Inhaltsverzeichnis

für Michel Houellebecq

1. Eurokrise

Der erste Faschismus ereignete sich in Griechenland bekanntlich in den Jahren 1941 bis 1945. Wer im nächsten Satz nun das Wort ›Der zweite Faschismus‹ erwartet, liegt falsch. Ich habe nämlich nicht die geringste Lust, diesen Begriff jetzt schon zu verwenden oder gar zu definieren – man wird noch sehen, warum. Stattdessen sehen wir zunächst eine Ankunft in Athen. Es ist das Jahr 2015, und das Land hat eine kommunistische Regierung, oder so etwas Ähnliches. Ich fand das außerordentlich interessant, deswegen war ich da.

Mit mir reiste meine Frau Harriet, eine körperlich überaus attraktive, seelisch aber kapriziöse, um nicht zu sagen problematische Person. Wir verstanden uns gut, sogar in diesen Tagen, obwohl wir doch gerade reisten. Wohl jeder Leser wird wissen, was für eine Tortur eine Reise in ein fremdes Land ist, wie hundeanstrengend und zum Weinen schrecklich. Es ist schon oft darüber geschrieben worden, zum Beispiel von Sibylle Berg oder auch von mir. Ständig fragt man sich, warum man jetzt in dem fremden, unbekannten, abweisenden und nichtssagenden Land ist, in dem einen keiner kennt. In unserem Fall konnten wir uns damit trösten, ein Mitglied der neuen linkssozialistischen Regierung zu kennen, einen Mann gehobenen Alters, viel älter als wir, der uns treffen wollte.

Den Namen konnte ich mir nie merken, wie alle griechischen Namen oder Begriffe außer ›Sirtaki‹ und ›Akropolis‹. Nennen wir ihn erst einmal Chordokowski, ersatzweise. Ich weiß, das ist der Name eines russischen Oligarchen, der einmal im Gefängnis saß, also ganz unpassend für einen Griechen, aber für mich funktioniert er. Denke ich das Wort Chordokowski, erscheint sein Bild vor mir. Er hieß ja auch wirklich so ähnlich, mit C am Anfang und vielen Zischlauten. Varoufakis kannten wir übrigens auch, aber der hatte natürlich keine Zeit. Sehr unwahrscheinlich, daß er auch uns kannte, der umtriebige und brillante Finanzminister. Chordokowski dagegen war einmal in der kommunistischen Partei Österreichs gewesen, der auch meine Frau Harriet angehört hatte – damals noch schöner und noch kapriziöser als heute – und die, anders als solche Gruppierungen in Deutschland, eine ernstzunehmende Partei gewesen war. Egal. Wir waren also in Athen und guckten ratlos in die Gegend, während wir in einem Vorortzug saßen. Um nicht wie reiche Deutsche zu wirken, hatten wir ein billiges Zimmer bei ›airbnb‹ gebucht. Das war so eine private Zimmervermittlung aus Amerika. Man bezahlte sehr wenig Geld und sparte ein Vermögen an Hotelkosten. Harriet hatte darauf bestanden. Sie wollte das Geld lieber den armen Griechen geben, die unmittelbar vor der Pleite standen.

Die Stadt wirkte nicht einladend. Nicht einmal die Sonne schien, mitten im beginnenden Sommer. Es war so eine Stadt, wie man sie aus dem »Kulturjournal« oder »Weltspiegel« kannte, wenn über ferne Länder, also Nigeria, Kuba oder Pakistan, berichtet wurde, dann knattern viele Motorräder durch enge Gassen, und alle Materialien haben dieses Secondhand-hafte und Muffige, irgendwie DDR‹-artige.

Der Zug fuhr in die falsche Richtung und erreichte zum Glück bald seine Endstation. Wir stiegen in ein Taxi um, das uns zur angemieteten Wohnung brachte. Dort angekommen, kletterten wir auf das Dach des Hauses und sahen die ziemlich nahe Akropolis. Die Zimmerwirtin machte einen verwirrten Eindruck. Eine ältere Frau, Alkoholikerin, angeblich eine Künstlerin. Kurze graue Haare, glasige Augen, Unterrock – sie hätte auch gut nach Havanna gepaßt. Oder in einen »Polizeiruf 110« von 1988.

Sie erzählte meiner Frau, das Zimmer sei nur für sie und nicht für uns beide gebucht, denn sie hätte nur eine Person angegeben. Die akkurate Harriet holte sofort ein Mail hervor, das das Gegenteil bewies. Offenbar wollte das Puffmutterl mehr Geld, und Harriet griff beherzt, ja fast freudig zur Geldbörse, um mit der Unterstützung der armen Pleitegriechen zu beginnen. Doch nun wurde es widersprüchlich. Die Alte wies das Geld empört von sich. Es war wie in der großen Politik, wo die Tsipras-Regierung pathetisch erklärte, kein Geld mehr von der EU zu wollen. Das viele geliehene Geld sei das Verhängnis des Landes, man wolle es nicht mehr länger. Wohl aber wolle man jenes (andere) Geld zurückhaben, das dem Land von den Deutschen in der Zeit des (ersten) Faschismus gestohlen worden sei. Ja, und was bedeutete das nun? Geld geben oder nicht geben? Eine Viertelstunde kam man nicht weiter. Ich saß solange auf der Dachterrasse und blickte mit leeren Augen weiter auf die Akropolis.

Harriet, die wie gesagt etwas zart ist, brach schließlich in Tränen aus. Was wollte die Vermieterin? Harriet rief es beschwörend, immer wieder:

»What do you want? What shall we do?«

Dann holte sie mich. Es ist eine Rolle, die ich gern spiele und gut – seien wir ehrlich: perfekt – kann, nämlich Dinge einrenken, die bei Harriet schiefgelaufen sind. Lächelnd näherte ich mich der alten Griechin. Sie hatte in ihrer Jugend sicher bessere Tage gesehen. Ihr Gesicht war eigentlich von dieser eckigen Schönheit, mit der geraden Nase und dem geraden Kinn, das viele schon seit dem Geschichtsunterricht für hellenistisch halten. Intellektuelle und Touristen mochten sich leicht in sie verliebt haben, früher. Zumal sie ja ›Künstlerin‹ war, wie alle kurzhaarigen Frauen in der ›DDR‹ lange vor unserer Zeitrechnung. Vielleicht war sogar heute noch der eine oder andere Alt-68er Graubart von ihr angetan, wenn er sie auf den Rücksitz seiner fabrikneuen Harley Davidson packte. Diese ekeligen Fettarsch-Motorräder waren überhaupt das Markenzeichen Athens, wie wir bald merkten. Während in Lima, Bogota, Kabul oder sogar Paris Heerscharen junger Männer auf pfeilschnellen, schlanken und hochbockigen Motocross-Maschinen den Stau überwanden, bollerten hier in tiefen Furztönen die tonnenschweren Harleys und Honda Gold Wings langsam durch den zähen Verkehr.

