Luke Kennard
Transition
Das Programm. Roman
Aus dem Englischen von Karl-Heinz Ebnet
Knaur e-books
Luke Kennard, geboren 1981 in Kingston upon Thames, London, ist ein Schriftsteller und Lyriker. 2005 gewann er mit seinem ersten Gedichtband The Solex Brothers den Eric Gregory Award der Society of Authors. Seine zweite Lyriksammlung The Harbour Beyond the Movie wurde für den Forward Prize for Best Collection nominiert und machte ihn damit zum jüngsten Autor, der jemals auf deren Shortlist stand. Seine Kurzgeschichte Holophin gewann 2012 den Saboteur Novella Award. Seine Literaturkritiken erschienen in Poetry London, The Times Literary Supplement und The National (Abu Dhabi). 2014 wurde er von der Poetry Book Society als einer der »Next Generation Poets” ausgezeichnet. Kennard promovierte in Englischer Literatur an der University of Exeter und lehrt heute an der University of Birmingham. Transition ist sein erster Roman.
Die englische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »The Transition« bei Fourth Estate, London.
© 2017 der eBook-Ausgabe Droemer eBook
© 2017 by Luke Kennard
© 2017 der deutschsprachigen Ausgabe Droemer Verlag
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Claudia Alt
Covergestaltung: NETWORK! Werbeagentur, München
ISBN 978-3-426-44222-7
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Noch mehr eBook-Programmhighlights & Aktionen finden Sie auf
www.droemer-knaur.de/ebooks.
Sie wollen über spannende Neuerscheinungen aus Ihrem Lieblingsgenre auf dem Laufenden gehalten werden? Abonnieren Sie hier unseren Newsletter.
Sie wollen selbst Autor werden? Publizieren Sie Ihre eBooks auf unserer Akquise-Plattform www.neobooks.com und werden Sie von Droemer Knaur oder Rowohlt als Verlagsautor entdeckt. Auf eBook-Leser warten viele neue Autorentalente.
Wir freuen uns auf Sie!
Für Zoë
Wenn Karl Temperley alles zu viel wurde, stellte er sich vor, er hätte gerade ein Kind überfahren. Der Schock des Aufpralls, das zu spät einsetzende Quietschen der Bremsen, der kleine tote Körper am Randstein, Eltern – manchmal die Mutter, manchmal der Vater –, die auf ihn zugelaufen kamen, während er selbst vor der blutbespritzten Motorhaube des Fiat Punto seiner Frau stand. So stellte er sich das vor, und damit konnte er, dankbar und erleichtert, in die wirkliche Welt mit ihren banalen Sorgen zurückkehren.
»… ungeachtet Ihres Familienstands …«, sagte der Notar.
In letzter Zeit hingegen, nachdem ihm fünfzehn Monate Gefängnis blühten wegen Betrugs und diverser Steuerdelikte, die ihm nach wie vor schleierhaft waren – weder wusste er, was er getan oder nicht getan hatte, noch konnte er sagen, was er im Einzelnen verbrochen oder unterlassen hatte –, musste er feststellen, dass er sich immer häufiger auf dieser eingebildeten Straße aufhielt.
Karl Temperley schrieb Kundenrezensionen für Produkte, die er nie benutzt hatte, und erstellte auf Anfrage »Studienhilfen«, Schul- und Uni-Arbeiten für zehn Pence pro Wort. Auf diesem bescheidenen Portfolio gründete seine Karriere, aber er war nun mal wild entschlossen, seine Ausbildung literarisch zu verwerten: Immerhin hatte er Anglistik studiert und seine Master-Arbeit über die Metaphysische Dichtung verfasst. Gekostet hatte ihn der Spaß £ 78000, eine Summe, die man kaum für möglich halten und daher umso leichter ignorieren konnte.
Seine Auftraggeber waren E-Mail-Adressen mit unterschiedlichen Namen, deren Ton aber immer herzlich und jovial war, und man hatte eine hohe Meinung von ihm, weil er, wie ihm versichert wurde, den buchstäblich gleichen Sachverhalt sprachlich so darstellen konnte, als würde er von zehn verschiedenen Personen erörtert. Wo manche eine kohlefaserverstärkte Laptop-Hülle sahen, tat sich für Karl ein russischer Roman auf.
Seine Frau Genevieve unterrichtete an einer örtlichen Grundschule. Damit gehörten sie beide zu der beneidenswerten Bevölkerungsgruppe, die einst unter dem Begriff Double Income No Kids firmiert hatte. Und trotzdem, waren die Miete, die Rechnungen und Raten für die Schulden beglichen, musste Karl zweimal nachdenken, ob er sich noch neue Schuhe leisten konnte, wenn die Sohlen der alten Treter durchgelatscht waren. Die Miete wurde immer teurer. Gut, an manchem waren sie selbst nicht ganz unschuldig. Sie hatten nun mal ihre Bedürfnisse. Jeden Tag tranken sie aromatisierten Kaffee aus Bechern groß wie Waschtrommeln, der so viel kostete, wie der Barista in der Stunde verdiente. Sie beluden ihren Einkaufswagen im Supermarkt mit Snacks und Leckereien, die sie schon auf dem Heimweg locker verdrücken konnten. In der Woche vor dem Monatsletzten waren sie unweigerlich pleite, also ging ein Wocheneinkauf auf seine Kreditkarte. Dazu kam vielleicht noch ein Zugticket. Dann die dringend benötigten Schuhe. Ein Geburtstagsgeschenk für Genevieve. Ein Restaurantbesuch. Freudig erhöhte ihm die Bank den Verfügungsrahmen, dann ein weiteres Mal, aber statt einer dritten Aufstockung bot sie ihm zur Schuldenkonsolidierung einen Kredit an, wodurch die doppelt belastete Kreditkarte wieder auf verlockende £ 0,00 schnurrte. Karl beschloss, Nutzen daraus zu ziehen, dass ihm täglich weitere Kreditkarten angeboten wurden, Kreditkarten von Banken, von denen er noch nie gehört hatte, Karten in allen Regenbogenfarben, Karten mit einem Limit von £ 300, die er für kleinere Einkäufe verwenden konnte, Karten mit einem Limit von £ 5000, mit denen er, ganz Kavalier, die neue Zylinderkopfdichtung bezahlte, als Genevieves Wagen muckte, und mit der er sie am darauffolgenden Wochenende an ihrem zweiunddreißigsten Geburtstag zu einem Fünf-Sterne-Kurztrip nach Paris einlud (ihr dreißigster war von einem kleineren psychotischen Vorfall überschattet gewesen, ihr einunddreißigster war nicht viel besser verlaufen, weshalb er das Bedürfnis verspürte, etwas gutzumachen). Schließlich hatte er noch eine wunderschöne transparente Kreditkarte, die wie eine Benzinlache schimmerte und über ein Limit von £ 11000 verfügte. Mit ihr zahlte er die aufgelaufenen Schulden von einigen der kleineren und beglich den monatlichen Mindestgeldeingang für die mittleren Karten. Und wenn sie selbst bedient werden musste, nahm er dazu eine der Bantamgewichtskarten oder einen kurzfristigen Kredit auf.
