Cover

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© 2016 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Covergestaltung: Anette Beckmann, Atelier Gute Gründe, Berlin

Covermotiv: Ute Krause

Innenillustrationen: Ute Krause

cr · Herstellung: UK

Satz: Lena Ellermann, Berlin

Reproduktion: Lorenz & Zeller, Inning a. A.

ISBN 978-3-641-20940-7
V004

www.cbj-verlag.de

Kapitel 1

Es riecht nach Gefahr

Picandou schob das Sieb über dem Abfluss neben der Regenrinne vorsichtig und mit einem leisen Klirren zur Seite. Wie jeden Abend schweifte sein Blick über den Innenhof, den die mondlose Nacht in tiefe Schatten tauchte. Als er sah, dass die Luft rein war, quetschte er sich mit einem schweren Ächzer aus dem Rohr und schnupperte die kühle Nachtluft. Es roch nach feuchter Erde und bitter-würzig nach den Geranien, die im Blumentopf neben dem Abflussrohr wuchsen. Dazu mischte sich ein zarter Hauch Eiersalat, etwas Krabbencocktail, Camembert und der betörende Duft von Krustenbrot, gepaart mit Blaubeer-Marzipankuchen und Zitronenbaiser. Picandou lief das Wasser im Mund zusammen. Der herrliche Geruch kam aus dem Müllsack, der an der Wand neben der Toreinfahrt lehnte. Frau Fröhlich hatte sich wieder einmal selbst übertroffen. Picandou seufzte in wohliger Erwartung.

Inzwischen war auch Mäuserich Pomme de Terre aus dem Abfluss geklettert, dicht gefolgt von der hübschen Rattendame Gruyère. Hamster Bertram von Backenbart steckte als Letzter seine Schnauze mit dem elegant gezwirbelten Schnurrbart aus der Öffnung. Er stöhnte und schimpfte, während er versuchte, sich aus dem Rohr zu schrauben, aber es half nichts – er steckte fest. Gruyère und Pomme de Terre packten ihn unter den flauschigen Ärmchen und zogen nach Leibeskräften.

»Hau ruck!«, riefen sie dabei, und endlich schoss Bertram wie ein Korken aus dem Abfluss. Mit einem Plumps landete er auf dem Bauch, schüttelte sich und erhob sich möglichst würdevoll.

»Wenn ich noch ein Milligramm zunehme, passe ich da nicht mehr durch«, lispelte er betrübt.

»Jetzt nöl ma nich’ rum. Dann bleibt eben mehr für uns übrig«, antwortete Pomme de Terre und pikste ihn sanft in den Bauch. »Diät is’ angesagt – da mussu durch.«

Bertram zupfte beleidigt seinen zerknitterten Schnurrbart zurecht und seufzte.

Gruyère war inzwischen zu Picandou hinübergetrippelt. Der Mäuserich nahm zärtlich ihre Pfote. »Du siehst heute wieder hinreißend aus«, flüsterte er ihr ins Ohr.

Spätestens bei ihrem zweiten großen Abenteuer hatte er sich bis über beide Mäuseohren in die weiße Rattendame verguckt. Er war furchtbar eifersüchtig gewesen, als ein gewisser Ratterich ihr den Hof gemacht hatte. Zu seinem Glück aber hatte Gruyère sich für ihn entschieden. Sie gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Du auch«, sagte sie.

»Na, kommt schon, ihr zwei Turteltäubchen«, rief Pomme de Terre. »Sonst wird das Essen noch kalt.« Er war bereits auf dem Weg zum Müllsack.

Plötzlich blieb er stehen. Seine Nasenspitze bebte. »Riecht ihr das?«, rief er.

Die anderen reckten die Köpfe und schnupperten.

Gruyère nickte als Erste. »Was ist das?«, fragte sie verunsichert.

Der Geruch war scharf und stechend zugleich. Vor allem aber roch er nach Gefahr!

