Richard Gansey III wusste mittlerweile schon gar nicht mehr, wie oft man ihm gesagt hatte, dass ihm Großes vorherbestimmt sei.
Es war ihm in die Wiege gelegt; Edelmut und Zielstrebigkeit prägten beide Seiten seines Stammbaums. Der Vater seiner Mutter war Botschafter gewesen, ein Architekt von Schicksalen; der Vater seines Vaters hingegen war Architekt gewesen, ein Botschafter des Stils. Die Mutter seiner Mutter hatte die Kinder europäischer Prinzessinnen unterrichtet. Die Mutter seines Vaters hatte ihr Erbe darauf verwendet, eine Mädchenschule zu gründen. Die Ganseys waren geborene Höflinge und Könige und wenn es keinen Palast gab, in dem sie willkommen geheißen wurden, dann bauten sie sich selbst einen.
Er war ein König.
Vor langer, langer Zeit war der jüngste Gansey-Spross von Hornissen zu Tode gestochen worden. Schon immer hatten ihm alle Türen offengestanden und selbst im Tod tat sich kurz vor dem Licht am Ende des Tunnels noch ein neuer Korridor auf. Eine Stimme hatte ihm zugeflüstert: Du wirst weiterleben, für Glendower. Jemand auf der Ley-Linie wird sterben, dem es bestimmt war zu leben, und so wirst du leben, dem es bestimmt war zu sterben.
Er war gestorben, aber er war nicht tot geblieben.
Er war ein König.
Seine Mutter, selbst eine Monarchin, kandidierte neuerdings für den Kongress von Virginia und hatte sich, kaum überraschend, elegant an die Spitze der Umfragewerte geschwungen. Immer aufwärts. Hatte daran jemals ein Zweifel bestanden? Ja, seit jeher, denn die Ganseys forderten niemals Gefälligkeiten ein. Oft baten sie nicht einmal darum. Stattdessen taten sie anderen, was sie wollten, das man ihnen tue, und hofften das Beste.
Zweifel – es gab nichts, woran ein Gansey nicht zweifelte. Ein Gansey langte beherzt ins nächtlich trübe Wasser, sein Schicksal ungewiss, bis eine erwartungsvolle Hand das Heft eines Schwerts ertastete.
Und doch – nur wenige Monate zuvor hatte dieser jüngste Gansey die Hand nach der düsteren Ungewissheit der Zukunft ausgestreckt, in der Hoffnung auf ein Schwert, und stattdessen einen Spiegel hervorgezogen.
Gerechtigkeit – auf eine verdrehte Art war es wohl nur fair.
Es war der Abend vor dem fünfundzwanzigsten April, dem Markustag, gewesen. Vor Jahren hatte Gansey Das große Mysterium: Ley-Linien auf der ganzen Welt von Roger Malory gelesen. Darin erklärte Malory ausschweifend, dass einem, wenn man in dieser Nacht auf einer Ley-Linie Wache hielt, die Geister derer erschienen, die innerhalb des nächsten Jahres sterben würden. Gansey hatte schon allerhand Wunder auf oder in der Nähe von Ley-Linien erlebt – ein Mädchen, das im Stockdunkeln ein Buch lesen konnte, solange es sich nicht von der Linie entfernte, eine alte Frau, die nur mit der Kraft ihrer Gedanken eine Obstkiste anheben konnte, die Geburt grauhäutiger Drillinge, die Blut weinten und in deren Adern Salzwasser floss – aber keines dieser Wunder hatte ihn selbst betroffen. Seiner Gegenwart bedurft. Seine Existenz erklärt.
Er wusste nicht, warum er verschont geblieben war.
Er musste wissen, warum er verschont geblieben war.
Also hatte er die Nacht auf der Ley-Linie verbracht, die zu seinem persönlichen Labyrinth geworden war, allein auf dem Parkplatz der Kirche des Heiligen Erlösers. Er hatte nichts gesehen, nichts gehört. Dann, am nächsten Morgen, völlig übermüdet und kaum zu klaren Gedanken fähig, hatte er sich neben seinen Camaro gehockt und sich die Tonaufnahmen der gesamten Nacht angehört.
Auf dem Band hatte seine eigene Stimme geflüstert: »Gansey.« Pause. »Mehr ist da nicht.«
Endlich. Er war nicht mehr bloß ein Zuschauer in dieser Welt; er war ein Teilnehmer.
Doch schon damals hatte Gansey insgeheim einen Verdacht gehegt, was es bedeutete, seinen eigenen Namen gehört zu haben. Wahrscheinlich hatte er es schon gewusst, als eine Stunde später seine Freunde gekommen waren, um ihn und sein liegen gebliebenes Auto zu bergen. Wahrscheinlich hatte er es schon gewusst, als die Wahrsagerinnen aus dem Fox Way 300 ihn eine Tarotkarte ziehen ließen. Wahrscheinlich hatte er es schon gewusst, als er Roger Malory persönlich davon berichtete.
Gansey hatte gewusst, wem die flüsternden Stimmen gehörten, die in der Nacht zum Markustag entlang der Ley-Linien zu vernehmen waren. Aber er hatte Jahre damit zugebracht, seine Ängste im Zaum zu halten und war noch nicht bereit, sie wieder freizulassen.
Jetzt jedoch, nachdem eine der Wahrsagerinnen aus dem Fox Way 300 gestorben war, seit der Tod erneut Realität geworden war, konnte Gansey die Wahrheit nicht länger leugnen.
Eine Wahrheit, wie sie die herbstlichen Jagdhörner des Aglionby-Jagdclubs zu verkünden schienen: Hinfort, hinfort, hinfort.
Er war ein König.
Und dies war das Jahr, in dem er sterben würde.
Je nachdem, wo man anfing, war dies eine Geschichte über die Frauen aus dem Fox Way 300.
Geschichten dehnen sich in alle Richtungen aus. Es war einmal ein Mädchen, das sehr gut darin war, die Zeit zu manipulieren. Schritt zur Seite: Es war einmal die Tochter eines Mädchens, das sehr gut darin war, die Zeit zu manipulieren. Sprung zurück: Es war einmal eine Königstochter, die sehr gut darin war, die Zeit zu manipulieren.
Anfänge und Enden so weit das Auge reichte.
Mit Ausnahme von Blue Sargent waren alle Frauen, die im Fox Way 300 lebten, hellseherisch begabt. Nun hätte man meinen können, dass die Bewohnerinnen dieses Hauses eine Menge gemeinsam hatten, in Wirklichkeit aber hatten sie genauso viel gemeinsam wie eine beliebige Gruppe von Musikern oder Ärzten oder Totengräbern. Hellseherische Kräfte zu haben war weniger ein Charakterzug als vielmehr eine Kombination bestimmter Fähigkeiten. Ein Glaubenskonstrukt. Basierend auf der Überzeugung, dass die Zeit, wie eine Geschichte, nicht linear verlief; die Zeit war ein Ozean. Wenn man nicht den exakten Moment fand, nach dem man suchte, war man möglicherweise nicht weit genug geschwommen. Möglicherweise hatte man auch einfach noch nicht gut genug schwimmen gelernt. Möglicherweise, so räumten die Frauen widerstrebend ein, waren bestimmte Momente aber auch dermaßen weit in den Tiefen der Zeit verborgen, dass man sie den Meeresgeschöpfen überlassen sollte. Wie diesen Anglerfischen mit ihren riesigen Zähnen und diesen Laternen über ihren Mäulern. Oder Persephone Poldma. Die allerdings jetzt tot war und darum vielleicht kein gutes Beispiel.