Genevieve wusste nichts von diesem ganz persönlichen Schneeballsystem, das irgendwann siebzehn Kreditkarten umfasste. So weit sie es überblicken konnte, arbeiteten sie und Karl die ganze Woche über verdammt hart, brachen dann erschöpft zusammen und schliefen das Wochenende entweder komplett durch oder streamten ganze Staffeln amerikanischer Serien, um ihre Akkus wieder auf volle Leistung zu wuppen. Und wenn sie mal freihatten, bekamen sie beide Kopfgrippe. Nie kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht über ihre Verhältnisse lebten, und es dauerte drei Jahre, bis Karl schließlich die höchste Kreditlinie riss. Danach trudelten Briefe in roter Schrift ein. Androhungen von Verzugsgebühren, von Verzugszinsen, Gebühren für das Überschreiten des Kreditkartenlimits und Verzugsgebühren auf diese Gebühren, Verzugszinsen und Forderungen, alles abschließend auszugleichen. Aber die doppelte Dosis Schlaftabletten, die er mit einem Glas mittelpreisigen Brandys runterspülte, um das malmende Räderwerk seines nahenden Bankrotts zum Schweigen zu bringen, zeitigte keine Wirkung mehr. Er nölte an allem herum, was wiederum Genevieve aufregte. Aber sein ganzer Daseinszweck war es doch, Genevieve nicht aufzuregen; das, redete er sich ein, war der Grund gewesen, warum er überhaupt so viele Schulden gemacht hatte, und trotzdem hatte das nun dazu geführt, dass er sie aufregte.
Vielleicht sollte ich mich umbringen, dachte er, als er sich eines Wintermorgens im Spiegel des Gemeinschaftsbadezimmers anschaute. Rasierschaum beflockte seine Wangen. Er drückte sich den Ultra-Smooth-Advanced-Wet-Shave-System-Sicherheitsrasierer mit den fünf Klingen gegen das linke Handgelenk und nahm einen parmesandünnen Zentimeter Haut ab. Blut trat hervor wie ein Wasserzeichen. Es brannte höllisch. Vielleicht lieber doch nicht. Er bedeckte die Wunde mit seiner Armbanduhr.
Die Abschürfung pochte und brannte sporadisch den ganzen Tag. Er musste darüber lachen. Er dachte an die Geschichte über den Möchtegern-Märtyrer aus dem 3. Jahrhundert, der sich mit dem festen Vorsatz, sich um seines Glaubens willen foltern und töten zu lassen, auf den Weg in die Hauptstadt machte. Unterwegs quartierte ein Mönch ihn in einer alten Scheune ein und fragte ihn am nächsten Morgen, wie er die Nacht verbracht habe. Der Reisende beschwerte sich über das zugige Lager und die Flohbisse, woraufhin der Mönch ihm sagte, dass er für den Märtyrertod vielleicht doch noch nicht bereit sei.
Karl wusste, was er zu tun hatte. Er schrieb an seine anonymen Auftraggeber. An jeden, für den er jemals gearbeitet hatte, allen zweiundachtzig E-Mail-Adressen. Er brauche mehr Arbeit, bessere Arbeit, dringend, egal was. Er erhielt nur eine Antwort, von einem Typen namens Sot Barnslig, der ihm anbot, ihn zum Supervisor über zwei Klick-Farmen zu machen, in denen Leute aus der ganzen Welt vorgetäuschten Datenverkehr auf Websites generierten und die er aus dem gleichen Pott bezahlte, dem er auch seinen eigenen Lohn entnahm. Es war niedrigste und moralisch fragwürdige Arbeit, aber Karl verdiente besser als beim Verfassen gefälschter akademischer Arbeiten und begann mit der Rückzahlung seiner Kreditkartenschulden.
Eigentlich, sagte Sot Barnslig – nachdem Karl erfolgreich zwei Wochen lang seine siebzehn Schuldenberge etwas abgetragen hatte und sich hin und wieder eine Ruhepause gönnen konnte –, eigentlich seien die Klickfarmen nur die Fassade für eine gewaltige Skimming-Operation. Sot Barnslig räumte ein, dass er von Abertausend Konten und Kreditkarten winzig kleine Beträge stahl, Summen, die so klein seien, dass sie den Kontenbesitzern nicht auffielen, und dass Karl ihm dabei unwissentlich assistierte.
Karl schickte Sot Barnslig eine E-Mail: Warum erzählst du mir das? Und machte ansonsten weiter wie zuvor.
Leider wurde Sot Barnslig entweder von Ermittlern hopsgenommen oder war selbst die ganze Zeit ein verdeckter Ermittler gewesen. Karl jedenfalls musste seinen Laptop herausrücken. In seiner Verzweiflung rief er bei Keston an, einem Steuerberater und alten Zimmergenossen von der Uni. Er erzählte ihm alles, wobei er sich während ihres Vorgesprächs schwer zusammenreißen musste, um nicht in Tränen auszubrechen.
»Oh, K-PAX«, sagte Keston. »Da hast du dich richtig in die Scheiße manövriert. Richtig in die Scheiße.«
»Muss ich ins Gefängnis?«
»Na, in deinem Fall zahlt es sich aus, männlich, weiß und aus der Mittelschicht zu sein. Überall nur Sicherheitsnetze. Und du hast den Saum des richtigen Gewands berührt.«
Keston organisierte einen Anwalt, dem es leider nicht gelingen wollte, Karls Unwissenheit und Unschuld überzeugend darzulegen, so dass es jetzt ganz danach aussah, als müsste er für einige Zeit in ein Gefängnis mit niedriger Sicherheitsstufe einrücken.
Der sehr gewissenhafte junge Notar redete seit geraumer Weile auf ihn ein. Er, der einzige von Spenser und Rudge, der im Moment noch bereit war, ihn kostenlos zu beraten, sagte Karl, dass es sich hier weder um das Best- noch um das Worst-Case-Szenario handle. Und wisse er übrigens, dass der Ausdruck Worst-Case-Szenario nicht aus der Rechtswissenschaft stamme, sondern vom Militär? Nein, sagte Karl, das wisse er nicht. Damit sei eine Strategie bezeichnet, sagte der Notar. Vor einem Manöver müsse man immer mit dem Schlimmsten rechnen, das einem in einer zufallsbedingten Welt entgegenschlagen könne.
Starker antiseptischer Geruch hing in der Kanzlei des Notars. Möglicherweise hatte er sich irgendwo eine Verletzung zugezogen.
