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Daniela Katzenberger

Eine
Tussi
speckt
ab

Tipps, Tricks und
das perfekte Katzenfutter
für die Traumfigur

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Copyright der deutschen Ausgabe 2017:

Coverfoto und Foto auf Seite 124: Stephan Pick

Gestaltung, Satz und Herstellung: Johanna Wack

ISBN 978-3-86470-460-4

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

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Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

Inhalt

Der Speck muss weg!

Bin ich zu doof für eine Diät?

Wer hungern will, muss fressen können

Ist Dicksein wirklich erblich?

Wieso hasst mich meine Waage so?

Der Beginn einer dicken, nee, lieber großen Freundschaft

Ich lerne meine Küche lieben

Meine liebsten Küchentools

Mein süßes Geheimnis

Verursacht Hunger Mundgeruch?

Stillen und abnehmen – geht das?

Das geht (eigentlich) nur am Fresstag

Meine neuen besten Freunde: Rote-Bete-Chips

Ich liebe Sport nicht, ich mache ihn nur

Meine Fitnesstipps

Sex mit knurrendem Magen oder Geräusche, die kein Mensch im Bett braucht

Ich habe noch zehn Zentimeter Zeit

Geschafft – endlich die „5“ vorn!

Nachwort: Wie heißt die Traumfrau mit drei Buchstaben?

Meine Abspeck-Weisheiten

Meine Lieblingsrezepte

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Der Speck muss weg!

D wie DUMM.

I wie IDIOTISCH.

Ä wie … (wartet mal kurz, schnell im Duden nachschlagen – Ä ist ja fast wie ein Y bei Stadt, Land, Fluss – da fällt einem nie was zu ein. Obwohl, ähhh, wo ist er denn überhaupt, der Duden? Habe ich eigentlich schon mal einen gehabt? Na gut, das Deutsch-SpanischWörterbuch tut’s auch. Also noch mal von vorne …)

Ä wie ÄRGERLICH.

T wie TROTTEL.

Damit ist eigentlich alles gesagt, was man zu einer Diät wissen muss. Habe ich zumindest immer gedacht. Ich war fest davon überzeugt, dass ich nie-, nie-, niemals eine machen würde. Nicht, dass ich es nicht schon früher und ziemlich oft nötig gehabt hätte, aber bevor ich einen ganzen Tag auf einem Salatblatt rumkauen würde, soll mir lieber der Himmel auf den Kopf fallen oder meine Lipgloss-Sammlung verloren gehen oder all meine künstlichen Fingernägel sollen auf einmal abbrechen. Alptraum!

Wie oft habe ich über den berühmten Spruch von Kate Moss nachgedacht: „Nichts schmeckt so gut, wie Dünnsein sich anfühlt.“ Den Satz habe ich bis heute nicht kapiert. (Das hat die Moss’sche Gleichung mit der Einstein-Theorie bei mir gemein.) Wenn mir etwas super schmeckt, dann kann ich nicht dünn sein? Das ist doch geistiger Dünnschiss. Oder ist das englische Essen echt so schlecht?

Bei aller Liebe, wenn ich das dürre Topmodel jemals treffen sollte, würde ich sie sofort vom Gegenteil überzeugen. Vielleicht nicht gleich mit meiner Lieblings-Pfälzer-Leberwurst, aber mir fallen da auf Anhieb Dutzende von leckeren Nudelgerichten ein, Crêpes mit doppelt Nutella drauf, Salamipizza, Pommes rot-weiß, Zwiebelringe mit ganz viel Salz … Und ich schwöre: Jedes einzelne dieser Gerichte schmeckt tausendmal besser, als Dünnsein – sprich Hungern – sich anfühlt.

Also wäre es doch nur DUMM von mir, eine IDIOTISCHE Abnehm-Kur zu starten, bei der ich nur ÄRGERLICH bin und dann am Ende ein vielleicht schlankerer, aber definitiv unzufriedener, unbefriedigter, unfreundlicher TROTTEL. Nee, Dani, lass mal gut sein und hau schön kräftig weiter rein.