Es war ein Montag, an dem die noch lebendigen Frauen aus dem Fox Way 300 beschlossen, sich endlich mit Richard Ganseys bevorstehendem Tod, der zunehmenden Zerrüttung ihres eigenen Lebens und den möglichen Zusammenhängen zwischen beidem auseinanderzusetzen. Außerdem hatte Jimi kurz zuvor im Austausch für eine Chakren-Reinigung eine Flasche wunderbar vollmundig-torfigen Whiskeys bekommen und konnte es nicht erwarten, diese in netter Gesellschaft zu leeren.
Calla trat nach draußen in den schneidenden Oktoberwind, um das Schild neben dem Briefkasten auf die Seite mit der Aufschrift »Geschlossen – Bitte besuchen Sie uns bald wieder!« zu drehen. Im Haus legte unterdessen Jimi, eine überzeugte Anhängerin der Kräutermagie, mehrere kleine mit Beifuß gefüllte Kissen aus (um den Übergang der Seele in andere Welten zu begünstigen) und räucherte Rosmarin über Holzkohle (fürs Erinnern und Hellsehen, was im Grunde dasselbe war, nur in unterschiedliche Richtungen). Orla schwenkte ein schwelendes Bündel Salbei über einem Deck Tarotkarten. Maura füllte eine schwarzgläserne Sehschale. Gwenllian trällerte ein boshaftes kleines Liedchen, während sie einen Kreis von Kerzen anzündete und die Rollos herunterließ. Als Calla zurück ins Sitzungszimmer kam, trug sie drei Statuen in der Armbeuge.
»Hier riecht’s ja wie in ’ner verdammten Pizzabude«, knurrte sie Jimi zu, die leise vor sich hin summte, während sie weiter fächelnd den Rauch verteilte und dabei mit ihrem ausladenden Hinterteil wackelte. Calla stellte die Oyá-Statue mit dem wilden Blick neben ihren eigenen Stuhl und die des tanzenden Oshun neben Mauras. Dann griff sie nach der dritten Statue: Yemaya, eine wasserverbundene Göttin, die, wenn sie nicht auf der Kommode in Callas Schlafzimmer stand, ihren Platz stets neben Persephone gehabt hatte. »Maura, ich weiß nicht, wo ich jetzt Yemaya hinstellen soll.«
Maura deutete auf Gwenllian, die zurückdeutete. »Da du das ja nicht mit Adam machen willst, kommt sie neben sie.«
»So habe ich das nie gesagt«, widersprach Calla. »Er ist nur einfach zu eng mit all dem verbunden.«
Tatsache war, dass sie alle zu eng mit der Situation verbunden waren. Und das schon seit Monaten. Sie waren so eng mit der Situation verbunden, dass es schwierig zu beurteilen war, ob sie nicht vielleicht das Problem waren.
Orla, die schon die ganze Zeit geräuschvoll Kaugummi kaute, hielt kurz inne, um zu fragen: »Sind wir dann so weit?«
»MmmmhmmmhmmmBluefehlthmmmmhmmmm«, antwortete Jimi, noch immer summend und fächelnd.
Blues Abwesenheit war tatsächlich ungewöhnlich. Mit ihrer natürlichen Gabe, hellseherische Kräfte zu verstärken, wäre sie in einer Sitzung wie dieser äußerst nützlich gewesen, aber die anderen hatten am Abend zuvor flüsternd beschlossen, dass es grausam gewesen wäre, Ganseys Schicksal vor ihr zu diskutieren, wenn es nicht unbedingt nötig war. Sie würden sich mit Gwenllian abfinden müssen, die nicht halb so brauchbar, aber dafür doppelt so nervtötend war.
»Wir erzählen ihr dann später, was wir rausgefunden haben«, sagte Maura. »Dann hole ich jetzt wohl mal Artemus aus dem Schrank.«
Artemus: Mauras Ex, Blues leiblicher Vater, Glendowers Berater, Wandschrankbewohner des Fox Way 300. Er war erst vor gut einer Woche aus einer magischen Höhle befreit worden und hatte sich seitdem in keinster Weise als Zugewinn für ihre emotionalen oder intellektuellen Ressourcen erwiesen. Calla fand ihn rückgratlos (womit sie nicht unrecht hatte). Maura argwöhnte, dass die anderen ihn einfach nicht verstanden (womit sie nicht unrecht hatte). Jimi behauptete, noch nie einen Mann mit einer so langen Nase gesehen zu haben (womit sie nicht unrecht hatte). Orla hielt es für Unsinn, sich zum Schutz gegen eine Hellseherin, die einen hasste, in einem Vorratsschrank zu verstecken (womit sie nicht unrecht hatte). Gwenllian war die Hellseherin, die ihn hasste (womit sie nicht unrecht hatte).
Maura brauchte eine Weile, um Artemus zu überreden, den Wandschrank zu verlassen, und nachdem er sich endlich zu ihnen an den Tisch gesellt hatte, wirkte er dort absolut fehl am Platz. Das lag teilweise daran, dass er ein Mann war und teilweise daran, dass er wesentlich größer war als alle anderen. Hauptsächlich aber lag es an seinen dunklen, permanent besorgt blickenden Augen, die erahnen ließen, dass er einiges von der Welt gesehen hatte, was zu viel für ihn gewesen war. Seine spürbare Furcht stand in krassem Gegensatz zum variierenden Maß an Selbstbewusstsein der Hellseherinnen im Raum.
Maura und Calla hatten ihn beide schon gekannt, bevor Blue auf die Welt gekommen war, und waren der Meinung, dass Artemus sich zu seinem Nachteil verändert hatte. Das hieß, Maura dachte »zu seinem Nachteil verändert«. Calla dachte lediglich »verändert«, weil sie von Anfang an nicht viel von ihm gehalten hatte. Andererseits hatte sie auch noch nie etwas für schlaksige Männer aus magischen Höhlen übriggehabt.
Jimi schenkte Whiskey aus.
Orla schloss die Tür des Sitzungszimmers.
Die Frauen nahmen ihre Plätze ein.
»So eine Riesenscheiße«, fasste Calla die Situation eröffnend zusammen (womit sie nicht unrecht hatte).
»Er ist nicht zu retten, oder?«, fragte Jimi. Sie meinte Gansey. Ihre Augen schimmerten feucht. Gansey lag ihr nicht unbedingt besonders am Herzen, aber sie war eine empfindsame Frau und wäre wohl beim Gedanken an jeden jungen Menschen, der so früh aus dem Leben gerissen werden sollte, betrübt gewesen.
»Mm«, machte Maura.
Die Frauen griffen zu ihren Gläsern. Artemus nicht. Er warf einen nervösen Blick in Gwenllians Richtung. Gwenllian, wie immer imposant mit ihrer bauschigen Turmfrisur voller Stifte und Blumen, starrte zurück. Die glühenden Pfeile, die aus ihren Augen zu schießen schienen, drohten die Alkoholreste in ihrem Whiskeyglas zu entzünden.
