Gina K.
Gedanken über Gott und die Welt
© 2016 Gina K.
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback: | 978-3-7345-5994-5 |
Hardcover: | 978-3-7345-5995-2 |
e-Book: | 978-3-7345-5996-9 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Dieses Buch soll eine Einladung sein, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die sich um Gott drehen, um den Menschen und um die Welt. Ich möchte den Leser dazu einladen, nachzudenken, zu verwerfen oder weiterzudenken. Alles ist möglich. Nichts muss – alles kann.
Wie auch in meinem ersten Buch ist es mir wichtig darauf hinzuweisen, dass alles, was ich hier niedergeschrieben habe, meine eigene Betrachtungsweise darstellt. Nichts davon hat Anspruch auf Gültigkeit. Gültigkeit erhält ein Gedanke nur dort, wo ein Betrachter ihm Gültigkeit verleiht.
Was heute als richtig erkannt wird, kann morgen schon wieder als falsch angesehen werden. Wir haben diese Freiheit. Wir dürfen unsere Ansichten und Meinungen ändern. Oft muss das sogar geschehen, wenn wir uns weiterentwickeln. Es ist ein Zeichen von Wachstum. Das bedeutet, dass das, was hier geschrieben steht, eine Momentaufnahme ist. Schon hier habe ich Dinge neu beurteilt, die ich in meinem vorigen Buch noch anders interpretiert habe.
Auch dieses Buch hat nichts von einem Roman oder einer Geschichte. Ich habe Texte ausgewählt, die ich interessant genug fand, sie anderen anzubieten. Sie haben sich in mir aufgetan und mir einiges an Lehrstoff geboten. Deshalb gebe ich sie weiter.
Die Texte sind bewusst kurz gehalten, damit der Leser nicht überfordert ist und das Geschriebene reflektieren kann. Ich habe bewusst auf Überschriften verzichtet. Hätte ich für jeden Text eine solche gewählt, hätte ich die Texte einordnen müssen. Ich wollte sie jedoch für eine freie Interpretation so stehen lassen.
Da vieles aus diesem Buch auch Themen aus meinem ersten Buch berührt, möchte ich darauf hinweisen, dass ich vielleicht das ein oder andere wiederhole. Dies ist manchmal einfach nicht ganz zu umgehen.
Wir Menschen neigen dazu, keine neuen Erfahrungen machen zu wollen. Wir machen es uns gerne bequem, lehnen uns zurück in unserem eingefahrenen Leben und scheuen uns nur allzu oft, etwas zu verändern.
Das Leben selbst rüttelt uns aber immer wieder aus dieser Position. Manchmal sanft wie ein laues Lüftchen – manchmal heftig, wie ein Sturm.
Das Leben will nicht, dass wir stehen bleiben, es will fließen und wenn wir uns diesem Fluss verweigern, dann weckt es uns mitunter unsanft aus dieser Haltung. Viel zu viele Menschen sind schon gestorben, ehe sie sterben.
Das Leben ist voller Türen. Türen, die geschlossen werden wollen, weil ein Kapital zu Ende ist. Türen die geöffnet werden wollen, weil ein neuer Abschnitt beginnt.
Leben ist Bewegung. Stillstand ist Tod.
Warum laufen wir Dingen nach, die wir meinen unbedingt besitzen zu müssen? Warum lassen wir den Dingen nicht ihren eigenen Fluss und schauen, was sie uns zeigen wollen? Warum wollen wir dem Leben unbedingt unseren Willen aufzwängen?
Jede Erfahrung ist wichtig. Wer sich auf neue Erfahrungen einlässt, geht reicher weiter, auch wenn so manche Erfahrung bitter schmeckt. Jede Erfahrung ist ein Prüfstein für unsere Reife und will uns zeigen, wo wir aktuell stehen. Erfahrungen sind dazu da, uns zu lehren, eine neue Richtung zu wagen und uns aus verrosteten Scharnieren zu befreien. Sie wollen nur unsere Tür wieder richtig öffnen, um Neues zu herein zu lassen. So geschehen Wunder.
Natürlich machen wir dabei Fehler. Aber im tiefsten Sinne gibt es sie gar nicht – diese Fehler. Fehler sind nichts anderes als Erfahrungen, die die Möglichkeit in sich tragen, eine neue Richtung einzuschlagen und neue Wege auszuprobieren. Dabei werden wir immer begleitet. Die Liebe des Großen Geistes ist nicht immer erkennbar. Aber sie ist IMMER da – auch wenn wir gerade blind durch´s Leben stolpern.
