Bettina Ferbus
Untergrund – Austrian Vampire World
Das Buch:
Wer sich gegen den Linzer Vampirherrscher Mad Milo auflehnt und erwischt wird, muss in der Arena sein Leben verteidigen. Nicky, Vampirin und Computernerd, ist Fan von Marco, einem der erfolgreichsten Kämpfer. Sie ist der Ansicht, dass jemand, der so wunderbare Augen hat wie er, kein kaltblütiger Killer sein kann, und kauft ihn illegal aus der Arena frei. Ihre Aktion wird entdeckt und die beiden müssen gemeinsam fliehen. Doch hat Nicky wirklich recht mit ihrer Einschätzung? Schließlich hat Marco bereits etliche Vampire auf dem Gewissen und ist nicht umsonst als Mad Milos Henker bekannt.
Die Autorin:
Bettina Ferbus ist eine bekennende Süchtige. Sie ist süchtig nach Pferden – das hat sich schon in ihrem Hauptberuf niedergeschlagen: Sie ist Reitlehrerin – und sie ist süchtig nach Gedrucktem.
Zwanghaftes Lesen mit einer besonderen Vorliebe für Phantastisches führte dazu, dass sie Geschichten zu schreiben begann. Zuerst Kurzgeschichten, die in verschiedenen zum Teil preisgekrönten Anthologien erschienen sind, später auch längere Texte.
www.ferbus.at/bettina
Außerdem erschienen:
Im Schatten des Wolfsmonds (09/2013)
Schattenseite – Austrian Vampire World (03/2016)
Bettina Ferbus
Roman
Untergrund – Austrian Vampire World
Bettina Ferbus
Copyright © 2016 at Bookshouse Ltd.,
Villa Niki, 8722 Pano Akourdaleia, Cyprus
Umschlaggestaltung: © at Bookshouse Ltd.
Coverfotos: www.shutterstock.com
Satz: at Bookshouse Ltd.
ISBNs:
978-9963-53-551-4 (E-Book .pdf)
978-9963-53-552-1 (E-Book .epub)
978-9963-53-553-8 (E-Book Kindle)
www.bookshouse.de
Urheberrechtlich geschütztes Material
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
1. Kapitel
Nicky
Der Dschungel schien den Atem anzuhalten. Die von der Feuchtigkeit glänzenden Blätter hingen regungslos an den Zweigen. An einer Blattspitze zitterte ein Wassertropfen, doch er wagte nicht, zu fallen.
Dann schob sich Marco mit fließenden, gleitenden Bewegungen zwischen den Stämmen hervor. Auf seinem nackten Oberkörper glänzte Schweiß. Ein paar Strähnen seines dunkelblonden Haars klebten feucht an seiner Stirn. Unter der zu einem zarten Bronzeton gebräunten Haut bewegten sich die perfekt modellierten Muskeln. Die knapp sitzende schwarze Hose ließ nur wenig Spielraum für Fantasie. Er hatte die Figur eines Leichtathleten, punktete stets durch seine Schnelligkeit und Wendigkeit.
In einer Hand hielt er ein Schwert, in der anderen ein Messer. Mit der gespannten Langsamkeit einer Raubkatze schob er sich vorwärts. Seine Augen waren zusammengekniffen, die Brauen berührten sich beinah, sodass sich zwischen ihnen eine steile Falte bildete – ein Zeichen seiner Konzentration.
Sein Arm zuckte vor, das Schwert verschwand in einem Wald aus Blättern. Als er es ruckartig zurückzog, war es rot. Eine Gestalt taumelte zwischen all dem Grün hervor, hielt die Hände an die Brust gepresst. Schaumig rot troff Blut von den Lippen.
Marco holte aus. Über seinem Gesicht lag ein konzentrierter Ausdruck. Dann fuhr das Schwert zischend hinab, trennte den Kopf sauber vom Rumpf. Eine Blutfontäne tränkte die Blätter, während der Kopf zu Boden fiel und der Körper ein paar Schritte vorwärts taumelte, bevor er mit zuckenden Beinen zusammenbrach.
