Anmerkungen

1 Lewis, C.S.: «Über das Lesen alter Bücher», in: Ich erlaube mir zu denken, Fontis: Basel 2005.

2 Lewis, C.S.: An Experiment in Criticism, Cambridge University Press: Cambridge 1961, Seite 140.

3 Truth and Social Reform, Nivedit Good Books: Neu-Delhi 1985 und 1996; Hodder & Stoughton: London 1989.

4 Die ärmeren Familien kochten in demselben Raum, in dem sie auch schliefen. Die giftigen Dämpfe verätzten ihnen die Lungen, so dass die Frauen mit fünfzig Jahren aussahen wie neunzigjährige Europäerinnen.

5 Das England des frühen achtzehnten Jahrhunderts war genauso korrupt wie mein Land. Der Wandel kam durch eine religiöse Erweckung unter John Wesley, dem Gründer der methodistischen Kirche. Mehr dazu finden Sie in Kapitel 7 meines Buches Missionary Conspiracy: Letters to a Postmodern Hindu, Nivedit Good Books: Neu-Delhi 1996.

6 Transparency International, Frequently Asked Questions About Corruption, www.transparency.org/news_room/faq/corruption_faq#faqcorr7 (Zugriff am 18. März 2009).

7 Die zehn reichsten Länder der Welt nach dem BNE pro Kopf in US-Dollar: 1. Luxemburg 80.800; 2. Katar 75.900; 3. Bermuda 69.900; 4. Norwegen 55.600; 5. Kuwait 55.300; 6. Vereinigte Arabische Emirate 55.200; 7. Singapur 48.900; 8. USA 46.000; 9. Irland 45.600; 10. Äquatorial-Guinea 44.100.
Die zehn Spenderländer mit der größten Auslandshilfe in Milliarden Dollar (2003–2004): 1. USA 12,9; 2. Japan 9,2; 3. Deutschland 5,4; 4. Frankreich 5,2; 5. Großbritannien 4,8; 6. Niederlande 3,4; 7. Italien 2,3; 8. Kanada 2,0; 9. Schweden 1,8; 10. Norwegen 1,8.

8 Diese Philosophie wird Pantheismus (pan = alles; theos = Gott; das heißt: alles ist Gott) oder Monismus (alles ist eins) genannt.

9 Swami Sivananda: Bliss Divine, Divine Life Society: Sivanandanagar 1964, Seite 459.

10 Rajneesh, Acharya: Beyond and Beyond, Jeevan Jagruti Kendra: Bombay 1970, Seite 12–13.

11 Goodrich, L.C.: «Revolving Book Case in China», in: Harvard Journal of Asiatic Studies VII (1942), Seite 154.

12 White Jr., Lynn: Medieval Religion and Technology, University of California Press: Berkeley 1978, Seite 47.

13 Kursive Hervorhebungen hier und in allen anderen Bibelzitaten in diesem Buch sind von mir.

14 Tocqueville, Alexis de: Democracy in America, Harper Perennial: New York 1988, Seite 603 und 291.

15 Zwischen 1999 und 2004 soll die Selbstmordrate in Amerika um 19,4 Prozent bei den Männern und um 31 Prozent bei den Frauen im Alter von 45–54 Jahren gestiegen sein.

16 Ca. 2,7 Milliarden Euro.

17 Ausführlich erörtere ich das Thema Leiden in dem Kapitel «Making Sense of Suffering» in meinem Buch Missionary Conspiracy: Letters to a Postmodern Hindu, Nivedit Good Books: Neu-Delhi 1996.

18 Es ist eine unfreiwillige Ironie, dass dieses gedankenlose Forum sich «Rethinking Forum» nennt.

19 Das Verkündigen der Sündenvergebung durch den Tod Jesu am Kreuz wird auch mit dem juristischen Begriff «Zeugnis ablegen» beschrieben, weil es dabei in erster Linie um eine historische und erst dann um eine theologische Aussage geht.

20 Falls Ihnen eingetrichtert wurde, Emotion sei durch Chemie und Evolution zu erklären, lade ich Sie ein, sich meinen Vortrag «From Michelangelo to Freud: The Devolution of Human Dignity» unter www.soughtaftermedia.com/musunsetonwe.html anzuhören.

21 Dies war der Fall bei Bernard Madoff, einem ehemaligen Vorsitzenden des NASDAQ.

22 Die vollständige Geschichte wird berichtet in Mangalwadi, Vishal, u. a.: Burnt Alive: The Staines and the God They Loved, GLS: Mumbai (Indien) 1999.

23 Siehe mein Buch When the New Age Gets Old: Looking for a Greater Spirituality, InterVarsity Press: Downers Grove (Illinois) 1992.

24 2. Mose 3,14 (Luther).

25 Ausführlicher zum Thema Hoffnung siehe Kapitel 13.

26 Näheres in Mangalwadi, Vishal und Ruth: The Legacy of William Carey: A Model for Transforming a Culture, Crossway Books: Wheaton (Illinois) 1999. Um zu verstehen, warum die moderne Wissenschaft aus der protestantischen Rückkehr zur Bibel geboren ist, siehe Harrison, Peter: The Bible, Protestantism, and the Rise of Natural Science, Cambridge University Press: Cambridge und New York 1998.

27 So etwas wie säkulare Bildung gab es damals nicht. Luther war der Erste, der den Staat und die Händler dazu drängte, die Bildungsbemühungen der Kirche zu unterstützen.

28 Der griechische Rationalismus war schon lange zu Skeptizismus, Mystik und Okkultismus degeneriert, bevor Augustinus, der griechische Philosophie lehrte, Christ wurde.

29 Dies wird näher ausgeführt in meinem demnächst erscheinenden Buch Must the Sun Set on the West? An Indian Explores the Soul of Western Civilization. Teile des Inhalts stehen bereits auf CDs zur Verfügung. Besuchen Sie www.VishalMangalwadi.com.

30 Die Postmoderne hat ihr Vertrauen in Worte verloren, weil der Westen seine logozentrische Weltanschauung abgelegt hat. Tatsache ist jedoch, dass wir Menschen Kultur und Geschichte hervorbringen, weil wir sprechen. Worte sind kreativ, weil sie Vorstellungskraft und Freiheit voraussetzen. Freiheit bedeutet, dass unsere Worte wahr oder falsch sein können, befreiend oder trügerisch, konstruktiv oder destruktiv. Unsere Worte können die unsichtbaren Gesetze einfangen, die den Kosmos steuern, weil hinter dem Kosmos Worte stehen – die Worte des Schöpfers. Worte erschaffen und verwandeln.

