Inhalt
Und wenn ich nicht mehr leben möchte … was dann?
Hermann Gröhe und Nikolaus Schneider im Gespräch mit Evelyn Finger
Interview mit Anne Schneider
Wir brauchen keine Sterbehelfer – schon gar keine organisierten

Inhalt
Und wenn ich nicht mehr leben möchte … was dann?
Hermann Gröhe und Nikolaus Schneider im Gespräch mit Evelyn Finger
Interview mit Anne Schneider
Wir brauchen keine Sterbehelfer – schon gar keine organisierten
Und wenn ich nicht mehr leben möchte … was dann?
Über das eigene Lebensende nachzudenken, liegt vielen fern. Es geht uns ja momentan gut, warum soll man sich dann mit derartigen Fragen beschäftigen? Ohnehin kann man nicht voraussehen, wie viel Zeit einem selbst noch bleibt.
Immer wieder erleben wir in unserem Umfeld, dass Menschen eine schlimme Diagnose bekommen: „Krebs“, „Alzheimer“, „MS“, um nur einige zu nennen. Begriffe, die uns erschaudern lassen. Vielleicht hat der eine oder andere auch schon am Bett eines Sterbenden gestanden und miterlebt, wenn die letzten Tage und Stunden anbrachen.
Wie wäre es, wenn ich selbst der- oder diejenige wäre, der plötzlich mit massiven Gesundheitsbeeinträchtigungen leben müsste? Wenn ich wüsste, dass ich mich in absehbarer Zukunft nicht mehr bewegen kann. Dass die Erkrankung, die man mir diagnostiziert hat, mit heftigen Schmerzen verbunden ist. Oder dass ich alles, was mir gesagt wird, oder was sich ereignet, gleich wieder vergessen habe. Wenn man mir prophezeit, dass ich irgendwann sogar meine Lebenspartnerin oder meinen langjährigen Ehemann nicht mehr erkenne. Dass wir beide jedenfalls die lange erwartete Rente nicht mehr zusammen genießen können. Das wäre schrecklich.
Würde ich mich in einer solchen Situation danach sehnen, mein Leben zu beenden, einfach Schluss zu machen? Wie könnte das gehen? Müsste ich mir dabei vielleicht sogar helfen lassen? Und wenn ja, von wem? Oder ist dies keine Option?
Was würden meine Angehörigen, meine Freunde zu solchen Überlegungen sagen? Würden sie mich verstehen? Würden sie mir helfen?
Und was wäre, wenn mich mein Partner, meine Freundin, mein Sohn oder meine Tochter darum bittet, ihm oder ihr beim Sterben zu helfen? Kann es ein Ausdruck von Zuneigung und Liebe sein, wenn ich einem Menschen, der danach verlangt, einen Becher mit einem Giftcocktail ans Bett stelle? Darf man jemandem einen derartigen letzten Wunsch abschlagen? Oder muss man es sogar?
Denn die Frage ist: Haben wir Menschen überhaupt das Recht dazu, uns zum Herren über Leben und Tod zu machen? Was sagt der Gesetzgeber dazu – und welche Perspektiven bietet in dieser Frage der christliche Glaube? Wie sieht es die Kirche?
Nikolaus Schneider, der viele Jahre innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland eine Führungsrolle innehatte, stand selbst schon mehrmals vor solchen existenziellen Fragen. Viele sterbende Menschen hat er als Seelsorger begleitet, ihnen zugehört oder die Hand gehalten.
Seine Frau Anne und er blieben von Leid nicht verschont: Schon früh verloren die beiden ihre Tochter Meike. Sie starb im Alter von 22 Jahren an Leukämie.
Dann erkrankte vor einem Jahr Anne Schneider an Krebs in einer besonders aggressiven Form. Und es wurde beiden sehr schnell klar: es kann sein, dass wir nicht mehr viel Zeit zusammen haben.
Der Rücktritt von Nikolaus Schneider von allen kirchlichen Ämtern hat viele überrascht. Mehr noch, dass er durch ein Interview in der Zeitung DIE ZEIT die Diskussion über Sterbehilfe mit seiner Frau öffentlich machte. Anne Schneider machte damals eindeutig klar: Wenn ich unter unheilbaren und unerträglichen Schmerzen leiden muss, werde ich Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Eine Position, die für Nikolaus Schneider nicht mit seinem christlichen Glauben vereinbar ist. Für Anne Schneider schon. Dennoch hat er ihr in dieser Situation versprochen, am Ende bei ihr zu bleiben, wenn sie sich beim Sterben helfen lassen will – um der Liebe willen.
Hermann Gröhe hat als Bundestagsabgeordneter, als Bundesgesundheitsminister und als Christ ebenfalls eine profilierte Meinung zum Thema. Für ihn ist klar, dass der Gesetzgeber tätig werden muss. Dass man das Feld nicht gewerbsmäßig organisierten Sterbehilfevereinen oder Ärzten überlassen kann, die Selbsttötungshilfe geschäftsmäßig anbieten.
In diesem Buch stellen sich Hermann Gröhe und Nikolaus Schneider den Fragen von Evelyn Finger (DIE ZEIT), die – unter bestimmten Voraussetzungen – zu den Befürwortern von Sterbehilfe gehört.
Am Ende kommt auch Anne Schneider im Gespräch zu Wort. Und der Vertreter der Deutschen Ärzteschaft, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery macht klar, wie er die Sachlage sieht. Dass Ärzte für das Leben eintreten – und wo die Grenzen zu sehen sind, wenn es gilt, Menschen beim Sterben zu begleiten.
Ein Buch, das einlädt, sich zu den existenziellen Fragen des Lebens und Sterbens eine eigene Meinung zu bilden.