Um das und um andere Dinge geht es in den nun folgenden Texten.
Ich hoffe, lieber Leser, dass es dir Freude macht, ein bisschen durch meine Gedankenwelt zu reisen. Was immer du findest ... es ist genau das, was du jetzt gerade brauchst.
Auf meiner eigenen, jahrelangen Suche nach Gott, nach mir selbst und nach für mich gültigen Lehren, bin ich auch mit einigen Lehrern in Berührung gekommen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich diese Lehrer persönlich kennengelernt oder mich lediglich mit ihren Lehrinhalten auseinandergesetzt habe.
Viele, von denen ich zunächst begeistert war, hielten nicht, was sie versprachen. Je länger ich mich mit ihnen beschäftigte und das, was sie lehrten, hinterfragte, desto mehr Widersprüche entdeckte ich in ihren Aussagen.
Es gibt eine Sorte Lehrer, die ich – für meinen Teil als gefährlich ansehe. Es sind die, die verkünden, dass wir alles selbst in der Hand haben und unsere eigenen Schöpfer sind. Gerade sie sind es, die oftmals umgeben sind von großen Fangemeinden. Sie ziehen die Menschen an und tatsächlich haben sie – auf den ersten Blick – großes Charisma. Vieles, was sie sagen, scheint erst einmal richtig und stimmig. Es kippt dann aber genau an der Stelle, an der ich – persönlich – weitergehe zu Gott, dem Schöpfer, während diese Lehrer diesem Punkt keine weitere Beachtung schenken.
Da heißt es dann nämlich in etwa: „Ihr seid selbst euer Schöpfer. Ihr selbst erschafft eure Welt. Ihr habt nur vergessen, dass ihr selbst Gott seid.“
Und genau hier gilt es konkret zu differenzieren, um nicht auf einem Irrweg zu landen.
In einem haben diese selbsternannten Götter recht, nämlich darin, dass wir in jedem Moment unser eigenes Glück oder Unglück erschaffen (Jeder ist seines eigenen Glückes Schmid). Wir selbst können tatsächlich in jedem Moment darüber entscheiden, ob wir dankbar, freudig, glücklich oder mürrisch, böse und leidend sein wollen. Selbst wenn uns etwas Schlimmes widerfährt, steht es uns frei, dieses Ereignis als wichtige Erfahrung oder als Strafe einzuordnen.
Was ich aber völlig anders sehe ist, dass wir nicht selbst unsere Welt erschaffen, sondern dass wir vielmehr in dieser Welt gelandet sind, um etwas zu erfüllen. Und diese Welt wird sehr wohl von etwas anderem erschaffen und gesteuert, als von uns selbst. Für mich gibt es auf jeden Fall etwas, das größer ist, als wir selbst und dem wir unterliegen.
Ein „wahrhaftiger“ Lehrer weiß, dass er seinen Atem nur geliehen bekam. Ein „wahrer“ Lehrer strebt auch gar nicht mehr danach, etwas „erschaffen“ zu wollen, denn er IST einfach. Er nimmt, was er vorfindet, als gegeben hin und lebt mit JEDER Situation. Es gibt nichts, das er ablehnt und es gibt nichts, was „er“ will. Er akzeptiert seine Lebensumstände – so wie sie sich ihm offenbaren.
Bei Lehrern, in deren Lehren es ausschließlich darum geht, etwas zu erschaffen, etwas zu verbessern, zu ändern oder zu erreichen, geht es bei genauerem Betrachten – immer nur um Weltliches. Menschen, die sich solchen Gurus anschließen, trachten in erster Linie danach, reicher zu werden, glücklicher zu werden, erfolgreicher zu werden. Sie leben nicht im Hier und Jetzt, sondern immer in der Zukunft – immer in Erwartung.
Anhänger wahrhafter Meister suchen nur eines ... den Weg zu Gott ... d.h. sie tragen den Wunsch nach Liebe, Freiheit und Frieden in sich, der unabhängig von persönlichem Reichtum oder Erfolg ist. Diese Lehrer dienen in der Regel Gott und erfüllen somit ihre ganz persönliche Aufgabe. Sie erwarten deshalb von ihrem Schüler keine Bezahlung und keinen Dank. Ihr einziger Wunsch ist es, den Schüler zu sich selbst zu führen. Dorthin, wo er auf alle Lehrerschaft im Außen verzichten kann und nur noch dem eigenen, inneren Weg folgt.
