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Für Karin Marusha,

deren Klugheit und Wissen wesentlich

zur Entstehung des

Buches beigetragen hat.

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Impressum

Autor:

Dieter Strecker

Als Printmedium erschienen:

im Printsystem Medienverlag, D-71296 Heimsheim

Mail: info@printsystem-medienverlag.de

www.printsystem-medienverlag.de

ISBN 978-3-945833-47-6

E-Book-Verlag:

Joy Edition, Grußkarten, E-BOOKS and more, Gottlob-Armbrust-Straße 7, D-71296 Heimsheim

Mail: info@joyedition.de

Copyright:

E-Book © 2016 by Joy Edition, Grußkarten, E-BOOKS and more, Heimsheim

Buchgestaltung:

Grafik- und Designstudio der Printsystem GmbH

Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form vervielfältigt, übersetzt, abgelichtet oder mit elektronischen Systemen verbreitet werden.

ISBN: 978-3-944815-76-3

Vorbemerkung

Ich wähle zwei Personen, die nach meiner Meinung in einem Dialog gut herausstellen können, was unserem Leben einen positiven Sinn gibt, um Lebenschancen zu nutzen. Um eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten, sind die Dialoge der beiden Personen in unterschiedlichen Schriftbildern gesetzt.

Geschichten, die innerhalb des Dialogs erzählt werden, sind ebenfalls grafisch abgesetzt.

Am Beginn jedes Kapitels erfahren Sie in groben Zügen, um was es gehen wird.

Am Ende jedes Kapitels gibt es eine Nachbemerkung.

Die entscheidende Frage

Es ist mir eine Freude und Ehre, dass du mich aufsuchst, damit ich dir helfe. Allerdings weiß ich nicht, was ich für dich tun kann. Du bist kompetent, du hilfst vielen Menschen mit deiner Klugheit und deinem Einfühlungsvermögen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was dir fehlen soll.

Mir fehlt etwas, das weiß ich. Was ich nicht weiß ist, was mir fehlt. Ich könnte zufrieden sein, aber ich bin es bei allem Erfolg – Erfolg in Anführungsstrichen – leider nicht. Hilf mir bitte, das Fehlende herauszufinden. Meine Seele ist übervoll von Schmerz. Das Bild von mir, das ich mir mache, stimmt nicht für mich selbst. Und irgendwann merken die Menschen, die zu mir kommen, dass ich meine eigene Schöpfung nicht mehr mag und sie deshalb bekämpfe. Ich bin innerlich leer und frage mich warum.

 

Auch Therapeuten (Ärztinnen und Ärzte) befinden sich manchmal in einer Lebenskrise und benötigen Hilfe. Bisweilen haben diese Menschen den Mut, sich an einen Kollegen zu wenden. Hin und wieder sind diese „Hilflosen Helfer“ auf den Patienten/Klienten angewiesen – und holen sich indirekt von dort Hilfe, Anregungen und Verständnis.

So nicht! – Gott und die Gebote

Sie erfahren in diesem Kapitel, dass manches Gottesbild wenig hilfreich ist und dass die Gebote oft falsch verstanden werden.

Beschreibe dich mal.

Und wen soll ich beschreiben? Den Mann von damals oder den Mann von heute?

Beginne bitte in Zukunft keinen Satz mit „und“! Wer bist du und wohin willst du?

Ich bin, der ich bin.

Du bist auch, der du warst und du bist, der du wirst.

Ich bin ein anderer Mensch als damals. Ich habe mich verändert.

Es wäre wahrlich bedenklich, wenn du dich nicht verändert hättest. Erinnere dich doch bitte an Berthold Brecht und seine Geschichte von K., der auf der Straße einen Bekannten traf, welcher ihm mitteilte: „Sie haben sich überhaupt nicht verändert.“ Da erschrak aber Herr K.

Was ich weiß ist, dass die Menschen sich ihre Gesetze selbst schaffen und das dies kein übergeordnetes Wesen macht, Gott zum Beispiel.

Also brauchen wir keinen Gott?