»Es ist ein gutes Produkt, Mr. Temperley«, sagte der Notar. »Transition. Und sicherlich eine Überlegung wert. Ihr Steuerberater arbeitet die Einzelheiten aus. Ansonsten ist er der gleichen Meinung, es handelt sich um ein gutes Produkt.«
Karl sah einen türkisen, perlmuttartig schimmernden Ball vor sich, der zwischen den geparkten Autos plötzlich auf die Straße sprang, und stellte sich bereits vor, gleichzeitig auf Kupplung und Bremse zu treten, aber er hatte nun mal über sechzig drauf, weil er ein schrecklich unvorsichtiger Fahrer war. Was sagte man als Erstes zu den Eltern? Spielte es überhaupt eine Rolle? Es tue einem ja so entsetzlich leid? Na, toll. Richtige Stimmen, offizielle Stimmen mit Autorität, Befehlsgewalt und einem gewissen Timbre übernahmen das ab einem bestimmten Punkt. Stimmen wie die von seinem Notar, der gerade sagte:
»Ich nehme an, das ist wahrscheinlich nicht das, was Sie erwartet haben.«
So abgelenkt war Karl, dass er kurzerhand zusagte, als der Notar ihm anstelle des fünfzehnmonatigen Knastaufenthalts einen Platz in einem Pilotprojekt namens Transition anbot. Er sagte einfach zu, ohne weitere Informationen einzufordern, ohne seine Frau anzurufen, um mit ihr darüber zu reden, ja, er hielt noch nicht einmal inne, um kurz Luft zu holen.
Der Notar blinzelte zweimal, reichte ihm eine dicke Hochglanzbroschüre und sagte, er möge sie vielleicht mal durchlesen, bevor er eine Entscheidung treffe. Den Umschlag zierte der Grundriss eines Hauses, die Zimmer aber waren mit Schlagwörtern wie Arbeit, Ernährung, Verantwortung, Beziehung, Kosten, Investment, Selbstachtung beschriftet. Auf dem halbtransparenten Deckblatt stand in aufgeprägten Blockbuchstaben Transition.
»Ihr Steuerberater hat uns eigentlich darauf aufmerksam gemacht«, sagte der Notar.
»Keston«, sagte Karl.
Zum Online-Betrug kamen nämlich noch Karls mehrere Jahre zurückreichende Steuerdelikte – ein Faden, der sich durch seine gesamten freiberuflichen Selbstvermarktungsbemühungen zog; auch dem Finanzamt hatten er und seine Frau eine Menge zurückzuzahlen. Abgesehen von Genevieves Autokreditraten und der Kreditkarte, mit der Karl im letzten halben Jahr die Haushaltskosten bestritten hatte, saßen sie finanziell ziemlich in der Klemme. Und sie waren zwei Monate mit der Miete im Rückstand. Kurz vor dem Treffen mit dem Notar hatte Genevieve ihm eine SMS geschickt: Zwangsräumung nächste Woche :-(
Es war ungewöhnlich warm für März. Es war warm im Büro des Notars, und obwohl Karl nur Klettershorts und ein rotes Krümelmonster-T-Shirt trug, lief ihm der Schweiß mitsamt Sunblocker in die Augen. Er schlug die Broschüre auf und überflog die erste Seite, verstand aber kein Wort.
»Piaget definiert als kognitives Ziel der Pubertät den Eintritt des Denkens in das Stadium der formalen Operationen …«
Er sah hoch zur Uhr, zu den kastanienbraunen, ledergebundenen Buchrücken, zum Jackett des Notars, das in einer Sonnenlichtsäule dörrte und dem antiseptischen Odeur im Zimmer eindeutige Schafausdünstungen beimengte.
»Können Sie mir das kurz zusammenfassen?«, fragte er.
Karl ging durch das Thompson-Suburb nach Hause. In den vergangenen zehn Jahren hatten Privatvermieter eine durchgreifende Professionalisierung durchlaufen. Ganze Reihenhaussiedlungen waren aufgekauft, einzelne Häuser in mehrere Wohnungen unterteilt und anschließend nochmals unterteilt worden. Ist es nicht endlich an der Zeit, dass die Regierung der überhandnehmenden Gier, die die Ressourcen unseres Landes aufzehrt und eine ganze Generation rechtlos stellt, Einhalt gebietet?, wurde gelegentlich in einem Leitartikel gefragt. Drei Regierungen hatten es versucht: Ein gewisser Prozentsatz des Immobilienbestands musste für Sozialwohnungen, für Arbeiter und Angestellte im öffentlichen Dienst sowie Mieter zwischen dreißig und vierzig bereitgestellt werden. Einschränkungen wie diese aber führten nur dazu, dass Vermieter, die ihre Immobilien von den Eltern geerbt hatten, zum Ausgleich der dadurch entstehenden Verluste die Mieten erhöhten. Sie spürten nämlich ihre Verluste, wie Karls Vermieter, ein liebenswürdiger, stets einen grauen Crombie tragender Herr mit Bürstenhaarschnitt, unmissverständlich klarmachte. Mussten sie nicht eine ganze Menge abdrücken für Schulgebühren und Schlemmerurlaube und diverse Hypotheken? Familien gaben ihr Geld für die Kinder aus, und auf die hohe Kante legen konnte nur noch die schwindende Kaste derjenigen, die bereits mehrere Immobilien besaßen. Das Durchschnittsalter, mit dem man bei seinen Eltern auszog, stieg auf Anfang vierzig. Für Genevieve, die bei ihren mittlerweile vor mehreren Jahren verstorbenen Großeltern aufgewachsen war, und Karl, das jüngste Kind eines älteren Paares, bei dem der Vater gerade in einem Pflegeheim wieder aufgepäppelt wurde, war das elterliche Heim keine Option. Sie wohnten mit ihrem elektrischen Heizgerät und Multifunktions-Tischbackofen im ehemaligen Wintergarten einer viktorianischen Doppelhausvilla, teilten sich mit den übrigen Bewohnern auf ihrem Stockwerk Badezimmer und Küche sowie das Gefühl, an einer wichtigen Abzweigung im Leben die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Die Plexiglasdecke des Wintergartens war tapeziert, aber die Tapeten schälten sich an den Ecken und ließen grelle Lichtstrahlen durchsickern.
Na, immerhin hatten sie fließendes Wasser, Supermärkte und Kinos.
»Ich meine, um Himmels willen, wir sind reicher als siebenundneunzig Prozent der Weltbevölkerung«, sagte Genevieve, wenn Karl mal wieder klagte. »Wir gehören zu den drei Prozent, die wie Blutegel den Planeten aussaugen. Und die Hälfte der Zeit hast du eine Erkältung. Du könntest der reichste Mann auf Erden sein, du würdest trotzdem den ganzen Tag vor dich hin rotzen und dich über deine Stirnhöhlen beschweren.«
Karl schniefte.
Es war schon gut, dass ihre Generation mit dem Kinderkriegen noch wartete oder vielleicht sogar beschloss, gar keine Kinder zu kriegen. War ja nicht so, dass der Welt die Menschen ausgehen würden. Die Entwicklung eines sicheren Verhütungsmittels für Männer, eines winzigen Chips, der in den Oberschenkel implantiert wurde (gelegentlich, wie in Karls Fall, ohne Zustimmung der Partnerin; die Ärzte fragten nie danach), leistete dazu sicherlich seinen Beitrag. »Hat ein Mann jemals wirklich Kinder gewollt?«, hatte der Erfinder bei der Pressekonferenz in die Runde gefragt. Spöttisches Lächeln war die Reaktion gewesen. »Ja, ich habe einen Nerv getroffen. Denken Sie an meine Worte: Die Trägheit und Schlaffheit der männlichen Bevölkerung wird die Rettung der Menschheit sein. Es gibt genug Waisen, die Sie adoptieren können.«
Zwischen zwei gelben SUVs überquerte Karl die Straße und ging am Ravencroft-Gemeindezentrum vorbei, das von den Thompsons in elf Luxus-Eigentumswohnungen umgewandelt worden war.