31 Dieses Buch ist für christliche Leser bestimmt; deshalb befasst es sich mit ihren Fragen. In einem Vortrag mit dem Titel «Von Da Vinci bis Dan Brown: Der Abstieg von der Vernunft zu Mystik» erklärte ich an einer säkularen Universität, inwiefern die Bibel die Leiter war auf der intellektuelle Giganten wie Leonardo da Vinci aufstiegen, und warum Mythenschöpfer wie Dan Brown (der Verfasser des Romans Sakrileg) in der Perversion der Sex-Mystik versinken. Näheres dazu in meiner elfteiligen Vortragsreihe «Must the Sun Set on the West?», erhältlich unter www.VishalMangalwadi.com.

32 Den Begriff «Tiefenökologie» erläutere ich in meinem Buch When the New Age Gets Old: Looking for a Greater Spirituality, InterVarsity Press: Downers Grove (Illinois) 1992.

33 Das Thema Götzendienst erörtere ich in meinem Buch Missionary Conspiracy: Letters to a Postmodern Hindu, Nivedit Good Books: Neu-Delhi 1996.

34 Siehe dazu aber: Mangalwadi, Vishal: Das Buch der Mitte, Fontis: Basel 2014, besonders Kapitel 12.

35 Über manche dieser Konsequenzen spreche ich in dem Kapitel «Idolatry – Essence and Consequence» meines Buches Missionary Conspiracy: Letters to a Postmodern Hindu, Nivedit Good Books: Neu-Delhi 1996.

36 Dies wäre nämlich ein Verstoß gegen das dharma, die «göttlich» verordnete Reinheit der Kasten.

37 Diese politische Philosophie kommt auch in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten zum Ausdruck.

38 Die Bestimmung, wonach eine Person des Doppelmordes schuldig ist, wenn sie eine Frau tötet, von der sie weiß, dass sie schwanger ist, beinhaltet das Eingeständnis, dass zumindest ein lebensfähiger Fötus eine menschliche Person ist.

39 Green, Michael: Evangelism in the Early Church, rev. Ausg., Eerdmans: Grand Rapids 2004, Seite 157.

40 Eine kurze Geschichte des Journalismus finden Sie in Mangalwadi, Vishal: India: The Grand Experiment, Pippa Rann Books: Surrey (England) 1997.

41 Ernst Nolte, zitiert in: Veith jr., Gene Edward, Fascism: Modern and Postmodern, Nivedit Good Books: Neu-Delhi 2000, Seite 46.

42 Barclay, William: New Testament Words, SCM Press: London 1964, Seite 68f.

43 Kurien, C.T.: Poverty and Development, CLS: Madras 1974, Seite 24.

44 World Vision zum Beispiel hielt jahrelang daran fest, durch die «bestehenden Machtstrukturen» zu arbeiten.

45 Kurien, C.T.: Poverty and Development, CLS: Madras 1974, Seite 24.

46 Nietzsche, Friedrich: Götzen-Dämmerung: oder Wie man mit dem Hammer philosophiert, Sammlung Hofenberg: Berlin 2016, Seite 39 (kursive Hervorhebungen im Originaltext).

47 Siehe Mangalwadi, Vishal und Ruth: The Legacy of William Carey: A Model for Transforming a Culture, Crossway Books: Wheaton (Illinois) 1999.

48 Eine ausführliche Bibelauslegung zu diesem Thema finden Sie in Wim Rietkerks Buch The Future Great Planet Earth, Nivedit Good Books: Mussoorie (Indien) 1989.

49 Ein großes Budget einer neuen Regierung z. B. in Amerika würde ebenfalls einen plötzlichen Anstieg der Anzahl staatlicher Projekte und Staatsbediensteter mit sich bringen. Wo aber zu viele Mitarbeiter eingestellt werden, etwa um termingebundene Projekte fertigzustellen, wird es schwierig, die neuen Leute auszubilden – insbesondere charakterlich.

50 Vastu ist eine vedische Lehre über die richtige Gestaltung und räumliche Ausrichtung von städtebaulichen Anlagen und Räumen.

51 Weitere Informationen unter http://thechristiancollegedirectory.com/listing/rivendell-sanctuary/.

Vishal Mangalwadi
Wahrheit und Wandlung

www.fontis-verlag.com

In tiefer Dankbarkeit
Dr. David und Amber McDonald
zugeeignet

Vishal Mangalwadi

Wahrheit und Wandlung

Was Europa heute braucht

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Die Bibelstellen wurden folgenden Übersetzungen entnommen:

Revidierte Elberfelder Bibel (Rev. 26)
© 1985, 1991, 2008 SCM R. Brockhaus, Witten
Lutherbibel © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Neue Genfer Übersetzung © 2011 Genfer Bibelgesellschaft

Ohne Vermerk:
Hoffnung für alle © 1983, 1996, 2002 by Biblica, Inc.®
Hrsg. von Fontis – Brunnen Basel

Dieses Buch erschien zuerst auf Englisch unter dem Titel:
Truth and Transformation, Copyright © by Vishal Mangalwadi
www.VishalMangalwadi.com
Published by YWAM Publishing, P.O. Box 55787, Seattle, WA 98155, USA.

Übersetzung aus dem Englischen: Christian Rendel, Witzenhausen

Copyright der deutschen Ausgabe: © 2016 by Fontis – Brunnen Basel

Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgöns
Umschlagfoto: Wolf Suschitzky, Getty Images
E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel
E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Jäger, Marburg

ISBN (EPUB) 978-3-03848-786-9
ISBN (MOBI) 978-3-03848-787-6

www.fontis-verlag.com

Inhalt

Vorwort

Einführung

Danksagungen

Teil I: Brauchen wir Wandlung?

Kapitel 1:
MORAL
Das ins Trudeln geratene Erfolgsgeheimnis des Westens

Kapitel 2:
RATIONALITÄT
Die vergessene Kraft hinter der westlichen Technologie

Kapitel 3:
FAMILIE
Die müde gewordene Charakterschule des Westens

Kapitel 4:
HUMANITÄT
Die verlassene Seele der westlichen Zivilisation

Teil II: Können Nationen geheilt werden?

Kapitel 5:
SEINE WUNDEN
Für das Heil der Nationen

Kapitel 6:
SEINE BARMHERZIGKEIT
Jesus, der Unruhestifter

Kapitel 7:
SEIN REICH
Das Natürliche und das Übernatürliche

Kapitel 8:
SEINE WAHRHEIT
Der Schlüssel zur Wandlung

Kapitel 9:
SEIN GESETZ
Sünde und ihre Folgen

Teil III: Wie schafft das Evangelium Veränderung?

Kapitel 10:
EVANGELISATION
Die Proklamation der Wahrheit

Kapitel 11:
DER HEILIGE GEIST
Der Geist der Wahrheit und der Kraft

Kapitel 12:
DIE GEMEINDE
Der Pfeiler der Wahrheit

Kapitel 13:
HOFFNUNG
Er macht alles neu

Teil IV: Wo ist mein Platz im Ganzen?

