Kanuwandern auf Flüssen und Seen
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© 2013 DKV Wirtschafts- und Verlags-GmbH
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Tel.: +49 (203) 99759-0
Fax: +49 (203) 99759-61
verlag@kanu.de
www.kanu-verlag.de
1. Auflage September 2013
Karten: © Jübermann Verlag
Fotos: Alfons Zaunhuber, Christoph Haas, Hans Vodermeier
Stefan Andreas Schmidt, Gerd Kassel, Michi Neumann
Gestaltung: www.publicdesign.de
Lektorat: Inka Seitz
Aktuelle Infos:
Der Deutsche Kanuverband aber auch die Kanuzeitschriften
bieten aktuelle Informationen über ihre jeweilige
Homepage. Anregungen zu diesem Buch werden in der
nächsten Auflage berücksichtigt. Der Autor ist für alle
Hinweise dankbar und erreichbar unter:
alfons.zaunhuber@t-online.de
Sonstige Adressen und diverse Infos:
Deutscher Kanuverband,
Bertaallee 8, 47055 Duisburg,
Tel. 0203/99759-0, Fax -60,
Internet: www.kanu.de
Bayerischer Kanuverband e.V.,
Georg-Brauchle Ring 93, 80992 München,
Tel. 089/15702-418,
Internet: www.kanu-bayern.org
ISBN: 978-3-937743-39-4
Kanuwandern auf Flüssen und Seen
DKV Wirtschafts- und Verlags-GmbH
Postfach 100315 - 47003 Duisburg
Einen Fluss mit dem Paddelboot zu befahren, ist für viele die Erfüllung eines Jugendtraums. Ob man sich im Morgennebel zwischen Kiesbänken hindurch treiben lässt, während die ersten Sonnenstrahlen zwischen den Baumwipfeln für Wärme sorgen, oder ob das Boot vergnüglich in den Wellen eines Wildflusses schaukelt, immer hat dies mit einer Prise Abenteuer und erfüllter Lebenslust zu tun.
Schnell ist der Alltag vergessen, die Gedanken werden frei und orientieren sich am Geschehen der Natur. Mit einem kleinen Boot kommt man überall hin – sagte schon der Kanupionier Herbert Rittlinger. Und mit Paddelbooten kann man die bayerischen Gewässer und ihr großartiges landschaftliches und kulturelles Umfeld auf ungeahnte Weise entdecken.
Wir wollten einen Führer schaffen, der dem Leser Spaß macht und zu neuen Kanuerlebnissen verhilft. Die Informationen, die ich gemeinsam mit den Mitautoren zusammengetragen habe, sollten jedem Paddelneuling den Einstieg erleichtern und Kennern noch das ein oder andere Kanuziel nahe bringen. Paddler, die von außerhalb Bayerns kommen, dürften erstaunt sein, wie viel attraktive Gewässer der Freistaat zu bieten hat. Und nun viel Spaß beim Lesen und vor allem beim Bootfahren.
Kontaktadresse für Änderungswünsche an den Autor:
alfons.zaunhuber@t-online.de
1. Vermeiden Sie das Parken in der freien Landschaft und suchen Sie öffentliche Parkplätze auf. Ein längerer Trageweg auf befestigten Wegen zur Ein- und Ausstiegstelle ist zumutbar.
2. Nehmen Sie Rücksicht auf alle anderen Erholungssuchenden, seien Sie freundlich und hilfsbereit.
3. Vermeiden Sie jede Beschädigung der Wasser- und Ufervegetation.
4. Wählen Sie möglichst trittsichere Ein- und Ausbootstellen sowie unempfindliche Rastplätze.
5. Verzichten Sie auf das Befahren unge eigneter und zu viel benutzter Gewässer. Informieren Sie sich vor Fahrtantritt über ausreichenden Wasserstand.
6. Beachten Sie die besonderen Bestimmungen in Naturschutzgebieten, erkundigen sie sich rechtzeitig bei den örtlichen Naturschutz- und Kanuverbänden.
7. Benutzen Sie öffentliche Zeltplätze. Wildes Zelten in der freien Landschaft ist bei uns nur ausnahmsweise erlaubt, in Landschafts- und Naturschutzgebieten verboten. Feuermachen in der Natur ist äußerst gefährlich und im allgemeinen auch verboten.