»Sollten wir es aufhalten?«, fragte Maura.
Orla, die Jüngste und Lauteste im Zimmer, lachte ihr junges, lautes Lachen. »Wie genau willst du ihn denn aufhalten?«
»Ich sagte ›es‹, nicht ›ihn‹«, erwiderte Maura ein wenig schnippisch. »Ich behaupte ja gar nicht, dass ich die Macht hätte, diesen Jungen davon abzuhalten, weiterhin ganz Virginia nach seinem eigenen Grab abzusuchen. Aber zumindest die anderen.«
Calla stellte klirrend ihr Glas ab. »Oh, ich könnte ihn schon aufhalten. Aber darum geht es nicht. Die Weichen sind doch längst gestellt.«
(Die Weichen: der pensionierte Auftragsmörder, der seit einiger Zeit mit Maura das Bett teilte; dessen vom Übernatürlichen besessener Ex-Boss, der momentan wohl in Boston im Bett lag; der ominöse Schlafende, der unterhalb der Ley-Linie im Stein begraben lag; die bizarren Kreaturen, die aus einer Höhle hinter einem verlassenen Farmhaus krochen; die wachsende Kraft der Ley-Linie; der magische Wald, der auf ihr wuchs; der Pakt, den einer der Jungen mit diesem Wald geschlossen hatte; ein anderer Junge, der Dinge aus Träumen in die Wirklichkeit holen konnte; ein toter Junge, der sich weigerte zu ruhen; ein Mädchen, das auf übernatürliche Weise neunzig Prozent alles oben Genannten verstärkte.)
Die Frauen griffen zu ihren Gläsern.
»Sollen wir sie weiter in diesen verrückten Wald gehen lassen?«, fragte Orla. Sie mochte Cabeswater nicht besonders. Sie war einmal mit Blue und ihren Freunden dort gewesen und dem Wald dabei nah genug gekommen, um … ihn zu fühlen. Orlas hellseherische Gabe funktionierte am besten über Telefon oder E-Mail; Gesichter verfälschten bloß die Wahrheit. Cabeswater hatte kein Gesicht und die Ley-Linie war so etwas wie die beste Telefonleitung der Welt. Sie hatte spüren können, wie der Wald sie um Dinge bat. Wenn auch nicht genau, um welche. Sie war auch nicht direkt überzeugt, dass es schlechte Dinge gewesen waren. Aber sie hatte die enorme Tragweite seiner Forderungen gespürt, das Gewicht seiner Versprechen. Lebensverändernd. Nichts für ungut, aber Orla war ganz zufrieden mit ihrem Leben, also hatte sie gemacht, dass sie wegkam.
»Der Wald ist in Ordnung«, meldete sich Artemus zu Wort.
Alle fünf Frauen starrten ihn an.
»Definiere ›in Ordnung‹«, verlangte Maura.
»Cabeswater liebt sie.« Artemus faltete die riesigen Hände im Schoß und wandte ihnen seine riesige Nase zu. Sein Blick zuckte immer wieder zu Gwenllian, als fürchtete er, sie könnte ihm jeden Moment an die Kehle springen. Gwenllian erstickte bedeutungsvoll eine der Kerzen mit ihrem Whiskeyglas; der Sitzungssaal wurde um eine winzige Flamme düsterer.
»Wärst du so freundlich, das etwas auszuführen?«, drängte Calla.
Artemus war nicht so freundlich.
»Danke für den Beitrag, wir werden ihn bei unserer Entscheidung berücksichtigen«, sagte Maura.
Die Frauen griffen zu ihren Gläsern.
»Soll jemand, der sich im Moment in diesem Raum aufhält, sterben?«, wollte Jimi wissen. »Oder ist sonst noch irgendwer, den wir kennen, bei der Kirchenwache aufgetaucht?«
»Wir werden dabei nicht berücksichtigt«, antwortete Maura. Die Kirchenwache sagte lediglich den Tod von Menschen voraus, die in Henrietta oder direkt auf dem spirituellen Pfad geboren (oder, wie in Ganseys Fall, wiedergeboren) worden waren, und das galt für niemanden, der in diesem Moment am Tisch im Sitzungszimmer saß.
»Blue schon«, merkte Orla an.
Maura stapelte energisch ihre Karten, nahm sie wieder auseinander, stapelte sie erneut. »Das heißt aber noch lange nicht, dass sie in Sicherheit ist. Es gibt schlimmere Schicksale als den Tod.«
»Dann lasst uns mischen«, sagte Jimi.
Jede der Frauen presste rasch ihr Kartendeck ans Herz und begann dann zu mischen, bevor sie schließlich eine einzelne Karte herauszog. Diese Karten legten sie offen vor sich auf den Tisch.
Tarot ist eine sehr persönliche Angelegenheit, darum spiegelte jedes Kartendeck den Charakter seiner Besitzerin wider. Mauras wurde von dunklen Linien und Grundfarben dominiert, funktional und gleichzeitig kindlich. Callas dagegen wirkte opulent mit seinen übersättigten Farben und jedes einzelne Motiv schien vor Details zu bersten. Orlas zeigte ausnahmslos Paare beim Küssen oder beim Sex, ob es nun zur Bedeutung der Karte passte oder nicht. Gwenllian hatte sich ihr eigenes Tarotdeck gestaltet, indem sie ein normales Kartenspiel mit düsteren, fieberhaft anmutenden Symbolen bekritzelt hatte. Jimi benutzte noch immer das »Heilige Katzen und Göttinnen«-Deck, das sie 1992 in einem Trödelladen gefunden hatte.
Die Frauen hatten fünf verschiedene Versionen des Turms aufgedeckt. Callas machte die Bedeutung der Karte vielleicht am deutlichsten: Eine Burg mit der Aufschrift »STABILITÄT« wurde vom Blitz getroffen und brannte, während sie gleichzeitig von natternartigen Geschöpfen angegriffen wurde. Eine Frau in einem Fenster bekam die volle Wucht des Blitzschlags zu spüren. Oben auf der Turmspitze war ein Mann von der Befestigungsmauer gestürzt – oder gesprungen. Er stand ebenfalls in Flammen und eins der Geschöpfe setzte ihm nach.
»Also müssen wir alle sterben, es sei denn, wir unternehmen was«, fasste Calla zusammen.
Gwenllian sang: »Owynus dei gratia Princeps Waliae, ha la la, Princeps Waliae, ha la la –«
Artemus stieß ein Wimmern aus und machte Anstalten aufzustehen, aber Maura legte beruhigend ihre Hand auf seine.
»Wir müssen alle sterben«, wiederholte Maura. »Irgendwann. Lasst uns deswegen nicht in Panik verfallen.«
Callas Blick lag auf Artemus. »Hier verfällt nur einer in Panik.«
Jimi reichte die Whiskeyflasche herum. »Zeit für ein paar Lösungen, meine Lieben. Wie sollen wir bei der Suche vorgehen?«
Alle Frauen blickten in die dunkle Sehschale. Sie war an sich nichts Besonderes: ein gläserner Dekoartikel für 11 Dollar aus einem dieser Läden, in denen man Katzenfutter, Rindenmulch und billige Elektrogeräte kaufen konnte. Der Cranberrysaft, mit dem sie gefüllt war, hatte keinerlei magische Kräfte. Dennoch verströmte die Flüssigkeit etwas Unheilvolles, wirkte ruhelos. In ihrer Oberfläche spiegelte sich nichts als die dunkle Decke, aber sie sah aus, als wollte sie dringend mehr zeigen. Die Sehschale schien die Möglichkeiten abzuwägen – und sie waren längst nicht alle gut.
