Die Autorin
Xenia Melzer wuchs in einem Dorf im Süden Deutschlands auf. Schon als kleines Kind liebte sie es, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und sich eigene Welten auszudenken. Inzwischen ist Xenia verheiratet und hat zwei Kinder. Ihr Romandebüt Casto, aus der Fantasy-Reihe Gods of War, erschien 2016 zunächst auf Englisch beim Dreamspinner Verlag, bevor sie es ins Deutsche übersetzte. Wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, geht sie gerne reiten oder joggen. Xenia mag keinen Alkohol, aber mit einem Virgin Mojito kann man sie immer locken. Oder noch besser mit Schokolade. Tiramisutrüffel stehen ganz oben auf der Liste, obwohl es ihr im Traum nicht einfallen würde, andere Arten von Schokolade zu diskriminieren. Als echter Chocoholic ist ihr jede kakaobasierte Leckerei willkommen.
Das Buch
Endlich: Band 2 des »Gods of War« Fantasy-Epos!
In der Liebe und im Krieg geht es nicht immer fair zu. Das hat Halbgott Renaldo auf die harte Tour lernen müssen. Denn der Kampf um die Liebe seines widerspenstigen Seelengefährten Casto dauert weiter an. Gerade als in Renaldos Leben etwas Ruhe einkehrt, entgleiten ihm die Geschehnisse erneut. Seine alte Feindin greift dort an, wo es ihn am meisten schmerzt – sie bringt Casto gegen ihn auf. Renaldo muss mit ansehen, wie Casto, gezeichnet von den Geheimnissen seiner Vergangenheit, nicht nur um sein Leben, sondern auch um sein Glück kämpft. Schließlich müssen sich die beiden Krieger entscheiden – zwischen ihrem Stolz und der Liebe …
Xenia Melzer
Renaldo - Zwischen Liebe und Kampf
Forever by Ullstein
forever.ullstein.de
Deutsche Erstausgabe bei Forever
Forever ist ein Digitalverlag
der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Dezember 2016 (1)
© für die deutsche Ausgabe
Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016
© für die Originalausgabe
2016 by Dreamspinner Press
Titel der englischen Originalausgabe: Love and the Stubborn (Dreamspinner Press, Tallahassee, Florida)
Übersetzung: Xenia Melzer
Umschlaggestaltung:
zero-media.net, München
Titelabbildung: © FinePic®
Autorenfoto: © privat
ISBN 978-3-95818-130-4
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Für meine Eltern. Danke für Alles.
Damon war angespannt, als er den schäbigen Schuppen betrat. Elwan und Sindal, die beiden ehemaligen Aufseher, welche Casto seit ihrer Erniedrigung voller Inbrunst hassten, näherten sich ihm langsam. Der Priester konnte ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. Der Hass der beiden Männer legte sich wie ein warmer Mantel um seine Schultern.
»Damon, was willst du?«, schnappte Elwan. Es war spät und sie hatten noch einiges an Arbeit zu erledigen.
»Ich wollte sehen, wie es euch so geht.«
»Mach dich nicht lächerlich. Du interessierst dich für niemanden, außer für dich selbst. Du bist hier, weil du etwas von uns brauchst, also raus mit der Sprache.«
»Ich kann nicht sagen, dass ich deine Unverblümtheit vermisst hätte, Elwan. Um es kurz zu machen, ich brauche eure Hilfe. Ihr kennt ja Casto, oder?«
Sindal spie aus. »Als ob du das nicht wüsstest. Was hast du mit ihm zu tun?«
»Wenn ihr so fragt, ich würde ihm gerne eine Lektion erteilen.«
»Vergiss es. Das haben wir bereits versucht und schau, was es uns gebracht hat.«
Elwan klang unwirsch, was Damon zum Anlass nahm, ihm ein strahlendes Lächeln zu schenken, das den anderen Sklaven verärgerte. »Das, mein Freund, liegt daran, dass ihr beiden so dumm seid, wie der Tag lang ist. Ich dagegen habe einen perfekten Plan.«
Ein gefährliches Leuchten erwachte in den Augen der Männer. Sie zu beleidigen war keine weise Entscheidung gewesen, aber Damon hatte der Versuchung nicht widerstehen können. Jetzt konnte er spüren, wie ihr Hass hochkochte und dabei jeden vernünftigen Gedanken unter sich begrub. So bevorzugte Damon seine Handlanger – leicht zu manipulieren, weil sie nichts anderes um sich herum wahrnahmen.
»An was für eine Art Plan hattest du denn gedacht?« Elwan klang verschlagen, aufgeregt.
»Es ist ganz einfach«, antwortete Damon beschwichtigend. »Ich möchte nur, dass ihr dafür sorgt, dass Casto morgen Mittag aufgehalten wird.«
»Vergiss es. Zum Training ist er immer pünktlich.« Elwan hatte sofort begriffen, worauf Damon hinauswollte, eine Tatsache, die dem Priester nicht entging. Egal, wie sehr der ehemalige Aufseher von Hass geblendet war, er war doch nicht dumm.
»Es muss etwas Dringendes sein. Etwas, das er nicht ignorieren kann. Er reitet doch immer noch die braune Stute, Nirena?«
»Das verrückte Vieh? Ja. Obwohl nicht einmal die Heiligen Mütter verstehen warum.«
Damon quittierte diese Antwort mit einem unschuldigen Lächeln. Endlich zahlte es sich aus, dass er die blonde Nervensäge unter ständiger Beobachtung hatte. »Was würde wohl passieren, wenn sie aus ihrer Box entkommt? Das wäre natürlich ein bedauerlicher Zwischenfall, aber wenn sie erst einmal draußen ist …«
»Wird Casto versuchen, sie persönlich einzufangen.«
Elwan grinste breit. »Das können wir einrichten.«
»Ich kann mich also auf euch verlassen?«
Sindal und Elwan tauschten einen langen Blick. Aus eigener, schmerzhafter Erfahrung wussten sie, was für ein Risiko sie auf sich nahmen. Denn eines war sicher, sollte Renaldo jemals davon erfahren, würde ihnen ein schneller, gnädiger Tod verwehrt sein. Doch der Hass, der in ihnen brannte, verführte sie dazu, auf Damons Plan einzugehen.
Sie zögerten noch für einen Moment, dann nickten sie. »Ja.«
Damon verbeugte sich spöttisch vor den beiden Sklaven. Er hatte nicht angenommen, dass sie sich ihm verweigern würden, fand es aber doch überraschend, wie schnell sie eingewilligt hatten. »Es ist eine Freude, mit euch Geschäfte zu machen.«
Casto befand sich auf dem Weg zu seinem täglichen Training mit Renaldo, als er den Tumult in den Ställen hörte. Er drehte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie Lord Wolfstans braune Stute in halsbrecherischem Tempo in Richtung der Felder galoppierte. Sie hatte die Augen so verdreht, dass man nur noch das Weiße darin sehen konnte. In den letzten Tagen hatte es angefangen zu tauen, darum war der Boden überfroren und extrem glatt. Bei dem Tempo, das Nirena an den Tag legte, würde sie sich die Beine brechen. Die Erfahrung hatte Casto gelehrt, dass sie nicht von alleine langsamer werden würde. Sobald sie anfing zu rutschen, wäre es zu spät und Lord Wolfstan würde sein wertvollstes Pferd verlieren.