Transition, hatte ihm der Notar erklärt, war ins Leben gerufen worden, weil Fälle wie die von Karl enorm zugenommen hatten. Eine Generation, die von bislang nie dagewesenen Ausbildungsmöglichkeiten und jahrzehntelangem Frieden profitiert hatte und dennoch entschlossen schien, sich durch Kleinkriminalität, Alkoholmissbrauch und finanzieller Inkompetenz selbst zu ruinieren; eine Generation, die nicht zur Wahl ging; die keinen wie auch immer gearteten Beitrag zur Gesellschaft mehr leistete und immer allen anderen die Schuld dafür gab, aber niemals sich selbst.
Karl ignorierte den Flugblattverteiler, einen jungen weißen Typen mit Dreadlocks, der neben der kaputten Badewanne auf dem Gemeindeanger stand und einen Stapel Blätter in der Hand hielt, Fakten, die belegen sollten, wie sehr die Thompsons ihre siebenhundert Mieter vernachlässigten. Ein Unterstützer der Sozialistischen Arbeiterpartei. Thompsons – Slumlords und Verbrecher. Aber so weit Karl es beurteilen konnte, hatten es die Mieter der Thompsons ziemlich gut. Sie hatten feste Mietverträge, dichte Wände und Dächer.
»Ich brauche nichts, danke.« Er behielt die Hände in den Hosentaschen.
»Klar brauchst du was, Mann«, entgegnete der Flugblattverteiler, während Karl weiterging. »Du bist doch zur totalen Gleichgültigkeit konditioniert worden.«
»Ist doch eh egal, oder?«, sagte Karl.
Genevieve steckte sich mit einer riesigen Schildpatt-Klammer die Haare hoch und wischte sich über die Augen. Zehn Minuten zuvor, als Karl ihr mitgeteilt hatte, dass er noch mal davongekommen sei, hatte sie geweint und ihn umarmt. Dann hatte sie sich die Transition-Broschüre vorgenommen und mit zunehmender Hast und Intensität drei Zigaretten geraucht. Karl machte mit zwei fremden Tassen aus der Gemeinschaftsküche Tee. Alles andere war schon verpackt. Eine der Tassen, ein glänzend schwarzer Becher, trug den motivierenden Slogan: Hab keine Angst vor der Zukunft. Sei die Zukunft. Die Inschrift reagierte angeblich auf Hitze, aber irgendwie funktionierte das nicht mehr, denn als Karl das kochende Wasser eingoss, waren nur noch die Wörter Angst vor der Zukunft. Sei sichtbar.
Als er ein Stück Zucker in Genevieves Tasse rührte, hörte er von ihr ein langgezogenes Heulen. Nein, kein Heulen, dachte er, schlug mit dem Löffel gegen die Tasse und warf ihn in den Ausguss. Für ein Heulen war es zu ton- und emotionslos. Eher der Schrei eines Tiers in den Fängen eines Räubers, das sich seinem Schicksal ergeben hatte. Karl stellte sich vor, er fahre eine Vorortstraße entlang … Er ging in Richtung des Geräusches.
Genevieve lag auf der Seite wie eine umgekippte Schaufensterpuppe.
»Ich bin so wütend«, sagte sie leise.
»Ich weiß, es ist …«
»Es klingt absolut schrecklich.« Sie setzte sich auf und klappte die Broschüre zu. »Hättest du nicht einfach ins Gefängnis gehen können?« Karl stellte die Teetassen auf den Boden neben Genevieve, verschüttete etwas und verbrühte sich die Hand. »War nur ein Witz«, sagte sie. »Es klingt grässlich, hart. Also tu nicht so, als ob wir irgendeine Wahl hätten.«
»Ich sehe es eher wie bei der Verkehrserziehung – entweder bekommt man Punkte, oder man opfert einen Tag und lässt den Kurs über sich ergehen.«
»Ja. Nur dass hier deine Frau mitmuss und die ganze Sache sechs Monate dauert.«
»Wir zahlen keine Miete«, sagte Karl und setzte sich neben sie auf die Dielen.
»Wir wohnen also mietfrei in einem Loft – toll. Vielleicht fange ich wieder mit dem Malen an.«
»Ist wohl eher wie in Untermiete.«
»Sehe ich nicht so. Die Vermieter kriegen kein Geld, also werden sie uns nicht besonders mögen. Noch weniger als normale Vermieter.«
»Sie werden vom Programm bezahlt«, sagte Karl und nahm einen Schluck vom immer noch zu heißen Tee. »Aber sie machen es nicht wegen des Geldes. Der Notar hat gesagt, es ist eher wie Dienst an der Allgemeinheit – wie Bürger, die sich als Geschworene zur Verfügung stellen.«
»Du weißt, dass ich keinen Zucker nehme«, sagte Genevieve.
»Was?«
»Der Tee.«
»Ich dachte …«
»Nur im Kaffee. Sie heißen ›Mentoren‹. Es gefällt mir nicht, einen Mentor zu haben.«
»Wir lassen es über uns ergehen«, sagte Karl. »Das alles soll uns doch helfen, und wer weiß, es handelt sich um ein Pilotprojekt. Es ist noch nicht ganz ausgereift, vielleicht taugt es also mehr, als die sich überhaupt vorstellen können.«
»Es ist bevormundend.«
»Das stimmt.«
»Hier steht, es beruht auf einem ›ganzheitlichen Ansatz, um unser Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken‹. Sie geben uns Ratschläge zu unserer Ehe. Und den Finanzen. Wir sind seit vier Jahren verheiratet! Es ist wahnsinnig bevormundend. Und was ist mit unserer Privatsphäre?«
»Ich will nicht behaupten, dass es gut ist, G.«
»Es ist demütigend.«
Karl sah zu seiner Frau. Es erschien ihm unnötig, zu sagen, dass es ihm leidtue.
»Hast du das gelesen?«, fragte Genevieve und blätterte zur Seite fünf. »Es gibt einen Abschnitt über gesunde Ernährung. Einen Abschnitt übers Wählen. Eine Generation, die an der unheiligen Dreifaltigkeit von Zynismus, Ignoranz und Apathie leidet«, las sie vor. »Damit sind wir gemeint, du und ich, Liebling.«
»Damit bin auf jeden Fall ich gemeint«, sagte Karl. »Du wirst von uns übrigen da bloß mit runtergezogen.«
»Und wer sind die überhaupt? Werden wir aufs Geratewohl irgendwem zugewiesen? Ist das wie bei einer Dating-Website?«
Karl starrte auf seine Füße. Sie waren bereits Mentoren zugeordnet worden. Nachdem er sich auf die Vertragsbedingungen eingelassen und die beiden Dokumente mit Datum und Unterschrift versehen hatte, war der Vorgang auf der anderen Seite des notariellen Schreibtischs mit sieben Mausklicks abgeschlossen worden.