(Eine Möglichkeit: mithilfe des Spiegelbilds seine Seele vom Körper zu trennen und Letzteren tot zurückzulassen.)
Obwohl Maura diejenige gewesen war, die die Sehschale aufgestellt hatte, schob sie sie nun beiseite.
»Lasst uns eine Lebensdeutung machen«, schlug Orla vor und ließ eine Kaugummiblase platzen.
»Och, nee«, stöhnte Calla.
»Du meinst, für uns alle?«, fragte Maura, als hätte Calla nicht gerade protestiert. »Unser Leben als Gruppe?«
Orla machte eine Geste, die alle Kartendecks einschloss; ihre riesigen Holzarmreife klapperten zufrieden gegeneinander.
»Ich wäre dafür«, verkündete Maura. Calla und Jimi seufzten.
Normalerweise kam bei einer Tarotsitzung nur ein kleiner Teil der achtundsiebzig Karten eines Decks zum Einsatz. Drei, oder zehn. Manchmal auch eine oder zwei zusätzlich, wenn mehr Klarheit vonnöten war. Die Position jeder Karte stand für eine Frage: Wie steht es um dein Unterbewusstsein? Wovor hast du Angst? Was brauchst du? Und die Karte, die an der jeweiligen Position lag, lieferte die Antwort.
Achtundsiebzig Karten waren eine Menge Antworten auf eine Menge Fragen.
Erst recht mal fünf genommen.
Calla und Jimi seufzten abermals, begannen jedoch zu mischen. Denn eins stand fest: Sie hatten eine Menge Fragen. Und sie würden eine Menge Antworten brauchen.
Wie auf ein geheimes Zeichen hin hörten die Frauen alle im selben Moment auf zu mischen, schlossen die Augen und drückten sich erneut ihre Kartendecks ans Herz, während sie sich ausschließlich aufeinander konzentrierten, darauf, wie ihre Leben miteinander verflochten waren. Die Kerzen flackerten. Lange, kurze und wieder lange Schatten zuckten hinter den Götterstatuen. Gwenllian fing an zu summen und nach einem Moment fiel Jimi mit ein.
Nur Artemus saß ein Stück entfernt, die Brauen zusammengezogen.
Doch die Frauen bezogen ihn mit ein, als sie ihre Karten auszulegen begannen. Zuerst legten sie eine Reihe von Karten zu einem soliden Stamm und wisperten einander dabei Positionen und Bedeutungen zu. Dann formten sie aus weiteren Karten Äste, die auf Artemus, auf Jimi, auf Orla deuteten. Sie formten Wurzeln, die auf Calla, auf Maura, auf Gwenllian deuteten. Sie steckten die Köpfe zusammen, schoben Karten übereinander, lachten über das Gewirr und schnappten nach Luft angesichts der Formationen.
Nach einer Weile kristallisierte sich eine Geschichte heraus. Sie handelte von den Menschen, die sie beeinflusst hatten, und jenen, die von ihnen beeinflusst worden waren. Selbst die pikanten Details kamen nicht zu kurz: Maura, die sich in Artemus verliebt hatte; Jimi, die Calla einen Faustschlag versetzt hatte; Orla, die heimlich das gemeinsame Bankkonto für eine Wahrsage-Website geplündert hatte, deren Erfolg noch auf sich warten ließ; Blue, die von zu Hause ausgerissen und von der Polizei zurückgebracht worden war; Persephone, die gestorben war.
Der Ast, der zu Artemus führte, wirkte düster und morsch, durchsetzt von Angst und Schwertern. Die Dunkelheit führte zurück zum Stamm, wo sie sich mit einer anderen Finsternis vermischte, die von Gwenllians Wurzel herrührte. Es war ohne Zweifel diese Finsternis, die sie alle töten würde, wenn sie nichts unternahmen, obwohl niemand sie eindeutig identifizieren konnte. Die Gabe der Frauen hatte noch nie in die Gefilde direkt über der Ley-Linie vordringen können und genau dort hatte die Dunkelheit ihren Ursprung.
Die Lösung jedoch lag offenbar irgendwo jenseits der Ley-Linie. Sie schien facettenreich, unstet, kompliziert. Aber das Fazit lag auf der Hand.
»Sie sollen zusammenarbeiten?«, fragte Calla ungläubig.
»Das sagen die Karten«, pflichtete Maura ihr bei.
Jimi griff nach der Whiskeyflasche, doch die war leer. »Können wir das Problem nicht einfach allein lösen?«
»Wir sind Menschen«, entgegnete Maura. »Ganz normale Menschen. Sie sind besonders. Adam ist an die Ley-Linie gebunden. Ronan ist ein Träumer. Und Blue verstärkt das alles.«
»Richie Rich ist ein ganz normaler Mensch«, bemerkte Orla.
»Stimmt, und er wird sterben.«
Wieder beugten sich die Frauen über die Karten.
»Heißt das, sie ist noch am Leben?«, fragte Maura und tippte auf eine Karte in einem der Äste – die Königin der Schwerter.
»Sieht so aus«, brummte Calla.
»Heißt das, sie wird uns verlassen?«, fragte Orla und tippte auf eine andere Karte, die sich auf eine andere Sie bezog.
»Sieht so aus«, seufzte Maura.
»Heißt das, sie kommt zurück?«, wollte nun Calla wissen und tippte auf eine dritte Karte, die sich auf eine dritte Sie bezog.
»Sieht so aus«, kreischte Gwenllian und sprang, wild im Kreis wirbelnd, von ihrem Platz auf.
Keine von ihnen konnte länger still sitzen. Calla schob ihren Stuhl zurück. »Ich brauche noch einen Drink.«
Jimi schnalzte zustimmend. »Wenn das Ende der Welt bevorsteht, darf ich mir wohl auch noch einen genehmigen.«
Während die anderen aufstanden, blieb Maura sitzen und betrachtete Artemus’ vergifteten Ast, dann Artemus selbst, der mit hochgezogenen Schultern dahinter hockte. Auch auf sie übten geheimnisvolle Männer aus Zauberhöhlen schon lange keinen Reiz mehr aus. Trotzdem hatte sie nicht vergessen, dass sie Artemus einmal geliebt hatte, und von diesem Artemus war nicht mehr viel übrig.
»Artemus?«, fragte sie sanft.
Er hob nicht den Kopf.
Sie berührte mit dem Finger sein Kinn; er zuckte zurück. Sie drehte seinen Kopf, bis sie einander in die Augen sahen. Es war noch nie seine Art gewesen, Schweigen mit Worten zu füllen, und daran schien sich nichts geändert zu haben. Er sah aus, als würde er nie wieder reden, wenn es nach ihm ginge.
Seit sie beide zusammen aus der Höhle geklettert waren, hatte Maura ihn nicht nach all den Jahren gefragt, in denen sie sich nicht gesehen hatten. Jetzt jedoch fragte sie: »Was ist passiert, dass du so geworden bist?«
Er schloss die Augen.
