Anna Bell
Er muss ja nicht alles wissen
Roman
Aus dem Englischen von Silvia Kinkel
Knaur e-books
Anna Bell sagt von sich selbst, sie sei eine hoffnungslose Romantikerin und liebe nichts so sehr wie ein gut gemachtes Happy End. Bevor sie mit dem Schreiben begann, arbeitete sie als Museumskuratorin. Wenn sie nicht gerade am Laptop sitzt und am nächsten Roman arbeitet, findet man sie in den Bergen beim Wandern oder in einer französischen Patisserie beim Probieren von Köstlichkeiten. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann, den sie bei einer Trekkingtour am Fuße des Mount Everest kennengelernt hat, und ihren zwei gemeinsamen Kindern in Frankreich.
Die englische Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel »Don’t Tell the Boss« bei Quercus.
© 2017 der eBook-Ausgabe Knaur eBook
© 2014 Anna Bell
© 2017 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Gisela Klemt; lüra – Klemt & Mues GbR
Covergestaltung: Franzi Bucher, München
Coverabbildung: Creative Market/Lilly Bimble; iStock/adekvat
ISBN 978-3-426-44188-6
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Für Mum und John:
Danke, dass ihr mich stets ermutigt habt,
meinen Träumen zu folgen.
Knopflöcher reißen ein, Slips malen sich ab, die Schweißflecken unter den Achselhöhlen des Bräutigams werden größer und größer – welche Katastrophe dieser Art auch immer an deinem großen Tag eintritt, du solltest sie nicht überbewerten. Ich war noch nie bei einer Hochzeit, bei der ich gedacht habe: »O Mann, in der Tischdeko ist ja eine Blume abgeknickt.« Und wenn doch, dann war es keine bleibende Erinnerung. Frage dich, ob eingerissene Knopflöcher oder Schweißflecken dich und deinen Bräutigam etwa davon abhalten, euch das Jawort zu geben. Wohl kaum, es sei denn, du wirst von dem Schweißgeruch ohnmächtig. Kurz gesagt: Mach dich nicht verrückt wegen Kleinigkeiten. Solange ihr eure Namen nicht vergesst und sagt »Ja, ich will«, ist alles andere an diesem Tag unwichtig.
Tags: Hochzeit, Schweiß
Es ist fast zwanzig nach elf. Wo zum Teufel steckt sie? Bräute genießen zwar das Privileg, sich verspäten zu dürfen, und ich sollte eigentlich die Klappe halten, da meine Hochzeit alles andere als pünktlich anfing, aber so langsam bekomme ich klaustrophobische Anwandlungen. Dieser Tisch ist nicht dafür gemacht, dass sich Menschen darunter verstecken. Normalerweise verstecke ich mich natürlich nicht unter Tischen, aber ich spiele bei dieser Hochzeit eine entscheidende Rolle als Kapellmeisterin.
Wenn die Braut durch den Gang schreitet, soll Musik erklingen. Lara und Ben heiraten auf dem Standesamt, und eine der Bedingungen der Braut war, dass die Zeremonie nicht dilettantisch oder peinlich wirkt. Ich habe strikte Anweisungen, dass die Musik nahtlos einsetzen muss, ohne dass jemand erkennbar auf die Play-Taste gedrückt hat. Mein Job besteht also darin, die Lautstärke zu erhöhen, wenn Lara den Raum betritt, und die Musik verklingen zu lassen, wenn sie vorne ankommt. Das sollte sogar ich hinbekommen.
Das einzige Problem besteht in der schlechten Wahl meines Verstecks. Dieser Tisch ist echt winzig, und mir zittern bereits die Beine. Vielleicht hätte ich mich hinter die schweren Seidenvorhänge stellen sollen. Dann würden mir wenigstens nicht die Füße einschlafen. Außerdem könnte ich dann einen Blick auf die Braut erhaschen, wenn sie den Raum betritt. Von meinem Platz aus muss ich froh sein, wenn ich unter der Tischdecke hervor auf ihre Schuhe peilen kann. Aber keine Sorge, das genügt, um sie sofort zu erkennen. Ich habe ihre Brautschuhe nämlich schon gesehen, und ihr Kleid auch. Genau genommen kenne ich sämtliche Details dieser Hochzeit – weil ich sie geplant habe.
»Wo ist sie, Penny?«, zischt mir Ben zu.
Ich bin eindeutig nicht die Einzige, die sich fragt, wo die Braut bleibt. Er hat sich hingehockt und macht sich an seinen Schnürsenkeln zu schaffen.
»Keine Sorge, bei Bräuten gehört es dazu, dass sie zu spät kommen«, flüstere ich so beruhigend wie möglich.
»Ich hoffe, verdammt noch mal, dass sie kommt.«
»Sie wird kommen. Natürlich wird sie kommen!«
Eine Frau wie Lara, die während der vergangenen Wochen rund um die Uhr kein anderes Thema hatte als ihre Hochzeit, würde niemals ihre Trauung platzen lassen. Im Gegenteil, sie hat mich in den letzten Tagen mehr als einmal angerufen, weil sie plötzlich Angst bekam, dass Ben nicht auftauchen würde. Sie befürchtete, dass er sich mit seinem Trauzeugen am Abend vorher so betrinken könnte, dass er es am nächsten Morgen nicht zum Standesamt schafft. Aus diesem Grund bekam ich aus dem Hochzeitshauptquartier im Haus von Laras Mutter heute Morgen um acht einen Anruf und wurde losgeschickt, um Ben zu wecken und dafür zu sorgen, dass er pünktlich hier aufkreuzt.
Laras Sorge erwies sich als berechtigt. Als ich bei Ben ankam, sah er aus, als wolle er für die Rolle eines Neandertalers vorsprechen. Doch nach dem Duschen, einer Rasur und einer Ladung Mundwasser »extrastark« wurde er langsam wieder vorzeigbar, und mit jeder verstreichenden Stunde ähnelte er weniger einem Vampir und mehr einem voll funktionsfähigen menschlichen Wesen.
Keine Ahnung, was üblicherweise in die Jobbeschreibung einer Hochzeitsplanerin gehört, aber aus meinem Anfängerfehler mit dem Tisch haben Sie vermutlich schon geschlossen, dass ich kein Profi bin. Ich arbeite normalerweise im Bereich Human Resources, genau genommen in der Personalabteilung eines Großunternehmens, und habe mich bereit erklärt, diese Feier zu organisieren. Hochzeiten sind mein Steckenpferd. Das fing an, als ich meine eigene Hochzeit mit meinem Jetzt-Ehemann Mark plante. Und damit meine Fixierung auf das Thema Hochzeit weiterhin ihr benötigtes Futter bekommt, auch wenn es nicht mehr um meine eigene geht, habe ich einen Blog für Bräute mit begrenztem Budget ins Leben gerufen: Prinzessin auf Sparkurs. Als mich dann eine meiner Leserinnen bat, ihre Hochzeit zu organisieren, habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt.
»Würden Sie sich bitte für den Einzug der Braut erheben«, sagt die Standesbeamtin. Das ist mein Stichwort! Die Gäste stehen auf, und Ben hat endlich aufgehört, wie ein Tiger im Käfig auf und ab zu marschieren.