»Suchen die sich uns aus wie Welpen?«
»Wir treffen sie morgen«, sagte Karl.
»O Gott. Wie heißen sie?«
»Stu. Stuart Carson. Und Janna Ridland.«
»Janna«, sagte Genevieve. »Janna. Der Name klingt irgendwie unausgegoren.«
»Du machst das, um mir den Knast zu ersparen. Muss ich dir extra sagen, wie dankbar ich dir dafür bin?«
Genevieve drehte sich um und legte ihre Beine über seine. Sie rückte näher.
»Genau das gefällt mir nicht, Karl, wir …« Sie legte den Kopf auf seine Schulter. »Wir durchlaufen die gleichen Höhen und Tiefen wie alle jungen Paare, und sie behandeln uns, als wären wir was Abnormes.«
Karl nahm einen Schluck von seinem Tee.
»Ich bin vierunddreißig«, sagte er. »Als mein Vater vierunddreißig war, hatten er und Mum schon meine beiden Schwestern. Und einen Ford Escort. Sie hatten ein Haus, und sie fuhren in den Urlaub.«
»Als mein Vater vierunddreißig war«, sagte Genevieve, »ließ er meine Mutter in die Psychiatrie einweisen, lieferte mich und Nina bei unserer Großmutter ab und soff sich in Madrid zu Tode.«
»In Madrid?«
Das letzte Mal war es Berlin gewesen, und wenn Karl so darüber nachdachte, war er sich sicher, dass Genevieve dieselbe Stadt nie zweimal erwähnte.
Im Rathaus sah jeder Raum wie ein Wartezimmer aus, entlang der Wände standen lange, niedrige Bänke und Schulstühle, eine Neonröhre flackerte. Mühsam erhoben sie sich, als ihre Mentoren durch die Doppeltür des Zimmers 151 kamen.
Sie schienen kaum älter als er oder Genevieve, dachte sich Karl im ersten Moment, na ja, möglicherweise lagen auch bloß knapp zehn Jahre zwischen ihnen. Irgendwie hatte er erwartet, dass sie eine Aura aus Alter und Erfahrung umgab: Autoritätspersonen, so wie die Lehrer in seiner Schulzeit. Janna war hager und hübsch und trug eine weiße Bluse zu einem schwarzen Leder-Bleistiftrock. Sie hatte einen sehr kleinen Mund, wie eine chinesische Puppe. Stu dagegen wirkte verwittert. Er trug eine schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt mit einem Blitz drauf und hatte eine schwarz-purpurrote Mohawk-Frisur, zehn Zentimeter hoch, mit fünf Stacheln.
»Mein Gott, ist das trist hier«, sagte Stu. »Sorry, dass man euch hierher beordert hat.«
»Bleibt sitzen«, sagte Janna, nachdem sie sich schon erhoben hatten. Sie tauschten Luftküsschen aus.
»Wahrscheinlich habt ihr nicht erwartet, dass wir so aussehen«, sagte Stu.
»Ach, der Mohawk?«, sagte Karl.
»Die Mohawk hatten jeweils einen Streifen vorn an der Stirn und am Hinterkopf«, sagte Stu. »Das ist eher ein Iro.«
»Hast du …«, fragte Genevieve. »Indianisches Blut, meine ich?«
»Genevieve«, sagte Stu. »Nein, ich steh bloß auf so was.«
Stu machte sich am Automaten in der Ecke zu schaffen und holte vier dünne Becherchen mit Kaffee. Die beiden Paare nahmen an einem Kieferntisch Platz, der zu niedrig war für ihre Stühle.
»Trinkt«, sagte er. »Der Kaffee ist erbärmlich, aber ihr wisst ja, ein Ritual. Jeder fühlt sich besser, wenn er was Warmes in der Hand hält. Du bist Grundschullehrerin, hat man mir gesagt?«
»Das stimmt«, sagte Genevieve.
»Hervorragend«, erwiderte Stu. »Dann gehörst du zu den wichtigsten Menschen in diesem Land. Und Karl?«
»Du kennst diese Flyer, die an Laternenpfählen kleben und die einem versprechen, dass man £ 1000 online in der Woche von zu Hause aus verdienen kann?«, antwortete Karl.
»Du klebst die ran?«, fragte Stu.
»Nein. Ich verdiene tausend Pfund die Woche online von zu Hause aus. Nur sind es nicht wirklich tausend Pfund die Woche. Das könnte man nur schaffen, wenn man nie schläft.«
»Dann bist du also selbständig«, sagte Janna. »Aber was arbeitest du?«
»Suchmaschinenevaluierung, Kundenrezensionen. Literaturaufsätze für reiche Studenten. Ist sehr viel langweiliger, als es klingt.«
»Typischer Mittelschicht-Minderleister«, beschied Stu.
»Du kennst dich mit solchen Typen aus?«
»Ich war selbst einer von denen. Hör zu, es besteht kein Grund, irgendwas zu überstürzen, aber das ist eure Chance, etwas aus eurem Leben zu machen. Transition ist keine Strafe, es ist eine Gelegenheit.«
Er nahm zwei mehrseitige Formulare und einen blauen Stift aus seiner Schultertasche.
»Ihr werdet als Gleichberechtigte bei uns wohnen – wir essen gemeinsam, sitzen zusammen, verlassen gemeinsam das Haus, wenn wir zur Arbeit gehen. Gut, Karl, in deinem Fall bleibst du zur Arbeit zu Hause, aber du weißt schon, was ich meine.«
Genevieve und Karl, die noch nie in ihrem Leben einen Vertrag durchgelesen hatten, blätterten zur letzten Seite des Formulars, schrieben in Blockbuchstaben ihre Namen hin und unterzeichneten.
»Meine Frisur, die Sache ist die … sie ist ein Blitzableiter. Die Leute denken sich, ah, der Typ mit dem Iro. Oder, der ist ja ganz nett, trotz seiner Haare. Wenn sich jemand eine Meinung über mich bildet, dann immer im Kontext zu meinen Haaren. Genauso wäre es bei einer schönen Frau.«
»Man muss aber auch sagen, dass die Haare das Interessanteste an ihm sind«, sagte Janna und verpasste Stu einen freundschaftlichen, aber harten Schlag auf die Schulter. Er rieb sich die Stelle. »Die Umzugsleute holen eure Sachen ab, die kümmern sich also darum. Wir sehen uns dann morgen bei der Generalversammlung, okay?«
Stu faltete die Verträge und steckte sie in die Tasche zurück.
»Bis morgen«, sagte er. »Transition wird einen Wagen schicken. Um 8.30 Uhr.«
Sie standen auf.
»Ihr sollt wissen, dass wir euch gegenüber völlig unvoreingenommen sind«, sagte Janna.
