cover

Zum Buch

Bei Südwind verlieben wir uns, und der Winter weckt unsere Libido – der Geologe und Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski hat den Liebescode des Wetters entschlüsselt und erklärt, wie Sonne, Wind und Regen unser Gefühlsleben beeinflussen. Auf dem Stand der aktuellen Forschung, sehr unterhaltsam und ebenso präzise wie tiefsinnig erzählt er in seinem neuen Buch von diesen und vielen weiteren verblüffenden Naturgeheimnissen unseres Planeten. Ob Zombie-Vulkane, Himmelsechos oder Geisterbeben: Mit einem wunderbaren Blick für die schrägen Details der Erde versteht es Bojanowski zu zeigen, wie die großen Fragen der Klimaforschung und der Geowissenschaft mit uns und unserem Leben zusammenhängen.

Zum Autor

Axel Bojanowski, Jahrgang 1971, ist Diplom-Geologe und seit 1997 als Wissenschaftsjournalist tätig, zunächst freiberuflich, dann bei der Süddeutschen Zeitung und beim stern, seit einigen Jahren nun bei SPIEGEL ONLINE. In seiner dort regelmäßig erscheinenden Kolumne spürt er den größten Rätseln der Erde nach. Außerdem begründete er die Kolumne »In The Press« im international renommierten Wissenschaftsmagazin Nature Geoscience und arbeitet als Dozent. Bei DVA veröffentlichte er die SPIEGEL-Bücher Nach zwei Tagen Regen folgt Montag (2012) und Die Erde hat ein Leck (2014).

 

www.axelbojanowski.de

 

»Sehr unterhaltsam und mit Liebe zum kuriosen Detail.«
P.M. Magazin zu Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Axel Bojanowski

Wetter macht

Liebe

Wie Wind und

Wolken unsere Gefühle

verändern und andere

rätselhafte Phänomene

der Erde

Deutsche Verlags-Anstalt

Inhalt

Vorwort

1 Das Sandwunder von Sylt

2 Neuland in Sicht!

3 Als das Mittelmeer verschwand

4 Katastrophe im Steinzeitparadies

5 Tödlicher Sog ins Meer

6 Die Kraft der Riesenwirbel

7 Die Wandlung der Ozeane

8 Das Ozonloch schließt sich

9 Mysteriöse Himmelsechos

10 Nächtliche Leuchtwolken

11 Unsichtbare Riesenwellen

12 Der längste Blitz

13 Das letzte Geheimnis der Regenbögen

14 Regenduft

15 Gespaltene Regentropfen

16 Platz in der Sonne

17 Wetter macht Liebe

18 Klimageheimnis auf alten Meisterwerken

19 Londoner Todesnebel

20 Die taghelle Kriegsnacht von 1941

21 Europas größte Naturkatastrophe

22 Das Rätsel Klimawandel

23 Der Treibhauseffektbeweis

24 Die entscheidende Klimazahl

25 Die Wolkenzähler

26 Antarktisches Meereis-Paradoxon

27 Grönlands dunkle Seite

28 Unsichtbare Frostlawinen

29 Der Erde wächst eine Beule

30 Babylonische Keilschriften verraten die Zukunft

31 Eisschmelze lässt Erde taumeln

32 Riesenblasen unter der Erde

33 Erdboden-Jojo

34 Zombie-Vulkan

35 Explosive Klonkrater

36 Vier Zutaten für die Supereruption

37 Heiße Wunden der Erde

38 Unheimlicher Atem des Vogtland-Vulkans

39 Starkstromfackeln überm Feuerberg

40 Atombomben am Vulkan

41 Meteorit über Metropole

42 Liste des Schreckens

43 Katastrophen aus dem Nichts

44 Stille Erdbeben

45 Geisterbeben

46 Blitze aus der Erde

47 Gleitfilm der Kontinente

48 Das Inselrätsel von Santa Maria

49 Das spukhafte Wachstum der Alpen

50 Deutschland kippt

Literatur

Vorwort

Neulich auf der Nordseeinsel Sylt traf ich den Biologen Karsten Reise, der in den Neunzigerjahren viele Menschen gegen sich aufgebracht hatte. Wer in einer Sylter Kneipe seinen Namen nannte, erntete Gelächter und Schimpfen. Warum provozierte Reise so viele Leute? Er hatte ungewöhnliche Ideen geäußert, wie sich Sylt gegen die Nordsee schützen könnte, deren Pegel steigt und die bei Sturm die Deiche zu überspülen droht. Die Deiche sollten örtlich geöffnet, dem Meer freier Lauf gelassen werden, forderte er. Auf diese Weise würde das Meer zum Verbündeten: Es würde Schlick auf die Insel spülen, sodass sie mit dem Meeresspiegelanstieg Schritt halten könnte. In den Überflutungsgebieten müssten eben Häuser und Straßen auf Anhöhen stehen. Oft war Reise so verstanden worden, dass er Teile Sylts der Nordsee opfern wollte. Ein weltfremder Professor, so schimpften viele Sylter, wolle ihre Insel einem riskanten Versuch aussetzen. Die Stimmung hat sich mittlerweile geändert. Tatsächlich war Sylt Teil eines erstaunlichen Experiments – doch anstatt zu zerfallen, wächst die Insel auf einmal. Das »Sand-Wunder« von Sylt beschreibe ich im ersten Kapitel.