Ich sah die Zimmerwirtin also freundlich wie ein neugieriger Dreijähriger an. Normalerweise faßt jeder, den ich so ansehe, sofort Vertrauen und beginnt zu reden. Das tat sie auch, aber ihr Englisch war so schlecht, daß ich sie nicht verstand. Es ging auch um abstruse Sachen, anscheinend. Die Mafia wolle ihr das Haus wegnehmen. Die Zimmer würden gerade renoviert. Sieben Gäste kämen in ein Zimmer. Also wohl meine Frau und sechs andere, während ich draußen bleiben müsse. Das war blöd, denn wir hatten das Geld bereits an die Vermittlungsagentur ›airbnb‹ überwiesen. Besser gesagt, sie hatten es bereits eingezogen. Ich tat daher so, als hätte ich nichts gehört, gab ihr übertrieben gutgelaunt die Hand und ging ins Zimmer. Unsere Koffer standen bereits dort. Auch Harriet lag schon erschöpft auf dem Bett. Sie ermattet sehr rasch, muß man wissen. Ich machte die Tür hinter uns zu. Harriet schlief ein bißchen, ich auch, die Reise war ja ermüdend langweilig gewesen.

So weit, so schlecht. In den nächsten drei Tagen folgte eine Version des Films »Die Vögel« von Alfred Hitchcock. Immerzu klopfte es an unserer Tür, kamen Leute ins Zimmer, schimpften, diskutierten, sprachen schlechtes Englisch oder Griechisch oder sogar Deutsch. Immer wieder drängten wir sie mit letzter Kraft aus dem Raum. Eine junge Frau, die angeblich bei der »BILD-Zeitung« arbeitete – was auch stimmte, ich prüfte es sofort mit Fangfragen nach –, tat sich besonders hervor. Sie meinte, wir hätten nur für eine Nacht gebucht und nur für eine Person, und wir müßten auf der Stelle verschwinden, sonst würde uns die Polizei einsperren. Ich sagte also zu Harriet:

»Wir sind in einem fremden Land mit fremden Sitten. Gehen wir lieber.«

Sie sah mich wutentbrannt an, ihr attraktiver Kopf wurde sofort feuerrot. Wie ich denn darauf käme, wir hätten doch bezahlt!

»Ja, schon …«

Sie ließ mich nicht ausreden. Fast krächzend stieß sie hervor, für ihr Geld derartig hart arbeiten zu müssen, daß sie es nicht wegwerfen könne. Das stimmte: Sie arbeitete buchstäblich bis zum Umfallen. Also Tag und Nacht, sechs Wochen lang, bis zum Zusammenbruch. Dann lag sie eine Woche lang mit 40 Grad Fieber im Bett, hatte unsägliche Schmerzen und starb fast. Anschließend stand sie auf, wieder gesund, und ruinierte ihren Körper aufs neue sechs Wochen lang, bis zum nächsten Kollaps. Ich begleitete diesen exakten Rhythmus als sogenannter Co-Abhängiger seit vielen Jahren. Also sagte ich leise, sie habe ja recht, sie arbeite wirklich sehr hart. Tatsächlich hatte sie bis wenige Stunden vor dem Abflug für ihre Zeitung – es war »DAS FORMAT« – die übliche Titelgeschichte geschrieben, und da es die sechste Titelgeschichte in sechs Wochen gewesen war, stand der Breakdown unmittelbar bevor. Das war so sicher wie das sprichwörtliche Amen in der Kirche. Ich konnte nur hoffen, daß die anderen Gäste das dann nicht mitbekamen. Denn wenn meine Frau krank ist, ich erwähnte es schon, sieht sie elender aus als Christus am Kreuz. Kaum ein Arzt mag dann noch auf ihre Gesundung wetten.

Harriet stürmte nach draußen, um der dubiosen Hotelleitung endlich die Meinung zu sagen. Wir hätten bezahlt und gebucht und so weiter und so fort, und außerdem sei sie krank und könne nicht fort. Ein Riesengeschrei erfüllte das Viertel. Ich hatte Angst um meine fragile Frau. Sie ist zwar eher groß, von makelloser Form, aber eben ein ausgesprochen femininer Typ, ihr fehlt jeder männliche Zug, jedes Starke und Harte, Germanische, Faschistoide. Man kann sie umblasen, an den langen, vollen Haaren packen und auf den Scheiterhaufen werfen. Zumal, wenn man von der »BILD-Zeitung« ist.

Ich ging auf den Flur, wo sich alles abspielte, und versuchte, sie zu beschützen. Ich schob sie sachte ins Zimmer zurück, schloß die Tür hinter ihr und blieb noch im Flur, um den Lynchmob zu zerstreuen. Ich sagte, meiner Frau gehe es schlecht, sie müsse liegen und Ruhe haben.

»She has to go to a hospital!« rief der griechische Mann der »BILD«-Mitarbeiterin.

»Was hat sie überhaupt?« fragte diese mit metallischer Stimme.

Selten habe ich zwei so unangenehme Visagen gesehen. Er sah wie der klassische Sträfling aus, mit extrem niedriger Stirn – hatte er überhaupt eine? –, schwarzem Pockengesicht, Punktaugen, Falten, Runzeln und Bart, dazu war er mit Mörderhänden ausgestattet. Gute Nacht! Seine Frau besaß statt des Gesichts eine Art hervorspringenden Keil, wie der Bug eines Schiffes. Die sehr spitze Nase bildete mit den Wangen eine Fläche. Mit diesem Spitzkopf konnte sie im Prinzip Kuchen schneiden oder einen Laib Brot. Oder sie konnte sich mit diesem beilförmigen Schädel in eine Kommunikation oder eine Debatte hineinschieben und später via »BILD-Zeitung« hineinschreiben und Unheil anrichten. Genau das tat sie jetzt, indem sie mich ins Kreuzverhör über Harriets Krankheit nahm.

»Ich habe gefragt: was hat sie überhaupt?«

»Ich weiß nicht, was sie hat.«

»Ist die Krankheit ansteckend?«

»Nein, keine Ahnung, wir müssen abwarten. Sie muß sich ausruhen.«

»Also sie kann auch ansteckend sein?«

»Glaube ich nicht, ich habe das schon oft erlebt, sie arbeitet nämlich sehr hart und …«

»Also ja oder nein?«

An ihrem Tonfall erkannte ich, daß sie nun in den sogenannten Armin-Wolf-Modus gegangen war. Der Keilkopf kam immer näher, während der strichförmige, lippenlose Mund starr blieb. Armin Wolf war ein Wiener Journalist, der das sogenannte Neue Kritische Fragen erfunden hatte, eine Mode, der sich innerhalb weniger Jahre alle österreichischen Fernsehjournalisten begeistert unterworfen hatten. Dabei stellte der Journalist eine Ja-oder-Nein-Frage, und wenn der befragte Politiker – es ging ausschließlich um Politiker – differenzieren wollte, wurde die Frage wiederholt, und zwar so oft, bis der Befragte das Differenzieren aufgab und stumpf mit Ja oder Nein antwortete. Armin Wolf drehte sich dann triumphierend zur Kamera und grinste. Hatte er es wieder einmal einem Politikerschwafler gezeigt! Das Publikum liebte das. Armin Wolf galt inzwischen als der Inbegriff des kritischen Geistes. Das genaue Gegenteil war der Fall. Frau BILD-Zeitung fragte nun also gefühlt elfmal, ob die Krankheit ansteckend wäre, ja oder nein. Ich dachte mir, wenn sie es nicht anders verstehen kann, entscheide ich mich für ›nein‹:

»Nein, die Krankheit ist nicht ansteckend.«

Sie reagierte mit einem herausplatzenden, hysterischen Lachen.

