© 2016 Bruno Gmünder GmbH
Kleiststraße 23-26, 10787 Berlin
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Deutsche Erstausgabe: Loverboys 123
Copyright © 2011 bei den Autoren
Coverfoto: © 2016 George Duroy, USA
www.belamionline.com
(Models: Kevin Warhol & Maxx Hamilton)
Printed in Germany
ISBN 978-3-95985-241-8
eISBN 978-3-95985-265-4
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Die in diesem Buch geschilderten
Handlungen sind fiktiv.
Im verantwortungsbewussten
sexuellen Umgang miteinander gelten
nach wie vor die Safer-Sex-Regeln.
Rivalen
von Thomas Mindt
Privatunterricht
von Fox O’Herlihy
Machoträume im Mondlicht
von Phil Adamson
Die Nacht der Nächte
von Andrew Crateman
Reif fürs Sportinternat
von Marc Förster
Der Coach
von André Leroy
Ließe sich doch nur die Langeweile weglutschen wie ein Erdbeereis an einem heißen Sommertag, dann würde ich auf der Stelle zur Tat schreiten, ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu zögern. Auf schleckende Weise würde ich mich der Eintönigkeit des Moments entziehen und mich schlagartig bedeutend wohler fühlen. Das wäre die totale Befreiung.
»Wie lange dauert das denn noch?«, schnauft Laurin und schaut mich an.
»Was? Bis er endlich vom Barren fällt und regungslos auf der Matratze liegenbleibt?«, frage ich mit genervtem Tonfall und werfe einen abschätzigen Blick in die Mitte der Sporthalle, wo Dennis seit einer gefühlten Ewigkeit am Barren trainiert.
Laurin kichert in sich hinein. Wir sitzen nebeneinander auf einer Bank und warten darauf, dass Wilko, der Trainer, uns endlich nach vorne ruft, damit auch wir trainieren können. Allerdings hat Wilko es damit nicht eilig. Er widmet sich voll und ganz seinem Schützling Dennis. Er will nämlich, dass Dennis den bevorstehenden Internatswettkampf gewinnt. Dieser Wettkampf ist zwar intern, trotzdem werden ihm wichtige Sportfunktionäre beiwohnen, die auf der Suche nach neuen Talenten sind. Eine Chance, die sich natürlich kein Schüler entgehen lassen will. Inklusive Laurin und mir. Unter den Jungs im Sportinternat ist ein erbitterter Konkurrenzkampf losgebrochen. Freundschaft und Kameradschaft existieren derzeit nicht. Oder sagen wir, fast nicht. Laurin und ich sind trotzdem noch Homies, beste Kumpels. Wir teilen uns ein Zimmer und haben auch sonst keine Geheimnisse voreinander. Bei uns gibt es kein Gezänk.
»Du, Tobi, glaubst du wirklich, du kannst Dennis schlagen?«, will Laurin von mir wissen und kratzt sich nachdenklich am Kinn. »Er ist nicht schlecht. Außerdem unterstützt Wilko ihn mit allen Mitteln.«
»Das kannst du laut sagen. Fehlt nur noch, dass er seinen Schwanz zur Hilfe nimmt und Dennis am Barren fickt, wie?«, spotte ich. »Verliebte Blicke tauschen die zwei Turteltauben ja ohnehin pausenlos aus. Am Ende des Wettkampfs wird bestimmt Verlobung gefeiert. Mal ernsthaft, nur so unter uns: Weshalb sollte Wilko sonst permanent die Hände an Dennis Hintern haben? Wenn der sich unbeobachtet fühlt, massiert er ihm die Rosette.«
Laurin reißt die Augen auf, verschluckt sich beinahe und meint: »Echt? Is’ mir noch gar nicht aufgefallen. Bist du dir sicher?«
Ich schaue Laurin an: »Höre ich etwa Euphorie in deiner Stimme? Oder ist das nur der pure Neid?«
»Arschloch. Ich stehe nicht auf Wilko, weißt du doch«, stellt Laurin klar und fügt ergänzend hinzu: »Ich stehe schließlich auf Mädels!«
»Nee, is’ klar. Mädels. Du meinst wohl eher Ladyboys.«
»Tobi, du und dein großes Maul. Kein Wunder, dass du permanent Ärger hast.«
»Oh Gott, hast du mit meinem Vater telefoniert? Du klingst genau wie er. Tust du mir einen Gefallen?«
Laurin nickt: »Klar. Welchen denn?«
»Hör auf damit!«
Beide müssen wir schmunzeln. Mit Laurin verstehe ich mich sehr gut. Wir haben uns im Sportinternat kennengelernt und gleich am ersten Tag Freundschaft geschlossen. Die meisten anderen Jungs hier sind ebenfalls cool drauf. Die einzige Ausnahme ist Dennis. Dennis hat etwas von einer Diva. Er möchte der Star des Internats sein, was mir tierisch auf die Nerven geht. Zwischen uns beiden hat sich eine sehr persönliche Rivalität entwickelt. Hintergrund dafür sind nicht nur unsere sportlichen Ambitionen und Ziele – wir sind auch Rivalen in Sachen Männergunst. Genauer ist es die Aufmerksamkeit von Ramon, um die wir beide wetteifern. Er ist der neue Trainer und erst seit kurzem im Internat, um uns speziell auf die Wettkämpfe vorzubereiten. Ramon ist sehr attraktiv und strahlt eine unwiderstehliche Sinnlichkeit aus. Er ist ungefähr Mitte Zwanzig. Das schätze ich zumindest, denn viel habe ich bisher noch nicht über Ramon in Erfahrung bringen können. Aber ich arbeite daran.