Ich brauche keinen Gott, um das Gute und das Böse an einer höheren Macht festzumachen. Ich glaube an den Nutzen des Glücks für viele Menschen. Ich will mich nicht auf eine Figur konzentrieren, die alles Wunderbare in sich vereinigt. Früher wurde mir eine Moral aufgezwungen, in der der Körper eine Strafe ist. Ich meine: meine körperlichen Bedürfnisse, oder die Erde ein Jammertal, das Leben eine Folge von Katastrophen. Das Vergnügen war eine Sünde und ein Grund zur Verdammnis.

Wer sagte dir das, dein Vater?

Nein, der Pfarrer, der auch mein Religionslehrer auf dem Gymnasium war und meine Mutter.

Willst du von ihr erzählen?

Nein, jetzt nicht, später dann auf jeden Fall.

Auch ich habe lange Zeit an das Paradies im Himmel geglaubt. Und jetzt glaube ich daran, dass es eine Wunschvorstellung ist, die auf Erden verwirklicht werden kann.

Du warst doch früher auch Pfarrer?

Pfarrer bin ich heute noch, also ich bin und bleibe ordiniert, kann Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen gestalten, was ich gelegentlich auch tue. Pfarrer einer Gemeinde war ich nur drei Monate lang, dann wurde ich nach oben katapultiert, wurde Professor für Theologie, Pädagogik und Psychologie. Was mir auch recht war, denn in mir wuchs mein Zweifel an der offiziell zu verkündigenden „frohen Botschaft“. Mehr und mehr dachte ich: das sind erfundene Geschichten, an die ich nicht glauben muss, zumal sie widersprüchlich sind.

Nenn mir bitte ein Beispiel!

Nun, da gibt es das Gebot: „Du sollst nicht töten.“, was ich für richtig halte. Aber im Alten Testament befiehlt Gott das Töten. Gott oder seine Israelis töten Tausende von Kanaanitern.

Vielleicht galt das Gebot nur für die Israelis, also das eigene Volk, das sich untereinander nicht töten soll.

Guter Versuch, aber nicht schlüssig. Ich will auf keinen Fall an einen Gott glauben, den wir Menschen nach ihrem Vorbild erfunden haben, einen gewalttätigen, zornigen, rachsüchtigen und intoleranten Gott.

An welchen Gott glaubst du denn?

Diese Frage möchte ich jetzt nicht beantworten, aber ich kann dir einen Traum erzählen: Im Traum forderte mich jemand auf, in die Wüste zu gehen. Dort würde ich Gott finden. Die Wüste war leer und heiß. Ich hatte Durst. Da fing es an zu regnen, und ich konnte trinken. „Geh weiter“, sagte die Stimme im Traum. Vor einer Oase sagte die Stimme: „Und nun beerdige dich.“ Ich grub ein Grab und beerdigte mich selbst. Ich wachte auf, weil ich aufs Klo musste. Danach beschloss ich, im Bett weiter zu träumen. Ich wollte mich wieder ausgraben, aber ich fand weder mich noch die Oase.

Dein altes Ich ist also verschwunden.

Im Traum ist mein altes Ich tot und darüber bin ich froh.

Hast du noch Erinnerungen an dein altes Ich, an dein altes Leben?

Leider noch ein Unzahl an Erinnerungen, viele sind schlimm, aber einige auch schön. Mir fällt eine schöne Erinnerung ein. Mein Deutschlehrer sagte einmal: „Wenn ihr das Leben meistern wollt, dann empfehle ich euch, häufiger ‚sowohl als auch‘ zu sagen statt ‚entweder – oder‘.“ Von ihm habe ich auch gelernt, bei einem Wunsch oder einem Befehl „weil“ zu sagen.

Aber nun beschreibe dich, wie du früher warst.

Ich denke, ich war wahrhaftig, ehrlich, unprätentiös, liebevoll, nicht egozentrisch, hilfsbereit …

Und heute? – Warum schweigst du?

Ich denke an früher, denke daran, dass ich das Gift getrunken habe, freiwillig getrunken habe, von dem ich annahm, es würde mir helfen.

Wobei helfen?

Die Tochter von meinem damaligen Schwiegervater zu gewinnen, der mich massiv ablehnte, weil ich zu „links“ war, zu revolutionär. Und weil ich glaubte, die „christliche“ Einstellung von ihm und meiner späteren Schwiegermutter wäre sinnvoll und notwendig.

Hat es denn deine Not gewendet?

