Editorial
Expeditionen werden meist assoziiert mit Reisen zu noch nicht erforschten Erdteilen und Regionen: Nord- und Südpol, die höchsten Gipfel der Erde, die Tiefsee, Urwälder und Wüsten. Für den Entschluss, in unbekanntes Terrain vorzudringen, sind Neugier, Unerschrockenheit und die Offenheit, Unerwartetem zu begegnen, die wichtigsten Voraussetzungen. Die Expedition selbst ist hingegen ein konkreter Vorgang, der präzise Planung, praktisches Denken und pragmatisches Vorgehen verlangt und dem die direkte Erfahrung eingeschrieben ist. Ergebnisse einer Expedition sind abhängig von der Art des Umgangs mit ihrem Verlauf. Dadurch entstehen Diskrepanzen zwischen Karte und Weg, Vorstellung und Realität. Mit jeder Expedition werden neue Daten erhoben, wird Wissen generiert oder korrigiert.
In GAM.13 Spatial Expeditions wird mittels der Methode der Expedition der Fokus nicht auf ferne, unbekannte Räume, sondern auf den uns umgebenden, gebauten Raum gelenkt, den es allerdings mit geändertem Blickwinkel und/oder ungewohnter Sichtweise neu zu entdecken gilt. Dabei sind es vor allem die nicht-visuellen Zugänge, die uns erfolgversprechend scheinen, Neues im scheinbar Bekannten zu entdecken. Die Wahrnehmung von Raum mit all unseren Sinnen bildet u.a. die Basis phänomenologischer Forschung. Man möchte daher meinen, dass raumphänomenologische Überlegungen einen zentralen Bestandteil nicht nur jeder Analyse von Architektur, sondern auch jeder architektonischen Entwurfsentscheidung bilden. Über die physisch erfahrbaren Eigenschaften von Raum und seine atmosphärischen Qualitäten findet dennoch innerhalb der Architekturdisziplin kein kontinuierlicher Diskurs statt, wie man es aus anderen Disziplinen sehr wohl kennt. Peter Zumthors paradigmatische Schriften Architektur Denken oder Atmosphären, die ein raumphänomenologisches Verständnis von Architektur ins Zentrum rücken, gehören zu den wenigen Ausnahmen. In der aktuellen wissenschaftlichen Auseinandersetzung dominieren vielmehr die Stimmen nicht gestaltender Disziplinen. Architektonische Diskurse zu Raumerfahrung und Atmosphäre bleiben meist auf das Virtuelle beschränkt, in dem die Orte des Erfahrens immer fiktiv bleiben. Die Fokussierung auf den simulierten Raum wirft aber zwangsläufig die Frage nach der Bedeutung von realen Räumen und deren Entdeckung in einer bereits kartografierten Welt auf.
Diese Feststellungen nehmen wir zum Anlass, elementare Parameter der Raumwahrnehmung zurück ins Zentrum einer Betrachtung von Architektur zu stellen, die Rückschlüsse auf die eigentliche Raumgestaltung bereithalten. Die Methode der Expedition ermöglicht dabei einen experimentellen Umgang und bietet die Chance, neue Erkenntnisse und Sichtweisen auf den gebauten Raum sowie auf Praktiken seiner Erkundung zu gewinnen.
Wenn wir von Bekanntem sprechen, so meinen wir etwas, was uns vertraut und geläufig ist. Konzentrieren wir unser Denken auf eine nicht so beachtete Stelle im uns Vertrauten, kann dies neue Erkenntnissen oder Änderungen im Umgang mit der Materie bewirken.
Im ersten Abschnitt – Reading Environments – nähern wir uns daher bereits Bekanntem in ungewohnter Weise an. Karen van den Berg und Christina Buck geben einen kurzen Überblick über den Raumbegriff, wie dieser in den verschiedenen Disziplinen verhandelt wird und stellen eine Reihe experimenteller Raumerkundungen in der Architektur vor. Eric Ellingsen lädt ein, ihn auf einer seiner Expeditionen durch die griechische Stadt Thessaloniki zu begleiten und mit ihm die eigene, gewöhnliche Wahrnehmung gehörig durcheinander zu bringen. Für die gewöhnliche Raumwahrnehmung sind ephemere Elemente wie Schall und Geruch von entscheidender Bedeutung, werden aber in der Regel ausgeblendet. Irmgard Frank geht dem Geruch raumkonstituierender Materialien nach und verleiht ihnen dadurch erhöhte Aufmerksamkeit. Sam Auinger und Dietmar Offenhuber erkunden das akustische Profil von Städten, machen uns auf die oft unterschwellig vorhandenen Geräuschkulissen aufmerksam und sensibilisieren damit auf die auditiven Qualitäten von Raum und Ort. Gabi Schillig verweist schließlich auf die Kraft vorhandener Räume, die mittels künstlerischer Interventionen zu dialogischen Räumen werden und damit RaumnutzerInnen zur Interaktion mit diesen auffordern.