»Komm, schon, Dennis«, spornt Wilko seinen Lieblingsschützling lautstark an.
Ich stoße Laurin mit dem Ellbogen an und verdrehe die Augen.
»Ob Wilko uns heute auch noch mal zum Training vorlässt?«, zischt Laurin vorwurfsvoll. »Ich komme mir schon wie ein Statist vor.«
»Wilko will halt, dass sein Schatz gewinnt. Aber mal ganz ohne boshaft oder übertrieben kritisch zu sein: Bei den Flugelementen macht Dennis keine besonders tolle Figur. ’ne übergewichtige Tussie mit ’ner Schokoladentorte im Maul könnte das besser und sähe noch bedeutend graziler aus!«
»Klingt kein bisschen boshaft oder übertrieben kritisch, Tobi. Nicht mal ansatzweise.«
Laurin schielt zum Barren, beobachtet Dennis und urteilt: »Dennis ist wirklich gut, das weißt du. Und er ist fest entschlossen und will unbedingt gewinnen. Okay, das wollen wir alle, aber Dennis bekommt zusätzlich die volle Unterstützung von Wilko. Das ist der kleine Unterschied zwischen ihm und uns. Du glaubst doch nicht wirklich, du kannst ihn beim Wettkampf schlagen?«
»Objektiv gesehen ist Dennis ganz gut«, gebe ich zu, weil alles andere eine Lüge wäre. »Aber bedenke: Bei diesem Wettstreit geht es nicht um Fairness. Alle Mittel sind erlaubt. Ich will gewinnen. Und wenn ich aus meinem Arsch raus ein Feuerwerk abfackeln muss, um Eindruck zu schinden, werde ich das machen. Wilko ist allerdings eine Hürde, da hast du recht. Er wird Einfluss nehmen wollen, so viel steht fest. Aber für den werde ich mir schon noch was einfallen lassen.«
»Was willst du machen? Hast du eine Idee?«
»Ich könnte Wilko einen blasen …« Ich halte inne und schüttele dann verneinend den Kopf: »Nee, das funktioniert nicht, weil ich Wilko nicht abkann. Effektiver und spaßiger wäre es, Dennis mit einer Eisenstange die Knie zu zertrümmern.«
Entsetzt sieht Laurin mich an: »Tobi, du bist echt krass. Würdest du wirklich so weit gehen? Sportler messen sich im Wettkampf und nicht … «
»Bleib cool, Alter, das war ’n Scherz«, falle ich ihm ins Wort, als vom Barren her plötzlich ein dumpfer Knall an unsere Ohren dringt. Dennis hat den Halt verloren und ist auf die Matte gefallen.
»Autsch!«, kommentiere ich seinen Sturz gerade laut genug, dass er mich hören kann. Sofort wirft Dennis mir von der Matte aus einen bitterbösen Blick zu und knurrt: »Blöder Wichser!« Doch da ist schon Wilko bei ihm, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht ernsthaft wehgetan hat. Dennis steht auf, ballt die Hand zur Faust und schlägt in die Luft. Aber diese Machogeste kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er frustriert ist, weil er Schwierigkeiten mit einer Schraubenkombination hat.