Nein, aber mein altes Ich konnte damals nicht erkennen, dass diese Religion darauf abzielte, der Welt und der Freuden des Diesseits zu entsagen. Sie und der Pfarrer der dortigen Gemeinde haben ein fiktives Jenseits gepriesen. Es gab einen Kult des Todes, besonders am Karfreitag. Sie haben vergessen, wie wichtig es ist, Tag für Tag zu leben. Den Tod kann auch diese Art von Religion nicht verhindern.

Rede bitte weiter.

Letztlich habe ich damals meine Intelligenz verraten und lief Gefahr, schon vor meinem eigentlichen Tod mitten im Leben zu sterben. Heute weiß ich: es geht um das Leben im Hier und Jetzt. Ich weiß auch, dass es keinen Fluch gibt, der auf mir ruht. Ich habe dann E. geheiratet und lebte in einer Welt der Verbote, auch der sexuellen Verbote. Offensichtlich wollte E. durch Verbote meinen Gehorsam prüfen und hielt damit auch meinen Körper in Schach, meine natürliche männliche Lust.

Bleiben wir beim Thema Theologie und dem Thema Gott.

Nun gut. Gott – oder wie immer dieses Wesen im Alten Testament genannt wurde. Mir war schon immer der Satz aus dem Vaterunser suspekt, der da lautet: „Dein Reich komme.“ Heute ist mir wichtig zu sagen, dass das Reich Gottes, das Reich der Liebe und der Angstfreiheit zu uns kommen möge. Jahwe hat nichts diktiert, schon gar nicht in einer Schreibweise, die da lautet, dass wir in sein Reich kommen. Tatsache ist, dass die Schrift, die zur dieser Zeit von Moses überhaupt nicht existierte, von irgendjemand geschrieben oder verfasst wurde. Also kann dieser Jahwe auch Mose nicht die 10 Gebote auf dem Berg Sinai diktiert haben. Die Bibel selbst soll ja wohl alles enthalten. Wobei sie alles blockiert, was nicht in ihr steht, was ein Bannfluch für alle Wissenschaftler bedeutet, die mit ihrer Vernunft arbeiten. Es ist dumm, neurotisch und idiotisch, zu glauben, dass Gott allein beschließt und das Leben gestaltet. Und die Kirche irrt, sagt die Unwahrheit und scheitert.

Das sind deutliche Worte, die du sprichst. Sind es allein deine Erkenntnisse?

Es sind nicht meine Erkenntnisse allein. Vieles habe ich von Nietzsche und von Onfrey gelernt und in meine Sprache übersetzt.

Ich möchte mehr hören und erfahren.

Nun denn, so sei es. Ich beurteile die Welt nach dem Hier und Jetzt, was bedeutet, dass ich das Paradies nicht in den Vordergrund stelle, sondern die Erde. Ich hoffe nicht auf das Jenseits, habe keine Sehnsucht nach dem Himmelreich, noch entzückt mich die Krippe. Sonst müsste ich im Hier und Jetzt verzweifeln.

Und das Paradies auf Erden?

Hier auf Erden wird von keiner Religion das Paradies als eine wunderschöne, verlockende Welt beschrieben, sondern in den Himmel verlagert. Damit wir das harte Leben auf von der wirklichen Welt ertragen. Im biblischen Kontext und im Islam fließen überall im Himmel wunderbare Speisen, es gibt Geschöpfe mit eigenen sexuellen Bedürfnissen. Hier auf Erden sind sie Mütter oder gehorsame Gattinnen, und es gibt den Kampf um das tägliche Brot.

 

Der Glaube an einen allmächtigen, einen strafenden und Sie prüfenden Gott kann Sie in eine Lebensfalle führen, weil Sie dann den Sinn Ihres eigenen sinnvollen Lebens verlieren. Gott ist weiter, als wir denken können. Gott ist anders. Was den „normalen“ Glauben betrifft, so empfehle ich: Killen Sie Ihre Lieblingstheorien! Mit einem Lasso nämlich können Sie keine Maus fangen. Die Nachahmung dieses Glaubens ist eine plumpe Form des Respekts. Haben Sie – trotz allem – Vertrauen in die Vernunft.

Die Fabel vom Seepferdchen

Sie erfahren in diesem Kapitel, dass es eine böse Lebensfalle ist, nicht genau hinzuschauen, und dass manche Angebote in den Tod führen.

