Cover

BARCELONA

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von Karoline Gimpl

Karoline Gimpl bereist seit Jahren Spanien, Portugal und Mexiko als Studienreiseleiterin und arbeitet als freie Autorin. Sie hat Kunstgeschichte in München studiert, ein Auslandsstipendium führte sie nach Madrid. Nach der Promotion arbeitete sie als Redakteurin für eine Reisezeitschrift wiederum in München. Im Vista Point Verlag sind außerdem ihre Reiseführer zu Andalusien und Madrid erschienen.

Inhalt



Willkommen in Barcelona

Top 10 & Mein Barcelona

image Top 10: Das sollte man gesehen haben

image Mein Barcelona: Lieblingsplätze der Autorin

Stadttour mit Detailkarte

Ein Rundgang durch Barcelona

Streifzüge

Barceloneta, Fòrum und Port Olímpic

Montjuïc

Montserrat

Sitges

Vista Points

Museen und Galerien

Straßen und Plätze

Kirchen und Klöster

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z

Service von A bis Z

Sprachführer

Register

Bildnachweis und Impressum

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   Zeichenerklärung

image Top 10
Das sollte man gesehen haben
image Mein Barcelona
Lieblingsplätze der Autorin
image Vista Point
Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
image Kartensymbol: Verweist auf das entsprechende Planquadrat der ausfaltbaren Karte bzw. der Detailpläne im Buch.


Willkommen in Barcelona

Barcelona gilt als die heimliche Hauptstadt Spaniens, und mit Recht! Die Zwei-Millionen-Metropole, der man ihre Nähe zu Frankreich anmerkt, ist modern, selbstbewusst und weltoffen. Wenn man erfahren will, was »in« ist, dann muss man nach Barcelona. 1992 hat die Stadt international auf sich aufmerksam gemacht mit den bis dahin spektakulärsten Olympischen Spielen. Ein futuristischer weißer Telekommunikationsturm von Santiago Calatrava überragt den Olympiaberg Montjuïc.

Große Architekten reichen sich in Barcelona die Hand: Richard Meier entwarf das Museum für Zeitgenössische Kunst und Jean Nouvel eine gigantische Zigarre mit bunt schillernden Markisen, den Hochhausturm Agbar. Auf der Modemesse Pasarela Gaudí setzen Spaniens flotte Scheren Akzente. Im Altstadtviertel Barri Gòtic beleben Designerläden die historischen Gebäude. Und immer wieder gehen Gotik und Jugendstil eine reizvolle Verbindung ein.

Antoni Gaudí heißt der Architekt des sogenannten Modernisme, dessen Name und Lebenswerk, die Sühnekirche Sagrada Família, untrennbar mit Barcelona verbunden sind. Fröhliche Farbtupfer streute Joan Miró in die Stadt, der mit seinen kindlichen Bildern unverwechselbar wurde.

Sieben Hügel umrunden die Landeshauptstadt Kataloniens, die sich zum Meer hin öffnet, und bieten immer wieder unvergessliche Ausblicke, etwa auf Eixample, die schachbrettartige Stadterweiterung aus dem 19. Jahrhundert, oder die Rambles, die Flaniermeile und Verbindung zum Meer, auf der sich die Barcelonesen genauso wie Touristen und Künstler drängen. Und in welcher Stadt könnte man wohl sonst einen Einkaufsbummel mit Baden und Strand verbinden? Barcelona steckt in einer mediterranen Haut und spricht alle Sinne an. Benvingut, willkommen in einer magischen Metropole!

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Blick über Barcelona vom vielbesuchten Parc Güell

Top 10 & Mein Barcelona

Top 10: Das sollte man gesehen haben

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Les Rambles/Las Ramblas

S. 8 ff., 37 image D6–F5/Google Map

Barcelonas Flaniermeile zum Meer mit Blumen- und Vogelmarkt und kuriosen Straßenkünstlern.

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La Boquería

S. 10 f., 39 image E5/Google Map

Die historische Markthalle bietet Delikatessen aller Art, ein Rausch der Sinne.

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Barri Gòtic

S. 11 image E5/6/Google Map

In den engen, verwinkelten Gassen des gotischen Viertels fühlt man sich wie ein Statist in einem Mittelalterfilm.

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Santa María del Mar

S. 13, 39 image F6/Google Map

Vielleicht ist die »Kathedrale des Meeres« Kataloniens schönste gotische Kirche. Ihre zarten Bündelpfeiler und durchdachten Proportionen strahlen Ruhe und Harmonie aus.

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Museu Picasso

S. 13, 35 f. image E6/Google Map

Er war ein Wunderkind, ein Mozart der Malerei: Das Picasso-Museum demonstriert sein großes Können mit Bildern beinahe aller seiner Schaffensperioden.

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Casa Milà

S. 17, 40 image C6/Google Map

Wie die Wogen des Meeres steigt die gewellte Hausfassade der Casa Milà auf, ein Meisterwerk des Jugendstils von Antoni Gaudí.

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Sagrada Família

S. 17, 38 f. image C8/Google Map

Die Sühnekirche war Gaudís Lebenswerk. Wie Termitenhügel ragen ihre Türme in den Himmel. Die noch unvollendete Kirche wurde 2010 vom Papst geweiht.

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Museu Nacional d‘Art de Catalunya (MNAC)

S. 22, 33 f. image E2/3/Google Map

Das Museum für katalanische Kunst überrascht mit romanischen Fresken, die man Anfang des 20. Jahrhunderts von den Kirchenwänden löste und ins Museum brachte.

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Fundació Joan Miró

S. 22, 30 image E3/Google Map

Die Stiftung des Malers Joan Miró versetzt in eine kindliche Traumwelt. Auf der schneeweißen Dachterrasse wandelt man durch einen kleinen Skulpturengarten und schaut auf die Stadt hinunter.

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Parc Güell

S. 44 ff. image cA/cB2/Google Map

Gaudí ließ diesen Stadtpark als Handwerkersiedlung anlegen. Eine schier endlos gewundene Schlange, mit Fliesenmosaik dekoriert, dient als Sitzbank und Ort der Kommunikation. Vom Park aus genießt man eine Traumaussicht auf Stadt und Meer.