Für mich gibt es keinen Lehrer mehr, denn alles, was ich wahrhaft benötige, ist die tiefe Verbindung zu Gott. Und Gott finde ich immer und überall. In jeder Lebenslage, in allem, was mich umgibt, in jeder Situation, ob bei Tag oder Nacht, ob im Innen oder Außen, stets bin ich von ihm umgeben. Mal präsentiert er sich als Freund, dann wieder als Feind, mal ist er das Leben und manchmal der Tod. Tatsache ist, dass nichts ohne ihn stattfindet.
So ist ein guter Lehrer in meinen Augen dann ein guter Lehrer, wenn er seine Schüler dazu befähigt, keinen Lehrer mehr zu benötigen. Auch Jesus wollte, dass seine Jünger selbständig werden und ihrer inneren Stimme folgen.
Es war einmal eine kleine Blumenelfe, die sehr scheu und immer ein wenig ängstlich war. Stets war sie auf der Suche nach Sicherheit und Schutz und lebte so lange Zeit in einer Knospe. Sie fühlte sich wohl und geborgen und nie kam es ihr in den Sinn, dass es vielleicht noch etwas anderes geben könnte ... etwas, außerhalb ihrer Welt. Und so war sie zufrieden und arrangierte sich mit der Enge und Dunkelheit ihres Knospendaseins.
Manchmal lag sie da und träumte vor sich hin. Sie sah durch einen kleinen Spalt, durch den der Himmel schimmerte. Eigentlich reichte ihr das. Aber heute war etwas anders. Während sie durch diesen kleinen Spalt in das Blau starrte, flogen zwei Marienkäferchen kichernd über sie hinweg. Sie stutzte: „Gab es da draußen etwa doch noch etwas anderes?“ Die kleine Elfe versuchte in ihrer Knospe aufzustehen, sich zu recken und zu strecken, doch wann immer sie dies tat, stieß sie gegen die Knospenwände. Vielleicht zum ersten Mal nahm sie die Enge war, in welcher sie sich befand. Still setzte sie sich hin und wurde mit einem Male sehr traurig. Eigentlich fühlte sie sich ganz schön alleine. Gerne würde sie auch einmal mit jemandem lachen und am Leben teilhaben. Doch was war das eigentlich ... Leben?
Erstaunt stellte sie fest, dass sie gar nicht wirklich wusste, was Leben denn bedeutete. Sicher, sie lebte hier und sie lebte hier in Ruhe und Frieden. Es war trocken, bequem und sicher. Was wollte sie mehr? Das Elfchen schimpfte mit sich selbst. Es wollte doch nicht unzufrieden und undankbar sein ... hatte es doch alles, was es brauchte. Und doch ... es regte sich immer mehr ein Gefühl in der kleinen Seele, das stärker und stärker wurde. Die Elfe fühlte sich nicht mehr wohl. Alles wurde ihr zu eng und zu eintönig und in ihr wuchs ein Gefühl von Sehnsucht und unbändiger Neugier. Sie stellte sich vor, wie es wohl wäre, wie die Marienkäfer dort draußen sein zu können und all das zu sehen, was ihr in ihrer Knospe verschlossen blieb.
Jeder Tag wurde nun schwerer für die kleine Blumenelfe. Wollte sie wirklich dieses große Risiko eingehen und ihre Knospe verlassen? Was würde sie dort draußen wohl erwarten? Was, wenn sie dort in Gefahr geriete? Aber was wollte sie hier noch? Sie konnte sich weder ausstrecken, noch entspannen, noch gab es irgendeine Abwechslung in ihrem Leben. Der Leidensdruck wuchs und wuchs und eines Tages erwachte das Elfchen von schrecklichen Alpträumen. Es träumte, dass es von der Enge und Dunkelheit seines Daseins verschluckt würde und für alle Zeiten dort gefangen bleiben musste. Da gab es sich einen Ruck. Es nahm allen Mut und alle Kraft zusammen und streckte sich so sehr, dass es die Knospe auseinander drückte.