Casto pfiff und Lys erschien an seiner Seite. Sie folgten Nirena und schafften es schließlich nach über einer halben Stunde, sie in einem der Paddocks in die Ecke zu treiben. Es dauerte noch länger, bis sie sich soweit beruhigt hatte, dass Casto sie zurück in den Stall führen konnte.
Diesmal schloss er die Boxentür höchstpersönlich, ehe er zur Trainingshalle eilte. Er wusste, er war viel zu spät. Renaldo wartete nicht gerne und als er die Trainingshalle erreichte, dachte Casto schon, der Halbgott wäre gegangen. Wenn man bedachte, wie schlecht gelaunt Renaldo an diesem Morgen gewesen war, hoffte Casto insgeheim sogar darauf. Doch leider wartete Renaldo auf ihn und er sah nicht glücklich aus. Mit seiner rechten Hand hielt er den Griff des Übungsschwertes so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Wo bist du gewesen?«
Ausnahmsweise erkannte Casto, dass es klug war, sich zu entschuldigen. An diesem Punkt machte es keinen Sinn, nach dem Grund für Renaldos Wut zu fragen. Casto konnte entweder versuchen, den Mann zu besänftigen oder einen weiteren Streit riskieren. So sehr es ihm auch gefiel, sich mit Renaldo anzulegen, hatte er im Moment doch einfach nicht die Energie. Darum verneigte er sich vor dem zornigen Todesengel. »Ich bitte um Vergebung, mein Lord. Es gab ein Problem in den Ställen und ich konnte nicht weg.«
»Ein Problem in den Ställen? Wie interessant. Steh auf!«
Casto gehorchte augenblicklich. Der Ton des Barbaren klang eisig, sein Gesichtsausdruck war eine unleserliche Maske, aber Casto spürte instinktiv, dass Renaldo wütender war, als er ihn je zuvor erlebt hatte. Er merkte, wie als Antwort darauf seine eigene Wut hochkochte, und er hätte Renaldo beinahe herausgefordert, ehe er sich selbst daran erinnerte, dass er das nicht wollte. Jedenfalls nicht an diesem Tag.
Renaldo warf ihm, mit mehr Nachdruck als unbedingt nötig, ein Schwert zu und griff an, während Casto noch damit beschäftigt war, in Position zu gehen.
Wenn Casto sich je der Illusion hingegeben hatte, dass er Renaldo in einem Kampf ebenbürtig sein könnte, wurde er nun eines Besseren belehrt. Der Todesengel spielte mit ihm wie ein Raubtier mit einer halbtoten Beute.
Renaldo trieb Casto durch die Halle, fügte ihm dabei immer wieder erniedrigende und schmerzhafte Schläge zu, während er jeden einzelnen mit einer wütenden Zurechtweisung unterstrich.
»Du hast pünktlich zum Training zu erscheinen! Nichts ist wichtiger als dein Training. Wie kannst du es wagen, mich warten zu lassen?«
So ging es immer weiter. Die Schläge und Schelte kamen in immer schnellerer Abfolge. Nach einem besonders gemeinen Treffer an seinem Knie verlor Casto die Beherrschung. Es gelang ihm, den nächsten Schlag aus schierer Wut zu parieren. Seine Stimme brach vor Zorn. Wenn der Barbar so unbedingt einen Kampf wollte, konnte er ihn haben. »Ich habe gesagt, dass es mir leidtut. Ich habe mich entschuldigt. Aber ich hatte keine Wahl!«
»Natürlich hattest du eine Wahl, aber wie immer hast du es vorgezogen, dich mir zu verweigern.«
»Das ist nicht wahr.« Casto wollte noch mehr sagen, doch in diesem Augenblick entwaffnete Renaldo ihn mit einer schnellen Bewegung seines Schwertes. Renaldo presste ihn gegen die Wand, stach ihm mit seinem Schwert schmerzhaft in die Rippen und sah ihn kalt an.
»Das war heute dein letztes Training. Ich will, dass du mir aus den Augen gehst, du undankbarer, arroganter kleiner Mistkerl. Verschwinde! Auf der Stelle!«
Casto konnte nicht glauben, dass ihn der Barbar wegschickte. Mit der Wildheit eines tollwütigen Hundes schnappte er zurück. »Wie Ihr wünscht, Barbar! Ich hasse Euch!«
Vor Wut zitternd sah Renaldo der sich entfernenden Gestalt seines Sklaven nach. Auf einmal beanspruchte ein knackendes Geräusch seine Aufmerksamkeit. Das schwere Holzschwert in seiner Hand verbrannte mit heller Flamme zu Asche. Mit einem Fluch in der Sprache der Ahnen warf er die glühenden Reste zu Boden. Sein Blick heftete sich auf das Inferno, das er gerade mit seinem Zorn herbeigeführt hatte. Es gab keinen Zweifel; seit er Casto kannte, gerieten seine Kräfte außer Kontrolle. Das letzte Mal hatte er im Zorn unbeabsichtigt etwas in Brand gesetzt, kurz nachdem Ana-Isara sein und das Herz seines Bruders genommen hatte. Doch sein Sklave brachte ihn so durcheinander, dass er die Kräfte in seinem Inneren nicht länger kontrollieren konnte.
Wieder einmal dachte er darüber nach, ob es nicht besser wäre, Casto loszuwerden – oder ihn zumindest so zu disziplinieren, dass er seinen Platz kannte.
Renaldo seufzte. Eine Züchtigung würde den kapriziösen Blondschopf nicht zähmen, sondern eher das Gegenteil bewirken. Und ihn zu verkaufen, kam schlicht nicht in Frage. Alleine der Gedanke, dass fremde Hände die makellose Haut seines Sklaven berührten, machte ihn noch wütender als Castos Verhalten. Er würde für dieses Dilemma eine andere Lösung finden müssen.
Casto hatte die Trainingshalle noch nicht ganz verlassen, als ihm bereits klar wurde, was für einen schrecklichen Fehler er dieses Mal begangen hatte. Seine Wut sank in sich zusammen und bereitete den Weg für eine so dunkle Verzweiflung, dass sie ihn zu verschlingen drohte. Betrübt begab er sich zu Lys, der ihn vorwurfsvoll begrüßte.
»Ich weiß, Bruder. Bitte, lass uns reiten. Ich fürchte, es wird das letzte Mal für eine ganze Weile sein.« Sogar für seine eigenen Ohren klang Casto niedergeschlagen.
Während ihres Ritts durch das Tal konnte Casto nicht aufhören, sich selbst die Schuld zu geben.
Wie hatte er nur so dumm sein können? Der mächtige Todesengel, der gefürchtetste Krieger des Kontinents, hatte eingewilligt, ihn zu trainieren. Es war eine Ehre, in deren Genuss nur wenige Auserwählte kamen und die normalerweise nicht an einen einfachen Sklaven verschwendet wurde. In seiner Arroganz hatte er dieses großzügige Geschenk für selbstverständlich erachtet – und, schlimmer noch, es mit Füßen getreten. Es gab keinen Zweifel; er schuldete dem Barbaren eine ernstgemeinte Entschuldigung.