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Mein Barcelona
Lieblingsplätze der Autorin

Liebe Leser,
an diesen Orten fühle ich mich besonders wohl und kehre immer wieder gerne dorthin zurück. Viel Spaß in Barcelona wünscht Ihnen

Karoline Gimpl

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Palau de la Música Catalana

S. 16, 43, 63 image E6/Google Map

In diesem Konzertsaal umhüllt von Jugendstildekor verzaubert jede Musik, die man hört. Ein vorzügliches Konzertprogramm in einem vorzüglichen Rahmen.

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Ciudad Condal

S. 53 image D6/Google Map

Tapas in Hülle und Fülle. Die Qualität ist ausgezeichnet. Ob Gemüse oder Meeresfrüchte, alles wird frisch zubereitet.

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Boadas

S. 58 image D5/Google Map

Im Boadas werden für mich die besten Cocktails gemixt. Eine Getränkekarte gibt es nicht, gemixt wird ganz nach persönlichem Geschmack.

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Vialis

S. 66 image E5/Google Map

Der Schuhladen von Vialis steht für Mode »made in Barcelona«. Ausgefallenes Design, das man in dieser Art nur hier findet.

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Vinçon

S. 67 image C6/Google Map

Hier gibt es alles, was man nicht unbedingt braucht: ein Schaukelpferd aus alten Autoreifen, ein Kickerspiel aus Monsterfiguren ... Der Laden selbst ist ein Museum: Das Treppenhaus und die Jugendstilholzdecken sind sehenswert.

Stadttour

Ein Rundgang durch Barcelona

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Vormittag
Plaça de Catalunya – Markthalle La Boquería – Carrer
Petritxól – Plaça del Pi – Plaça de l’Os – Liceu – Plaça Reial – Mirador de Colom – Moll de la Fusta – Santa María del Mar – Plaça de Sant Jaume – Augustustempel – Plaça del Rei – Kathedrale.

Mittag

Els Quatre Gats image E6/Google Map

Carrer Montsió, 3, Metro L1, L3: Catalunya, Metro L1, L4: Urquinaona

image 93 302 41 40, www.4gats.com, tägl. 10–2 Uhr

Katalanische Küche in Jugendstilambiente.

Nachmittag
Palau de la Música Catalana – Passeig de Gràcia – Casa Amatller – Casa Batlló – Fundació Antoni Tàpies – Casa Milà – Sagrada Família.

image Les Rambles de Barcelona image D6–F5/Google Map, Mythos und Traum einer Stadt, Schauplatz bewegter Geschichte und Hauptschlagader lebenssprühender Gegenwart, sind zweifellos der beste Einstieg ins pulsierende Herz der Stadt. Es gibt nur wenige Orte in der Welt, wo sich jeder auf Anhieb derart zu Hause fühlt, Fremde wie Einheimische, Geschäftige wie Müßiggänger, Arme wie Reiche, Kinder wie Alte, brave Bürger wie kleine Betrüger, schicke Señoritas ebenso wie Rucksackreisende.

Ursprünglich war die Rambla ein Rinnsal, das nur zur Regenzeit zu einem mächtigen Sturzbach anschwoll. Die Römer nannten das Flussbett arenno, später wurde es auf den arabischen Namen rambla umgetauft. Ab dem 13. Jahrhundert lief hier die zweite Stadtmauer entlang. Unter den Habsburgern im 16. Jahrhundert hatte die Kirche das Sagen und sie bebaute das andere Flussufer mit nicht weniger als acht Klöstern.

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Les Rambles de Barcelona: das pulsierende Herz der katalanischen Metropole

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Mit der Auflösung der Klöster 1835 und der Schleifung der alten Stadtmauern gewannen die Rambles allmählich ihr heutiges Gesicht. Jetzt entstand Raum für Plätze, Märkte, Theater, Wohn- und Geschäftshäuser. Doch erst der kühle Schatten der mächtigen Platanen verwandelte die Rambles 1859 in die beliebteste Flaniermeile der Stadt. Die breite Promenade zwischen den engen Fahrspuren links und rechts gehört bis heute den Fußgängern, die auf gewelltem Pflastermosaik sanft dem Meer zutreiben.

Ausgangspunkt eines Stadtrundgangs könnte das belebte Café Zürich an der großzügig umgestalteten Plaça de Catalunya image D6/Google Map sein, deren bunt gemischtes Ambiente auf das gegenüber beginnende Schauspiel der Rambles einstimmt. Ihr oberster Abschnitt, die Rambla de Canaletes image D/E6/Google Map, verdankt ihren Namen einem alten eisernen Brunnen, dessen Wasser Wunder wirken soll. Einstmals, so heißt es, soll es so gut gemundet haben, dass jeder sofort schwor Barcelona nie mehr verlassen zu wollen.

Die Rambla dels Estudis image E5/Google Map erinnert an die Zeiten, als noch Gelehrte und Studenten die Szene beherrschten. Heute beginnen hier die überquellenden Zeitungsstände, wahrhafte Freiluftbuchhandlungen, die bis spät in die Nacht hinein geöffnet sind. Auf der Rambla de les Flors image E5/Google Map, offiziell Rambla Sant Josep, dominiert der süße Duft von Rosen und Nelken. Hier ist die Heimat der Blumenverkäuferinnen, seit dem 19. Jahrhundert eine feste Institution.

Wenige Meter weiter lädt der Mercat Sant Josep, gemeinhin unter dem Namen image La Boqueria image E5/Google Map bekannt, zu einem opulenten Fest der Sinne. Unter der imposanten Eisenkonstruktion eröffnet sich ein Tempel der Gaumenfreuden, in dem alle auf ihre Kosten kommen: die Chefköche der Spezialitätenrestaurants, die Feinschmecker auf der Suche nach erlesenen Delikatessen, die Hausfrauen der umliegenden Altstadtviertel, die Bettler an den Eingängen, die Armen, die am Rande in den Abfällen nach Essbarem stochern, und nicht zuletzt die Touristen, die sich an dieser Sinfonie aus Farben, Formen und Gerüchen berauschen.

