit England, Frankreich und den Niederlanden sowie des oberdeutschen Handels mit dem Westen, Norden und Nordosten entwickelt … Leipzig, dessen Aufstieg mit der Intensivierung des Nürnberger Osthandels und dem Aufschwung des erzgebirgischen Silberbergbaus verbunden war, übernahm eine Frankfurt vergleichbare Funktion 400 km weiter östlich. … Im 16. Jh. profitierten beide Messestädte vom Aufschwung des europäischen Handels. Dabei stand Frankfurt in enger Verbindung zu Antwerpen und erbte nach der Eroberung dieser Stadt durch die Spanier und nach der Blockade der Scheldemündung (1585) auch einen Teil der emigrierenden Kaufmannschaft mit ihrem Handel (Schmuck und Edelsteine) und den überlegenen Kredittechniken. Der Rückschlag kam mit dem Dreißigjährigen Krieg, als nicht nur der kontinentale Handel zusammenbrach, sondern auch die kaiserlichen Handelssperren gegen Frankreich eine Erholung erschwerten.« M. North (Hrsg.), Deutsche Wirtschaftsgeschichte – Ein Jahrtausend im Überblick, München 2000, S.159
[4] »Was als Geld verwendet wird, ist völlig gleichgültig: Geld ist, was als solches akzeptiert wird. In Russland benutzte man z.B. im 12. Jh. besonders präparierte Eichhörnchenfelle als Kleingeld. Obwohl sie durch den Umlauf von Hand zu Hand ihren Haarbesatz fast vollständig verloren und folglich keinen Sachwert mehr besaßen, entsprachen 18 Eichhörnchenfelle einem Dirhem, einer arabischen Münze, die fast 2 ½ g Silber enthielt.« Ebd., S.77 f.
[5] »Der Kampf gegen die Monopole und gegen die neuen Wirtschaftsformen und den neuen Wirtschaftsgeist des Frühkapitalismus führte auch zu Fragen, mit denen sich die Wirtschaftsethik und Morallehre der kirchlichen Konfessionen beschäftigen musste. Diese, wie die Öffentlichkeit, legten immer noch mittelalterliche Wertmaßstäbe an die wirtschaftliche Handlungsweise an und sahen insbesondere im Nehmen des Zinses ein Wuchergeschäft.« G. Droege, Deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Frankfurt a.M. 1972, S.99
[6] Ebd., S.99 ff.
[7] Der Rheinische Gulden wurde in der kurzen Zeit um 1425 in Frankfurt, Nürnberg und Nördlingen geprägt und hieß auch im Volksmund wegen des Wappens auf der Rückseite »Apfelgulden«. Der Taler, auch Thaler, wurde im böhmischen Joachimsthal geschlagen. In Hall in Tirol wurden 1486 die ersten Silbermünzen geprägt, die einen ähnlichen »inneren« Wert wie die Goldmünzen hatten. Der »innere« (Edelmetallgehalt) wurde erst später durch den »äußeren« (d.h. staatlich garantierten) Wert der Münzen abgelöst. Zum Thema s.a. die digitalisierte »Ökonomische Encyklopädie des Johann Georg Krünitz«, http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/t/kt03434.htm, dort: Artikel Thaler und Gulden
[8] »Während die Mehrheit der Kaufleutebankiers in den Reichsstädten, z.B. Nürnberg oder Augsburg, während des Dreißigjährigen Krieges finanzielle Verluste erlitten hatte und weder bereit noch in der Lage war, Kredite an die Fürsten zu geben, hatten jüdische Geldverleiher, in einem eher feindlichen Umfeld, kaum eine andere Chance, als das Schicksal ihres Handels- und Geldgeschäfts an den fürstlichen Finanzbedarf zu binden. … Indem die Hoffaktoren die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellten, machten sie die Herrscher weitgehend unabhängig von der ständischen Zustimmung in Finanzangelegenheiten und beschränkten damit auch die politische Partizipation der Stände.« M. North, a.a.O., S.166 ff.