Wenn er Renaldos Zorn bedachte, war Casto sich nicht sicher, ob das genügen würde. Er wollte nicht darüber nachdenken, was mit ihm geschehen würde, sollte Renaldo sich entscheiden, ihn zu verkaufen. Er hatte schon genug Probleme, Renaldo zu gehorchen; er konnte sich nicht vorstellen, einem anderen Gebieter zu folgen.
Bedrückt kehrte er mit Lys zu den Ställen zurück, verabschiedete sich von seinem Freund und schlich zurück in die Gemächer seines Herrn. Renaldo war nicht da, was ihm die Möglichkeit gab, sich auf seine Entschuldigung vorzubereiten. Seine Tat war so abscheulich, dass er um eine Züchtigung nicht herumkommen würde. Mit einem tiefen Seufzer setzte Casto sich auf eine der Liegen und erwartete die Rückkehr des Barbaren.
Als Renaldo seine Gemächer betrat, kniete Casto mit demütig gesenktem Kopf nieder. Doch Renaldo war immer noch außer sich und nicht in der Stimmung für Spielchen. »Ich hatte dir doch befohlen, mir aus den Augen zu gehen! Was willst du?«
»Euch um Vergebung bitten, Gebieter. Mein Benehmen war unangemessen und respektlos. Es tut mir ehrlich leid.«
»Und du denkst, damit ist es getan?« Renaldos Stimme troff vor Gift. Tief in seinem Inneren fühlte er sein Feuer auflodern und er konnte nur mit Mühe den Drang unterdrücken, Casto zu verletzen.
»Nein, natürlich nicht. Ihr wart so großzügig, mich als Euren Schüler anzunehmen, eine Gnade, die ich als selbstverständlich erachtete. Das alleine war falsch, ebenso wie meine Verspätung und meine Reaktion auf die Strafe dafür. Mir ist klar, dass meine Unverschämtheit nur mit Blut gesühnt werden kann.«
Mit diesen Worten hielt Casto die Lederpeitsche in die Höhe, mit der Renaldo ihn nach seiner Flucht aus dem Tal bestraft hatte.
Renaldo war sprachlos. Noch nie zuvor hatte er Casto so demütig gesehen, ein sicheres Zeichen, wie ernst er es mit seiner Entschuldigung meinte. Gegen seinen Willen fühlte Renaldo den Drang, dem jungen Mann zu vergeben. Castos Verhalten war jedoch so inakzeptabel, dass er dafür büßen musste. Mit nunmehr wieder klarem Verstand, nahm Renaldo die Peitsche aus Castos Hand.
Er warf sie in eine Ecke. »Wir wissen beide, dass eine Züchtigung deinen Trotz nur verstärken würde. Ich bin wirklich enttäuscht, Casto. Ich hätte gedacht, eine so ungemein zivilisierte Person wie du würde besser wissen, wie man sich benimmt.«
Casto senkte sein Haupt noch tiefer, sagte aber nichts.
Renaldo fuhr fort: »Ich möchte, dass du in dein Zimmer gehst. Im Moment bin ich zu wütend, um eine Entscheidung zu treffen. Ich werde dir morgen mitteilen, was ich mit dir geschehen wird.«
In der drückenden Stille, die diesen Worten folgte, erhob Casto sich. Seine Schultern sackten nach vorne und er war weit von seinem üblichen, überheblichen Selbst entfernt. All der stolze Trotz, den Renaldo an ihm so liebte, war verschwunden. Renaldo brauchte all seine Willenskraft, um seinen Sklaven nicht zu umarmen und zu trösten.
Casto stand vor dem Bett, in dem er seit seiner ersten Nacht mit dem Barbaren nicht mehr geschlafen hatte. Er fühlte sich leer und erschöpft.
Renaldos Enttäuschung hatte sich wie ein Messer in seine Brust gebohrt, das ein grausamer Folterer langsam drehte. Er konnte mit Renaldos Zorn entspannt umgehen, weil er, anders als alle anderen, keine Angst vor ihm hatte. Doch bei der bloßen Idee, Renaldo könnte schlecht von ihm denken, zog sich sein Magen zusammen.
Casto hasste sich selbst dafür, dass er Renaldos Meinung so viel Gewicht beimaß, aber es gab in diesem Fall auch keinen Zweifel, dass er zu weit gegangen war. Was auch immer der Barbar sonst für ihn sein mochte, als Lehrer schuldete Casto ihm Respekt und Gehorsam.
Frustriert ließ er sich auf sein Bett fallen. Sogar in Ummana, wo jeder einzelne seiner Lehrer ein Monstrum gewesen war, hatte Casto immer perfekte Manieren gezeigt, egal, was er von den Menschen, die mit seiner Erziehung betraut waren, hielt. Ausgerechnet Renaldo, der Erste, der ihn unterrichtete, ohne ihn gleichzeitig brechen zu wollen, hatte seine Undankbarkeit zu spüren bekommen. Casto kam zu der Einsicht, dass es nur gerecht wäre, wenn Renaldo sich entschließen sollte, ihn zu verkaufen. Was für einen Nutzen hatte ein Sklave wie Casto schon für ihn?
Mitten in der Nacht schreckte Renaldo aus dem Schlaf, als er Casto schreien hörte.
Er seufzte und erinnerte sich an die ersten Monate, in denen Casto jede Nacht schweißgebadet aufgewacht war. Seit Casto begonnen hatte, das Bett mit Renaldo zu teilen, hatten die Alpträume aufgehört und selbst wenn er manchmal unruhig wurde, musste Renaldo ihn nur streicheln und schon schlief er friedlich weiter.
Renaldo hatte gehofft, die bösen Träume wären gebannt, doch nun schien es, als ob nur seine Gegenwart sie auf Abstand gehalten hätte. Er fragte sich, welche Schrecken Casto durchlebt hatte, dass sie ihm bis hierher ins Tal folgen konnten.
Erneut ertönte der Schrei, schrill und verzweifelt. Dann begann Casto in einer Sprache zu reden, die Renaldo nicht kannte. Er wusste, dass es sich nicht um die Sprache handelte, die in der Gegend, wo er Casto gefunden hatte, gebräuchlich war, aber er konnte den schnellen, melodischen Strom an Silben auch mit sonst keinem Ort auf dem Kontinent in Verbindung bringen. Es klang ein wenig wie Ummanisch, aber sicher konnte er sich nicht sein. Renaldo hatte sich nie die Mühe gemacht, die Sprache der Händler zu lernen. Ummana lag zu weit vom Tal entfernt, um den Aufwand zu rechtfertigen, und jene, die den langen Weg in die Berge auf sich nahmen, beherrschten in der Regel vier bis fünf Sprachen fließend.
Lautlos erhob Renaldo sich und begab sich in Castos Kammer. Der junge Mann kniete auf den Fellen und wimmerte wie ein verlorenes Kind. Seine azurfarbenen Augen waren weit geöffnet, starrten aber ins Nichts. Casto schlief.