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Bindeglied zwischen der Altstadt (Barri Gòtic) und der City (Eixample) von Barcelona: die Plaça de Catalunya

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Was Katalonien an Köstlichkeiten zu bieten hat, findet man in »La Boquería«

Ein kurzer Abstecher in die Altstadt führt zurück zur Querstraße Portaferrissa. Von ihr biegt der Carrer Petritxól ab, eine der malerischsten Gassen des image Barri Gòtic image E5/6/Google Map, des gotischen Viertels. Licht dringt nur wenig in die schmale Häuserschlucht, und die Wände zieren bunte Kacheln, die berühmte Persönlichkeiten dieser Straße verewigen oder witzige Anekdoten erzählen. Die gediegenen Geschäfte sind meist auf wenige Qualitätsprodukte spezialisiert.

Die süße Tradition der katalanischen Küche pflegt man in den granges. Im traditionellen »Dulcinea« sitzen seit 180 Jahren alte Damen, Studenten und Mütter mit Schulkindern bei heißer, dickflüssiger Schokolade, in die luftige ensaïmades, lockere Hefeteilchen, getaucht werden.

Dann erhebt sich zwischen den Häusern plötzlich der wuchtige Turm der gotischen Kirche Santa María del Pi image F6/Google Map. Drei anmutige Plätze, einstmals Pfarrfriedhöfe, umrahmen den mächtigen Wehrbau aus dem 14. Jahrhundert. Ein Denkmal ehrt den lokalen Dichterfürsten Angel Guimerà, der um die Wende zum 20. Jahrhundert bei den Dichterwettbewerben zu siegen pflegte. Im Schatten von Platanen und Orangenbäumchen laden Straßencafés zum Verweilen ein. An den Wochenenden liegt über dieser Zone ein Hauch Montmartre, wenn mehr oder weniger begabte Maler ihre Kunst anbieten und Straßensänger ihre Vorstellung geben.

Rechts über den Carrer de Boqueria zurück auf der Rambla, öffnet sich das schattige Platanendach für die Plaça de l’Os image E5/Google Map, im Doppelsinn Platz der Knochen oder der Platz des Müßiggangs, wo im Mittelalter die abgefressenen Gerippe der Gehenkten baumelten. Das Pflaster schmückt ein Mosaik von Joan Miró, der ganz in der Nähe das Licht der Welt erblickte.

Hier beginnt die Rambla del Centro, die wegen eines ehemaligen Klosters auch den Namen Rambla dels Caputxins image E5/Google Map führt. Sie bildet den Auftakt zum bunten Treiben der unteren Altstadt. Zur Rechten prangt die Fassade des würdigen Liceu image E5/Google Map, des Opernhauses, das 1994 ausbrannte und im Oktober 1999 seinen Betrieb wieder aufgenommen hat. Mit 3600 Plätzen ist es immer noch eines der größten Bühnenhäuser der Welt. Traditionell zählt es zu den wichtigsten Kultstätten der Wagnermusik und der klassischen italienischen Oper.

Ein Stück weiter Richtung Meer öffnet sich zur linken Seite der Rambla hinter einem breiten Tordurchgang die Plaça Reial image E5/Google Map. Mit ihren Kolonnadengängen und einheitlichen Häuserfronten, den schlanken Palmen und Gaudí-Laternen sowie den vielen Straßencafés und dem gusseisernen Brunnen, auf dem die »Drei Grazien« stehen, braucht sie keinen Vergleich mit den schönsten plazas mayores Spaniens zu scheuen. In den Freiluftcafés unter den Schatten spendenden Arkaden drängen sich Scharen von Touristen neben einheimischem Alternativpublikum. Auf den öffentlichen Bänken klönen Stammgäste aus dem Viertel neben Familien mit Kindern und alten Frauen, die die Tauben füttern.

Die Rambles erreicht man erneut an der Plaça del Teatre. Hier beginnt die Rambla de Santa Mònica image F5/Google Map, die sich zum Meer hin mit dem mächtigen Mirador de Colom image F5/Google Map verabschiedet. Doch bevor man auf die luftige Höhe der Kolumbussäule schwebt und den Blick über die Altstadt schweifen lässt, lohnt ein Besuch der Drassanes image F5/Google Map, des Museu Marítim. Die königliche Schiffswerft aus dem Mittelalter, die heute als Seefahrtsmuseum dient, geht in ihren ältesten Gebäudeteilen auf das Ende des 13. Jahrhunderts zurück. Mit ihren charakteristischen Blendbögen und den lang gestreckten, zum Meer hin geöffneten Hallen ist sie die größte und besterhaltene mittelalterliche Werft der Welt. Sie erinnert an jene glorreichen Zeiten, als das Königreich Aragón noch eine der führenden Seemächte im Mittelmeer war. »Barcelona lebt mit dem Rücken zur See«, hieß es lange, bevor sich die sozialistischen Stadtväter um 1985 an die »Rückeroberung des Meeres« machten.

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Das Pflaster der Plaça de l’Os schmückt ein Mosaik von Joan Miró

Die Hafenpromenade Moll de la Fusta image F5/6/Google Map war die erste Etappe eines ehrgeizigen Projekts, das der Hafenzone vom Kolumbusmonument bis zum Olympischen Yachthafen ein vollkommen neues Gesicht gegeben hat. Die einst verwahrloste Holzmole hat sich in eine großzügige Palmenallee verwandelt, durch die der Verkehr unterirdisch geleitet wird und die heute mit stilvollen Tapa-Bars und Designerrestaurants gepflastert ist. Schon von Weitem sticht die Riesengarnele von Stardesigner Javier Mariscal an der Promenade Barceloneta ins Auge.

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Mirador de Colom

Eine moderne Holzbrücke, die Rambla de Mar image F5/Google Map, verbindet den Moll de la Fusta mit dem alten Moll d’Espanya image F6/Google Map, der sich mit dem Einkaufstempel Maremagnum, dem Aquarium und einem großen IMAX-Kinokomplex zur Mole der Freizeitvergnügen mitten im alten Hafen gemausert hat. Tausende überqueren täglich die Brücke, die optisch der Form der Wellen angepasst ist und gelegentlich geöffnet wird, um eine Yacht passieren zu lassen.