Schlimmer als Karsten Reise ergeht es Laien, die wissenschaftliche Entdeckungen verkünden. Klar, es gibt Spökenkieker, Geisterseher, die sich abstruse Theorien ausdenken und ihren Mitmenschen auch dann noch auf die Nerven fallen, wenn allen klar ist, dass es sich nicht um die große Entdeckung, sondern um Quatsch handelt. Doch häufiger, als viele glauben, bringen Laien die Wissenschaft voran. Meist – nein, eigentlich immer – müssen sie sich dabei gegen Missachtung der Wissenschaftler durchsetzen. Dieses Buch ist auch all jenen gewidmet, die die Natur mit kritischer Neugier erleben; jenen, die Fragen stellen, statt immer gleich auf die nächstbeste Antwort zu vertrauen.

Dem Elektrotechniker und Hobby-Archäologen Franz Mandl beispielsweise, der in 2000 Meter Höhe in den Alpen verstreute Steinbrocken entdeckte, die er in seiner Fantasie zu den Resten einer alten Siedlung verband. Immer wieder wanderte er hinauf, um nach Spuren zu suchen. Anfang der Achtzigerjahre entdeckte er Keramikscherben und Reste von Lagerfeuern, die er zur Altersbestimmung an eine Universität schickte. Das Ergebnis hätte Archäologen aufschrecken müssen: Mandls Funde stammten aus der Bronzezeit, sie waren mehr als 3000 Jahre alt. So alte Siedlungen in den Hochalpen wären eine Sensation gewesen – die noch ältere Gletschermumie Ötzi war noch nicht entdeckt. Doch Archäologen ignorierten Mandl. Erst nachdem er immer weitere Hüttenfundamente, Knochenreste und Wegmarken entdeckt hatte, teils älter als 3700 Jahre, kamen die Wissenschaftler nicht mehr an dem Hobbyforscher vorbei. Dutzende Aufsätze hat Mandl über sein Thema geschrieben – mittlerweile akzeptiert die Fachwelt seine Entdeckungen.

Mandl hat das erreicht, weil er sich streng an die wissenschaftlichen Methoden hielt: Er knüpfte präzise an den Kenntnisstand an, bezog sich auf andere Quellen, beschrieb sauber sein Vorgehen – und er publizierte seine Ergebnisse schließlich in Fachmagazinen. Viele Autodidakten scheitern an diesen Anforderungen, insbesondere beim Thema Klimawandel. Vielleicht liegt es daran, dass Klimaforschungskritiker häufig politisch motiviert sind, ihre Erkundungen nicht von Neugierde, sondern von Ideologie getrieben sind. Ein weltweiter Zirkel aus Laienkritikern hat sich zu dem Thema zusammengeschlossen, doch ihre Ideen sind meist wenig originell. Einfache Erkenntnisse werden gegen den menschgemachten Klimawandel angeführt – so als ob Wissenschaftler offensichtliche Fragen nicht bedacht hätten. Solch politisch motivierte Provokationen erschweren es anderen Zweiflern, die Klimaforschung mit ihrer Kritik tatsächlich voranzubringen – was nötig wäre. Denn wesentliche Fragen sind ungeklärt, das Thema hält auch für Laien jede Menge interessante Fragen bereit, wie ich in Kapitel 22 zeige.

Amateurforscher könnten sich ein Beispiel nehmen am norwegischen Jazzmusiker Jon Larsen, der nach vielen Jahren Mühe die Fachwelt überzeugte. Er machte klar, dass seine Marotte, Dreck aus Regenrinnen zu sammeln, wissenschaftlich wertvoll ist. Auf seinen Tourneen kletterte er vor Konzerten stets auf Dächer, um Proben zu nehmen. Larsen war überzeugt, in den Regenrinnen Meteoritenstaub zu finden. Er hatte eine Methode entwickelt, verdächtige Partikel ausfindig zu machen: Im ersten Schritt legte er den Dachdreck unter einen Magneten, denn die meisten Meteoriten sind magnetisch. Die magnetischen Fundstücke betrachtete er dann unterm Mikroskop, mit Übung lassen sich Meteoritenreste erkennen: Sie verraten sich durch ihre kugelige, gestreifte Gestalt – die Form nehmen sie an, wenn sie mit zwölf Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre eindringen (siehe Kapitel 41). Die Reibung heizt sie so stark auf, dass sie schmelzen, wobei ihre Masse wie schmelzende Schokolade ineinanderläuft.