Impuls 1:
KORRUPTION UND DIE KULTUR DES KREUZES

Impuls 2:
WANDLUNG IN AMERIKA
Die Rückeroberung des Bildungswesens

Anmerkungen

Vorwort

Über die Krisen unserer Zeit – die wirtschaftlichen, religiösen, moralischen und politischen – ist schon viel gesprochen und geschrieben worden. Manche sagen, der Kulturkampf sei vorbei, und der Säkularismus habe gewonnen. Andere sind der Meinung, uns bleibe ein Fenster von zehn bis zwanzig Jahren, in denen wir noch für geistliche Erneuerung und Wandel arbeiten können. Wenn es noch eine Möglichkeit für radikale (an der Wurzel ansetzende) Veränderung gibt, und davon bin ich überzeugt, brauchen wir einen Fahrplan, eine Agenda, die die Grundsätze formuliert, denen wir dabei folgen müssen – ein Manifest für unsere Zeit.

Ein solches haben wir in Vishal Mangalwadis Wahrheit und Wandlung vor uns. Vishal ist von manchen als «der indische Francis Schaeffer» tituliert worden. Er hat in seinen jüngeren Jahren mit Schaeffer studiert und lange Zeit an der Universität Cambridge verbracht, um den Inhalt dieses Buches zu recherchieren. Doch Vishal ist nicht nur ein Akademiker, der in seinem Elfenbeinturm sitzt und schreibt. Viele Berichte in diesem Buch zeugen von seiner weitverzweigten Arbeit für die Ärmsten der Armen in Indien. Bezeichnenderweise begann dieses Buch, als Vishal ins Gefängnis gesteckt wurde, weil er (raten Sie mal) den Opfern eines Hagelsturms zu Hilfe geeilt war. Wegen seiner umfangreichen Studien und Dienste in einem indischen Kontext kann er uns im Westen (und in der ganzen Welt) angesichts der gewaltigen kulturellen Herausforderungen, vor denen wir stehen, eine große Hilfe sein.

Inwiefern, so könnte man fragen, kann ein indischer Philosoph/Aktivist uns helfen? Weil jede Kultur, wie C.S. Lewis einmal argumentierte, ihre eigenen blinden Flecken hat, ihren eigenen Blickwinkel. Sie «hat für bestimmte Wahrheiten einen besonders guten Blick und ist für bestimmte Irrtümer besonders anfällig».1 Als Korrektiv empfahl Lewis das Lesen alter Bücher. Seine Faustregel lautete, für jedes neue Buch ein altes zu lesen, oder wenn das zu viel ist, zumindest ein altes auf je drei neue. Auf diese Weise könnten wir die «klare Meeresbrise der Jahrhunderte» durch unseren Geist wehen lassen und einen klareren Blick auf unsere eigene Zeit gewinnen.

Ich habe oft gesagt, dass eine andere Möglichkeit, sich diese größere Klarheit über unsere Zeit zu verschaffen, darin besteht, für längere Zeit in einer anderen Kultur oder unter Menschen aus einer anderen Kultur zu leben, die auch den Westen kennen. C.S. Lewis legte großen Wert darauf, durch die Augen anderer Menschen zu sehen. Er schrieb: «Meine eigenen Augen reichen mir nicht, ich will auch durch die Augen anderer sehen.»2

Solange wir nicht die Welt durch die Augen anderer sehen, leben wir in einem winzigen Universum, in dem wir irgendwann ersticken müssen. Vishal verschafft uns eine solche erhellende Perspektive auf unsere Zeit, nicht nur durch seine tiefe Gelehrsamkeit und Analyse, sondern auch dadurch, dass seine indische Perspektive es uns ermöglicht, die amerikanische und westliche Kultur in einem klaren, neuen Licht zu sehen.

In den ersten vier Kapiteln liegt Vishal eindrücklich dar, dass das Fundament, das den Westen groß gemacht hat, am Bröckeln ist. Der Ethik, der Menschenwürde, der Rationalität, der Technologie und dem Charakter wird der Teppich unter den Füßen weggezogen. Diese Grundgedanken, die unsere Kultur geprägt haben, haben ihre Wurzeln in der Bibel. Da diese und andere Prinzipien durch Lügen verdrängt werden, müssen wir unsere Kultur verwandeln, indem wir zur Wahrheit zurückkehren.

Vishal macht auch deutlich, dass das keine leichte Aufgabe sein wird. Mächtige Interessengruppen im Westen (und anderswo) sind darauf aus, Unwahrheiten zu zementieren. Dazu kommt, dass wir die ganze Waffenrüstung Gottes brauchen werden, da unser Kampf sich nicht nur gegen Fleisch und Blut richtet, sondern gegen die Mächtigen und Gewaltigen unter dem Himmel (geistlicher Kampf).

Wer der Lüge mit Wahrheit widerstehen will, begibt sich in einen Konflikt. Dieser Konflikt kann Rache und Verfolgung nach sich ziehen, wie es in vielen Ländern der Erde der Fall ist. Um stark zu bleiben und uns nicht überwältigen zu lassen, brauchen wir die Kraft, die durch den Heiligen Geist und das Gebet kommt. In diesem Kontext sind wir dringend angewiesen auf die Gemeinschaft, die Gemeinde, damit wir zu Liebe und zu guten Werken angereizt werden. Die Gemeinde sollte, wie Paulus an Timotheus schrieb, «der tragende Pfeiler und das Fundament der Wahrheit» sein, die den Wandel bringt.

Nicht wegen unserer eigenen Stärke dürfen wir auf den Sieg hoffen, sondern weil es der Streit des Herrn ist. Wir können auf den Charakter und die Absichten unseres Herrn vertrauen. Wir müssen in diesen Konflikt eingreifen, aber wir müssen unsere Stärke auch durch Fürbitte bewahren. Sogar wenn wir persönlich verlieren, wird unser Gott am Ende gewinnen. Das ist unsere sichere und gewisse Hoffnung.

Das Eindrucksvolle an Vishals Darlegung sind nicht nur seine Geschichten und Illustrationen, sondern auch seine Formulierung von Wahrheiten, die von evangelikalen Christen oft vernachlässigt werden – Sünde, das Kreuz, die Gemeinde, das Gericht, soziale Gerechtigkeit, das Gesetz und die Buße. Darüber hinaus beweist Vishals Arbeit dadurch, dass sie so anders ist, wie falsch die Überzeugung ist, dass alle Religionen gleich sind und dass Überzeugungen und Lehren keine Rolle spielen. In Wirklichkeit hat die Wahrheit (oder die Lüge) tiefgreifende Konsequenzen für das persönliche wie auch für das öffentliche Leben.