[9] Josef Süß Oppenheimer (1689–1738) wurde ein Opfer der »ausgebooteten« Stände: Nach dem Tod des Herzogs Karl Alexander von Württemberg, dessen absolutistische Herrschaft er finanziell befestigte, wurde er »für Dinge verantwortlich gemacht, die man eher seinem Dienstherrn hätte vorwerfen sollen, der ein bekanntermaßen verschwenderischer und anspruchsvoller Mensch war. Noch an dem gleichen Tag, an dem Karl Alexander 1737 starb, wurde Süß-Oppenheimer verhaftet, in aller Eile des Hochverrats schuldig gesprochen in einem sehr anfechtbaren Prozess, bei dem Richter das Urteil sprachen, die seine persönlichen Feinde waren, und durch den Strang hingerichtet.« Gordon A. Craig, Über die Deutschen, München 1983, S.131
[10] »Deutschland ist Exportnation, hiesige Autokonzerne und viele Maschinenbauer gelten international als das Maß der Dinge. Doch wenn’s um Geld geht, ist die Bankenbranche global weit abgeschlagen. … Die geringe Beliebtheit der Institute mag sicher mit der Finanzkrise zu tun haben. Einen mäßigen Ruf hatten die Kreditinstitute aber schon lange vorher. Die Großbanken galten gerade in den siebziger Jahren bei einigen als unheimliche Macht und Strippenzieher im Hintergrund, weil ihre Manager in Aufsichtsräten wichtiger Industrieunternehmen saßen. … Der Ruf der Banken mag vor allem im 21. Jahrhundert ruiniert worden sein, der Abstieg der hiesigen Institute hat nach Ansicht von Experten aber eigentlich schon vorher begonnen. »International gibt vor allem das Investmentbanking den Ton an, und das hat in Deutschland keine Tradition«, sagt der Bielefelder Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser. Ernsthaft betrieben wird es nur von der Deutschen Bank, und selbst dort wirkt es eher aufgepfropft: Es kommt nicht von ungefähr, dass die Bank dieses Geschäft vor allem in New York und London betreibt. … Fast die Hälfte der deutschen Privatbanken war in jüdischem Besitz. Ihre Inhaber wurden in den dreißiger Jahren verfolgt, ein Großteil der Banken geschlossen. »So ist in Deutschland sehr viel Börsenexpertise verloren gegangen, die nach 1945 wertvoll gewesen wäre«, sagt Ingo Köhler, Prof für Wirtschaftsgeschichte an der Uni Göttingen. Er sieht darin einen wichtigen Grund dafür, dass das Investmentbanking in Deutschland jahrzehntelang nicht Fuß fassen konnte. Zumal die verbliebenen Banken nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs voll damit ausgelastet waren, das von der Industrie geprägte Wirtschaftswunder zu finanzieren.« Sebastian Joost, Anne Kunz »Warum die Deutschen ihre Banken so verachten« unter http://www.welt.de/wirtschaft/article140548289/Warum-die-Deutschen-ihre-Banken-so-sehr-verachten.html
[11] »Imtech ist mit 4700 Beschäftigten und mehr als einer Milliarde Euro Umsatz einer der führenden Baukonzerne in Deutschland. Am Konzernsitz in Hamburg ist Imtech Namensgeber der Imtech-Arena, in der der Hamburger Sportverein spielt.« S.a. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/baufirma-imtech-prueft-korruption-bei-umbau-der-deutschen-bank-in-frankfurt/3876206.html. Heute ist Imtech, bzw. Royal Imtech – nach dem »Ritterschlag« der niederländischen Königin –, pleite. Den Insolvenzanträgen in den Niederlanden und in Deutschland waren u.a. auch Bauskandale rund um die Dauerbaustelle des BER vorangegangen.
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Wüppesahl
[13] https://www.db.com/de/content/company/Unternehmen.htm
[14] N. Luhmann, Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität, Stuttgart 1989, Zitate dort S.33 und 8 nach H. Berghoff und J. Vogl (Hrsg.), Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte – Dimensionen eines Perspektivwechsels, Frankfurt a.M. 2004, S.144