Mehr als 500 Meteoritentrümmer hat Larsen bereits entdeckt, das haben Wissenschaftler bestätigt. Für die Forschung sind sie von besonderem Interesse, weil sie erst in letzter Zeit auf die Erde gerieselt sein müssen – nach der letzten Dachrinnenreinigung. Wissenschaftler hingegen finden Meteoritenreste gewöhnlich in Gletschern oder im Meeresboden, wo sie meist bereits seit Jahrmillionen liegen. Zum Erstaunen der Wissenschaftler unterscheidet sich das Aussehen der Dachrinnenmeteoritenreste von den anderen: Ihre Streifen liegen enger zusammen. Sie scheinen mit größerer Wucht in die Erdatmosphäre geschossen zu sein – ein Hinweis darauf, dass sich die Konstellation der Planeten verändert hat, die Meteoriten ihren Schwung verleihen. Die Änderung der Planetenbahnen entscheidet auch über das Klima auf der Erde – etwa darüber, wann Eiszeiten aufziehen. Die Dachrinnenexpeditionen von Jon Larsen halfen, solche Veränderungen zu rekonstruieren.

In den USA haben Forscher mittlerweile verstanden, wie nützlich Laien für sie sein können. Die Society for Amateur Scientists fördert die »citizen scientists« mit Lehrgängen, Kongressen und einem Fachmagazin. Besonders in der Zoologie, der Meereskunde und der Astronomie zählen Wissenschaftler mittlerweile auf Freiwillige, die Tiere, Korallen und Himmelskörper bestimmen. Auch in Europa hat sich Zusammenarbeit in vielen Disziplinen etabliert: In der Archäologie und der Paläontologie beauftragen Forscher und Ämter Laien mit Erkundungen. Und in der Meteorologie gehören Amateure zu einem Netzwerk, das Wetterphänomene wie Tornados aufspürt.

Dass Profis und Laien unterschieden werden, ist ein junges Phänomen. Im 19. Jahrhundert wurde die Naturwissenschaft vor allem von Leuten vorangebracht, die ihr Geld mit anderem verdienten, während sie nebenbei ihrer Leidenschaft nachgingen, der Forschung. Michael Faraday war Buchbinder, Thomas Edison Telegrafist und Albert Einstein Patentprüfer – ihre wissenschaftlichen Sensationen haben sie in ihrer Freizeit entwickelt.

Manche heutigen Forscher haben sich solch geistige Unabhängigkeit erhalten. Sylt hat es auch dem einst geächteten Biologen Karsten Reise zu verdanken, dass sich die Bewohner doch für neue Methoden im Küstenschutz öffneten – und damit erstaunlich erfolgreich sind. Von dieser Revolution handelt das erste Kapitel.

1

Das Sandwunder von Sylt

Spaßmacher wollten bereits die Rasierklinge ansetzen an den berühmten Sylt-Aufklebern, die an Autohecks prangen – und den unteren Teil der Sticker abkratzen. Der Anlass ist traurig: Sylts Süden schwindet, die Hörnumer Odde könnte schon bald von der Nordsee verschlungen werden. Pessimisten sehen Deutschlands größte Nordseeinsel zerfallen.

Überraschenderweise jedoch bröckelt die Insel nur im Süden, insgesamt wächst sie – »fast auf ganzer Länge«, sagt Karsten Reise, Küstenforscher am Alfred-Wegener-Institut auf Sylt. Rund 20 bis 50 Meter breit sei der Sandzuwachs an Sylts Westküste. Mancherorts, etwa an der Nordspitze, zeigen Luftaufnahmen Sandhaken, die ins Meer wuchern. Am Rand der Strände wachsen kleine Hügel, sie schmiegen sich an die großen Dünen dahinter.

Was ist geschehen? Jahrhundertelang dominierten Untergangsprognosen. Eine starke Sturmflut würde Sylt teilen, die Insel untergehen wie andere friesische Inseln zuvor. Tatsächlich könnte eine starke Sturmflut das Eiland zerreißen: im Norden etwa, wo sie unterhalb des sogenannten Ellenbogens nur 300 Meter schmal ist und auch schon mal von der Nordsee komplett überspült wurde. Oder im unteren Drittel südlich von Puan Klent, wo lediglich eine flache, 600 Meter breite Dünenlandschaft beide Küsten trennt.

Seine exponierte Position bringt Sylt in Gefahr – die lange Insel bietet der Nordseebrandung ihre ganze Breite. Kein flaches Watt bremst die Wellen: Westlich fällt der Meeresboden tiefer als zehn Meter, entsprechend heftig kann das Wasser in Wallung geraten. Früher bauten die Sylter ihre Siedlungen deshalb auf Anhöhen im Osten der Insel. Doch der Tourismus trieb die Menschen an die Westküste. Zuvorderst liegt Westerland, Sylts größte Siedlung. Eine gut drei Meter hohe Mauer schützt ihre Promenade. Reicht das?