»Oh«, sagte Genevieve. »Vielen Dank auch.«
»Was sie meint«, sagte Stu, »wir erwarten nicht, dass ihr dankbar seid für diese … Situation. Aber wir hoffen, dass ihr morgen angenehm überrascht sein werdet. Wir hoffen, dass die Erfahrung, die euch erwartet, kurz und nützlich und für alle Seiten so angenehm wie nur möglich ist.«
»Okay«, sagte Genevieve. »Danke für … Danke.«
»Warum habt ihr euch als Mentoren gemeldet?«, fragte Karl. »Wenn ihr nichts dagegen habt, dass ich euch das frage. Was springt für euch dabei raus?«
»Wir mögen dieses Unternehmen«, sagte Janna. »Wir sind stolz darauf, für Transition zu arbeiten.«
»Vor ein paar Jahren hat meine Generation die Leiter hinter sich weggestoßen«, sagte Stu. »Das ist unsere Chance, euch das Freeclimbing beizubringen.«
»O Gott, immer diese Analogien«, sagte Janna. »Das ist immer so peinlich.«
»Außerdem, ich möchte ehrlich mit euch sein«, sagte Stu, »nur die Verrückten lügen. Wir wollten niemals Kinder …«
»Wir wollten niemals Babys haben«, sagte Janna.
»Genau, Babys«, sagte Stu. »Oder Kinder, ja. Oder Teenager. Viele von unseren Freunden haben welche, und ich kann nicht behaupten, dass es mich besonders anmacht.«
»Aber manchmal, wenn wir so miteinander reden, dann sagt Stu, wie wäre es denn, wenn wir Kinder hätten.«
»Was, wenn wir uns, sagen wir mal, mit zwanzig kennengelernt und Kinder bekommen hätten?«
»Was würden die jetzt machen? Und das hat mich auf den Gedanken gebracht, was würden meine erwachsenen Kinder jetzt machen?«
»Was für Ratschläge könnten wir ihnen mit auf den Weg geben?«, sagte Stu.
»Aber man kann keine Dreißigjährigen adoptieren«, sagte Janna.
»Bis jetzt«, sagte Genevieve. »Gut, wenn das also der einzige Ausweg aus dem Chaos ist, in das mein Mann uns gebracht hat, dann betrachtet euch eben als unsere Ersatzeltern.«
Überrascht musste Karl mitansehen, wie seine Frau Janna umarmte, die ihr daraufhin etwas verwirrt den Rücken tätschelte, ganz leicht und schnell, als würde sie einen Morsecode tasten.
Die Nacht verbrachten sie damit, Blu-Tack-Flecken mit Tipp-Ex zu übermalen. Dann schrubbte Genevieve die Böden mit Seifenlauge und einer Wurzelbürste; ein Bild wie aus einem Cartoon, und Karl fragte sie, warum sie sich überhaupt die Mühe mache.
Am nächsten Morgen wartete ein schwarzer Wagen mit Allradantrieb vor ihrer leergeräumten Wohnung.
Der Chauffeur lehnte sich hinaus.
»Transition?«, fragte er.
Es war, als würden sie über die Schlaglöcher gleiten. Das Fahrzeug fuhr autonom, der Chauffeur hatte die meiste Zeit die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte auf die blaue Kugel, die die Karte entlangwanderte. Hin und wieder ergriff er die kleine Steuersäule und korrigierte dezent die Entscheidungen des Wagens, oder tippte unbotmäßig auf das Gaspedal, woraufhin sich sofort eine strenge Frauenstimme meldete: Vorgeschriebene Geschwindigkeit überschritten. Sie wurden über Stadtautobahnen und Umgehungen gelotst, durch doppelte Verkehrskreisel, vorbei an außerstädtischen, mittlerweile vom urbanen Gewucher aufgesogenen Shoppingzentren, vorbei am Fußballstadion.
Sie kamen in eine rauhere Gegend, aber die Wohnblocks waren frisch porzellanweiß gestrichen. Bei ihrem Anblick dachte man an Inselhotels in den Tropen, aber nicht an Findus Crispy Pancakes oder Tetra-Pak-Apfelwein; obwohl Karl gegen beides nichts einzuwenden hatte, wenn er es sich recht überlegte. Eine Bautafel versprach die Errichtung eines Schwimmbads und einer Mehrfachsporthalle.
»Das alles«, sagte der Chauffeur, »die Renovierungen – das alles wird von Transition bezahlt. Ich bin hier aufgewachsen.«
Der Wagen bog vor einer Eisenbahnüberführung ab, fuhr über knirschenden Schotter, bevor sie ein Firmengelände erreichten. Wellblechlagerhallen mit großen Ziffern und kleinen Schildern. Sie passierten eine Autowerkstatt, eine Boxhalle, eine Firma, die sich Rubberplasp nannte, ein Name, der in Karls Hörzentrum hin und her hüpfte. Je weiter sie kamen, desto hipper wurden die Läden: eine Craft-Brauerei, eine japanische Töpferei, ein Amateuraufnahmestudio. Karl erwartete, dass das Transition-Hauptquartier in einer ähnlichen Halle untergebracht war, doch als sie um die letzte Ecke bogen, befanden sie sich plötzlich am Fuß eines Hügels, auf dem vier glänzend schwarze, mit Fußgängerbrücken verbundene Obelisken aufragten, die aus jeder Richtung wie ein riesiges H aussahen. Die Obelisken waren jeweils ungefähr so hoch wie ein Hochspannungsmast, aber relativ schmal, so dass sie pro Etage nur ein paar Zimmer aufnehmen konnten.
Als sie aus dem Taxi stiegen, veränderte sich die glänzende schwarze Oberfläche der vier Türme zu einem satten Blau und wurde dann fast so hell wie der Himmel. Die Projektion eines Vogelschwarms zog darüber hinweg und verschwand zwischen den Türmen, deren Farbe wieder ins Schwarz changierte.
»Das ist …«, sagte Karl. »Wow.«
»Hmm«, sagte Genevieve.
Eine junge Frau stand am Eingang zum ersten Turm. Unter ihren kurzen blonden Haaren zeichnete sich ein Ohrhörer ab. Karl und Genevieve nannten ihre Namen.
»Sie sind verheiratet – ach, wie süß!«, sagte die junge Frau. »Sie sind alle schon auf der Galerie. Achter Stock. Hier Ihre Tablets.«
Sie reichte ihnen jeweils ein Gerät, das aussah wie ein riesiges After-Eight-Täfelchen: ein sehr dünner Touch-Screen-Computer in einer Schutzhülle.
»Hübsch«, sagte Genevieve.
»Mir wurde gesagt, es sei ein Pilotprojekt«, sagte Karl. »Aber es sieht aus …«
Die Türme durchliefen erneut ihre Himmelssequenz.
»… als gäbe es das Projekt schon ziemlich lange. Wir sind schon seit elf Jahren tätig«, antwortete die Frau mit dem Ohrhörer. »Wir machen nicht viel Aufhebens um uns.«
Die Aufzugstüren öffneten sich zu einem breiten Saal, auf dem überall Pärchen herumstanden. Mit einem Mal fühlte sich Karl beklommen, er blieb vor einem riesigen hyperrealistischen Gemälde eines Flipperautomaten stehen und starrte bewundernd auf das Chrom und Neon, die metallic-pinkfarbenen 100-Punkte-Bumper und den einen angeschlagenen Flipper. Genevieve griff nach seiner Hand. Das tat sie selten.
