Hans Henny Jahnn wurde am 17. Dezember 1894 in Hamburg-Stellingen als Sohn einer Schiffbauer-Familie geboren. 21-jährig emigrierte er als Kriegsgegner 1915 nach Norwegen und lebte dort bis 1918.
Für sein erstes veröffentlichtes Drama Pastor Ephraim Magnus wurde er 1920 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. In den zwanziger Jahren leitete er einen Musikverlag und baute und rekonstruierte als Fachmann Orgeln in Deutschland und Europa. Nach der Machtergreifung Hitlers ging Hans Henny Jahnn, inzwischen verheiratet, in die Schweiz und später nach Bornholm, wo er bis 1945 einen Hof bewirtschaftete und die Trilogie Fluß ohne Ufer schrieb. 1950 kehrte er in seine Geburtsstadt zurück und wurde dort Präsident der Freien Akademie der Künste.
Er starb am 29. November 1959 in Hamburg. Sein Nachlass wird in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg aufbewahrt.
ROMAN
In diesem Buche wird erzählt ein nicht unwichtiger Teil der Lebensgeschichte eines Mannes, der viele starke Eigenschaften besitzt, die dem Menschen eigen sein können – eine ausgenommen, ein Held zu sein. Manche Leser werden deshalb vor allem herausfinden, die männlichen Züge haben nur eine schwache Prägung an ihm gefunden. Und werden ein kränkliches und peinliches Mißverhältnis entdecken zwischen ihm und seiner strotzenden Umwelt. Sie werden es am Ende unverzeihlich finden, daß er viele Tränen vergießt und mehr Taten der Verzweiflung und Lässigkeit begeht als vorgefaßte Entschlüsse zur Ausführung bringt. Weder der Eine, noch der Beschreiber dieses Lebens werden eine Verteidigung auf solche Vorwürfe entdecken können. Sie werden sich auf die Behauptung zurückziehen müssen, daß der Zwang zu einem Leben, wie es hier beschrieben wird, ein wenn nicht eben so großer wie zum heldischen Dasein, so doch immerhin ein so starker sein muß, daß der dazu Auserwählte oder Verdammte sich ihm nicht anders entziehen kann als durch die Vernichtung der eigenen Existenz. Da der Wille zur bedingungslosen Selbstaufgabe wiederum vorgefaßte Maxime voraussetzt; dazu ein Übriges noch, nämlich die Kraft, jene in die Wege zu leiten, aus der Erkenntnis heraus, an ihr geschieht eine moralische Manifestation, so ist wahrscheinlich, daß nur ein Held diesen Schluß gegen sich selbst würde ziehen können.
Dem Kronisten bleibt kein anderer Ausweg, als die Existenz anzuerkennen – eine Höflichkeit gegen die Leser, sie im voraus zu warnen, sie werden wenig Erbauliches, wenig Hoffnung und Stärke für die eigene Seele in dem Buche finden. Für den Mutigen, der trotz der Verwarnung das Buch liest, erhofft der Erzähler einen Gewinn: daß er die Anschauung von einer neuen Art Mensch gewinnt, die noch recht unbekannt. Die nicht eigentlich gestalt, vielmehr existent ist.
Deren Lebensfunktionen unwichtig sind wie der Flügelschlag der Mücken in der Luft. Die ein Gesetz des Fleisches. Eine Wiederholung nur kraft unbegreiflichen Samens. Keine Qualität der Dämonien. So sehr vermeint der Verfasser dieses Menschen Pulsschlag deutlich zu fühlen und die Bemühungen eines rohen Muskels, der Herz heißt, daß er, mitleidig mit dem Einen, die Leser zu langweilen wagt mit einem Teil der bescheidenen Erziehung des Einen, mit Erkenntnissen der Geschichte, die sie längst hinter sich gebracht, mit rührseligen Erzählungen und alltäglichen Märchen. Ein Mensch beschattet sein Auge mit flacher Hand. Zwischen Licht und Dunkelheit geht ein schwacher Atem. Vielleicht, die Leser möchte etwas von jener Brüderlichkeit anfallen, die den Zeichner dieses Buches erfaßt hat (Gesang der gelben Blume); die sie zwar einsamer machen wird als sie waren; deren Besitz aber am Ende ein notwendiger Schritt ist, soll es je Wirklichkeit werden, daß die Menschheit die Blutgerüste abbricht, auslöscht aus der Weltgeschichte die Namen, um an ihre Stelle den ungehemmten Strom des Lebens zu setzen, den die Willkür der Helden nicht mehr umbiegt oder spaltet. (So ist dies kein Roman nur für weißhäutige Menschen.) Nicht bis in eine unvorstellbare Ferne, in die Einsamkeit uferloser Ozeane, in die tiefen Tiegel der Gesichte, die uns enthüllen, mit welchen Wanderungen der Menschheit auch wir gegangen sind, nicht bis an die Pforten des Todes, des Irrsinns, der Sklaverei (die selbst das Widerliche erklärt), wo das eigene Ich verlöscht, soll der Weg der Leser geführt werden. Sie werden zu nichts verpflichtet. Nur ein kleiner Zweifel soll ihnen eingeträufelt werden, ob wir nicht viel mehr als zum Gesicht zum Pulsschlag berufen sind. Ob das heldische Dasein nicht eine frühe und barbarische Haltung des Menschen; aus der alles Richten und Rechten, alle ungekonnte Moral fließt. Daß wir groß Unrecht tun, indem wir einen Maßstab aufrichten, der nur die Gestalt abbildet, die wir sein möchten, eine Puppe, ein Götze, auch wenn wir ihn Gott nennen. Daß wir nötig haben uns zu bekennen, nicht zu Seiner Gestalt, sondern zu Seiner Existenz.