»Was?! Eben haben Sie gesagt, sie sei es vielleicht doch, Sie wüßten es nicht! Und auf einmal wissen Sie es!«

»Ja, ich weiß es. Sorry. Auf Wiedersehen!«

»MOMENT MAL! So leicht kommen Sie nicht davon!«

Der Sträflings-Mann guckte irritiert hin und her, wollte wissen, was wir gesprochen hatten. Sie übersetzte es ihm, und ich nutzte die Gelegenheit, mich ins Zimmer zu verziehen. Leider gab es keinen Schlüssel. Außerdem war es verglast, so daß man von außen ins Zimmer gucken konnte. Ich bat Harriet, bald zu verschwinden. Sie lehnte das entschieden ab. Kurz darauf setzten ›die Wehen‹ ein, das heißt, sie bekam ihren unvermeidlichen Zusammenbruch. Nun ging gar nichts mehr. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie nicht mehr gehen können.

Es war wie bei einem schweren Bandscheibenvorfall. Alles tat ihr so weh, daß selbst ein Abtransport auf einer Sanitätsliege kaum möglich gewesen wäre. Die alte Hexe kam ins Zimmer und dachte, Harriet liege im Sterben. Ängstlich verschwand sie wieder. Die Nacht verbrachten wir zum Glück schlafend.

Am nächsten Tag stand der Sträflingsmann vor unserem Bett. Er habe gehört, die Krankheit sei ansteckend. Ob es Ebola sei.

»Ebola? I don’t know about Ebola. This is Greece, isn’t it?«

Ob ich ausschließen könne, daß es Ebola sei. Er sah Harriet entsetzt an, und ich merkte genau, daß er jetzt dachte, genau so würde Ebola aussehen. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Würde ich meine Frau nicht so lange kennen und es besser wissen, dächte ich es bestimmt auch. So sieht es aus, wenn der Sensenmann mit einem feinen Lächeln unbemerkt in die Stube getreten ist und neben der armen Seele steht, die abzuholen er sich vorgenommen hat. Ich sagte, ich könne ausschließen, daß es Ebola sei.

»Are you a doctor?«

»No, I am not.«

Auf einmal platzte ihm der Kragen. Wie könne ich ausschließen, daß es Ebola sei, wenn ich kein Doktor sei?! Und gegenüber seiner Frau hätte ich bereits zugegeben, es sei womöglich ansteckend! Alle Gäste im Haus fühlten sich extrem unwohl deswegen, die ersten seien schon abgereist!

Harriet stöhnte. Sie machte Handbewegungen, daß ich den Kerl hinauswerfen sollte. Der aber fing gerade erst an. Er berichtete vom Leid der armen Zimmervermieterin. Ich drängte ihn trotzdem aus dem Raum, da ich stets tue, was meine Frau mir aufträgt.

 

Natürlich versuchte ich längst, ein Hotel zu finden. Harriet lag ja nicht die ganze Zeit im Sterben, sondern hatte Phasen der Spontanheilung. Die konnten Stunden dauern, mit Glück sogar noch länger. Einmal wachte sie abends um 21 Uhr auf und war vollkommen geheilt. Kein Fieber mehr, keine Gliederschmerzen, kein Bruch der Wirbelsäule, kein Todesröcheln, sondern klare, blitzblanke Augen und gute Laune. Sie duschte sich unter der grindigen ›DDR‹-Dusche, wusch die schönen blauschwarzen Haare mit alter Mürbeseife, Marke VEB Anilin- und Sodaprodukte, ging mit mir auf die Straße. Ein Taxi schunkelte vorbei, und ich wollte es anhalten. Harriet fiel mir aggressiv in den Arm:

»EIN TAXI? Bist du verrückt? Das Geld so aus dem Fenster zu werfen?«

»Äh, aber, ein Hotel … die Taxifahrer wissen vielleicht am besten, wie wir ein Hotel kriegen?«

»Und DAFÜR Geld ausgeben?! Weißt du eigentlich, wie beschissen viel ich arbeiten muß für mein kleines Gehalt?«

Ich gab ihr erneut recht, obwohl es nicht stimmte. Ihr Gehalt beim »FORMAT« war fürstlich. Davon konnten andere Wiener oder gar Berliner Redakteure nicht einmal mehr träumen. Blöderweise hatten wir nun also kein Taxi und quälten uns durch die verlotterten, engen, stinkenden Straßen – und das auch noch bergauf. Alle halbe Sekunde mußten wir einem hupenden Schrottwagen oder einer furzenden Harley ausweichen, was zur Folge hatte, daß unsere frischen Kräfte rasch dahinschwanden. Aber ich sagte lieber nichts, denn das Taxithema war vermintes Gelände.

 

Ich will hier einmal etwas grundsätzlich erklären. Wer bis hierher gelesen hat, und das dürften ja alle gewesen sein, die für dieses Buch zwölf Euro ausgegeben haben, wird denken, diese ersten Tage in Griechenland hätten sich ja lustig angelassen. Wer mit leichter Hand über ein Malheur berichten kann, ist weder zu bedauern noch sonderlich ernstzunehmen. Der ist Humorist, ein Reiseonkel, ein Herr jenseits der Lebensmitte, dem nicht mehr viel passieren kann, ein Gourmet des Lebens, ein feinsinniger Chronist des Menschlichen – und wie die abscheulichen Worte sonst noch alle heißen. Aber das ist nicht so. Der Ton täuscht.

 

Also weiter im Taxithema.

Es gibt nur zwei Dinge, die mir so wichtig sind, daß ich mit mir darüber eigentlich nicht reden lassen möchte. Zwei Dinge, die für mich den Unterschied zwischen der schrecklichen Kindheit und dem herrlichen Jetzt ausmachen. Zwischen Unten und Oben. Zwischen Hartz IV und Erfolgsautor. Zwischen dem Scheitern meiner Eltern und dem Glück, das ich erreichen konnte: Taxifahrten und Putzfrauen. Nicht ganz zufällig will mir meine Frau gerade diese beiden Dinge immer wegnehmen. Sie meint, hier könne man sparen. Nach zehn gesparten Taxifahrten habe man bereits hundert Euro gespart. Würden wir unsere Putzfrau, die junge Polin Beata, entlassen und auf den eigenen Knien die endlosen Parkettböden in unserer Gründerzeitwohnung schrubben, feudeln, wachsen und trocknen, so sparten wir 40 Euro im Monat und 520 Euro im Jahr, über 1000 Mark also. Bis heute ist mir dagegen kein Argument eingefallen. Das ist etwas, das mich depressiv macht, ja innerlich umbringt. Das ist nicht mehr zum Lachen.

So auch jetzt.