Wenn wir weiter den Falschheiten unserer Kultur folgen, werden wir das Wahre, Gute und Schöne verlieren, das den Westen zu einem Leuchtfeuer für so viele Menschen in aller Welt gemacht hat. Vishal ruft uns dazu auf, die Wahrheit emporzuhalten wie eine Fackel, nach ihr zu handeln (einzugreifen) und nachhaltig zu wirken, bis das Ziel verwirklicht ist. Sie werden viele seiner Beobachtungen und Geschichten unvergesslich finden.

Dr. Art Lindsley
C.S. Lewis Institute, März 2009

Einführung

Wir leben nicht gerade in den besten Zeiten. Sogar säkulare Amerikaner suchen nach einem Messias. Deshalb musste der damalige Senator Obama schon während seines ersten Präsidentschaftswahlkampfs seinen Unterstützern in Erinnerung rufen: «Entgegen Gerüchten, die Sie vielleicht gehört haben, wurde ich nicht in einer Krippe geboren.»

Die Leute lechzen nach guten Nachrichten, während Amerikas größte Autohersteller – die gerade eine Notfallspritze in Höhe von 25 Milliarden Dollar bekommen haben – weitere Arbeiter entlassen, noch einmal um 100 Milliarden Dollar bitten und/oder Bankrott anmelden, was einen wirtschaftlichen Tsunami durch die ganze industrialisierte Welt senden könnte.

Kein Wunder, dass, kurz nachdem Präsident Bush ein Notgesetz unterzeichnet hatte, durch das 700 Milliarden Dollar bereitgestellt wurden, um Amerikas Finanzinstituten aus der Patsche zu helfen, Präsident Obama ein neues «Anreizpaket» in Höhe von 787 Milliarden Dollar unterzeichnen musste, um die Wirtschaft wiederzubeleben. Des Weiteren kündigte er einen Hypotheken-Rettungsplan in Höhe von 275 Milliarden Dollar an, um zu verhindern, dass Familien ihr Dach über dem Kopf verlieren, und sprach sich für eine vermutlich 2 Billionen Dollar teure Maßnahme aus, um ins Straucheln geratene Banken zu retten, die doch das Rückgrat der größten wirtschaftlichen Supermacht der Welt bilden. Und dennoch …

… stürzten der Dow Jones Index auf den tiefsten Stand in zwölf Jahren und die Aktien der Bank of America und der Citibank gar auf den tiefsten Wert ihrer Geschichte.

Warum wurden die Investoren angesichts der Aussicht auf riesige Kapitalzuflüsse bei den Banken so nervös? Weil das Problem an seiner Wurzel kein wirtschaftliches ist! Konfrontiert mit Vorwürfen, die Regierung decke die Korruption, kündigte der US-Finanzminister einen «Stresstest» für die Banken an, die gerettet wurden. Die Regierung werde die Bücher der Banken prüfen, sagte er. Doch wer sich auskennt, hat kein Vertrauen mehr zu zertifizierten Wirtschaftsprüfern. Investoren wissen, dass eine echte Untersuchung für die ganze Welt sichtbar machen würde, dass einige der größten Banken Amerikas noch insolventer sind als arme Hausbesitzer, die ihre Raten nicht mehr zahlen können. – Zweifellos wird auf dem Finanzmarkt wieder Zuversicht einkehren.

Aber wissen Sie, warum?

Ein superreicher, super-selbstbewusster, super-informierter «Mafia-Don» in Arizona sagte zu einem Freund von mir: «Keine Sorge! Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Anteile an der (XYZ)-Bank zu kaufen. Die Regierung kann diese Bank unmöglich pleitegehen lassen, weil sie sich schon seit langem an der Korruption der Banken beteiligt hat. Sie wird die wehrlosen Bürger zwingen, die korrupten Banken herauszuhauen.»

Dieser Mafioso übertreibt vielleicht, aber viele fragen sich, ob diese Korruptionskultur sich auch durch andere Wirtschaftsbereiche ausbreitet. Das FBI untersucht über 350 Fälle von Betrug in der amerikanischen Wirtschaft. Die US-Regierung hat die größte Bank der Schweiz, die UBS, verklagt, um die Enthüllung der Identität von bis zu 52.000 reichen Amerikanern zu erzwingen, die angeblich mindestens 14,8 Milliarden Dollar auf geheimen Schweizer Konten vor den US-Steuerbehörden versteckt halten.

John Witiko, Staatssekretär in der Steuerabteilung des US-Justizministeriums, sagte in einem Statement: «In einer Zeit, in der Millionen von Amerikanern ihren Job, ihr Haus und ihre Gesundheitsversorgung verlieren, ist es bestürzend, dass über 50.000 der Reichsten unter uns aktiv versucht haben, sich ihrer bürgerlichen und gesetzlichen Pflicht, Steuern zu zahlen, zu entziehen.» Nur wenige rechnen damit, dass bei dieser Klage etwas herauskommt. Dennoch muss ja eine Regierung, die ehrlichen Steuerzahlern an der «Main Street» das Geld aus der Tasche zieht, um die Galgenvögel an der Wall Street zu retten, zumindest den Anschein erwecken, die Wall Street würde zur Rechenschaft gezogen.

Die Beispiele ließen sich endlos fortsetzen, aber die entscheidende Frage lautet: Wird diese Korruptionskultur einsickern, bis sie auch Amerikas einstige Moral Majority erfasst, oder wird Amerika ein Erwachen von den Wurzeln her erleben, das eine umfassende Wandlung bringt? Präsident Obama hat drei Möglichkeiten:

Präsident Obama hat recht – diejenigen, die in ihm einen Erlöser sehen, werden tief enttäuscht werden. Es ist an der Zeit, dass die Gemeinde die Kraft der Guten Nachricht, einen Wandel in unserer kaputten Zeit herbeizuführen, zurückgewinnt und zur Entfaltung bringt.

Manche Kulturen glauben, das Böse – sei es Korruption in der Wirtschaft oder das vermeidbare Sterben eines unschuldigen Kindes an Malaria, Hunger, verunreinigten Medikamenten oder Terrorismus – sei Gottes Wille. Andere meinen, es sei Karma. Die Bibel hingegen offenbart von Anfang bis Ende einen Gott, der über das Böse trauert (1. Mose 6,6), der das Böse verurteilt (Jesaja 11,3–4) und der es sich zum Ziel gesetzt hat, alles neu zu machen (Offenbarung 21,5).

Jesus weinte über unsere Welt voller Sünde, Korruption, Unterdrückung, Armut, Krankheit, Dämonen und Tod. Er beugte weder sein Knie vor dem Teufel, noch versuchte er, dem Leiden in die Kontemplation, Meditation oder innere Ekstase zu entfliehen. Stattdessen brachte er Gottes Reich der Vergebung, Heilung und Freiheit in eine von Sünde und Satan beherrschte Welt.