Auf dem Moll de la Fusta schlendern wir bis zur Hauptpost und zur Llotja image F6/Google Map, der früheren Börse, und biegen dann hinter der Llotja links in den Carrer Caputxes, eine urige Bogengasse, deren mittelalterliches Ambiente den Schauplatz für viele Degenfilme abgab. Nach wenigen Metern stehen wir vor einem Glanzpunkt der bürgerlichen Sakralgotik Kataloniens, der image Kirche Santa María del Mar image E/F6/Google Map. »Santa María!« war der Schlachtruf des katalanischen Heeres bei der Eroberung Sardiniens 1329. Im selben Jahr wurde zum Dank für den Sieg der Grundstein für diese imposante Marienkirche gelegt, die als gotische Hallenkirche durch einen gemeinschaftlichen Kraftakt der verschiedenen Handwerkergilden des Viertels in nur 54 Jahren fertiggestellt wurde. Ihre Marienfigur im Chor ist Schutzpatronin der Seeleute, als Attribut hat sie ein Schiff dabei. Der Bau fasziniert durch seine stilistische Reinheit und seine ausgewogenen Proportionen.

Gegenüber der Kirche, am Fossar de les Moreres image F6/Google Map, wurden 1714 die heldenhaften Verteidiger Barcelonas gegen Philipp V. begraben. Ein ewiges Licht, die katalanischen Flaggenfarben und Blumen gedenken bis heute der Verstorbenen. Dort beginnt der Passeig del Born image E/F6/7/Google Map mit seinen vielen Terrassenlokalen und am Ende steht die Born-Eisenmarkthalle, lange verwahrlost und vergessen. Unlängst hat man unter ihr Zitadellenreste des 17. und 18. Jahrhunderts gefunden, und es wird eifrig weitergegraben.

Eine Seitenstraße des Passeig Born ist die Carrer Montcada, in der sich ein Adelspalast an den nächsten reiht. Im Águilarpalast ist das berühmteste Museum der Stadt eingerichtet, das image Museu Picasso image E6/Google Map. Schon von Weitem sieht man die Warteschlangen davor. Rings um die Kirche Santa María del Mar lohnt es sich zu stöbern und durch die Gassen zu streunen, denn hier findet man die schönsten Design-, Schmuck- und flippigsten Modeläden. Das Viertel selbst heißt Call, es war bis zur Vertreibung der Juden das jüdische Viertel Barcelonas.

Vom Kirchplatz führt die Carrer Argentería geradewegs auf die Plaça Sant Jaume image E6/Google Map zu. Das große Rechteck im Herzen verschlungener Gassen der gotischen Altstadt ist seit der Römerzeit das politische Zentrum der Stadt. Eine Längsfront schmückt das Rathaus image E6/Google Map, die andere wird beherrscht vom Palau de la Generalitat image E6/Google Map, in dem die Autonome Regierung Kataloniens ihren Sitz hat.

Zu beiden Seiten des Rathausportals stehen die lebensgroßen Figuren von König Jaume dem Eroberer und Stadtrat Fivaller als Symbole für die frühe und erfolgreiche Zusammenarbeit der Krone mit dem reichen Handelsbürgertum Barcelonas. Die Fähigkeit der Könige von Aragonien, Pakte im gegenseitigen Interesse zu schließen, sicherte ihnen Stabilität und sozialen Frieden im Inneren ihres Reichs und schuf zugleich die Grundlage für die mediterrane Expansion im 13. und 14. Jahr-hundert, an der die dynamische Händlerklasse weit mehr Anteil hatte als die Kriegsflotte. Die knapp 400 Jahre dauernde Blütezeit im Mittelalter ist bis heute Bezugspunkt und Pfeiler der nationalen und kulturellen Identität der Katalanen. Während dieser Jahrhunderte hatten die Katalanen einen eigenen Staat, eine eigene Sprache, eine eigene Rechtsordnung, eine imperiale Strategie und eine der am höchsten entwickelten Kulturen Europas, die in der Altstadt bis heute unzählige Spuren hinterlassen hat.

Die prächtige gotische Innenausstattung des Regierungspalastes, die man hinter der neueren Fassade gar nicht vermutet, atmet noch ganz den kultivierten Reichtum der merkantilen Gesellschaft des Mittelalters. Über dem Renaissanceportal sitzt der heilige Georg, hier Sant Jordi genannt, auf dem Pferd. Der Drachentöter ist seit der Zeit der Kreuzzüge der Schutzheilige Kataloniens. 1977, zwei Jahre nach Francos Tod am Übergang zur Demokratie, begrüßte Josep Tarradellas nach 38 Jahren Exilregierung in Frankreich die unübersehbare Menschenmenge vor dem Palast mit den lakonischen Worten: »Hier bin ich wieder.«

Von der Plaça Sant Jaume führt rechts des Regierungspalastes das eng gewundene Paradís-Gässchen zum höchsten Punkt der Altstadt, dem Mons Taber (15 m ü.d.M.), auf dem in römischer Zeit ein Augustustempel stand. Vier Säulen des Tempels sind im Innenhof des Centre Excursionista de Catalunya noch erhalten.

Vorbei am Chor der Kathedrale erreichen wir die Plaça del Rei image E6/Google Map, architektonisch der geschlossenste und vornehmste Platz der Stadt. Im Hintergrund erhebt sich der frühere Königspalast, dessen Prunkstück der weiträumige gotische Saló de Tinell ist. Hier stellte Kolumbus 1493 nach seiner Rückkehr aus Amerika vor den Katholischen Königen Isabella und Ferdinand Gold und Indianer zur Schau.

Verlässt man die Plaça del Rei über den Carrer Santa Clara, führt rechts der Carrer dels Comtes entlang der Kathedrale zur Plaça de la Seu image E6/Google Map. Fantastische Fabeltiere, Einhörner und Elefanten speien das Wasser von den Dächern. Unterwegs öffnet sich zur Rechten ein idyllischer Orangenhof zum Museu Frederic Marès image E6/Google Map, das neben einem sehenswerten Kuriositätenkabinett eine Privatsammlung hervorragender sakraler Skulpturen aus dem Mittelalter birgt. Die Plaça de la Seu mit der Hauptfront und dem Haupteingang der Kathedrale wird jeden Sonntagmorgen zum Tanzboden, wenn ein Orchester zum katalanischen Nationaltanz, der Sardana, aufspielt und sich Jung wie Alt an den Händen fassen und Kreise bilden.