Renaldo näherte sich ihm langsam, um ihn nicht zu erschrecken. Als er Casto erreichte, umarmte er ihn sanft, drückte ihn zurück auf die Felle und versuchte, ihn mit leisen Worten zu beruhigen. »Alles ist gut, mein Eigen. Shh. Alles es ist gut. Es ist nur ein böser Traum. Entspann dich, ich bin ja da.«
Ein letztes, verzweifeltes Wimmern erklang, dann schmiegte Casto sich seufzend an seinen Herrn und schlief friedlich weiter. Sobald Renaldo sicher sein konnte, dass der Alptraum gebannt war, kehrte er in seine eigene Kammer zurück. Was auch immer Casto so sehr quälte, musste der Grund für sein eigensinniges Verhalten sein, seine Arroganz und die Art, wie er seinen Herrn immer von sich stieß. Aber solange Casto sich ihm nicht anvertraute, konnte Renaldo ihm nicht helfen. Die Geheimnisse, die Casto umgaben, weckten Renaldos Interesse, aber Casto musste sie ihm aus eigenem Antrieb erzählen. Sollte Renaldo versuchen ihn zu zwingen, würde das sicherlich in Tränen und Verzweiflung enden.
Am nächsten Morgen wartete Casto nervös darauf, von seinem Herrn gerufen zu werden. Er hatte eine schlechte Nacht gehabt. In seinen Träumen hatte er sich wieder in Ummana befunden, ein hilfloses Opfer der Ränke seines Vaters. Gerade als sein Erzeuger damit begonnen hatte, ihn wieder einmal zu erniedrigen, war der Barbar aufgetaucht, um ihn auf dieselbe Weise zu retten, wie er das während Castos Flucht im letzten Jahr getan hatte. Casto war nach wie vor nicht glücklich darüber, dass Renaldo ihm in seine Träume folgen konnte, aber letzte Nacht hatte es ihn nicht gestört. Er wusste nicht, was er ohne Renaldos Hilfe getan hätte.
Als ob er spüren könnte, dass sein Sklave an ihn dachte, erschien Renaldo und bedeutete ihm, in den Hauptraum zu kommen. »Casto! Komm her!«
Der junge Mann eilte zu seinem Herrn, den Blick demütig gesenkt. Casto wusste, dass er sich in diesem Fall besser fügte. In Erwartung von Renaldos Entscheidung kniete er nieder, im Geiste bereits darauf gefasst, dass sein Gebieter ihn verkaufen würde.
Als ob Renaldo Casto absichtlich quälen wollte, musterte er ihn eine Weile, ehe er zu sprechen begann. »Ich bin nach wie vor wütend, Casto. Dein Verhalten gestern war inakzeptabel. Aber ich möchte keine voreilige Entscheidung treffen, die auf Ärger beruht. Vorläufig werde ich dich behalten. Wenn du aber nur einen Fehler machst, egal wie nichtig, verkaufe ich dich augenblicklich an den Höchstbietenden, verstanden?«
Casto starrte den Boden an und brachte nur ein heiseres Flüstern zustande. »Ja, Herr.«
»Gut. An die Arbeit.«
Damit wandte Renaldo sich von seinem Sklaven ab, damit dieser nicht sehen konnte, wie schwer es Renaldo fiel, ihn so abweisend zu behandeln, während er ihn doch nur umarmen und küssen wollte. Er hörte, wie Casto sich leise erhob und den Raum verließ. In diesem Moment fühlte der Todesengel sich einsam wie nie zuvor in seiner jahrhundertelangen Existenz. Er vermisste ihr gemeinsames Morgenritual, vermisste den Streit, die Leidenschaft und am allermeisten vermisste er Castos Stolz.
Aber der junge Mann musste lernen, dass seine Taten Konsequenzen hatten, dass er sich seinem Herrn nicht einfach widersetzen konnte, wie es ihm gefiel.
Wenn es nur nicht so schwer wäre, die notwendige Strenge zu zeigen.
»Dein Plan hat ganz hervorragend funktioniert!«
Elwans spöttische Stimme machte Damon aggressiv. Seine Woche war bis jetzt nicht sonderlich gut verlaufen. Er hatte sich von seiner Intrige gegen Casto einen Paukenschlag erhofft und gerade einmal ein leises Pfeifen bekommen. Von jemandem wie Elwan verhöhnt zu werden, verbesserte seine Laune nicht.
Elwan fuhr fort, ihn herauszufordern. »Er hat ihn nicht einmal ausgepeitscht. Der Mistkerl ist, wie immer, ungeschoren davongekommen.«
Damon bemühte sich, seine Verärgerung zu verbergen und die wenigen guten Punkte zu betonen. »Ich gebe zu, es hätte besser laufen können, aber du machst einen Fehler, wenn du denkst, Casto wäre nicht bestraft worden. Seine Position hängt an einem seidenen Faden. Ist dir aufgefallen, wie demütig er geworden ist? Ich wette mit dir, dass Renaldo gedroht hat, ihn zu verkaufen – was bedeutet, dass Casto nur noch einen winzigen Vorfall davon entfernt ist, seine Arroganz an einem Gebieter wie Aegid oder Noran zu testen.«
Elwans Gesicht leuchtete in bösartiger Freude auf. »Und du denkst darüber nach, diesen Vorfall herbeiführen?«
Damon ignorierte den Spott und die damit verbundene Herausforderung. Der Mann vor ihm war nichts weiter als eine Spielfigur, die er für seine eigenen Zwecke nutzen konnte. Es lohnte sich nicht, wegen eines einfachen Werkzeugs die Beherrschung zu verlieren.
»Das ist nicht notwendig. So, wie ich Castos Temperament einschätze, kann er die Demut nicht länger als ein paar Tage aufrechterhalten.«
»Also lehnen wir uns einfach zurück und warten?«
Damon schenkte Elwan ein Lächeln, das den Sklaven vor Furcht erschaudern ließ. »Das, mein Freund, ist der beste Teil.«
In ihren gemeinsamen Gemächern lag Wolfstan auf einer Liege, trank heißen Tee aus einer Tasse und beobachtete seine geliebte Frau, die ihre Lieblingsdolche mit geübten Bewegungen schärfte. Der sonore Ton des Schleifsteins hatte eine beruhigende Wirkung auf Wolfstan, die es ihm erlaubte, seine Gedanken wandern zu lassen.
Er liebte diese Zeit des Jahres, wenn der Winter das normalerweise hektische Leben im Tal zum Stillstand zwang. Es war die Zeit, in der er sich zurücklehnte, über das vergangene Jahr nachdachte und über noch ausstehende Entscheidungen grübelte. Die meisten Leute, die Wolfstan zum ersten Mal begegneten, unterschätzten ihn. Sie dachten, er wäre langsam und schwerfällig, bis die Zeit sie eines Besseren belehrte. Der Waffenmeister war ein gründlicher Mann, der es nicht schätzte, die Dinge zu schnell anzugehen. Seine unglaubliche Geduld machte ihn auch zum perfekten Ehemann für Hulda, deren lebhafte Natur in der Vergangenheit viele Männer und Frauen zuerst angezogen und dann abgestoßen hatte.