Wissenschaftler geben sich gelassen: »Ich sehe kaum eine Gefahr«, sagt Karsten Reise. »Wir haben kein Problem«, meint auch Manfred Uekermann, Vorsitzender des Landschaftszweckverbands Sylt. Die Zuversicht gründet auf einer Revolution im Küstenschutz, die vor gut 40 Jahren begann. Deutsche Meeresforscher hatten Mitte des vergangenen Jahrhunderts eine interessante Erfahrung aus den USA mitgebracht. Dort waren Inseln vor dem Zerfall bewahrt worden, indem Sand vor ihre Küsten gespült wurde. Meeresströmungen und Wind sorgten dafür, dass sich die Partikel auf natürliche Weise verteilten – die Inseln wuchsen.

Anfang der Siebzigerjahre gab es ein erstes Experiment vor Sylt. Aus dem Watt im Osten der Insel leiteten Schläuche Sand quer über die Insel – vor der Westküste spuckten sie das Sediment wieder aus. Doch dann kam die Stunde der Bedenkenträger. Sand für den Küstenschutz? Die Sylter sahen ihre Insel unter einer Glocke aus Staub versinken: Haben wir dann immer Sand in den Augen, fragten sie. Zerkratzen Sandstürme unsere Autos? Wehen sie unsere Parkplätze zu?

Wer konnte schon wissen, wohin Wind und Wellen die Partikel treiben würden? Der kostbare Sand, so erzählte man sich, würde direkt zu den Nachbarinseln Amrum und Rømø driften. Stur pochten die Friesen auf traditionelle Methoden: Hatten ihre Vorfahren nicht seit dem 19. Jahrhundert mit Strandhafer Wanderdünen gefestigt? Hielten die verzweigten Gräser mit ihren tiefen Wurzeln den Sand nicht so effektiv, dass die Küstenlinie einigermaßen stabil blieb?

IMAGE

Erosion der Küstenlinie im Süden von Sylt 2015

Allerdings brachen weiterhin Sturmfluten über die Insel herein. Und im Osten fehlte nun Sand – der Strandhafer hielt ihn im Westen. So griffen die Friesen zu rustikalen Methoden, und die brachten Erfolge – so schien es zumindest: Die Sylter bauten Mauern an ihre Küste und verlegten vierbeinige Betonklötze, sogenannte Tetrapoden.

Bald aber zeigten sich die Nachteile dieser Maßnahmen: Die Mauern schützten zwar vor der Brandung, doch vor ihnen räumte das Meer umso mehr Sand ab. Und die Wirkung der Tetrapoden offenbart sich an Sylts Südspitze eindrucksvoll: Die Hörnumer Odde schwindet, seit die Tetrapoden an ihrer nördlichen Grenze liegen.

Eine zweite Tetrapoden-Kette wirkt dort noch gravierender: Sie verläuft vor der Odde vom Strand im rechten Winkel ins Meer – und fängt den Sand ab, der zuvor an die Odde strömte. Solch künstliche Hindernisse sind seit Jahrhunderten als Buhnen bekannt – früher nutzten die Sylter Steine von Hünengräbern dafür. Buhnen sammeln Sand vor Küsten, die von Abtragung bedroht sind. Das Problem ist immer das gleiche: Politiker fordern Buhnen, Tetrapoden und Mauern, solange sie nur für ihren eigenen Ort verantwortlich sind – und nicht für die Umgebung.

In der Kersig-Siedlung bei Hörnum war es der ehemalige Bundesverkehrsminister Christoph Seebohm, der dort ein Ferienhaus besaß, dem die Nordsee näher zu kommen drohte. In den Sechzigerjahren ließ er Hunderte Tetrapoden vor die kleine Siedlung setzen. Und tatsächlich hatte der Minister seine Siedlung damit erfolgreich gesichert. Dafür wüteten die Fluten in der Nachbarschaft umso stärker – dort zerfällt die Odde.

Wollten die Sylter nicht ihre gesamte Küste einmauern, mussten sie sich etwas anderes einfallen lassen. Unter Protest vieler Anwohner griffen sie in den Achtzigerjahren die Idee der Sandvorspülungen auf. Diesmal holten sie den Sand aber nicht aus dem Watt, stattdessen saugten Schiffe ihn mit Schläuchen gut zehn Kilometer westlich von Sylt aus tieferem Wasser. Sie brachten ihn vor die Küste, wo sich eine Luke im Rumpf öffnete, sodass der Sand ins Wasser rauschte. Oder sie spülten ihn mit Schläuchen an die Strände.