Expeditionen sind außerdem Reisen ins Unbekannte mit dem Ziel, Neues zu entdecken. Die Ungewissheit dessen, was einen erwartet, die Bereitschaft, Umwege in Kauf zu nehmen und Rückschläge einzustecken wird aufgewogen durch die Chance, Zukunftsweisendes zu erschließen. Im zweiten Teil von GAM.13 – Exploring Terrains – wird mit unterschiedlichen Werkzeugen und Denkansätzen Unerforschtem nachgegangen. Im von Claudia Gerhäusser mit Sebastian Behmann geführten Interview steht der experimentelle Zugang des Studio Other Spaces im Zentrum. Dieser wird anhand eines Projektes im Ilulissat Eisfjord deutlich gemacht, der die entwerfenden ArchitektInnen mit völlig neuen Bedingungen konfrontiert hat. Neeraj Bhatia nutzt den ephemeren Baustoff Luft und deren Temperatur. Er erzeugt Raum ohne physisch gebautes Äquivalent und choreografiert darin Interaktionen der Menschen. In der Wechselwirkung von Mensch und Temperaturzonen entstehen auch Wechselwirkungen von Mensch zu Mensch. Angesichts eines Paradigmenwechsels im Verhältnis von Natur und Mensch hin zu einem Verständnis zweier sich gegenseitig beeinflussender Systeme stehen wir vor neuen Herausforderungen im Bauen. Klaus K. Loenhart führt anhand des österreichischen EXPO Pavillons in Mailand 2015 aus, mit welchen technischen Mitteln die gewünschte Raumatmosphäre erzeugt wurde und welche neuen Erkenntnisse für das Leben im Anthropozän daraus gewonnen werden konnten. Samuel Zwerger beschreibt ein zu seiner Zeit zukunftsweisendes Projekt des Musikers Iannis Xenakis. Der 1958 für die EXPO in Brüssel entstandene Philips-Pavillon war eine entwerferische Expedition, durch die musikalische Notation in architektonische Form gebracht wurde. Und Philippe Rahm entwickelt mit dem Fokus auf klimatische Anforderungen an den Raum neue Raumkonstellationen, die auch den NutzerInnen eine Expedition in Unbekanntes abverlangen. Neu erscheint uns ebenso die Art und Weise, wie die Künstler- und Architektengruppe Numen/For Use Räume bildet. Ohne Konstruktion und mit weichem Material lässt sie statisch belastbare und begehbare Räume ohne Bodenkontakt entstehen.
Der dritte und letzte Teil von GAM.13 – Mapping Transitions – dokumentiert Expeditionen, die Veränderungen thematisieren und damit nicht festgeschrieben sind. Sie berichten von Entdeckungen, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen, sondern von einem Zustand in einen anderen führen. Das schließt auch mehrdeutige und widersprüchliche Qualitäten von Räumen ein. Malcolm McCullough widmet sich neuen Praktiken räumlichen Vorstellungsvermögens und untersucht, inwiefern sich gebauter Raum durch „ambiente“ Information, wie sie in einer durch Medien erlebten Welt erzeugt wird, verändert hat. Damit vermutet er eine raumphänomenologische Entwicklung, die in Zukunft den architektonischen Entwurf zu beschäftigen hat. Franziska Hederer analysiert Veronika Mayerböcks Licht- und Sound-Performances mit und im Raum, die von deren Ausbildung zur Architektin geprägt und mit ihrer tänzerischen Praxis verwoben sind. Shreepad Joglekars Fotoessay lässt uns an der Expedition in ein US-Truppenübungsdorf teilhaben, in dem Fiktionen real sind und das Reale fiktiv wird. Marta Traquino transferiert eine Wohnung in Lissabon durch künstlerische Intervention in den Zustand des Absurden und konfrontiert deren BesucherInnen mit der Unsicherheit oder auch der Neugier, die offenstehende Türen in uns auslösen. Und in der Fotostrecke von Martin Grabner über Tel Aviv zu Jom Kippur wird sichtbar, wie sich die Lesbarkeit von Raum wandelt und dessen Wahrnehmung ändert, wenn eine vom Alltag abweichende Raumaneignung stattfindet.
Es ist den einzelnen Disziplinen eigen, einen jeweils spezifischen Blickwinkel auf die Wirklichkeit zu haben. Aus diesem Bezugssystem heraus denkend und agierend sich in andere Bezugssysteme hineinzuwagen, eröffnet die Chance, neue Wirklichkeiten aufzuspüren und Fenster in zukünftige Räume – gedachte und gebaute – zu öffnen. Wir sind mit dem Anspruch angetreten, Grenzbereiche zu betreten, auch noch nicht ganz Erkennbares, erst verschwommen Wahrnehmbares ausfindig zu machen und hoffen, mit dem Themenschwerpunkt von GAM.13 Spatial Expeditions einen Beitrag dazu zu leisten.
Wie seit vielen Jahren üblich, folgen auf die thematischen Beiträge Rezensionen aktueller Publikationen, die wir für den Architekturdiskurs relevant halten. Das Spektrum reicht diesmal von Entwurfs- und Wahrnehmungstheorie über Forschungsmethoden für ArchitektInnen, eine Medienanalyse des Architekturbuches, Stadtplanungstheorie und Landschaftsarchitektur bis zu architekturgeschichtlichen Themen, die mit Neuerscheinungen über die Reformarchitektur um 1900, die Planung von KZs und das Werk von Yona Friedman ein sehr breites Feld abdecken.
Abgerundet wird GAM.13 von den Faculty News, die einen Einblick in wichtige Ereignisse und Aktivitäten der Architekturfakultät der TU Graz des vergangenen Jahres vermitteln. Zu Berichten über Personelles, Publikationen, Preise, Ausstellungen und Veranstaltungen ist die neue Rubrik Forschung hinzugekommen, welche die seit geraumer Zeit anwachsenden Leistungen unserer Fakultät auf diesem Gebiet verstärkt in den Fokus rücken soll. Über unsere Pläne für GAM.14, das im April 2018 erscheinen wird, informieren wir mit unserem Call for Papers auf den letzten Seiten. Mit dieser Ausgabe erscheint GAM erstmals bei JOVIS, Berlin, der sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten deutschen Architekturverlage mit Vertriebsnetz in Asien und Amerika entwickelt hat. Als zweisprachige Zeitschrift fühlen wir uns bei JOVIS besonders gut aufgehoben und freuen uns über die weitere Zusammenarbeit. Wir danken unseren Unterstützern sowie allen Mitgliedern unserer Fakultät und den internationalen AutorInnen, die mit ihren vielfältigen Expertisen zum Gelingen dieses Heftes beigetragen haben, und wünschen eine spannende Lektüre.