So tickte ich, bis zu dem Tag, als ich dachte: Dani, hast du sie noch alle? Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. (Was ist das eigentlich für ein schiefes Bild, habe ich nie verstanden – ich bin doch kein Silvesterkarpfen oder der Regenbogenfisch mit der Glücksschuppe! Wenn überhaupt, könnten mir die Schuppen von den Haaren fallen und selbst das ist schwierig bei Extensions – einen Vorteil müssen diese Kunststrähnen ja haben.) Ich hatte also den lichten Moment der Erkenntnis: Erst verlierst du deine Figur, dann deine Fassung, dann deinen Mann, und dann hatte ich Goldie Hawn im Sinn – kennt ihr doch bestimmt, diese Szene aus dem Film „Der Tod steht ihr gut“, wo sie über ihr Ende nachdenkt: Dick und einsam hockt sie in ihrem Fernsehsessel, vollgefuttert mit Chips, Eiscreme, Schokolade, Milchshakes, Cola, Pommes, Pizza (ich könnte diese Aufzählung von ungesundem Zeug jetzt ziemlich lange, also so mindestens zwei, drei Seiten, fortführen, aber ich bin mir sicher, wir alle wissen, wovon ich rede) – und dann stirbt sie und keiner merkt es. Erst Tage später wird sie gefunden, da haben ihre Schäferhunde schon … Halt, stopp, jetzt wechsle ich gerade den Film, das ist „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“, wo die einsame und dem Essen sehr zugetane Hauptdarstellerin in ihrer Vorstellung von den Hunden angeknabbert wird.

Ach nö, bitte, lassen wir das. Das ist so furchtbar, so schrecklich traurig – und bei mir, wenn ich so weitermache, bald bittere Realität.

Der Moment, an dem ich diese Einsicht hatte, wird mir unvergessen bleiben, der hat sich bei mir eingebrannt wie einst meine dusseligen, selten dämlichen tätowierten Augenbrauen (ein richtig blöder Hirnpups), die viel zu hoch, viel zu dünn, viel zu dunkel – um es kurz zu machen: einfach hässlich waren und mich lange, lange verfolgt haben. Die haben heute manchmal noch einen kurzen Gastauftritt, wenn ich schlecht träume, was Gott sei Dank selten vorkommt, denn solange ich bei Lucas im Arm liege, penne ich wie ein Baby. Und meistens liege ich ja bei ihm im Arm – zumindest solange er seine Arme noch um mich schlingen kann – langsam wird’s knapp.

Dass dieser Glücksmoment vielleicht bald vorbei sein könnte, befürchtete ich im Frühjahr 2015, knapp sechs Monate nach Sophias Geburt. Ich stand noch nicht mal auf der Waage. Keine gemeine Zahl guckte beziehungsweise brüllte mich von unten zwischen meinen Füßen vorwurfsvoll an, blinkte in Alarmrot von der Digitalanzeige, um mir unmissverständlich zu verklickern, dass ich zu schwer bin – zumindest umgerechnet auf meine relativ bescheidene Zentimeteranzahl, denn in dieser Maßeinheit habe ich ja leider nicht allzu viel zu bieten. Meine Körpergröße kommt meinem Brustumfang gefährlich nahe – zu der Zeit, als ich stillte, hatte ich definitiv mehr Zentimeter bei der Brust auf dem Maßband als bei der Länge. Tja, so eine Geburt verändert eben den Körper.

Also, was ich sagen wollte: Die Waage und ich waren schon lange keine Freunde mehr und ich war ja noch nie ein Freund von schwarz auf weiß (oder grün auf schwarz oder blau auf grau oder wie auch immer die Digitaldinger heute aussehen) – ich finde, diese Anzeigen sind immer so eindeutig endgültig. So völlig alternativlos, würde unsere Kanzlerin wohl sagen. Sie geben einem absolut keine Chance für eine Ausrede. Davon bin ich ja ein großer Fan: von Ausreden, Schönrederei, so ein bisschen – gerne auch ein bisschen mehr – das Blaue vom Himmel erzählen.