Das Innere der gotischen Kathedrale image E6/Google Map ist in ein mystisches Halbdunkel getaucht. In der ersten Seitenkapelle rechts verehrt man ein wundertätiges Kruzifix, das Don Juan de Austria 1571 in der Seeschlacht von Lepanto bei sich trug. Über den kuriosen Schlenker in der Hüfte der Figur erzählt man, dass Christus im Schlachtgetümmel blitzschnell einer türkischen Kanonenkugel auswich. Und schon war der Schützer vor Kriegsverletzungen geboren, der vor dem Einzug zum Militär eifrig besucht wird.

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Hoch und filigran: die gotische Kathedrale

Prachtvolle Marmorreliefs schmücken die Außenwand des zentralen Chors mit der Leidensgeschichte der Stadtpatronin Eulalia, einer 13-jährigen Schönheit, die im Jahr 304 während der Christenverfolgungen des Kaisers Diokletian ein grausames Martyrium erlitt und in einem Alabastersarkophag in der Krypta unter dem Hochaltar begraben liegt.

Durch das Portal rechts der Krypta gelangen wir in den Kreuzgang, wo uns zwischen Palmen, Magnolien und Orangenbäumen das Geschnatter von 13 Gänsen empfängt. Niemand weiß so recht zu sagen, wie diese alten Kulttiere der großen iberischen Muttergöttinnen zu dieser ehrwürdigen Behausung kamen. Vielleicht sollten sie schlicht den Domschatz hüten.

Wir überqueren die weiträumige Plaça Nova vor der Kathedrale und steuern auf die Avinguda del Portal de l’Angel zu, von der rechts der Carrer Montsió mit dem historischen Café-Restaurant Els Quatre Gats image E6/Google Map abgeht. Das 1897 als Imitation des Pariser »Le chat noir« gegründete Café ist ein stilvoller Ort zum Mittagessen. Hier organisierte Picasso seine erste Ausstellung und hier diskutierten die Künstler um 1900 bis in die Nacht hinein, wie sie die Welt aus den Angeln heben könnten.

Der einstige Besitzer Pere Romeu stürzte sich mit solcher Begeisterung in die hitzigen Debatten, dass er darüber ganz und gar das Geschäft vergaß. So musste das Lokal 1903 geschlossen und dem »Cercle de Sant Lluc« das Feld überlassen werden, einer kirchennahen Abspaltung des Künstlerbundes, dem an vorderster Stelle Antoni Gaudí angehörte. Diese Vereinigung wollte der Kunst eine stark von religiöser Mystik und Symbolik beeinflusste Note geben. All diese Künstlergruppen werden trotz ihrer Gegensätzlichkeit dem Modernisme zugerechnet, der als ein Prozess der Erneuerung der katalanischen Kultur verstanden werden muss.

Bevor wir uns zum Stadtviertel Eixample, das mit einer ganzen Reihe modernistischer Gebäude aufwartet, auf den Weg machen, überqueren wir die pulsierende Verkehrsader Via Laietana und stehen in der Carrer Sant Pere Mès Alt nach wenigen Metern vor einem Meisterwerk des Modernisme, dem image Palau de la Música Catalana image E6/Google Map (1908) von Domènech i Montaner. Wer Gelegenheit hat, eines der zahlreichen Konzerte zu besuchen oder eine Führung mitzumachen, den erwartet im Inneren überbordende Dekoration: im Zentrum eine imposante Hängekuppel aus Buntglas, links der Bühne eine Skulpturengruppe sanfter Musen, die dem lokalen Heros der Volksmusik Anselm Clavè den Lorbeer flechten. Über ihm rauscht ein mächtiger Lebensbaum. Auf der anderen Seite thront Beethoven zwischen rauchumwehten klassischen Säulen, über denen Wagners Walküren auf fliegenden Pferden in den freien Raum hinausjagen.

Auf der mondänen Promenade des Passeig de Gràcia image A–D6/Google Map mitten im Stadtviertel Eixample (sie beginnt an der Plaça de Catalunya) bekommen wir zwischen der Querstraße Consell de Cent, der Kunstmeile der Stadt, und dem Carrer d’Aragó die divergierenden Stile der drei größten Architekten des katalanischen Jugendstils gleich nebeneinander serviert. Im zweiten Stock der Casa Lleó Morera image C6/Google Map (Nr. 35) von Domènech i Montaner erkennt man noch merkwürdige Verzierungen, die die neuesten Erfindungen der Zeit um 1900 darstellen: ein Grammophon, ein Telefon, eine elektrische Glühbirne und eine Kamera. Von hanseatischer Gotik ließ sich Puig i Cadafalch bei der Casa Amatller (Nr. 41) image C6/Google Map inspirieren. Mit ihrer Galerie und ihren verkachelten Stufengiebeln erinnert sie an Bürgerhäuser der ehemals spanischen Niederlande.

Welch ein Kontrast zur weichen, wellenförmigen Fassade von Gaudís Casa Batlló (Nr. 43) image C6/Google Map, aus deren blaugrünem, wie eine sanfte Meeresoberfläche glitzerndem Mosaik totenschädelgleiche, eiserne Balkonbrüstungen vorspringen. Alles ist hier fließend. Gekrönt wird das Ganze durch ein wogendes Dach aus glasierten Kacheln, ähnlich dem geschuppten Rücken eines Riesenreptils, über dem sich ein Rundtürmchen mit blumiger Laterne und vierarmigem Kreuz erhebt, was nach Gaudís Symbolismus die Legende vom heiligen Georg und dem Drachen darstellt.

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Verschnaufpause vor der Geburtsfassade der Sagrada Família

Links im Carrer d’Aragó fällt gleich die wüste Dachdekoration eines Jugendstilhauses ins Auge – eine Mischung aus Wuschelhaar und Stacheldrahtverhau. Hier hatte Antoni Tàpies, der berühmteste zeitgenössische Künstler Spaniens, seine Hände im Spiel. In das Haus ist die Fundació Antoni Tàpies image C6/Google Map, die Tàpies-Stiftung, eingezogen, die viele Gemälde, Grafiken und Skulpturen des Künstlers zeigt.