»Es verschandelt die schöne Wand«, sagte sie.
»Mir gefällt’s.«
»Du magst Flipper? Dir gefallen knallige Farben?«
»Mir gefällt das Bild.«
»Wie ein kleiner Junge. Jungs mögen knallige Farben. Wie Stiere«, sagte Genevieve. »Deswegen ist auch Unterwäsche bunt. Erinnerst du dich noch an die Tasche, die ich mal hatte, die mit der tunesischen Teewerbung und den Pailletten? Erwachsene Männer haben mich auf der Straße angesprochen und mir gesagt, dass ihnen die Tasche gefällt. Als ich Amy davon erzählt habe, meinte sie, eigentlich wollen sie damit nur sagen: Mir gefällt deine Vagina.«
Karl schwieg, um sicherzugehen, dass Genevieve ihren Gedankengang wirklich beendet hatte. In den letzten beiden Wochen hatte sie kaum ein Wort herausgebracht, jetzt hatte sie plötzlich zu allem eine Meinung und kam ihm mit Theorien. Als wäre sie und ihre Rolle neu besetzt worden. Sie waren schon drei Jahre verheiratet gewesen, bis er kapierte, dass er sich am besten zurückhielt, wenn sie neu eingestellt wurde. Erst war die Stimmung immer ein wenig gedrückt, dann umgekehrt proportional ein wenig zu überschwenglich. Also das Schiff immer schön im Gleichgewicht halten.
Er sah zu dem großen Kugellager, das die ganze rechte Seite der Leinwand einnahm und auf dessen glänzender Oberfläche sich der grelle Flippertisch spiegelte. Das Bild war so überzeugend, dass er fast erwartete, auf den Kugeln sein Konterfei verzerrt gespiegelt zu sehen. Wenn man näher herantrat, konnte man die feinen Pinselstriche erkennen.
»Ich finde es unglaublich, dass jemand so malen kann … so, dass es wie ein Foto aussieht«, sagte er.
»Ja«, antwortete Genevieve. »Aber andererseits, was soll der Scheiß?«
An einer Theke aus gebürstetem Stahl gab es kostenlos Cappuccino und Muffins in drei Geschmacksrichtungen: Banoffee, Apfel mit Zimt und Bitterschokolade.
»Bitterschokolade? Ich kann mich nicht entscheiden«, sagte Genevieve.
»Nimm von jedem einen«, sagte der Barista.
Hübscher Kerl, dachte sich Karl. Leichte Leidensmiene. Komparse an der Royal Shakespeare Company.
»Echt?«
»Drei Muffins, Genevieve?«, fragte Karl.
»Hör nicht auf ihn«, sagte der Barista.
»Tu ich nie.«
Sie klang viel zu dankbar. Allerdings hatten alle, die Karl sah, den treudoofen Gesichtsausdruck derer, denen eine letzte Gnadenfrist gewährt wurde. Die gut hundert jungen Paare, ebenfalls allesamt Loser, die sich anstelle einer unbezahlbaren Geldstrafe oder einer Inhaftierung für Transition entschieden hatten, sahen von ihren kostenlosen, minztafeldünnen Tablets auf, von deren beeindruckenden Leistungsdaten sie sich gerade überzeugt hatten, und bewunderten den Ausblick durch das 360-Grad-Fenster über die sonnenbesprenkelte Stadt: Kann das sein? Und sie sahen sich gegenseitig an. Attraktive, gut angepasste junge Menschen jedweder religiösen, politischen oder sexuellen Ausrichtung. Sie waren durchtrainiert oder gertenschlank, im schlimmsten Fall etwas teigig, babyspeckig, was eher von gelehrsamer Trägheit zeugte als von Lasterhaftigkeit. Von unauffälliger Intelligenz und sehr lässig – zerrissene Jeans, neonfarbene T-Shirts –, weil sie gut aussahen und sich das erlauben konnten. Die Pärchen machten sich mit den Gegebenheiten vertraut, unterhielten sich miteinander und brachten einander zum Lachen. Man hätte sich mit ihnen als seine Freunde schmücken wollen. Überdreißigjährige, die als Teenager durchgingen.
Die Beleuchtung wurde langsam heruntergedimmt.
»Es wird Nacht«, sagte Genevieve.
Auf der Bühne gab es ein klavierlackschwarzes Podium mit einem Pult, dazu einen großen Glasschirm. Davor Reihen mit Designerstühlen. Spindelige Gestelle, auf denen tatsächlich aufgeplusterte orangene Polster befestigt waren, die, wenn man dagegendrückte, wie Anti-Stress-Knautschfiguren einige Zeit brauchten, bis sie wieder ihre ursprüngliche Form annahmen. Karl ließ sich darauf nieder und fürchtete insgeheim, in eine seltsame Apparatur eingehängt zu werden, aber es fühlte sich eher an wie eine Umarmung. Die orangenen Kissen umschlossen seinen Hintern, schmiegten sich an seinen Rücken, drückten gegen die Schulterblätter, und ihm wurde klar, dass er in einem modernen Klassiker saß: Eames meets Brutalism, zeitgenössisches norwegisches Design – der Fanghandschuh eines außerirdischen Catchers. In Gedanken entwarf er eine Fünf-Sterne-Rezension. Ungewöhnlich war dabei, dass er das Produkt tatsächlich leibhaftig vor sich hatte.
Genevieve nippte an ihrem Kaffee.
Die Reihen um sie herum füllten sich. Ein Mann setzte sich versehentlich auf die Ecke von Karls Anorak, wodurch Karl leicht nach rechts gezogen wurde. Er beugte sich in die Richtung des Mannes, dann zurück. Der Anorak war immer noch eingeklemmt. Er räusperte sich. Er versuchte, Blickkontakt mit Genevieve herzustellen, die ihren Apfel-Zimt-Muffin aß. Wieder beugte er sich zu seinem Sitznachbar hin. Er konnte dem Mann nicht ins Gesicht sehen, ohne ihm unangenehm nahe zu kommen. Sein Blick wanderte zu dessen Schuhen. Budapester, schwach war noch etwas frische Schuhcreme zu erkennen. Er sah zur leeren Bühne. Jetzt war er zu lange untätig gewesen. Würde er jetzt noch seinen Anorakzipfel herausziehen, würde sich der andere wundern, warum er das nicht gleich getan hatte. Du sitzt zwei Minuten neben mir, ohne mir zu sagen, dass ich auf deiner Jacke sitze? Stimmt mit dir irgendwas nicht? Karl spannte die rechte Schulter und versteifte den Hals, so dass es aussah, als würde er mehr oder weniger gerade sitzen.
»Da ist Stu«, sagte Genevieve. »Karl, da ist Stu.«
»Ja«, sagte Karl und blickte auf. Ein großer Mann mit Irokesenfrisur betrat das Podium.