Sprechen wir nun bitte von deinem Ich.

Von meinem alten Ich oder von meinem neuen?

Vorerst von deinem alten Ich, wobei wir vielleicht zu der Erkenntnis kommen, dass es kaum einen Unterschied gibt.

Doch! Ich will von meinem alten Ich sprechen, von den Fehlern, die ich einmal gemacht habe und die mich daran hinderten, ein neues Ich zu gebären. Mein größter Fehler war, dass ich nicht genau hingeschaut habe und leider nur das gesehen habe, was ich sehen wollte – wie bei einer Fata Morgana.

Vielleicht hilft dir die Geschichte vom Seepferdchen, welches ähnliche Fehler macht, wie du sie wohl gemacht hast:

Es war einmal ein Seepferdchen. Das nahm eines Tages seine 7 Taler und machte sich auf den Weg, sein Glück zu suchen. Es war noch gar nicht weit gekommen, da traf es auf einen Aal, der das Seepferdchen ansprach: „Pst, hallo Kumpel, wohin des Wegs?“ – „Stör mich nicht“, antwortete das Seepferdchen, „ich hab’s eilig, bin auf dem Weg, mein Glück zu suchen.“ – „Dabei kann ich dir helfen“, sprach der Aal. „Für, sagen wir mal, 4 Taler verkaufe ich dir meine Flossen, dann kannst du mit doppelter Geschwindigkeit durch das Meer brausen, um dein Glück zu suchen.“ – „Gute Idee“, antwortete das Seepferdchen, bezahlte und glitt mit doppelter Geschwindigkeit durch das Meer. Wiederum war es nicht weit gekommen, da begegnete ihm ein Schwamm, der ihn auch ansprach und nach dem Ziel seiner Reise fragte. Er nannte es dem Schwamm, der ihm sein schnelles Düsenboot für 3 Taler anbot, damit es schneller an sein Ziel komme. Auch dieses Angebot nahm das Seepferdchen an, bezahlte mit dem letzten Rest seines Geldes und glitt mit vierfacher Geschwindigkeit durch das Meer. Nun begegnete dem Seepferdchen ein Hai, der es wegen dessen Eile fragte, wohin denn der Weg ginge. „Ich bin auf dem Weg, mein Glück zu suchen.“ – „Da kann ich dir helfen“, meinte der Haifisch. „Wenn du diese kleine Abkürzung benutzen möchtest, sparst du dir eine Menge Zeit.“, und deutete auf seinen geöffneten Rachen. – „Ei, vielen Dank, mach ich gerne“, antwortete das Seepferdchen, glitt in das Innere des Haifischmauls, um dort verschlungen zu werden.

 

Und die Moral dieser Geschichte lautet deshalb: wenn du nicht genau weißt, wohin du möchtest, landest du oft da, wo du überhaupt nicht hinwolltest.[1]

Ich habe verstanden und danke für deine Hilfe. Das Seepferdchen hat den großen Lebensfehler begangen, das zu sehen, was es wollte. Ein Aal hat ja keine Flossen, und ein Schwamm ist wahrlich kein Düsenboot. Geschwindigkeit ist im Leben nicht alles. Ein Kalenderspruch von Mahatma Gandhi lautet: „Es gibt im Leben mehr zu tun, als dessen Lauf zu beschleunigen.“ Was mich betrifft, so geht es mir nicht um das Glück, sondern ich wünsche mir für mein Ich eine positive Lebenseinstellung in der Hoffnung, meine Lebenseinstellung sei dann so reichlich vorhanden wie das Wasser.

Bitte ersetze das Wort „Glück“ durch ein anderes, was dich zufriedenstellt.

Du sagst es gerade: „Zufriedenheit“; und ich ergänze: es kommt mir nicht auf Macht an oder darauf, „immer“ gewinnen zu müssen, sondern eher auf das Vermeiden von Angst. Natürlich geht es mir in meinem Leben auch um Erfolg, von dem ich weiß, dass ich nur dann erfolgreich sein kann, wenn einen großen Vorrat an Selbstdisziplin besitze. Letztlich strebe ich nach möglichst langem Wohlbefinden.

Definiere “Wohlbefinden“.