»Das kann doch nicht sein«, murmelte Picandou, »aber irgendwie riecht es nach … nach …«

»… nach Feuer«, beendete Pomme de Terre den Satz. Er sah sich besorgt um. »Es scheint irgendwo ganz in der Nähe zu sein.«

»In der Nähe?!« Gruyère sah ihn erschrocken an. »Doch nicht etwa in Frau Fröhlichs Laden?«

Frau Fröhlich besaß das Feinkostgeschäft, unter dem die Muskeltiere wohnten. Genau genommen lebten sie in einer gemütlichen Höhle unter der Kellertreppe, die direkt in den Laden führte.

»Aber das hätten wir doch im Keller gerochen, oder?«, fragte Picandou. Er versuchte, seine Beunruhigung zu verbergen.

»Ich schlage vor, wir gehen der Sache ohne Umschweife auf den Grund«, rief Bertram und zückte seinen Degen. Dann trippelte er schnurstracks in Richtung Toreinfahrt. Seinen Hunger und den Müllsack hatte er augenblicklich vergessen.

»Warte!«, rief Picandou. »Wir sollten nichts überstürzen.«

Doch der Hamster war bereits durch die Einfahrt verschwunden und die anderen mussten ihm wohl oder übel folgen.

So unauffällig wie möglich lugten sie um die Ecke. Die Straße und die Bürgersteige lagen verlassen im Schein der Laternen.

»Hier scheint immahin alles in Ordnung …«, begann Pomme de Terre. Doch der Rest seiner Worte wurde von einem lauten Geheul verschluckt. Es ging den Muskeltieren durch Mark und Bein.

Sie rannten zurück in die Toreinfahrt und drückten sich ängstlich in die Schatten an der Hauswand.

Das Heulen kam immer näher, wurde lauter und unerträglicher. Die Muskeltiere hielten sich verzweifelt die Ohren zu. Ein blaues, blinkendes Licht zuckte über die Pflastersteine, und fast gleichzeitig raste ein großes, rotes Auto an ihnen vorbei. Es hielt mit quietschenden Bremsen wenige Häuser entfernt.

Plötzlich verstummten die Sirenen, nur das blaue Licht zuckte weiter über die gegenüberliegenden Hauswände. Vorsichtig spähten die Muskeltiere aus der Einfahrt. Sie sahen, wie Männer mit Helmen und dunklen Schutzanzügen aus dem Auto sprangen und einen großen Schlauch vom Wagen zogen.

Pomme de Terre pfiff durch die Zähne. »Mann inne Tünn! Das is’ die Feuerwehr!«, näselte er. »Das bedeutet, dahinten muss ’n Feuer sein!«

Ein erneutes Heulen ließ die Muskeltiere wieder zusammenfahren. Ein zweites rotes Auto raste dicht an ihnen vorbei und hielt neben dem ersten.

»Das scheint eine größere Sache zu sein«, flüsterte Gruyère und drückte sich an Picandou.

»Vielleicht ist da jemand in Gefahr!«, lispelte Bertram. »Wir sollten unbedingt nachschauen, ob unsere Hilfe vonnöten ist.«

Und bevor ihn jemand stoppen konnte, sauste er schon auf die roten Feuerwehrautos zu.

»Bleib hier!«, rief Picandou. »Das ist zu gefährlich!«

Aber Bertram hörte nicht auf ihn.

Picandou war außer sich. Dieser Hamster machte ihn noch wahnsinnig. Er musste allem, was im Entferntesten nach Gefahr und Abenteuer aussah, hinterherlaufen.

»Der war die letzten Monate nich’ mehr richtig ausgelastet«, murmelte Pomme de Terre. »Da liegt der Wurm begraben.«

»Aber vielleicht ist ja wirklich jemand in Gefahr!«, antwortete Gruyère. »Jedenfalls sollten wir ihn nicht allein lassen.« Sie ergriff Picandous Pfote. »Komm, sonst verlieren wir ihn noch aus den Augen.«

Picandou seufzte. Er hatte sich schon so auf den Müllsack gefreut. »Bertram vermasselt uns noch den ganzen Abend«, knurrte er.