Satan führte Adam und Eva hinters Licht, um die Schöpfung zu verderben. Jesus begann, ihre Kinder zu verwandeln, damit sie das Licht der Welt würden. «Wenn ihr an meinen Worten festhaltet und das tut, was ich euch gesagt habe», sagte er zu ihnen, «dann gehört ihr wirklich zu mir. Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien!» (Johannes 8,31–32).

Als ich 1980 dieses Buch zu schreiben begann, saß ich im Gefängnis, weil ich mich für die Opfer eines Hagelsturms eingesetzt hatte. Das erklärt, warum das erste Kapitel in der ursprünglichen Version3 den Titel «Jesus, der Unruhestifter» trug. Ich betrachtete das «Establishment» aus der Perspektive der Jünger Johannes' des Täufers und des Herrn Jesus, die ihre Herrschenden als böse und brutal wahrnahmen. Jenes Kapitel wurde 1983 auf einer Konferenz in Wheaton (Illinois) vorgetragen. Es kostete mich viele Freunde, dass ich den Messias als Sozialreformer darstellte, aber Dr. Miriam Adeney wurde neugierig genug, das gesamte Manuskript zu lesen, es unaufgefordert zu lektorieren und mich zur Veröffentlichung des Buches zu ermutigen.

Das zweite Kapitel stellte den Apostel Paulus ebenfalls als Unruhestifter dar, der eine korrupte Welt auf den Kopf stellte. Mit diesem Blickwinkel auf die Evangelisationstätigkeit des Paulus brachte ich noch mehr Freunde gegen mich auf. Doch Hodder and Stoughton beschloss, eine britische Ausgabe herauszugeben – wiederum unaufgefordert. Immerhin unterschrieben sie einen Vertrag. Ein koreanischer Arzt, der im Schatten des kommunistischen China und Nordkorea lebte, stieß im britischen Zweig von L'Abri auf ein Exemplar des Buches und fing an, es zu übersetzen, ohne auch nur um Erlaubnis zu bitten!

Ich wollte dieses Buch, das in Gefängnissen und Urwäldern geschrieben worden war, gründlich überarbeiten, aber als immer wieder nach dem Buch gefragt wurde und die Überarbeitungspläne immer wieder verschoben werden mussten, beschloss unsere ältere Tochter Nivedit, die dritte Ausgabe ohne größere Veränderungen zu veröffentlichen. Den Anlass zu der hier vorliegenden vierten, stark erweiterten Ausgabe gab Dr. Robert Osburn von der Universität Minnesota, als er um einige Hundert Exemplare des Buches bat. Dr. Luis Bush spielte eine ebenso wichtige Rolle bei der Initiierung einer globalen Bewegung, die Mission als Wandlung neu definiert.

Auch der Titel des Buches hat eine «Wandlung» erfahren, nachdem ich der dritten Ausgabe von Truth and Social Reform sieben neue Kapitel hinzugefügt habe. Früher lag das Hauptaugenmerk des Buches auf Indien. Die neuen Kapitel sind dazu angelegt, das Buch auch für den Westen relevant zu machen.

Danksagungen

Obwohl die Kerngedanken dieses Buches im ländlichen Indien geboren wurden, hatte ich die Möglichkeit, sie in einen größeren, globalen Kontext zu stellen, weil mindestens dreißig Familien und Institutionen mir und meiner Frau Ruth zwischen 1997 und 2009 für kürzere oder längere Zeit Unterkunft gewährten und etliche weitere Personen, Familien, Gemeinden und Stiftungen uns und unsere Projekte finanziell unterstützt haben.

Ruth und ich haben immer wieder Grund zur Dankbarkeit für die treuen «kleinen Leute», die uns lieben, für uns beten und uns jeden Monat 20, 50 oder 100 Dollar senden. Jede Gabe erfüllt uns mit Dankbarkeit gegenüber Gott. Dennoch wäre es unaufrichtig, nicht zuzugeben, dass wir ohne diejenigen, die uns größere Summen anvertraut haben, nicht viel hätten erreichen können. Die Audioserie «Must the Sun Set on the West?» war die Erstlingsfrucht dieser Unterstützung. Die zweite Frucht – die gleichnamige Videoserie – wird gerade geschnitten. Wahrheit und Wandlung ist das dritte Resultat. Aus dieser andauernden Arbeit dürften noch weitere Produkte hervorgehen, darunter ein Lehrplan und ein neuartiges College, von denen in Anhang 2 die Rede ist.

Dankbar erwähnen möchte ich auch die folgenden Personen:

Die Ermutigung, der Rat und die Gebete von Bob Osburn, Art Lindsley, Tom Victor, Luis Bush und Rich und Sue Gregg waren wichtig für dieses Projekt. Ich stehe für immer in der Schuld von Prabhu Guptara für seine Weisheit und bin zumindest für alles Gute, was ich zustande bringe, angewiesen auf die bedingungslose Unterstützung meiner Familie – Ruth, Nivedit und Edwin, sowie Anandit und Albert.

Teil I
Brauchen wir Wandlung?

Kapitel 1

MORAL
Das ins Trudeln geratene Erfolgsgeheimnis des Westens

Ein Erfolgsgeheimnis des Westens

Sechs Monate nach unserer Hochzeit verließen Ruth und ich das städtische Indien, um unter dem einfachen Landvolk in einem der rückständigsten Bezirke in Zentralindien zu leben. Wir lebten von weniger als zehn Dollar pro Monat, während wir versuchten, chronische Armut zu verstehen und praktische Projekte zu entwickeln, um unseren Nachbarn zu helfen, sich aus ihrem Griff zu befreien. Als unsere Arbeit sich herumsprach, bekam ich die ersten Einladungen, in verschiedenen Ländern Vorträge zu halten. 1980 wurde ich nach England eingeladen, um auf einer Konferenz über einfachen Lebensstil und Wirtschaftsentwicklung zu sprechen.

Mein Flugzeug startete gegen zwei Uhr morgens in Delhi. Ich war müde, aber als Mr. Singh, der neben mir saß, herausfand, dass ich in einer Lehmhütte in der Nähe eines obskuren Dorfes in einem völlig abgelegenen Bezirk wohnte, kam er zu dem Schluss, ich hätte guten Rat nötiger als Schlaf. Er machte es zu seiner Mission, mich zu überreden, meinen Beruf zu ändern, nach England umzuziehen und Geschäftsmann zu werden. Unermüdlich schilderte er mir in allen Facetten, wie leicht es sei, in England ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen.

Gegen halb vier Uhr morgens fiel es mir zunehmend schwerer, so zu tun, als hörte ich ihm zu, aber gerade, als ich mich anschickte, ihm zu sagen, ich müsse nun wirklich schlafen, fiel mir etwas Interessantes auf: Während mein Englisch nicht gerade toll war, war seines noch schlechter. Das brachte mich dazu, mich zu fragen, wie jemand, der nicht gut Englisch sprach, als Geschäftsmann in England erfolgreich sein konnte.