Wenn ich jetzt den iPod einschalte und auf »Play« drücke, muss Halo von Beyoncé erklingen. Ich drücke, der iPod ist an, aber kein Ton kommt heraus. Ich habe es doch vorher ausprobiert, und es hat prima funktioniert! Schließlich hat Mark mir alles über die sieben Ps beigebracht: Prior Preparation and Planning Prevents Piss-Poor Performance – kurz gesagt: Gute Vorbereitung bewahrt dich vor dem Reinfall. Und wieso läuft es dann jetzt schon schief?
Die Standesbeamtin räuspert sich vernehmlich, um mir ein Zeichen zu geben, aber das zerrt nur noch mehr an meinen Nerven. Meine Finger sind jetzt so feucht vom Angstschweiß, dass sie über den Touchscreen des iPods rutschen. Aber dann, zu meiner großen Erleichterung, mit nur einem Hauch von Knistern aus den Lautsprechern, erschallt plötzlich das Lied. Jetzt kann ich mich entspannen, während die Braut durch den Gang schwebt und es allen den Atem darüber verschlägt, wie toll sie aussieht. Echt schade, dass ich die Gesichter der Gäste nicht sehe, aber ich kann sie mir vorstellen.
Moment mal, höre ich da etwa Lachen? Warum lachen die Leute denn?
Oh. Mein. Gott. Aus den Lautsprechern ertönt nicht Halo, sondern Single Ladies. Wie verrückt drücke ich auf dem Touchscreen herum, der aber von meinen feuchten Fingern keine Befehle annimmt.
Vielleicht kann Lara ja eine Showeinlage daraus machen. Sie wissen schon, so wie Beyoncé durch den Gang tänzeln. Das passt sowieso besser als dieses Halo. Schließlich spielen heute Ringe eine entscheidende Rolle. Das wäre dann wie unser eigenes Musical, in dem wir die Songs zu einer Geschichte zusammengestellt haben. Dafür muss Ben lediglich Lara theatralisch den Ring an den Finger stecken, wenn sie bei ihm ankommt.
Ich stelle mir vor, wie Lara mit ihren voluminösen E-Körbchen und dem tief ausgeschnittenen Dekolleté à la Beyoncé herumwackelt. Gar nicht gut. Vielleicht lassen wir das mit der Showeinlage doch lieber.
»Ähm, Penny«, sagt die Standesbeamtin dicht neben mir. Die Tischdecke ist an der Seite angehoben, und Deborahs Knopfaugen sehen mich an.
»Ich versuche es ja«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und stoße mir prompt den Kopf. Autsch. Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht laut zu fluchen. Vermutlich sind die Gäste sowieso schon dahintergekommen, dass ich unter dem Tisch hocke, aber es ist nicht nötig, dass ich noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehe.
Schließlich klicke ich Halo an, und der Takt von Single Ladies wird ersetzt durch sanfte Klänge. Ich höre leises Gemurmel, und das Aufblitzen einer Kamera verrät mir, dass die Braut nun endlich den Gang entlangschreitet. Während alle anderen den wunderbaren Moment genießen, drehe ich fast durch vor Angst, dass ich es nicht schaffe, das Lied langsam auszublenden.
Die Standesbeamtin räuspert sich schon wieder, so verschleimt, wie ich es von starken Rauchern kenne. Es ist das vereinbarte Zeichen, dass die Musik leiser werden muss. Dann mal los. Zu meiner großen Erleichterung verklingen die Töne langsam. Ich bin nicht gerade ein Fan von Totenstille, aber in diesem Moment ist es besser als alles, was ich je gehört habe.
»Ich danke Ihnen allen. Sie können jetzt wieder Platz nehmen«, sagt die Standesbeamtin. »Wir sind heute hier zusammengekommen, um die Liebe von Lara und Robert zu feiern, die den Bund der Ehe eingehen wollen.«
Ähm, Moment mal, Robert? Wer zum Teufel ist Robert? Leises Lachen wabert durch den Raum.
»Wer ist Robert? Lara, möchtest du mir vielleicht etwas sagen?«, fragt Ben.
»Natürlich nicht!«
Ich kann Lara nicht sehen, aber ich höre ihre Stimme – amüsiert klingt anders. Erst die Panne mit der Musik und jetzt der Klops mit dem Namen. Das hier entpuppt sich als dilettantisch und peinlich. So langsam frage ich mich, ob Lara mein Honorar bezahlen wird.
»Ach du meine Güte, Sie heißen nicht Robert, stimmt’s?«, fragt die Standesbeamtin.
»Nein. Versuchen Sie es mit Ben«, zischt Lara sarkastisch.
»Ben, natürlich. Bitte um Verzeihung. Wie ich schon sagte, sind wir also hier zusammengekommen, um die Liebe von Lara und Ben zu feiern«, schreit die Standesbeamtin jetzt förmlich.
Mein lieber Schwan. Wenn ich meine restlichen musikalischen Pflichten nicht in den Sand setze, werden sich die Leute hoffentlich an diesen Fauxpas erinnern und nicht an meinen.
Sobald die Standesbeamtin mit der Trauungszeremonie beginnt, blende ich ihre Stimme aus. Jetzt muss ich nur noch bis nach der Trauung warten und dann Jason Mraz spielen, während das glückliche Paar zum Ausgang schreitet. Anschließend überwache ich das Schießen der Hochzeitsfotos, sorge dafür, dass Brautpaar und Gäste im Restaurant ankommen, und danach sind meine Pflichten als Chefin der Hochzeitsplanung beendet, und ich kann zu meinem richtigen Job zurückkehren.
Eine traurige Vorstellung, dass dies die letzte Hochzeit ist, die ich geplant habe. Es macht so viel Spaß! Mehr noch als bei meiner eigenen, weil nicht alles um eine Lüge herum organisiert werden muss. Ich wollte damals eine pompöse Märchenhochzeit und verlor 10000 Pfund beim Online-Bingo, als ich versuchte, genug Geld zu gewinnen, um meine Träume wahr werden zu lassen. Und statt es Mark zu beichten, habe ich idiotischerweise eine Hochzeit im Stil von »Sag nichts dem Bräutigam« geplant. Der arme Mark tappte bei sämtlichen Details im Dunkeln – nicht der beste Weg, um in die Ehe zu starten.
Obwohl es vermutlich der größte Fehler meines Lebens war, meine Spielsucht zu verheimlichen, hatte es auch eine gute Seite: Ich habe es geschafft, für 5500 Pfund eine umwerfende Hochzeit zu organisieren. Das eröffnete mir eine völlig neue Welt. Ich erkannte, was möglich ist, wenn man sparen muss, und das wiederum inspirierte mich zu meinem Blog Prinzessin auf Sparkurs.