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Vielbestaunt: die Casa Batlló von Antoni Gaudí

Ein Stück weiter den Passeig de Gràcia hinauf, prangt an der Ecke Passeig de Gràcia und Carrer de Provença eine gigantische expressionistische Skulptur, in der die Kurve in nie gesehener Vollendung über die Gerade triumphiert: Gaudís image Casa Milà image C6/Google Map. Wie Höhlenaugen lugen die Fenster aus der wellenförmig wogenden Natursteinfassade. Schmiedeeiserne Algen und Wasserpflanzen ranken sich wild verschlungen um die Balkone und das wuchtige Portal gleicht einem riesigen Spinnennetz. Geradezu surrealistisch wird es auf dem begehbaren Dach, wo gespenstisch maskierte Schornsteine dem Betrachter einen Schauder über den Rücken jagen. Bei seinen Zeitgenossen traf dieser absolute Hit des Modernisme auf wenig Gegenliebe und wurde spöttisch als ausgebombte Ruine oder Opfer eines Erdbebens karikiert. Das Volk taufte das Bauwerk abfällig La Pedrera, Steinbruch, was sich im Laufe der Jahre als zweiter offizieller Name für das Gebäude durchsetzte.

Von der Avinguda Diagonal bringt uns die Metrolinie 5 Richtung Horta zur image Sagrada Família image C8/Google Map, dem Wahrzeichen Barcelonas. Nach zwei Stationen stehen wir direkt vor Antoni Gaudís unvollendetem Lebenswerk, von dem bis heute die Baukräne nicht wegzudenken sind.

Als der 31-jährige Gaudí 1883 die Bauleitung der ursprünglich im konventionellen, neogotischen Stil geplanten Kirche übernahm, veränderte er ihre Konzeption von Grund auf. Ihm schwebte eine Kathedrale der Armen vor mit einem umfassenden System von Symbolismen und visuellen Erklärungen der Glaubensmysterien. Ein Katechismus in Stein, in dem der Betrachter wie in einem aufgeschlagenen Buch lesen kann, der Eingeweihte auch zwischen den Zeilen.

Sein grandioser Plan sah eine wahrhafte Apotheose von 18 Türmen vor: Christus, im Zentrum erhöht, umgeben von den vier Evangelisten und der Gottesmutter und an drei Seiten je vier Türme, die die zwölf Apostel symbolisieren. Sein Vorbild aus der Natur war ein aufrechter Baum, an dem sich alles in Harmonie befindet und der besser als jedes Werk der Gotik ohne Strebepfeiler auskommt. Josep Subirachs heißt Gaudís Nachfolger, der die Skulpturen entwarf, die die Sühnekirche vollenden sollen. Offen bleibt, ob Gaudí mit dem Ergebnis wohl auch zufrieden wäre. Im November 2010 weihte Papst Benedikt XVI. die Kirche und erhob sie in den Rang einer Basilika.

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Gaudís frühestes architektonisches Werk: die Casa Vincens in der Carrer de les Carolines

Modernisme – Jugendstil auf Katalanisch
Zwischen 1890 und 1920 entwickelte sich die katalanische Version des Jugendstils, der Modernisme, oder wie es auf Kastilisch heißt, Modernismo. In Deutschland lag der Ursprung der neuen Stilrichtung in München, für die die Zeitschrift »Die Jugend« namengebend wurde. In Frankreich und Belgien heißt sie »Art Nouveau«, in Großbritannien »Modern Style« und in Österreich ist es die »Wiener Sezession«.

Die Zeit des Modernisme fällt zusammen mit einer Industrialisierungswelle und großen Blüteperiode für Barcelona, neue technische Errungenschaften werden auf der EXPO von 1888 vorgeführt. So ist die modernistische Architektur als eine Frucht der Erforschung neuer Techniken und Materialien in der Baukunst zu verstehen. Kurven statt gerader Linien, asymmetrische Formen, verschiedene Schmuckelemente wie Glas, Kacheln und Schmiedeeisen prägen den neuen Trend.

Die drei großen Protagonisten des Stils heißen: Antoni Gaudí i Cornet (1852–1926), Lluís Domènech i Montaner und Josep Puig i Cadafalch. Ohne sie wäre Barcelona nicht denkbar. Keine andere Stadt wurde derart vom Jugendstil geprägt und nirgendwo fand er zu einer solchen Dichte, Originalität und Ausdrucksvielfalt wie in Barcelona.

Lluís Domènech i Montaner (1850–1923) war Architekt, Historiker und Politiker, der in Madrid und Barcelona studierte. Seit 1901 unterrichtete er an der Barceloneser Architekturschule und war sogar deren Direktor. Anlässlich der Weltausstellung von 1888 entstanden die Bauten, die ihn berühmt machten: das Hotel Internacional und das Restaurant am Eingang des Ciutadella-Parks. Er arbeitete überwiegend mit Ziegelstein und kombinierte mit Schmiedeeisen und Kacheln. Seine monumentalste Werke sind der Palau de la Música Catalana (Weltkulturerbe) und das Hospital Sant Pau. Er war Mitglied verschiedener politischer Parteien, u. a. der Lliga de Catalunya, und publizierte Bücher über Architektur im Zusammenhang mit der katalanischen Geschichte.

Josep Puig i Cadafalch (1867–1956) wurde in Mataró geboren. Er war Architekt, Kunsthistoriker und Politiker. 1895 konstruierte er die Casa Martí, in die später das populäre Künstlercafé Els Quatre Gats einzog. Seine Architekturprinzipien spiegeln sich dort wider, nämlich sein Vorbild der nordischen Gotik und die Vorherrschaft von Kunsthandwerk. Sein bekanntestes Werk ist die Casa Amatller (1900), die sich an der flämischen Gotik orientiert.

Puig i Cadafalch war Präsident und Gründer des Instituts für katalanische Forschungen, Institut d’Estudis Catalans, und leitete die archäologischen Ausgrabungen in Empúries sowie die Restaurierung vieler romanischer Kirchen. Wie Gaudí war er Mitglied der Lliga de Catalunya, Provinzabgeordneter und Ratgeber des Bürgermeisters. Während des Spanischen Bürgerkriegs musste er nach Paris ins Exil gehen.