Also, es war nicht die böse Waage, sondern ein profaner Jogginganzug. Eines meiner absoluten Lieblingskleidungsstücke. So etwas wie die Katze-Uniform schlechthin. Meine zweite, meine Wohlfühlhaut. Mein Ich-werde-niemals-einbrennendes-Haus-ohne-verlassen-Outfit. Meine absolute Ich-schlüpf-rein-und-fühl-mich-wohl-Klamotte. Tja, wenn denn dieser Jogginganzug, von dem ich gerade rede, meiner gewesen wäre. War er aber nicht. Es war der meiner Mutter – und da nimmt die böse Geschichte (bei der ich jetzt schon sagen kann, dass sie ein super Happy End hat) ihren Lauf und das Drama (das Abspeck-Programm, das ich nie machen wollte) seinen Anfang.

Ich meine, könnt ihr euch das bitte vorstellen: Der mausgraue Jogger meiner Mutter, ohnehin schon die falsche Farbe für mich, passte mir nicht mehr! Das einzige Kleidungsstück, das mir in den ersten Wochen nach der Geburt so halbwegs komfortabel erschien, zwickte auf einmal oben und unten, selbst die Armbündchen kamen mir zu eng vor. Beim Ausziehen musste ich Lucas um Hilfe anbetteln, denn ich steckte in dieser Wurstpelle fest wie Mariah Carey in ihren hautengen Latexkleidern. Mit dem Unterschied, dass ich von einem unförmigen Stück Sweatshirt-Stoff rede. Also Mariah-Carey-Feeling und Atemnot, aber komplett anderes Aussehen, nämlich Tonnen-Look.

So konnte, so durfte es nicht weitergehen. Mein fast tollster Ehemann der ganzen Welt (ein paar Typen leben ja noch auf der Erde, die ich noch gar nicht kennengelernt habe, deshalb möchte ich nicht gleich zur Übertreibung neigen, obwohl ich ganz sicher bin, dass meiner der Beste von allen ist, aber man weiß ja nie und erst recht jetzt, wo auch Brad Pitt wieder zu haben ist) hatte mich jedenfalls anders kennen- und lieben gelernt – ich selbst hatte mich die vergangenen fast 30 Jahre anders kennen- und lieben gelernt. Ich wollte mich zurück, im Originalzustand.

Okay, neuwertig war nicht mehr zu machen, aber vielleicht ja zumindest aufpoliert gebraucht, also so gut wie neu, das musste doch möglich sein! Das gibt doch dann bestimmt wie für Autos auf der Schwacke-Liste ein paar Bonuspunkte für mich auf der Schwabbel-Liste. In diesem Zusammenhang sollte man wohl eher von Minuspunkten sprechen, denn mehr wollte ich ja auf keinen Fall.

Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich mit diesem Entschluss einlassen sollte. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich mich wohl selber für unzurechnungsfähig erklärt.

Es ist ja nun nicht so, dass ich absoluter Diät-Neuling gewesen wäre. Auch wenn ich das schon immer für dumm, idiotisch und so weiter gehalten hatte, kam ich an keiner Diät vorbei. Ich saß quasi direkt neben der Fleisch gewordenen Diät. Jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr – denn meine Mutter ist das typische Diät-Opfer. Wenn es Diäten nicht schon immer gegeben hätte, sie wären für meine Mutter erfunden worden.

Es gibt, glaube ich, kein einziges „So-nehmen-Sie-garantiert-ab“-Rezept, das sie noch nicht ausprobiert hat. Für Menschen wie meine Mutter werden sie gemacht, diese ganzen Frauenblätter, die jede Woche mit einer anderen Schlankmach-Kur erscheinen, diese Magazine mit all ihren Vorher-nachher-Geschichten, bei denen mindestens 20 Kilo dazwischen liegen und alles nur wenige Wochen gedauert haben soll. Und mit denen es ja soooo furchtbar leicht und lecker ist, ein paar Pfunde purzeln zu lassen.

Verzicht? Nee, überhaupt nicht! Schmeckt alles super, ist ganz einfach zuzubereiten, geht immer und überall und du willst nie wieder was anderes. Hm, klar, wer’s glaubt …

Meine Mutter hat es ziemlich lange geglaubt und mir live vorgelebt, warum ich niemals so etwas machen wollte und sollte. Hier die vier Gründe, warum ich mir damals geschworen habe, never ever eine Diät zu machen.

Erstens: Schlechte Laune!