Wo zum Teufel ist Ronan?«, fragte Gansey und wiederholte damit die Worte Tausender, seit die Menschheit die Fähigkeit zu sprechen entwickelt hatte. Er trat aus dem Schulgebäude und legte den Kopf in den Nacken, als könnte Ronan Lynch – begnadeter Träumer, bewährter Kämpfer, notorischer Schulschwänzer – irgendwo über ihm schweben. Was er nicht tat. Nur ein einsames Flugzeug zog lautlos einen weißen Streifen ins tiefe Blau über der Aglionby Academy. Jenseits des schmiedeeisernen Zauns gab das Städtchen Henrietta geschäftige Nachmittagsgeräusche von sich. Diesseits des Zauns gaben die Schüler der Aglionby ungeschäftige Teenagergeräusche von sich. »War er in Physik da?«
Adam Parrish – Zauberer und unlösbares Rätsel, Schüler und Logiker, Mann und Junge – schwang sich seinen optimistisch vollgestopften Messenger Bag von einer Schulter auf die andere. Er hatte keine Ahnung, wie Gansey auf die Idee kam, dass Ronan heute auch nur in der Nähe der Schule gewesen sein sollte. Nach der Woche voller magischer Höhlen und mysteriöser Schlafender, die sie gerade hinter sich hatten, musste selbst Adam all seine Willenskraft zusammennehmen, um sich auf den Unterricht zu konzentrieren, und Adam war der motivierteste Schüler von allen. Ronan dagegen war schon vorher nur zu den Lateinstunden aufgetaucht, und seit vor Kurzem alle Schüler statt Latein zusätzliche Französischlektionen aufgebrummt bekommen hatten – was hätte er hier noch gesollt?
»Ja oder nein?«, beharrte Gansey.
»Ich dachte, das wäre eine rhetorische Frage gewesen.«
Ganseys Unmut hielt ungefähr genauso lange an, wie ein später Schmetterling brauchte, um sich vom Herbstwind an ihnen vorbeitragen zu lassen. »Er versucht es ja nicht mal.«
Über eine Woche war vergangen, seit sie Maura – Blues Mutter – und Artemus – Blues … Vater? – aus dem Höhlensystem befreit hatten. Drei Tage, seit sie Roger Malory – Ganseys steinalten britischen Freund – in den Flieger zurück nach Europa gesetzt hatten. Und zwei Tage, seit sie wieder zur Schule mussten.
Null Tage, an denen Ronan sie mit seiner Anwesenheit beehrt hatte.
War das verdammt noch mal Verschwendung? Ja. War das alles Ronan Lynchs Schuld? Ja.
Hinter ihnen im Gebäude läutete durchdringend die Schulglocke, zwei Minuten, nachdem die Stunde tatsächlich geendet hatte. Es war eine echte Glocke mit einem echten Zugseil, das am Ende jeder Stunde von einem echten Schüler betätigt werden musste. Die Zwei-Minuten-Diskrepanz ließ ihm vorzeitig graue Haare wachsen. Er mochte es, wenn Leute ihre Aufgaben ernst nahmen.
»Sag was«, sagte Gansey.
»Die Glocke.«
»Eine Schande«, pflichtete Gansey ihm bei.
Die beiden Freunde verließen den gepflasterten Pfad und machten sich auf über die Sportplätze. Es war der pure Luxus, dieser Weg vom Naturwissenschaftsgebäude zur Gruber Hall, zehn Minuten Zeit zum Luftschnappen und Sonnetanken zwischen den Stunden. Normalerweise empfand Adam jede Sekunde, die er auf dem Schulgelände verbrachte, als tröstlich; die immer gleiche Routine hatte etwas Beruhigendes. Fleißig lernen. Zum Unterricht erscheinen. Die Hand heben. Die Frage beantworten. Schnurstracks Richtung Abschluss. Seine Klassenkameraden klagten oft über die viele Arbeit. Arbeit! Arbeit war für Adam die rettende Insel auf stürmischer See.
Und die See war mehr als stürmisch. Monster tobten in der Ley-Linie unter Adams Füßen. Unter seinen Händen und Augen, die er Cabeswater verschrieben hatte, wuchs ein Wald. Und Gansey sollte noch vor nächstem April sterben. Das war der aufgewühlte Ozean – die Insel war Glendower. Ihn zu wecken würde bedeuten, dass ihnen eine Gunst zuteilwurde, und die würden sie dafür nutzen, Ganseys Leben zu retten. Dieses verzauberte Land brauchte einen verzauberten König.
Am Wochenende zuvor hatte Adam zweimal geträumt, dass sie Glendower bereits gefunden hätten und nun von Neuem nach ihm suchten. In der ersten Nacht war es ein Albtraum gewesen. In der zweiten eine Erlösung.
Vorsichtig fragte er: »Wo machen wir weiter mit der Glendower-Suche?«
»In der Dittley-Höhle«, antwortete Gansey.
Adam horchte auf. Gansey war normalerweise ein Verfechter besonnenen Vorgehens und die Dittley-Höhle stellte das genaue Gegenteil dar. Zunächst einmal waren, seit sie Glendowers Tochter Gwenllian befreit hatten, immer wieder die seltsamsten Wesen daraus hervorgekrochen. Außerdem hatte Piper Greenmantle im Höhleneingang Jesse Dittley erschossen. Die Höhle verströmte einen regelrechten Gestank nach vergangenem und zukünftigem Tod. »Glaubst du nicht, Gwenllian hätte es uns gesagt, wenn das Grab ihres Vaters nur ein Stück neben ihrem eigenen läge, anstatt uns in diese Knochenhöhle stolpern zu lassen?«
»Ich glaube, Gwenllian verfolgt ihre ganz eigenen Ziele«, erwiderte Gansey. »Und welche das sind, muss ich erst noch rausfinden.«
»Ich bin nur nicht sicher, ob es das Risiko wert ist. Außerdem ist die Höhle ein Tatort.«
Wenn Ronan bei ihnen gewesen wäre, hätte er gesagt: »Die ganze Welt ist ein Tatort.«
»Heißt das, du hast bessere Vorschläge?«, fragte Gansey.
Vorschläge? Im Plural? Adam wäre froh gewesen, wenn er auch nur eine einzige Idee bei der Hand gehabt hätte. Die Höhle in Cabeswater, der bislang vielversprechendste Ansatz, war während ihrer letzten Exkursion eingestürzt und noch hatte sich keine Alternative aufgetan. Gansey hatte damals angemerkt, das Ganze komme ihm vor wie eine Prüfung, in der sie sich erst würdig erweisen müssten, und Adam hatte ihm nur zustimmen können. Cabeswater hatte ihnen eine Aufgabe gestellt, sie hatten sich an die Lösung gemacht und wie es aussah, waren sie ihr nicht gewachsen. Dabei hatte sich alles so richtig angefühlt. Ronan und er hatten zusammengearbeitet, um die Höhle von potenziellen Gefahren zu bereinigen, und dann hatten sie alle mit vereinten Kräften eine uralte Herde von Skeletten zum Leben erweckt, die Ronan und Blue schließlich zu Maura geführt hatten. Abend für Abend gab Adam sich seitdem vor dem Einschlafen den Erinnerungen an diesen Tag hin. An Ronans Träume, an seine eigene Konzentration auf die Ley-Linie, an Blue, die ihre Fähigkeiten verstärkt hatte, an Gansey, auf dessen Befehl hin das Ganze schließlich seinen Lauf nahm. Adam hatte sich noch nie zuvor so … integriert gefühlt. Sie hatten funktioniert wie ein Uhrwerk.