Statt zu fahren, gingen wir verzweifelt durch die Gassen der Innenstadt. Es herrschte die zeitlose Jahrmarktstimmung der Fußgängerzonen von Mittel- und/oder Universitätsstädten. Die üblichen Verdächtigen, Feuerschlucker, Trommler und Gastronomen, die nicht anders in Bielefeld, Lüneburg und Dortmund für ›Stimmung‹ sorgen. Wobei ich zugebe, daß die Trommler in Athen sich von denen in Dortmund doch noch unterschieden. Sie waren nämlich ganz besonders scheußlich. Fußgängerzonen-Trommlerei ist bekanntlich der reinste, perfekteste, rückstandsloseste akustische Ausdruck für DUMMHEIT. Ich hätte nicht gedacht, daß dies noch steigerungsfähig sei, also daß man das überhaupt noch variieren könne. Deswegen guckte ich jetzt noch einmal genauer hin. Wie stellten sie es an, daß es noch dümmer klang als etwa in Rio de Janeiro, wo ich schon einmal fassungslos diesen ›wilden‹ jungen Männern zugesehen hatte, vor langer Zeit. Anfang des Jahrtausends war das gewesen, mit meiner Nichte Hase sowie dem Ehepaar Matussek. Das Ehepaar fand an jenem Abend wieder zusammen. Arm in Arm in einer Menge von hunderttausenden Samstagabend-Freizeit-Bummlern standen sie vor den Trommelnden und grinsten sich verliebt an, mit diesem »Ach, das Leben kann manchmal so romantisch sein«-Grienen im alten Gesicht. Da waren sie aber die einzigen. Ich sah sonst nur böse, heimtückische, hungrige Halbwüchsige, die kein Geld und kein Mädchen hatten, dafür aber richtig schlechte Laune. Das depperte Trommeln für die letzten paar Touristen fanden sie wohl selbst zum Kotzen.

Wie dagegen sahen nun die Typen in Athen aus? Reden wir nicht darüber. Ein halbes Dutzend Deutsche und ein genervter Afrikaner. Die Deutschen in Military-Klamotten, mit Taliban-Bärten, Pferdeschwänzchen hinten und Dreiviertel-Knickerbockerhosen. Den Afrikaner brauchten sie zur Legitimation. Es mußte ja sozusagen direkt aus Afrika kommen, das rhythmische Gewese, aus dem Urwald. Der ›Afrikaner‹, geboren wahrscheinlich nicht im Kral, sondern in Augsburg oder Bremen, in dritter Generation Holsteiner oder so, mußte den Voodoo-Zauber ausstrahlen. Ich starrte lange auf die Gruppe. Einige der Deutschen spielten ›Ekstase‹. Da wurde es mir zuviel. Ich habe ihr Geheimnis nicht herausbekommen.

Harriet war in den wenigen Sekunden meiner Abwesenheit schon wieder zusammengebrochen. Sie war um zwanzig Jahre gealtert. Das ist nämlich das Tolle an ihr. Sie kann innerhalb von Minuten um Jahrzehnte jünger oder älter aussehen. Wird sie jünger, will jeder Mann sofort mit ihr schlafen. Wird sie älter, will jeder einen Krankenwagen rufen oder gleich den Leichenwagen. Da muß man aufpassen. Sie selbst merkt es nicht. Ich sprang also zu ihr und umfaßte stützend ihre schmale Taille. Fast wäre sie umgefallen, es war knapp.

Doch erneut lehnte sie ein Taxi strikt ab. Wir erreichten nach gefühlt drei Stunden das erste Hotel. Es lag gegenüber des griechischen Parlaments. Sie waren ausgebucht. Dann ein zweites, ein drittes. Alle ausgebucht. Überall waren sie sich sicher: Athen sei ausgebucht, und zwar ausnahmslos, denn es sei Pfingsten.

Stimmt. Es war Pfingsten. Deswegen war Harriet ja überhaupt losgefahren – und ich wie immer an ihrer Seite. Weil es ›freie Tage‹ waren, mußte sie nicht extra Urlaub nehmen. Harriet sparte gern Urlaubstage, jedes Jahr. Seit ich sie kannte, hatte sie schon über hundert Urlaubstage gespart, besser gesagt, einfach verfallen lassen. Da war sie sicher die einzige Arbeitnehmerin auf der ganzen Welt, die das tat. Und für ein wenn auch nur ›inoffizielles‹ Hintergrundgespräch mit einem sozialistischen griechischen Minister in Athen wenigstens Spesen anzurechnen – das wäre ihr nicht im Traum eingefallen. Sie war eine sehr besondere Person, müssen Sie wissen.

Es half nichts, wir mußten wieder zurückhumpeln. Auf dem Rückweg kamen wir erneut bei dem Hotel direkt am Parlament vorbei, und dort setzten wir uns in den klimatisierten Tea Room und tranken klassischen englischen Tee. Es wimmelte von Angestellten der Troika. Die Troika hieß inzwischen anders, aber die Leute blieben ja dieselben. Mir fiel unser Freund ein, das Mitglied der griechischen Regierung, Chordokowski, und ich fragte Harriet, ob wir ihn nicht einmal anrufen und von unserem Zimmer-Mißgeschick berichten wollten. Wir taten es.

Zu meinem Entsetzen spielte Harriet unsere Lage herunter. Es sei unangenehm, aber keine Tragödie.

Keine Tragödie?! Was war es denn dann?

Lächelnd beendete sie das Gespräch und sah mich an.

»Morgen tagt das Zentralkomitee. Da hat der Arme natürlich andere Sorgen.«

»Harriet, in der Scheiß-Pension rotten sie sich gerade zusammen, um uns zu lynchen! Wir müssen da raus!«

Sie sah mich verliebt an, streichelte meine Wange. Sie dachte, ich hätte einen Scherz gemacht.

Als wir in unserer ›airbnb‹-Bleibe ankamen, schien es auch so zu sein. Alles dunkel und still, bis auf die Bulldogge, die zu dem mafiosen Unternehmen gehörte. Ein unwirscher, unfreundlicher Hund, der aber nicht so furchteinflößend wirkte, wie er wahrscheinlich sollte, groß wie ein Schäferhund, hellbraun im Fell, aber recht aggressionsarm. Ein bißchen wie sein Frauchen, das wohl ein bißchen meschugge und kriminell war, aber eigentlich schon jenseits von Gut und Böse. Richtig gefährlich waren eher die Gäste. Und richtig unangenehm war eher ein alter Mann, der die meiste Zeit genau vor der verglasten Zimmertür in einem morschen Bastsessel saß und wartete. Auf was oder wen wartete der finstere Opa? War er ein Teil der ›Mafia‹? Oder waren die anderen halbtauben Rentner, die täglich ab 5 Uhr morgens unten auf der Straße ein nie endendes, ohrenbetäubendes Altmänner-Geplapper begannen, die ›Mafia‹?

 

Wir hatten ein paar gute Stunden, in denen Harriet ihre vermeintliche Krankheit oder auch ihren ganz realen turnusgemäßen Zusammenbruch auskurieren konnte. Wir schöpften beide Hoffnung.

Zwar gab es kein Hotel in Athen, zwar hatte Chordokowski keine Zeit für das Hintergrundgespräch mit Harriet, aber vielleicht konnten wir wenigstens den Rest unserer Zeit in Ruhe verbringen, bis uns ein Flugzeug am Pfingstmontag nach Kreta bringen würde.