Das Tolle ist, dass ich aufgehört habe mit dem Glücksspiel, und dieser Blog füllt die dadurch entstandene Lücke in meinem Leben. Ich weiß, was Sie jetzt denken. Die Idee, einen Blog ins Leben zu rufen, ist nicht gerade neu, und ehrlich gesagt habe ich auch nicht damit gerechnet, dass ihn jemand liest. Aber wissen Sie was? Viele Leute haben ihn gelesen. In den ersten sechs Monaten wurde Prinzessin auf Sparkurs mehr als 40000 Mal angeklickt.
Mein Mann findet, es ist an der Zeit, dass ich meine Hochzeitsbesessenheit überwinde. Kann man ihm das vorwerfen? Sie hat mich zum Glücksspiel verführt und beinahe unsere Hochzeit platzen lassen. Aber er ist froh, dass ich kein Geld mehr verspiele. Stattdessen verdiene ich sogar etwas. Nicht viel, aber die Anzeigen auf dem Blog haben ein paar hundert Pfund eingebracht, und ich hoffe, irgendwann (nach vielen, vielen Jahren) wieder eingenommen zu haben, was ich als besessene Spielerin verloren habe.
Als Lara mich zum ersten Mal fragte, ob ich ihre Hochzeit organisieren könnte, habe ich gelacht. Ich dachte, sie will mich auf den Arm nehmen, aber es war ihr tatsächlich ernst. Nach kurzer Recherche wusste ich, dass es tatsächlich keine Hochzeitsplaner für kleine Budgets gibt. Das hat irgendwie damit zu tun, dass Hochzeitsplaner in der Regel ein Honorar verlangen, das in etwa so hoch ist wie das gesamte Hochzeitsbudget mancher Bräute. Also erklärte ich mich bereit, Laras Hochzeit für das Pauschalhonorar von 500 Pfund zu organisieren. Nicht gerade das weltbeste Geschäftsmodell, aber es ist ja auch eine einmalige Aktion. Das habe ich Mark versprochen. Er machte sich nämlich Sorgen, dass ich süchtig danach werden könnte, Hochzeiten zu planen, und dann überhaupt keine Zeit mehr für ihn hätte. Dem konnte ich nichts entgegensetzen; schließlich wollen wir nicht, dass die Hochzeiten anderer Leute unsere Ehe ruinieren.
Bisher waren es leicht verdiente 500 Pfund. Ich habe Lara geholfen, innerhalb ihres Budgets zu bleiben, indem ich durch cleveres Verhandeln 1500 Pfund einsparen und meine Freundin Betty dazu bringen konnte, das Hochzeitskleid von Laras Mum für sehr viel weniger Geld zu ändern, als eine professionelle Schneiderin es vermocht hätte.
Die Gäste applaudieren. War es das? Ich schaue auf meine Armbanduhr und sehe, dass es 11.40 Uhr ist. Fünfzehn Minuten? Das ging aber schnell, wenn man bedenkt, dass meine Hochzeit anderthalb Stunden gedauert hat. Wir wollen allerdings lieber nicht erwähnen, dass es eine kleine Verzögerung gab, weil Mark erst nicht auftauchte und ich dann auch noch in Ohnmacht gefallen bin …
Da fällt mir ein, dass ich die Musik einschalten muss. Ich starte den iPod, suche Jason Mraz aus und drücke auf Pause. Dieses Mal werde ich pünktlich startklar sein. Ein trockenes Hüsteln der Standesbeamtin ist mein Zeichen. Ich drücke auf »Play«, und – Halleluja! – es funktioniert. Möglicherweise bilde ich es mir nur ein, aber ich meine, Lara erleichtert seufzen zu hören.
»Penny, Sie können jetzt rauskommen«, sagt die Standesbeamtin ein paar Minuten später.
»Gott sei Dank!«, antworte ich und krabble mühsam unter dem Tisch hervor. Sämtliche Muskeln sind taub, und ich stakse wie Bambi auf Eis, weil ich einen nahenden Wadenkrampf spüre.
»Wie ist es gelaufen?«, frage ich.
»Abgesehen von der musikalischen Panne?«
»Abgesehen davon«, antworte ich geknickt.
»Und meinem kleinen Namensproblem. Es war schön. Ich glaube, Lara und Robert werden glücklich miteinander.«
»Lara und Ben«, korrigiere ich sie.
»Mist! Schon wieder! Hoffentlich ist es mir nicht bei den Ehegelübden passiert, die sind sonst nicht rechtskräftig«, sagt sie lachend und sortiert ihre Unterlagen. »Gut, ich muss los zu einem Termin mit dem nächsten Paar. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden?«
»Natürlich. War schön, Sie kennenzulernen«, verabschiede ich mich, sammle die Lautsprecher und meinen iPod ein und verlasse den Raum.
In der Lobby stehen Lara und Ben, und sie wirken so glücklich! Die beiden posieren für Fotos. Lara sieht umwerfend aus. Ich habe sie zwar beim Probeschminken, Probefrisieren und bei der Kleideranprobe gesehen, aber das hat mich nicht auf den Anblick vorbereitet, wenn alles zusammenkommt: Sie strahlt nur so.
Für einen Moment wünsche ich mir, ich würde dort stehen, von allen bewundert am glücklichsten Tag meines Lebens. Ob ich Mark wohl dazu bringen könnte, unser Ehegelübde zu erneuern, oder fände er das zu früh? Ich würde ein hübsches maßgeschneidertes Kostüm tragen, irgendetwas Klassisches, und wir würden wieder auf dem Gelände des Museums feiern.
»Entschuldigung, sind Sie die Hochzeitsplanerin?«
Abrupt werde ich aus meinen Tagträumen gerissen. Vor mir steht eine große Frau mit kastanienbraunem Haar.
»Ja, das bin ich«, antworte ich und spüre, dass mir das Blut in die Wangen schießt, weil ich sofort an die Panne mit der Musik denke. »Ich freue mich ja so, Sie kennenzulernen«, sagt sie, hängt sich bei mir ein und führt mich in eine ruhige Ecke der Lobby. Mein Gefühl sagt mir, dass ich bei Lara bleiben sollte, während die Fotos geschossen werden, aber wer auch immer diese Frau ist, sie hat eine ziemlich energische Art.
»Ich bin eine Kollegin von Lara, und sie hat mir erzählt, wie Sie diese hübsche Hochzeit geplant haben, so …« – sie beugt sich zu mir und fährt flüsternd fort – »… kostengünstig.«
Sie sagt dieses Wort, als sei es etwas Obszönes. Mit ihrem vornehmen Höhere-Töchter-Tonfall klingt es besonders lustig, und ich hätte beinahe gekichert.
»Richtig«, bestätige ich und frage mich, worauf sie hinauswill.
»Ich möchte, dass Sie auch meine Hochzeit so planen.«
»Oh, ich fühle mich geschmeichelt, aber genau genommen bin ich keine Hochzeitsplanerin«, erwidere ich.
»Aber das sollten Sie sein!«
Macht sie Witze? Die Melodie von Single Ladies klingt mir in den Ohren.
