°luftschacht
Der FM4-Kurzgeschichtenwettbewerb. Die besten Texte.
© Luftschacht Verlag – Wien 2016
www.luftschacht.com
Einzelrechte © jeweils bei den AutorInnen
Herausgegeben von Zita Bereuter und Claudia Czesch
Coverillustration: Wald & Schwert/Sabine Brauner
Satz: Luftschacht
Die Wahl der angewendeten Rechtschreibung obliegt dem/der jeweiligen AutorIn. Layout- und Formatvorgaben der einzelnen Texte wurden in der Regel beibehalten.
ISBN: 978-3-902844-99-6
e-ISBN: 978-3-903081-57-4
Zita Bereuter, Claudia Czesch
Fallen – viel Gefallen
Hans Platzgumer
Hineinfallen
David Fuchs
Fingerfallen
Noemi Schneider
PME
Elisabeth Etz
Nach vorn
Klaus Berger-Schwab
Krampusjagd
Fabian Bürkin
Turmspringen
David Hassbach
#scheissjahr
Dietmar Nemeth
Wie wir in Ohnmacht fielen
Henrik Pohl
Im Gebiet einzig neu: Talib
Andrea Wulfert
Es fällt kein Spatz vom Himmel
Mario Wurmitzer
Hier und dort
Zita Bereuter, Claudia Czesch
Da sind Leute auf mich zugekommen, die gesagt haben: „Du hast doch den Wortlaut gewonnen.“
Und ich hab gesagt: „Ja, ich hab einen Kurzgeschichtenwettbewerb gewonnen.“
Aber ich hab nicht gewusst, dass der für viele Leute so ein Gewicht hat und wirklich so bekannt ist. Das war wirklich erstaunlich.
Marcus Fischer, der Vorjahresgewinner von Wortlaut und heuer auch Juror, hat uns mit dieser Aussage doch etwas verlegen gemacht. Gleichzeitig aber auch stolz genug, dass wir damit hier ein bisschen angeben …
Der Wortlaut also.
Und genau der Wortlaut, der FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb, stand heuer unter dem Thema „FALLEN“. Groß-oder Kleinschreibung haben wir bewusst offen gelassen – den FM4-Hörerinnen und -Hörern würde schon was einfallen. Die Herangehensweise der fast 800 eingeschickten Texte war ebenso unterschiedlich wie überraschend.
An der Stelle auch herzlichen Dank an alle AutorInnen!
Zigmal wurden alle Kurzgeschichten gelesen, mit Kommentaren versehen und weitergereicht. Bis die redaktionelle Vorjury (die FM4-RedakteurInnen Zita Bereuter, Jenny Blochberger, Claudia Czesch, Daniel Grabner, Barbara Köppel, Conny Lee, Maria Motter, Martin Pieper, Simon Welebil und Irmgard Wutscher sowie Jürgen Lagger vom Luftschacht Verlag) an einem heißen Sommertag ebensolche Diskussionen führte, um sich schließlich auf zwanzig Texte zu einigen.
Diese wiederum sorgten einige Wochen später bei der Hauptjury für Gesprächsstoff.
Marcus Fischer (Wortlautgewinner 2015), Hans Platzgumer (Autor und Musiker), Teresa Präauer (Autorin und Künstlerin), Monique Schwitter (Autorin) und Andreas Spechtl (Musiker) hatten durchaus unterschiedliche Meinungen, konnten diese aber klar und kompetent begründen. Das hier vorliegende Ergebnis der besten zehn Texte ist nicht der kleinste gemeinsame Nenner, sondern zeigt vielmehr die unterschiedliche Begeisterung der Jury. Auf die ersten drei Plätze konnte sie sich sehr schnell einigen.
Fingerfallen wurde als „sehr schöne und sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte“ bezeichnet, „beeindruckend und auch sehr berührend“ und dennoch „konzentriert“ in „einer unglaublich konzisen, einer knappen Sprache“, bei der nur „die Quintessenz übrig bleibt“. „Ein Kondensat von wirklich ein paar sehr starken kleinen Anekdoten und Bildern, die zu einer ganz großen Lebens- und Liebesgeschichte werden.“
Allen zehn hier vertretenen Autorinnen und Autoren gratulieren wir herzlich!
