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Titelbild: Unbekannter Schwamm im Aquarium
Bild Seite 1: Vier Schwämme auf Lebendgestein im Aquarium, bewohnt von einem Schlangenstern
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eISBN: 978-3-86659-358-9
© 2009 Natur und Tier - Verlag GmbH
An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Kriton Kunz
Layout: Tanja Denker
Vorwort
Was sind Schwämme?
Schwämme im natürlichen Lebensraum
Lebensgemeinschaften der Schwämme
Körperbau und Lebensweise
Glasschwämme (Hexactinellida)
Kalkschwämme (Calcarea)
Horn- und Kieselschwämme (Demospongiae)
Ascon-, Sycon- und Leucon-Typ
Die Filterkapazität lebender Schwämme
Schwammgifte
Erforschung und Nutzung von Schwämmen
Kompetenzzentrum BIOTECmarin
Vermehrung und Fortpflanzung in der Natur
Regenerationsfähigkeit und Dauerstadien
Aquarienpflege
Welche Schwämme sind geeignet?
Wie kommt man an aquarienhaltbare Schwämme?
Welche Umgebungsbedingungen brauchen Schwämme?
Licht
Wasserreinheit
Ernährung von Meeresschwämmen
Ernährung tropischer Schwämme
Abschäumen oder nicht?
Was muss bei Schwämmen vermieden werden?
Gasblasen im Schwammgewebe
Mineralische Versorgung
Fische und andere Schwammfresser
Gifte
Vermehrung im Aquarium
Schwämme als lebende Aquarienfilter
Transport und Einsetzen
Im Fachhandel erhältliche Schwämme
Exponierte Schwämme (meist gezielt importiert)
Fotosynthetisierende Schwämme
Collospongia auris
Dysidea herbacea
Chondrilla
Callyspongia
Haliclona koremella
Asymbiotische, nicht fotosynthetisierende Schwämme
Xestospongia
Haliclona
Ptilocaulis
Acanthella
Tethya
Clathria
Pseudaxinella
Pseudosuberites
Axinella
Clathrina coriacea
Sycon
Cinachyrella
Kryptische Schwämme (meist über Lebendgestein erhältlich)
Aplysilla
Kallypilidion
Pleraplysilla
Cibrochalina
Monanchora
Literatur
Schwämme im Riffaquarium
Schwämme werden in der Meeresaquaristik oft als kaum aquarienhaltbar bezeichnet. Sehr viele Aquarianer machten enttäuschende Erfahrungen, nachdem sie hübsch gefärbte Exemplare im Fachhandel erworben und daheim in ihr Riffbecken gesetzt hatten, doch bald darauf beobachten mussten, wie sie langsam verendeten.
Andererseits bilden sich in nahezu jedem gesunden und eingefahrenen Riffbecken im Lauf der Zeit große Populationen von Schwämmen zahlreicher Arten, die jedoch kaum wahrgenommen werden, weil sie unter bzw. hinter dem Dekorationsgestein leben. Manche Arten sind also überaus aquariengeeignet, solange wir ihre speziellen Umgebungsansprüche erfüllen.
In denjenigen Zonen eines Riffaquariums, die für Tiere mit anderen Umgebungsansprüchen optimiert wurden – beispielsweise Licht liebende Korallen aus der turbulenten Flachwasserzone der Riffe –, werden sich nur sehr wenige Schwamm-Arten gut entwickeln. Sobald diese Filtrierer jedoch nicht von uns Aquarianern im Becken platziert werden, sondern sich – im übertragenen Sinn – selbst ihren Standort aussuchen können, erhalten wir wertvolle Hinweise auf ihre Umgebungsansprüche, was dabei hilft, ein gutes Verständnis für ihre Lebensweise zu entwickeln.
Man muss Schwämme „verstehen“, um sie erfolgreich pflegen zu können. Genau dabei will dieses Bändchen dem Aquarianer helfen, denn bei diesen entwicklungsgeschichtlich ältesten Vielzellern unseres Planeten handelt es sich um hochinteressante Kreaturen, deren Aquarienhaltung und Vermehrung sehr lohnend sind.
Sinsheim und Manila, im Herbst 2009, Daniel Knop
Schwämme stellen in der Evolution sehr wahrscheinlich den Übergang vom Einzeller zum Vielzeller dar. Zwar ist dies nicht ganz sicher, doch in jedem Fall sind sie die entwicklungsgeschichtlich ältesten Mehrzeller (Metazoen) auf unserem Planeten. Wenn der Laie den Begriff „Meeresschwamm“ hört, denkt er oft an eine primitive Struktur, die vielleicht einem Stück Schaumgummi ähnelt. Doch das ist ein falsches Bild, denn Schwämme sind durchaus nicht die „primitiven Zellhaufen“, für die sie gemeinhin oft gehalten werden. Die Zellen sind vielmehr differenziert und verrichten bestimmte Aufgaben. Schwämme sind also hoch spezialisierte Zellkolonien, die sogar „Verhalten“ entwickeln können! Sie reagieren z. B. gemeinsam auf Mondzyklen und Tagesrhythmen, um die Abgabe ihrer Spermien und Eizellen zu synchronisieren. Die meisten Schwämme sind auch dazu in der Lage, die Strömungsgeschwindigkeit, mit der sie das Wasser durch ihr Körperinneres pumpen, zu variieren und auf die Umgebungsverhältnisse einzustellen – sie können also bestimmte Außenfaktoren erfassen und darauf antworten.
Selbst die Fortbewegung ist manchen Schwämmen nicht unmöglich. Der Schwamm Tethya seychellerisis beispielsweise produziert bandähnliche Fortsätze, mit denen er sich über den Meeresgrund bewegt. Tethya wilhelma von Prof. Franz BRÜMMER und Dr. Michael NICKEL von der Stuttgarter Univèrsität vor einigen Jahren beschrieben, kann das sogar noch besser, denn er legt in gut fünf Jahren bis zu 100 m zurück und ist damit „der schnellste Schwamm der Welt“. Dabei bewegt sich fort, indem er Zellen innerhalb seines Körpers verlagert und an eine andere Stelle verschiebt. Er „fließt“ also gewissermaßen vorwärts.
Schwamm Theonella swinhoei in einem philippinischen Korallenriff, hier mit zahlreichen Seegurken der Gattung Synaptula in einer Gemeinschaft, die man als mutualistisch interpretieren kann.
Dieser „Schwamm“ ist in Wirklichkeit eine soziale Seescheide der Gattung Leptoclinides (Didemnidae, Aplousobranchia). Trotz der Ähnlichkeit – die zahlreichen kleinen Ein- und die großen Ausströmöffnungen lassen sie einem Schwamm täuschend ähnlich sehen – besteht keinerlei Verwandtschaft mit Schwämmen.
Auch das Bewegen einzelner Bestandteile ist möglich, wie Schwämme der Gattung Placospongia zeigen. Sie besitzen feste, plattenähnliche Oberflächenstrukturen mit dazwischen liegenden, spaltförmigen Öffnungen. Bei Berührungen können sie diese Plattenstrukturen zusammenziehen, um die Spaltöffnungen zu schließen. Zwar wird allgemein angenommen, dass Schwämme kein Nervensystem besitzen, doch es wurden bereits mehrfach nervale Integrationssysteme nachgewiesen, die durchaus als Vorläufer von Nervensystemen angesehen werden können (STORCH & WELSCH 1997).
Der Bekannteste unter allen Schwämmen des Stammes Porifera ist sicher der Badeschwamm (Euspongia officinalis). Seit dem Altertum wird er vom Menschen genutzt; schon der griechische Philosoph ARISTOTELES2