Im Gegensatz zu ihrem Ehemann konnte Hulda die Vorteile der stillen Zeit nicht sehen. Als Assassine brauchte sie ein gewisses Maß an Aktivität, um zufrieden zu sein. Zu dieser Zeit des Jahres war sie leicht reizbar und nur ein Dummkopf würde auf die Idee kommen, ihren Zorn herauszufordern. Jetzt hörte sie mit ihrer Arbeit auf und legte die Dolche mit etwas mehr Nachdruck als unbedingt nötig zur Seite. Ihre ausdrucksstarken, lavendelfarbenen Augen bohrten sich in Wolfstan. »Was ist?«
Der Waffenmeister lächelte. Er kannte seine Frau lange genug, um zu wissen, dass sie nicht wirklich wütend, sondern einfach nur gelangweilt war. »Nichts, mein Liebling. Ich denke nur nach.«
»Das tust du die ganze Zeit, Waffenmeister.«
Trotz der kühlen Wortwahl erklang Zärtlichkeit in der Stimme der Mutter Oberin der Schwestern der Nacht, dem berühmtesten Assassinenorden in der Geschichte von Ana-Darasa. Obwohl es den Orden nicht mehr gab, führte Hulda immer noch den Titel, um die Erinnerung am Leben zu halten. Hulda liebte ihren Ehemann von Herzen. Sie hatte den starken Verdacht, dass es sich bei ihm um den Lohn handelte, den Ana-Isara ihr versprochen hatte, bevor ihr Kuss Huldas Leben für immer veränderte. Sie war schon so lange mit Wolfstan verheiratet, dass sie wusste, welche Richtung seine Gedanken nahmen. »Mach dir um Casto und Renaldo keine Sorgen. Sie werden sich schon bald versöhnen.«
Ein liebevolles Lächeln kam als Antwort auf diese Feststellung. »Du weißt immer, was ich denke. Dennoch bin ich besorgt. Seit diesem unglückseligen Zwischenfall ist unser Anführer so gereizt wie eine Hure nach einer erfolglosen Nacht. Und Casto schleicht herum wie ein geprügelter Hund. Ich hatte erwartet, sie würden sich in weniger als einer Woche versöhnen. Wenn das so weitergeht, fürchte ich, wird Renaldo ihn verlieren.«
Hulda legte ihre Dolche zur Seite, schlenderte zu Wolfstan, schmiegte sich an ihren Ehemann und nahm einen Schluck von seinem Tee. »Ich weiß, was du meinst. Sie sind beide so unglücklich. Wer hätte gedacht, dass der stolze Todesengel sich so sehr in einen Sklaven verlieben könnte?«
»Du hast es selbst gesagt, Casto ist viel mehr als einfach nur ein Sklave.«
»Das ist eine Tatsache. Obwohl ich nicht genau sagen kann, was an ihm so Besonderes ist. Ich gebe es nicht gerne zu, aber er ist sehr schwer zu lesen.«
»Schwerer zu lesen als du, meine Liebste?«
»Mmm. Im Vergleich zu ihm bin ich ein offenes Buch – für jene, die lesen können.«
»Forderst du mich gerade heraus?«
Hulda küsste ihren Ehemann voller Leidenschaft. Wolfstan konnte sich ihren erotischen Angriffen nie entziehen; sie wusste zu gut, wie sie ihren Körper einsetzen musste. Er erwiderte ihren Kuss voller Hingabe. Seine Hände umspannten die Hüften seiner Frau in einer besitzergreifenden Geste. Mit einem Mal begierig, begann Hulda ihn auszuziehen. Ihr schönes Gesicht zeigte ihre Lust offen. Der bis eben langweilige Tag erschien auf einmal vielversprechend.
»Dein Sklave hat in den vergangenen Tagen bewundernswerte Selbstbeherrschung gezeigt.«
Canubis musterte seinen Bruder genau. Er machte sich Sorgen um Renaldo, der sich nach seinem letzten Streit mit Casto immer mehr zurückgezogen hatte.
»Ja. Es sind beinahe zwei Wochen.« Renaldo klang angespannt. Er hatte einen Verdacht, worauf Canubis, der Kriegswolf, hinauswollte.
Und Canubis bestätigte diesen Verdacht. »Dir ist klar, dass er das nicht mehr lange durchhalten wird? Früher oder später wird er entscheiden, dass er genug gelitten hat, und dann wird er zu seinem alten Selbst zurückkehren.«
»Ich weiß.«
»Aber du wirst nichts dagegen unternehmen?«
Renaldo seufzte. Er hatte über ebendiese Frage schon mehrmals nachgedacht, ohne eine Lösung zu finden. Castos momentane Demut war erschreckend und unnatürlich und Renaldo bevorzugte es, wenn der junge Mann sich rebellisch und tapfer gab. Wie er eine Balance finden sollte zwischen Casto, wie er ihn wollte, und einem gehorsamen, unkomplizierten Sklaven, entzog sich seiner Erkenntnis. »Ich habe es dir schon einmal erklärt. Es macht keinen Sinn, ihn auszupeitschen. Du warst dabei, als ich ihn gezüchtigt habe.«
Canubis grummelte etwas, das Renaldo nicht verstand. Dann sagte er: »Du musst dir etwas einfallen lassen, Bruder. Er hält dich zum Narren. Dein schöner Sklave muss begreifen, dass er dein Eigentum ist.«
»Und wie soll ich das bewerkstelligen?«
Canubis grinste. »Zum Glück ist das nicht mein Problem. Aber du bist einfallsreich. Du wirst eine Lösung finden.«
»Idiot.« Renaldo schlug halbherzig nach seinem Bruder, bereits damit beschäftigt, dieses lästige Problem zu lösen.
An diesem Abend kehrte Casto spät in die Gemächer seines Herrn zurück. Er sah so blass aus wie der Schnee vor dem Haus und einige Strähnen hatten sich aus seinem Pferdeschwanz gelöst. Das raue Hemd und die alte, lederne Hose, die er seit dem Beginn seiner Bestrafung trug, starrten vor Schmutz. Er bewegte sich langsamer als sonst, ohne die Eleganz, an die Renaldo sich gewöhnt hatte.
Tief besorgt näherte Renaldo sich ihm. »Heilige Mütter! Casto, was ist mir dir passiert? Du siehst aus, als wärest du vom Pferd gefallen.«
»Ich bin nicht vom Pferd gefallen.«
»Bist du getreten worden?« Renaldo wusste, dass er wie eine Glucke klang, aber Casto sah aus, als wäre er in einen Kampf verwickelt gewesen.
Mit steifen Fingern versuchte Casto, die Knöpfe an seinem Hemd zu öffnen. »Ich wurde nicht getreten. Ich war – unter dem Pferd.« Casto verzog das Gesicht, als er sich das Hemd abstreifte.