Und dann floss es auseinander. Nach und nach öffnete es sich und breitete sich aus. Es streckte seine Glieder, es machte sich lang und breit und gab sich ganz dem Leben hin. Nie zuvor fühlte sich die Elfe so frei. Ihr Herz wurde durchflutet von einem Glücksgefühl, welches sie noch nie gefühlt hatte und noch blinzelnd sah sie sich um. Der Wind fuhr ihr sanft durch ihre Blütenblätter und die Sonne neigte sich zu ihr herunter, um sie zu wärmen. Auf einem ihrer Blätter nahm doch tatsächlich ein Marienkäfer Platz und flüsterte ihr zu, wie wunderschön er sie fand. Was freute sich da die kleine Elfe. Da gab es jemand, der sie schön fand. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich das Elfchen lebendig.
Sie lachte und jauchzte und wollte nur eines: leben und lieben, tanzen, singen und glücklich sein. „Wie wunderschön doch das Leben sein kann“, dachte die kleine Elfe und fragte sich: „Warum nur bin ich nicht früher aufgebrochen?“ Doch sie lernte und begriff, dass das größte und erstaunlichste Wachstum nur dann möglich ist, wenn es aus dem Schmerz erwächst.
Erst wenn wir leiden, spüren wir den Wunsch nach Veränderung. Zuerst müssen wir unseren Mangel wahrnehmen, um zu erkennen, dass es da mehr gibt, als das, was wir kennen. Und erst wenn wir aus unserem Kokon ausbrechen und das Risiko eingehen, zu leben, entfalten wir unsere Schönheit und Lebendigkeit. Dann werden wir zum zweiten Mal geboren. Geboren aus unserem eigenen Willen heraus ... aus der Sehnsucht nach uns selbst.
Und geht unsere Blütezeit zu Ende, dann nehmen wir die Erinnerung an all diese Süße und Schönheit mit, die wir gefunden haben, als wir uns ganz dem Leben hingaben. Wie wenig hätten wir doch gekostet von diesem süßen Leben, hätten wir nicht mutig unsere Knospe verlassen.
Selbst wenn Stürme die Blüte schütteln und Blütenblätter von ihrer Schönheit hinweg reißen. Selbst wenn Regen unerbittlich auf sie niederprasselt und dunkle Stellen auf ihr hinterlässt. Selbst wenn Menschenhände sie achtlos
abpflücken ... niemals wird ihr die Erinnerung genommen werden können ... die Erinnerung an ihre schönste Zeit.
Ich habe die Erde als kleines Abbild des Paradieses für mich entdeckt. Nicht immer und nicht überall kann man diesen Eindruck gewinnen. Aber manchmal.
Manchmal fühle ich mich diesem Paradies so nahe. Zum Beispiel am Morgen, wenn ich ganz früh, bei Sonnenaufgang, mit meinen Hunden unterwegs bin. Das ist eine Zeit der Ruhe und des Friedens. Still liegen die Felder vor mir, wippende Maisblätter, sich wiegende Gräser, leuchtende Blumen und über allem der erste Glanz der Morgensonne.
Die Gräser erscheinen in einem glänzenden Goldton, die Blätter des Maises wirken durchsichtig. Jede Ader ist zu sehen, durch die der Lebenssaft in ihnen fließt und ganz zart ist ihr grünes Gewebe, das sich darüber spannt. Über mir fliegen Vögel und aus den Bäumen zwitschern sie mir ihre Lieder zu. Wir sind entspannt und genießen diesen Frieden – die Hunde und ich.
Das sind die Inseln, die ich mir während eines jeden Tages schaffe und aus denen ich Kraft schöpfe. Wenn meine Kraft versiegen will, brauche ich nur hinaus zu gehen in die Natur. Irgendwo an einen stillen Ort. Ich muss dann einfach nur wahrnehmen und sie in mich hineinfließen lassen. Und schon erfüllt mich Kraft, die aus vorüberziehenden Wolkenbildern zu kommen scheint, aus Mutter Erde, aus Bäumen und Sträuchern, aus der Luft, dem Wind und der Sonne.
Vielleicht ist es so, dass wir diese Schönheit als Abbild des Paradieses mit auf den Weg bekommen haben, um uns immer daran zu erinnern, woher wir kommen und wo wir einst wieder hingehen werden. Es ist ein Trost für den, der begreift und nicht achtlos an der Natur vorübergeht.
Das Paradies ist schöner – viel schöner – als die Erde an ihrer schönsten Stelle. Doch hier sind wir eben auch nicht im Paradies. Wir haben hier unsere Aufgabe zu erfüllen.