Irmgard Frank/Claudia Gerhäusser/Franziska Hederer
READING
ENVIRONMENTS
Zur Poetik der Raumvermessung
Aneignen, Agieren, Atmosphären erzeugen
Karen van den Berg | Christina Buck
1 Workshop „Yoga und Design“, Immanuel Grosser/Dominik Lutz, Lehrprogramm „Kreative Performanz“, Zeppelin Universität Friedrichshafen, 2016 © Karen van den Berg
Dekodierung und experimentelle Vermessung. Das Spektrum der Erkundungs- und Erforschungsansätze von Räumen hat sich in jüngerer Zeit merklich erweitert. Dabei lässt sich ein verstärkter Rückgriff auf künstlerisch-interventionistische Methoden und ein vermehrter Einsatz von Bild- und Tonmedien beobachten. Viele dieser neueren Ansätze haben mit einer Politisierung des Raumdiskurses zu tun und stehen im Zusammenhang mit neueren psychosozial bestimmten Raumepistemologien.1 So sind etwa die vom Kollektiv Forensic Architecture durchgeführten multimedialen Erkundungen von menschenrechtsverletzenden Siedlungspolitiken, die 2016 auf der 15. Architekturbiennale in Venedig zu sehen waren, ein sprechendes Beispiel für diese erweiterte Perspektivierung.2 Aber auch das 2015 in Baden-Württemberg gestartete Förderprogramm der „Reallabore“ für nachhaltige Transformationsprozesse zeigt, dass Untersuchungen von urbanen Räumen, Landschaften und Gebäuden immer häufiger intervenierend erfolgen und nicht nur beobachtend.3 Raumaneignung ist dabei zu einem der Schlüsselbegriffe geworden.4 Einige neuere experimentelle Methoden zielen deshalb vor allem darauf ab, die verdeckten symbolischen und imaginären Dimensionen von Räumen genauer zu beleuchten und so einem komplexeren Raumbegriff gerecht zu werden. Sie nehmen Atmosphären in den Blick und beobachten soziale Interaktionsmuster, spüren emotionalen Dimensionen von Räumen nach und erhellen verborgene Machtverhältnisse. Dabei nutzen sie alternative Notationssysteme und Kartierungstechniken sowie interaktive spielerische Ansätze wie das Übersetzen und Rückübersetzen in unterschiedliche Medien (Abb. 2). Dies zumindest gilt für jene Analysestrategien, die etwa unter dem Begriff des dérive firmieren und für solche, die im Umfeld des kooperativen Urbanismus zum Einsatz kommen oder von dem erwähnten Kollektiv Forensic Architecture entwickelt wurden.5 Solche Beispiele werden im Folgenden nach einigen kurzen theoretischen Überlegungen vorgestellt.
2 Alternative Notationssysteme, Workshop „Mediation of Artistic Knowledge“, IKKM Weimar, 2016 © Karen van den Berg
Etwas Theorie und Sinn für den Raum. Inspiriert sind viele dieser neuen Erkundungsansätze von Theoretikern wie Michel Foucault, der die Geschichte des Raumes als Geschichte ökonomisch-politischer Mächte beleuchtete und dabei auch die Wirksamkeit imaginierter Räume herausgearbeitet hat.6 Wichtige Theorieangebote lieferte aber auch Henri Lefebvre, der das Verständnis dessen, was unter räumlichen Ordnungen verhandelt wird, in den 1970er Jahren neu bestimmte. In seiner heute wieder intensiv rezipierten Schrift La production de l’espace (dt. Die Produktion des Raums) beschrieb er räumliche Ordnungen nicht allein als topologische, funktionale und formale Arrangements von Objekten, sondern vor allem als performativ erzeugte psychosoziale Beziehungsgefüge mit lebenspraktischen Bedeutungsschichten.7 Diesem Verständnis folgend werden Räume ganz wesentlich durch ihre Nutzungsweisen hervorgebracht. Ihre Programmierung liegt in der Hand verschiedenster Akteure und ist nicht allein bestimmt durch ein architektonisches Gerüst.8
Andere entscheidende theoretische Überlegungen, die herausarbeiten, dass Räume allererst in einem komplexen praktischen Vollzugszusammenhang erfahrbar werden, finden sich in der frühen Sozialpsychologie. Sie zeigen auf, dass Räume durchdrungen sind von kollektiven Imaginationen, die zu sozialen Tatsachen werden, die eingrenzen, ermöglichen und zu ganz konkreten Vollzügen aufrufen. Diesen Konnex beschrieb einer der Pioniere der Sozialpsychologie, Kurt Lewin, in seinem äußerst bemerkenswerten Essay „Kriegslandschaft“.9 Im Krieg – so zeichnet er es, als er 1916 verwundet von der Front zurückkehrte, nach – wird ein landschaftlicher Raum, ein Weg oder ein Baum plötzlich nur noch unter dem Gesichtspunkt des Schutzes und der Deckung gesehen. Der Raum kann schlagartig eine eindeutige Richtung erhalten, die sich an der Frontlinie orientiert. Das Involviert-Sein in ein Gefecht transformiert die Raumwahrnehmung derart grundlegend, dass eine Landschaft, die zuvor unendlich und offen schien, nun plötzlich ein Ende hat: die Frontlinie.