Da es nunmehr entschieden ist, daß ich die Geschichte des mehr schwachen als starken Menschen schreibe; und manche vielleicht willens sind, trotz der mehr ungewissen als gewissen Moral zu lesen, wird die Forderung gegen mich erstehen, den Feigling, wie man sagen wird, oder den Untüchtigen, mit dem Beginn seines Eintritts in das Leben zu schildern. Hinzuzufügen, wer seine Eltern, welchen Aussehens Menschen sie waren (weiß braun gelb oder schwarz), auch wohl, welche Eigenschaften an Leiblichem und Geistigem sie ihm vererben konnten. Und weiter, wie er, der doch ganz in der Gestalt eines Menschen geboren, vertraut mit ihren Gebräuchen wurde, gebunden an zehn millionen Übereinkünfte, als Nutznießer der abermals millionenhaften Abstraktionen, Erfindungen sich einfand, hineinwuchs in die Einrichtungen dieser menschlichen Welt. Wie er den ersten Schrei getan, das erste Mundspitzen gelernt, um den Saft aus den Brüsten der Mutter zu trinken, sich abgefunden mit der Funktion seines Leibes, seiner Sinne. Daß sein Fleisch, an glühendes Eisen gehalten, verbrennt. Gelernt, gesetzmäßige, aber geringgeachtete Verrichtungen auf gewisse Stunden und Örtlichkeiten zu beschränken. – An all das erinnert der Mensch, dieser Perrudja, sich nicht. Er ist um der einfachen, durch Erfahrung zu gewinnenden Erkenntnisse und Ordnungen willen nicht geprügelt worden (außer im Erfahren selbst). Er erinnert sich deshalb nicht. Er erinnert sich nicht an das Mundspitzen über den Brustwarzen der Mutter. Vielleicht gar ist sie an seiner Geburt gestorben; und er hat den Mund über dem Euter eines Tieres gespitzt. Er weiß seine Geburt nicht. Wer auch wüßte sie, wenn er sie nicht mit Bewußtsein dem Herzen der Eltern, träumend in ihrer Nähe, abgelauscht? Ob auch in späten Jahren Ungewißheit ihn hätte antreiben können, nachzuforschen, wie bald hätte sein Trieb nach Zuversichtlichem erlahmen müssen. Exakter war die Historie nicht: An einem entlegenen Ort der Welt, ohne die Kontrolle glaubwürdiger Dritter wurde seine Geburt notifiziert als ein Akt, der die Willkür eines Meineides nicht ausschloß. Bastard, Sproß einer glücklichen, jäh endenden Ehe, gehaßtes oder geliebtes Kind blutschänderischer Liebe, das geboren wurde wie alle anderen Kinder auch, wenn Armut nicht zur Peinigung und Strafe treibt, konnte er sein. Er war der Eine und wie alle. Er trug den Namen keiner Familie. Dennoch war er nicht frei und er selbst. Ob er es auch nicht wußte, es gab ein Geschehen vor ihm, das sich an ihm auswirkte. Aus einem Manne war er in den Schoß einer Frau gefallen, war gewachsen auf den Stufen vieler Tiere zum Menschen. Er tritt vor uns hin in einem Alter, wo sein Dasein eine jugendliche Vollkommenheit aufweist, die uns befähigt, uns ihm ohne Abscheu zu nähern. Eine süße Melankolie ist ihm eigen, die ihn gewinnend macht. Mit nicht unerheblicher Schönheit, einer zwar menschlichen, die wir aber, selbst Menschen, am ehesten begreifen, ist sein Leib ausgestattet, weshalb wir vieles ihm verzeihen und uns willig in manche Landschaft seines Daseins führen lassen. Das Befremden wird beizeiten und in einer Weise, die tief genug ist, die Grenze zwischen ihm und uns ziehen. Die Tendenz seines Lebens wird uns fortschreitend mit dem Anwachsen der Kenntnis seines Daseins schaler dünken. Und feststellen werden wir, daß er in unseren Augen abnimmt. Er hat nur das eine Los, leichter zu werden. Die wachsenden Tage zwingen ihm Handlungen auf, die er nicht anders meistern kann als aus den zufälligen Bedingungen einer ungewollten Konstellation heraus. Nur gar zu oft wird er bei zwei Wegen den törichten wählen; mehr noch sich verkriechen vor Entschlüssen. So wird es scheinen, als liefe Substanz von seinem Herzen ab, und als würden seine Hände flacher und leerer. Und er eine Kreatur, an die wir Mitleid nicht zu verschwenden brauchen. Die nicht vorgefaßten und nicht begründeten Ziele, die Quellen seiner Melankolie, werden anwachsen zu einem Berg der Schwäche, den er in seinen verzweifelten Stunden selbst, wie durch einen Nebel zwar (er stürbe sonst), erkennen muß. Vor dessen bedrohlichem Ausdehnen er sich so wenig retten kann wie vor dem Ablauf der Zeit. – Bis er sich fallen läßt, untertaucht in dem Meer des Nichtverantwortlichseins; also das menschliche Gebäude der Entscheide zertrümmert. Sich annähert dem Tier, das unschuldig schuldig die Süchte und Schlafe des Daseins erträgt und ihnen folgt. Und sie vergißt. (Mensch, der nach Ablauf von vierundzwanzig Stunden kein Erinnern mehr an Vergangenes hat.)
Es ist die Pflicht des Verfassers, darauf hinzuweisen, daß nicht nur ein Mensch, nicht ausschließlich dieser Perrudja im Roman wird gegenwärtig sein können. Wie der Eine es übernommen hat, mit einer Sprache zu reden, sich zu kleiden, selbst, wenn auch ohne gewisse Anhaltspunkte, ein Nachfahre von Vorfahren ist, also dienen muß, in manchem ein Spiegelbild der Menschheit zu sein, so wird die Menschheit, sie selber, wenn auch anfänglich in bestimmter Auswahl, sich hineinstellen oder drängen in die Lebensgegenwart des Einsamen. Es treten die Kräfte des Blutes, das in allen ist, nach alter Gewohnheit in eine Wechselwirkung. Es wird endlich gezeigt werden, daß von dem Schwachen aus, nachdem er sich ins Verantwortungslose hat fallen lassen, eine große Sturmwelle des Allermenschlichsten wird angetrieben werden; kraft einer sonderbaren Verquickung, die wiederum aufs naheste der Existenz des Unregierten, nur Getriebenen entspringt.
Da dieser Perrudja kein Held ist, wird er keine große Sorge um eines Zieles willen leiden wollen, außer jener, wozu ihn sein zeugendes Blut treibt. Er besitzt so wenig von der Kraft des Entschlusses, daß er, ohne Hilfe, bald würde verhungert sein; oder doch entkräftet durch Unordentlichkeit in der Lebensführung. Daß die Schwäche seines Urteils sich vermehrte an einer solchen seiner leiblichen Funktionen. Wodurch er uns als Beispiel entglitte und sich mit Schnelligkeit auflöste als Opfer unserer, ihm feindlichen Anschauungen in den tausend Stationen der Krankheit und des kleinlichen Verbrechens. Wir nennen’s Lungenschwindsucht oder Diebstahl. Doch erfüllte sich an ihm jene Verheißung, daß er ernährt wurde wie die Lilien auf dem Felde. Sein Dasein wurde nicht schon im Anbeginn verneint. (Wie das der millionen Kinder, die in den neun Monaten vor der Geburt und den ersten elf nach der Geburt lallend verenden.) Es war berufen zu einem Ablauf, ja, zum Zerschellen im Kulminieren (als ob er ein Held wäre). Als er in tiefsten Niederungen trieb, wurde er ausersehen zu einem Werkzeug. Die Kraft, die ihn ernährte, die das Arbeitspotential von millionen Menschen war (einziges Denkmal ihres Todes); die ihm glichen; das er verwaltet hatte mit seiner Untätigkeit, ließ er ausrinnen über die Menschenwelt, die sich daran entzündete. Weil ihm zum Greinen zumute war; und er dunkel erahnte, daß das Erbarmen die Vorstufe zur großen Einigkeit der Menschen sei. Perrudja also war reich durch den Schweiß Ungezählter, Ungekannter (Überlebende der ersten zwanzig Monate), die vor seiner Gegenwart sich verschwitzt hatten. Er zettelte mit dem Profit ihrer Arbeit, mehr noch mit dem Brotschrei ihrer Nachkommen (Überlebende der ersten zwanzig Monate), einen Krieg an; einen zwar leidlich gerechten, auch unvermeidbaren (wer will immer nur weiß und fett grinsen?). Erfüllte eine Mission, der kein Held, kein Vorbedacht gewachsen. Er entfesselte die gewagtesten Sehnsüchte mit ihren Kräften. Sein eigenes Leben zwar blieb gehorsam bescheidenem Ablauf. Ein zweites Buch wird von den späten Monaten des Lebens dieses Perrudja berichten.