Doch dann schlug gegen Mitternacht eine Faust gegen unsere Tür. Harriet befahl mir, das Klopfen zu ignorieren. Es wurde natürlich immer lauter. Die Vermieterin stieß schließlich die Tür auf und erklärte, Harriet müsse ins Krankenhaus. Das habe die Hausgemeinschaft beschlossen. Die Krankheit sei ansteckend, und die anderen Gäste müßten jetzt endlich ins Zimmer. Die könnten nicht im selben Raum mit einer ansteckend Kranken liegen. Diese anderen Gäste gab es wirklich. Rucksacktouristen aus Japan. Sie beäugten uns vom Flur aus feindselig.

Ich wäre jetzt gern angezogen gewesen und nicht im Bett. Harriet sagte aber, ich solle bleiben, wo ich war. Ich solle nur die Alte noch rauswerfen. Also stand ich auf, im Schlafanzug, doch die Leute ließen sich nicht mehr beruhigen. Sie wollten ins Zimmer vorstoßen, und das schafften sie auch. Der Sträfling hielt mir seine Mörderfaust unter die Nase und stotterte erregt, ich sei ein Lügner, denn ich hätte gesagt, es gebe eine ansteckende Krankheit, und dann hätte ich es eiskalt einfach geleugnet. Die Vermieterin forderte mich auf, ihr endlich eine Entscheidung mitzuteilen. Die Frau von der »BILD-Zeitung« sagte mit metallischer Stimme und Beil-Schädel, ich hätte sie und damit alle anderen angelogen. Harriet hatte leider wieder den vollen Kollaps-Modus erreicht. Sie bekam nichts mehr mit, röchelte nur noch, sah aus wie die aufgebahrte Mutter Teresa von Kalkutta – von ihr war keine Hilfe zu erwarten.

Ich selbst war aber in besserer Verfassung als am Vortag. Ich fühlte mich ausgeruht und stark. Und so sagte ich, wir hätten Unterkunft bei einem Freund gefunden und würden in ungefähr einer Stunde abgeholt. Der Mann mit den Mörderhänden wollte trotzdem schon jetzt reinen Tisch machen, knipste die funzlige Deckenglühbirne an und wollte Harriet fortschaffen. Als er aber sah, daß sie schon aufgebahrt auf den Apfelsinenkisten lag – denn die Betten bestanden aus nichts anderem –, bekam er es mit der Angst zu tun und ließ wieder von ihr ab.

Die Leute gaben mir also eine letzte Verschnaufpause. Ich schloß die Tür, griff Harriets Handy und suchte nach der Nummer des griechischen Freundes. Chordokowski. Ich fand sie, wählte sie, doch niemand nahm ab. Daraufhin schrieb ich ihm eine SMS:

Mein Lieber, ich bin in größter Not. Ich bin aus dem Hotel geflogen, habe Schüttelfrost und 40 Grad Fieber. Wenn Du ein Genosse bist, dann hilf!! Bitte! Jetzt! Deine Harriet

Zack – und abgeschickt. Das hatte endlich einmal hingehauen. Es geht doch nichts über ein gutes iPhone. Ich sah liebevoll auf die aufgebahrte, röchelnde Harriet. Im aufgebahrten Zustand hat sie immer so einen seltsamen kleinen Überbiß, den sie sonst nicht hat. Sie sieht dann aus wie eine von den Simpsons, den Comicfiguren von früher. Plötzlich wachte Harriet ruckartig auf, war sofort bei vollem Bewußtsein, als hätte sie gemerkt, daß ich sie liebevoll angelächelt hatte. Sie erfaßte augenblicklich die Situation, als sie ihr Handy in meiner Hand sah.

»Du hast Chordokowski eine SMS geschickt?«

»Ja!«

»Laß sehen.«

Sie las meine Zeilen und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Dann schrieb sie ein Dementi. Doch ehe sie damit fertig war, rief unser Freund bereits zurück. Er war ziemlich aufgerüttelt, geradezu elektrisiert. Harriet lachte ein glockenhelles, erotisch vibrierendes Mädchenlachen:

»Nein … NEIN… oh my god, das hat mein Mann geschrieben, oh das ist ein Spaß gewesen. Es geht mir gut. Es ist alles in Ordnung. Okee, die Unterkunft ist nicht optimal …«

Chordokowski verstand nicht alles, weil die progrom people im Flur wieder lauter wurden. Harriet mußte jeden zweiten Satz wiederholen. Ich riß ihr das Handy aus der Hand und sagte extrem gepreßt, direkt in ihr Ohr:

»Das ist unsere letzte Chance, wenn du den jetzt wegschickst, verlasse ich dich.«

Sie rollte mit den Augen und telephonierte weiter. Alles nicht so schlimm, das griechische Volk fliege aus dem Euro, das wäre ja wohl deutlich schlimmer, ha ha ha, und so weiter. Sie hängte ein.

Ich sah sie mit offenem Mund an. Sie lächelte, hob mahnend und neckisch den Zeigefinger:

»Das hab ich dir jetzt ein bißchen übelgenommen.«

Draußen wurde es leiser, die Leute verkrümelten sich, da sie unser baldiges Abgeholtwerden erwarteten. Die Ebola-Patientin verließe endlich die Stätte des Grauens, dachten sie. Nur ich wußte, daß dem nicht so war. Harriet fiel wieder ins Koma, und ich zog mich vollständig an. Dann packte ich sorgfältig unsere Koffer. Ich wollte vorbereitet sein, wenn sie uns holten.

Es passierte lange nichts.

Da fiel mir ein, daß ich versuchen könnte, über das Handy unsere Flucht zu organisieren, also einen Flug zurück in die Freiheit, in die Heimat, in die Zivilisation zu buchen. Und so unglaublich es klingt – es funktionierte. Bei TUIfly buchte und bezahlte ich einen Flug von Athen nach Wien. Leider gab es ihn nicht für den nächsten Tag. Ich hätte dann nur noch die restlichen Nachtstunden überstehen müssen, vielleicht auf einer Parkbank, oder spazierengehend, und dann wäre der Spuk vorbei gewesen. Nein, ich bekam ihn nur für den übernächsten Tag. Na, besser als gar nichts. Ich hatte plötzlich die Gewißheit, am Leben zu bleiben, und merkte, daß mein Gefühl bis dahin echte Todesangst gewesen war. Erst jetzt konnte ich es mir auch leisten, meine Mückenstiche wahrzunehmen. Ich war in dieser ollen Sumpfhütte über fünfzigmal gestochen worden. Ich hatte nur keine Nerven gehabt, mich auch noch darum zu kümmern. Jetzt merkte ich, wie weh alles tat. Ich wurde sofort fast verrückt vor Schmerz und Juckreiz. Aber das konnte meine gute Stimmung nicht ändern.

Ich hatte die Flucht nur für mich gebucht, nicht für meine teilzeitattraktive Frau. Denn Harriet hatte ja noch viel ärgere Pläne parat. Sie wollte mit mir tatsächlich von Athen ins noch bizarrere, abgelegenere, sumpffieberverseuchte Kreta fliegen. Dort gab es sicher noch mehr Mücken, noch mehr Malaria, Ebola, verrückte Puffmutterl und aufgebrachte Dorfkriminelle mit Mörderhänden. Und es gab erst recht keine Hotels und keine Tankstellen, Bahnhöfe, Taxis oder Mobilfunknetze. Dort konnte ich ihn dann endlich kriegen, den lange erwarteten Herzinfarkt.