Lewins eindrückliche phänomenologische Analyse beschreibt aus psychologischer Perspektive, was Martin Heidegger mit seinen Überlegungen in Sein und Zeit später philosophisch fasste. Heidegger prägte dabei den Begriff des „In-der-Welt-seins“, den er an die Stelle der abendländischen Subjekt-Objekt-Dichotomie rückte.10 Der Mensch ist demnach immer schon in konkrete Vollzüge hineingestellt, ist stets in die Welt involviert, steht ihr niemals gegenüber.11 Heidegger betonte dabei auch den zeitlichen Vollzugscharakter des menschlichen Verhältnisses zur Welt und die Tatsache, dass jeder Weltbezug stets auch vorreflexiv gestimmt ist. Hierfür prägte der Philosoph den Begriff der „Befindlichkeit“.12
Gerade in den letzten Jahren bildeten diese Überlegungen den Ausgangspunkt einer kulturwissenschaftlichen und philosophischen Raumwissenschaft, die den Begriff der „Atmosphäre“ ins Zentrum stellte.13 Das Phänomen der Atmosphäre gilt hier als gleichermaßen der subjektiven Wahrnehmung wie auch den umgebenden Dingen selbst eingelagert. Der Stadtforscher Jean-Paul Thibaud etwa beschreibt Atmosphären als gefühlte Tatsachen, die das In-der-Welt-Sein stimmen und bestimmen. „Wir nehmen also mit anderen Worten eine Atmosphäre nicht wahr, sondern wir nehmen gemäß einer Atmosphäre wahr“, schreibt er.14 In seinem raumtheoretischen Monumentalwerk Sphären bezeichnete Peter Sloterdijk das Atmosphärengefühl als „Intim-Sinn“, der doch zugleich öffentlicher sei als alle anderen Sinne und schneller als jede analytische Differenzierung: „In Atmosphären sind sie [die Menschen] eingetaucht, aus Atmosphären spricht zu ihnen das Offenbare […] Sender, Empfänger, Kanal, Medium, Code, Botschaft – diese Distinktionen kommen für die Grundöffnung zu spät.“15
Gerade das Untersuchen und systematische Erfassen von Atmosphären stellt deshalb eine besondere Herausforderung dar. Vor ähnliche Schwierigkeiten sieht man sich bei der Erforschung psychosozialer Texturen und sinnlich-emotionaler oder symbolischer Wirkungen von Räumen gestellt. Vor diesem Hintergrund bildet sich deshalb immer deutlicher ein Bemühen um neue Methoden der Erkundung, die auch jenes soziale Kraftfeld, das im Raum von Akteuren und Dingen gemeinsam erzeugt wird, systematisch erfassen. Genau dies probieren jene künstlerisch inspirierten Ansätze räumlicher Analysen. Sie versuchen durch körperliches Interagieren, räumliche Aneignungspraktiken und mediale Techniken Atmosphären und Machtverhältnisse greifbar zu machen.
Sinnliche Expeditionen. Im akademischen Kontext werden seit einigen Jahren alternative Beobachtungs-, Erkundungs- und Forschungsstrategien erprobt, die rein begriffliche Weltzugänge durch ein sinnliches Theorieprofil zu erweitern suchen und dabei auch vorreflexivem und verkörpertem Wissen Rechnung tragen und so eine gewisse Unerklärbarkeit ihres Untersuchungsgegenstandes einkalkulieren.16 Diesen Überlegungen folgt beispielsweise auch das vor einigen Jahren etablierte experimentelle Lehrformat „Kreative Performanz“ an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen.17
Durch künstlerische Techniken aus den Bereichen Design, Architektur, Performance, Musik, Film und Konzeptkunst werden im Rahmen der „Kreative Performanz“-Veranstaltungen Erkenntnisse aus dem Experimentieren mit der eigenen Wahrnehmung gewonnen. Dies geschieht, indem sinnliche Erfahrungen in Artefakte und Handlungen umgesetzt werden. Räume werden vor allem leiblich, aber auch medial unterstützt, erspürt und ausgelotet. So probiert etwa ein Yoga-Workshop der Künstler und Körpertrainer „Y 8“ den eigenen Beobachtungsstandpunkt in Handlungen zu integrieren (Abb. 1). Angefangen wird dabei mit einer Sensibilisierung der Eigenwahrnehmung in wiederholten Übungen (sogenannten „Asanas“). Zu dieser Methode gehört auch die strenge Einschränkung der körperlichen Handlungsoptionen. Dabei wird in Treppenaufgängen, Korridoren und zwischen Bibliotheksregalen eingeübt, leibliche Erfahrungen performativ zu übersetzen. So verwandeln sich diese Räume in Bühnen, auf denen das Repertoire der universitätsüblichen Verhaltensmöglichkeiten neu definiert wird. Zugleich aber gewinnt man einen Zugang zu den Räumlichkeiten und Umgebungen, der sich von der gängigen Handlungsorientierung gelöst hat.
Ein weiteres Beispiel im Rahmen desselben Lehrformats an der Zeppelin Universität sind die Erkundungstouren des Tänzers Daniel Aschwanden, der dazu auffordert, das Erleben mehr oder weniger frequentierter öffentlicher Orte – etwa eines abgelegenen Bahngeländes – in Bewegungen zu übersetzen (Abb. 3). Psychophysische Reaktionen Einzelner werden dabei von der Gruppe adaptiert und überzeichnet. Durch ihre Multiplikation erhalten Bewegungen etwas Imaginatives. Auf diese Weise werden unbewusste Emotionen und räumliche Atmosphären sichtbar gemacht.