»Für heute reicht es«, schickt Wilko Dennis in die Pause und winkt Laurin und mich zu sich. Laurin springt sofort von der Bank auf und rennt vor, weil er als Erster an den Barren will. Ich schlendere ihm gemächlich hinterher und gehe auf Konfrontationskurs mit Dennis. Wir duellieren und regelmäßig mit Blicken, aber diesmal bin ich definitiv der Gewinner. Als wir schon fast aneinander vorbei sind, setze ich noch eins drauf und pöbele: »Wilko hätte nicht den Finger aus deinem Arschloch nehmen sollen, dann hättest du auch nicht den Halt verloren und wärst abgerutscht.«
»Pass mal auf, du Miststück«, giftet Dennis zurück. »Gegen mich hast du null Chance. Notfalls lutsche ich jedem Kampfrichter und Sportfunktionär den Schwanz. Spätestens dann siehst du ganz schön alt aus.«
»Dann vergiss aber nicht das Penicillin. Das werden die Jungs anschließend brauchen!«
Ich sehe Dennis an der Nasenspitze an, dass er mir jetzt am liebsten eine reinhauen würde. Ganz klar: Dieser verbale Schlagabtausch ist die ultimative Kampfansage.
Ich stelle mich neben Wilko und verziehe keine Miene. Laurin ist hochkonzentriert. Wilko feuert ihn an und bemerkt beiläufig in meine Richtung, dass Laurin fast so gut sei wie Dennis.
»Stimmt, Laurin muss nur noch genausooft vom Barren fallen, dann herrscht Gleichstand zwischen den beiden«, erwidere ich bissig, weil ich meinen Kumpel verteidigen und Dennis schlecht machen will. Wilko ist sichtlich empört über diese Aussage.
»Gibt es ein Problem zwischen Dennis und dir?«, fragt er. »Er ist nun mal die unangefochtene Nummer eins unter den Jungs. Ich verstehe, dass das für dich nicht leicht zu akzeptieren ist, aber nimm es bitte sportlich.«
»So so«, schnalze ich, »das ist ja interessant. Dennis ist die unangefochtene Nummer eins. Du als Trainer solltest eigentlich wissen, dass es bei diesem Wettkampf nicht darum geht, wer sich am besten unter der Dusche präsentiert, oder wer alles wegsteckt, was größer ist als zwanzig Zentimeter. Obwohl es im Internat selbst dabei Jungs gibt, die Dennis noch etwas zeigen könnten.«
Wilko ist platt und zu keiner Reaktion fähig. Dass ich dermaßen direkt bin und kein Blatt vor den Mund nehme, lässt seine Selbstsicherheit bröckeln. Ich könnte jetzt noch weiter ausholen und ihn wissen lassen, dass ich ihn und Dennis nachts im Internatspark belauscht und beim Sex beobachtet habe. Allerdings sind Anspielungen effektiver, weil ich damit für größere Verwirrung und Verunsicherung sorgen kann. Jeder Wettkampf wird in erster Linie mental gewonnen. Das verhält sich nicht nur beim Sport so, sondern auch beim Sex. Für jeden Mann beginnt die Geilheit mit lustvollen Gedanken, die eine Dynamik entwickeln, und dann die Vernunft und die Selbstbeherrschung außer Gefecht setzen. Glücklicherweise steckt in jedem Sportler ein Mann.
»Okay, Laurin, das reicht für diesen Moment. Wir müssen uns über deine Technik unterhalten«, sagt Wilko und macht wieder auf seriösen Trainer. »Kommst du bitte zu mir, damit wir darüber sprechen können?«
Laurin verzieht das Gesicht. Er würde lieber weiter am Barren trainieren.
»Was ist mit meiner Technik?«, murrt er und kann nicht nachvollziehen, was Wilko von ihm will. »Ramon hat mich erst kürzlich gelobt. Er meinte, ich hätte an meiner Technik gefeilt und Fortschritte gemacht.«
Doch Wilko besteht auf eine Audienz. Für mich steht fest, dass er nur seine Autorität ausleben will. Und tatsächlich: Bevor er sich mit Laurin auf die Bank setzt, um ungestört mit ihm reden zu können, verpasst Wilko auch mir eine zackige Ansage: »Ab an den Barren! Ich will Leistung sehen, verstanden? Mit einem losen Mundwerk erntest du keinen Blumentopf. Und wenn ich schon beim Thema bin: Halte dich mit Worten ein bisschen zurück. Ich verstehe zwar, dass ihr Jungs unter Druck steht und euch abreagieren müsst, aber such dir dafür gefälligst ein anderes Ventil.«
Mit purer Coolness schaue ich Wilko an und erwidere: »Vielleicht sollte ich nachts öfter mal im Park spazieren gehen. Hab mir sagen lassen, dort könne man recht gut Druck ablassen. Dennis schwört darauf!«
Wilkos Gesicht verfinstert sich. »Ähm«, räuspert er sich verlegen.