 

Die Zeit verging. Niemand kam. Nicht der Mob, und natürlich auch nicht Chordokowski. Es wurde hell. Es wurde ganz normaler Vormittag. Wir wachten auf und fühlten uns ausgeruht.

Doch dann standen sie wieder da, allerdings nur noch die Alte und der Preisboxer. Die Alte sagte, sie habe unsere Buchung bei ›airbnb‹ storniert. Sie wirkte noch gebrochener und alkoholkränker als ohnehin schon. Ja, kein Zweifel, die letzten Tage hatten ihr zugesetzt. Der Kerl ohne Stirn kam auf mich zu und sagte wieder sein Sprüchlein, wobei er sich diesmal wohl eine finale Einlage zurechtgelegt hatte.

»Also (langsam auf mich zukommend wie im Westernfilm), eines wollte ich schon noch wissen (alles auf Englisch), warum hast du mich belogen (theatralisch die Stimme senkend, dann, unmittelbar vor mir, luftholend, gleich explodierend), weißt du, was du bist?«

Ich war nicht untätig währenddessen, hatte die beiden großen Koffer genommen und die kleine Wendeltreppe betreten. Er war also direkt hinter mir. Was hätte er tun können? Mit der Faust gegen meinen Hinterkopf stoßen? Das hätte ich seelenruhig eingesteckt. Wichtig war, daß er nicht in mein Gesicht schlagen konnte. Ich durfte auf keinen Fall meine Zähne verlieren. Hätte er einen Gegenstand nehmen und auf meinen Kopf hauen können? Nein, das wäre ja Mordversuch gewesen. So blöde war selbst dieser von der »BILD«-Tussi aufgehetzte Kretin nicht. Die Wendeltreppe war zu schmal, als daß er mich überholen und mich stellen konnte. Also machte er das, was alle Schläger machen, er beschimpfte und provozierte mich. Ich will die Worte nicht wiedergeben, da ich englische Schimpfworte noch abstoßender finde als deutsche. Im Deutschen klingt ›Ich werde dir die Scheiße aus dem Leib prügeln‹ ja fast noch literarisch. Auf Englisch ist es dann nur noch Bruce Willis und »Die Hard IV«. Das ist nicht der Zusammenhang, in dem ich mich sehen will.

Harriet bekam wenig von der entscheidenden Situation mit. Das interessierte sie nicht sonderlich. Es war nicht leicht für mich, mich nicht umzudrehen und etwas zu entgegnen. Es wäre die natürliche, äußerst tief in den Genen eingelagerte Reaktion gewesen. Aber in dem Moment hätte ich seine behaarte schwarze Baggerfaust in der Fresse gehabt und wäre rücklings die Treppe runtergekippt, Aufschlag mit dem Hinterkopf. Ich hätte überlebt, weil es keine gerade Steintreppe, sondern eben eine Wendeltreppe gewesen ist. Harriet hätte das alles nicht verstanden. Warum mußte ich mich mit dem ausländischen Mitbürger schlagen? Wie ärgerlich. Zu solchen Dingen gehören immer zwei, man kann das nur verurteilen, vor allem, nachdem die Wehrmacht schon einmal soviel Unrecht über die armen Griechen gebracht hat.

Ich blieb also diszipliniert, wie sehr der sichtlich ratloser werdende Brüllaffe an meinem Ohr auch tobte. Unten ging ich einfach mit beiden Koffern in die Menschenmenge hinein, die dort wie überall in Indien, äh, in der Dritten Welt, ich meine in Athen, vorbeifloß, unermüdlich. Auch das paßte nicht in sein Westernkonzept vom Show Down zweier einsamer Männer. Er hätte völlig Unbeteiligte mit hineingezogen, wenn er nun zu boxen begonnen hätte. Ich war schon nach drei Sekunden von der Menge mehr oder weniger aufgesogen, und die Gefahr war damit vorbei.

Wo war Harriet?

Sie stand an der nächsten Kreuzung wieder neben mir. Sie würde mich nie verlieren, ich bin doch ihr Ein und Alles, ihre Bühne, ihr Gegenüber, ihr Opfer und ihr Täter, ihr Spielball, ihr Quälgeist, ihr Publikum und ihr selbstgeschnitzter Märtyrer. Klar, daß sie mich im Auge behält, da mußte ich mir keine Sorgen machen.

Nur ein Hotel hatten wir noch immer nicht. Um einmal ganz ehrlich zu sein, gebe ich zu, daß ich mich in diesem Moment sehr gern mit höchster Geschwindigkeit von der ›airbnb‹-Bleibe entfernt hätte, also ein Taxi genommen hätte. Ich hatte diesmal noch bessere Gründe als sonst. Die Koffer, die Hitze, der wutentbrannte Feind, die Steigung am Berg, Harriets Erschöpfung, das Hotelwissen der berufsmäßigen Chauffeure. Harriet lehnte nur um so entschiedener ab. Ich dachte mir: bloß gut, daß ich bald im Flugzeug sitze.

Genau eine Sekunde später geschah jedoch ein Wunder, man könnte sagen, ein Pfingstwunder. Das soll es in südlichen Ländern ja häufiger geben. Ein Mann sprach uns an und erbot seine Hilfe bei der Hotelsuche. Er führte uns in den hinteren Teil seines Geschäftes. Es war, wie die meisten Athener Geschäfte, ein Trödelladen. Der rasende ›airbnb‹-Knallkopf konnte uns von außen nicht sehen. Gut möglich, daß er mit herbeigeholten Kumpels gerade die Straße absuchte.

Auch der Trödelladenbesitzer fand lange kein Hotel. Fast hätte er schon aufgegeben. Dann, nach etwa einer halben Stunde, ergab sich eine Chance. Wir konnten ein kleines Einzelzimmer für eine Nacht reservieren lassen, für 110 Euro. Harriet überlegte. So viel Geld für EINE Nacht, da wir doch eigentlich schon ein Zimmer bezahlt hatten? Das brachte sie nicht über sich. Ob man nicht doch versuchen sollte, zu der ›airbnb‹-Müllhalde zurückzukehren? Da kam mir der rettende Gedanke:

»Hörnchen, die Frau hat unsere Reservierung doch gecancelt! Das bedeutet, daß unser Geld automatisch zurücküberwiesen wurde! Wir haben das Geld noch und können es für ein richtiges Hotel ausgeben!«

»Aber gleich 110 Euro?«

»Die ›airbnb‹-Kloake war teurer.«

»Echt?«

»Oh ja. 4 Euro mehr.«

»We book it!« rief sie dem wartenden Trödelhändler zu, der das Telephon noch in der Hand hielt. Er machte die Buchung klar.

»Na, hoffentlich gefällt es uns da auch.«

»Besser als bei der alten Trinkerin wird es schon sein.«

»Nenn sie nicht so. Die hat es auch nicht leicht, heutzutage, in Griechenland, mit den ganzen Merkel-Schikanen …«

Ein kleines Streitgespräch über die EU, die Troika und Schäuble kam ins Rollen, was mir nach all dem Ebola-Horror wie süße Mozart-Musik vorkam. Wir legten dabei den langen Weg zum Hotel am anderen Ende der Stadt ganz flott zu Fuß zurück und merkten kaum, wie die Zeit verstrich. Das ist das Schöne bei Intellektuellen, sie können sich immer unterhalten. Und nun schien auch endlich die Sonne, bei ungefähr 28 Grad.