8. Fremdes Eigentum ist zu achten, besonders beim Umtragen und Erkunden an Wehren, Schleusen, Mühlen usw. Auf keinen Fall Böschungen, Büsche, Zäune usw. beschädigen.
9. Müll und Abfälle werden selbstverständlich mitgenommen und umweltfreundlich beseitigt.
► Überprüfen der Auftriebskörper
► Gepäck wasserdicht verstauen
► Boot nicht überladen
► Kinder auf jeden Fall nur mit Schwimmweste mitnehmen (bei starker Strömung auch für Erwachsene erforderlich)
► zweckmäßige Kleidung und Schuhe auswählen
► keine Nichtschwimmer mitnehmen
► Tour dem Könnensstand und der Kondition anpassen
► Rückfahrt organisieren
► am Anfang nicht alleine paddeln (erfahrene Begleiter suchen)
► nicht bei Hochwasser ein Fließgewässer paddeln
► keine Touren auf Seen bei Gewitterneigung (Windböen, Blitzschlag)
► größte Vorsicht an Wehren und künstlichen Einbauten
Einflüsse der Natur wie Hochwasser durch Schneeschmelze oder heftige Niederschläge sorgen für ständige Veränderungen. Hinzu kommen bauliche Maßnahmen der Wasserwirtschaftsämter und Veränderungen an Brücken, Uferbefestigungen und Wehren. Misstrauen Sie allen Flusstechnischen Daten, da auch hier keine tagesaktuellen Angaben gemacht werden können (also besser zusätzlich vor Ort überprüfen). Für sämtliche kanusportlichen Angaben kann keine Haftung übernommen werden. Rechtsansprüche sind ausgeschlossen. Der Autor ist dankbar für Hinweise über Veränderungen. Diese werden in einer späteren Auflage berücksichtigt. Grundsätzlich ist größte Vorsicht geboten, wenn ein Fluss Hochwasser führt. Kennzeichen dafür sind schlammiges Wasser, überschwemmte Ufervegetation oder mit schwimmende Äste. In diesem Fall sollten unerfahrene Kanuten prinzipiell auf eine Tour verzichten. Jedes Jahr sterben einige Paddler wegen leichtsinnigen Verhaltens. Vertrauen Sie sich erfahrenen Mitpaddlern an, kontaktieren Sie eine qualifizierte Kanuschule oder einen Kanuclub.
Angaben über die Befahrbarkeit von Wehren sind unverbindlich!
Die Befahrbarkeit ist vom Können, Ausrüstung und Wasserstand abhängig. Die Befahrung erfolgt immer auf eigene Gefahr.
Wer 100% Sicherheit haben will, muss jedes Wehr umtragen.
Die Wörnitz begleitet zwischen Dinkelsbühl und Donauwörth die kunsthistorisch höchst interessante Romantische Straße und mündet nach 121 Kilometern Länge in die Donau. Kirchenkleinode und mittelalterliche Städte bieten ein abwechslungsreiches Besichtigungsprogramm im Rahmen der Flussreise. Höhepunkte sind vor allem Dinkelsbühl, Oettingen, Harburg und Donauwörth. Ein Abstecher zum nahe gelegenen Nördlingen ist fast Pflichtprogramm. Im Gegensatz zu der benachbarten Altmühl sind auf der Wörnitz meist nur wenige Paddler unterwegs. Selbst an sonnigen Wochenenden ist man oft ganz allein auf dem Fluss. Ideale Bedingungen findet man vor allem im Mai und Juni vor.