Perrudja aß seine Abendmahlzeit. Bissen nach Bissen. Vorsichtig mit beinahe feister Gebärde. Die Hand schob in den Mund. Seine Zähne zermalmten das grobe Brot. Das regelmäßige Geräusch des brechenden Backwerks hinterließ ihm keine Befriedigung. Er aß. Es wäre vielleicht unterblieben, hätte eine leibliche Kraft, von der er nichts verstand, ihm nicht diktiert, daß ein Bedürfnis dafür vorliege. Eben jener Trieb zur Erhaltung, diese donnernde Lebensbejahung von Blut und Eingeweiden, die er zu leerem Schweigen erzogen. Jedenfalls dann, wenn die Möglichkeit offen lag, daß sie in die Bezirke seiner Träume, seines Herzens, einbrechen konnten. Es hätte festgestellt werden können, daß Perrudja Hunger mit Bewußtsein nie empfunden hatte. (Es stand ihm bevor; andere, ungeahnte Erlebnisse standen ihm bevor.) Seine Mahlzeiten regelten sich nach einem unterbewußten Zeitgesetz, das er albern genannt hätte, wäre es aufdringlich geworden. Nicht die Gnade aufbringen, einen Gedanken daran zu verlieren; es ergründen, es ist zu wenig, es ist ein Nichts.
Eine kleine Lampe stand leuchtend auf dem Tisch. Abendlich. Und ließ ein unordentliches, unappetitliches Durcheinander erkennen: Speisen, Geräte, ein paar Bücher, Lederriemen von Zaumzeugen, eine Bürste, eine Flasche voll öliger Flüssigkeit. Der Lichtkegel der Lampe fiel tief und ließ deutlich Brust und Unterschenkel des Menschen erkennen. Schlaff herabhängende Arme. Der Kopf war im Schatten. Wie abgeglitten, an einen anderen Ort gebracht. Grundlos sank plötzlich der Körper des jungen Mannes in sich zusammen, haltlos, aufgefangen nur durch die Lehnen des Stuhles. Die Brust trieb sich ihm wieder auf, von gewaltigem Einatmen gezwungen. Er seufzte laut.
Die Augen gingen mit Schleiern zu. Es verlosch ihm alles Bild des Seienden. Abtreiben aus der Gegenwart. In ihm erstanden die Gestalten des Unwirklichen, die Bewegungen aus Gesetzen, die nirgendwo bestehen. Noch bestanden haben. Außer in den Sehnsüchten. Er träumte Traum mit wachen Sinnen. Den Wunsch, den unerfüllbaren. Das Wunder, das nicht in den Tag eingehen wollte, das gestört wurde durch die Verwebung aller Dinge miteinander. Er wußte es am Tage und in seinen nüchternen Stunden: der Mond kann nicht vom Himmel genommen werden, ohne daß alles Gestirn gestört würde. Und weshalb auch ein solches Verlangen, wenn es den Gedanken des großen chinesischen Dichters unwirksam gemacht hätte? Der da zu einer anderen Zeit gesagt hat: »Das Licht des weißen Mondes fällt auf die Straße. Es ist wie Schnee. Ich denke an meine Heimat.« – Der Mensch kann nicht durch eine Zauberformel unsichtbar werden, ein verwesender Leib hat teil an ihm. Gegen den Tod gibt es nichts, denn das Zeugen steht benachbart, drohend mit einer erdrückenden Zahl.
Der Mensch Perrudja aber jachtete trotz des Vernünftigen, trotz der Tränen, die der chinesische Dichter vergossen hatte, als er an seine Heimat erinnert wurde.
Darüber hatte man den Knaben gescholten. Es war niemand, der dem Manne wehrte. Er entglitt sich selbst. Unsichtbar umwandelte er die Erde. Das Wasser trug ihn, der Sturm entführte ihn. Er sah das Tun der Menschen ganz nahebei. Es machte ihn befangen, erschreckte ihn. Er wollte schreien, weil er Willkür und Ungerechtigkeit sah und Schmerzen. Da aber seine Gestalt vernichtet, war seine Stimme gelähmt. Er schlich weiter, unbemerkt, unbeanstandet, schwankte hinab unter die Füße der Menschen zum ganz Kleinen, dehnte sich zum Riesen. Er sah die Dinge zerfallen, sich zerklumpen, versanden, verrosten, verrieseln. Die Wasser trugen die Berge ins Meer. Die unschuldigen Blumen zerlösten den Boden. Das Korn, das Gras, der Darm von Mensch und Tier. Die Existenz des einen bedeutete die Vernichtung des anderen.
Der Unsichtbare wand sich. Er fühlte seine Stirne breit werden und verquellen. Er ertrug es nicht länger, die Schöpfung ohne Moral zu sehen. Er drehte an seinem Zauberring. Es schieden sich Wasser und Fels. Es schieden sich Vergängliches und Bestehendes. Aus milchweißem Quarz erhoben sich Kyklopenmauern, Tempel erwuchsen. Und er schritt hinein und ging und ging, berührte Säulen, rund und stark wie Berge. Und schaute auf, wie sich aus Bogen, Trompen, Zwickeln graniten Kuppeln schlossen. Grünviolettes Licht. Aus Fernen, tausendfach gebrochen, Ton wie aus metallenen Pfeifen. Er nahm ihn hin und dachte: Tanz enthüllter Menschen.
Inmitten seines Rausches fühlte er, daß ihm Feinde erstanden. Sein Tempel entrückte auf eine Insel. Um die Insel ein Bergwall. Steil und glatt wie dunkles Glas. Vor dem Bergwall flaches, tümpelartiges Wasser über steinigem Grund, Riffe. Vor den Riffen, sehr fern, ein zottiges aufgerührtes Meer. Nur er fuhr sicher auf sicherem Schiff über den Ozean, den sein Wunsch geschaffen. Ein Schiff und mehrere waren sein eigen. Ein großes, drei kleine. Ein riesenhaft großes, drei große, fünf kleine. Ein riesenhaft großes, drei starke, fünf leichte, sieben behende. Die Flotte fuhr umgischtet, dampfend, lärmend dahin. Ein Nichts gab ihr Antrieb. Ein Etwas, eine unerschöpfliche Potenz. Eine unverwundbare. Neues Kräftegesetz, das nur er entschleiert, nur er zu nutzen gewußt. Er trieb sie in starke runde Scheiben aus Bronze – wie Räder, blank und ölig – mit heimlichen Gräben und Löchern, wo sich der Zustand der Spannung in Bewegung entwirrte.