Renaldos Augen verengten sich, als ihm ein Verdacht kam. »Lass mich raten. Die verrückte Nirena.«
»Es war nicht ihre Schuld.«
»Das sagst du immer. Wie oft muss sie dich noch verletzen, ehe du begreifst, dass sie ein hoffnungsloser Fall ist? Ich erwäge ernsthaft, dir zu verbieten, dieses dumme Tier weiterhin zu reiten!«
Unter normalen Umständen wäre ein solcher Kommentar das Startsignal für Casto gewesen und sie hätten in kürzester Zeit aufs Heftigste gestritten. Doch diesmal senkte Casto demütig den Blick. »Bitte, tut das nicht, Herr«, flehte er. »Es war meine Schuld. Ich habe sie überfordert.«
Seinen Sklaven so kleinlaut zu sehen, ließ Renaldo schaudern. Es war höchste Zeit, diese Farce zu beenden. Entschlossen half er Casto aus seiner restlichen Kleidung und führte ihn ins Bad. »Geh ins Wasser. Die Wärme wird dir guttun.«
Wieder gehorchte Casto wortlos und sank in das Becken, das mehr als eineinhalb Schritte lang und beinahe ebenso breit war. Um sich selbst ebenso von dem atemberaubenden Anblick wie von dem, was er Casto gleich antun würde, abzulenken, ging Renaldo in seine Schlafkammer, holte den Schmuck, den er in einer kleinen Schachtel auf seinem Nachttisch aufbewahrt hatte, und kehrte ins Bad zurück. Er sah zu, wie Casto sich langsam in dem heißen Wasser entspannte. »Ich habe mich entschieden, dir zu vergeben, Sklave.«
Der Blondschopf sah überrascht auf.
»Aber ich verlange Genugtuung.«
Misstrauisch beäugte Casto seinen Herrn. »Was wollt Ihr?«
Renaldo ging neben Castos Kopf in die Knie und zeigte ihm seine offene Handfläche. Drei Stecker aus purem Gold, jeder so lang wie einer von Castos Fingerknochen, glitzerten dort. An beiden Enden waren blaue Diamanten eingefasst, von denen jeweils einer an einer sehr dünnen Kette hing.
»Du wirst mir gestatten, dich hiermit zu zeichnen.«
Casto runzelte die Brauen, doch ehe er etwas sagen konnte, fuhr Renaldo fort. »Und du wirst mich nächste Woche ohne Widerrede auf das Frühlingsfest begleiten. Im Gegenzug vergebe und vergesse ich den ganzen Vorfall.«
Casto setzte sich abrupt im Wasser auf. Er zitterte vor Wut und warf seinem Herrn so feurige Blicke zu, dass Renaldo beinahe zurückgewichen wäre. »Was passiert, wenn ich mich weigere?«
Renaldo holte tief Luft. Er wusste, dass er seinen stolzen Sklaven jetzt in die Enge trieb. »Wenn du dich weigerst, wird Noemi morgen früh kommen, um deine Wunden zu heilen. Danach erhältst du von mir Proviant, Waffen und Gold und dann wirst du zusammen mit Lys das Tal verlassen.«
»Das ist Erpressung, Barbar. Ihr wisst ebenso gut wie ich, dass das für mich unmöglich ist.« Castos Stimme klang wie ein Zischen.
»Ich weiß. Aber du hast es selbst gesagt – ich bin ein Barbar. Es sollte dich nicht überraschen, wenn ich auf schmutzige Tricks zurückgreife. Ich bin unserer Spielchen müde, Casto. Entweder du gehorchst oder du gehst.«
Der innere Kampf, den Casto ausfocht, spiegelte sich deutlich auf seinem Gesicht. Nach einer atemlosen Stille, während der Renaldo sich zu sorgen begann, ob sein Sklave sich am Ende doch dafür entscheiden würde, ihn zu verlassen, gab Casto schließlich nach. »Na schön, Barbar. Ich werde Euch gestatten, mich zu zeichnen. Aber ich werde Euch auf keinen Fall zum Frühlingsfest begleiten. Niemals!«
Renaldos Augen verengten sich. Er konnte nicht glauben, dass Casto immer noch nicht aufgab. Gleichzeitig war er hocherfreut. Endlich war alles wieder beim Alten. »Du hörst nicht sonderlich gut zu, Sklave. Entweder du gehorchst, oder ich schicke dich fort.«
»Und ihr scheint schwer von Begriff zu sein. Ich habe nicht die geringste Lust, einen ganzen Abend damit zu verbringen, Euch zuzusehen, wie Ihr Euch durch die Mitglieder des Rudels vögelt. Da ziehe ich es vor zu gehen.«
Anstatt dieser hitzigen Aussage mit Worten zu begegnen, riss Renaldo sich seine Tunika vom Leib und glitt mit einer eleganten Bewegung neben Casto ins Wasser. Er packte Casto hart an den Schultern, zog ihn an sich und küsste ihn voller Hunger. »Warum in aller Welt sollte ich mit jemand anderem als dir schlafen, wenn ich die Wahl habe? Ich will nur dich.«
Renaldo wusste nicht, ob Casto seine Worte gehört hatte, denn sein Sklave schmiegte sich mit einem Seufzen an ihn. Seine nasse Haut rieb über die von Renaldo, sein ganzer Körper eine Einladung. Renaldo gab der Versuchung nach. Seit dem Vorfall in der Trainingshalle hatten sie das Bett nicht mehr geteilt und das Feuer, das er die vergangenen Tage so mühsam unter Kontrolle gehalten hatte, begann zu lodern, es verbrannte sie beide zu Asche.
Casto gab sich ihm willig hin: Er leistete keinen Widerstand, als Renaldo ihn an den Rand des Beckens drückte, um ihn zuerst dort und dann später auf dem Boden des Bades zu nehmen. Sein ungewöhnlicher Gehorsam war ein sicheres Zeichen, dass er seinen Herrn ebenso vermisst hatte, wie Renaldo sich nach ihm gesehnt hatte.
Nachdem ihrer beider Hunger gestillt war, sprach Renaldo erneut. »Ich will nur dich, Casto. Wenn du mich begleitest, gibt es keinen Grund für mich, mit anderen zu schlafen.«
Casto warf ihm einen anklagenden Blick zu. »Die letzten drei Jahre habt Ihr immer am Frühlingsfest teilgenommen.«
»Weil es meine Pflicht ist. Ich habe das Fest immer so früh wie möglich verlassen, um bei dir sein zu können. Du kannst jeden hier im Tal fragen, sie werden alle bestätigen, dass ich so etwas noch nie zuvor gemacht habe. Und du weißt sehr wohl, dass ich dir ansonsten immer treu gewesen bin.«
Casto senkte den Blick, beschämt über seine Eifersucht. »Ich weiß. Ich werde tun, was Ihr verlangt.«
Renaldo wusste, dass er handeln musste, ehe seine eigene Entschlossenheit bröckelte oder Casto zu viel Zeit bekam, über die Angelegenheit nachzudenken. Er packte Castos Handgelenke, zerrte ihn in den Hauptraum und stieß ihn auf eine der Liegen.