Jetzt begann die Natur ihr rettendes Werk. Die Strömung der Nordsee treibt den Sand an Sylts Westküste, wo sie sich vor Westerland in eine Nord- und eine Südströmung spaltet. Dort wandern kleine, unbeständige Sandinseln, lagern sich an den Strand, werden erneut mitgerissen. Bald bemerkten die Sylter, dass sich etwas veränderte. Bislang waren die großen Dünen meist steil zum Strand geneigt. Nun hatten sich davor in eigens angelegten Fangzäunen aus Reisig kleine Sandwälle angehäuft. »Wir haben lernen müssen, mit der Natur zu planen, nicht gegen sie«, resümiert Helge Jansen, Vorsitzender der Stiftung Küstenschutz auf Sylt.

Mittlerweile fahren die Sandschiffe regelmäßig, sie schütten jährlich zwischen einer und anderthalb Millionen Kubikmeter Sand vor die Westküste; mit der Menge ließen sich 400 bis 600 olympische Schwimmbecken füllen. Gut sechs Millionen Euro kosten die jährlichen Vorspülungen den Steuerzahler. Der Sand komme der gesamten nordfriesischen Küste zugute, sagt Jansen. Die Insel wirke als Wellenbrecher für das Hinterland.

Stürme und Strömungen treiben allerdings große Mengen Sand von Sylt weg, fast eine Million Kubikmeter verliert die Insel im Jahr, also fast so viel, wie die Schiffe vor die Insel spülen. Der Sand driftet in die Nachbarschaft. Vor der Südspitze Sylts etwa wuchern unter Wasser Sandbänke in Richtung Amrum. Der Sand lasse den Boden des Wattenmeers mit dem Anstieg des Meeresspiegels mitwachsen, sagt Karsten Reise. Schleswig-Holstein möchte deshalb das Sandwunder am liebsten aufs gesamte Wattenmeer ausdehnen. Denn im schlimmsten Fall, warnt Inselexperte Uekermann, könnte der Meeresspiegelanstieg das Watt ertrinken lassen: Es würde bei Ebbe nicht mehr trockenfallen, Watt-Lebewesen würden verschwinden.

Im neuen »Strategieplan Wattenmeer« verpflichtet sich Schleswig-Holstein dem Erhalt des Wattenmeers. Forscher haben Experimente gestartet, die zeigen sollen, ob Sandspülungen dem gesamten Watt zugutekommen können. Selbst Sylts Süden scheint noch nicht verloren. Er ließe sich mit ein paar Sandrationen retten, meint Reise. Voraussetzung sei allerdings, dass die sandfressende Tetrapoden-Buhne beseitigt würde. Und wenn dann doch eine Sturmflut die Insel an ihren schmalen Stellen durchbrechen würde? »Das macht nix«, sagt Reise. Solch ein Graben ließe sich zuschütten – gemäß seiner Maxime: Sand drauf, den Rest regelt die Natur.

Was geschieht, wenn die Natur Regie übernimmt, zeigt sich derzeit in der Südsee, wo die neueste Insel auf Erden aus den Fluten steigt. Es ist nicht das einzige Neuland. Manche haben sich zu wahren Paradiesen entwickelt, wie das nächste Kapitel zeigt.

2

Neuland in Sicht!

»Wer entdeckt schon heute noch eine Insel?«, frohlockte Kapitän Fredrik Fransson, als er am 11. August 2006 mitten im Pazifik ein dampfendes Eiland erspähte, wo zuvor keines war. Sein Boot bahnte sich bei Flaute den Weg durch einen kilometerbreiten Teppich schwimmender Bimssteine. Das schmierige Zeug verstopfte die Kühlung des Schiffsmotors, der zu überhitzen drohte. Gerade noch rechtzeitig gelang es dem Segler, in der Abenddämmerung dem Geröllteppich zu entkommen. Am nächsten Morgen entdeckte er die Quelle des Unbills: Aus einem von vier Gipfeln umgebenen Krater schossen Asche und Gestein. Im Südpazifik nahe Tonga hatte sich eine neue Insel aus den Fluten erhoben: Home Reef.

Die Entdeckerfreude währte nicht lange. Home Reef versank im Meer – und erlebte damit das Schicksal der meisten Vulkaninseln, deren Boden großteils aus Asche besteht: Sie sind nicht stabil genug, den Fluten standzuhalten. Sechs junge Inseln jedoch blieben in den vergangenen 60 Jahren. Sie bilden die neuesten natürlichen Flecken auf Erden (kleine flüchtigere Sandinseln ausgenommen).

Capelinhos: Ende September 1957 explodierte vor der Azoreninsel Faial der Meeresboden. Gewaltige Erschütterungen zerstörten Hunderte Häuser. Lava und Asche türmten ein neues Eiland, das sich ein Jahr später mit Faial vereinigte. Die mehr als zwei Quadratkilometer große Halbinsel Ponta dos Capelinhos konnte die Bewohner von Faial jedoch nicht erfreuen. 2000 von ihnen flüchteten nach der Vulkankatastrophe in die USA.