»Pass auf!«
Marco wirbelte herum. Das Schwert wirkte wie eine Verlängerung seiner Hand. Es schien die Kehle seines Gegners kaum zu berühren, dennoch hinterließ es eine klaffende Wunde, aus der mit jedem Herzschlag ein Schwall Blut schoss. Der Angreifer taumelte, griff sich an den Hals, versuchte mit bloßen Händen, den roten Strom zu stoppen. Wenige Sekunden später ging er in die Knie und fiel schließlich vornüber.
»Du hättest das nicht tun müssen.« Marco wandte sich an den Jungen, der sich schräg hinter ihm mit lautem Rascheln aus dem Dickicht befreite.
»Ich weiß.«
Julian, zwanzig, wurde unterhalb des Jungen eingeblendet. Seine Augen waren so durchdringend blau, dass sich Nicky automatisch fragte, ob er Linsen trug. Er hatte das dicke tiefschwarze Haar der Asiaten. Auch seine Gesichtszüge verrieten sein Erbe, das sich jedoch vorteilhaft mit dem ebenso offensichtlichen europäischen mischte.
»Er war der Letzte – nicht wahr?« Die Unterlippe des Jungen zitterte leicht. Als er lächelte, offenbarte er seine Vampirzähne. Langsam ging er auf Marco zu, ließ dabei das Schwert keinen Moment aus den Augen, doch an das Messer dachte er erst, als es in seinem Herzen steckte.
»Nein, Junge, du bist der Letzte.« Marco sagte es sanft, leise, während er den Körper des taumelnden Vampirs auffing und zu Boden gleiten ließ. Die Mundwinkel des Jungen zuckten. Er schien noch etwas sagen zu wollen, hatte jedoch bereits die Kontrolle über seinen Körper verloren. Fast schien es, als wollte er lächeln, dann entspannten sich seine Züge und die blauen Augen wurden starr.
Marco richtete sich auf, nachdem er den Toten auf dem Boden abgelegt hatte. Sein Gesicht war ausdruckslos. Die Augen wie kalte graue Murmeln. Nur für einen Moment, als er noch einmal auf den toten Jungen zu seinen Füßen hinabsah, wurde ihr Ausdruck weich. Nicht so offensichtlich, dass es einem unbedarften Beobachter aufgefallen wäre, aber Nicky hatte die Aufnahme schon so oft gesehen, dass sie selbst das kleinste Detail wahrnahm.
So gelang es ihr auch, im richtigen Moment auf den Knopf zu drücken, der das Bild einfror. Marcos Gesicht in Nahaufnahme. Sie starrte es an und es war beinah, als würden seine Augen ihren Blick erwidern, als würde er sie aus dem Bildschirm heraus ansehen.
Eine Illusion. Natürlich. Sie kannte nur das Äußere dieses Mannes. Was sagte es schon aus, dass er vor zwei Monaten dreißig geworden war? Sein Sternzeichen war der Stier. Mit ein Grund, warum er manchmal als Kampfstier bezeichnet wurde. Mad Milos blonder Bulle, der in der Arena um sein Leben focht. Dabei hatte er, schlank und athletisch, nichts Bullenhaftes an sich.
Möglich, dass Mad Milo selbst diesen Namen in Umlauf gebracht hatte. Er liebte solche Spielchen. Nicky kannte inzwischen drei Namen, unter denen der Tyrann von Linz im Netz unterwegs war. Er mischte in verschiedenen Foren mit und wer seine Meinung offen kundtat, war gut beraten, seine Identität geheim zu halten, sonst hatte er innerhalb kürzester Zeit Mad Milos Polizei vor der Tür stehen. Denn der Einzige, der sich kritisch über Mad Milo äußern durfte, war Mad Milo selbst.