Nicht, dass meine Mutter ansonsten ein Ausbund an guter Laune gewesen wäre und ich mir schon auf die Schenkel klopfen musste, sobald sie durch die Tür trat (was ja ohnehin meistens zu nächtlicher Stunde passierte, als mein Bruder und ich schon schliefen). Aber was so eine ganze Woche Ananas morgens, mittags und abends mit einem Menschen anstellen kann, ist schon beachtlich. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob die Mundwinkel eingerissen waren von der Ananas-Säure jeden Tag oder von dem Geschrei und Gezeter jede Stunde. Nein, diese Südfrüchte taten ihr alles andere als gut. Denn auch nach einer Ananas-Woche wurde es nicht besser, weil – und hier kommen wir zu …

Zweitens: Der Jo-Jo-Effekt!

Jo-Jo ist sozusagen der zweite Vorname meiner Mutter. Manchmal glaube ich, dass sie, wenn sie nie eine Diät gemacht hätte, heute vielleicht insgesamt zehn Kilo weniger wiegen würde. Für jedes Gramm, das sie in ihrem Leben abgenommen hat – und das waren etliche, gekämpft hat sie nämlich immer sehr tapfer – kamen eineinhalb Gramm mehr auf die Rippen drauf. Ich sehe sie noch voller Stolz vor mir, nackt, im Bad, auf der Waage, mit diesem seligen Lächeln im Gesicht: Geschafft, vier Kilo runter. Aber es dauerte keine zwei Tage und sie hockte wie ein Häufchen Elend auf dem Rand der Badewanne, aufgelöst, verzweifelt, die Waage in der Hand, kurz bevor sie sie vom Balkon schmiss, begleitet von wirklich bösen, bösen Schimpfworten, die sich mir erst Jahre später erschlossen, als ich im BiologieUnterricht sexuell aufgeklärt wurde und von den Jungs in der Klasse lernte, dass es da auch ein paar andere Worte für die primären Geschlechtsmerkmale gibt als die, die unsere Lehrerin uns beigebracht hatte. Vagina gehörte nicht dazu, wobei das ja noch zu Waage gepasst hätte.

Drittens: Die miese, fiese Optik-Falle!

Von wegen, schlank bedeutet schön. Das ist ein großer Irrtum. Denn wie bei jeder Regel auf dieser Welt bestätigen Ausnahmen die Regel. Und meine Mutter ist eine Riesenausnahme – wie bei den meisten Dingen, wo ich sie mir gerne ein wenig durchschnittlicher wünschen würde. (Aber irgendwie gehen meine Wünsche nie in Erfüllung, obwohl – Sophia, Lucas, eigene TV-Sendung, Mallorca, Traumhochzeit – na gut, viele meiner Wünsche sind in Erfüllung gegangen, ich Glückskind, ich). Vor gut 15 Jahren hatte sie mal ihr absolutes Wunschtraumgewicht erreicht. Sie war 36 Jahre alt und brachte 60 Kilo auf die Waage. Nie wieder hat sie seitdem noch mal nur annähernd so wenig gewogen. Sie sprang wie Rumpelstilzchen durch die Wohnung, führte Freudentänze auf, küsste jeden, ob er wollte (die wenigsten!) oder nicht (die allermeisten!) und dachte, dass es jetzt losgehen kann mit der Topmodelkarriere. Dass sie dafür schon zu alt war und mit gerade mal angekratzten 1,60 Metern eher winzig als klein – geschenkt. Wir wollen diesen großen Moment doch nicht durch kleinliche Bedenken zerstören.

Die Wahrheit war jedoch: Sie sah scheiße aus. Ja, tut mir leid, ich muss es so sagen – richtig fertig. Wie eine ausgedrückte Zahnpastatube, bei der man sich fragt, ob sie es überhaupt noch bringt, und die man dann aufschneidet, sodass man mit dem spärlichen Rest gerade so über den Tag kommt. Wie eine verschrumpelte Rosine, die seit drei Wochen bei voller Sonneneinstrahlung in der Ecke liegt, sodass man nicht mehr erkennt, ob das ne vertrocknete Weintraube beziehungsweise saftige Rosine sein soll oder bloß ein versteinerter Rattenköddel aus der Kreidezeit.