IMAGE

Zwischen 1955 und 2015 entstandene Vulkaninseln

Surtsey: Am 14. November 1963 entdeckte die Besatzung eines Fischkutters 35 Kilometer vor der Südküste Islands einen Glut und Asche speienden Vulkan. Am nächsten Morgen war eine kleine Insel entstanden. Surtsey im Nordatlantik wurde zum Naturparadies. Das Eiland überraschte Wissenschaftler: Nicht Pflanzen siedelten sich zuerst an, sondern Fleischfresser. Auf Treibholz gelangten Spinnen zur Insel, und ihre Nahrung ebenfalls: Insekten. Bald keimten einfache Pflanzen wie Salzmiere und Moose. Ihr Samen war im Wasser nach Surtsey getrieben. Einen Schub brachten die Möwen. Im Gefieder trugen sie kleine Tiere und Samen, drei Viertel der Pflanzen gelangten mit Vögeln auf die Insel. In den Neunzigerjahren wurden die ersten Regenwürmer und Schnecken gefunden. Außerdem düngten Exkremente der Vögel den kargen Boden. So wandelte sich Surtsey langsam zu einer belebten Insel. Menschen dürfen nicht hinauf, damit das Paradies erhalten bleibt.

Nishinoshima: 1973 spuckte der Pazifik tausend Kilometer südöstlich von Tokio eine dampfende Insel aus. Seither bewachsen zwar nur spärlich Pflanzen das Neuland, aber diverse Tiere kamen: Ameisen, Schmetterlinge, Käfer und Fliegen seien in großer Zahl gesichtet worden, berichten Forscher.

Niijima: 40 Jahre später wuchs nur einen halben Kilometer entfernt die Schwesterinsel Niijima. »Unser Hoheitsgebiet wird sich erweitern«, frohlockte der Leiter des Kabinettsekretariats der japanischen Regierung. Und tatsächlich wuchs Niijima stetig. Schließlich vereinigte sie sich sogar mit ihrer Nachbarin. Ihre verlorene Eigenständigkeit musste sie mit ihrem Namen bezahlen. Die vereinigen Inseln heißen nun Nishinoshima.

Zubairinseln: Leicht gebebt hätte die Erde, berichteten Bewohner der Küste des Jemen in den Tagen vor Heiligabend 2011. Ansonsten war ihnen nichts Besonderes aufgefallen. Fischer erzählten später, was geschehen war: Eine dampfende Aschesäule habe sich aus dem Ozean erhoben; im Roten Meer sei eine neue Insel zum Vorschein gekommen. In der Region erheben sich zahlreiche Vulkane und Untiefen über den Meeresgrund, der dort in rund hundert Meter Tiefe liegt. Aber nur wenige Feuerberge ragen über den Meeresspiegel, sie bilden das Zubair-Archipel. 2013 bekam es abermals Zuwachs, im Oktober erhob sich eine weitere dampfende Insel.

Noch unbenannt: Seit Ende 2014 hatte es unter Wasser gebrodelt im Tonga-Reich. Die Südsee färbte sich grün, weil der Unterseevulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai Lava und Asche spuckte. Mitte Januar 2015 erreichte der Ausbruch die Oberfläche – und gebar eine neue Insel. Das jüngste Land der Erde ist noch namenlos, die Taufrechte liegen beim König von Tonga. Womöglich wird es wieder untergehen, bevor es einen Namen trägt.

Nicht nur Inseln wandeln sich, ganze Ozeane ebenfalls – auch sie können komplett verloren gehen. Vor sechs Millionen Jahren passierte das Unglaubliche: Das Mittelmeer verdunstete. Statt des Ozeans klaffte eine kilometertiefe Senke; Mallorca war ein Hochplateau. Von diesem Drama der Erdgeschichte handelt das dritte Kapitel.

3

Als das Mittelmeer verschwand

Das Mittelmeer war weg, so als hätte jemand den Stöpsel gezogen. An Stränden, auf die zuvor die Wellen brachen, fiel die Küste 2000 Meter steil ab. Tiefe Canyons durchschnitten die schroffen Hänge, in den Kerben stürzten Flüsse zu Tal. Auf Felsterrassen an den Flanken krallten sich Nadelbäume fest. Eine karge Tiefebene erstreckte sich, wo zuvor Wasser schwappte. Am Grund schimmerte eine grauweiße Salzwüste, in der einzelne Tümpel glitzerten. Wie platte Kegel ragten Hochplateaus hervor – die Inseln Mallorca, Korsika, Sardinien und all die anderen Urlaubsparadiese von heute.

Dass etwas Kolossales passiert sein musste, dämmerte Naturkundlern bereits im 19. Jahrhundert: In Südfrankreich waren Arbeiter beim Bohren von Brunnen auf eine unterirdische Schlucht gestoßen, die mit Erde zugedeckt war. Weitere Bohrungen zeigten, dass der Graben sich wie ein Untergeschoss unter dem gesamten Rhône-Tal entlangzog. Der Fluss, so viel schien klar, musste sich also einst tief in den Boden geschliffen haben. Es blieb eigentlich nur eine Folgerung, die aber noch kaum ein Forscher auszusprechen wagte: Der Pegel des Mittelmeers musste extrem niedrig gelegen haben.