»Waren Sie während der ganzen Zeremonie hier? Sie wissen schon … auch als die Braut hereinkam?«
»Ja, ich bin seit elf Uhr hier.«
»Und Sie haben die Musik gehört?«
»Sie meinen, als Sie Single Ladies gespielt haben? Das war genial. Was für eine witzige Idee, um die Stimmung aufzulockern. Das hat den Bräutigam unheimlich entspannt. Genauso stelle ich es mir vor.«
Na großartig, sie will mich als Hochzeitsplanerin engagieren, damit die Leute etwas zum Lachen haben. So wie ein Zauberer oder Luftballonkünstler. Es hat gar nichts damit zu tun, dass ich eine tolle Hochzeit geplant habe.
»Ich möchte eine Hochzeitsplanerin, die mir helfen kann, einen ganz besonderen Tag zu erleben, auch wenn ich … Sie wissen schon, eine kostengünstige Hochzeit auf die Beine stellen muss«, sagt sie.
Das Wort »kostengünstig« kommt ihr alles andere als selbstverständlich über die Lippen. Außerdem blickt sie ständig über ihre Schulter, als wolle sie sichergehen, dass uns niemand belauscht.
»Wie gesagt, ich bin eigentlich keine Hochzeitsplanerin. Aber ich fühle mich wirklich geschmeichelt. Vielen Dank.«
»Was auch immer Lara Ihnen zahlt, ich biete das Doppelte.«
»Es geht nicht um das Geld«, erwidere ich.
Allerdings – kämen mir 1000 Pfund sehr gelegen. Zehn Hochzeiten mit diesem Honorar, und ich hätte das Geld wieder drin, das ich beim Internet-Bingo verspielt habe. Ich weiß, dass ich Mark versprechen musste, es bei dieser einmaligen Aktion zu belassen, aber gegen einen Zusatzverdienst hätte er doch bestimmt nichts, oder? Ich meine, so anstrengend und zeitaufwendig war es nun wirklich nicht, die Hochzeit von Lara und Ben zu organisieren. Ich kenne mich in diesem Bereich ziemlich gut aus. Außerdem muss ich meine Blogposts für Prinzessin auf Sparkurs schreiben und könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und ich bekomme Rabatte bei Geschäften im Ort, die auf der Website erwähnt werden möchten. Es spricht also viel dafür, die Hochzeit zu organisieren, nur noch diese eine …
Habe ich den Verstand verloren? Ich kann das nicht tun. Ich musste es Mark versprechen und weiß doch, dass es dieser ganze Spaß nicht wert ist, unsere Beziehung aufs Spiel zu setzen.
»Wenn es nicht ums Geld geht, worum dann? Was kann ich tun, damit Sie meine Hochzeit planen? Ich bin mit meinem Latein am Ende. Mein Verlobter besteht darauf, dass wir mit 10000 Pfund für die Hochzeit hinkommen müssen, und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Was kann ich mit dieser Summe denn schon groß erreichen? Ich dachte, so viel würde allein mein Kleid kosten.«
Ein Schauer jagt mir über den Rücken, weil mir diese Situation sehr bekannt vorkommt.
»Ganz im Ernst, Penny, bitte, ich flehe Sie an.«
Ich kann doch nicht nein zu jemandem sagen, der mich anfleht, oder? Vielleicht bringe ich Mark ja dazu, dass er mich versteht. Und bevor Sie fragen: Ja, ich muss es ihm sagen. Ich hatte ihn wegen meiner Geheimniskrämerei fast verloren und mir geschworen, künftig immer ehrlich zu ihm zu sein. Und das bin ich auch – außer wenn ich Schuhe kaufe.
»Wann soll die Hochzeit denn sein?«, frage ich und hoffe, dass ich es nicht bereuen werde.
»Möglichst diesen Sommer. O Penny! Ich freue mich riesig, dass Sie mich als Kundin akzeptieren. Wirklich riesig.«
»Moment, ich habe noch nicht ja gesagt. Hören Sie, ich muss zuerst mit meinem Mann darüber sprechen. Und dann können wir uns vielleicht treffen und darüber reden, okay?«
»Klingt gut. Wann denn?«
»Nennen Sie mir doch bitte zunächst mal Ihren Namen und Ihre Telefonnummer.«
»Einverstanden. Mein Name ist Henri. Henri mit i, und der Nachname ist Scott.«
Während ich Henris Telefonnummer in meinem Handy speichere, schaue ich hinüber zu Lara und Ben, die anscheinend mit der Fotosession fertig sind und jetzt die Gäste begrüßen. Plötzlich habe ich es eilig. Ich muss die beiden aus dem Standesamt und zu ihrem Empfang bringen, und zwar bald, da ich um 13.30 Uhr wieder im Büro erwartet werde.
»Danke, Henri. Ich melde mich.«
»Super«, sagt sie und wackelt auf ihren Wolkenkratzer-Absätzen zurück zu den anderen Gästen. Ich kann gar nicht glauben, dass mir die Schuhe bisher nicht aufgefallen sind. Wenn ich mich nicht irre, sind die von Miu Miu – aus dieser Saison. Plötzlich verstehe ich, warum ihr das Wort »kostengünstig« so schwer über die Lippen kommt.
Als ich mein Handy gerade in die Tasche schieben will, piept es mich an.
Hey, Süße, hoffe, die Hochzeit ist gut gelaufen. Wollte Dir nur viel Glück für das Meeting heute wünschen, bin sicher, Du zeigst es ihnen.
Woran liegt es nur, dass Mark sich immer meldet, wenn ich gerade etwas aushecke? Als hätte er einen sechsten Sinn. Und das Meeting! Bei dem ganzen Theater mit dem abgestürzten Bräutigam, der heute Morgen zuerst nicht mehr als »äh« sagen konnte, habe ich das Meeting total vergessen. Ich treffe meinen neuen Boss. Er möchte alle aus dem Team der Reihe nach kennenlernen. Ich schaue auf meine Armbanduhr. Ich muss Gas geben, damit ich nicht zu spät komme. Ich habe so eine Ahnung, dass dieser neue Chef eine harte Nuss ist.
Dass die Braut am Hochzeitstag etwas Geliehenes trägt, ist quasi Gesetz. Warum diesen Brauch nicht auf die ganze Hochzeit ausdehnen? Was kannst du von den dir nahestehenden Menschen für deinen großen Tag ausleihen, erbitten oder stibitzen? Einen Schleier zum Beispiel, und es soll Glück bringen, einen Schleier zu tragen, der einer glücklich verheirateten Frau gehört (wähle also klug). Aber es gibt noch jede Menge anderer Dinge wie eine Tiara oder sonstigen Schmuck, den du bei Freundinnen und der Familie borgen kannst, um die Kosten niedrig zu halten. Vielleicht kann auch der eine oder andere Gast leihweise etwas beisteuern, um den Empfang ein bisschen aufzupeppen: eine Polaroid-Kamera oder Requisiten für witzige Fotos wie eine aufblasbare Gitarre oder Hüte zum Verkleiden?
Tags: Hochzeit, Leihen, Sparen
Was für ein schöner Hochzeitsempfang! Wenn ich nicht vergangenes Jahr die schönste aller Hochzeiten gefeiert hätte, würde ich ein Fest wie dieses wollen. Das griechische Restaurant erwies sich als Volltreffer. Es fühlte sich an, als wären wir von diesem verregneten Apriltag in Guildford in die Ägäis gebeamt worden.