Manche haben schon mehrfach bei Wortlaut teilgenommen.
Und andere haben bei Wortlaut ihre ersten Schreibversuche gewagt und gehen jetzt lässig auf dem glatten Parkett des Literaturbetriebs auf die roten Teppiche zu. Etwa Anna Weidenholzer, die heuer auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis steht. Gemeinsam übrigens mit Wortlautjuror Hans Platzgumer.
Auf dass auch die hier vertretenen Autorinnen und Autoren auf ihrem Weg nicht fallen, sondern vielmehr auffallen!
Zita Bereuter und Claudia Czesch
Vielleicht lag es am schön doppeldeutigen Thema „Fallen“, dass so viele literarisch geneigte FM4-Hörer und -Hörerinnen das Bedürfnis verspürten, einen Text zu verfassen und einzuschicken. Jedenfalls fielen die Beiträge förmlich über die FM4-Literaturabteilung her, in allen Farben fielen sie wie Blätter vom Himmel, als wäre in diesem Jahr der Herbst schon im Mai angebrochen. Manche gingen genau auf das Thema ein, andere sehr frei damit um, manche trugen das Fallen bereits im Titel, andere stellten uns Fallen und ließen uns bis zum Schluss darüber grübeln. Eine kunterbunte Mischung an Kurzgeschichten (die es als Gattung in der deutschsprachigen Literatur eigentlich kaum gibt) oder, je nach Definition, eher Erzählungen, war es, die einen Querschnitt durch die junge, deutschsprachige/österreichische Literatur versprach. Auch wenn es weder eine Altersbegrenzung nach oben noch nach unten gab und offensichtlich Teenager wie Enddreißiger ihr Glück versuchten, entsprach die Altersgruppe im Groben der Zielgruppe des Radiosenders. Die Texte wurden uns vollkommen anonym vorgelegt, dennoch meinte man, unterschiedliche Reifegrade in ihnen zu erkennen, die mit Alter oder Lebenserfahrung zu tun haben mochten – und man täuschte sich im einen oder anderen Fall! Wir versuchten, uns nicht davon beeinflussen zu lassen, und gaben unser Bestes, von Klischees oder Vorurteilen befreit, die Texte rein als solche zu lesen, die sie inhaltlich und sprachlich waren.
Die Einreichungen und unsere Meinungen darüber waren schließlich so vielseitig, dass wir nicht entschieden, den Weg des kleinsten gemeinsamen Nenners zu suchen, sondern die Arbeiten nach ihrer Wucht, ihrer Schlagkraft, nach ihrem Mut zu werten. Literatur muss ja immer etwas Existenzialistisches bewahren. Beim Schreiben geht es um Leben oder Tod. Wir wollten nicht brave, ordentliche Schulaufsätze nach braven, ordentlichen Kriterienmustern benoten, sondern uns von ihnen ein Bein stellen lassen und auf die Schnauze fallen. Wir wollten sehen, ob der jeweilige Autor, die Autorin etwas zu sagen hatte und dies so dringlich tun musste, dass er/sie auf wenigen Seiten, mit keinem Werkzeug außer der Sprache ausgestattet, es schaffte, eine Fallgrube auszuheben, in die wir Jurymitglieder, eines nach dem anderen, hinabstürzten. Für das englische Falling in love gibt es keine ähnlich bildliche deutsche Übersetzung, aber genau dies und nicht weniger erwarteten wir von den uns vorgelegten Texten. Wir wählten unsere Favoriten nach der Fallhöhe, der sie sich selbst aussetzten, und der Tiefe, in die sie uns leiteten. Jedes einzelne Fallbeispiel der nun vorliegenden Anthologie hat zumindest für einige Jurymitglieder diese Kriterien bestens erfüllt. Die hier ausgewählten zehn Gewinnertexte haben uns polarisiert, haben in unsere Herzen getroffen, leidenschaftlich haben wir für oder gegen sie gekämpft. Dieses Buch bietet keine Kompromissauswahl, sondern jene der stärksten Ausschläge. Beurteilung von künstlerischem Schaffen ist notgedrungen immer mit persönlichem Geschmack behaftet, die zehn hier präsentierten Texte aber haben sich unser aller Respekt verdient. Lassen Sie sich in sie hineinfallen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei.