Aber es hatte sie nicht zu Glendower gebracht.
»Mit Artemus reden?«, überlegte Adam.
Gansey gab einen Hm-Laut von sich. Der hätte bei jedem pessimistisch gewirkt – bei ihm jedoch verdoppelte sich der Effekt noch. »Mit Artemus zu reden ist nicht das Problem. Sondern ihn dazu zu kriegen, mit uns zu reden.«
»Du behauptest doch immer, du könntest so überzeugend sein«, merkte Adam an.
»Eine Annahme, die sich in der Praxis nicht bestätigt hat.«
»Gansey-Boy!«, schallte eine Stimme über die Sportplätze. Whitman, einer von Ganseys ehemaligen Ruderkameraden, hob drei Finger zum Gruß. Gansey reagierte nicht, bis Adam ihn leicht mit dem Handrücken an der Schulter berührte. Gansey sah blinzelnd hoch und im nächsten Moment schob sich sein typisches Richard-Campbell-Gansey-III-Lächeln über sein Gesicht. Wie wertvoll dieses Lächeln war, das über Generationen von Vater zu Sohn weitergegeben oder, in sohnlosen Phasen, in Aussteuertruhen verstaut wurde, poliert und zur Schau gestellt, wann immer sich die Gelegenheit bot.
»Shitwhit«, rief Gansey nun in breitem Südstaatenakzent zurück und deutete auf seinen Schritt. »Du hast den Schlüssel stecken lassen!«
Lachend schloss Whitman seinen Hosenstall. Dann kam er zu ihnen herübergejoggt und Gansey und er plauderten eine Weile entspannt. Kurz darauf gesellten sich zwei weitere Jungen zu ihnen, dann noch zwei. Sie scherzten miteinander, fröhlich, aufgeweckt, gutmütig – ein Werbeplakat für einen gesunden Lebensstil und gute Bildung.
Diese Disziplin hatte Adam nie so recht gemeistert, trotz monatelanger eingehender Studien. Er hatte Ganseys Verhalten analysiert, die Reaktionen der anderen Jungen seziert, Dialogmuster katalogisiert. Er hatte beobachtet, wie eine einzige lässige Geste einen Schwall zwangloser männlicher Konversation hervorlockte, mühelos wie der Schwenk eines Zauberstabs. Er hatte unermüdlich jede noch so kleine Veränderung registriert: wie ein niedergeschlagener Gansey sich von einem Moment auf den anderen in einen geselligen verwandeln konnte. Dennoch hatte er die Theorie nie in die Praxis umzusetzen vermocht. Warme Begrüßungsworte erstarrten in seinem Mund zu Eis. Legere Gesten wirkten abfällig. Stetiger Augenkontakt wurde zu einem irritierenden Starren.
Quartal für Quartal hatte er den Kurs wiederholt, bis er schließlich staunend zu dem Schluss gekommen war, dass es offenbar Fähigkeiten gab, die selbst ein Adam Parrish sich nicht erarbeiten konnte.
»Wo ist Parrish?«, erkundigte sich Engle.
»Na, hier«, antwortete Gansey.
»Oh, keine Ahnung, wie mir der frostige Gletscherhauch entgehen konnte«, erwiderte Engle. »Wie läuft’s, Alter?«
Das war eine rhetorische Frage, zu beantworten mit einem angedeuteten Lächeln. Die Jungen waren wegen Gansey hier. Wo ist Parrish? An einem Ort, der zu weit entfernt ist, um ihn zu Fuß zu erreichen.
Früher hätte Adam diese Dynamik als beunruhigend empfunden. Als bedrohlich. Inzwischen jedoch war er sich seines Rangs als einer von Ganseys zwei engsten Vertrauten sicher, also vergrub er bloß die Hände in den Taschen und lief schweigend neben den anderen her.
Mit einem Mal spürte er, wie Gansey neben ihm schlagartig angespannt war. Die anderen johlten und lachten weiter, Ganseys Gesicht jedoch hatte einen nachdenklichen Ausdruck angenommen. Adam folgte seinem Blick zu den großen Säulen, die das Dach der Gruber Hall stützten. Dazwischen, am oberen Ende der Treppe, stand Mr Child, der Schulleiter, mit einem Buch oder etwas Ähnlichem in der Hand. Er war ein knochiger, ledriger Geier von einem Mann, eine leibhaftige Empfehlung für Sonnencreme und breitkrempige Hüte.
»Gentlemen«, rief er ihnen zu. »Also wirklich, ich konnte Sie bis in mein Büro hören. Müssen Sie sich denn aufführen wie ein Schwarm Raben? Ab in den Unterricht!«
Fäuste wurden gegeneinandergestoßen, Haare zerstrubbelt, Schultern geklopft. Die anderen Jungen zerstreuten sich; Gansey und Adam blieben allein zurück. Child hob kurz, an Gansey gewandt, die Hand zu einer Art Winken, bevor er zurück im Verwaltungstrakt der Gruber Hall verschwand.
Gansey machte wieder ein ärgerliches Gesicht und dann machte er auf einmal gar keins mehr. Er marschierte voran.
»Was war denn das?«, fragte Adam.
Gansey tat so, als hätte er ihn nicht gehört, während sie die Treppe hochgingen, auf der eben noch Child gestanden hatte.
»Gansey. Was war das?«
»Was war was?«
»Die Hand. Child.«
»Er wollte halt freundlich sein.«
Nun war es nichts Ungewöhnliches, dass die Leute zu Gansey freundlicher waren als zu Adam, aber für ihren Schulleiter war es überaus ungewöhnlich. »Sag meinetwegen, dass du es mir nicht sagen willst, aber lüg mich nicht an.«
Gansey steckte sich umständlich das Hemd seiner Schuluniform in die Hose und zog seinen Pullover zurecht. Er sah Adam nicht an. »Ich will keinen Streit.«
Adam wagte eine wohlüberlegte Vermutung. »Ronan.«
Ganseys Blick huschte kurz zu ihm und kehrte dann zu seinem Pullover zurück.
»Ist nicht dein Ernst«, sagte Adam. »Was? Nein. Das hast du nicht gemacht.«
Er wusste selbst nicht genau, wessen er Gansey überhaupt bezichtigte. Aber er wusste, was Gansey sich für Ronan wünschte – und was Gansey tat, um seinen Willen zu bekommen.
»Ich will keinen Streit«, wiederholte Gansey.
Er streckte die Hand zum Türgriff aus. Adam trat ihm in den Weg.