 

Wir kauften uns deutsche Zeitungen und fanden sogar die Straße, in der das Hotel lag, was ein Glück war, da man die griechischen Buchstaben, wie die chinesischen, nicht lesen kann. Das Hotel hieß »Hotel Diamond«. Sehr nette Leute. Der Mann am Empfang sah genauso aus wie Alexis Tsipras. Viele sahen in Griechenland so aus, und noch mehr wie Chordokowski, aber keiner wie Varoufakis. Als ich im Zimmer die Zeitungen las, merkte ich, was wir gerade alles verpassten. Im Zentralkomitee war der Teufel los. Die meisten ZK-Mitglieder verlangten den sofortigen Zahlungsstop an die EU-Banken. Auch das Fernsehen berichtete pausenlos von der ZK-Tagung, die in einem Athener Hotel gleich um die Ecke stattfand.

Harriet, eben noch vital und gnadenlos im Marschieren, baute kräftemäßig wieder ab. Die nächsten vierundzwanzig Stunden lag sie nur auf dem Bett und schlief. Es war natürlich kein Tiefschlaf, und etwa einmal pro Stunde erhob sie sich und trank etwas Wasser. Sie schien keine übergroßen Schmerzen zu haben oder ließ es sich nicht anmerken. Morgens und abends schluckte sie eine pflaumengroße Tablette eines Antibiotikums, das jedoch nicht die geringste Wirkung zeigte. Ich sah fern oder las Zeitung. Das Hotel war herrlich, auch herrlich teuer, am Ende bezahlten wir 330 Euro. Die bezahlten wir gern, denn in der Zeitung stand, alle Griechenland-Urlauber sollten sich mit Bargeld eindecken, da ab Freitag wahrscheinlich kein Bargeld mehr in den EC-Automaten gelagert und die Staatspleite unabwendbar sei. Da es mir nicht gelang, Harriet zum letzten noch intakten EC-Automaten neben dem Parlament zu schleifen – nur sie kannte den Geheimcode –, war ich froh, daß das Hotel die Kreditkarte akzeptierte. Und, wie gesagt, man mußte es einfach lieben. Alles war weiß und sauber, die Klimaanlage funktionierte, im sechsten Stock war der verglaste Frühstücksraum. Dort hielt ich mich möglichst lange auf, während Harriet schlief.

Als mein Abflug näher rückte, schlug ich ihr vor, gemeinsam zurückzufliegen. Sie war erbost. Warum zurückfliegen? War es denn nicht schön? Hatten wir die furchtbaren ersten Tage umsonst durchgestanden? Jetzt begann doch erst unser Urlaub auf Kreta! Dort würden wir uns wohlfühlen, Kreta sei phantastisch.

Zu dem Zeitpunkt glaubte ich wirklich, Harriet sei schwer krank. Sie hatte eine Nebenhöhlenentzündung, und das Antibiotikum wirkte nicht mehr. Jetzt nach Kreta zu fliegen schien mir zu gefährlich zu sein. Aber ich wußte auch, daß sie sich niemals umstimmen ließ. So ergab ich mich in mein Schicksal, besser gesagt in ihres. Sie flog in den bakterienverseuchten Süden, ich zurück in die Zivilisation.

Unsere Flüge gingen nicht zeitgleich. Ich mußte noch ein paar Stunden in Athen verbringen, nachdem wir uns unter vielen echten und falschen Tränen verabschiedet hatten. Wenn ich das sage, so möchte ich das Augenmerk gern auf die echten Tränen lenken, die nicht jeder Leser einem Schriftsteller zutrauen würde. Beim Abschied waren sie noch gespielt, aber kaum war Harriet weg, ergriff mich eine wahrhaftige emotionale Erschütterung. Ich stand noch auf dem Bahnsteig der U-Bahn-Station, deren Linie zum Flughafen führte, um mich herum wuselten hunderte Menschen, fast alle Griechen. Ich sah die kleinen roten Schlusslichter der sich immer weiter entfernenden Bahn und mußte plötzlich so weinen, daß die umstehenden Griechen auf mich aufmerksam wurden. Mir fiel jetzt auf, wie schön die griechischen Frauen doch waren, und machte mir das bewußt, um wieder zu mir zu kommen.

 

Ich wollte einen frisch gepressten Orangensaft trinken, merkte aber, daß ich zu nichts mehr fähig war. Ich konnte nicht ins Hotel zurück, da wir schon ausgecheckt hatten. Ich stand auf einem großen Platz, minutenlang völlig unschlüssig, auf den ausziehbaren Griff meines Rollkoffers gestützt. In meinem Kopf herrschte eine tobende Leere. Die Tränen drückten schon wieder, vom Hinterkopf kommend, gegen die Augen.

Da sprach mich eine Frau an, eine nicht sehr angenehme, etwa sechzigjährige Frau, unserer alten Hexe von der ›airbnb‹-Familie nicht unähnlich. Sie war eine Taxifahrerin und fragte, wo ich hinwollte. Einer Eingebung folgend, sagte ich ihr, auf Englisch, ich wolle zum Zeus-Tempel. Wieselflink hievte sie den Rollkoffer in den Kofferraum ihres Autos.

Endlich in einem Taxi! Sie fuhr los und wollte das Fahrtziel wissen. Na, der Zeus-Tempel! Verstand sie nicht. »The temple of Zeus, the god of the ancient greek people« … keine Chance, sie verstand kein Englisch. Ich schrieb ZEUS auf eine Karte, die ich gerade erst im Hotel bekommen hatte, beim Auschecken. Nun fuhr die zahnlose Person sofort mit Vollgas zum gleichnamigen Hotel. Ich leistete erbitterten Widerstand, rief alles mögliche, auch, beim Zeus!, noch ein paarmal den Namen des griechischen Gottes. Bei einer roten Ampel sprang ich aus dem Wagen und versuchte, den Kofferraum zu öffnen. Es ging nicht. Dort war mein Laptop drinnen, mit all meinen unveröffentlichten Werken, all meinen Photos, all meiner Korrespondenz, Terminplänen und so weiter. Die Frau trat aufs Gaspedal, kam aber nicht weit. Die Straße war verstopft, ich rannte hinterher. Bei der nächsten Ampel war ich wieder am Heck, und diesmal fand ich den kleinen Verriegelungshebel. Die Klappe sprang eiernd auf, ich griff zu – und machte, daß ich davonkam. Es war eine schöne, kleine, zusätzliche Erfahrung, die mich angenehm entemotionalisierte, also Harriet gegenüber. Ich fühlte jetzt, daß ich richtig gehandelt hatte. Auf Kreta wäre ich vor die Hunde gegangen. Die gezählt zweiundfünfzig Mückenstiche taten noch immer mehr als weh. Wer weiß, was die Mücken auf Kreta erst mit mir veranstaltet hätten. Laut Wikipedia übertrugen sie dort Malaria und Denguefieber, ich glaube, ich erwähnte es bereits …

Noch immer vier Stunden bis zum Flug. Was tun?