»Dennis hat auch schon was vom Hausmeister erzählt und vom Keller. Ich schätze mal, es gibt da tausend verschiedene Ventile zum Druck ablassen«, mutmaße ich voller Ironie und lasse gleichzeitig durchblicken, dass Wilko nicht der einzige ist, mit dem Dennis es treibt. Der Trainer nimmt sich zusammen, aber ich merke, dass meine Worte ihn aus der Bahn werfen. Genau das wollte ich erreichen. Die Anspielung auf den Hausmeister wird für Spannungen zwischen ihm und Dennis sorgen, von denen ich nur profitieren kann. Auch ein Trainer ist nur ein Mann.
Während Laurin und Wilko sich zurückziehen, gehe ich in mich und mobilisiere meine volle Konzentration. Nach dieser Attacke muss ich mir selber beweisen, dass ich in meiner Sportart gut bin. Meine Schwächen sind mir bekannt, aber ich kenne auch meine Stärken. Mit vollem Schwung übe ich wichtige Flugelemente, mit denen ich punkten kann. Der Barren ist wie eine eigene Welt, ein eigenes Universum. Ich bin ganz bei mir und in meiner Kraft geborgen. In diesen Augenblicken zählt nur der Moment. Es gibt keine Ablenkung. Ich denke nicht mal an Schwänze und Männer – und das soll bei mir was heißen.
»Sehr gut! «, sagt plötzlich eine Stimme neben mir. Ich schaue zur Seite, vollende eine Schraubenkombination und erblicke Ramon. Auf einen Schlag ist meine Konzentration futsch. Gerade noch rechtzeitig springe ich vom Barren ab und schaffe es bei der Landung mit Mühe und Not, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ramon lächelt mich an. Ich stehe vor ihm und vergöttere ihn, ohne mir dessen bewusst zu sein. Doch auch Ramon mustert mich. Seine Blicke kleben regelrecht an mir und meinem trainierten Körper. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Vom Sport bin ich jedes Mal so aufgeputscht, dass ich mein Lustzentrum nicht mehr richtig unter Kontrolle habe.
»Du bist wirklich gut, Tobi«, lobt Ramon und legt mir die Hand auf die Schulter.
»Danke«, sage ich und schaue ihm direkt in die Augen.
»Wir zwei haben bisher noch nicht viel miteinander trainiert. Ich möchte das nachholen. Du hast Talent, dem ich mich gerne annehmen würde. Natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist.«
Ob ich damit einverstanden bin? Ich habe so viele Talente, von denen Ramon noch gar nichts ahnt, die ich ihm allesamt zeigen würde. Aber das kann ich ihm jetzt und hier unmöglich sagen. Muss ich auch gar nicht. Mein Körper spricht seine eigene Sprache. In meiner eng anliegenden Sporthose zuckt mein Schwanz und ich kriege einen Ständer. Normalerweise hätte ich damit genauso wenig ein Problem wie mit der Tatsache, dass Ramon direkt auf meine Beule starrt und alles sieht. Doch die Wahrheit ist: Ramon löst in mir etwas aus, das ich so nicht an mir kenne. Schüchternheit. Ich will Ramon gefallen und wünsche mir, dass er meine Gedanken teilt. Ich will mich ihm offenbaren und ihm die Tür zu meinem Inneren öffnen. Er soll in mich hineinsehen und meine Fantasien und Geheimnisse entdecken, die ihn ganz bestimmt interessieren und neugierig machen. Doch in dieser Sekunde schwanke ich zwischen lähmender Starre und verlockendem Wagnis. Meine wachsende Erektion drängt mich hin zu Ramon. Innerlich weiß ich, dass ich die Lust mit diesem Mann im Rausch des Verlangens neu erfinden könnte, aber ich traue mich nicht, den ersten Schritt zu tun. Dazu bin ich in diesem Moment zu wenig ich selbst.