Das Quellgebiet der Wörnitz liegt am Eichelberg im Naturpark Frankenhöhe. Im mittelalterlichen Städtchen Dinkelsbühl kann die Fahrt im Frühjahr begonnen werden. Der Ort ist bekannt durch seine „Kinderzeche“, ein Fest zum Gedenken an die Rettung der Stadt, das alljährlich im Juli gefeiert wird. Am besten setzt man sein Boot beim Elmar-Weber-Haus des Touristenvereins "Die Naturfreunde", Ortsgruppe Dinkelsbühl, ins Wasser. Auf der Strecke über Ruffenhofen bis Wassertrüdingen sind allerdings viele Wehre zu umtragen. Einige dieser Wehre sind bei hohem Wasserstand nicht ganz ungefährlich. Viele Paddler beginnen die Fahrt daher erst später, zum Beispiel bei Oettingen unterhalb der Eisenbahnbrücke oder in Wörnitzostheim. Achtung: Bei Fessenheim teilt sich die Wörnitz in zwei Arme, rechts ist der richtige Weg. Ab Wörnitzostheim hat man nur noch drei Wehre bis Donauwörth zu überwinden. Der Fluss schlängelt sich in kleinen Schleifen durch das gigantische Ries, eine Landschaft, die durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist. Vor 15 Millionen Jahren soll ein Meteor mit der Energie von 250 000 Hiroshima-Atombomben hier eingeschlagen haben. Unvorstellbar! Unser Flüsschen ist in dieser Gegend von dichter Ufervegetation eingerahmt, Libellen und Schmetterlinge begrüßen die vorbeiziehenden Bootfahrer.
Nach der großen Kehre bei Heroldingen spitzt schon lange vorher die Burganlage von Harburg hervor. Linksufrig liegt ein kleiner und ruhiger Campingplatz. Das romantische Harburg lockt zur Besichtigung und Einkehr. Der Ort wurde bereits 1093 erstmals erwähnt. In der Burg befindet sich eine wertvolle Sammlung mit Plastiken von Tilman Riemenschneider und ein Bräustüberl. Nach der Wehrumtragung (Parkplatz für Tagesfahrer) geht es im bewaldeten Tal weiter nach Ebermengen. Hier begeistert uns die alte Steinbrücke. Im weiteren Verlauf beobachten wir einen Storch, der sich hier offenbar wohl fühlt. Kurz vor Wörnitzstein müssen wir ein weiteres Wehr umheben. Es folgt ein schöner Rastplatz mit Sitzgruppe rechts nach der Brücke. Von hier genießt man einen schönen Blick auf die Schlossruine Wörnitzstein. Vorbei am Ort Felsheim auf der linken Taleite erreichen wir allmählich die alte freie Reichsstadt Donauwörth, laut Fremdenverkehrswerbung „Bayerns schöne Donauperle an der Romantischen Straße“. Eine gute Ausstiegsmöglichkeit befindet sich am Bootshaus beim KC Donauwörth an der Westspange (Zeltplatz). Zuvor muss allerdings noch ein Wehr rechts umtragen werden (Parkplätze). Wenig später mündet die Wörnitz in die Donau. Eine Weiterfahrt nach Neuburg/Donau ist möglich und lohnend und wird in diesem Buch in einem extra Kapitel beschrieben. Ein Besuch der historischen Altstadt von Donauwörth mit ihren malerischen Häuserzeilen in der Reichsstrasse,
Resten der Stadtmauer und dem markanten Rieder Tor gehört zum Abschlussprogramm einer Wörnitzfahrt, die sicher allen Kanuten in angenehmer Erinnerung bleibt.
Etappen
Dinkelsbühl – Ruffenhofen ....................18 km
Ruffenhofen – Wassertrüdingen ........... 15 km
Wassertrüdingen – Oettingen ............... 15 km
Oettingen – Wörnitzostheim ................17 km
Wörnitzostheim – Harburg ...................12 km
Harburg – Donauwörth (Bootshaus KC Donauwörth) ................18 km
Beste Zeit: Dinkelsbühl – Oettingen bis Frühsommer, ab Oettingen meist ganzjährig befahrbar.
Pegel: Harburg 125 cm
Gefahren: Auf der ganzen Strecke ca. 20 Wehre!
Bootsverleih und Rückhol-Service: Purtec in Donauwörth, Tel. 0906/8086
Kanugewässer der näheren Umgebung: Altmühl, Donauauen zwischen Donauwörth und Neuburg, Brenz, Lech, Paar.