Hans Platzgumer
Hans Platzgumer, geb. 1969 in Innsbruck, lebt in Lochau. Er studierte an der Musikhochschule in Wien, absolvierte ein Filmmusik-Studium in Los Angeles und veröffentlicht in unterschiedlichen Formationen elektronische Musik. Er ist an über 60 Musikalben beteiligt und im Besitz einer goldenen Schallplatte. Er schreibt Romane, Hörspiele, Opern, Theatermusik und Essays. Mit seinem Roman Am Rand ist er auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2016.
geb. 1981 in Linz, Medizinstudium in Wien. Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin in Linz, wo er als Onkologe und Palliativmediziner arbeitet. Verheiratet, zwei Kinder.
Absolvent der Leondinger Akademie für Literatur 2015/16, Arbeitsstipendium des Landes OÖ 2016. Arbeitet an seinem ersten Roman mit den Fingerfallen als Keimzelle.
www.davidfuchs.at
Ambros Wegener heißt wie eine Krankheit. Das kann man im Lexikon nachschlagen, Gefäßentzündung mit Knötchenbildung. Obwohl die Krankheit eigentlich nicht mehr so heißt, seit man weiß, dass Wegener, also der, nach dem die Krankheit benannt ist, ein Nazi war.
Ambros Wegener ist nicht krank, auch kein Nazi, sondern mein Sitznachbar in der Schule und geht jetzt direkt vor mir die Treppe hoch.
Wegen der Aussicht, hat der Klassenvorstand gesagt, wegen der Aussicht sollen wir hinaufgehen, und ich habe mir gedacht, nie im Leben gehe ich auf den Petersdom rauf. Aber dann ist Ambros gegangen und ich auch.
Das Treppenhaus ist eng und so schief, dass ich den Oberkörper schräg halten muss, um weiterzukommen. Wenn man die Ellenbogen ausstreckt, scheuert man links und rechts an den gefliesten Wänden. Ambros schaut zurück und sagt, Marius, beeil dich. Seit zwei Tagen nennt er mich Marius. Wahrscheinlich, weil es lateinisch klingt.
Ich heiße Benjamin Marius Maier. Marius benutze ich nicht. Das klingt, als hätten meine Eltern mich eigentlich Maria nennen wollen, aber nicht den Mut dazu gehabt. Und Benjamin, nicht Ben. Ben klingt wie steifer Schwanz.
Ich habe noch nie eine so enge Wendeltreppe gesehen. Beim Hinaufgehen kann man sich mit den Händen ein paar Stufen weiter oben abstützen, wie beim Bergsteigen. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn jemand hier drin eine Panikattacke bekäme. Zum Glück ist Ambros relativ robust und ich habe vorhin heimlich ein Bier getrunken.
Die Wendeltreppe ist zu Ende, noch ein enges Stiegenhaus. Dann treten wir auf die Aussichtsplattform hinaus. Ich schaue auf die Stadt und stelle mir vor: fliegen. Ambros, sage ich, kannst du mir eine schnorren? Er klemmt seine Zigarette in den Mundwinkel. Selbst gedreht. Er holt den Tabak raus, die Papers, den Filter. Er hat eine kleine Maschine zum Selberdrehen, stellt sie auf dem Steingeländer ab. Aber mit einer Maschine geht das Coole am Selberdrehen verloren. Schön werden sie schon, die Zigaretten. Da bitte, sagt er und ich sage, danke, hast du mal Feuer?
Die Mädels wollen wieder runter. Zu kalt ist es und langweilig. Außerdem wollen sie auf einen Kaffee gehen und, wenn möglich, vorher den Papst sehen. Der Klassenvorstand geht mit. Wir sollen nachkommen, in zehn Minuten. So lange wollen sie warten, ob der Papst aus einem Fenster winkt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Papst aus einem Fenster winkt. Wahrscheinlich ist er nicht einmal da, sondern auf Auslandsreise. Und falls er doch da ist, hat er als Papst sicher Wichtigeres zu tun als Schülerinnen zuzuwinken.