Ein drittes Beispiel aus diesem Lehrformat sind die Geländeexkursionen der Performancekünstlerin Sylvi Kretzschmar. Sie fängt zunächst vor allem akustische Signale ein. Mit Hilfe von Soundaufnahmegeräten werden Stimmungen und klangliche Resonanzen an Orten ertastet, die sonst nicht als solche zu Bewusstsein kommen (Abb. 4–5). Durch den Einsatz von Kontaktmikrophonen, Verstärkungssystemen und Verfremdungseffekten können sich dabei die Geräusche auf einer Tischoberfläche ins Monströse steigern und damit die psychosoziale Wirkung von Skalierungseffekten erfahrbar machen.
3 Workshop „Tanz und Performance“, Daniel Aschwanden, Lehrprogramm „Kreative Performanz“, Zeppelin Universität Friedrichshafen, 2013 © Daniel Aschwanden
4–5 Workshop „Performance“, Sylvi Kretzschmar, Lehrprogramm „Kreative Performanz“, Zeppelin Universität Friedrichshafen, 2014 © Zeppelin Universität
Diese sinnlich-experimentellen Erkundungsstrategien versuchen allesamt Atmosphären nachzuspüren oder eingeschliffene Interaktionsmuster zum Bewusstsein zu bringen, indem man sie absichtlich vermeidet. Dabei wird der Körper selbst als Medium verstanden, der sich in unmittelbarer Korrespondenz mit Umgebung, Objekten und sinnlichen Stimuli verhält. Dieses „lebendige“ Wissen wird anschließend in Bilder, Klänge und Filme übersetzt und so als Analysegegenstand greifbar gemacht.
Dérive. Eine gerade im Bereich der Stadtforschung bekanntere Erkundungstechnik ist das dérive, ein systematischunsystematisches Umherschweifen und Atmosphärenaufzeichnen (Umherschweifen = franz. dérive).18 Die von Guy Debord bereits 1958 entwickelte Praxis geht auf eine kritische revolutionäre Haltung der situationistischen Bewegung im Frankreich der 1950er Jahre zurück.19 Sie stieß aber erst in den letzten Jahrzehnten im Rahmen des neuen kooperativen Urbanismus auf breitere Resonanz. Dabei wird ganz explizit an die Situationisten angeknüpft. Diese wandten sich damals gegen ein Raum-, Planungs- und Architekturverständnis, das allein utilitaristischen Prinzipien zu entsprechen hatte und einem sehr eingeschränkten Profil funktionalistischer Zweckanforderungen folgte. Die Situationisten traten für das Primat kollektiver, selbstbestimmter, situativer Nutzungsformen ein. Gegen zweckgerichtet durchkalkulierte Masterpläne stellten sie die Kraft des Ereignisses, die Idee der Aneignung und die Vorstellung, dass Räume durch die individuelle und zum Teil auch widerständige Nutzung überhaupt erst entstehen. Die Kernaussage des wichtigsten Theoretikers in diesem Umfeld, Henri Lefebvre, lautete, dass Raum ein soziales Produkt sei.20 Deshalb empfahl der Pionier Guy Debord bei den Raumerkundungen, kein Ziel anzusteuern und die „Experimente des Umherschweifens drei bzw. vier Tage lang oder sogar länger“ zu betreiben und bei der „direkten Erforschung eines bestimmten Gebietes“ zu bleiben, einem einzigen Viertel oder sogar einem einzigen Häuserblock, um „der Suche nach einem psychogeografischen Urbanismus den Vorrang“ zu geben.21
Heute werden diese Ansätze häufig von Gruppen genutzt, die kooperative und nutzerorientierte Gestaltungsprämissen verfolgen und deshalb das soziale und symbolische Wissen vor Ort entschlüsseln wollen, um das jeweilige „psychogeografische“ Profil eines Raumes zu erkunden. So hat die Zeitschrift dérive eigens das Format „Laboratoire Dérive“ entwickelt, bei dem sich Ad-hoc-Forschergruppen zusammenfinden und ganz explizit nach dem Vorbild der Situationisten Stadterkundungen durchführen und anschließend im Internet möglichst multimedial dokumentieren.22
Bei diesem Vorgehen ist es vor allem wichtig, in einem zuvor festgelegten Zeitrahmen auf die eigenen „bekannten Bewegungs- bzw. Handlungsmotive“ zu verzichten und keiner gewöhnlichen Arbeits- und Freizeitbeschäftigung nachzugehen, „um sich den Anregungen des Geländes und den ihm entsprechenden Begegnungen zu überlassen.“23
Genutzt werden diese Methoden, um das ökologische Mikroklima, räumliche Knotenpunkte und soziale Anziehungskräfte zu erfassen und das Selbstverständnis der Bewohner von ihrem Lebensraum aufzunehmen.24 Zur Erforschung von Stadtteilen gehen die „Forscher“ dabei in kleinen Gruppen oder alleine los, suchen das Gespräch mit Passanten, zeichnen die zurückgelegten Strecken ein und beobachten gesellschaftliche Aktivitäten, räumliche Zuordnungen, Bewegungsmuster, Durchgangsachsen und Schutzzonen.