Auskunft: Fremdenverkehrsamt Dinkelsbühl, Marktplatz 1, 91550 Dinkelsbühl, Tel. 09851/90240
FVA Donauwörth, Rathausgasse 1, 86609 Donauwörth, Tel. 0906/789145, Fax 789222. www.donau-ries.de oder www.donauwoerth.de
Unterkunft: Campingplatz in Dinkelsbühl, Tel.09851/7817,
Zeltplätze in Munningen, Heroldingen und beim Kanuclub Donauwörth,
Tel. 0906/22605
Gastronomie: Goldene Kanne in Dinkelsbühl, Goldenes Lamm in Nördlingen, Gasthof zum Straussen bzw. Burgschenke in Harburg und Posthotel Traube in Donauwörth (hier speiste schon Wolfgang Amadeus Mozart), Café Ristorante Raffaello am Rieder Tor.
Sehenswertes: Städte wie Dinkelsbühl (Kirche St. Georg, Stadtmauer, Deutsches Haus), Oettingen, Harburg, Nördlingen und Donauwörth (Deutschordenshaus, Reichsstraße, Heilig-Kreuz-Kirche).
Alternativen: Radtouren im Ries und auf dem Romantische Strasse Radweg, Wanderung von Harburg auf den Bock (542 m) mit Blick aufs Ries.
Buchtipps/Karten
► HB-Bildatlas „Altmühltal“,
► Du Mont Kunst-Reiseführer „Romantische Straße“
► Karten UK L 21 und UK L 15 des Bayerischen Landesvermessungsamt 1:50.000
► Kompass Radwanderkarte Nr. 130
► „Romantische Radroute: Würzburg – Füssen“
► Kompass Wanderkarte Nr. 177
„Unteres Altmühltal“ 1:50.000
Die Iller entwässert die Berge des Allgäus mit Gipfelhöhen von über 2000 Metern. Leider haben sich für die Schmelzwasser dieser Berge nicht nur die Kanuten interessiert, sondern auch die Energiewirtschaft. In einem Staatsvertrag wurde bereits 1917 die Nutzung der Wasserkräfte der Iller zwischen den Königreichen Württemberg und Bayern ausgehandelt. Hauptzweck war, durch die Stromerzeugung der Landwirtschaft Energie zum Betreiben von Maschinen zum Futterschneiden, Dreschen und Holzsägen zu liefern. Diese Arbeitserleichterungen wurden notwendig, da zu dieser Zeit immer mehr Arbeitskräfte in die Industrie abwanderten. Die Initiative kam von der Landwirtschaft und auf Betreiben örtlicher Zweckverbände wurde bereits vor dem 1. Weltkrieg mit der Stromerzeugung begonnen. So wurde die Verbauung der Iller zum „Gemeinwohl“ betrieben. Heute verhandelt die „Schutzgemeinschaft Iller“ mit den Kraftwerksbetreibern. Die gemeinsame Arbeit hat zu zahlreichen Maßnahmen zur Verbesserung der Flussökologie geführt.
Die Iller entsteht aus den Quellflüssen Breitach, Stillach und Trettach und fließt nach 147 Kilometern bei Ulm in die Donau. Die Oberläufe entspringen in den Allgäuer Bergen mit Gipfelhöhen um 2500 Meter. Nach dem Zusammenfluss der Quellflüsse setzte man früher an der Straßenbrücke Fischen ein. Wegen der Bauarbeiten nach dem Hochwasser 2003 empfiehlt es sich heute aber, die Illerfahrt erst an der B 19 Strassenbrücke in Sonthofen zu beginnen. Ein Campingplatz zur Übernachtung befindet sich 700 Meter oberhalb an der Iller. Vor der Fahrt stärken wir uns noch in der Kultgaststätte „Schiff“ wenige Meter vom Einstieg entfernt. Der Parkplatz befindet sich auf der linken Flussseite. 400 Meter hinter dem Start ist der Pegel, danach folgt ein in der Mitte befahrbares Steinwurfwehr. Ein weiteres, rechts befahrbares Wehr folgt 1000 Meter später. Mit guter Strömung trägt die Iller ihre Befahrer an der Ostrachmündung vorbei. Hier präsentiert sie sich als ein naturnahes Gewässer mit spritzigen Schwallstrecken und anregender Streckenführung. Bei Blaichach (weiterer Zustieg an der Straßenbrücke) befindet sich ein Badesee mit Möglichkeit zum Wasserskifahren. Die weiteren Wildwassereinlagen sorgen