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Wahrzeichen Barcelonas: Antoni Gaudís Sagrada Família

Streifzüge

Barceloneta, Fòrum und Port Olímpic

An der Strandpromenade Barceloneta image F/G6 /Google Mapliegt eine der Ausgeh- und Vergnügungsmeilen der Stadt, der Port Vell, der alte Hafen. Rings um das IMAX-Kino image F6/Google Map und das Maremagnum image G5/6/Google Map sind Disco-Pubs angesiedelt, hinter den Segelmasten im Hafen reihen sich die Fischlokale aneinander. Das historische Museum Kataloniens, das Museu d’Història de Catalunya image F6/Google Map, hat dort ein großes Gebäude bekommen mit Terrassenrestaurant. Sogar eine Fahrradspur hat man an der Barceloneta angelegt, in Spanien noch immer eine Seltenheit.

Das Wahrzeichen der Promenade ist und bleibt eine überdimensional große Riesengarnele im Comic-Stil, die Stardesigner Javier Mariscal entwarf und an der Straße platzieren ließ. Vom alten Hafenbecken
image G6/Google Map heben die Gondeln der Seilbahn ab, um im Zeitlupentempo über das Hafengebiet zum Aussichtspunkt Miramar image F4/Google Map an Barcelonas Hausberg Montjuïc zu schweben.

Ein Stückchen weiter östlich am Meer entlang schließt sich der Port Olímpic image G8/Google Map an mit seinem neuen Yachthafen und der Strandpromenade. 142 Meter hohe Zwillingstürme markieren ihn, in einem ist das teuerste Hotel der Stadt, das Arts Barcelona, eingerichtet. 1992 stampfte man für die Olympischen Spiele das Olympische Dorf aus dem Boden, das gegenüber dem Hafen liegt: 2000 Wohnungen, entworfen von renommierten Architekten, sowie der Hafen mit dem neu erschlossenen Strandzugang. Ein großer, golden glänzender Fisch von Frank O’Gehry bildet den Auftakt zur Strandpromenade. Und natürlich ist auch der Olympiahafen eine gigantische Ausgehmeile mit vielen Discos. Noch weiter östlich am Meer stößt man auf das jüngste Großbauprojekt der Stadt, das Fòrum image aC4/Google Map, ein Kulturzentrum, das ein wenig an US-amerikanische Erlebnisparks erinnert.

Richtung Osten wächst und wächst die Stadt, die beinahe einzige Richtung, in die sich Barcelona aufgrund seiner geografischen Lage, von Hügeln umschlossen und am Meer gelegen, ausdehnen kann. Wen wundert’s, dass dort besonders viele Baukräne zu sehen sind.

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Sonnenaufgang über dem Strand von Barceloneta

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Blick auf die Plaça d‘Espanya und zum Montjuïc mit dem Museu Nacional d’Art de Catalunya

Montjuïc

Der Legende nach soll Herkules Barcelona gegründet haben. Nur er, der starke Mann der antiken Mythologie, sei in der Lage gewesen, die sieben Hügel, die Barcelona umgeben, aus der Erde zu ziehen. Der 173 Meter hohe Montjuïc image D–F2–4/Google Map ist einer dieser Hügel, dessen Name entweder auf einen Tempel aus der Römerzeit (mons jovis = lat. Berg des Jupiter) oder aber auf einen ehemaligen jüdischen Friedhof (Montjueu = Judenberg), der hier im Mittelalter lag, zurückgeht. In der Stadtgeschichte galt: Wer den Montjuïc beherrschte, übernahm gleichzeitig die Herrschaft über die Stadt.

Am strategisch günstigsten Punkt wurde eine Burganlage errichtet, in der sich heute ein Militärmuseum befindet, das Castell de Montjuïc image F2/3. /Google MapEs wurde im 18. Jahrhundert gebaut, um Barcelona vor Angriffen vom Meer aus zu schützen. Vorrangig aber diente es dazu, die aufständische Stadt unter Beschuss zu nehmen. Während des Spanischen Bürgerkriegs wurden hier im gefürchteten Militärgefängnis Gefangene von den Nationalisten gefoltert und hingerichtet, darunter auch der frühere katalanische Präsident Lluís Companys.

Von den Festungsmauern genießt man heute einen herrlichen Blick über Barcelona und das Meer. Gleich hinter der Burganlage erstreckt sich der botanische Garten und am Südwesthang ein riesiger Friedhof, auf dem die berühmtesten Persönlichkeiten Barcelonas bestattet sind.

Mit der Metro fährt man am besten zur Plaça d‘Espanya image D3/Google Map, um von dort aus den »Hausberg« der Stadt zu erkunden. Zwei Türme, dem Campanile der Markuskirche von Venedig nachempfunden, eröffnen den Platz. Sie wurden anlässlich der Weltausstellung von 1929 errichtet. An der Straße bergaufwärts stehen große Hallen, die zur Fira image D3/Google Map, der Messe, gehören, sowie der Palau de Congressos image D3/Google Map, der Kongresspalast. Mit Madrid ist Barcelona die wichtigste Messestadt Spaniens. Glanzpunkte im Messekalender sind die Modemesse Pasarela Gaudí und die Gastronomiemesse.

Der Font Màgica ist ein großer Springbrunnen, der allerdings häufig repariert wird. In den Sommermonaten wird er an Wochenendabenden mit stimmungsvoller Beleuchtung und musikalischer Untermalung in Szene gesetzt. Schließlich führen Rolltreppen hinauf zum Palau Nacional image E2/3./Google Map Er war ursprünglich der Hauptpavillon der EXPO von 1929 und wurde in historisierendem Stil eigens dafür errichtet. Heute birgt er eines der wichtigsten Museen Spaniens, das image Museu Nacional d’Art de Catalunya (MNAC). Es beherbergt vor allem eine einzigartige Sammlung romanischer Fresken, die man aus konservatorischen Gründen von Kirchenwänden der zahlreichen Gotteshäuser entlang der Pyrenäen ablöste.