Gerade im Bereich des kooperativen Urbanismus spielt diese Herangehensweise heute eine wichtige Rolle, geht dieser doch davon aus, dass die spezifischen Handlungs- und Nutzungsweisen die wichtigsten Planungsgrundlagen sind.25
Interventionistische Erkundungen. Im Bereich umfangreicher partizipativer Planungsprozesse wird das Umherschweifen heute immer häufiger ergänzt durch interventionistische und aktivistische Strategien. Dies mag wohl daran liegen, dass sie sich besonders zu eignen scheinen, um Nutzern und Bewohnern erweiterte Artikulationsmöglichkeiten an die Hand zu geben.26 Gerade im Bereich größerer Planungs- und Bauvorhaben können so nicht nur spezifische Erfordernisse und Anliegen marginalisierter Gruppen, sondern alle möglichen lokalen Wissensressourcen sichtbar gemacht werden. Dies liegt unter anderem daran, dass künstlerische Interventionen darauf zielen, Mittel und Wege zu finden, lokale Handlungsmuster und symbolische Codes in einer Weise inszenatorisch offenzulegen, sodass sie handhabbar werden und in Planungsprozesse einfließen können.
Beispielhaft für Erkundungsprozesse, bei denen diese Strategien eine prominente Rolle spielen, sind etwa die vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderten „Reallabore“.27 Sie sollen Bürger zu selbständigen und verantwortungsbewussten Produzenten in Zukunftsfragen machen, die urbane Prozesse damit nicht nur mitgestalten, sondern auch mittragen.28 Das „Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur“ der Universität Stuttgart etwa zeigt durch das temporäre Besetzen und künstlerische Umnutzen von Parkplätzen, wie sich ein Diskurs entfachen lässt, der die Wünsche und Visionen unterschiedlicher Akteurstypen und Mobilitätsteilnehmer sichtbar macht.29 So keimten in Stuttgart im Sommer 2016 unter dem Titel „Parklets“ (Abb. 6) bunte, teilweise begrünte Inseln und kreativ gestaltete Sitzgruppen auf, die öffentliche Treffpunkte für viele Personen an Orten schufen, die zuvor einen Parkplatz für ein einzelnes Auto boten. Damit setzten sie ein gleichermaßen spielerisches wie machtvolles Zeichen für unerwartete Nutzungen des öffentlichen Raums und untersuchten durch Bewegungsprotokolle, Beobachtung und Befragung zudem die unmittelbaren Auswirkungen der Installationen auf Straßen- und Stadträume.
6 Jesús Martinez, „„Parklet Casa Schützenplatz“, Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur, Stuttgart, 2016 © Konrad Zerbe
Mit einer ganzen Reihe gut erprobter künstlerischer Erkundungstools, wie einem Plancontainer, Kochaktionen, Filmabenden, Möbel- und Modellbauaktionen arbeitete auch die PlanBude in Hamburg. Hier wurden mitten auf dem Spielbudenplatz in St. Pauli gemeinsam mit Anwohnern in einem kooperativen Planungsprozess Ideen für einen auf der Reeperbahn geplanten Neubaukomplex entwickelt. Begonnen wurde damit, zunächst einmal den Container selbst gemeinsam einzurichten. Durch Planungsspiele, Workshops und gemeinsame Veranstaltungen wurden dem sonst häufig sehr distinkten architektonischen Fachdiskurs Methoden entgegengesetzt, die den praktischen Kenntnissen der Bewohner entsprachen und so Partizipation im Entwurfsprozess erst möglich machten.30 Mit Techniken der Selbstvergewisserung und durch die Einbindung der persönlichen Geschichten gelang es zudem, eine „Anschlussfähigkeit an die Eigenlogik von St. Pauli“ zu erreichen, um hieraus Planungsprämissen für die Projektausschreibung abzuleiten (Abb. 7).31
7 PlanBude/HafenCity Universität Hamburg (HCU), Workshop „Taktische Möbel“ – der öffentliche Raum wird zum Planungsbüro, Hamburg, 2014 © Margit Czenki
Solche interventionistischen Erkundungstechniken operieren stets mit performativen Elementen. So wurde in und um die „PlanBude“ öffentlich gekocht, gezeichnet und genäht und es entstanden Modelle, Zeichnungen und Texte, die im Container wiederum ausgestellt wurden. Ähnlich agiert auch „raumlaborberlin“, wenn es zur Entdeckung vernachlässigter Räume und zur Erprobung temporärer Gemeinschaften ein „Küchenmonument“ errichtet.32 „raumlaborberlin“ arbeitet dabei mit starken ikonischen Setzungen. Das „Küchenmonument“, das wie ein transparenter Zeppelin aussieht, und in dem gekocht, gespeist, getanzt oder anderen kollektiven Aktivitäten nachgegangen wird, versprüht selbst schon einen utopischen Geist. Unter eine unansehnliche Brücke im öffentlichen Raum geklemmt oder auf einen nichtssagenden Platz gestellt, ist das „Küchenmonument“ Skulptur und Behälter zugleich. Es sensibilisiert, indem es im Inneren eine Atmosphäre des Geschützt- und Geborgensein entfaltet. Durch seine expressive äußere Gestalt inspiriert und provoziert es zugleich Ideen.
Alle genannten interventionistischen Ansätze gehen nicht allein von der Beobachtung der Welt aus, sondern auch von einer Freisetzung von Handlungsimpulsen zur Transformation des Raumes und sind somit im eigentlichen Sinne Poetik. Denn Poetik ist, wie Armen Avanessian schreibt, eine „Wissenschaft der Hervorbringung, die aus dem Sprung ins Spekulative jenes generiert, was den Schleifen einer metareflexiven Kritik nicht in die Fänge kommt: die Schöpfung aus dem Möglichen.“33 Genau auf dieses handlungsinspirierende Moment setzen die genannten interventionistischen Strategien.