Er fuhr gegen die Feinde, gegen die Feinde seiner Insel, gegen die Feinde seiner Tempel, gegen die Feinde seines Lichtes, gegen die Feinde seiner Tänze, gegen die Irrsinnigen, die dem Gesetz des Zeugens erlagen, ohne das Gesetz der Vernichtung zu bejahen.
Was war sein Wunsch? – Ihre verruchten Städte zerstören. Und nahm doch von der Zerstörung aus: Ein Bildwerk, einen Tempel, ein Kind, ein Weib, einen Mann, einen Hund, eine Katze, eine Kleinigkeit. Zufällige Gedanken einer humanen Anschauungsweise. Er rief die Auserwählten auf einen Platz zusammen, sprach sie an. Er wollte ihnen in einer unbeschreiblichen Liebesbrunst sein Herz, sein Blut, seine Seele antragen. Sie sollten lernen, seine Sprache zu reden. Sie sollten den Etemenanki errichten, gewaltiger als die Bauten seiner Insel, heftiger als die kyklopischen Mauern.
Plötzlich brannte ihm Feuerfarbe an der Stirn vor Scham.
Zerstören, töten, Blut vergießen, brünstig werden am Untergang. Nein. Seine Insel war umfriedet. Weshalb eingreifen in das Außen? Weshalb herabfallen zum Besserwisser? Da er doch nichts wußte?
Er machte sich auf und versenkte die unbesiegbare Flotte. Er behielt nur ein ganz kleines Schiff, ein Boot. Auf ihm fuhr er zurück. Er schwamm langsam. Er wollte nichts voraus vor den anderen, die gering waren. Er fuhr langsam. Er konnte verschlagen werden, auf ein Riff geraten. Doch er langte an in seiner Bucht. Er durchwanderte die Hallen seiner Phantasie. Draußen Sturm. Er hörte den Wind in den Tannen. Er dachte an eine Heimat, die er nicht kannte. Er fuhr sich mit einer Hand über die braunen Haare. Er sah die Stube, in der sich sein Leib befand, sichtbar und warm und atmend. Er wurde weich. Er erhob sich, er hatte vergessen, seinem Pferde Futter zu geben. Er ging in den Stall. Das Tier wieherte. Er schüttete ihm Körner ein. Horchte auf das Freßgeräusch. Er hob die Hände, die jetzt zitterten. Er streichelte den Pferdekopf. Unsagbar weich. Er schlich hinaus und weinte. Er dachte an eine Heimat, die er nicht kannte. Er weinte, weil er die Dummheit aller Wünsche und aller Taten begriff.
Er begann zu frieren. Zwar strömte der schwedische Ofen noch immer Wärme aus. Doch kroch der Mensch bald ins Bett. Er preßte seine schmalen, noch knabenhaften Glieder fest aneinander. Seine Traurigkeit wurde leichter an einem sinnlichen Gefühl. Im Duft einer grundlosen Erregtheit schlief er ein.
Perrudja besaß die schönste und edelste Stute Norwegens. Die fruchtbaren Einschnitte des Gudbrandstales, in denen die ältesten Bauerngeschlechter des Landes ansässig waren, Familien, reich an Geld, Korn, guter Scholle, segensreichen und bösen Stammessitten, hatten in ihren Zuchten kein vergleichbares Tier aufzuweisen. Perrudjas Grund war dürftig. Der Boden hatte sicherlich die geheimen Kräfte nicht geben können, den Adel des warmen Tierblutes zu bilden. Da wuchs kein Korn. Die Weiden waren sommers die wilden Auen des Hochgebirgs. Der Besitz: Wald, nackter Fels, Busch und Bäche. Perrudja nannten die anderen den Waldbesitzer. Nicht etwa, weil er die Tendenz der reichen Sägemühlherren angenommen hatte, Jahr um Jahr die Kiefernbestände zu lichten, davonspülen zu lassen mit dem Glomm. Wenn winters der Schnee aus den schwangersten Wolken herab war und die Kälte stand, zumeist windlos, begann das klagende Stampfen der Äxte. Es sang wie der Flügelschlag der Fledermäuse; nur tönender, weithin hörbar. Und die immergrünen Stämme wurden entlaubt, daß sie nichts voraus hätten vor den Verwandten, den Birken, deren Blätter gelb auf den Boden gefallen. Der Stahl nahm ihre Glieder zugleich mit dem Grün, das beständig ist wie Knabenkraut, und schälte sie aus der Borke, daß sie wie enthäutet waren. Sie galten bereits als gestorben. Sie wußten es nur nicht. Fette Pferde schleiften sie nackt, sehr nackt und leichenblaß über den Schnee zutal. Sie waren mit Ketten an die Tiere geschmiedet. Sie kamen an den Fluß. Sie lagerten auf dem Eis. Sie gingen unter in graupigem Schnee. Dann kam Wärme, die ihr Atmen antrieb; aber sie waren hautlos. Wasser kam über sie, brausend. Sie schwammen, ihre Zahl war zu Millionen geworden. Sie wurden getrieben. Sie fuhren weit fort in den Flüssen. Sie stießen an Land. Es spülte sie wieder hinweg. Große Barrikaden hemmten zuletzt ihre Reise. Sie waren am Ziel. Hundertmillionen weiße Leichenstämme sammelten sich. Sie waren tot in einem toten Hafen. Wurde das nachdrängende Wasser einmal zu ungestüm, riß es die Barrikaden hinweg, und sie trieben, die bleichen Stämme, herrenlos hinaus ins Meer. Man sprach dann von einem nationalen Unglück. Es war gewiß nur ein Unglück für die Sägemühlherren, für die Holzschleifereien, die Papierfabriken. Perrudja war eines Nachts über einen Steg gegangen, der die Bucht eines Holzhaufens überbrückte. Das Mondlicht hatte sehr unbarmherzig schwarzes Wasser und weißes Holz getrennt. Wenn eine Furcht ihn anlangen wollte, wählte sie das Erinnern an das zufällige Bild.
Sein Dasein war nicht durchdacht, nicht von der Sucht zu wachsen, zu gewinnen umgittert. Er war eines Tages aus fremdem Dorf, halb ein Kind, kaum siebenzehn Jahre alt, herübergekommen und hatte, ausgerüstet mit Vollmachten für sich selbst, dem notleidenden Per Helvede um einen billigen Preis Waldbesitzungen und Bergrechte abgekauft. (Per hatte den Wunsch, dem wasserklaren kümmelsüßen Schnaps sich weiterhin ergeben zu können.) Allmählich hatten sich dann die Besitzgrenzen des jungen Mannes gedehnt. (Wer veräußert nicht gern unfruchtbaren Stein um gutes Gold?) Die Bodenbestände waren weit von den Ansiedlungen entfernt, endeten gegen das Hochgebirge, lösten sich vor den Bergkämmen in Zwergbirken, Busch und Blaubeeren auf. Perrudja wollte nicht holzen und forsten, graben und ernten. Granit war wilderer Besitz als kleiiger Acker. Umgebrochene Scholle flößte ihm unbestimmbare Furcht ein. Es schienen ihm unerbittliche Lehren aus Dung und Grünen zu sprießen, (nicht nur gelbes Korn) deren Meinung ihm unerträglich. So drängte er sich nicht, davon zu erwerben. Er berauschte sich nur an der großen Fläche seines Eigentums, errechnete, der wievielte Teil Norges ihm gehöre.