Vom Museum blickt man auf die Olympiaanlagen von 1992 mit dem großen Leichtathletikstadion Estadi Olímpic image E/F2/Google Map, das 65 000 Sitzplätze fasst, und dem Palau Sant Jordi image E2/Google Map, der Sporthalle mit einem muschelförmigen Dach. Architekturkritiker halten das Werk des japanischen Architekten Arata Isozaki für das gelungenste unter den olympischen Bauwerken. Das Gebäude mit 17 000 Sitzplätzen kann für Hallensportarten, aber auch für Konzerte, Ausstellungen und Kongresse genutzt werden. 1990 hielt die Stadt zehn Tage lang den Atem an, als die vorgefertigte Dachkonstruktion mit zwölf hydraulischen Pressen Zentimeter um Zentimeter auf 45 Meter Höhe gehievt und den Fundamenten aufgesetzt wurde. Spektakulär durch seine geschwungene Form, ist der schneeweiße Kommunikationsturm (Torre Telefónica oder Torre Calatrava) der Olympischen Spiele weithin sichtbar. Santiago Calatrava, Spaniens vielleicht berühmtester zeitgenössischer Architekt, hat ihn entworfen. Er machte schon mit seiner Brückenkonstruktion zur EXPO in Sevilla von sich reden.

Ausgeschildert und in der Nähe des Palau Nacional liegt die image Fundació Joan Miró image E3/Google Map, ein großartiges Musem, untergebracht in einem beeindruckenden Bau von Josep Lluís Sert, einem Freund des Malers Miró. Schräg gegenüber dem Museum kann man entweder mit der Standseilbahn, Funicular, zur Metrostation Paral·lel hinunter oder aber mit der Gondelbahn noch weiter den Montjuïc hinauffahren zu einem Aussichtspunkt, von dem man die ganze Stadt und den Hafen überblickt. An der Straße vor dem sogenannten Mirador image F3/4 /Google Mapist eine Steinskulptur von Sardana tanzenden Leuten aufgestellt.

Wenn man umgekehrt vom Palau Nacional aus wieder nach unten geht, gelangt man auf der linken Seite zum Pavelló Mies van der Rohe image D2/Google Map. Mies van der Rohes Entwurf für den deutschen Pavillon der Weltausstellung von 1929 bestand aus einer Folge luftiger, funktionaler Baukörper mit Innen- und Außenräumen auf einer Terrasse, die teilweise von einem flachen Dach bedeckt sind und sich in einem davor liegenden Teich spiegeln. Nach der Weltausstellung wurde der Bau abgerissen. In den 1980er-Jahren fanden sich Bewunderer Mies van der Rohes zusammen und ließen den Pavillon originalgetreu wieder aufbauen.

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Der Pavelló Mies van der Rohe entstand anlässlich der Weltausstellung von 1929

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Relikt der EXPO von 1929: das Poble Espanyol

Direkt gegenüber zeigt die Stadtsparkasse das CaixaForum image D2/Google Map in ihrem Kultur- und Ausstellungszentrum sehenswerte Wechselausstellungen. In nächster Nähe liegt das Poble Espanyol image D/E2/Google Map, das Spanische Dorf, auch ein Überbleibsel der EXPO von 1929. Ein Minimundus spanischer Sehenswürdigkeiten, in dem sich über 100 originalgetreue Kopien herausragender Monumente um schneeweiße andalusische Gassen und ehrwürdige kastilische Plätze gruppieren.

Montserrat

Eine Zugstunde und 50 Kilometer nördlich von Barcelona liegt das Kloster Montserrat image westl. aD1/Google Map, Kataloniens Nationalheiligtum, umringt von einem wild zerklüfteten Bergmassiv, das der Legende nach sein Aussehen von Englein bekam, die dergestalt den Berg zersägten. So kam es zum dem Namen »zersägter Berg«. Seit über 1000 Jahren beleben Benediktiner das Kloster, das heute allerdings wenig historisch aussieht, zu oft wurde es durch Kriege zerstört.

Eine wundertätige braune Madonnenfigur, Mare de Déu de Montserrat, machte Montserrat schon lange zum bedeutenden Wallfahrtsort. Die Holzfigur stammt vom Ende des 12. Jahrhunderts und wird aufgrund ihrer dunklen Farbe die Moreneta genannt. Die Schwarze Madonna ist seit etwa 130 Jahren Kataloniens Schutzpatronin. Über eine Treppe, die hinter dem Hochaltar herumführt, kann man die Moreneta aus der Nähe betrachten.

Weltruhm erlangte der Knabenchor von Montserrat, La Escolanía, der täglich um 13 Uhr das Salve und das Virolai in der Kirche singt (außer im Juli, Weihnachten und So schon um 12 Uhr). Das Museo de Montserrat ist ebenfalls bemerkenswert mit Werken von Caravaggio, El Greco und berühmter Impressionisten.

Auf keinen Fall sollte man versäumen, mit einer der verschiedenen Standseilbahnen auf 1000 Meter hochzufahren, um den Blick auf Kloster und Bergwelt zu genießen. Mehrere Wanderrouten sind gut ausgeschildert. Die Funicular Sant Joan bietet vielleicht die schönsten Ausblicke. Zwischen Parkplatz und Kloster werden an Ständen Produkte aus der Region wie Ziegenkäse, Feigenbrot und Honig angeboten.

Anreise: Mit dem Zug ab Barcelona/Plaça d‘Espanya, erster Zug um 8.36 Uhr, Dauer ca. 1 Stunde; mit dem Auto auf der Autobahn A2, Ausfahrt Martorell und dann auf der C16; mit dem Bus der Gesellschaft Julià-Bus ab Estación de Autobuses, calle Viriat 33, www.autocaresjulia.es, image 93 261 58 58 und 93 402 69 00, tägl. 9.15 Uhr.

Tourist Information
Monte Montserrat s/n

image 93 877 77 01

www.montserratvisita.com

Mo–Fr 9–17.30, Sa/So/Fei 9–18.45 Uhr

Monestir de Montserrat
Abadia de Montserrat

image 93 877 77 77

www.abadiamontserrat.net

Tägl. Basilika 7.30–20 Uhr, Camarín de la Virgen (Pilgertreppe zur Madonna) 8–10.30 und 12–18.30, Mitte Juli–Sept. auch 19.30–20 Uhr

Das Kloster liegt im gleichnamigen Gebirge und gilt als Nationalheiligtum Kataloniens.

Museu de Montserrat
Abadia de Montserrat

image 93 877 77 45

www.museudemontserrat.com

Mo–Fr 10–17.45, Sa/So/Fei 10–18.45, im Winter bis 17.45 Uhr

Eintritt € 7/6