für anspruchsvolles Vergnügen. Nach einem verfallenen Kieswerk beginnt die Illerschleife, der landschaftliche Höhepunkt der gesamten Illerfahrt (Vogelschutzgebiet). Am Ende eines breiten Talbeckens mit Blick auf die Allgäuer Berge fließt die Iller nun zwischen bewaldeten Hügeln durch eine Urlandschaft. Steilufer zwängen den Fluss in ein engeres Korsett. Zwischendurch bilden sich auch große Kiesbänke und laden zum Verweilen ein. Von rechts fließt die Rottach zu, heute oft nur ein spärliches Rinnsal, nachdem im Oberlauf dieses ehemals grandiosen Wildbaches ein Speicher angelegt wurde. Hier ist bereits ein Ausstieg möglich. Bald nach der Illerschleife staut sich das Wasser vor dem Martinszeller Wehr. Hinweisschilder markieren den Ausstieg zum rechtsufrigen Umtragen. 500 Meter weiter erreicht man die Straßenbrücke von Martinszell. Der Weiterweg bis zur Autobahnbrücke der A 98 (Autobahnausfahrt Durach) bei Waltenhofen ist immer noch reizvoll. Vorsicht ist an dem Steinwurfwehr 1500 Meter hinter Martinszell geboten (Schwallstrecke, starker Uferbewuchs). Um das Fahrzeug zurück zu holen, bietet sich der begleitende Illerradweg an. Wer nach der Kanufahrt Lust auf zusätzlichen Wassersport hat, kann am Inselsee zwischen Immenstadt und Blaichach baden und Wasserski fahren. Auch Wakeboarding und Beachvolleyball werden hier angeboten, und es gibt ein Café. Eine Ortsdurchfahrt von Kempten mit dem Paddelboot ist nicht möglich. Befahrbar ist jedoch die 36 Kilometer lange Zahmwassertrecke von Kempten Nord bis Maria Steinach mit dem Höhepunkt Illerdurchbruch bei Kalden (Stauseen, reiche Vogelwelt). Wer sich für Architektur interessiert, besucht ersatzweise das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuern und die großartige Benediktinerabtei Ottobeuren in der Nähe von Memmingen.
Etappen
Sonthofen Marienbrücke –
Mündung Rottach .................................14 km
Mündung Rottach – Parkplatz an der A 980 Brücke bei Durach ................... 10 km
Beste Zeit: Ganzjährig, Oberlauf am besten im Frühsommer
Pegel: Sonthofen mindestens 135 cm
Gefahren: Grundschwelle nach dem Einstieg (mittig fahren, sonst Rücksog), Wehre in Sonthofen und Martinszell (siehe Text), bei hohem Wasserstand einige Schwallstrecken. Im Unterlauf muss das Oberkirchberger Wehr umtragen werden (bei HW weiträumig rechts, ansonsten linksufrig umheben).
Bootsverleih/Touren: Franks Outdoor Shop Blaichach,Tel. 08321/68362
WW-Schule Oberstorf, Tel. 08322/98262 www.wildwasserschule.com
Kanugewässer der näheren Umgebung: Bodensee, Großer Alpsee, Wertach, Breitach
Auskunft: FVA Niedersonthofener See, 87448 Waltenhofen, Tel. 08303/790, www.sonthofen.de
Unterkunft: Campingplatz an der Iller bei Sonthofen, Tel. 08321/2350, Camping am See bei Niedersonthofen, Tel. 08379/7077, Camping in Oberstdorf, 08322/6525, Naturfreundehaus in Immenstadt,
Tel. 08323/2123
Gastronomie: „Schiff“ in Sonthofen-Bihlerdorf, „Zum lustigen Hirschen“ 4 km nördlich von Immenstadt, Cafe „Inselsee“, „Skyline“ in Kempten (über den Dächern der Stadt)
Sehenswertes: Sonthofener Heimatmuseum, Historisches Stadtzentrum mit Schloss in Immenstadt, Residenz und Kirche St. Lorenz in Kempten.
Alternativen: Bergtouren am Grünten, Wanderung von Martinszell durchs Werdensteiner Moos, Baden im Niedersonthofener See, Inselsee oder Alpsee, Erlebnisbad Wonnemar in Sonthofen, MTB- und Radtouren, Iller-Radweg von Oberstdorf nach Kempten, Wanderung durch die Starzlachklamm.