Das obere Stockwerk war komplett umgeräumt. Die Tische standen in einem Quadrat, und die dreißig Gäste saßen ringsherum. Über den Zimmerpflanzen blinkten Lichterketten, überall flackerten Kerzen. Der Duft von Lamm Kleftiko hing in der Luft, und Lara und Ben erzählten mir, dass es sie an ihre erste Begegnung in Griechenland erinnerte, wo sie beide als Reiseleiter gearbeitet hatten. Das Einzige, was fehlte, war offenbar der latente Ouzo-Geruch in ihren Apartments. Aber als perfekte Hochzeitsplanerin sagte ich ihnen, dass sie den später in der Honeymoon-Suite wiederherstellen konnten. Ich ließ ihnen als Abschiedsgeschenk sogar eine Flasche Ouzo da, die ich im Restaurant gekauft hatte.
Ich wünschte nur, ich hätte nicht gehen müssen, als die Feier gerade anfing, aber meine Arbeit war erledigt. Schließlich war ich nur die Planerin, und bei gerade einmal dreißig Gästen hätte ich schon eine sehr gute Freundin von Lara sein müssen, um eingeladen zu werden. Also sitze ich jetzt wieder an meinem Schreibtisch, an einem ganz gewöhnlichen, nieseligen Freitagnachmittag.
»Penny, ich habe jetzt Zeit für Sie.«
Ich schaue hoch und sehe Giles Bishop, meinen neuen Chef, neben meinem Tisch stehen. Möglichst unauffällig spähe ich zu meinem Bildschirm, um zu checken, ob ich die Website mit den Miu-Miu-Schuhen geschlossen habe. Nicht etwa, dass ich nachsehen wollte, was Henris Schuhe kosten oder so.
Zu meinem Glück ist auf dem Bildschirm nur meine randvolle Inbox zu sehen. Es wirkt also tatsächlich so, als sei ich wahnsinnig beschäftigt und mein Chef hätte mich bei der Arbeit gestört statt bei meinen Tagträumen über Hochzeiten und teure Schuhe.
»Fabelhaft«, sage ich mit der aufgesetzt fröhlichen Stimme, die ich für Fremde am Telefon und Vorgesetzte reserviert habe. Es ist eine schreckliche Angewohnheit, die ich meiner Mutter anlaste.
»Soll ich irgendetwas mitbringen?«, frage ich wie eine Streberin und schnappe mir Block und Stift, weil ich beides immer zu Meetings mitnehme – und es dann nur für Listen mit Blogpost-Ideen benutze.
»Nein, kommen Sie einfach so«, antwortet Giles und geht zu seinem Büro.
Ich arbeite in einem multinationalen Großunternehmen, und die meisten von uns Lakaien sitzen in einem Großraumbüro. Mein Schreibtisch steht gegenüber von Shellys, und auf der anderen Seite des Gangs sitzt Marie. Genau genommen habe ich einen super Platz, denn hinter meinem Rücken ist eine Wand. Dadurch kann ich unbemerkt und von niemandem beobachtet im Internet surfen. Abgesehen von der alles sehenden IT-Abteilung, die vermutlich ein wachsames Auge darauf hat, was wir so tun, oder Leuten wie Giles, die an meinen Tisch geschlichen kommen, ohne dass ich es merke.
Die Tür zu Giles’ Büro hinter Shellys Schreibtisch liegt den Gang runter. Seit er vor zwei Wochen hier angefangen hat, bleibt sie geschlossen. Sein Führungsstil ist meilenweit entfernt von dem unseres vorherigen Chefs Nigel »meine Tür ist immer offen, komm doch rein« Pearce.
Ich setze mich auf einen Stuhl, der so neu ist wie Giles. Nigel hatte bequeme Drehsessel, in denen man sich sofort entspannte. Der Stuhl, auf dem ich jetzt sitze, ist aus weißem Plastik und sieht aus wie ein Sonderangebot von Ikea – dabei könnte ich wetten, dass er ein Vermögen gekostet hat. Hier drin ist es irgendwie kühl, und mich fröstelt. Vielleicht liegt es an den weißen Oberflächen, dass der Raum so kalt wirkt. Suchend schaue ich mich um und hoffe, einen Hinweis zu finden, dass Giles ein menschliches Wesen und kein seelenloser Zombie ist.
Wenn das hier mein Büro wäre, dann gäbe es gemütliche Kissen, Fotos von Mark und einen Fußwärmer unter dem Schreibtisch. All die wichtigen Dinge eben. Außerdem würde ich den Hausmeister die Wände in einem warmen Gelb streichen lassen, und auf den Boden würde ich vielleicht den leuchtend orangefarbenen Läufer legen, den ich in Marokko gekauft habe. Derzeit versauert er im Schrank in dem unbenutzten Zimmer bei uns zu Hause, weil Mark ihn scheußlich findet.
»Also, Penny …«
Ich schaue zu Giles und bin beinahe überrascht, ihn hinter dem Schreibtisch zu sehen, so lebendig war mein Tagtraum.
»Ja?«
»Wie Sie wissen, halte ich diese kleinen Meetings mit der Abteilung ab, um ›alle kennenzulernen‹.«
Ich kann nicht glauben, dass er jetzt tatsächlich mit den Fingern Anführungsstriche in die Luft gemalt hat. Giles ist genauso peinlich wie mein Dad.
»Ja.« Ich nicke verstehend und versuche ihm den Eindruck zu vermitteln, dass ich für mein Alter sehr weise bin.
»Super. Sie arbeiten jetzt seit vier Jahren hier?«
»Das ist richtig«, bestätige ich.
»Und anhand Ihrer Beurteilungen kann ich erkennen, dass Ihre Leistungen hervorragend sind. Nigel hat sehr positive Berichte über Sie geschrieben.«
Das freut mich. Nigel war zwar immer sehr wohlwollend bei unseren Beurteilungen, aber mir gefällt der Gedanke, dass ich in meinem Job gut bin.
»Nun, wie Sie wahrscheinlich schon mitbekommen haben, werde ich ein paar Veränderungen vornehmen.«
Ich hätte jetzt gedacht, dass das Wort »Veränderungen« Anführungszeichen erfordert. Mir ist klar, was für Veränderungen ihm vorschweben. Giles hat Nigel nicht einfach als Leiter der HR-Abteilung abgelöst. Er ist Senior Director und offenkundig nur eine Interimslösung für die Besetzung von Nigels Posten.
Und ich weiß, wie er vorgeht.
Vergangenen Monat war ich in Schweden bei dem jährlichen Meeting aller HR-Abteilungen unseres Unternehmens und habe mich mit Kim unterhalten, einer jungen Frau aus dem US-Büro. Als ich erwähnte, dass Giles Bishop mein neuer Boss werden würde, konnte sie mir nicht mehr in die Augen sehen. Erst nachdem ich sie mit Plätzchen bestochen hatte, konnte ich ihr den Grund ihrer Reaktion entlocken. Wie sich herausstellte, hatte Giles auch bei ihnen vorübergehend die Abteilung »geleitet«, alles umstrukturiert und nicht nur das HR-Team verkleinert, sondern auch etliche andere Personen aus der Zweigstelle »abgebaut«. Zum Abschied gab sie mir den Rat, dass ich mich von Anfang an mit ihm gutstellen sollte. Aber wie stellt man sich mit einem seelenlosen Zombie gut?