„Forensic Architecture“. Während interventionistische Erkundungs- und Analysetechniken meist direkt für Planungszwecke genutzt werden und dazu dienen, Ideen zu erschließen,34 verfolgt das aktivistische Forscherteam Forensic Architecture rein politisch-aufklärerische Absichten. Die 2007 formierte Gruppe hat mediale Techniken der Rekonstruktion von räumlichen Ordnungen und Ereignissen entwickelt, um die Verstrickung von Raumordnungen und Gebäuden in Menschenrechtsverletzungen aufzudecken. Mithilfe von Handyfotografien, Filmen aus dem Internet, Medienberichten, Bildern, Tonaufnahmen und Computeranimationen betreiben sie eine Archäologie von territorialen Ordnungen und Kämpfen.35 In seinem 2008 in deutscher Sprache erschienen Buch Sperrzonen. Israels Architektur der Besatzung36 zeichnet der Kopf der Forschergruppe, der Architekt Eyal Weizmann, nach, wie in Israel durch die Errichtung mobiler Kontrollpunkte, die scheinbar harmlose Aufstellung von Funkantennen, Unterständen und Mauern Besatzungspolitik betrieben wird. All das wird mithilfe von Fotografien, Karten, Luftaufnahmen medial nachgebildet. Auf diese Weise wird deutlich, wie die Transformation von Räumen an der Enteignung und Vertreibung von Menschen beteiligt ist. In jüngeren Projekten untersucht die Gruppe Kriegsverbrechen, indem sie aus Medienbildern und Tonaufnahmen Renderings und Computeranimationen erstellt, um den Tathergang virtuell nachzuvollziehen.
Mit ihrer spezifischen Verknüpfung von Architekturplanungs- und Animationsprogrammen mit Found Footage stellt die am Goldsmith College der University of London angesiedelte Gruppe auch anderen Menschenrechts- und Umweltaktivisten höchst brisante Materialien zur Verfügung. Diese zeigen nicht nur das Involviertsein von Architektur und Stadtplanung in humanitäre Verbrechen, sondern machen auch unbetretbare, verbotene Zonen oder zerstörte Orte medial lebendig und zugänglich. So hat „Forensic Architecture“ in einer Zeit, die von Flucht und Sicherheitsfragen geprägt ist, die wohl brisantesten neueren Analysewerkzeuge entwickelt und verweist vermutlich am deutlichsten auf die politische Wende in der Architektur- und Raumforschung. Zugleich aber zeigt gerade dieses Projekt, wie das kollektive und mediale Erfassen von Räumen und Raumordnungen, das archäologische bzw. forensische Rekonstruieren, jeden Raum und jede Ordnung selbst als fiktives Konstrukt erscheinen lässt; ein Konstrukt, das immer nur in einer radikalen Verzeitlichung in Erscheinung tritt. •
1 Vgl. Dünne, Jörg/Günzel, Stephan (Hg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt/M. 2006; Hartle, Johan Frederik: „Die Räume“, in: Text Revue 6 (2008), online unter: http://www.text-revue.net/revue/heft-6/die-raume/text. (Stand: 17. August 2016). In diesen Zusammenhang gehört auch die Atmosphärenforschung: Heibach, Christiane (Hg.): Atmosphären. Dimensionen eines diffusen Phänomens, HfG Forschung, Bd. 3, München/Paderborn 2012; Hauskeller, Michael: Atmosphären erleben, Berlin 1995; Kazig, Rainer: „Atmosphären – Konzepte für einen nicht repräsentationellen Zugang zum Raum“, in: Berndt, Christian/Pütz, Robert (Hg.): Kulturelle Geographien. Zur Beschäftigung mit Raum und Ort nach dem Cultural Turn, Bielefeld 2007, 167–86. Zu soziologischen Ansätzen: Bourdieu, Pierre: „Physischer, sozialer und angeeigneter physischer Raum“, in: Wentz, Martin (Hg.): Stadt-Räume, Frankfurt/M./New York 1991, 25–34; Löw, Martina: Raumsoziologie, Frankfurt/M. 2001; Lehnert, Gertrud (Hg.): Raum und Gefühl. Der Spatial Turn und die neue Emotionsforschung, Bielefeld 2011; Klein, Gabriele/Göbel, Hanna Katharina: Performance und Praxis. Praxistheoretische Studien zu szenischer Kunst und Alltag, Bielefeld 2016.
2 Vgl. Forensic Architecture (Hg.): Forensis. The Architecture of Public Truth, Berlin/New York 2014.
3 Vgl. https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/forschung/forschungspolitik/wissenschaft-fuer-nachhaltigkeit/reallabore/ (Stand: 2. November 2016).
4 Vgl. Zürn, Tina: Bau Körper Bewegung. Prozessuale Raumaneignung in der Moderne, Berlin 2016.
5 Zum Begriff „dérive“ vgl. McDonough, Tom (Hg.): The Situationists and the City, London/New York 2009; zum kooperativen Urbanismus vgl. Oswalt, Philipp/Overmeyer, Klaus/Misselwitz, Philipp (Hg.): Urban Catalyst. Mit Zwischennutzungen Stadt entwickeln, Berlin 2013; zu Forensic Architecture vgl. Forensic Architecture (Hg.): Forensis (wie Anm. 2).
6 Vgl. Foucault, Michel: „Das Auge der Macht“, in: Defert, Daniel/Ewald, François (Hg.): Schriften in vier Bänden. Dites et Ecrits, Bd. 3, Frankfurt/M. 2003, 250–271, 253 und Foucault, Michel/Bischoff, Michael/Defert, Daniel: Die Heterotopien. Der utopische Körper. Zwei Radiovorträge. Frankfurt/M. 2005.