Buchtipps/Karten
► „Allgäu“ (Lindner/Willhart) Michael Müller Verlag
► „Die Iller - Geschichten am Wasser“ (O. Kettemann/U. Winkler) Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren
► „Milchgeld“ - Kommisar Kluftingers erster Fall (spritziger und erfolgreicher Allgäu Krimi mit mehreren Fortsetzungen)
► Kompass Radkarten Set 3113
„Bodensee und Umgebung“ 1:70.000
Landsberg am Lech lag im Mittelalter an der Salzstraße, auf der das „weiße Gold“ transportiert wurde. Abgaben und Zölle sorgten für den Reichtum der Stadt, die in Nord-Westrichtung außerdem an der Romantischen Straße liegt. Der Lech, in Tirol ein veritabler Wildfluss, wurde in den letzten 50 Jahren fast komplett von der Energiewirtschaft mit Staustufen bestückt und genutzt. Wer den Lech damit als kanusportlich uninteressant wertet, irrt jedoch. Kurze Fließstrecken wie im Bereich der Litzauer Schleife und zwischen Landsberg und Kaufering lassen gewisse Wildflussgefühle aufkommen. Auch die Staustrecken, besonders zwischen Mundraching und Landsbergbeziehungsweise Kaufering und Scheuring können Naturliebhaber durchaus begeistern. Zeitweise fühlt man sich auf diesen seenartigen Abschnitten wie in der Wildnis Kanadas, zumal Biber und Wasservögel hier einen Lebensraum geschaffen haben, der uns Paddler staunen lässt. Große Wasserstandsschwankungen sind durch die Staustufen nicht zu erwarten, daher ist der Lech eine gute Alternative in Hoch- oder Niedrigwasserzeiten.
Litzauer Schleife
Generell wurde der Alpenfluss von der Energiewirtschaft streckenweise seines natürlichen Charakters beraubt, ist aber dennoch ein Gewässer mit vielen Gesichtern. An einem schönen Septembertag fahren wir in den Pfaffenwinkel, um die kurze Fließstrecke durch die Litzauer Schleife zu befahren. Wenige Meter unterhalb der Staustufe 4 gibt es zu beiden Seiten einen guten Zustieg. Da die Fahrstrecke sehr kurz ist, lassen wir uns von Anfang an viel
Zeit, um jeden Meter dieser romantischen Tour voll zu genießen. Hinter uns im Süden sind die Berge des Ostallgäus mit dem markanten Aggenstein noch voll präsent. Vor uns, nordwärts, zieht der Lech in weiten Mäanderbögen durch eine herrliche Talaue. Man kann den beginnenden Herbst schon riechen, einige Laubbäume beginnen sich bereits zu färben. Kiesbänke und Uferstreifen sind teilweise etwas von Schlamm überzogen, typisches Merkmal eines kraftwerksregulierten Gewässers. In der markanten Litzauer Schleife teilt sich der Fluss. Links lockt eine schöne Schwallstrecke und sorgt für Wildwasserfeeling, Kiesbänke locken zu einer kleinen Rast. Camping ist hier jedoch verboten, denn die Litzauer Schleife ist Landschaftsschutzgebiet. Noch ein paar Kurven, dann kann man rechts bereits parkende Autos an der Ausstiegstelle Kreut ausmachen. Wir fahren wenige Meter weiter und beenden die schöne Fahrt linker Hand bei Rossau. Wer am Ziel den PKW per Fahrrad zurückholt, kann auf dem Radweg entlang der Römerstrasse Via Claudia Augusta nach Dessau fahren. Wer gerne noch eine längere Strecke mit dem Boot unterwegs ist, kann auch auf dem Schongauer Lechsee weiter bis Schongau paddeln (Ausstieg am linken Ufer im Ortsteil Dornau, vor der nächsten Staustufe).
Etappen
Dessau unterhalb der Staustufe 4 – Rossau .............................. 8 km
Rossau – Schongau/Dornau.................. 5 km
Hinweis: Uferbetretungsverbot an Kiesbänken und Inseln, Flachwasserzonen meiden!