Er hatte während des Vampirkrieges die Herrschaft über Linz an sich gerissen. Zuerst noch als Präsident, der seiner Wählerschaft unzählige Versprechungen machte – den Vampiren eine perfekt ausgebaute unterirdische Stadt, den gleichberechtigten Menschen sollten die oberirdischen Teile überlassen werden. Doch es dauerte nicht lange und aus Präsident Milotinovic wurde Mad Milo, der Menschen nur als Blutbeutel betrachtete und jeden Vampir, der es wagte ihm zu widersprechen, in die Arena schickte.
Mit einem leisen Pling kündigte Nickys Computer eingehende Nachrichten an. Ein Kontrollblick zeigte ihr, dass es sich nur um einen Newsticker handelte.
Humanoplex, die Hoffnung vieler Vampire, hat sich als wirkungslos erwiesen. Es ist immer noch nicht möglich, die Verwandlung rückgängig zu machen. +++ Sonnenblut ist in der Testphase. Erste Ergebnisse lassen hoffen, dass es die Selbstentzündung von Vampiren der zweiten Generation um mehrere Minuten verzögert. +++ Albert Primus, Assistent von Professor Hildebrand, hat gestanden, einen Grippeimpfstoff kontaminiert zu haben, um den Rahmen für einen flächendeckenden Versuch zu schaffen.
Nicky hatte nichts anderes erwartet. Professor Hildebrand war einer jener Männer gewesen, die die Erde als ihr persönliches Versuchsfeld ansahen. Warum ein Genie wie er ausgerechnet darauf verfallen war, ein Virus zu kreieren, das bei infizierten Menschen, wenn sie die Blutgruppe AB positiv hatten, eine Verwandlung zum Vampir auslöste, indem es das Erbgut veränderte, konnte sie sich jedoch nicht erklären. Kein Wunder, dass sich seine Schöpfungen gegen ihn gewandt und ihn auf grausamste Weise getötet hatten.
Dabei war es möglich, mit Viren zu heilen! Sie bestanden schließlich nur aus einer Hülle und darin eingeschlossenem Erbmaterial, hatten keinen eigenen Stoffwechsel, konnten sich nicht selbst vermehren, sondern waren darauf angewiesen, die Zellen eines Wirtsorganismus für ihre eigenen Zwecke zu manipulieren. Viren waren klein. Viren kamen überall hin. Veränderte man ihr Erbmaterial, veränderte man auch ihre Wirkung.
Die Idee, Viren für Impfungen zu verwenden, hatten Wissenschaftler schon vor Professor Hildebrand. Bei diesen sogenannten Vektor-Impfungen wurden mithilfe von Viren Gensequenzen eingeschleust, die Körperzellen dazu brachten, die Proteine eines Erregers zu produzieren. Damit wurde die Immunabwehr aktiviert, jedoch ohne das Risiko einer echten Infektion.
Es sollten Impfstoffe gegen HIV und Ebola entwickelt werden. Der erste jedoch, der auf den Markt kam, war jener gegen die Hundegrippe. Hundegrippe deshalb, weil der liebste Freund des Menschen im Verdacht stand, dieses Virus ebenfalls zu übertragen. Ein Grund mehr, sowohl Hund als auch Herrn zu impfen. Womit das Verhängnis seinen Lauf nahm. Hunde verwandelten sich zwar nicht, aber sie standen seither im Verdacht, durch einen Biss die Verwandlung auslösen zu können. Von Hundeliebhabern stets dementiert, von Vampirhassern heiß verfochten, erhitzten sich an diesem Thema auch nach dem Vampirkrieg noch die Gemüter.
Studien, die zeigten, dass der Umgang mit Hunden vollkommen harmlos war, wurden durch solche widerlegt, die genau das Gegenteil bewiesen. Es kam immer darauf an, wer bezahlte. Alles in allem war jedoch die Zahl der Hunde deutlich zurückgegangen. Und es konnte durchaus sein, dass der Vampirkrieg niemals ausgebrochen wäre, hätten die Hundefreunde ihre Lieblinge nicht mit solcher Inbrunst verteidigt.
Während Nicky über Professor Hildebrand und die Folgen seiner Forschungen nachdachte, lief in roter Schrift die Ankündigung eines Kampfes über den Bildschirm.
