Vorwort
Aussehen
Systematik
Verbreitung
Lebensraum und Lebensweise
Vermehrung
Feinde, Bedrohung und Schutzstatus
Erwerb
Quarantäne
Das Terrarium
Fütterung
Der Umgang mit den Tieren
Nachzucht
Aufzucht
Gesundheit
Vergesellschaftung mit anderen Terrarientieren
Schaufelfüße in der Schule
Dank und Widmung
Weitere Informationen
Verwendete und weiterführende Literatur
Bildnachweis
Titelbild: Nach der Beregnung frisch aus seiner Erdhöhle gekommener Östlicher Schaufelfuß Foto: K. Kunz
Kleines Bild: Hinterfuß von Scaphiopus holbrookii mit der namensgebenden, schaufelartigen Schwiele Foto: K. Kunz
Seite 1: Frisch umgewandeltes Jungtier Foto: K. Kunz
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eISBN 978-3-86659-346-6
© 2008 Natur und Tier - Verlag GmbH
An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Heiko Werning
Layout: Nick Nadolny
NEIN, man muss nicht verrückt sein, um den Östlichen Schaufelfuß im Terrarium zu halten – aber es hilft gewaltig.
Etwas verrückt zum einen, weil es sich hier um eine Art handelt, die alles andere als ein typisches, repräsentatives Schautier ist. Im Gegensatz zu prestigeträchtigen Piebald-Königspythons oder Blizzard-Leopardgeckos handelt es sich bei diesem Krötenfrosch (schon dieser Name …) unverschämterweise um ein ganz normales, in keinerlei gezüchteten Farbvarianten zu erhaltendes, braunes, glitschiges Amphib, das noch dazu tagsüber so gut wie nie zu sehen ist. Es sei denn, man buddelt die Schaufelfüße aus oder setzt sie zwecks Fortpflanzung in ein Wasserbecken. Ein Terrarium mit ein bisschen Erde drin ist es also, was man skeptischen Besuchern als Lebensraum seiner Schaufelfüße präsentiert. Mit Sicherheit kein Tier zum Angeben. Zum anderen ein bisschen verrückt nach Schaufelfüßen: Der gedrungene Körper im Zusammenspiel mit dem ulkigen Blick aus riesigen Glubschaugen, das vorsichtige nächtliche Herausspähen aus dem Bau, das krähenartige Blöken paarungsbereiter Männchen – es sind schon liebenswerte Kerlchen, und wer sich einmal näher mit diesen skurrilen Lebensraumspezialisten beschäftigt, der kommt so leicht nicht mehr von ihnen los.
Obwohl der Östliche Schaufelfuß recht häufig importiert und zu sehr niedrigen Preisen angeboten wird, ist über seine Haltung oder gar Vermehrung so gut wie nichts bekannt. Bei meinen Recherchen für diesen Band der Reihe „Art für Art“ konnte ich kaum glauben, dass es über ein in seiner Heimat derart häufiges und hierzulande in doch recht hohen Zahlen eingeführtes Tier so gut wie keine terraristische Literatur, zumindest keinen neueren Bericht über eine längere Pflege und schon gar nicht über die Nachzucht dieser Frösche zu geben scheint. Schade, aber gerade das möchte ich ja mit diesem Buch ändern – und ich hoffe, Sie werden genauso viel Freude an diesen spannenden Fröschen haben wie ich.
Schaufelfüße verbringen die meiste Zeit ihres Lebens im Verborgenen, aber wenn sich dann einmal günstige Bedingungen bieten, verwandeln sie sich blitzschnell in effektive kleine Räuber. Sie machen kein großes Aufheben um ihre Existenz; dennoch besiedeln sie ein riesiges Verbreitungsgebiet und sind als Art äußert erfolgreich.
In der Ruhe liegt die Kraft. Äußerst sympathisch, finde ich …
Speyer, im Herbst 2008,
Kriton Kunz
Beim Östlichen Schaufelfuß handelt es sich um einen mittelgroßen, krötenähnlichen Froschlurch von rund 44–57 mm Länge. Als Maximallänge sind in der Literatur 73 mm angegeben. Der Kopf ist im Bereich des Mundwinkels breiter als lang. Die Schnauze ist kurz und fällt nach vorn hin ab. Die Giftdrüsen (Parotiden) sind rundlich – im Gegensatz zu denen der meisten Echten Kröten (Bufonidae). Auf den ersten Blick fallen besonders die großen, hervorstehenden Augen mit im hellen Licht vertikal verengter Pupille und goldener Iris auf, die wesentlich zum charakteristischen Äußeren dieses Tiers beitragen. Nachts dagegen weitet sich die Pupille so weit, dass das Auge fast komplett schwarz erscheint – mit Ausnahme des weißen Randes, der vom Augapfel noch sichtbar ist. Leuchtet man die Tiere im Dunkeln an, reflektieren die Augen rötlich. Das Trommelfell ist deutlich sichtbar, die Haut weit weniger warzig als bei Kröten. Namensgebend ist eine scharfkantige, schwärzliche Hornstruktur am inneren Sohlenhöcker eines jeden Hinterfußes, die wichtige Dienste beim Eingraben der Frösche leistet. Die Grundfarbe der Tiere reicht von Hellbraun über Oliv bis fast Schwarz – doch können sie ihre Färbung stimmungsabhängig sowie je nach Umweltfaktoren ändern, und auch auf einen Zusammenhang mit der Farbe des Bodens im jeweiligen Vorkommen wird hingewiesen. Außerdem wurde schon über Albinismus bei dieser Art berichtet. Zwei gelbliche Linien, die sich von den Augen bis über den Rücken erstrecken, formen eine Art Lyra oder Amphore. Einige Hautdrüsen, oft leuchtend orange gefärbt, sind über die Körperoberfläche verteilt. In ihrem Habitat sind die Tiere optimal getarnt. Sie bewegen sich normalerweise mit kleinen Hopsern oder mit einem merkwürdigen Schreitgang vorwärts, drücken sich jedoch bei vermeintlicher Gefahr reglos an den Boden bzw. graben sich direkt ein. Die Zehen sind mit gut ausgebildeten Schwimmhäuten versehen – entsprechend vermögen die Tiere während der ein, zwei Tage, die sie vielleicht pro Jahr im Wasser verbringen, gut zu schwimmen und auch zu tauchen.
Der Östliche Schaufelfuß zählt zur Gattung Scaphiopus, die folgende Arten umfasst:
Scaphiopus couchii
(Südlicher Schaufelfuß)
Scaphiopus holbrookii
(Östlicher Schaufelfuß)
Scaphiopus hurterii
(Hurters Schaufelfuß)
Der wissenschaftliche Gattungsname des Östlichen Schaufelfußes ist praktisch gleichbedeutend mit dem deutschen Namen: skaphis leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet Wurfschaufel, das griechische Wort pus steht für Fuß. Benannt ist die Art zu Ehren von John Edward Holbrook, einem bekannten Biologen des 19. Jahrhunderts, der auch als „Vater der US-amerikanischen Herpetologie“ bezeichnet wird.
Früher wurde Scaphiopus (Südliche Schaufelfüße) zusammen mit den ebenfalls neuweltlichen Spea- (Westliche Schaufelfüße) sowie den altweltlichen Pelobates-Arten (Europäische Schaufelfußkröten) in der Familie der Pelobatidae zusammengefasst. Neuere Untersuchungen der Erbsubstanz legten jedoch nahe, Scaphiopus und SpeaPelodytesPelobates