Wohlbefinden ist ein positives Gefühl, das glücklich um der Sache selbst willen macht. Wohlbefinden finde ich in positiven Beziehungen, auch im Erfolg, im inneren Frieden, im Frieden mit anderen Menschen, überhaupt im Leben, in der Dankbarkeit, in der Resilienz, in der Selbstachtung, auch aber nicht unbedingt in der Zielerreichung. Ich habe übrigens einmal darüber ein Gedicht geschrieben: „Je näher du dem Ziel kommst, desto schmerzhafter wirst du spüren, dass du das Ankommen nicht brauchst.“

Ich möchte noch einmal auf das zurückkommen, was du deine „Fehler“ genannt hast. Nun gut, es gab Fehler. Hatten diese nicht auch Vorteile?

Ja gewiss, zum Beispiel haben sie mich klüger gemacht. Was nicht bedeutet, dass ich nicht erneut in eine ähnliche Falle getappt bin, zum Beispiel in der Liebe.

Möchtest du darüber sprechen?

Ja, aber nicht jetzt.

Du bist doch ein kluger Mann, ein Dr. phil. Hat dir die Philosophie nicht dabei geholfen, keine oder weniger Fehler zu machen?

Ja, ich bin ein kluger Mann, bin promovierter Philosoph. Dennoch habe ich Fehler gemacht, obwohl ich klug bin.

Welcher Philosoph hätte dir denn helfen können?

Seneca vermutlich, wenn ich seine klugen Gedanken hätte umsetzten können. Gedanken wie jenen, sich zufrieden zu geben mit den Umständen, auch wenn sie unbefriedigend sind. Oder sich nicht von meiner männlichen Lust knechten zu lassen. Oder sich ständig um das Zukünftige zu sorgen.

Es steht auch bei Seneca, dass Wohltaten zu tun, glücklich macht. Nach meinem Wissen hast du vielen Menschen wohlgetan, Wohltaten verschenkt.

Mag sein, wobei mir wenige dafür gedankt haben, noch nicht einmal meine Ex-Frau oder meine Tochter. Mir war es ein Leben lang wichtig, anderen eine Freude zu machen. Letztlich hätte ich bei der Philosophie bleiben und vorher das Buch von Schmid über die Gelassenheit lesen sollen. Vielleicht hätte ich daraus eine neue Identität gewonnen. Immerhin habe ich bei aller Tristesse in der Vergangenheit meine Würde behalten und kämpfe dagegen an, dass die Vergangenheit die Gegenwart definiert. Wobei ich mich immer noch vom Lob anderer abhängig mache – oder von der Liebe.

Es ist leider so: wenn du einen anderen Menschen liebst, setzt du dich der Gefahr einer schmerzhaften Trennung oder eines Verlustes aus. Die Liebe ist keine Wanderung über eine grüne Wiese.

Was also bedeutet: such dir Dinge und Menschen, die du nicht verlieren kannst, bewahre dabei Anstand und beweise Mut. Aber ich habe mich offensichtlich selbst überschätzt, und diese Selbstüberschätzung tauchte wie aus dem Nichts auf – dann oder dabei begann ich, mein Leben als wertlos zu betrachten. Ich begann, mich übermäßig selbst zu lieben, was eine Vielzahl von zwischenmenschlichen Problemen mit sich brachte. Mittlerweile weiß ich, dass es nichts bringt, unter allen Umständen die Zuneigung oder gar Liebe anderer zu gewinnen. Irgendwo lauert dann das Phantom des Zufalls. Der Zufall ist leider nicht oft das, was dir zur rechten Zeit zufällt. Oft ist der Zufall das, was auch anders hätte kommen können? Ich habe unter Schmerzen gelernt, dass ich meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht vernachlässigen darf, dass ich Entscheidungen für mich (und nicht für andere) treffen muss und dass ich Nein sagen darf – wobei ich das weiß, aber immer noch nicht häufig praktiziere.

Einsicht führt nicht immer zu einer Veränderung, wohingegen eine Veränderung zu einer Einsicht führen kann.

Ja, das stimmt. Immerhin glaube ich nicht mehr an Gott als den höchsten Retter, weil ich der Meinung bin, dass ein solcher Glaube meine Aktivität lähmt.

 

Es ist fatal und auch lebensgefährlich, das zu hören, was man hören will und dass zu sehen, was man sehen will. Das gilt besonders für den Zustand des Verliebtseins.