Erich der Löwenmann stellt sich einer ganzen Horde von Kannibalen. Morgen 20.15 Uhr.
Mad Milo gab seinen Kämpfern gern fantasievolle Namen. So gab es auch eine Schlangenfrau, die tatsächlich beweglich wie eine Schlange war und diese Tiere auch als Waffen einsetzte, und einen Mystery Man, der stets nackt, jedoch jedes Mal mit einer anderen Körperbemalung auftrat.
Erich hatte die Statur eines Wikingerkriegers, eine wallende blonde Mähne, die ihm bis auf die Schultern herabfiel. Der erfolgreiche Kampf gegen einen ausgewachsenen Löwen hatte den Löwenmann perfekt gemacht.
Er war beliebt, beliebter noch als der eher einsilbige und meist ernste Marco, denn er gab sich bei den Interviews stets leutselig, ging auf seine Fans zu, ließ sich von den Zuschauern in der Arena anfassen und posierte – gegen entsprechendes Entgelt – für Fotos.
Er wurde aufgrund seines schauspielerischen Talents meist bei Gruppenkämpfen eingesetzt, war als Tarzan ebenso aufgetreten wie als Revolverheld. Mit dem Geld, das Mad Milo für die jeweilige Dekoration der Arena aufwendete, hätte Nicky ihren Lebensunterhalt auf Jahrzehnte hinaus bestreiten können.
Marco sah man häufiger in Zweikämpfen, bei denen seine technischen Fähigkeiten mehr zur Geltung kamen. Seine Aufgabe war meist, Mad Milos Feinde, egal ob Menschen oder Vampire, möglichst effektvoll und so, dass sie ihr Gesicht wahren konnten, vom Leben zum Tode zu befördern. In dieser Hinsicht hatte Mad Milo die Ehre eines Mafiabosses und Marco wurde nicht umsonst sein Henker genannt.
Ein weiteres Pling riss Nicky aus ihren Gedanken.
Drei neue Verhaftungen wegen missbräuchlicher Verwendung von Mad Milos Namen und Verunglimpfung seiner Person. Die jugendlichen Täter, ein Mensch und zwei Vampire, neunzehn beziehungsweise zwanzig Jahre alt, haben ‚Linz mutiert zum Irrenhaus, darum muss Mad Milo raus’ an eine Außenwand des Linzer Allgemeinen Krankenhauses gesprayt.
Die Strafe für ein solches Vergehen war üblicherweise die Arena. Es gab auch Spiele, die sich darauf beschränkten, die Delinquenten lächerlich zu machen, doch so mancher ertrug es nicht, in aller Öffentlichkeit sein Gesicht zu verlieren und beging nach seiner Freilassung Selbstmord. Andere wiederum weigerten sich, bei diesen Spielchen mitzumachen und landeten daher bei den tödlichen Kämpfen.
Ob das bei dem Jungen, den Marco getötet hatte, der Fall gewesen war? Sie mochte nicht daran denken, dass er tatsächlich tot war. Nicky vermisste die Zeiten, als Leute, die im Fernsehen starben, aufstanden, sobald die Kameras abgeschaltet wurden. Der Vampirjunge mit den blauen Augen würde nie wieder aufstehen.
Die Übertragungen zeigten normalerweise nicht, wie die Leichen aus der Arena gebracht wurden. Manchmal jedoch schleifte ein Kämpfer im Siegestaumel seinen toten Gegner hinter sich her und gelegentlich tauchten Filmchen im Netz auf, die von einem der Gäste in der Arena illegal gemacht worden waren. Normalerweise sah sich Nicky so etwas nicht an. Sie fand es pietätlos, mit welcher Grobheit die toten Körper behandelt wurden, und fühlte sich von den rauen Scherzen, die irgendwelche Idioten als Kommentare dazu posteten, nur abgestoßen.
Diesmal war es anders. Sie suchte alle möglichen Details zu dem Kampf. Zuerst fand sie nur Hintergrundinformationen. Die Gärtnerei Scherfauer und der Neue Botanische Garten Linz hatten die für die Dekoration benötigten Pflanzen gestellt.