»Guck dich bitte mal um. Siehst du Ronan hier irgendwo? Schule interessiert ihn nicht. Ihm das Futter in den Rachen zu stopfen macht ihn auch nicht hungrig.«
»Ich will keinen Streit.«
Ein Summen an Ganseys Körper rettete ihn; sein Handy klingelte. Streng genommen durften sie während der Schulzeit keine Anrufe entgegennehmen, aber er holte das Telefon trotzdem hervor und drehte das Display so, dass Adam es sehen konnte. Adam fielen zwei Dinge gleichzeitig auf: Erstens behauptete das Handy, der Anruf komme von Ganseys Mutter, was vermutlich stimmte, und zweitens behauptete es, es sei 6:21 Uhr, was definitiv nicht stimmte.
Adam veränderte kaum merklich seine Position, sodass er Gansey nicht länger den Weg versperrte, sondern presste stattdessen die Hand auf das Holz der Tür und lauschte auf Cabeswater.
Gansey hielt sich das Handy ans Ohr. »Hallo? Oh. Mom, ich bin in der Schule. Nein, Wochenende war gestern. Nein. Natürlich. In Ordnung, aber mach schnell.«
Während Gansey telefonierte, spürte Adam die Gegenwart Cabeswaters, das ihm anbot, seine Müdigkeit zu lindern, und nur für eine Minute gab er der Versuchung nach. Ein paar unbeschwerte Atemzüge lang war er von Blättern und Wasser, Baumstämmen, Wurzeln, Felsen und Moos umgeben. Die Ley-Linie sirrte in seinem Inneren, pulsierte im Takt seines Herzens – oder umgekehrt. Adam begriff, dass der Wald ihm etwas mitteilen wollte, aber er kam nicht ganz dahinter, was es war. Er würde nach der Schule eine Sitzung mit der Sehschale einlegen müssen oder, wenn er die Zeit fand, direkt in den Wald fahren.
Das Gespräch wurde beendet, das Telefon weggesteckt. Gansey sagte: »Sie wollte wissen, was ich von der Idee halten würde, nächstes Wochenende hier an der Schule eine Last-Minute-Wahlkampfveranstaltung abzuhalten. Oder ob das dem Raven-Tag in die Quere kommen würde, und ob ich nicht Child fragen könnte. Ich hab gesagt – na ja, du hast ja gehört, was ich gesagt hab.«
Genau genommen hatte Adam das nicht. Er war auf Cabeswater konzentriert gewesen. Und in Wahrheit war er das noch immer, so sehr, dass er, als Cabeswater plötzlich und unerwartet ins Wanken geriet, ebenfalls wankte. Irritiert stützte er sich am Türknauf ab.
Das Sirren der Energie war verklungen.
Adam blieb kaum Zeit, sich zu fragen, was da gerade geschehen war und ob die Energie zurückkehren würde, als die Ley-Linie auch schon wieder murmelnd in ihm zum Leben erwachte. Frische Blätter entfalteten sich am Rand seines Bewusstseins. Er richtete sich wieder auf.
»Was war denn das?«, fragte Gansey.
»Was war was?« Adam war ein wenig außer Atem, aber es gelang ihm dennoch, Ganseys Tonfall von kurz zuvor perfekt zu imitieren.
»Sei nicht so ein Blödmann. Was ist passiert?«
Passiert war, dass soeben jemand die Ley-Linie angezapft hatte, und zwar nicht zu knapp. So massiv, dass Cabeswater selbst kurz nach Luft hatte schnappen müssen. Adams begrenzter Erfahrung nach gab es nur wenige Dinge, die so etwas bewirkten.
Während der Energiefluss langsam wieder in Gang kam, sagte er zu Gansey: »Ich glaube, ich weiß, was Ronan gerade macht.«
Ronan Lynch war an diesem Morgen früh aufgewacht, ohne
dass er einen Wecker gebraucht hatte, im Kopf nichts als nach Hause, nach Hause, nach Hause.
Er ließ Gansey schlafen – der mit einer Hand sein Handy umklammerte, während neben ihm auf der Matratze seine zusammengeklappte Brille schlummerte – und schlich die Treppe hinunter, seinen Raben an die Brust gepresst, damit der Vogel still war. Draußen benetzte das hohe Gras Ronans Stiefel mit Tau und um die Reifen des anthrazitgrauen BMW kräuselte sich Nebel. Der Himmel über dem Monmouth Manufacturing hatte die Farbe eines verschlammten Sees. Es war kalt, aber Ronans benzinbefeuertes Herz heizte unermüdlich vor sich hin. Er setzte sich ins Auto, ließ es zu seiner zweiten Haut werden. Die Nachtluft duckte sich noch immer unter den Sitzen und lauerte in den Türfächern; zitternd band er seinen Raben an die Schnalle des Sicherheitsgurts auf dem Beifahrersitz. Es war keine besonders ausgeklügelte Lösung, jedoch recht effektiv, wenn es darum ging, einen Aasvogel daran zu hindern, wild in einem Sportwagen herumzuflattern. Chainsaw hackte nach ihm, aber ihr Biss war nicht annähernd so schmerzhaft wie der der frühmorgendlichen Kälte.
»Gib mir mal meine Jacke, du kleines Mistvieh«, forderte er den Raben auf. Chainsaw pickte bloß ein paarmal versuchsweise gegen die Knöpfe für den Fensterheber, also holte er sie sich selbst vom Rücksitz. Dort lag auch die Jacke seiner Aglionby-Uniform, hoffnungslos verknüllt unter der Rätselbox, einem Traumobjekt, das Texte aus mehreren Sprachen – eingeschlossen einer erfundenen – ins Englische übersetzen konnte. Wann würde er wieder zur Schule gehen? Überhaupt jemals? Vielleicht würde er sich morgen einfach offiziell abmelden. Diese Woche. Nächste Woche. Was hielt ihn davon ab? Gansey. Declan. Die Erinnerung an seinen Vater.
Selbst so früh am Morgen dauerte die Fahrt nach Singer’s Falls fünfundzwanzig Minuten, aber die Dämmerung hatte noch immer nicht eingesetzt, als er durch das nicht existente Dörfchen fuhr und schließlich die Schober erreichte. Auf dem Weg die lang gezogene Auffahrt hinunter schlossen sich Zweige, Äste, Bäume um den Wagen. Dann lag das Anwesen vor ihm, wie in den Fuß der bewaldeten Hügel geschnitzt, erreichbar einzig und allein über den engen Pfad durch das wuchernde Grün, umgeben von den Geräuschen der Wildnis Virginias: Die Eichenblätter über ihnen wisperten, Kojoten oder Hirsche staksten durchs Unterholz, Gras raschelte, Eulen klagten, überall Atmen und hektisches Huschen. Es war zu kalt für Glühwürmchen, trotzdem flimmerten unzählige von ihnen über den Wiesen auf und ab.
Die waren von ihm. Fantasiewesen, ohne Sinn und Zweck, aber wunderschön.
Ronan Lynch liebte es, vom Licht zu träumen.
Es hatte eine Zeit gegeben, da waren die Schober Ronans gesamtes Ökosystem gewesen. Die Lynchs hatten ihr Zuhause kaum verlassen, als Ronan noch jünger war – weil sie nicht mussten, weil es immer etwas zu tun gab, weil Niall Lynch niemandem zutraute, sich in ihrer Abwesenheit um das Anwesen zu kümmern.
Freunde sollten die Brüder lieber in deren Zuhause besuchen, hatte Aurora, ihre Mutter, stets erklärt, denn ihr Vater habe ja so viele zerbrechliche Sachen.