Vor knapp 60 Jahren dann entdeckten Geoforscher im Boden des Mittelmeers Merkwürdiges. Bei der Erkundung des Untergrunds mittels Schallwellen zeichnete sich auf den Monitoren an Bord ihres Forschungsschiffs eine Linie ab: Etwa hundert Meter tief im Schlick wurden Schallwellen reflektiert. Das Erstaunen wollte kein Ende nehmen: Die Linie war überall, sie verlief im gesamten Meeresgrund. Eine Schicht musste sich ozeanweit abgelagert haben. Worum handelte es sich hier? Es dauerte mehr als zehn Jahre, ehe Bohrungen enthüllten, dass die Schicht aus Salz bestand. Die verdutzten Forscher standen nun vor der Frage, warum es sich gleichmäßig über den gesamten Grund verteilt hatte. Die Analyse ergab, dass es sich wesentlich um Anhydrit handelte – ein Salz, das zurückbleibt, wenn Meerwasser verdunstet. Weitere Bohrungen lieferten die nächste Überraschung: In dem Salz erspähten die Forscher versteinerte Bakterienmatten, sogenannte Stromatolithen. Diese seit Urzeiten die Erde bevölkernden Wesen gedeihen im Flachwasser. Jetzt sprachen die Wissenschaftler aus, was kaum noch zu ignorieren war: Der Grund des Mittelmeers muss einst nahezu trockengefallen sein.

Alles passte zusammen: Große Flüsse wie Nil und Rhône hatten bis zu 2400 Meter tiefe Schneisen in die Küsten geschnitten, wie Erkundungen ergaben. Eine Bohrung vor Sardinien brachte den finalen Beweis: Dort lagen im Meeresgrund große Mengen Kies. Es handelte sich um Schotter aus dem Schwemmfächer einer urzeitlichen Flussmündung. Wasser musste sich aus dem Fluss direkt auf den Meeresboden ergossen haben. Mit Spannung warteten die Wissenschaftler auf das Resultat ihrer Altersbestimmung des Salzes. Atome zerfallen darin in gleichbleibender Menge. Indem man die Menge der zerfallenen Teilchen mit der Menge der Ursprungsteilchen vergleicht, lässt sich das Alter der Substanz bestimmen. Das Ergebnis war eine riesige Überraschung: Das Salz hatte sich vor knapp sechs Millionen Jahren abgelagert, also in geologisch gesehen jüngster Vergangenheit. Zu jener Zeit muss das Mittelmeer verdampft sein und das Salz hinterlassen haben, folgerten die Wissenschaftler.

Seither debattieren Forscher über die Ursachen des Erdgeschichtsdramas. Klar scheint, dass sich die Straße von Gibraltar einst geschlossen haben muss, jene 14 Kilometer schmale Meerenge zwischen Europa und Afrika, durch die das Mittelmeer mit Wasser aus dem Atlantik versorgt wird. Aber wie könnte das geschehen sein? Derzeit konkurrieren zwei Theorien: Eine Erdplatte, der sogenannte Gibraltar-Bogen, habe sich gedreht – und den Seeweg schließlich blockiert. Oder es waren Vulkane, die den Zugang zum Mittelmeer verstopft haben.

Ana Crespo-Blanc und ihre Kollegen von der Universität Granada in Spanien vertreten die erste These. Sie haben die Bewegungen der Erdplatten rekonstruiert, die bei Gibraltar ein kompliziertes Puzzle vieler Platten sind. Die Region geriet einst in den Sog der Alpenentstehung: Die Afrikanische Erdplatte schiebt sich wie ein Sporn in die Europäische, wobei sich in der Knautschzone die Alpen türmen. Auch westlich und östlich verbiegen sich seither die Platten. Vor neun Millionen Jahren, berichten Ana Crespo-Blanc und ihre Kollegen, begann sich dabei ein knapp 200 Kilometer breiter Block entgegen dem Uhrzeigersinn in die Straße von Gibraltar zu drehen – bis die sich schließlich vor knapp sechs Millionen Jahren geschlossen hatte.

Ihre Kollegen um Guillermo Booth-Rea von derselben Universität hingegen präsentierten Bilder des Untergrunds vor Gibraltar, die sie mit Schallwellen gewonnen hatten. Dort taucht eine Erdplatte unter eine andere. Die Bilder zeigen die kilometerdicken Ablagerungen von Vulkanen, die vor zehn bis sechs Millionen Jahren am Meeresgrund ausgebrochen waren. Sie könnten den Seeweg schließlich blockiert haben, meinen die Forscher.