»Wir sind doch gleich wieder zurück«, sagte Gruyère tröstend, und dann lief sie Pomme de Terre, der schon losgerannt war und den Hamster fast eingeholt hatte, hinterher. Sie wollte die beiden auf keinen Fall aus den Augen verlieren.

Unwillig und als Letzter folgte der schwer atmende Picandou. Ein bisschen Diät würde mir auch nicht schaden, dachte er bei sich. Aber nicht sofort und ganz bestimmt nicht heute Abend.

Kapitel 2

Feuer!

Bertram, Pomme de Terre und Gruyère waren ein paar Häuser weiter im Schutz eines Laternenpfahls stehen geblieben und starrten hinüber zu einem Restaurant, über dem in goldenen Buchstaben Pizzeria Francesco stand. Picandou folgte ihrem Blick und erschrak: Hinter den Schaufensterscheiben züngelten gelbe Flammen! Der ganze Raum brannte lichterloh.

Die Feuerwehrmänner hatten inzwischen den Schlauch angeschlossen und rollten ihn aus. Das blaue Licht auf ihren Autos zuckte immer noch geisterhaft über die Hauswände und mischte sich mit dem warmen Schein des Feuers, das nun immer heller und heller hinter den Scheiben aufloderte.

Gerade hatte Picandou die anderen erreicht, als ein lauter Knall die Stille zerriss. Die Scheiben waren geplatzt und unzählige Splitter flogen durch die Luft.

Eine Scherbe zischte so dicht an Picandous Kopf vorbei, dass sie ihm fast die Barthaare abrasiert hätte.

Der graue Mäuserich erstarrte und stieß einen entsetzten Fiepser aus. »Weg hier!«, quietschte er heiser.

Der erste Wasserstrahl traf die Flammen und eine dichte Rauchwolke quoll aus dem Laden.

Der scharfe, ätzende Qualm umhüllte die Muskeltiere und verschlug ihnen fast den Atem. Sie fingen an zu husten.

»Schnell nach Hause!«, keuchte Pomme de Terre. »Sonst ersticken wir noch.«

Sie hasteten den Bürgersteig entlang, doch plötzlich bremste Bertram so scharf ab, dass Picandou über seine Füße purzelte. »Zu spät!«, rief er und deutete erregt auf die vielen Menschen, die jetzt aus den Hauseingängen traten. Sie trugen Bademäntel über ihren Schlafanzügen und starrten hinüber zum Restaurant. Das Heulen der Sirenen musste sie geweckt haben.

»Da kommen wir niemals unbemerkt durch«, japste Gruyère.

»Schaut mal, da is’ ja Frau Fröhlich«, flüsterte Pomme de Terre und deutete auf eine kleine Frau in einem rosa geblümten Bademantel. Sie humpelte gerade aus der Toreinfahrt und starrte ängstlich auf die Flammen.

»Na toll! Den Müllsack können wir für heute vergessen.« Picandou warf Bertram einen grimmigen Blick zu. »Das war mal wieder eine Spitzenidee von dir. Du siehst doch, hier gibt’s überhaupt niemanden zu retten.« Er schnaubte verächtlich.

»Das konnte man ja vorher nun wirklich nicht ahnen …«, murmelte Bertram entschuldigend.

»Lasst uns lieber überlegen, was wir jetzt machen, anstatt zu streiten«, unterbrach Gruyère sanft.

»Allerdings.« Pomme de Terre sah sich suchend um. »Wenn wir hier noch länger rumdödeln, werden wir garantiert entdeckt.« Er deutete auf eine dunkle Gasse. »Ich glaub, die führt runter zum Kanal. Da sind wir bestimmt am sichersten. Und falls das Feuer übergreift, springen wir in die Fluten.«

Picandou schüttelte sich bei dem Gedanken. Aber er protestierte nicht, als die anderen Pomme de Terre die Gasse hinab folgten.