Eine dieser zerbrechlichen Sachen: Aurora Lynch selbst. Die goldgelockte Aurora war eindeutig eine Königin und herrschte über die Schober als sanftmütige, fröhliche Regentin eines geheimen, friedvollen Reichs. Sie war eine Mäzenin für die versponnenen Zeitvertreibe ihrer Söhne (obwohl man Declan, den Ältesten, kaum als versponnen bezeichnen konnte) und eine unermüdliche Spielgefährtin (obwohl man Declan, den Ältesten, kaum als verspielt bezeichnen konnte). Natürlich liebte sie Niall – jeder liebte den überlebensgroßen Niall, den großspurigen Poeten, den König der Musik – aber anders als die meisten zog sie seine schweigsame Seite vor. Denn sie liebte die Wahrheit und es war schwer, die Wahrheit und Niall Lynch zu lieben, wenn Letzterer gerade redete.
Sie war der einzige Mensch, der sich nicht von ihm blenden ließ, und dafür liebte er sie.
Erst viele Jahre später hatte Ronan erfahren, dass der König sich seine Königin erträumt hatte. Rückblickend jedoch erschien es vollkommen logisch. Auch sein Vater hatte gern vom Licht geträumt.
Im Inneren des Gutshauses schaltete Ronan ein paar Lampen ein, um die Dunkelheit nach draußen zu verbannen. Nach kurzem Suchen fand er einen Eimer voller Buchstabenklötze, die er Chainsaw hinschüttete, damit sie etwas zum Spielen hatte. Dann legte er eine alte Bothy-Band-Platte von seinem Vater auf, wischte, während die knisternden Fiddle- und Tin-Whistle-Klänge durch die engen Flure wehten, den Staub von den Regalen und ölte ein quietschendes Schrankscharnier in der Küche. Als allmählich die Morgensonne das verschwiegene Tal mit ihrem goldenen Licht erfüllte, machte er sich daran, die ausgetretene Holztreppe zu beizen, die nach oben zum alten Schlafzimmer seiner Eltern führte.
Er atmete ein. Er atmete aus.
Er vergaß so schnell, wie Ausatmen funktionierte, wenn er nicht zu Hause war.
Die Zeit hier folgte ihrem ganz eigenen Lauf. Ein Tag an der Aglionby war wie eine Montage von Bildern, die keine Rolle spielten, und Gesprächen, die sofort wieder verpufften. In den Schobern verbracht, entfaltete sich derselbe Tag dagegen mit träger Opulenz und bot viermal so viele Möglichkeiten. Lesen auf der Fensterbank, alte Filme im Wohnzimmer schauen, in aller Ruhe eine klemmende Stalltür reparieren. Die Stunden nahmen sich alle Zeit, die sie brauchten.
Nach und nach wurden seine Erinnerungen an das Zuvor – an alles, was dieses Haus ihm bedeutet hatte, als es noch die gesamte Familie Lynch beherbergt hatte – von den Erinnerungen und Hoffnungen des Danach überlappt – von jeder Minute, in der er die Schober für sich gehabt hatte, all der Zeit, die er allein oder mit Adam hier verbracht hatte, träumend und Pläne schmiedend.
Zu Hause, zu Hause, zu Hause.
Zeit zu schlafen. Zu träumen. Ronan wollte ein ganz bestimmtes Objekt herbeiträumen und er war nicht so dumm zu glauben, dass es ihm beim ersten Versuch gelingen würde.
Traumregeln, verkündete Jonah Milo.
Ronan saß im Englischunterricht. Milo, der Englischlehrer, stand vor einem leuchtenden Smartboard, von Kopf bis Fuß in Karo gekleidet. Seine Finger pochten wie ein Metronom auf die Tafel und unterstrichen seine Worte: Regeln für Träumer. Regeln für Geträumte.
Cabeswater?, fragte Ronan die Klasse. Hass tönte seine Gedanken dunkel. Niemals würde er den Geruch dieses Orts vergessen: nach Gummi und Industriereiniger, Schimmel und Cafeteria-Teriyaki.
Mr Lynch, gibt es etwas, das Sie uns mitteilen möchten?
Und ob: Ich bleibe keine Sekunde länger in diesem gottverdammten Raum –
Niemand zwingt Sie, hier zu sein, Mr Lynch. Die Aglionby ist freiwillig. Milo wirkte enttäuscht. Und jetzt wieder zur Sache. Traumregeln. Bitte lesen Sie vor, Mr Lynch.
Ronan las nicht vor. Niemand konnte ihn dazu zwingen.
Träume sind äußerst fragil, singsangte Milo. Seine Worte erinnerten an einen Waschmittel-Werbejingle. Es ist schwierig, die nötige Balance zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein zu halten. Auf Seite vier in Ihrem Text finden Sie ein Schaubild.
Seite drei war schwarz. Seite vier fehlte. Da war kein Schaubild.
Regeln für Geträumte. Mr Lynch, wie wäre es, wenn Sie sich mal aufrechter hinsetzen, ihr Hemd in die Hose stecken und ein bisschen Aglionby-Eifer zeigen? Vielleicht würde Ihnen ein Seelengeleiter helfen, Ihre Gedanken aus dem Wachzustand zu erhalten. Hat jeder seinen Traumpartner bei sich?
Ronans Traumpartner war nicht da.
Dafür saß Adam in der hintersten Reihe. Aufmerksam. Engagiert. Ein Aglionby-Schüler, wie er die Zukunft Amerikas repräsentiert. In einer Denkblase über Adams Kopf war das Buch zu sehen, das vor ihm auf dem Tisch lag, die Seiten über und über mit Anmerkungen und Skizzen versehen.
Milos Bart war länger als am Anfang der Stunde. Regeln für Träumer. Das ist doch jetzt pure Arroganz, oder? Mr Lynch, wollen Sie darüber reden, warum Gott tot ist?
So ein Scheiß, sagte Ronan.
Wenn Sie immer alles besser wissen, können Sie gerne nach vorn kommen und die Unterrichtsstunde selbst fortsetzen. Ich versuche lediglich zu verstehen, warum Sie zu glauben scheinen, dass Sie sich nicht genauso zugrunde richten werden wie Ihr Vater. Mr Parrish, die Regeln für den Träumer?
Adams Antwort klang wie ein Absatz aus einem Schulbuch. Heaney stellt die These auf, Träumer seien als Waffen zu klassifizieren. Studien haben aufgezeigt, inwiefern diese Theorie in der Realität begründet ist. Beispiel A: Ronans Vater ist tot. Beispiel B: K ist tot. Beispiel C: Gansey ist tot. Beispiel D: Ich bin auch tot. Beispiel E: Gott ist tot, wie Sie bereits sagten. Ich würde der Liste auch noch Matthew und Aurora Lynch hinzufügen, aber die zählen laut Glassers Studie von 2012 nicht zu den Menschen. Ich habe hier ein paar Diagramme zur Veranschaulichung.
Arschloch, sagte Ronan.
Adam warf ihm einen finsteren Blick zu. Aber es war nicht mehr Adam, sondern Declan. Mach doch bitte einmal in deinem verdammten Leben deine Hausaufgaben, Ronan. Hast du denn überhaupt keine Ahnung, was du bist?