»Sind Sie glücklich hier, Penny? Sie gehören seit vier Jahren zum Team und wurden nie befördert.«
Na super. Danke für den Hinweis, Giles. Mir ist absolut bewusst, dass ich keine Aufstiegsmöglichkeit habe. Der einzige Schritt nach oben wäre Nigels Job, für den ich aber nicht qualifiziert bin. Ich könnte natürlich versuchen, in eine Zweigstelle in einem anderen Land zu wechseln, aber dann müsste sich auch Mark beruflich verändern, und da seine Firma die Kosten für die Weiterbildung zum Steuerberater übernommen hat, muss er alles zurückzahlen, wenn er innerhalb von drei Jahren kündigt. Und ganz davon abgesehen will ich gar nicht wechseln, da Mark und ich versuchen, schwanger zu werden (Phase sechs unseres Lebensplans), und meine Firma hat ausgezeichnete Mutterschutz- und Elternzeitregelungen.
»Nein, keine Beförderung«, bestätige ich.
»Wie bei Shelly. Sie beide haben etwa zur gleichen Zeit hier angefangen.«
»Richtig, sie kam kurz vor mir.«
»Nun, während meiner Zeit hier werde ich mir ansehen, wie die Abteilung läuft.«
Jetzt geht’s los. Jetzt sprechen wir also über Entlassungen.
»Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Weiterentwicklung vor, Penny?«
Wie zum Teufel soll ich das wissen? Er soll auf keinen Fall denken, dass ich hier nur meine Zeit absitze, bis ich schwanger werde und so lange Jahr für Jahr in Mutterschutz gehen kann, bis ich all die Kinder habe, die ich gern haben möchte. Andererseits weiß er ganz genau, dass es hier keine Aufstiegsmöglichkeiten für mich gibt.
»Nun ja, ich hätte natürlich gern mehr Verantwortung und möchte irgendwann Managementaufgaben übernehmen.«
Gut so, schön vage bleiben, Penny. Das soll nicht heißen, dass ich keinen Ehrgeiz habe. Es wäre schön, Karriere zu machen, aber ich will mir nicht die nächsten paar Jahre den Hintern aufreißen, um dann für Kinder alles aufzugeben. Oder schlimmer noch, um jeden Tag bis spätabends zu arbeiten und meine Kinder von einer Betreuung in die nächste zu karren.
»Das ist gut. Sehr gut. Und dass wir Sie zu HR-Fachschulungen beim CIPD schicken, ist dabei sicher von Vorteil?«
»Ja«, stimme ich zu.
»Ausgezeichnet. Nun, ich bin ja gerade erst angekommen und habe noch keinen Überblick, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir Nigels Position abschaffen.«
Aha, jetzt kommen wir endgültig zur Sache. Als Nächstes wird er mir sagen, dass wir gar keine HR-Abteilung mehr brauchen.
»Ach, wirklich?«, frage ich, und meine Stimme klingt seltsam brüchig.
»Ja. Bei all den Kommunikationsmöglichkeiten, die uns heutzutage zur Verfügung stehen, ist es nicht nötig, überall regionale HR-Leiter zu haben. Nachdem ich mir Nigels Aufzeichnungen angesehen habe, überlege ich, eine neue Position als HR-Supervisor einzurichten, mit ein bisschen weniger Verantwortung, als Nigel hatte. Dennoch wäre es ein kleiner Aufstieg von der Sachbearbeiterposition.«
Jetzt schlägt mein Herz vor Aufregung schneller. Das klingt nach der perfekten Beförderung für mich. Will Giles mich etwa befördern, jetzt sofort? Und ich dachte, er sei hier, um radikal Stellen zu streichen. Vielleicht habe ich ihn völlig falsch eingeschätzt. In meinem Kopf fließt das Geld, das ich dann mehr verdiene, bereits auf mein Konto.
»Ich denke, die Position wäre perfekt für Sie oder Shelly.«
Für mich oder Shelly? Äh, das klingt jetzt aber nicht gut. Hoffentlich führen sie mit uns keine Bewerbungsgespräche für ein- und dieselbe Stelle. Außerhalb des Büros sind Shelly und ich nicht sonderlich eng miteinander, aber als Kolleginnen kommen wir super klar. Sie lagert zum Beispiel immer Minitüten mit Chips in der Schreibtischschublade und gibt mir eine, wenn mich nachmittägliche Knabbergelüste überkommen und ich absolut keine Lust habe, zum Verkaufsautomaten zu gehen.
»Stimmt.« Ich versuche, mir die Enttäuschung nicht anhören zu lassen. Ich habe mir bereits vorgestellt, wie ich die neuen Visitenkarten verteile und – noch wichtiger – mein höheres Gehalt ausgebe. Diese Miu-Miu-Schuhe von Henri kosten 750 Pfund, normalerweise ist das nicht meine Liga, aber wenn ich nur ein bisschen (oder viel) mehr verdienen würde, könnte ich sie mir leisten.
»Für solche Überlegungen ist es natürlich noch zu früh. Aber ich dachte, Sie würden das vielleicht gern im Hinterkopf behalten«, sagt er und zieht eine Braue hoch, als würde er die Hauptrolle in einem alten Schwarzweißkrimi spielen.
»Okay, das mache ich.«
Ich versuche, ein Lächeln in mein Gesicht zu zaubern, aber es fällt mir schwer. Ich will weder die nächsten Monate damit verbringen, Shelly mit Papierkügelchen zu beschießen, noch will ich, dass sie meine Chefin wird.
Die meiste Zeit ist sie supernett, aber wenn du sie ärgerst, kann sie unheimlich nachtragend sein. Einer unserer Kollegen hat sich mal ihren Tacker ausgeliehen, während Shelly zu Tisch war, und ihn erst am darauffolgenden Tag zurückgebracht. Nicht nur, dass sie Verhöre wie bei der Polizei durchführte, um den verschwundenen Tacker aufzuspüren, sie sprach anschließend auch drei Monate lang kein Wort mit dem Übeltäter.
»Bestens. Danke, dass Sie sich Zeit für dieses Gespräch genommen haben, Penny«, sagt Giles lächelnd.
Er ist mir echt ein Rätsel. Dafür, dass er in einem derart sterilen Büro mit ständig geschlossener Tür arbeitet, ist er erstaunlich gut in der Lage, sich wie ein normales menschliches Wesen zu unterhalten. Und dann fällt mir wieder ein, was Kim aus dem US-Büro gesagt hat: Stell dich gut mit ihm.
Zögernd stehe ich auf. Giles erwartet offenbar von mir, dass ich jetzt gehe, denn er hat die Brille aufgesetzt und schaut auf seinen Computerbildschirm.
»Jemand hat mir erzählt, dass Sie früher schon mal hier gearbeitet haben – in Farnborough, meine ich.«
Giles schaut zu mir hoch, als habe er vergessen, dass ich noch hier bin.