War der Wasserzufluss ausgedünnt, könnte eine Kettenreaktion eingesetzt haben, meint Rob Govers von der Universität Utrecht in den Niederlanden: Eine leichte Absenkung des Wasserpegels reiche aus, um die Austrocknung des Mittelmeers unumkehrbar zu machen. Als sich nämlich der Wasserspiegel senkte, wurde der Meeresgrund entlastet – er hob sich. Die Hebung verkleinerte die Straße von Gibraltar weiter. Folglich verringerte sich der Wasserzustrom aus dem Atlantik noch mehr – und damit wiederum die Wasserlast auf dem Meeresgrund. Die Hebung des Bodens setzte sich fort.

Dass das Mittelmeer überhaupt wieder volllief, verdankt sich nach Meinung der Forscher der abtauchenden Erdplatte: Sie zerrt den Grund des Mittelmeers unterhalb der Straße von Gibraltar mittlerweile mit in die Tiefe. Vor 5,3 Millionen Jahren hatte sich das Land so weit gesenkt, dass wieder Wasser vom Atlantik ins Mittelmeer strömte. Unvorstellbar große Wasserfälle müssen sich über die Schwelle von Gibraltar ergossen haben.

Auch in der Nordsee gibt es Spuren einer gigantischen Flutwelle. Vor 8150 Jahren fegten riesige Tsunamis über das Meer – eine Katastrophe für die Steinzeit-Europäer, wie das nächste Kapitel zeigt: Eine paradiesische Landschaft ging in den Fluten verloren.

4

Katastrophe im Steinzeitparadies

Es muss ein aufreibender Sommer gewesen sein vor etwa 8150 Jahren. Täglich gingen die Nordeuropäer auf Jagd, um Fleisch und Früchte für den langen Winter zu beschaffen und Vorräte anzulegen. Im Oktober schließlich zogen sie sich in ihre Hütten im milderen Flachland an der Küste zurück, dort schienen sie sicher. Doch eines Tages im Herbst – die Steinzeitmenschen hatten wohl gerade ihre Winterquartiere bezogen – brach eine der größten Katastrophen Europas über sie herein. Im Nordatlantik vor der Küste Norwegens, wo heute Bergen und Trondheim liegen, waren unterseeische Schlammmassen, größer als Island, abgerutscht, sie stürzten vom Flachwasser in die Tiefsee. Wie ein Stein in einer Pfütze löste die sogenannte Storegga-Lawine Wellen aus, die sich mit dem Tempo eines Düsenflugzeugs kreisförmig ausbreiteten. Kurz darauf brachen Riesenwellen an die Küsten, sie türmten sich bis zu 20 Meter hoch – und strömten Dutzende Kilometer landeinwärts.

Archäologen haben an allen Nordseeküsten von Norwegen bis Schottland Spuren der Katastrophe entdeckt: Im Osten Schottlands nahe dem heutigen Inverness hatte die Welle Menschen offenbar am Lagerfeuer überrascht, wie 25 Zentimeter dicke Sand- und Kiesablagerungen über einer Feuerstelle zeigen – sie befand sich damals auf einer Anhöhe, zehn Meter über dem Meer. Seeigelreste, Meeresmuscheln und Algen dokumentieren den Wasserstrom, der alles mitgerissen hat. In Norwegen, auf den Shetlandinseln und den Färöern liegen die Spuren der Verwüstung sogar noch höher über dem damaligen Meeresspiegel, bis zu 20 Meter messende Wogen krachten dort an Land. Die Altersbestimmung der Ablagerungen ergab übereinstimmend ein Alter von rund 8150 Jahren. Am schlimmsten aber trafen die Wellen das alte Herz Europas: Zwischen Großbritannien und Deutschland, auf dem heutigen Nordseeboden, lag Doggerland, eine Art Steinzeitparadies. Hunderte Funde von Steinwerkzeugen, Harpunen und menschlichen Knochen am Nordseegrund zeugen von Siedlungen, die Archäologen als »Garten Eden« bezeichnen, als das »wahre Herz Europas«. Man gelangte damals zu Fuß vom heutigen Norddeutschland nach Großbritannien.

Dann kamen die Fluten. Doggerland wurde vermutlich komplett überschwemmt. Weite Teile des sandigen Bodens wurden von Tsunamis weggespült. Die Storegga-Rutschung war wohl die Ursache für das Ende der Siedlungsgeschichte auf Doggerland – das zeigen Computersimulationen einer Forschergruppe um Jon Hill vom Imperial College London: Tsunamis rasten über die Nordsee, sie schluckten die Insel. Doggerland lag großteils weniger als fünf Meter über dem Meeresspiegel. Hills Simulationen zeigen dramatische Momente: Bis zu fünf Meter hohe Tsunamis rauschten auf die Insel. Danach ragten allenfalls noch Rudimente von Doggerland aus der Nordsee. Das einstige Herz von Europa hatte aufgehört zu schlagen.