Eine kindergroße Touristeneisenbahn mit Lokomotive und vier offenen Waggons fuhr neben mir. Warum nicht einsteigen? Ich hatte einen bequemen Doppelplatz gleich im ersten Waggon. Vor mir sah ich die dieselgetriebene Lokomotive mit dem Lokführer, hinter mir nichts, da ich es vorzog, mich nicht umzudrehen.

»How long does it take, the whole trip?« fragte ich.

»One hour!«

Auf diese Weise bekam ich zum ersten Mal wirklich etwas von der Stadt mit, in die ich gereist war. Da wir Chordokowski nicht getroffen hatten und Harriet fast immer im Bett geblieben war, kam es erst jetzt zu dieser substantiellen Erkundung der Hauptstadt Griechenlands. Ich bekam auch Kontakt zur Bevölkerung, weil mir ständig Kinder und manchmal auch ihre Mütter vom Straßenrand aus zuwinkten. Sie fanden die lustige Eisenbahn wohl sympathisch.

Was war sehenswert in Athen? Ich bekam es nun gezeigt. Im Grunde waren es zwei Dinge. Erstens die Bauten der Römer. Diese hatten die Stadt mehr als anderthalb Jahrtausende lang regiert, nämlich vom dritten vorchristlichen bis zum vierzehnten nachchristlichen Jahrhundert, erst West-, dann Oströmer. Das war eine gigantisch lange Zeit, ja einzigartig lang in der Geschichte der Menschheit. Und so gibt es viele römische Bauwerke in dieser Stadt, die doppelt bis dreimal so lang römisch war wie Rom selbst. Die kann man alle anschauen, auf den Sitzen der Bimmelbahn. Es hätte mir gut gefallen, wenn der Lokomotivführer nicht schon bald abgebogen und die zweite Sehenswürdigkeit Athens angesteuert hätte: das Flohmarkt-und-Trödelgeschäfte-Viertel. Das kannte ich aber schon, Harriet hatte mich an ihren wenigen gesunden Tagen gefühlt hundert Stunden lang durch dieses endlose Touristenviertel gezogen, in dem ja auch die ›airbnb‹-Behausung lag. Nicht schon wieder!

Dieses Viertel maß wahrscheinlich die Fläche einer westdeutschen Landeshauptstadt, meinetwegen Stuttgart. Es gab nicht einen Kettchenverkäufer-Stand, es gab nicht zehn oder hundert oder tausend, nein, es gab zehntausend davon. Und auf jeden Kettchenverkäufer-Stand kamen wahrscheinlich zehn oder fünfundzwanzig Touristen, die den Stand beschnupperten. Zwischen all den Ständen, Bauchläden, Geschäften, Märkten und Restaurants gab es wieder reichlich alte Römerbauten, die das Interesse der Photographen erregten, also der Touristen mit Handycamera, also aller Touristen. Die Bauten selbst wären auch wirklich schön gewesen, meistens hellgelb oder weiß, man konnte nie sagen, wo sie zerstört waren und wo nicht. Es waren gerade durch ihre nicht geplante Verformung perfekte Kunstwerke, aber durch die vielen Touristen, die auf ihnen krabbelten wie Ameisen auf einem an sich leckeren Käsebrot, war einem alles verleidet. Nein, man konnte nicht mehr nach Athen fahren.

Man konnte auch nicht mehr woandershin fahren, etwa nach Florenz oder Paris oder Venedig, nein, nie mehr konnte man nach Europa fahren, denn überall herrschte die gleiche Ameisen-auf-Käsebrot-Situation. Dadurch wurden alle Städte gleich, wurden alle Unterschiede und alle Eigenschaften ausgelöscht. Auch die Musik war überall die gleiche. Nicht nur die schon beschriebenen unvermeidlichen ›wilden‹ Trommler, die sich ›in Ekstase trommelten‹, waren allgegenwärtig, auch die Akkordeonspieler mit ihren immer gleichen ein bis zwei traurigen Weisen. Es sind ein paar Tonfolgen, bei denen man nach der zwanzigsten Wiederholung am liebsten wie ein Betrunkener überlaut mit dumpfem »la-la-la« mitgrölen will. Seltsamerweise sind es immer drei Spieler, und immer ist einer davon dreizehn Jahre alt und ein sogenannter ›Roma und Sinti‹. Nein, ich lege mich jetzt fest: Ich war noch niemals in Lissabon, und ich werde auch niemals dorthin reisen. Ich will mir diese letzte europäische Hauptstadt, die ich noch nicht kenne, nicht zerstören lassen. ICH WERDE NIEMALS NACH LISSABON FAHREN!

Und auch nicht nach Bukarest, nicht mehr nach London, nicht nach Palermo, nicht mehr nach Cannes. Es ist vorbei. Ich fahre, wenn überhaupt, noch dorthin, wo ich am besten gelernt habe, den Touristen zu entgehen, nach Rom. Wobei auch hier im letzten Jahrzehnt hunderttausende zusätzliche Outdoor-Restauranttische entstanden sind, so daß zum Beispiel Trastevere oder die Pantheon-Gegend damit ebenso zugewuchert sind wie dieses Trödelviertel in Athen. Es ist wohl so: Man kann überhaupt nicht mehr reisen …

Während ich diesen schwarzen Gedanken nachhing, verlor ich viel Zeit. Die Bimmelbahn hielt nämlich andauernd an, um einen Touristen aufzunehmen und ihm ein Ticket zu verkaufen, was jedesmal viele Minuten dauerte. Nach über zwei Stunden steckte man noch immer in diesem Dschungel fest. Ich sagte dem Lokomotivführer, mein Flugzeug gehe bald. Wann wir denn wieder zurück sein würden?

»In ten minutes!«

Nach drei Stunden sprang ich in Panik aus der fahrenden Eisenbahn, da ich ein leeres Taxi entdeckt hatte. Mit dem fuhr ich zur U-Bahn, doch es war zu spät. Ich erreichte den Flughafen erst elf Minuten vor Abflug meiner Maschine. Es war der einzige Flug nach Wien an diesem Tag. Und in Athen hatte ich nun kein Hotelzimmer mehr, um den nächsten Tag abzuwarten.

Da aber in Griechenland alles Verspätung hat, galt das auch für diesen Flug – er ging gut vierzig Minuten später, und es gelang mir, per Handy meine Bordkarte herunterzuladen. Ich habe nämlich einen Freund, und er heißt iPhone 6.

Im Flugzeug lagen österreichische Zeitungen aus, sogenannte Qualitäts-Printmedien. Ich nahm den »›Standard«, das »Profil« und »Die Presse«. Alle hatten Tsipras auf der Titelseite. Man erwartete den Zusammenbruch Griechenlands in den nächsten Tagen und Stunden. Meine Kehle wurde trocken, als ich das las. Hoffentlich hob das Flugzeug bald ab.

Ich wählte Harriets Nummer. Ob sie noch lebte? Ich hatte ihr am Ende noch fast mein ganzes Bargeld zugesteckt. Sie nahm den Anruf an. Es ging ihr schlecht. Sie weinte.