»Stimmt. Bevor ich vor etwa fünfzehn Jahren in die Zentrale versetzt wurde.«
»Hmm. Und, ist es schön, wieder zurück zu sein?«
»Ich musste diesen Sommer sowieso herkommen, weil meine Tochter heiratet. Mit diesem Interimsposten schlage ich quasi zwei Fliegen mit einer Klappe.«
Hochzeiten, endlich ein Thema, über das ich reden kann.
»Ihre Tochter heiratet? Wie aufregend!«
Giles setzt die Brille wieder ab und reibt sich die Augen. Ich bin nicht sicher, ob das ein Zeichen von Verärgerung ist.
»Ja, vermutlich.«
»Das ist wunderbar«, versichere ich nickend. Jetzt reden wir schon fast wie Freunde, oder? »Wo wird sie denn heiraten?«
»Keine Ahnung. Ich nehme an, in London, oder zumindest irgendwo, wo es teuer ist, so wie ich meine Tochter kenne.«
Der Unterschied zu meiner 5500-Pfund-Hochzeit im Museum könnte garantiert nicht größer sein.
»Klingt herrlich«, schwärme ich ein bisschen übereifrig.
Er setzt die Brille wieder auf. Business-Giles ist zurück.
»Also, Penny, ich möchte, dass Sie mich während der kommenden Monate beeindrucken. Okay?«
»Okay.« Verflucht. Das ist genau das, was ich brauche: im Job gewissenhaft und beeindruckend zu sein. Aber wenn jemand diese Beförderung bekommt, dann bin das besser ich.
»Und sagen Sie Shelly bitte, dass sie zu mir kommen soll.«
Ich verlasse Giles’ Büro mit dem Wissen, dass ich von nun an eine Freundfeindin habe. Während ich mich wieder an meinen Schreibtisch setze, überlege ich, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll.
»Und?«, fragt Shelly und sieht mich neugierig mit zusammengekniffenen Augen an.
»Giles möchte, dass du jetzt zu ihm kommst«, sage ich beinahe beiläufig und vermeide es, ihr in die Augen zu sehen. Sie wird schon früh genug erfahren, was los ist.
»Aber wie ist er so?«, fragt sie.
»Erstaunlich nett.« Oder überraschend menschlich – das trifft es wohl eher.
Als sie zu Giles geht, sehe ich ihr nach. Sie schleicht förmlich, so langsam bewegt sie sich. Sobald sie wieder aus diesem Büro herauskommt, wird sich mein Arbeitsleben verändern. Wir sind von nun an Konkurrentinnen, und dann wird eine von uns die Chefin der anderen. Die Arbeit wird nie wieder so wie vorher sein.
Natürlich bin ich melodramatisch, aber irgendwie ist das alles so deprimierend, als hätte ich einen Kater. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Hochzeitsplanung abgeschlossen ist. Wie die Feier bei Lara und Ben wohl läuft?
»Und wie war es wirklich?«
Ich schaue hoch. Marie steht neben meinem Schreibtisch. Sie ist nicht mit im Rennen um die Beförderung, da sie frisch von der Uni kommt und erst seit sechs Monaten bei uns arbeitet.
»Nicht gut« ist alles, was ich sage. Ich möchte Marie da nicht mit hineinziehen. Dann widme ich mich wieder meinen E-Mails und will nur noch den Rest von diesem beschissenen Freitag hinter mich bringen.
»Hallo, Schatz«, sagt Mark, als er die Küche betritt.
»Na du, ich habe dich gar nicht hereinkommen hören.« Sonst hätte ich mich nämlich mehr angestrengt, so auszusehen, als würde ich tatsächlich kochen. Ich habe dagestanden und die Lachsfilets angeschaut, darauf gewartet, dass sie wie von Zauberhand allein aus der Packung und in den George-Foreman-Grill schweben. Sie mögen ja clevere kleine Kerle sein, die sogar stromaufwärts schwimmen können, aber wenn sie erst einmal in Zellophanpäckchen stecken, ist es damit anscheinend vorbei.
»Und, wie ist es gelaufen?«
»Es war umwerfend.«
»Da sind ja tolle Neuigkeiten, Pen.« Mark kommt zu mir, legt seine Arme um mich und zieht mich für einen Kuss an sich. »Das freut mich. Du hast dir also ganz unnötig Sorgen gemacht?«
»Na ja, ganz unnötig nicht, es gab schon ein paar kleine Missgeschicke. Ich habe die falsche Musik gespielt, als Lara hereinkam, und dann hat die Standesbeamtin Ben mit falschem Namen angeredet.«
Mark seufzt, und ich kann an seiner Miene ablesen, dass er nicht die Hochzeit meinte.
»Du redest von dem Treffen mit Giles«, sage ich kleinlaut.
»Allerdings. Sosehr es mich auch interessiert, ob die Hochzeit ein Erfolg war, möchte ich doch gern wissen, ob du jetzt arbeitslos bist.«
Das ist irgendwie nur fair.
»Von Entlassung war nicht die Rede, allerdings von Beförderung«, sage ich und fange endlich an, den Lachs zuzubereiten. »Sie wollen Nigels Posten streichen und durch die Stelle eines HR-Supervisors ersetzen.«
»Das wäre perfekt für dich.«
»Ich weiß, aber so wie es aussieht, kommen Shelly oder ich dafür in Frage.«
»Und weißt du schon, wann es so weit sein wird?«
Ich schüttle den Kopf. »Nicht in den nächsten Monaten. Giles hat gesagt, dass ich ihn beeindrucken muss.«
»Ihn beeindrucken?«
»Yep. Es wird wohl ein Wettkampf zwischen Shelly und mir.« Ich seufze theatralisch.
Mark öffnet den Kühlschrank und holt eine Flasche Weißwein heraus.
»Es wird kein Wettkampf, Pen. Du bekommst die Stelle mit links. Diese Beförderung gehört dir, Baby«, sagt er, schenkt ein großes Glas Wein ein und reicht es mir.
Ich nehme es dankbar an – genau das brauche ich jetzt.
»Dann erzähl mir jetzt von der Hochzeit. Ich sehe doch, dass du jeden Moment vor Mitteilungsbedürfnis platzt.«
Während sich Mark an den Tisch setzt und seine Krawatte auszieht, erfährt er sämtliche Details, vom katastrophalen Zustand des Bräutigams am Morgen bis zur Beyoncé-Panne.
»Und dann hat Henri mich angesprochen«, sage ich vorsichtig und stelle ihm den Teller mit seinem Essen hin. War das jetzt zu früh? Eigentlich wollte ich bis nach dem Essen warten, wenn er satt und zufrieden ist und wegen meines nächsten Abenteuers als Hochzeitsplanerin nicht mit der Wimper zuckt. »Sie ist eine Arbeitskollegin von Lara und möchte, dass ich ihre Hochzeit plane.«
Ich setze mich und starre auf meinen Teller, als seien gedünstete grüne Bohnen das Interessanteste, was ich je im Leben gesehen habe. Mark legt Messer und Gabel wieder auf den Tisch.