Also fragte ich ihn: «Mr. Singh, warum ist es eigentlich so einfach, in England Geschäfte zu machen?»

Er antwortete ohne zu zögern: «Weil einem da drüben jeder vertraut.»

Da ich kein Geschäftsmann war, verstand ich nicht, was Vertrauen mit dem wirtschaftlichen Erfolg einer Person oder einer Nation zu tun hatte. Hätte Mr. Singh auf meine Frage hin den Kapitalismus, den Sozialismus oder den Kommunismus verteidigt, so wäre vielleicht mein Interesse erwacht, ihm weiter zuzuhören. Aber seine Antwort entsprach keinem der Gelehrten – wieder auf der linken noch auf der rechten Seite. Also neigte ich meinen Sitz nach hinten und schlief ein.

Ein paar Monate später waren Ruth und ich in Holland, um auf der Jahreskonferenz eines der größten Hilfswerke in Holland zu sprechen. Eines Nachmittags sagte unser Gastgeber Dr. Jan van Barneveld zu mir: «Kommen Sie, lassen Sie uns Milch holen gehen.» Zu zweit gingen wir durch die schöne holländische Landschaft mit ihren herrlichen moosbedeckten Bäumen zum Milchhof. Einen solchen Hof hatte ich noch nie gesehen! Es gab dort hundert Kühe, nirgends war ein Mensch zu sehen, und alles schien erstaunlich sauber und ordentlich. In Indien hatten wir selbst eine kleine Molkerei, aber dort arbeiteten zwei Leute, und es war dreckig und stank.

Der Kontrast weckte meine Aufmerksamkeit, weil in der Region, in der ich arbeitete, mindestens fünfundsiebzig Prozent der Frauen jeden Tag eine bis zwei Stunden damit verbrachten, mit bloßen Händen Kuhmist zu sammeln. Diesen trugen sie in Körben auf ihren Köpfen zu ihren Höfen und machten daraus Kuhmistfladen, die sie als Brennstoff zum Kochen nutzten.4

Der holländische Milchhof überraschte mich, weil niemand dort war, um die Kühe zu melken. Ich hatte noch nie von Maschinen gehört, die Kühe melken und die Milch in einen riesigen Tank pumpen. Wir gingen in den Milchraum, und auch dort war niemand, um die Milch zu verkaufen. Ich rechnete damit, dass Jan eine Glocke läuten würde, aber stattdessen hielt er einfach seine Kanne unter den Hahn, drehte ihn auf und füllte sie. Dann holte er eine Schale mit Bargeld von einem hohen Fenstersims herunter, zückte sein Portemonnaie, legte zwanzig Gulden in die Schale, nahm sich etwas Wechselgeld heraus, das er in die Tasche steckte, stellte die Schale zurück, nahm seine Kanne und ging hinaus. Ich war sprachlos.

«Mann», sagte ich zu ihm, «wenn Sie Inder wären, würden Sie die Milch und das Geld mitnehmen.» Jan lachte.

Vor ein paar Jahren erzählte ich diese Geschichte in Indonesien, und ein Ägypter lachte am lautesten. Als alle Blicke sich ihm zuwandten, erklärte er: «Wir sind noch schlauer als die Inder. Wir würden die Milch, das Geld und die Kühe mitnehmen.»

Als ich damals in Holland über diese Situation lachte, begriff ich plötzlich, was Mr. Singh mir im Flugzeug nach London zu erklären versucht hatte. Wenn ich mich mit der Milch und dem Geld aus dem Staub machte, würde der Milchbauer eine Verkäuferin einstellen müssen. Und wer würde diese bezahlen? Ich, der Verbraucher!

Wenn allerdings die Verbraucher unehrlich sind, warum sollte dann der Lieferant ehrlich sein? Er würde die Milch mit Wasser versetzen, um das Volumen zu steigern. Als Aktivist würde ich protestieren, dass die Milch verwässert ist; also müsste der Staat Milchinspektoren einsetzen. Aber wer würde die Inspektoren bezahlen? Ich, der Steuerzahler!

Wenn der Verbraucher und die Lieferanten unehrlich sind, warum sollten dann die Inspektoren ehrlich sein? Sie würden Bestechungsgelder von den Lieferanten annehmen. Wenn sie die Bestechungsgelder nicht bekommen, würden sie unter dem Vorwand dieser oder jener Vorschrift dafür sorgen, dass der Verkauf sich so weit verzögert, dass die ungekühlte Milch sauer wird. Wer würde die Bestechungsgelder bezahlen? Zunächst der Lieferant, aber letzten Endes der Verbraucher.

Wenn ich dann die Milch, die Verkäuferin, das Wasser, den Inspektor und das Bestechungsgeld bezahlt hätte, bliebe mir nicht mehr genug Geld, um noch Kakaopulver zu kaufen, das ich in die Milch einrühren könnte. Ohne Kakao aber schmeckt meinen Kindern die Milch nicht. Infolgedessen sind sie nicht so stark wie die holländischen Kinder.

Wenn ich all diese Dinge bezahlt hätte, hätte ich höchstwahrscheinlich auch kein Geld mehr übrig, um meinen Kindern am Samstagabend ein Eis zu spendieren. Jemand, der Eis herstellt und verkauft, wertet die Milch auf, während die Verkäuferin, das Wasser, die Inspektoren und das Bestechungsgeld gar nichts daran verbessern.

Indem ich sie alle bezahle, bezahle ich im Grunde nur für meine Sünde: meinen Hang dazu, meinem Nachbarn die Milch und das Geld zu stehlen. Der hohe Preis der Sünde macht es mir schwer, Eiscreme zu kaufen. Mit anderen Worten, der Preis der Sünde hindert mich daran, echte wirtschaftliche Aktivität zu fördern. Meine von Misstrauen und Unehrlichkeit geprägte Kultur raubt mir das Geld, das ich dazu verwenden könnte, meinen Kindern ein besseres Leben und meinen Nächsten eine produktive Tätigkeit zu ermöglichen.

Mein Besuch auf dem Milchhof hat mir geholfen, zu verstehen, warum ein kleines Land wie die Niederlande in der Lage ist, Geld für eine viel größere Nation wie Indien zu spenden. Zugleich hat er mir begreiflich gemacht, was mein Mitreisender, ein mittelmäßig gebildeter Geschäftsmann, mir erklären wollte. Er konnte etwas sagen, worüber Wirtschaftsexperten nicht so gerne sprechen: dass moralische Integrität ein ungemein bedeutender Faktor hinter dem einzigartigen sozioökonomischen/soziopolitischen Erfolg des Westens ist.

Woher kommt diese Moral? Warum ist meine Gesellschaft nicht ebenso vertrauenswürdig?