Atna und Uti hießen die Dörfer, deren Siedlungen man fern unter sich verschwinden sah, wenn man in seinen Wäldern hinaufklomm. Ein großes Gut, das zur Gemeinde Atna gerechnet wurde, war bis kurz vor dem Ansiedeln Perrudjas durch einen alten Herrn Gaustad bewirtschaftet worden. Ihm sagte man nach, daß er gebildet gewesen sei. Sprach er doch stets ein korrektes Dänisch. Er verlangte, daß die Untergebenen, Knechte und Mägde, sich dieser Sprache befleißigten. Begründete: einmal müsse Ordnung in die beispiellos gesunkene Kultur des Distriktes kommen. Es war seine Gewohnheit, Reformpläne für jeden Wirtschafts- und Betätigungsvorgang bereit zu halten. Dennoch ging es nirgendwo unordentlicher zu als auf seinem Hof. Die Türen von Ställen und Scheunen hingen windschief in den Angeln. Es wurde nicht zur rechten Zeit gesät und zur unrechten geerntet. Der Zustand, in dem sich das Vieh befand, zeigte deutlicher als alle Unordnung die ungute Verwaltung des Besitztums. Zwar wurden die Rinder Jahr um Jahr fett auf den üppigen Bergwiesen. Die Pferde aber, die nicht die Vergünstigung des freien Weideganges genossen, blieben auch in der Zeit des mächtigen Wachstums der langen Tage bejammernswerte Kreaturen. Überarbeitet, schlecht gepflegt und gefüttert, bissig, immer gepeinigt durch grobe Unvernunft. Mit dieser Tierart stand es auf ein paar Meilen im Umkreis nicht besser. Mochten die Bauern sich über den Herrn auf Gaustad lustig machen, in der Haltung von Pferden war er ihr Vorbild geworden. Seine alles duldende Gleichgültigkeit (ein Pferdeknecht ist eine Blume oder ein Sadist) mußte um so verwunderlicher scheinen, als er sich aus England einen vorzüglichen Zuchteber hatte kommen lassen, den er mit einer nicht unbeträchtlichen Liebe pflegen ließ. Er war stets zugegen, wenn die Bauern ihre Säue antrieben, daß der Eber sie bespränge. Während des Begattungsaktes wußte er eine noch niemals vorher aus seinem Munde geflossene Weisheit betreffs der Schweinezucht von sich zu geben. Da der Vorgang auf Grund der Natur des Schweines sehr lange zu währen pflegte, so wuchs sich der Gutsbesitzer im Laufe der Zeit zu einem Weisheitsmeer aus. Die Weisheit war einseitig. Von Jahr zu Jahr steigerte sich im Dorf und in den umliegenden Häuslerwohnungen der Konsum an Schweinefleisch, die Zahl der umhergrunzenden Säue mehrte sich, (die der fetten Kastraten auch) so daß der Gutsherr endlich einen zweiten Eber beschaffen mußte (Zufallsglücklicher). Von diesem Augenblicke an hatte die Zucht seine Anteilnahme verloren. Er begann stark und anhaltend Alkoholika zu trinken. Auch diese zweite Neigung vermochte den gebrechlichen Pferdekreaturen nicht zu helfen. Weit und breit umher war kein Hengst anzutreffen. Die kleinen Stuten, wenn sie jung waren, zerquälten sich, bissen ihre armseligen Genossen, die verschnittenen Männchen. Einmal im Jahre kam aus Lillehammer oder von jenseits des Mjoesa ein Hengstführer mit einem demütigen Tier auf eine halbe Woche ins Dorf. Der Hengst mußte jeden Tag vier oder fünf der häßlichen, vergrämten Stuten bespringen und tat es willig, wie einen Opferdienst. Er erschöpfte sich ohne zu murren, ob sie ihm auch widerlich waren. Die eingefallenen, im Fieber stehenden, schmerzempfangenden kleinen Tiere wurden tragend, brachten nach zwölf oder gar dreizehn Monaten erst, den Eselinnen gleich, ein schwächliches, engbeiniges Füllen zur Welt. Und war es ein Männchen, so dienten die winzigen Organe zwischen den Schenkeln dazu, um dem Teufelsper ein paar Öre in die Tasche fließen zu lassen. (Ach, wasserklarer kümmelsüßer Schnaps!) Herr Gaustad fand die Ordnung durch Tradition geheiligt. Die Verpflichtung, Wandel zu schaffen – sein Besitz war groß genug und geeignet, eine Pferdezucht zu tragen – wies er von sich. Aber man hatte ein geflügeltes Wort von Mund zu Mund gegeben, das der Herr anläßlich seiner zufälligen Gegenwart bei einer Pferdepaarung getan: »Ein imponierender Anblick.« Die Knechte wiederholten es in reinstem Dänisch und machten als Begleitung vor der Öffnung ihrer Hose eine obszöne Gebärde.
Kaare Fjellstuva hatte seinen prächtigen Talhengst, nachdem eine breitbeckige Stute ein Mannfüllen geworfen, das ebenso kräftig wie der Vater zu werden versprach, auf dem Markt von Lillehammer zum Verkauf angeboten. Er forderte 7000 Kronen. Die Bauernvertreter der landwirtschaftlichen Vereine waren erschüttert wegen der hohen Forderung Kaares. Sie waren lüstern zu kaufen, versuchten abzuhandeln; doch der Besitzer wollte nicht mit dem geringsten Betrag Nachlaß gewähren. Die Pferdemakler schrieen beleidigt gegen den verstockten Bauern, prophezeiten ihm Untergang seiner Wirtschaft, nannten ihn Verstümmler seiner eigenen Glückseligkeit. Tollheit im Übermaß, meinten sie, entspränge seinem engen Schädel. Sie weinten beinahe, verpflichteten sich Käufern gegenüber dennoch, den Kaufpreis auf 6000 Kronen zu bringen. »Billig« schrieen sie der einen Partei, »teuer« dem Kaare entgegen. Doch der blieb fest. Erklärte, daß er hier das beste Pferd zeige, das jemals in den Tälern gewachsen sei. Wenn jemand gutwillig, halb wie zum Spaß einwandte, es sei ein wenig zu klein, der Hals zu gedrungen, fuhr jener ihm über den Mund, sprach ihm Kenntnis betreffs eines Pferdes ab. Die Angriffe der Ungeduldigen bewirkten nur, daß Kaare die Namen all der trefflichen Tiere aufreihte, die in wenigen Jahren dem Blut des Hengstes entwachsen waren. Er schrie »Fjalir, Fjalir«, Hengst, den die schwedische Regierung kürzlich gekauft, daß er als Hauptbeschäler den nördlichen Provinzen diene. Der Züchter ereiferte sich dabei so sehr, daß er den Preis des Vaters auf 8000 Kronen erhöhte. Er reichte Diplome und Prägstücke umher, die er als Besitzer des Pferdes geerntet. Er zog es aus dem Verschlag und ließ das dunkelbraune Tier vor den Gaffenden prangen. Die Begeisterung wuchs. Die Vertreter der landwirtschaftlichen Organisationen steckten abermals die Köpfe zusammen, wurden durch ein paar Pferdemakler wieder auseinandergetrieben. Die jetzt dafür eintraten, man solle Kaare die 7000 Kronen bezahlen.