»Ich dachte, die Organisation der Hochzeit von Lara und Ben war eine Ausnahme?«
»Genau das habe ich Henri auch gesagt, weil ich es dir versprochen habe.«
»Aber irgendetwas sagt mir, dass du es trotzdem tun wirst. Du hast diesen Ausdruck in den Augen.«
Was für einen Ausdruck? Verdammt sei meine Unfähigkeit, meine Gefühle zu verbergen!
»Nun, ich werde es nicht tun, wenn du nicht möchtest. Es ist nur so, dass sie mir 1000 Pfund zahlen will.«
Mark nimmt sein Besteck wieder auf und beginnt zu essen. Das ist ein gutes Zeichen.
»Sie bietet dir 1000 Pfund. Für ein bisschen Organisation? So wie du es bei Lara und Ben gemacht hast?«
»Hm.«
»Aber weckt das in dir keine Erinnerungen an die Glücksspiele?«
»Falls überhaupt, dann lenkt es mich davon ab.«
»Ich bin nicht überzeugt, Pen. Es kann doch nicht gesund sein, sich ständig mit Hochzeiten zu beschäftigen.«
»Ich weiß, was du meinst. Aber es ist etwas anderes, als mit offenen Augen von der eigenen Hochzeit zu träumen.« Ihn zu fragen, ob wir unser Ehegelübde erneuern sollen, vertage ich wohl besser.
»Es verschafft mir zugegebenermaßen einen Kick. Aber statt dass ich mich danach miserabel fühle wie bei den Glücksspielen, habe ich ein gutes Gefühl, weil ich jemandem helfe.«
Mark seufzt.
»Du weißt, dass du Zusatzeinkünfte bei der Steuererklärung angeben musst?«
»Ja«, sage ich stöhnend und denke, dass man sich aber keinen Hund hält, um dann selbst zu bellen. Wozu habe ich schließlich einen Steuerberater geheiratet …
»Hast du denn überhaupt Zeit, um diese Hochzeit zu planen?«, fragt Mark.
»Na klar«, versichere ich. Irgendwie ist das alles zu leicht. Ich hatte erwartet, dass ich zumindest ein bisschen nackte Haut zeigen müsste, vielleicht versprechen, etwas anderes im Bett anzuziehen als meinen Flanellpyjama. Aber anscheinend hat er nichts dagegen.
»Bist du sicher? Was ist damit, dass du deinen neuen Chef beeindrucken willst, und dann noch deine Arbeit als Mentorin in der Selbsthilfegruppe?«
Den Chef zu beeindrucken ist eine Sache. Das Planen der Hochzeit wird schon nicht mit meinem normalen Job kollidieren, aber das mit dem Mentoring habe ich echt vergessen. Ich, Penny Robinson, werde Mentorin. Ich bin jetzt ein Jahr clean, was meine Glücksspielsucht angeht, und das habe ich mit ein bisschen (oder eher ziemlich viel) Hilfe der Gruppe der Anonymen Spieler geschafft.
Ob ich stolz auf mich bin? Ich bin sogar verdammt stolz auf mich! Und jetzt ist Mary, die Gruppenleiterin, der Meinung, dass ich so weit bin, als Mentorin ein neues Gruppenmitglied zu betreuen. Leider ist der Andrang neuer Mitglieder so groß, dass wir die Gruppe teilen mussten.
Habe ich wirklich genug Zeit, um diese Hochzeit zu planen? Andererseits, wie viel Zeit kann es denn schon in Anspruch nehmen, Mentorin zu sein? Schließlich habe ich meinen Mentor, Josh, nur ein einziges Mal außerhalb unserer wöchentlichen Meetings angerufen.
»Das wird schon gehen.«
»Und dein Blog? Wirst du für den auch noch schreiben? Ständig sehe ich dich über den Laptop gebeugt.«
Das stimmt. Wenn man bedenkt, dass ich nur drei- oder viermal in der Woche etwas poste, brauche ich dafür erstaunlich viel Zeit.
»Und was ist damit, dass wir versuchen, schwanger zu werden?«
»So oft haben wir normalerweise auch nicht Sex. Es wird schon nicht auf Kosten unserer Zweisamkeit gehen.«
»So habe ich das nicht gemeint. Du hast letzten Monat gesagt, dass es wichtig ist, nicht unter Stress zu stehen, wenn man schwanger werden will.«
Das habe ich gesagt? Mann! Mark ist ein wirklich guter Ehemann und hört meinem Geschwafel offenbar aufmerksam zu.
»Und was ist, wenn es klappt? In dem Buch über Schwangerschaften, das wir gelesen haben, stand, dass du zu Beginn der Schwangerschaft schnell müde sein wirst und möglicherweise unter Übelkeit leidest. Möchtest du wirklich die Hochzeit von jemandem organisieren, während du dich hundeelend fühlst?«
Mark hat ja recht, aber nicht jede Schwangere leidet unter Morgenübelkeit, und manche Leute führen ein noch geschäftigeres Leben als ich und bekommen das mit der Schwangerschaft hin.
»Ich denke einfach nur, dass es der falsche Zeitpunkt für dich ist, bei all dem, was du um die Ohren hast.«
»Aber …«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. So wie Mark es darstellt, habe ich mehr zu tun als der Premierminister. Dabei arbeite ich schließlich in einer hektischen HR-Abteilung, bin geübt im Projektmanagement und kann mit verschiedenen Aufgaben gleichzeitig jonglieren. Und falls ich tatsächlich schwanger werden sollte, wird die Hochzeit längst über die Bühne sein, bevor das Baby auf die Welt kommt.
»So viel Zeit muss es ja gar nicht kosten. Ich werde Henri nur bei den großen Sachen helfen und vorher ein paar Grundregeln festlegen, damit es nicht mit meinen anderen Verpflichtungen kollidiert.«
Ich weiß nicht, ob ich Mark überzeugt habe oder nicht. Seine gerunzelte Stirn gibt keinerlei Anhaltspunkte.
»Also, kann ich es machen?«, frage ich erwartungsvoll.
»Penny, ich würde mich dir nie in den Weg stellen. Du weißt, was ich von dieser Hochzeitsbesessenheit halte, aber du hast gestrahlt wie ein verdammter Weihnachtsbaum, als du von Laras Hochzeit erzählt hast. Ich will dich doch nicht davon abhalten, so glücklich zu sein.«
Ich beuge mich über den Tisch und gebe Mark einen dicken Kuss. Igitt! Wir riechen beide nach Fisch.
Ich bin die glücklichste Frau der Welt, dass ich einen so geduldigen und verständnisvollen Ehemann habe. Ich darf nicht vergessen, Henri morgen früh eine Nachricht zu schicken, um unser erstes Treffen zu vereinbaren.
Wow, die nächsten Monate werden super: eine Hochzeit organisieren, neue Verantwortung als Mentorin in der Selbsthilfegruppe, möglicherweise eine Beförderung im Job und – wer weiß – vielleicht sogar ein Mini-Robinson. Und es ist nur eine Frage der Organisation, das alles zu schaffen.