7 Lefebvre, Henri: The Production of Space, Oxford 1991.
8 Vgl. hierzu auch Lerup, Lars: Das Unfertige bauen. Architektur und menschliches Handeln, Braunschweig 1986.
9 Lewin, Kurt: „Kriegslandschaft“, in: Graumann, Carl-Friedrich (Hg.): Kurt-Lewin-Werkausgabe, Bd. 4 Feldtheorie, Stuttgart (zuerst 1917) 1982, 315–325.
10 Heidegger, Martin: Sein und Zeit, 16. Aufl., Tübingen 1986, 52f., 136–137f., 388f.
11 Ebd., 130f.
12 Heidegger schreibt: „Was wir ontologisch mit dem Titel Befindlichkeit anzeigen, ist ontisch das Bekannteste und Alltäglichste: die Stimmung, das Gestimmt-Sein. Vor aller Psychologie der Stimmungen […] gilt es, dieses Phänomen als fundamentales Existenzial zu sehen […] Die Stimmung macht offenbar, ‚wie einem ist und wird‘. In diesem ‚wie einem ist‘ dringt das Gestimmt-Sein das Sein in sein ‚Da‘.“; ebd., 134.
13 Vgl. Schmitz, Hermann: Neue Grundlagen der Erkenntnistheorie, Bonn 1994, 80; Hauskeller, Michael: Atmosphären erleben, Berlin 1995; Böhme, Gernot: Architektur und Atmosphäre, München 2006.
14 Thibaud, Jean-Paul: „Die sinnliche Umwelt von Städten. Zum Verständnis urbaner Atmosphären“, in: Hauskeller, Michael (Hg.): Die Kunst der Wahrnehmung, Kusterdingen 2003, 280–297, 293.
15 Sloterdijk, Peter: Sphären II, Frankfurt/M. 1999, 144.
16 Vgl. hierzu etwa das SenseLab in Montreal: http://senselab.ca/wp2/ (Stand: 3. November 2016); Manning, Erin/Massumi, Brian: Thought in the Act. Passages in the Ecology of Experience, Minneapolis 2014.
17 https://www.zu.de/lehrstuehle/kunsttheorie/kreative-performanz.php (Stand: 17. August 2016).
18 Hiernach wurde auch die österreichische Zeitschrift für Stadtforschung benannt: http://www.derive.at/ (Stand: 17. August 2016).
19 Vgl. Debord, Guy: „Theorie des Umherschweifens“, in: Der Beginn der Epoche. Texte der Situationisten, Hamburg 1995, 64–67.
20 Das Originalzitat lautet: „„(Social) space is a (social) product.“ Lefebvre: The Production of Space, 26 (wie Anm. 7).
21 Ebd., 66–67.
22 Vgl. http://www.derive.at/index.php?p_case=2&id_cont=941&issue_No=40; http://www.mikromakrowelt.de/?p=354 (Stand: 3. November 2016).
23 Debord, Guy: Theorie des Umherschweifens, 64 (wie Anm. 19).
24 Vgl. Schwanhäußer, Anja: „„Stadtethnologie – Einblicke in aktuelle Forschungen“, in: dérive. Zeitschrift für Stadtforschung, 40 (2010), online unter: http://www.derive.at/index.php?p_case=2&id_cont=940&issue_No=40 (Stand: 3. November 2016).
25 Vgl. http://newcommons.com/ (Stand: 17. August 2016).
26 Vgl. hierzu etwa Schäfer, Christoph/Tribble, Renée/Wedler, Patricia et. al: „„Wir nennen es PlanBude“„ in: dérive. Zeitschrift für Stadtforschung, 61 (2015), 37–40.
27 Vgl. https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/forschung/forschungspolitik/wissenschaft-fuer-nachhaltigkeit/reallabore/ (Stand: 17. August 2016).
28 Vgl. hierzu etwa Buttenberg, Lisa/Overmeyer, Klaus/Spars, Guido (Hg.): Raumunternehmen. Wie Nutzer selbst Räume entwickeln, Berlin 2014.
29 Es handelte sich um eine Kooperation zwischen dem Städtebau-Institut, dem Reallabor für Nachhaltige Mobilitätskultur der Universität Stuttgart und der Stadt Stuttgart, online unter: http://www.uni-stuttgart.de/reallabor-nachhaltige-mobilitaetskultur (Stand: 17. August 2016).
30 Vgl. die theoretischen Überlegungen zum „„urban storytelling“ und zu transformativen Partizipationsprozessen des Architekten Jeremy Till: Till, Jeremy: „„The Negotiation of Hope“, in: Blundell, Jones/Petrescu, Doina/Till, Jeremy: Architecture and Participation, London 2005, 25–44, online unter: https://jeremytill.s3.amazonaws.com/uploads/post/attachment/19/2005_The_Negotiation_of_Hope.pdf (Stand: 31. Oktober 2016), 10–11.
31 Vgl. online unter: http://planbude.de/planbude-konzept/ (Stand: 31. Oktober 2016).
32 Das „„Küchenmonument“ ist ein Projekt von „„raumlaborberlin“„ und „Plastique Fantastique“: http://raumlabor.net/kuchenmonument/ (Stand: 30. Oktober 2016).
33 Avanessian, Armen: „„Das spekulative Ende des ästhetischen Regimes“, in: Texte zur Kunst, 93 (2014), 53–65, 53.
34 Vgl. Buttenberg, Lisa/Overmeyer, Klaus/Spars, Guido (Hg.): Raumunternehmen: Wie Nutzer selbst Räume entwickeln, Berlin 2014.
35 Vgl. http://www.forensic-architecture.org/ (Stand: 17. August 2016).
36 Weizman, Eyal: Sperrzonen. Israels Architektur der Besatzung, Hamburg 2008.