Gaustad pflegte den Pferdemarkt in Lillehammer als Vorwand zu nehmen, um im Viktoria- oder Grandhotel ein gutes Mittagessen und einige Flaschen Wein einzunehmen. Er langweilte sich an den stillen Tagen auf dem Gutshof. Per Helvede war auch auf den Markt gekommen (ach, der wasserklare kümmelsüße Schnaps). Er hatte im Gedränge den Hengst gesehen, bei sich gemeint, daß der in ihrem Dorfe gute Dienste würde tun können. Er machte sich an Kaare heran. Das Gespräch, das sie führten, hatte zum Ergebnis, daß Per gegen eine Provision von 50 Kronen dem Herrn auf Gaustad den Hengst für 8000 Kronen verkaufen sollte. Per ging in Begleitung eines fragwürdigen Kumpanen namens Ole, der sich als Makler bei Viehkäufen niedrigster Qualitäten aufgetan hatte und somit dem anderen beredt genug erschien, ins Viktoriahotel, wo sie Gaustad halb betrunken und schläfrig antrafen. Per setzte sich in der ihm eigenen freien, halb frechen, halb natürlichen Art zu dem Gutsbesitzer an den Tisch, begann zu erzählen in trockener kaum gehobener Rede. Dabei floß ihm unter, daß er aus Atna sei und den Herrn sehr wohl kenne und zu schätzen wisse. Ole erschienen die Erzählungen zu weit ausgesponnen; er unterbrach, mischte seinerseits ein nicht Zugehöriges in die Unterhaltung, gab das Wort aber wieder ab, weil Per noch immer nicht zum Kern vorgedrungen war, zum vereinbarten Stichwort, auf das der Viehmakler zu warten hatte. Endlich enthüllte sich der Bericht Pers. Dem Herrn sei ein Pferd verendet. Und daß es deshalb ratsam, die Gelegenheit des Pferdemarktes zu benutzen, um zum Ersatz ein neues zu kaufen. Er wolle sich nur als guter Mensch erwiesen haben, indem er diese Nachricht überbracht. Der Gutsbesitzer erregte sich, er schalt, verbat sich diese Vertraulichkeit geringer Menschen. Bei Branntwein söhnte er sich wieder mit den zweien aus. Es überkam ihn, er habe Per unrecht getan. Bei einem späteren Zeitpunkt wurde Kaare hereingeführt. Als gutem Freund sprach Gaustad auch ihm zu. Sein Hirn war wohlig taub. Die Verbrüderung der Menschen vollzog sich mit ihm als Mittelpunkt. Er kaufte den Hengst unbesehen. Per wurde beauftragt, das Tier nach Hause zu führen. Von Geld war an diesem Tage keine Rede.
Am anderen Morgen, in einem nach Durchreisenden riechenden Bett des Hotels erfuhr Gaustad, daß er 8000 Kronen zu bezahlen hatte. Per erhielt keinen Lohn für das Führen des Hengstes, obgleich er drei Tage Zeit daran hatte geben müssen. Der Gutsbesitzer, der, die Eisenbahn benutzend, vor ihm angekommen war, bedachte ihn vielmehr beim Verlassen des Hofes mit einer Flintenladung Schrot. Und traf unglücklicherweise den Mann. Per erstattete Anzeige bei der Polizei. Daß Gaustad der Betrogene wollte man wohl glauben; aber er konnte es nicht beweisen. Es erwuchsen ihm große Gemütserregungen, die ungeahnt tief an ihm zehrten. Er versäumte alle Einsprüche gegen Zwangsvollstreckungen, die Kaare Fjellstuva gegen ihn erließ. Er war besessen von dem Gedanken, daß er nur untätig zu sein brauche, um die Ränke der anderen zum Scheitern zu bringen. Noch ehe die Prozesse, die erwuchsen, zu Ende gingen, starb er plötzlich, vom Schlagfluß gerührt. Dadurch entschied es sich, daß der Hengst auf dem Gutshof verblieb. Ein fast unbekanntes Mitglied aus der Familie des Verstorbenen wurde Gaustads Nachfolger.
Er begann nach kurzer Zeit im Herrenhaus Räumungsarbeiten anzustellen. Die schönen Möbel des Toten wurden zerschlagen. Jener liebte polierte ausländische Hölzer nicht. Seidenbezogene Polster fürchtete er zu beschmutzen. Er vernichtete sie deshalb. Kiefernholzkasten, Tische, Bänke, Schemel, mit bunten Ölfarben bemalt, traten an die Stelle der ehemaligen wohlabgewogenen Bequemlichkeit. Es war leicht zu begreifen, daß ein Bauer ohne heimliche Süchte das Gut bezogen. Der letzte Herr, der diesen Namen verdiente, war in einem schwarzen Sarge hinausgetragen worden und lag begraben. Weisheiten oder tolle Ideen konnten nicht mehr geboren werden. Dafür Sauberkeit, Ordnung, Pünktlichkeit, Sachlichkeit in all ihren Stationen. Reiche Ernten, fettes Vieh als Ertrag aus den bürgerlichen Disziplinen. Nach Ablauf zweier Jahre war das Herrenhaus weder von innen noch von außen wieder zu erkennen. Unschöne, weißbemalte Anbauten erdrückten die alte Barockvilla. Der Talhengst hatte einen Stall bekommen, der nahe Ähnlichkeit mit dem Tresor einer Großbank aufwies. Eiserne Träger und graukörniger Beton schützten das edle Tier vor Bedrohung durch Feuer und Diebstahl.
Der neue Besitzer: ein Mann wie ein Hüne, als ob er in einer Nacht zehn Frauen in seinem Bette hätte halten können. Aber einer strotzenden Frau, wie überquellende Milch um die Brüste, mit Augen zwischen Reh und Kuh, an der allein der Mund nicht nur zeugend, sondern auch aufreizend war, vermochte er nur ein paar schwächliche Kinder zu erwecken. Blut, das sich bequemt hatte, Erfahrungen zu sammeln, büßte.