Beste Zeit: Mai bis Oktober
Auskunft: Tourist Info Lechbruck, Flößerstr. 1, 86983 Lechbruck am See, Tel. 08862/987830, www.lechbruck.de und TI Münzstr. 1-3, 86956 Schongau, Tel. 08861/214/181, www.schongau.de
Bootsverleih: Kajakhütte in Peißenberg, Tel. 08803/4670, www.kajak-huette.de
Unterkunft: Via Claudia Camping in Lechbruck, Tel. 08862/8426, Wohnmobilstellplatz in Schongau
Gastronomie:
Hotel Blaue Traube in Schongau
Kanugewässer der näheren Umgebung: Forggensee, Bannwaldsee, Ammer
Sehenswertes: Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau, Wieskirche, Pfarrkirche Mariä Heimsuchung in Lechbruck, Barocke-Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt und Ballenhaus in Schongau, Museum im Klösterle in Peiting.
Alternativen: Wassersport am Forggensee, Radweg Via Claudia Augusta und Forggensee-Rundfahrt, Wanderung zum Hohenpeißenberg.
Buchtipps/Karten
► „Gottesfurcht“ (Nicola Förg) Emmons Verlag (Pfaffenwinkel-Krimi)
► Kompass Radkarte „Ostallgäu, Pfaffenwinkel“ 1:70.000
Landsberg-Kaufering
Schon oft habe ich sehnsüchtige Blicke von der Autobahnbrücke auf den hier smaragdgrün fließenden Lech geworfen. Heute ist es endlich so weit. Mein Landsberger Kumpel bringt seine beiden Buben mit, die erstmals Berührung mit dem Kanusport haben. Auf dem Pitzlinger Stausee in Süden der Stadt präsentiert sich eine naturnahe Landschaft mit interessanter Fauna und Flora. Im Rahmen einer kurzen Schnuppertour üben wir mit unserem Nachwuchs zunächst die richtige Sitzposition und den Umgang mit dem Paddel. Dann beschäftigen wir uns mit dem Geradeausfahren, und schließlich fahren wir auch einige Wendemanöver, um uns fit zu machen für die kommenden Stromschnellenabenteuer. Die Jungs sind gelehrige Schüler und haben alles gut verinnerlicht. Nun fahren wir mit dem Auto die wenigen Meter am Lech entlang zurück zum Parkplatz direkt unter dem Lechwehr an der Karolinenbrücke. Gegenüber präsentiert sich die mittelalterliche Altstadt von Landsberg mit ihren pastellfarbenen Häuserfassaden. Zahlreiche Badende und Sonnenanbeter belagern das Lechwehr und die Kiesbänke. Wir sind mit Schlauchkanus unterwegs und lenken unsere Boote in das gegenüber liegende Kehrwasser, um unseren Kids durch Seilfähren erste Eindrücke vom Paddeln in der Strömung zu vermitteln. Alles klappt prima mit unseren gutmütigen Gummibooten und so orientieren wir uns langsam flussabwärts. Volle Begeisterung und Lustschreie im ersten Schwall. Schnell lassen wir die letzten Häuser hinter uns, schwenken aber weiter in jedes Kehrwasser ein. Vorbei an einer lang gezogenen Kiesbankinsel passieren wir die Autobahnbrücke. Eine malerische Flussschleife mit bewaldeten Steilufern liegt nun vor uns. Das angekündigte geschliffene Wehr erweist sich als nette Schwallstrecke. Wieder Jubel, wobei diese Stelle aber unsere übermütigen Jungs gerne etwas deftiger hätte sein dürfen. Die Strömung nimmt immer mehr ab, und so springen wir zur Erfrischung vom Boot ins kühle Nass, schwimmen eine Zeit lang neben den Booten her. Leider nähern wir uns schon bald der Ausstiegsstelle am Kauferinger Schwimmbad, wo wir rechtsufrig die kurze aber lohnende Fahrt beenden. Während die Boote in der Sonne trocknen, genießen wir die mitgebrachte Brotzeit. Und schon jetzt wollen die Jungs ganz genau wissen, wann wir wieder gemeinsam zu Paddeln gehen.
Etappe
Landsberg Lechwehr (Parkplatz Von-Kühlmann-Str.) – Kaufering Straßenbrücke .. 5 km
Buchtipps/Karten
► „Wandern an Flüssen und Seen“ (W.Taschner/ M.Reimer) Bruckmann Verl.