Der verwendete Leopard war ein überzähliges Männchen aus dem Zoo Linz. Es gab einige Proteste, weil ein halb zahmes Tier eingesetzt worden war. In anderen Kommentaren wiederum wurde darauf hingewiesen, dass sich solche Tiere durch ihre mangelnde Scheu vor Zweibeinern unter Umständen als noch gefährlicher erweisen konnten als ihre wilden Artgenossen. Ein Link zum entsprechenden Ausschnitt aus dem Kampf befand sich unter dem Kommentar. Und ja, der Leopard hatte sein Leben durchaus heftig verteidigt, zuerst einen Menschen mit einem Genickbiss getötet und einem Vampir den Oberschenkel und die Brust zerfleischt. Beinah sah es so aus, als würde er den Vampir auch noch töten. Er hatte ihn unter sich und setzte bereits dazu an, ihn in die Kehle zu beißen, als er zusammenbrach. Dem Vampir war es im letzten Augenblick gelungen, ihm einen Dolch zwischen die beiden Unterkieferäste zu stoßen. Als der Leopard zur Seite kippte, war der Griff deutlich zu sehen. Der Vampir hatte sich damit jedoch nur wenige Minuten erkauft. Selbst seine Regenerationsfähigkeit reichte nicht aus, um die zerfetzte Schlagader am Oberschenkel zu heilen.
Als Nächstes fand Nicky einen Hinweis auf die Kämpfe der darauffolgenden Woche und ein Interview mit Marco direkt nach dem Kampf. Man hatte ihm nicht einmal Zeit gelassen, das Blut abzuwaschen. Im Gegenteil, er schien sogar noch blutiger zu sein.
Nicky wechselte noch einmal zur Aufzeichnung. Sie hatte recht. War er doch schwerer verletzt, als zuerst angenommen? Nein, er hatte wirklich nicht mehr als ein paar Kratzer. Das meiste Blut stammte ohnehin von seinen Gegnern. Wenig später fand Nicky die Erklärung. Ein privates Filmchen, wie es häufig nur kurz im Netz kursierte, bevor es Mad Milos Zensur erlag. Ein paar Minuten Material, die einen erschöpften Marco zeigten. Die Augen müde, die Schultern wie von einem schweren Gewicht nach unten gedrückt. Er winkte den Arbeiter fort, der den Arm des Jungen packen und den Leichnam aus der Arena schleifen wollte. »Ich nehme den hier mit. Kümmer du dich um das Grünzeug.«
Der Arbeiter warf einen kurzen Blick auf das blutige Schwert in Marcos Händen und hatte es ziemlich eilig, aus dem Weg zu kommen.
Marco reinigte sein Schwert notdürftig mit einem Blatt und steckte es in die Scheide auf seinem Rücken. Für einen Augenblick schloss er die Augen. Sein Brustkorb hob und senkte sich mit einem tiefen Atemzug. Er ging in die Knie und nahm den toten Jungen auf seine Arme.
Er trug ihn so vorsichtig aus der Arena, als hielte er seinen Sohn und nicht irgendeinen fremden Vampir, dem er wenige Minuten zuvor ein Messer ins Herz gerammt hatte. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch seine Augen bodenlose Seen gefüllt mit tiefster Traurigkeit.
Nicky hielt die Aufnahme an. Sie zog die Unterlippe durch die Zähne, atmete tief ein und mit einem leisen Seufzer wieder aus. Hastig wischte sie die Tränen fort, die sich in ihren Augenwinkeln sammelten.
Dieser Film bestätigte, was sie schon eine ganze Weile dachte: Jemand wie Marco sollte nicht in der Arena kämpfen müssen.
2. Kapitel
Marco
Marco blieb ruhig liegen, als er erwachte. Das hatte er sich während seiner Zeit beim Widerstand – der den Vampiren in Linz das Leben so schwer, wie nur irgend möglich machte – angewöhnt und später, nachdem er geschnappt worden war, in der Arena beibehalten.