Er hatte Mahagoni- und Ebenholzmöbel zerschlagen. Es war eine typische Auseinandersetzung seiner Existenz mit der Welt. Auch die Gemälde – Ahnenbilder waren es zumeist – wurden ohne Wehleidigkeit und Zeremonie dem Feuer geopfert. Er grub damit die eigenen Kraftquellen ab. Er wußte es nicht. Der alte Herr hatte eine Bibliothek besessen, deren Wert vor allem in einer Notensammlung bestanden hatte. Seit Generationen schon waren die Gaustads vollkommen unmusikalisch gewesen; der alte Herr war in Zorn geraten, sobald Töne gegen sein Ohr geschlagen; aber Jahrhunderte alte Kompositionen hatte er gesammelt. Hatte in Stunden besonderer Beschaffenheit die Zeichen gelesen, die er nicht verstand. Vielleicht, daß er eine eigene magische Wissenschaft sich daran erbaut; vielleicht hatte er diese Deutekunst mit den Büchern ererbt und den Gesang der Sphärengesetze vernommen, die durch materielle Klänge nur bedroht wurden. Die Bibliothek war zugleich mit den Möbeln und Bildern in Rauch und Asche verwandelt worden. Als Ausgleich für den Barbarismus bestellte der neue Herr dem Verstorbenen in Oslo einen großen Grabstein aus schwarzem, poliertem Labrador, verziert und seiner Bestimmung zugewiesen mittels vergoldeter Buchstaben. Er tat noch mehr in den Bezirken göttlicher Dinge. Eines Tages erschien im Dorfe ein Architekt aus Deutschland – so sagte man. Ein in Deutschland gebürtiger Architekt, der seit Jahren schon auf einer kleinen Skaere des Oslofjordes wohnte, in Ausübung seines Berufes, den er erlernt, ohne berufen zu sein. Die romanische Kirche mit weichen, tiefgemeißelten Fensterleibungen aus Kleberstein, von der Farbe tiefer chinesischer Jade, mit einem Portal, das ohne Schmach hätte dem Himmel vorgestellt werden können, nicht nur diesem bescheidenen Bau, wurde niedergelegt. Die Quadern verkrümelten sich als Bausteine in die Kuhställe der Bauern ringsum. Wie sich die Reste der stolzen Domkirche in Hamar verloren hatten, beschmutzt, bepißt – welche Heiligkeit hinzuhalten den Unwissenden – verachtet von den Nachfahren der tätigen Menschen. Sie haben den Namen Helgoey dem Berg gelassen, der auf dem Wasser schwimmt, den die Türme vom Festland mit dem Klang grünlicher Glocken grüßten. Grün von feuchter Luft, vom Alter, Ausschlag des rötlichen Kupfers. Kalköfen rauchen, und die Menschen vernichten den Berg. (Soweit vom Berg, der auf dem Wasser schwimmt. Da wurden in einer großen chinesischen Stadt 10000 Hungernde, die sich gegen den Hunger empört, an einem Tage erschossen. Kugel in den Hinterkopf aus 30 Zentimeter Entfernung geschleudert. Daß das Hirn zerspritzte. Soweit vom Kapitalismus.) Auf dem leeren Platz, der durch das Abbrechen des Kirchleins geschaffen wurde, erweitert bis in die Grabstätten hinein – in denen die Leichen nicht vermodert waren wegen kälkigtoniger Schichten des Bodens, weshalb man sie ausheben mußte, um sie erneut unten am Bach, wo der Kirchhof abschüssig und feucht war, zu begraben, damit sie endlich verrotteten – erhob sich bald ein weißgetünchter kahler Bau, die neue Kirche. Unfromme und Untüchtige bewiesen, daß sie nicht mehr fähig waren, Gott einen Antrag zu machen, daß sie mehr davon verstanden, wie ein Schweinekoben zu errichten sei. Aber Er sann nicht darauf, sich zu rächen. (Der Berg und die Zehntausend blieben auch ungerächt.) Ihm erschien das Lebendige immer noch lebendig. Die Ernten auf Gaustad wurden reichlicher von Jahr zu Jahr. Man gab das alte Stück: Wer die Lippen bewegt, der wird erhört. Es war das oft belächelte Schauspiel. Es erschien in anderer Aufmachung. Oder war Gott verliebt in den braunen Hengst? Dicke Knochen, Muskeln darüber. Braunes Fell. Er zeugte. Und sein Zeugen wurde Bewegung und Gestalt, allmählich wachsend in den dunklen Bäuchen von Stuten. Oder sah Er die Menschen an? Und lächelte wegen des Taugenichtses, der Perrudja hieß?
Der Bauer wußte, was er seinem Hengste schuldig war.
Er erwarb drei vorzügliche Stuten. Einer von diesen gefiel es dem Hengst seine Liebe zu schenken, von den beiden anderen wandte er sich ab. Sie waren schwarz. Er liebte den Geruch schwarzer Weibchen nicht. Die beiden Verstoßenen mußten den Gutshof sehr bald wieder verlassen. Herr Gaustad, so ließ sich jetzt auch der neue Besitzer nennen, war weder verärgert, noch schrumpfte sein Eifer um den Hengst. Er erklärte sich die eigentümliche Neigung des Tieres, trug ihr Rechnung. Er bezog von irgendwoher, acht Tage war er darum gereist, zwei Schimmelstuten, von denen die eine eine fleischfarbene Scham besaß. Beide wurden trächtig; den Rang einer Lieblingsstute eroberte die rosafarbene sich nicht. Das hatte Herr Gaustad erwartet. Er sah sich getäuscht. Alle Vernunft kommt an eine frühe Grenze. Für den bevorstehenden Frühling plante der Gutsbesitzer, den Hengst auf die Triften des Hochgebirges zu schicken. Er bemühte sich, dem Tiere eine großen Stutenherde zu verschaffen. Seiner Rührigkeit gelang es, daß sogar aus Fron, Ringebu, Oeyer und Faaberg Tiere in größeren Mengen zugesagt wurden. Mit Sorge begann er zu erkunden, wie weit das Revier eines benachbarten Hengstes entfernt sei, welche Einbrüche und Wasser als Grenzen errichtet waren; daß nicht eine zufällige Begegnung stattfände zwischen zwei Herden und die Eifersucht um die weiblichen Tiere die männlichen zu einem Kampf gegeneinander triebe. Befuhr er die umliegenden Talzüge, konnte es geschehen, daß er, wie mit einem neuen Sinn begabt, die Berge hinauf schnubberte, als ob die Möglichkeit gegeben, Pferdeschweiß zu erriechen. Es waren die wenigen Stunden seines Daseins, in denen seine Bestimmung zur Nüchternheit durchbrochen war.
Der Frühling kam. Gaustad berichtete allen Beteiligten, an welchem Tag, zu welcher Stunde das männliche Tier aufs Hochgebirge geführt werden würde, daß die leckeren Stuten zur Stelle wären.
Im Winter erwies es sich, die fahlen und braunen Stuten waren trächtig geworden, alle schwarzen aber güst geblieben. Ihre Besitzer hatten sie nach dem Weidegang nervös, sogar abgemagert gefunden, behaftet mit hingezogener Rossigkeit. Sie waren unberührte Liebende.
Der Ruf des Hengstes litt sehr. Man behauptete, daß er in seine Greisenjahre getreten. Seine Eigenschaft wurde in den Dörfern und Ansiedlungen besprochen. Die geschädigten Bauern weigerten sich, den fälligen Zins für den Weidegang zu entrichten. Da Gaustad beharrlich die Schwäche seines Hengstes leugnete, begab sich ein junger Bauer aus Fossegaarden zu ihm – er hatte eine dreijährige Stute gestellt – und behauptete, daß sie Jungfrau geblieben. Der Gutsbesitzer lachte hell auf. Beschreibung eines unberührten Pferdefräuleins. Sie begannen zu streiten.