»Tobi?« Ramon kann mein Zögern offenbar nicht deuten. »Was sagst du? Hast du Lust mit mir zu trainieren?«
Ich sage nur: »Ja.«
Ramon starrt ein weiteres Mal auf die Ausbuchtung in meiner Sporthose, dann sieht er mir in die Augen und sagt: »Es wird sehr intensiv werden, unser Training.«
»Ich freue mich darauf«, erwidere ich und fange mich allmählich wieder.
Ramon zwinkert mir zu. »Also, bis dann«, verabschiedet er sich und geht rüber zu Wilko. Laurin nutzt die Gelegenheit und läuft schnell zu mir herüber. »Was ist passiert? Was wollte Ramon von dir?«
»Das ist passiert«, antworte ich und deute auf meinen Steifen.
Laurin gafft auf meine Hose und legt die Stirn in Falten.
»Kannst du mir das mal erklären?«
»Wenn du für ’nen Steifen ’ne Erklärung brauchst, hast du echt ein Problem. Los, lass uns aufs Zimmer abhauen. Ich muss mir schleunigst einen runterholen. Du musst vor mir gehen – als Schutzschild, damit nicht jeder meinen Prügel sieht.«
»Findest du Ramon so scharf? Was ist denn so besonders an ihm?«
»Diese Frage kann auch nur eine Hete stellen. Ab jetzt werde ich deine sexuelle Ausrichtung nie wieder in Frage stellen«, grinse ich und schubse Laurin vor mir her.
Beim Verlassen der Sporthalle werfe ich Ramon noch einen hastigen Blick zu. Er schaut ebenfalls zu mir rüber, als hätten wir uns für genau diese Sekunde verabredet. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich lächele Ramon an und er winkt mir zu, indem er die Hand hebt und für einen Moment aufrecht hält. Für mich ist das die schönste Geste, die er mir in Anbetracht der gegenwärtigen Situation schenken kann. Ich bekomme weiche Knie. Möglicherweise steigere ich mich hier in etwas hinein, das überhaupt nicht existiert. Oder nur einseitig, nämlich für mich. Aber das ist mir egal. Ramons Interesse zu gewinnen ist mir wichtiger als jeder Wettkampf. Und wenn ich das schaffe, dann schaffe ich auch alles andere mit links.
Ungeduldig zähle ich, wie Stern für Stern am Himmel aufglüht. Die Dunkelheit kommt mir nicht schnell genug. Warum nur lässt die Nacht sich viel Zeit?
»Willst du nicht ins Bett gehen?«, fragt Laurin gähnend.
»Doch schon. Aber später.«
Laurin gähnt erneut, zieht sich die Bettdecke bis zum Kinn und meint: »Du hast ein Geheimnis.«
Ich löse meinen Blick vom Himmel und schaue Laurin an.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Seit einigen Tagen verhältst du dich seltsam. Sobald es Abend wird, stehst du am Fenster rum und redest kaum noch. Und manchmal hast du so ein Dauergrinsen auf den Lippen, als ob du mit den Gedanken auf einem anderen Stern wärst«, konfrontiert mich Laurin mit seinen Beobachtungen. »Wenn ich mich richtig erinnere, hat das angefangen, nachdem du mit Ramon in der Sporthalle gequatscht hast. Das kann doch kein Zufall sein, oder?«
»Du halluzinierst.«
»Nee, mache ich nicht. Mir kannst du’s doch sagen, Tobi. Los! Glaubst du etwa, ich merke nicht, dass du abhaust, sobald ich eingeschlafen bin. Oder so tue, als ob … «
»Andere täuschen einen Orgasmus vor oder sonst was und du stellst dich schlafend? Laurin, du bist echt ein Freak!«
»Das sagt der Richtige.« Laurin setzt sich auf. »Spuck’s endlich aus, Tobi!«
Ich will Laurin nicht länger mit seiner Unwissenheit allein lassen und lümmele mich neben ihn. »Ich gehe trainieren mit Ramon. Er ist wirklich der beste Coach, den du dir vorstellen kannst.«
»Wie bitte? Ihr trainiert nachts?«
»Nachts sind wir ungestört. Das Training ist einfach nur geil. Ich habe mich echt noch nie so gut gefühlt. Mit Ramon erlebe ich die beste Zeit«, schwärme ich voller Euphorie.