Es scheint mir, dass die Erde uns die Möglichkeit bietet, zu entscheiden, wem oder was wir folgen wollen. Da der Mensch Bewusstheit erlangen kann, soll er sie auch einsetzen und sich klar darüber werden, wer er ist und zu wem er gehört. Dafür sehe ich die Erde als alleinige Möglichkeit an.
Wir wurden gewarnt – immer wieder. Doch die Menschheit wollte nie hören. Sie will auch jetzt nicht hören. Das Ego ist inzwischen so groß geworden, dass viele Menschen glauben, sie seien selbst Götter. Wer aber nicht ganz klar „ja“ zu Gott sagt und den eigenen Willen seinem unterstellt, der sagt „nein“ zu ihm. Denn wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Ein bisschen Gott gibt es ebenso wenig wie ein bisschen schwanger.
Es wartet beides auf uns. Das Paradies, wie auch die Hölle. (Was ich unter dem Begriff Hölle verstehe, dazu komme ich später noch). Die Entscheidung überlässt Gott alleine uns, denn er hat uns – als einzigste Wesen – mit einem freien Willen ausgestattet. Nur dadurch ist es uns möglich, wieder ins Paradies zu gelangen. Wir müssen uns ganz klar für oder gegen ihn entscheiden.
Es gibt da keinen Kompromiss.
Deshalb dürfen wir auf der Erde sein. Was uns manchmal als riesige Last erscheint, ist ein großes Geschenk. Und dieses Geschenk ist einmalig. Der Erdenweg ist sehr anstrengend und fordert viel von uns. Aber er bietet auch eine einmalige Chance. Wir können uns entscheiden, nach diesem Leben wieder ins Paradies einzuziehen. Die Lehre von Reinkarnation scheint mir eine Falle. Auch wenn uns Gott nicht fallen lässt, so wird es doch nach diesem Erdenleben schwerer, uns aus den trügerischen und illusionistischen Banden zu befreien.
Jesus kam, uns dies zu lehren. Er hat versucht die Menschen aufzuwecken, doch nur wenige haben ihm geglaubt. Er kam nicht, um verehrt zu werden. Er hat es abgelehnt, angebetet zu werden. Sein einziger Wunsch war es, die Menschheit zu befreien und auf den richtigen Weg zu führen. Er wollte, dass wir den höheren Plan Gottes verstehen.
Gott hat uns als Menschen gestaltet, weil wir dadurch die Kluft (die Dualität, in die wir geworfen wurden) überwinden können. Wir sind seine Hoffnung, denn wir sind die Brücke zwischen Himmel und Erde. Und nur der Mensch ist fähig, beides miteinander zu verbinden. Alles, was im geistigen Reich lebt, kann sich nicht mit dem irdischen verbinden. Ebenso ist es umgekehrt. Sie alle können nur wirken, haben aber keine persönliche Macht. Einzig der Mensch kann wählen, wem er dienen möchte.
Meiner Auffassung nach, kann Dualität hier auf Erden nicht überwunden werden. Solange wir Erdenkinder sind, ist sie ein Teil unseres Daseins. Wie sollte sie auch überwunden werden? Es hieße dann ja, dass es nur noch Nacht gäbe, aber keinen Tag mehr oder umgekehrt. Oder dass es nur noch heiß wäre und nie mehr kalt ... usw.
Nein ... hier auf dem Planeten Erde herrscht Dualität. Und erst zum Zeitpunkt unseres Todes löst sich diese Dualität wieder auf. Wir gehen dann entweder ins Licht oder in die Dunkelheit. Jetzt gibt es keine Dualität mehr. Haben wir uns also hier für die „Dunkelheit“ (Dunkelheit bedeutet, dass ein Mensch nicht bewusst werden möchte) entschieden, können wir bei unserem Tod (noch) nicht ins Licht gehen. Wir müssen dann einen dunkleren Weg gehen und zwar so lange, bis wir uns aus eigenem Willen dem Licht zuwenden. Das ist schon ein erster Einblick in das, was die Religionsschriften Hölle nennen.
Nach meiner Auffassung gibt es im Daseinsbereich, der uns nach dem Tod erwartet, nicht nur einen Weg ins Licht und einen in die Dunkelheit. Ich meine, es gibt viele Wege – zugeschnitten auf die jeweiligen Entwicklungsstufen und Bewusstseinszustände des Menschen. Dort wird das fortgeführt, was von der Erde mitgebracht wird. Je mehr wir also bereits hier erlösen, umso freier werden wir dort sein und umso eher auch in paradiesische Sphären gelangen.