»Du legst dich hin. Ich bin gleich zurück.«
Er kam mit einer scharfen Ahle, einer Pfanne mit glühenden Kohlen und einem Topf Heilsalbe zu Casto zurück. Casto trug einen sturen Gesichtsausdruck zur Schau, wie er so in den Kissen lag. Ohne sich um die vorwurfsvollen Blicke zu kümmern, beugte Renaldo sich vor und nahm Castos rechte Brustwarze in den Mund. Als er anfing zu saugen, sog Casto scharf die Luft ein und begann dann, einladend die Hüften zu bewegen.
Irgendwie gelang es Renaldo, der Versuchung, die Castos nackter Körper darstellte, zu widerstehen. Er griff nach der rotglühenden Ahle aus der in der Nähe stehenden Kohlenpfanne. Casto gab keinen Laut von sich, als Renaldo zunächst seine Brustwarzen und dann die Basis seines Penis durchstach, um die Stecker in seinem Fleisch zu positionieren, aber seine Hände krallten sich in die Felle und er schwitzte am ganzen Körper. Als es vorbei war, legte Renaldo die Ahle zur Seite und trug vorsichtig Heilsalbe auf die Wunden auf, bevor er damit begann, Casto erneut zu liebkosen.
Trotz seiner Wut erlaubte Casto dies und fügte sich den Wünschen seines Herrn.
Renaldo genoss seine Willfährigkeit, wusste er doch nur zu gut, dass sie nicht von Dauer sein würde.
Später, als sie erschöpft von ihren Spielen in den Fellen lagen, streichelte Renaldo über Castos weiche Haut. »Sobald die Wunden verheilen, wirst du feststellen, dass diese Stecker gar nicht so schlimm sind. Ich kenne ein paar interessante Tricks, die sicher deine Zustimmung finden werden.«
Ärger machte sich auf Castos Zügen breit. »Und wenn Ihr tausende solcher Tricks kennen würdet, bleibt es doch eine Tatsache, dass Ihr mich gezwungen habt, solchen Tand zu tragen. Ihr habt mich herausgeputzt wie eine billige Schenkenhure.«
Ein herablassendes Lächeln huschte über Renaldos Gesicht. »Soweit würde ich nicht gehen, Sklave. Oder kennst du viele Schenkenhuren, die echte blaue Diamanten an ihrem Körper tragen?«
Castos Augen weiteten sich. Er setzte sich auf und befühlte die drei Stecker mit zitternden Fingern. Jetzt, da Renaldo ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, schenkte er den Steinen mehr als seine beiläufige Aufmerksamkeit. Es handelte sich in der Tat um blaue Diamanten, die wahrscheinlich edelsten und seltensten Steine der Welt. In seiner Wut hatte er dies vorher nicht bemerkt. »Warum tut Ihr das, Barbar? Diese Steine sind ein Vermögen wert, wahrscheinlich sogar zwei.«
Alles in Casto sträubte sich dagegen, solch teuren Schmuck zu tragen. Neben der Demütigung, welche die bloße Existenz der Stecker für ihn bedeutete, zögerte er auch, solchen Reichtum zur Schau zu stellen.
Offensichtlich vertrat Renaldo eine andere Meinung. »Das kann schon sein, aber ich denke, dass du weit mehr wert bist als dieser Tand. Ich mag es, dich mit schönen Dingen auszustatten. Es bereitet mir Freude, dir Geschenke zu machen.«
Diese Worte, als Friedensangebot gedacht, prallten an Castos Wut ab wie Wasser von einem Felsen. »Dass diese Steine, ebenso wie ich, Eure Macht und Euren Status unterstreichen, hat nichts damit zu tun? Ihr wollt einfach nur zeigen, dass niemand mit Euch mithalten kann.«
Renaldo seufzte. Er hatte gewusst, dass Casto nicht so dumm war, auf seine Schmeicheleien hereinzufallen. Er hatte die wahren Absichten seines Herrn sofort durchschaut und reagierte entsprechend zornig. Aber Renaldo wusste nicht, was er sonst noch tun konnte. Die Stecker stellten für jeden im Tal ein offensichtliches Zeichen dar, dass Casto Renaldo gehörte – und zwar alleine Renaldo. Dass Casto sich seinem Willen beugen musste, ganz egal wie zögerlich.
Renaldo gähnte. »Du hast wahrscheinlich recht. Ich würde jetzt gerne schlafen. Mein Bedarf an Diskussionen mit dir ist für heute gedeckt.«
Casto antwortete nicht, sondern drehte sich in den Armen seines Herrn, um zu schlafen.
Der Morgen des Frühlingsfestes dämmerte so düster wie Castos Stimmung herauf. Gleich nach dem Frühstück brachte Renaldo ihn zur Sauna, wo er für den Abend vorbereitet werden würde. Frankus begrüßte sie am Eingang und verneigte sich respektvoll vor dem Todesengel.
»Mein Lord. Ich fühle mich geehrt!«
»Frankus! Es ist mir eine Freude. Wie besprochen, bringe ich dir Casto zur Vorbereitung. Ich überlasse ihn deinen erfahrenen Händen.«
Damit schubste er seinen Sklaven auf Frankus zu, wobei er eine Hand schwer in Castos Nacken ruhen ließ, um den jungen Mann an sein Versprechen zu erinnern.
»Du kennst meine Vorlieben, Frankus. Wenn alles zu meiner Zufriedenheit erfüllt ist, wirst du es nicht bereuen.«
Frankus lächelte vorsichtig. Ihm war die Spannung zwischen Herrn und Sklave nicht entgangen. »Das habe ich nie bezweifelt, mein Lord. Ich werde mich mit größter Umsicht um Euer Eigentum kümmern.«
Renaldo konnte spüren, wie sich Castos Rückenmuskulatur bei diesen Worten anspannte, darum verstärkte er warnend seinen Griff. »Vergiss nicht, du hast versprochen, dich zu benehmen.«
Der vernichtende Blick, den Renaldo dafür bekam, ließ sein Blut in Vorfreude singen. Endlich war alles wieder beim Alten.
»Ich habe es nicht vergessen, Barbar.«
»Mehr wollte ich gar nicht hören. Du kannst Frankus vertrauen. Er ist der Beste. Alles, was er mit dir macht, ist mein Wille, vergiss das nicht.«
Nach diesen warnenden Worten öffnete Renaldo das Band um Castos Hals. »Zur Feier des Tages bekommst du für den Abend ein anderes Halsband. Frankus.«
Er nickte dem Herrn der Sauna zu, bevor er sich abwandte, froh, den anklagenden Blicken seines Sklaven zu entkommen.
Frankus bedeutete Casto, ihm in das Gebäude zu folgen. Schweigend, die Brauen immer noch wütend gerunzelt, folgte Casto dem Mann, dessen Gnade er für den Rest des Tages ausgeliefert sein würde.
Frankus war nicht unfreundlich. Er redete ununterbrochen, so als fürchte er, Casto könnte sich in Luft auflösen, sollte er nur einen Moment schweigen. »Du wirst während der Vorbereitungen für dich sein. Dieses Jahr gehen nur Lady Noemi und Daran als persönliche Begleiter, darum haben wir ausreichend Platz.«
»Lady Noemi ist eine persönliche Begleiterin?« Das überraschte Casto. Er hätte niemals gedacht, dass sich die stolze Hexe so erniedrigen würde.