»Aber weshalb denn ausgerechnet nachts?«
Ich fasse es nicht. Manchmal frage ich mich, ob Laurin wirklich so naiv ist, oder ob er nur so tut.
»Zwischen den Zeilen zu lesen ist nicht deine Stärke, habe ich recht?«, frage ich. »Das muss ich dir unbedingt noch beibringen, sonst verpennst du den besten Teil deiner Schulzeit. Sagen wir es mal so: Wenn du nachts unterwegs bist, kannst du interessante Dinge herausfinden. Zum Beispiel, dass Janis regelmäßig Mitternachtspartys in seinem Zimmer veranstaltet und sich mit Eddy und Lukas vergnügt. Und dass Lukas sich gerne von allen beiden besteigen lässt. Gleichzeitig wohlbemerkt.«
»Was?« Laurin traut seinen Ohren nicht. »Du meinst, die treiben es zu dritt? Sex? Nachts bei uns im Internat?«
»Tja, so sieht es aus. Während du schläfst, geht es überall heiß her. Zu schade, dass du hetero bist. Du solltest wenigstens deine bisexuelle Seite entdecken und mal an Janis’ Tür klopfen, dann könntest du eine Menge Spaß haben.« Ich stehe vom Bett auf und gehe zur Zimmertür. »Jetzt muss ich los. Ich will Ramon nicht warten lassen. Du verpetzt mich nicht, versprochen?«
»Wieso sollte ich?«, meint Laurin eingeschnappt. »Als ob sich irgendeine Schnarchnase für dein Training interessieren würde.«
Ach, herrje. Was soll ich eigentlich noch anstellen, damit bei dem Typen mal der Groschen fällt? Doch jetzt habe ich keine Zeit für Nachhilfestunden. Allerdings kann ich mir nicht verkneifen zu sagen: »Fragt sich, wer hier die Schnarchnase ist. Viel Spaß bei der Handmassage. Du weißt schon: Do it yourself.«
Laurin zeigt mir lachend den Mittelfinger und wünscht mir viel Spaß beim Training, dann schleiche ich mich davon. Ich achte peinlichst genau darauf, dass mich niemand sieht. Wie ein Schatten husche ich über die Gänge und eile zum Ausgang. Sobald ich das Internatsgebäude verlassen habe, wächst meine Vorfreude. Ich muss nur noch den kurzen Weg zur Sporthalle zurücklegen und schon hab ich das Ziel meiner Träume erreicht. Wie ein Blitz flitze ich über den Hof. Ich will so schnell wie möglich bei Ramon sein. Jede Minute ist kostbar und muss genutzt werden. Die Nacht ist ohnehin viel zu kurz.
Ich lasse die schwere Eisentür der Sporthalle hinter mir ins Schloss fallen. Niemand soll Ramon und mich stören. Leichten Fußes schreite ich den schwach beleuchteten Gang entlang. Ich kann das leise Quietschen des Barrens bereits hören und muss grinsen. Als ich die Halle betrete, schwingt Ramon völlig nackt zwischen den Holmen. Er bemerkt mich nicht und ich betrachte ihn eine Weile unbemerkt. Wie sexy er ist. Sein muskulöser Körper gleicht einer Skulptur, die von einem alten Meister erschaffen wurde. Aber er ist aus Fleisch und Blut. Mutter Natur ist eben doch unschlagbar.
Jetzt steht Ramon im Handstand kopfüber auf dem Barren. Mit ausgestreckten Armen stemmt er sich nach oben, mit den Händen umfasst er die Stangen. Seine Körperhaltung ist kerzengerade, seine Bauchmuskeln sind angespannt und formvollendet ausdefiniert. Die Oberarme sind perfekt trainiert und zwischen seinen Beinen baumelt ein riesiger Schwanz samt Hodensack seinem Gesicht entgegen.
»Du siehst so geil aus«, höre ich mich plötzlich rufen. Die Worte kommen wie ferngesteuert über meine Lippen. Meine Geilheit ist mal wieder stärker als ich.
Ohne seine Position zu verändern, sieht Ramon in meine Richtung und lächelt mich an: »Ich habe dich gar nicht kommen hören. Ich habe schon befürchtet, du würdest mich versetzen.«
»Und mir diesen Anblick entgehen lassen? Da kennst du mich aber schlecht.«
Ich gehe auf Ramon zu. Seine Muskeln zittern leicht, aber er hält die Spannung und demonstriert mir seine Stärke.