Wer von uns ist schon unbeschadet durch die Wirren seiner Kindheit gekommen? Sicher, es gibt sie, die wohlbehüteten und geliebten Kinder ... keine Frage. Doch sehr viele werden andere Erfahrungen gemacht haben. Gerade die „Nachkriegsgeneration“, der auch ich angehöre, hatte noch sehr unter ihren oftmals stark traumatisierten Eltern zu leiden.
Dies soll kein Vorwurf sein – ich habe längst begriffen, dass jede Generation ihre Spuren hinterlässt – gute und weniger gute. Auch wir. Wir können nur immer wieder neu lernen und wachsen.
Worauf ich hinaus möchte, ist die Loslösung dieser alten Geschichten. Dazu müssen wir leider noch einmal in die dunklen Zeiten unserer Kindheitsgeschichte hinab tauchen.
Bei mir war es so, dass sich mein Geist sehr lange dagegen wehrte, doch die Seele lässt da keine Ausflüchte gelten. Wenn die Zeit reif ist, ruft sie und wer glaubt, ihren Ruf verdrängen zu können, der wird eines Besseren belehrt. So auch ich. Ich wurde lange sehr krank.
Erst viele Jahre später durfte ich erkennen und begreifen, welch wunderbare Möglichkeit mir gerade dadurch eröffnet wurde. Denn all das brachte mich zurück zu dem Punkt, an dem alles entstand und an dem dann auch Heilung möglich wurde.
Lange Zeit weigern wir uns, zu akzeptieren, dass wir auf schlimme Weise verletzt wurden. Verletzt von den einzigen Menschen, die wir einst liebten; verletzt von den einzigen Menschen, denen wir einst vertrauten. Wir wurden von ihnen verraten, verkauft und im Stich gelassen.
Und je mehr wir von Außen im Stich gelassen wurden, desto mehr ließen wir uns auch im Inneren im Stich. Wir versteckten uns tief in uns selbst und dachten, dass wir dort geschützt seien und keiner uns mehr weh tun könnte.
DAMALS – war das richtig und wichtig!
Heute aber ist es zu einem Hindernis geworden. Heute ist es erforderlich, die alten Mauern niederzureißen und all die kleinen inneren Buben und Mädchen zu erlösen. So lange haben sie in der Dunkelheit des Unterbewusstsein ausgeharrt und auf uns gewartet. Es ist deshalb so wichtig, damit nicht auch wir wieder unsere alten Wunden weiterreichen an unsere Nächsten und Übernächsten. Nur wenn wir die Verantwortung dafür übernehmen und dafür sorgen, dass wir heil werden, können wir auch den Fluch der Generationen durchbrechen und unsere Kinder und Enkelkinder heil aufwachsen lassen. Erst dann werden wir fähig sein, ihnen die so wichtige Freiheit zum eigenen Wachstum zu schenken. Erst dann werden wir sie als eigenständige Persönlichkeiten begreifen – als Leihgabe Gottes.
Sie haben es verdient, frei sein zu können ... leben, lieben, spielen, experimentieren, erfahren und am Leben teilhaben zu dürfen.
Dazu ist es aber erforderlich hinzusehen – uns anzuschauen und unsere inneren Kinder an die Hand zu nehmen. Es ist wichtig, diesen verletzten Wesen die Tränen abzuwischen und ihre Rotznasen zu putzen. Es ist wichtig, ihnen immer wieder zu versichern, dass wir uns ab heute um sie kümmern werden. Und es ist wichtig, uns daran zu halten und ihnen zu beweisen, dass wir es ernst meinen und sie nie wieder im Stich lassen.
Und indem wir den Blick auf unsere inneren Kinder richten, spüren wir diese riesige Trauer in uns ... diesen ganzen fürchterlichen, alten Schmerz, den wir aushalten mussten. Den Schmerz, vor dem wir sie damals nicht bewahren konnten, den wir ihnen nicht ersparen und nicht abnehmen konnten.
Und dann fangen wir an, sie zu verstehen. Wir beginnen, ihren Schmerz zu fühlen.
Und wir fangen an, sie anzunehmen als die einst verletzten Kinderherzen, die sie waren.