»Aber natürlich. Sie liebt ihren Ehemann und dient ihm gerne.«
Frankus versuchte offensichtlich, Casto einen Hinweis zu geben, aber Casto hatte keine Lust, mit jemandem wie Frankus eine Diskussion über seine Qualitäten als Sklave anzufangen. Offenbar verstand Frankus die Andeutung nicht oder – was wahrscheinlicher war – er entschied sich, ihn zu ignorieren, denn er hörte nicht auf, fröhlich vor sich hin zu plappern.
»Es ist wirklich eine große Ehre, von einem der Lords als persönlicher Begleiter ausgewählt zu werden. Jeder Sklave im Tal würde töten, um an deiner Stelle sein zu können.«
»Jemanden umzubringen, ist gar nicht nötig. Ich bin mehr als willens, meinen privilegierten Status jedem zu überlassen, der ihn haben möchte.«
»Casto!« Frankus war so entsetzt, dass er sich eine Hand vor den Mund schlug. »Was, wenn dein Herr dich so reden hört?«
»Der Barbar weiß, was ich hiervon halte. Ich habe es ihm ganz genau erklärt.«
Frankus fühlte seine Augen vor Entsetzen hervorquellen. Er wusste bereits, dass der Sklave des Todesengels keinen Respekt für soziale Konventionen hegte, aber dass er den mächtigen Kriegsherrn derart sorglos herausforderte, war zu viel für einen Mann, dessen Leben ganz von der Gnade seiner Gebieter abhing.
Casto seufzte. »Aber ich habe versprochen, mich zu benehmen. Also, ja, es ist eine unvorstellbare Ehre und ich weiß ehrlich nicht, wie ich sie verdiene. Zufrieden?«
Frankus hatte sich gesammelt; seine Stimme klang wieder ruhig. »Eines Tages wird dein großes Mundwerk dich in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Ich muss kein Seher sein, um das zu wissen.«
Casto zuckte nur wegwerfend mit den Schultern. Er schien sich um sein Schicksal keine großen Sorgen zu machen. »Also, was passiert mit mir?«
Nur kurze Zeit später bedachte Casto den Barbaren mit jedem Schimpfwort, das er kannte, und dieser Teil seines Vokabulars war groß. Frankus hatte ihn in einen gut geheizten Raum gebracht, wo er Casto geholfen hatte, sich auszuziehen. Danach hatte Casto sich auf eine hölzerne Pritsche legen müssen, wo Frankus seine gesamte Körperbehaarung mit einer klebrigen Mischung aus Honig und Zucker entfernte. Als er Castos Schamhaare ausriss, hätte Casto beinahe vor Schmerz geschrien. Im Vergleich hierzu erschien sogar die Peitsche beinahe angenehm.
Frankus hatte boshaft gelächelt. Es war ihm nicht entgangen, wie sehr Casto sich anstrengen musste, um seinen Schmerz nicht zu zeigen. »Es tut mir leid, aber der Lord bevorzugt glatte Haut. Außerdem hält so das Gold besser.« Die Schimpfwörter mit denen Casto antwortete, brachten Frankus zum Lachen. »Du kennst aber schlimme Ausdrücke. Lernt man das als Händler?«
Darauf gab es keine Antwort und Casto war froh, dass Frankus seine plötzliche Anspannung nicht bemerkte. Wenn es um die Lügen über seine Vergangenheit ging, wurde Casto immer nervös. Er verabscheute die Täuschung, aber sein und Lys’ Leben hingen davon ab, wie gut er lügen konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es keine Probleme gegeben; nichtsdestotrotz würde er dem Barbaren eines Tages die Wahrheit sagen müssen, wahrscheinlich früher als später. Da dies auch der Tag sein würde, an dem er sein eigenes Todesurteil aussprach, zog er es vor, nicht zu intensiv darüber nachzudenken.
Nach der Epilation wurde er in die Sauna geschickt, um die Giftstoffe auszuschwitzen. Er machte mehrere Durchläufe, bevor Frankus ihn in einem der Becken mit parfümierter Seife wusch. Zu diesem Zeitpunkt hatte Casto sich bereits wunderbar entspannt. Seine Wut hatte sich zwar nicht aufgelöst, war aber in der feuchten, heißen Luft merklich abgekühlt und er fühlte eine seltsame, unspezifische Lust in sich erwachen, wie er sie noch nie zuvor verspürt hatte. Es beschämte ihn zutiefst, als ihn sogar Frankus’ sanfte Berührung erregte.
Frankus dagegen schien zufrieden. »Das ist gut, Casto. Es ist genau das, was ich wollte. Du wirst jetzt eine Massage mit Nerulaöl erhalten. Danach werde ich deine Vorbereitung abschließen. Und, Casto, der Grund für diese Massage ist, dich sexuell zu erregen, versuch also nicht, dich dagegen zu wehren. Lord Renaldo hat den Wunsch geäußert, dass du mindestens zwei Mal Erfüllung finden sollst, ehe er dich abholt. Ich bitte dich, zu kooperieren.«
Casto runzelte die Brauen. Er hatte über den Effekt von Nerulaöl in Geschichten gehört. Es bestand aus einer Mischung verschiedener Kräuter, die mit reinem Schwarznussöl gemischt und dann für mindestens ein halbes Jahr zum Reifen gelagert wurden. Das Endprodukt wurde für unglaubliche Summen verkauft und hauptsächlich in den Grenzgebieten der Östlichen Königreiche hergestellt, wo die meisten der benötigten Kräuter wuchsen. Das Rezept war ein wohlgehütetes Geheimnis und eine ganze Reihe Menschen hatte bei dem Versuch, es zu stehlen, das Leben verloren. Es als Massageöl zu verwenden, kam für viele einem Sakrileg gleich und zeigte wieder einmal, wie reich und sorgenfrei die Barbaren waren.
Es irritierte Casto zutiefst, dass ausgerechnet er mit diesem wertvollen Öl behandelt werden sollte, nachdem er schon die überraschten Blicke wegen der Juwelen, die in seinem Fleisch funkelten, hatte ertragen müssen. »Warum sollte er das auf einmal wollen? Der Barbar hat bei mehr als einer Gelegenheit sein Missfallen deutlich gemacht, sollte ich mich anderen zuwenden. Seine Eifersucht grenzt ans Lächerliche.«
Frankus musterte den jungen Mann für einen langen Moment. Er war nicht so erfahren darin, Menschen zu lesen, wie Hulda, aber es war nicht schwer, Castos Gedanken in diesem Moment zu erraten. »Dies ist das Frühlingsfest, wo andere Regeln gelten. Du wirst die ganze Nacht lang Sex haben und ich kann dir versichern, Lord Renaldo wird sich nicht zurückhalten. Dieses Fest zu Ehren der Mütter ist eine Orgie der wildesten Art. Du musst darauf vorbereitet sein, damit der Todesengel dich nicht verletzen kann.«