► Bikeline Radtourenbuch „Romantische Straße“ Karten 1:75.000, Esterbauer Verlag
► Kompass-Wanderkarte Nr. 189 „Landsberg am Lech/Ammersee“ mit Lexikon, 1:50.000
Beste Zeit: Mai Oktober
Hinweise: Landschaftsschutzgebiet!
Bootsverleih/Shuttleservice/Kurse: Wolfgang Grabscheid ist ACA-Canoe Instructur. Er schult, verleiht und repariert Boote und bietet auf verschiedenen Lechstrecken einen Rückholservice an. W.Grabscheid, Brückenring 17, 86916 Kaufering, Tel. 08191/65288, www.kanu-trekking.de
Kanugewässer der näheren Umgebung: Amper, Ammersee, Lechstauseen Mundraching Landsberg und Kaufering Scheuring
Auskunft: Tourist Information, Hauptplatz 152, 86899 Landsberg am Lech, Tel. 08191/128-245/246, www.landsberg.de
Unterkunft: DCC Campingpark Romantik am Lech, Pössinger Wald, Tel. 08191/47505, Naturfreundehaus bei Scheuring, Tel. 08195/303
Gastronomie: Ausflugslokal Teufelsküche am Pitzlinger See, Gasthof Zum Mohren und Schafbräu in Landsberg, Rittermahl in der Ritterschwemme Kaltenberg.
Sehenswertes: Altstadt von Landsberg (Hauptplatz, Rathaus, Bayerntor), Johanneskirche in Kaufering, Wallfahrtskirche in Vilgertshofen (J.Schmuzer/ B.Zimmermann), Benediktinerabtei Wessobrunn, Kaltenberger Ritterturnier im Juli.
Alternativen: Baden, paddeln, wandern in den Lechauen zwischen Landsberg und Pitzling. Parkplatz wenige hundert Meter südlich des Einstiegs an der Staustufe 15. Radweg Via Claudia entlang der alten Römerstraße.
Inselbad in Landsberg.
Bayernweit und darüber hinaus bekannt sind die Ritterspiele in Kaltenberg. Weithin unbekannt ist die Paar, ein Kleinfluß der unweit der jährlichen Prügelszene in einem Moos entspringt, um nach etwa 134 Kilometern bei Vohburg in die Donau zu münden. Er folgt dem Beispiel der anderen Voralpenflüsse wie Iller, Schmutter, Lech und fließt nach Norden.
Dabei könnte sein Lauf viel schneller beendet sein. Verlockend nahe ist das Lechfeld und der Lech würde die Paarwasser sicherlich auch aufnehmen. Doch dann wäre diese Beschreibung nicht erstellt worden und wir wären um einen lohnenden paddelbaren bayerischen Kleinfluss ärmer.
Anfangs ist die Paar nur ein kleines Rinnsal, zum Paddeln ungeeignet. Das ändert sich in Kissing, Alt-Kissing wohlgemerkt. Das liegt nicht an der B2 und ist ein gewachsener Ort und keine Industriesiedlung mit Wohnmöglichkeiten. Es besteht zwar die Möglichkeit bereits im Markt Mering einzubooten. Die Strecke bis Kissing ist aber recht eintönig, führt zwischen Trauerweiden hindurch, die sich auch manchmal querlegen und auf den vier Kilometern muß eine Mühle und ein Sägewerk umtragen werden.
Reizvoll ist die Strecke zwischen Kissing und Dasing. Zwischen Kissing und der Griesmühle liegt der sogenannte Paardurchbruch. Darunter sollte sich keiner eine Schlucht mit reißenden Wassern vorstellen. Nach der Mühle in Alt-Kissing ist die Paar bis Rederzhausen von Querbauwerken verschont geblieben. Biber und Wind sorgen, bis zur Mündung in die Donau immer wieder für Überraschungen, wenn sie mit Bäumen den Flusslauf versperren und kreative Überwindungslösungen dem Paddler abverlangen.
Die Paar ist in ihrem gesamten Verlauf ein naturnahes und von menschlichen Eingriffen nur gering verändertes Gewässer, dass in den weiten Auen mäandrierend sich seinen Lauf sucht.