Aber wenn, dann müsste man natürlich ein Foto machen. Ambros könnte das, er hat eine Spiegelreflex. Die Kameratasche steht neben ihm auf dem Boden. Nur das Stativ hat er im Hotel gelassen.
Willst du nicht die Aussicht fotografieren, frage ich und er sagt, Aussichten fotografiere ich nicht. Hundertdreizehn Fotos hat er schon gemacht, seit wir hier sind, aber keine einzige Aussicht, kein Gebäude. Nur Kunstfotos, die er immer als Dias herzeigt. Nur als Dias, nie als echte Fotos.
Ich hole meine Kamera raus. Irgendjemand muss ja die Touristenfotos machen. Nur mehr vier Fotos übrig. Ich fotografiere die Aussicht, gegen die Sonne. Dann lege ich einen leeren Film ein und stecke den vollen Film in die Dose.
Mir ist kalt und ich mache die Jacke zu. Ambros steht im T-Shirt da und hat seine Jacke über die Kameratasche gelegt. Er sagt, hast du gehört, heute Abend ist Zimmerparty bei den Mädels, gehst du hin, und ich frage, gehst du?
Ambros zuckt mit den Schultern, sagt, schauen wir mal, und setzt sich auf einen kleinen Mauervorsprung.
Schau, sage ich, und stupse mit der Schuhspitze seine Schuhspitze an, dieselbe Marke.
Seit wir auf dem Petersdom waren, nennt er mich nicht mehr Marius.
Wir stehen auf dem Balkon vor dem Hotelzimmer und rauchen. Der Balkon ist winzig und gerade groß genug, dass wir beide Platz haben.
Ben, du, Ben, sagt Ambros, hast du schon gehört, der Bernd hat zu Hause schon Internet.
Ich weiß nicht genau, was Internet ist, aber ich will mir auch nichts anmerken lassen und sage, wirklich, hat er das?
Weißt du, was man damit alles machen kann, sagt Ambros, und ich sage, klar, und er sagt, da kann man alles Mögliche runterladen. Was kann man da runterladen, frage ich und Ambros: Bilder zum Beispiel, der Bernd hat ganze Diskettenschachteln voll.
Niemand hat ganze Diskettenschachteln voller Bilder, so viele Bilder hat niemand. Aber für gewöhnlich übertreibt Ambros nicht. Jetzt bin ich natürlich neugierig und frage, was macht er damit? Auf CD brennen, sagt Ambros, er verkauft an der Schule CDs.
Das mit den Bildern wäre nicht schlecht, aber auf CD brennen ist mir zu teuer. Der Bernd verlangt einen Fünfziger pro CD, das kann ich mir nicht leisten. Höchstens für ein Spiel, aber selbst das ist Wucher. Außerdem halte ich den Bernd nicht aus, und dann soll ich hingehen und ihn um eine CD bitten, sicher nicht.
Ich möchte Ambros fragen, warum er mich nicht mehr Marius nennt, warum er auf einmal aufgehört hat, obwohl wir immer noch in Rom sind. Habe ich etwas Falsches gesagt? Das Gesicht verzogen vielleicht? Ich weiß es nicht, aber ich traue mich auch nicht zu fragen. Ein paarmal traue ich mich fast, aber bevor ich mich zwingen kann, zu fragen, dreht drinnen jemand Bush auf. Jetzt wird getanzt, ich muss schnell rein, wenn schon mal Bush gespielt wird, und noch dazu Machinehead. Das ist nach dem ganzen Techno der erste vernünftige Song.
Ich werfe die Zigarette vom Balkon und drücke mich an Ambros vorbei zur Tür.
Die Fingerfallen hat, glaube ich, die Dani mitgebracht. Alle sitzen am Bett oder auf dem Boden und wollen spielen, auch Ambros.