Niedrige Stufen führten hinunter zum schlammigen Ufer des Kanals, dessen Wasser schwarz und träge in der Dunkelheit dahinfloss.

Picandou seufzte schwer. Einladend sah es hier nicht gerade aus. Außerdem kroch die Feuchtigkeit aus dem Kanal zu ihnen herauf und ließ ihn erschaudern.

Der Sand knirschte unter ihren Krällchen, als sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Unterschlupf machten. Aber nirgends gab es einen Mauervorsprung oder einen Stein, hinter dem sie sich hätten verstecken können. Schließlich lehnten sie sich gegen eine kalte Hauswand und lauschten auf die Geräusche, die von der Deichstraße zu ihnen herunterdrangen.

Picandou dachte wehmütig an das Festmahl, auf das sie nun verzichten mussten. Der Abend hätte kaum schlechter laufen können.

Die Zeit schlich dahin, während sie schweigend in der Dunkelheit ausharrten. Noch lange hörten sie Stimmen und Rufe. Sie fröstelten und inzwischen knurrten und rumpelten vier Mägen im Gleichklang.

Kapitel 3

Retter in der Not

Nach einer Ewigkeit verhallten die Stimmen, und dann waren die Feuerwehrautos mit ihren zuckenden blauen Lichtern endlich verschwunden. Die vier Muskeltiere trippelten vorsichtig aus ihrem Versteck und spähten die Gasse hinauf. Nichts rührte sich.

Bertram kletterte als Erster die Stufen empor, die anderen folgten ihm. Dann blieb der Hamster so plötzlich stehen, dass Picandou erneut mit ihm zusammenstieß und diesmal Gruyère über Picandous Pfoten stolperte.

»Kannst du nicht mal …«, begann Picandou, doch der Hamster unterbrach ihn.

»Meiner Treu!«, rief er und deutete auf den Boden. Vor ihnen auf den Pflastersteinen lag eine braune Maus mit halb geschlossenen Äuglein. Ihr Fell war angesengt.

»Ein Kollege«, sagte Pomme de Terre, der an Bertrams Schulter vorbeilugte. »Den hat’s erwischt.«

»Ja, der Arme hat wohl die Feuersbrunst nicht überlebt.« Bertram warf Picandou einen vorwurfsvollen Blick zu. »Und wir waren nicht da, um zu helfen. Wie bedauerlich.«

»Armer Teufel. Er hat wahrscheinlich versucht, das Wasser zu erreichen, und es nicht mehr geschafft.« Gruyère beugte sich vor, um den Kollegen etwas genauer zu betrachten. Er hatte ein zierliches Schnäuzchen und sehr lange hübsche Wimpern. »Ich glaube, der atmet noch«, rief sie erleichtert und zeigte auf den zarten Brustkorb, der sich kaum merklich hob und senkte.

»Oder besser gesagt: Sie atmet noch«, sagte Pomme de Terre. »Ich glaub nämlich, das is’ ne kleine Deern. ’ne fesche noch dazu.«

»Schön, und was machen wir jetzt mit ihr?«, fragte Picandou.

»Jedenfalls können wir sie hier nicht einfach liegen lassen«, antwortete Gruyère entschieden. »Am besten nehmen wir sie mit zu uns. Komm, hilf mir.« Sie ergriff vorsichtig ein Pfötchen.

Picandou beugte sich über die kleine Maus und nahm zögerlich das andere. In dem Moment öffnete die Mäusedame ihre Augen. Sie waren groß und leuchtend wie Laternen und schauten Picandou mit tiefem, ernstem Blick an. Sie blinzelte, und dann breitete sich ein wundervolles Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Es verschlug ihm glatt den Atem.