Bildung war eine entscheidende Kraft, die Westeuropa transformiert hat. Christliche Reformatoren wie Martin Luther, John Knox und Johann Amos Comenius machten Bildung universell zugänglich, eben um Generationen von Menschen zu zivilisieren, die ein neues Europa schaffen konnten. Die Pioniere der modernen Bildung machten die Charakterbildung zu einer Hauptfunktion des Bildungswesens, weil sie sich folgende jüdisch-christliche Gedanken zu eigen machten:

Diese Gute Nachricht wurde zur intellektuellen Grundlage des modernen Westens. Sie war die Kraft, die moralische Integrität, wirtschaftlichen Wohlstand und politische Freiheiten hervorbrachte.5

Warum sind die moralischen Fundamente ins Trudeln geraten?

Wenn moralische Integrität eine Grundlage für Wohlstand ist, warum reden säkulare Experten dann nicht darüber? Der Grund ist, dass die Universitäten nicht mehr wissen, ob Moralgesetze wahre universelle Prinzipien oder bloß gesellschaftliche Konventionen sind, die erfunden wurden, um unsere Freiheiten einzuschränken.

Und warum wissen sie es nicht?

Die Ökonomen haben das Erfolgsgeheimnis des Westens vergessen, weil die Philosophen den Gedanken der Wahrheit selbst vergessen haben.

Warum?

Die Wahrheit ging durch eine intellektuelle Arroganz über Bord, die jede göttliche Offenbarung ablehnte und versuchte, Wahrheit allein mit dem menschlichen Verstand zu entdecken. Der schottische Philosoph David Hume (1711–1776) zeigte, dass Logik und Erfahrung ohne weitere Hilfe nicht in der Lage sind, Gott, das menschliche Ich oder manche der Grundannahmen der Wissenschaft zu beweisen, zum Beispiel dass jede Wirkung eine Ursache haben muss oder dass die Gesetze der Physik überall und zu jeder Zeit im Universum dieselben sein müssen.

Humes Erkenntnis der Grenzen der Logik hätte eigentlich der Aufklärung ein wenig Bescheidenheit eintreiben müssen. Doch statt zuzugeben, dass unsere Logik ihre Grenzen hat, kamen viele auf den Gedanken, wenn die Logik Gott nicht beweisen könne, dann könne Gott nicht existieren. Hume versuchte, eine Moral ohne Gott zu begründen, doch der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) erkannte, dass der menschliche Verstand ohne göttliche Offenbarung nicht wissen kann, ob das Universum moralisch ist. In diesem Leben sehen wir die Gerechten leiden und die Bösen gedeihen, doch ohne Offenbarung können wir nicht wissen, ob es nach dem Tod ein letztes Gericht geben wird.

Kant versuchte die Moral zu retten, doch Friedrich Nietzsche (1844–1900), der deutsche Philosoph des neunzehnten Jahrhunderts, kam zu dem Schluss, wenn die Logik nichts von Moral wisse, müsse die Moral ein bloßes gesellschaftliches Konstrukt sein. Da die jüdisch-christliche Moral die Schwachen begünstigt, müsste sie wohl von den Sklaven erfunden worden sein, um die Freiheit der Mächtigen – der Arier – zu begrenzen.

Existenzialistische Philosophen, die Nietzsche folgten, stellten sich auf den Standpunkt, da das Universum weder einen gottgegebenen Sinn noch gottgegebene moralische Normen habe, verlange das Streben nach Freiheit von uns, unsere eigenen Werte und Ziele zu erschaffen. Zum Beispiel begann der deutsche Existenzialist Martin Heidegger (1889–1976) seine intellektuelle Karriere als Fürsprecher des nationalsozialistischen Denkens.

Der Nationalsozialismus wurde militärisch besiegt, aber die Unfähigkeit der Logik, Gott oder die Moral zu erkennen, hat dazu geführt, dass an postmodernen Universitäten niemand mehr weiß, ob etwas richtig oder falsch ist. Nachdem die Bildungsinstitutionen Gott und seine Offenbarung abgelehnt haben, sind sie unfähig geworden, das Gute, Schöne und Wahre zu lehren. Mit diesem Aspekt des Westens wurde ich zwei Jahre nach meinem Ausflug auf den Milchhof in Holland konfrontiert.

Korruption im Westen

1985 waren Ruth und ich wieder in Holland – diesmal mit unseren beiden Töchtern. Eines Tages, während Ruth Vorträge hielt, machte ich mit den Mädchen eine Sightseeing-Tour durch Amsterdam. An einem Automaten versuchte ich mir eine Tageskarte für die Busse und Straßenbahnen zu ziehen. Da die Anleitung auf Holländisch war, fragte ich zwei junge Frauen: «Wie bekomme ich Tickets an diesem Automaten?» Wie sich herausstellte, waren es Amerikanerinnen.

«Warum wollen Sie denn Tickets kaufen?», antworteten sie. «Wir fahren schon seit einer Woche hier herum. Es ist noch nie jemand gekommen, um die Tickets zu kontrollieren.»

Noch mehr als ihr unmoralisches Verhalten schockierte mich, dass sie nicht den leisesten Anflug von Scham erkennen ließen. Sie repräsentierten die neue Generation, die «willkürliche» und «repressive» religiöse Vorstellungen von Recht und Unrecht abgeschüttelt hat. Ihre akademische Bildung hatte sie von Geboten wie «Du sollst nicht stehlen» befreit.

«Es ist schön», sagte ich zu ihnen, «dass es genügend zahlende Pendler gibt, dass das System auch ein paar Leute transportieren kann, die nicht bezahlen. Aber sobald es Ihren Schulen gelingt, genügend schlaue Passagiere hervorzubringen, wird Ihr Land auch so weit sein wie meines. Dann werden Sie in jedem Bus Ticketkontrolleure brauchen, und Super-Kontrolleure, die die Kontrolleure überwachen. Dann wird jeder mehr bezahlen müssen. Aber die Korruption wird nicht auf die Verbraucher beschränkt bleiben; sie ist ein Krebsgeschwür, das Politiker, Bürokraten, Manager, Busfahrer und auch das Wartungspersonal infizieren wird. Sie werden Provisionen, Kommissionen und Schmiergelder annehmen, damit sie minderwertige Teile und Dienstleistungen durchgehen lassen. Bald wird Ihr öffentlicher Personenverkehr so aussehen wie unserer: Häufige Ausfälle werden nicht nur das Transportsystem ausbremsen, sondern auch Ihre Straßen, Ihre Effizienz und Ihre Wirtschaft.»

Korruption und Armut

Jedes Jahr im August veröffentlicht Transparency International (TI), eine nichtstaatliche Organisation in Deutschland, den Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index), in dem Länder in der Reihenfolge vom am wenigsten korrupten bis zum korruptesten aufgelistet werden. Kein Land ist völlig frei von Korruption, aber manche Länder sind so korrupt, dass TI in ihnen überhaupt keine Erhebungen vornehmen kann. Diese Länder werden von Mafia-Organisationen, Banden und Milizen beherrscht. Ihre chronische Armut beweist das, was schon Adam Smith, einer der Väter des Kapitalismus, wusste: Wirtschaftliche Verhältnisse hängen davon ab, was für eine Moral man hat, und das wiederum ergibt sich daraus, was für eine Philosophie man hat.