»Sportler sollten grundsätzlich ohne Klamotten trainieren und auch bei den Wettkämpfen nackt antreten«, stelle ich fest. »Zeigst du mir deinen Arsch?«
Mit einem gekonnten Schwung vollführt Ramon eine Drehung und präsentiert mir seine Rückenansicht mit dem trainierten Sportlerarsch. Ich ziehe mich langsam aus.
»Hast du mich vermisst?«, will Ramon wissen.
»Jede Sekunde«, offenbare ich das, was er ohnehin weiß, und streife meine Boxershorts ab. »Ich konnte an nichts anderes denken als an dich.«
Ramon löst sich aus seiner Kopfüber-Haltung und schwingt sich auf die Matte.
»Los, komm zu mir«, fordert er mich auf, während sein dicker Schwanz leicht zuckt. Nackt gehe ich zu ihm an den Barren. Während wir uns hochstemmen schauen wir uns an, halten aber einen gewissen Abstand. Dann beginnt die Aufwärmphase. Wir beschränken uns auf Übungen, die nicht viel Raum brauchen. Wir sind erregt. Die Lust hat längst die Kontrolle über unsere Schwänze übernommen. Sie lässt jeden Zentimeter hart werden.
»Laurin denkt tatsächlich, wir würden trainieren«, erzähle ich.
»Das tun wir doch auch.«
Ich starre auf Ramons großen Ständer mit den markanten Adern.
»Du brauchst kein Training mehr. Du bist absolut perfekt«, sage ich voller Bewunderung. Ramon grinst mich sexy an. Damit gehen wir in die Wettkampfphase über. Wir hängen zwischen den Holmen und verharren. Wer wird diesmal als Erster schwach werden? Beim letzten Mal war ich es. Es ist nicht leicht Ramon zu widerstehen. Am liebsten möchte ich ihn ununterbrochen anfassen, ihn überall berühren, seinen Schwanz lutschen. Ich versuche, stark zu sein, doch es fällt schwer.
»Ich habe heute Nacht von deinem Arsch geträumt«, erzählt Ramon lüstern, und sein Steifer zuckt vor Verlangen nach oben. »Als ich wach wurde, hatte ich eine Mordslatte. Ich musste mir sofort einen runterholen. Dabei habe ich mir vorgestellt, ich würde meine Ladung tief in dein enges Loch spritzen.«
»Das ist unfair«, protestiere ich, als würde ich nach einem Schiedsrichter rufen. »Du willst mich mit diesem Gelaber nur schwach machen.«
»Erzähl mal, hast du auch gewichst und dabei an mich gedacht?«, ignoriert Ramon meine Worte.
»Immerzu. Du bist pausenlos in meinen Gedanken. Ich bin verschossen in dich, und das weißt du auch genau.«
Ramon lächelt zufrieden: »Ja, das weiß ich. Als du mich vor ein paar Tagen angesehen hast und einen Steifen bekamst, war mir alles klar. Du wolltest es mir sicher nicht sagen, aber deine Körpersprache war unmissverständlich.«
»Ach ja? Ein harter Schwanz sagt mehr als tausend Worte, wie?«
Ramon schluckt, springt vom Barren auf die Matte und schnauft: »Ich gebe auf. Ich will dich jetzt spüren.«
»Gewonnen«, jubele ich, doch der Jubel wird im nächsten Moment von einem gierigen Kuss erstickt. Ramon packt mich, zieht mich zu sich runter und umschließt meinen Mund mit seinen Lippen. Unsere verschwitzten Körper berühren sich. Zwischen uns funkt eine Energie, die uns antreibt und aufpeitscht – genau wie Gegner vor einem Wettkampf. Wir lassen uns auf die Matte fallen und messen unsere Kräfte. Liebevoll ringen wir miteinander, fechten aus, wer in dieser Nacht welche Rolle übernehmen wird. Ich beuge mich über Ramons Latte und strecke die Zunge heraus. Ich fiebere der ersten Berührung entgegen und auch Ramon ist voller Erwartung. Als meine Zungenspitze die Eichel berührt, schließt er die Augen und stöhnt leise. Ich züngele erst um die harte Spitze, fahre dann tiefer und stülpe schließlich meine Lippen über den dicken Bolzen.