Das geht so: Jeweils zwei Leute spielen zusammen. Jeder steckt auf einer Seite einen Finger in die Fingerfalle. Und dann geht es darum, wer sich als Erster befreit.
Das ist eigentlich kein Spiel, eher ein Scherzartikel. Und wenn man ein Spiel daraus macht, ist es kindisch. Aber nach dem Bier und den Zigaretten ist es dann doch ganz lustig. Warum Ambros mitmacht, frage ich mich aber schon. Er hat als Einziger hier drin keinen Tropfen getrunken. Ambros trinkt nie. Er hat eigentlich noch nie erzählt, warum, aber ich habe ihn auch nie gefragt.
Es geht los. Bernd hat sich Dani geschnappt und alle anderen haben sich auch schon zusammengefunden, also bleiben nur Ambros und ich. Ambros hat eine Fingerfalle in der Hand. Bernd lacht und sagt, geht schon, Benjamin, musst ihn dem Ambros reinstecken. Meine Ohren werden heiß. Ich will sagen, Bernd, halt den Mund, aber Ambros hat den Finger schon drin und hält mir die Falle hin. Jetzt muss ich. Alle schauen mich an. Ich stecke meinen Finger rein. Bernd stöhnt. Na dem werde ich was erzählen nachher.
Bernd sagt, ich stoppe die Zeit, ich habe eine Casiouhr. Er hat die beste Casiouhr, die mit dem eingebauten Taschenrechner und den vielen Tasten. Aber eine Uhr mit Stoppuhrfunktion haben mehrere von uns, und bevor sie zu streiten beginnen, wer stoppen darf, sagt Dani, dann stoppt ihr halt alle, ich zähle bis drei und dann los.
Bernd grinst Dani an. Der will jetzt alles andere als aus der Falle raus, der würde am liebsten den ganzen Abend da drinbleiben.
Ambros nimmt mit seiner freien Hand meine gefangene Hand und hält sie fest. Ich frage, was soll das und er sagt nichts. Er bewegt seinen Finger in der Falle nach vorne, zu meinem Finger, bis sie sich berühren. Aber nicht ganz, nur fast, so, dass man gerade spüren kann, dass da ein anderer Finger ist. Dann lockert er das Plastikgeflecht der Fingerfalle und schiebt den Finger weiter gegen meinen, bis sie fest aneinanderstehen. Und dann entspannt sich die Falle und Ambros lässt meine Hand los, streicht auf meinem Handrücken nach vorne und schiebt langsam, mit Daumen und Zeigefinger, die Falle entlang meines Fingers nach vorn und wir sind frei.
Ambros zieht sein T-Shirt aus und wirft es auf seinen Polster. Was sollte das jetzt, frage ich und er sagt, von was sprichst du. Von dem Streicheln da drüben, sage ich, ich spreche von dem Streicheln da drüben. Was sollte das, sage ich, bist du schwul oder was und er setzt sich aufs Bett und sagt nichts.
Ich schreie ihn an, sag schon, bist du schwul und er schreit zurück, schrei mich nicht an, du bist betrunken. Er springt auf und wirft seinen Polster auf den Boden.
Wie er dasteht und die Fäuste ballt. Neben ihm auf dem Boden der Polster und das T-Shirt. Ich packe ihn bei den Schultern. Ich bin nicht betrunken, sage ich. Er stößt mich weg. Ich schlage ihm mit der Hand ins Gesicht. Fass mich nicht an, schreie ich. Er wirft sich mit dem ganzen Gewicht auf mich und wir stürzen. Ich versuche, ihm den Arm zu verdrehen, aber er packt mich an den Handgelenken und fixiert mich auf dem Boden.
Ja, sagt er. Ich sage, was meinst du mit ja. Er atmet schnell und schwitzt auf der Stirn. Er lässt meine Handgelenke los, verlagert sein Gewicht auf seine Knie und kommt mit seinem Gesicht nah an mein Gesicht. Ich spüre meine Erektion. Ja, sagt er und küsst mich auf den Mund.
Ambros Wegener heißt wie eine Krankheit und schmeckt überall ein wenig salzig, außer auf den Lippen.