»Hallo«, säuselte sie schwach. »Warst du auch im Feuer?«

»N-nein«, stotterte Picandou, der plötzlich ganz durcheinander war. In seinem Bäuchlein flatterten lauter verrückt gewordene Schmetterlinge. »Wir … wir wollten nur schauen, ob wir helfen können, und das … das scheint ja auch der Fall zu sein …«, haspelte er. Sein Kopf war auf einmal so leer wie Frau Fröhlichs Käsetheke, wenn sie in Urlaub fuhr. Er verstummte und errötete.

»Danke.« Die Maus richtete sich langsam auf, und dann entdeckte sie die anderen Muskeltiere. Sie schenkte auch ihnen ein warmes Laternenlächeln und ließ den Kopf wieder sinken.

Pomme de Terre war sichtlich entzückt und auch Bertram schien hingerissen von der hübschen Mäusedame.

Er verneigte sich. »Darf ich Madame eventuell auf die Pfoten helfen?«, fragte er galant und bot ihr sein flauschiges Ärmchen an.

Die Maus ergriff seine Pfote, doch als sie versuchte aufzustehen, ächzte sie vor Schmerz und sackte gleich wieder zusammen. Picandou und Pomme de Terre fingen sie bereitwillig auf.

»Ich fürchte, mein Bein ist gebrochen«, stöhnte sie.

»Ich könnte Sie huckepack nehmen«, bot Pomme de Terre an. »Auf meinen starken Schultern.«

»Nein, nein«, mischte Picandou sich ein. »Besser ist, wir tragen sie gemeinsam. Alle zusammen.«

»Danke, das ist sehr liebenswürdig«, hauchte die kleine Maus und lächelte Picandou wieder zu.

Gruyère nickte mitfühlend. »Das ist sicher schonender, falls das Bein tatsächlich gebrochen ist.«

Picandou und Pomme de Terre hielten sie an den Vorderpfoten, während Gruyère und Bertram ganz vorsichtig ihr Hinterteil anhoben, und zu viert trugen sie die Mäusedame die Stufen hinauf. Picandou betrachtete die zierlichen Pfötchen. Ganz reizend, dachte er, und leicht wie eine Feder.

Oben in der Deichstraße stank es nach Verbranntem und in den großen Pfützen vor den Häusern spiegelten sich die Laternen. Aschefetzen schwammen hier und da auf der Wasseroberfläche, und dort, wo die Fensterscheiben des Restaurants gewesen waren, klafften verkohlte, trostlose Löcher.

Die kleine Maus schniefte. »Mein Heim!«, murmelte sie. Tränen rannen ihr das Schnäuzchen hinab. »Verloren. Alles, alles verloren.«

»Ach, das wird bestimmt bald wieder«, sagte Pomme de Terre tröstend. »Die lassen das nich’ so. Nich’ in der Deichstraße. Dat wird garantiert bald wieder aufgehübscht …«

»Sie können erst einmal mit zu uns kommen«, unterbrach ihn Picandou. »Meine Höhle ist gleich um die Ecke, im Feinkostgeschäft. Und da haben wir …«

»… die beste Käsetheke in ganz Hamburg«, fiel ihm Bertram ins Wort. »Nach einer kleinen Stärkung geht es Ihnen bestimmt gleich wieder besser, meine Gnädigste.«

Picandou warf Bertram einen genervten Blick zu. Schließlich war das seine Käsetheke und es gefiel ihm nicht, wie Bertram sich vor der Mäusedame so in den Vordergrund spielte.

»Ach«, hauchte die kleine Maus und strahlte die beiden an. »Danke, ihr seid so gut zu mir.«

»Und Sie bleiben natürlich, so lange Sie wollen«, fügte Picandou großmütig hinzu.

»Unser Heim ist Ihr Heim«, flötete Pomme de Terre und grinste Picandou frech an.

»Wirklich?« Die Maus schlug ihre langen Wimpern nieder. »Ach«, seufzte sie wieder. »So viel Glück im Unglück.« Dann schloss sie erschöpft die Augen und ließ sich von den Muskeltieren zu Fröhlichs Feinkostgeschäft tragen.