Warum zum Beispiel haben die Gesundheitskosten in Amerika ein so groteskes Ausmaß angenommen, dass sie jeder Kultur der Barmherzigkeit den Garaus machen? Versicherungen und Pharma-Unternehmen, die das Gesundheitswesen tragen, werden beschuldigt, nur weil die intellektuelle Elite nicht mehr in der Lage ist, sich die wirtschaftlichen Kosten einer akademischen Gottlosigkeit auszurechnen, die Ökonomie von moralischer Wahrheit separiert.

Transparency International ist eine säkulare Agentur, aber sie weiß, dass Korruption teuer zu stehen kommt. Ihre offizielle Website erzählt Geschichten wie diese:

Rund um den Globus wirkt sich Korruption in vielfältiger Weise auf das Leben der Menschen aus. In den schlimmsten Fällen kostet Korruption Menschenleben. In zahllosen anderen Fällen kostet sie die Menschen ihre Freiheit, ihre Gesundheit oder ihr Geld. …

Im Mai 2000 gab es 950 Verletzte und 22 Tote, als eine Fabrik für Feuerwerkskörper in Enschede in den Niederlanden in Flammen aufging. Das katastrophale Ausmaß der Explosion war nur deshalb möglich, weil die Aufsichtsbehörden gegenüber den schweren Sicherheitsmängeln bei der Lagerung der Sprengstoffe auf dem Fabrikgelände beide Augen zudrückten. Für ihr Schweigen sollen die Beamten jahrelang kostenlos mit Feuerwerkskörpern versorgt worden sein. Sogar eine illegale Erweiterung der Fabrik wurde von den Behörden im Nachhinein genehmigt.

Der Beamte, der in der Gegend für die Überwachung der Feuerwerkskörper-Fabriken verantwortlich war, gab zu, die konkreten Vorschriften für die Lagerung von Sprengstoffen überhaupt nicht zu kennen. Obwohl er als Experte galt, hatte er weder die relevante Literatur gelesen noch an irgendwelchen Schulungsseminaren teilgenommen. Er folgte lediglich den Anweisungen seiner Vorgesetzten, von denen einer vor zwei Jahren wegen Korruption verhaftet wurde.6

Die Quelle des moralischen Wandels

Wodurch entstand das vertrauenswürdige England, wie Mr. Singh es sah? Der moralische Wandel des modernen England begann mit John Wesley, dem Gründer des Methodismus. Wesley wäre sich mit Transparency International darüber einig gewesen, dass Sünde eine ernste Angelegenheit ist. Dabei sind die anfänglichen ökonomischen Kosten der Sünde banal im Vergleich zu dem, was sie uns am Ende kostet – das Leben.

John Wesley lernte aus der Bibel, dass Sünde nicht nur zum physischen Tod führt. Letztendlich ist ihre Folge der geistliche Tod oder die Trennung von Gott. Zunächst ist diese Trennung zeitlich und umkehrbar, aber wenn wir uns dagegen entscheiden, umzukehren und mit Gott ins Reine zu kommen, riskieren wir die ewige Trennung von ihm.

Wesley lehrte die englische Bevölkerung, dass der Gott, der uns liebt, die Sünde so ernst nimmt, dass er selbst Mensch wurde, um unsere Sünde und deren Folge – den Tod – auf sich zu nehmen. Er starb am Kreuz auf Golgatha, damit wir Vergebung und ewiges Leben finden können. Das war die Gute Nachricht – das Evangelium – laut der Bibel und John Wesley. Dieses Evangelium, das in den absoluten moralischen Maßstäben des Gesetzes Gottes wurzelt, erzeugte die Kultur der Vertrauenswürdigkeit, die den wirtschaftlichen Fortschritt in Europa möglich machte.

Warum stehlen die Leute in Holland nicht einfach die Milch und das Geld? Warum sind sie stattdessen in der Lage, die Entwicklung Indiens finanziell zu unterstützen?

In der Folge der Reformation im sechzehnten Jahrhundert spielte der Heidelberger Katechismus eine gewaltige Rolle dabei, die religiöse Kultur der Holländer zu prägen. Der Katechismus wurde 1563 in Deutschland verfasst und 1566 ins Holländische übersetzt. Zwischen 1568 und 1586 wurde der Katechismus von vier Synoden und endgültig von der Dordrechter Synode (1618–1619) verabschiedet, die ihn offiziell als die zweite ihrer «Drei Einheitsformeln» aufnahm und die Geistlichen verpflichtete, wöchentlich darüber zu predigen. Infolgedessen begannen die holländischen Kirchen, jeden Sonntag daraus zu lehren. Der Katechismus führt das Gebot «Du sollst nicht stehlen» in Form von zwei Fragen aus:

Frage 110: Was verbietet Gott im achten Gebot?

Gott verbietet nicht nur Diebstahl und Raub, die nach staatlichem Recht bestraft werden. Er nennt Diebstahl auch alle Schliche und betrügerischen Handlungen, womit wir versuchen, unseres Nächsten Gut an uns zu bringen, sei es mit Gewalt oder einem Schein des Rechts: mit falschem Gewicht und Maß, mit schlechter Ware, gefälschtem Geld und Wucher, oder mit irgendeinem Mittel, das von Gott verboten ist. Er verbietet auch allen Geiz und alle Verschwendung seiner Gaben.

Frage 111: Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

Ich soll das Wohl meines Nächsten fördern, wo ich nur kann, und an ihm so handeln, wie ich möchte, dass man an mir handelt. Auch soll ich gewissenhaft arbeiten, damit ich dem Bedürftigen in seiner Not helfen kann.

Warum interpretierte der Katechismus all diese zusätzlichen Dinge in ein schlichtes Gebot gegen das Stehlen hinein? Der Katechismus deutete keineswegs irgendetwas in die Zehn Gebote hinein, was von der Bibel her dort nichts zu suchen hätte. Gott selbst hatte gesagt, dass diejenigen in seinem Volk, die ihm den Zehnten verweigern, ihn dadurch berauben und betrügen (Maleachi 3,8). Die Menschen in den Niederlanden hatten Geld zu vergeben, weil eine Generation nach der anderen gelehrt worden war, hart zu arbeiten und den Zehnten an Gott abzugeben. Die Holländer verdienten genug Geld, um es an die Armen in Indien weiterzugeben, weil die Bibel lehrte: «Wer früher von Diebstahl lebte, der soll sich jetzt eine ehrliche Arbeit suchen, damit er auch noch Notleidenden helfen kann» (Epheser 4,28).

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