»Warum ist da Stu?«
»Schhh.«
»Ist er der Boss oder was?«
»Genevieve, schhh.«
Stu umfasste das Pult, räusperte sich und sah zum großen Glasschirm, der rechts von ihm scheinbar mitten im Raum schwebte. Der Bildschirm flackerte, dann erschien, leicht aus der Mitte versetzt, ein weißes Rechteck, das kaum ein Viertel des gesamten Schirms ausfüllte. Das Clipart-Bild eines Mannes mit Aktenkoffer, der einen großen Schritt machte. Stu sah zum Bildschirm. Langsam erschienen in Comic Sans die Worte Was steht zwischen dir und dem Erfolg? neben dem Clipart-Geschäftsmann. Der hatte ein forsches Lächeln, trug einen Aktenkoffer und hinter sich ein schiefes blaues Parallelogramm.
»Was steht zwischen dir und dem Erfolg?«, sagte Stu.
Zu seiner Überraschung war Karl enttäuscht. So enttäuscht, dass er den Anorakzipfel unter seinem Sitznachbar herausriss, der daraufhin zusammenzuckte. Egal, wie sehr man es aufhübschte und wie gut der kostenlose Kaffee war: Das Medium war die Botschaft, und das Medium war nun mal beschissenes Powerpoint. Es war ein trostloses Gefühl, so wie in dem Moment, in dem ein verspäteter Zug endgültig ganz abgesagt wird.
Aber dann gingen die Lichter vollständig aus, und der Clipart-Geschäftsmann verschwamm und begann einen flackernden Tanz auf dem Bildschirm. Karls unwillkürliche Freude über die langweilige Präsentation wurde schlagartig verdrängt von einem einsetzenden Orchester und einer langsamen Cello-Improvisation, die aus unsichtbaren Lautsprechern erschallte. Während sich der Soundtrack in ein elektronisches Puffen und Gurgeln auflöste, kippte das Bild, das nur noch eine zerklüftete Pixelmasse war, aus dem Schirm hinaus, prallte über das panoptische Fenster und zersprang in kleinere Kopien seiner selbst, ein Bildschirmschoner, der die Macht übernahm; er legte sich über den gesamten Raum, morphte zu Clipart-Häusern, Clipart-Bürozellen, Kaffeetassen, Krawatten und Manschettenknöpfen, starken, unabhängigen Clipart-Frauen, gehetzt wirkenden Clipart-Pendlern. Die Sitze vibrierten, und Karls Lachen rutschte in ein kindliches Glucksen. Die Bilder schienen sich vom Glas zu schälen und die Reihen entlangzuschweben. Durch den Raum glitten obsolete Icons und Logos, Slogans und verstümmelte Business-Schlagwörter – Veränderungen vorantreiben, integrativ wirken –, Clipart-Filofaxe und Flugzeuge, Schuhe und Computer, die sich verdoppelten und auffächerten wie ein Kartendeck, herumwirbelten, sich aufblähten und in Fragmente zerstoben. Das Cello-Stück war melodisch, rauh, auf beängstigende Weise anziehend, und die Fenster lösten sich zu Betriebssystemen und Programmen auf, die Karl aus seiner Kindheit kannte, ein Museum toter Technologie, einzelne Bänder aus grünem Text, und dann verstummte die Musik, die Dunkelheit war vollkommen, bis ein Scheinwerfer Stu herauspickte und sich auf den zweiten Stachel seines Iro justierte.
»Tut mir leid«, sagte er. »Ein bisschen viel Schnickschnack.«
Karl war einer der Ersten, der applaudierte.
»Schon gut, schon gut«, sagte Stu. »Wir kommen nicht um die Tatsache herum, dass das hier eine Vorlesung ist. Ich weiß, kein einziges Paar ist freiwillig hier, also gebt nicht mir die Schuld, dass wir so auf Spezialeffekte abfahren. Ich weiß nicht, ob ihr schon Gelegenheit hattet, euch miteinander bekannt zu machen.«
Schweigen. Keines der Pärchen hatte mit anderen mehr als ein resignierendes Nicken ausgetauscht oder ein verdruckstes Hallo, das auch als Schluckauf hätte durchgehen können.
»Ihr habt alle etwas gemeinsam«, grinste Stu. »War nur Spaß. Trotzdem, es ist so. Ihr fühlt euch alle ein bisschen lädiert, vermute ich. Ihr seid alle unter Zwang hier, wahrscheinlich zählt ihr die Minuten und ertragt, was euch als eine Beleidigung euer Intelligenz vorkommen muss. Wahrscheinlich habt ihr erwartet …« Er rieb sich das rechte Auge. »Wahrscheinlich habt ihr alle so was wie eine Verkehrserziehung fürs Bewusstsein erwartet, richtig? Ich weiß, wie das ist – ich hab schon drei mitgemacht.« Er gab sich zerknirscht, senkte den Blick, dann sah er wieder auf. Einiges Gelächter. »Gut, ich bin voreingenommen, weil ich dieses Unternehmen sehr mag, aber es geht um mehr als nur darum, dass einem ein neues Auto geschenkt wird. Holt eure Tablets heraus.«
Geraschel, Bewegung auf den orangenen Stühlen. Karl zog den Computer aus der gefütterten Hülle. Eine schwarze Glasplatte, quadratisch, mit zwanzig Zentimetern Seitenlänge. In der Mitte standen die Worte HALLO, KARL! Er sah zu Genevieve, die bereits mit dem Zeigefinger eine pulsierende weiße Kugel um die Wörter schob.
»Darauf ist eure Ausgabe des Transition-Handbuchs«, sagte Stu. »Da steht alles drin, von den FAQs – die ständig upgedatet werden – bis zur Geschichte des Projekts und wie ihr Beschwerden einreichen könnt, was bei euch hoffentlich nicht nötig sein wird. Aber davon abgesehen könnt ihr darauf wie auf einer Tafel schreiben. Versucht es. Schreibt Hallo, Stu.«
Haufenweise erschienen auf dem Schirm hinter ihm die Worte Hallo, Stu!
»Gut«, sagte er. »Wir werden uns jetzt drei Zeitschriftenartikel ansehen. Nehmt eure Tablets und schreibt einfach auf, was euch dazu in den Sinn kommt. Seid ganz ehrlich.«
Auf dem Schirm tauchte ein Foto und eine lange Überschrift auf. Eine junge Frau in einem altmodischen Blumenkleid posierte vor einer Wendeltreppe. Der Text: Als die Familie dieser Designerin grösser wurde, kaufte sie das Apartment unter ihrem und baute beide zu einer Maisonettewohnung um. Nach zehn Sekunden wurde sie von einem Mann mit Vollbart ersetzt, der in einem orangefarbenen Tonkrug rührte: Wie aus Gregs Pop-up-Restaurant eine richtige Kette und er selbst zum Immobilienmagnaten wurde. Danach kam ein strahlender Mann, der wie zwölf aussah und seine Krawatte vor dem Spiegel richtete: Beim spielen mit seiner zweijährigen Tochter stolperte dieser Sechsundzwanzigjährige über eine Idee, die über Nacht unsere Sicht auf die PR revolutionierte. Dann erschienen alle drei zusammen mit ihren Textzeilen.
»Ich möchte noch sagen, dass das hier völlig anonymisiert abläuft«, sagte Stu. »Wir sind an eurer offenen und ehrlichen Meinung interessiert. Ihr habt zehn Sekunden.«