Gaustad sah sich veranlaßt, eindringlich zu werden und zog anatomische Zeichnungen zurate. Der Bauer verfing sich. Seine Rede wurde weitschweifig und verlor die Würze der Klarheit. Die abtastbaren Tatsachen rückten von ihm ab; er wurde allmählich mundtot. Staunende Betrachtungen hatten ihn verwirrt. Die unnatürlichen Wechselreden, die an seiner Befangenheit entstanden, endeten in einer betrüblichen Folgerung: daß das junge Weib des Landmannes nicht unberührt gewesen sein konnte, als der Mann zu ihm in der Hochzeitsnacht eingegangen.
Der Ruf des Hengstes litt unter dieser Tatsache noch mehr. Im Zusammenhang mit der humorvollen Geschichte hörte Perrudja von dem befehdeten Tier. Er ging auf den Gutshof und ließ es sich zeigen. Er fand das Fell braunkupfern und glänzend wie Erz. Er rieb mit den Händen die mächtige Kruppe, umarmte den kurzen und feisten Hals. Das Pferd beugte den Nacken und zupfte an den langen Haaren des menschlichen Kopfes mit breiten weißen Schneidezähnen. Perrudja preßte wühlend gespitzte Finger gegen die wulstigen Lippen des Tieres.
Schweren Herzens, benommen wie von einer Betäubung, schlich er sich fort. Sein Herz hatte zu lieben begonnen. Seine Schenkel sehnten sich zu reiten. In seinem einsamen Holzhaus, inmitten der unermeßlichen Waldungen warf er sich weinend aufs Bett. Er wußte selbst nicht einmal den Grund für seine Traurigkeit. Er war weich und schwach.
Lars Grisung – übrigens ein stolzer Mann, der seinem Namen gern etwas von der Allgemeingültigkeit zu nehmen sich bemühte, indem er durchblicken ließ, daß zwischen seinem Geschlecht und dem alten der Galtunger im Gudbrandstal gar kein Unterschied sei (ob etwa ein Eber kein Schwein, und ein Schwein nicht Eber sein könnte) – rüstete sich zu Weihnachten, den alten Vater seiner Hausfrau zu begraben. Die Ortschaft, in der der Verstorbene einen Hof besessen hatte, war vier Tage Schlittenfahrt von der Heimat Grisungs entfernt. Ehe Lars mit seinem Gefährt im Trauerhause angekommen war, hatte der alte Mann schon volle drei Wochen unbegraben im Sarge die eisige Kälte des Gebirges gefroren. Die Magd, die alles Getier in Überarbeitung seit dem Tode des Alten allein betreut hatte, da der Hofbursche plötzlich träge geworden und von Gespensterfurcht befallen war, so daß er nur während der wenigen lichtgrauen Stunden des Tages auf dem Hofe zu halten war, (Gott mochte wissen, in welcher Magd Bett er schlief) half Grisung, den Deckel des Sarges zu schließen. Nachdem er festgestellt, daß der Tote wie ein Stock hartgefroren dalag. Auf dem Kirchhof war ein unförmiges Loch in den Boden gebrochen worden. Sobald der Sarg hinabgelassen, bedeckte man ihn mit Geröll aus faustgroßen runden Kieseln. Mit einem melankolischen Psalmsang von einigen zwanzig Versen erledigten zehn Männer frierend hinter der Mauer einer weißgetünchten Kirche das traurige Ritual. Lars bemerkte, daß das Gemäuer des Bauwerks wie verquollen sich vorbuchtete. Alter. Wahrscheinlich vom Druck der rohgemauerten Gewölbe. Der Geistliche hatte wegen ungünstiger Eisverhältnisse nicht über den Fjordarm gelangen können. Er traf, unerwartet, achtzehn Stunden nach vollzogenem Begräbnis ein und benutzte die Gelegenheit seiner Anwesenheit dazu, zwischen den kalkigsteinernen Eiswänden der Kirche eine Bibelstunde zu zelebrieren, die von einem halben Dutzend alter Leute besucht wurde. Allesamt reif fürs Grab. Darum nahmen sie die Gefahr einer tödlichen Erkältung auf sich.
Das Leichenfestessen, so trefflich vorbereitet es war, blieb ohne Fröhlichkeit. Die Öfen glühten. Die Rahmgrütze schied sich wunderbar in Butter und Brei. Ausgelassenheit, wie es sich gebührt hätte, kam nicht auf. Den Grund dafür suchte man hinterher darin, daß Gutten vergessen hatte, im richtigen Augenblick, zum Zeichen einer eben angetretenen Himmelspilgerschaft, die Flagge am Mast vor dem Haus ganz aufzuziehen. Lars selbst beschlich sich, er sei die Ursache; weil er keinen der verhältnismäßig zahlreichen Gäste auch nur von Ansehen kannte; zudem begann die Erbschaftsregelung ihm Sorge zu machen. Denn der Bruder seiner Frau, eigentlicher Erbe des Hofes, war zum Begräbnis nicht eingetroffen, obgleich ihn die Nachricht vom Tode des Vaters erreicht haben mußte, war der Brief, der die Mitteilung enthielt, doch eingeschrieben gesandt worden. So hatte Gutten berichtet. So hatte die alte Magd berichtet. Lars war ein rechtlicher Mann, ein frommer Mann, vor allem ein stolzer Mann. Darum hoffte er nicht, daß seinem Schwager, der übrigens noch ohne Weib und, soweit man wußte, ohne Nachkommen war, etwas Böses zugestoßen sein möchte. Er erhoffte es nicht; aber er erwog die Möglichkeit. Fünf Tage noch nach dem Begräbnis verbrachte er auf dem Hofe seines Schwiegervaters. Am sechsten begann er die Rückreise nach Atna. Er ermahnte Magd und Burschen, teilte Ratschläge aus, ging zum letztenmal durch die Ställe.
»Junge«, sagte er, als sie zu zweien bei den Pferden standen, »ihr habt keine Arbeit für das Prunkstück des Alten. Der hat viel Geld damit vertan. Ein teures Pferd. An was mag er gedacht haben, als er es kaufte? Die Fjordingpferde taugen für euch. Ihr habt zwei davon. Was soll das große Tier hier ausrichten? Ich nehme es mit mir, daß es nicht verkommt. Sollte meiner Frau Bruder eintreffen, sagt es ihm. Ich will es nicht geschenkt. Wird es gewünscht, kann ich es zurückgeben.«
Er führte eine schwarze blanke Stute aus dem Verschlag. Vor seinen Schlitten schirrte er sie. Das eigene Pferd band er hinter sich am Fahrzeug fest. So trabte er die neue Straße nah am Fjord entlang, heimwärts. Im Schiefergeröll gegen den Berghang wanden sich verkrüppelte fahle Birkenstämme. Die Straße war aufgefüllt mit glattem Schnee. Die großen Schutzsteine am Wegrand verschwanden beinahe. Das Wasser lag versenkt, schwarzgrün vereist unterhalb der Straßenmauern. Die Luft stand wie gebannt, taub, abweisend. Der einsam Dahinziehende war eingepreßt in eine fast schmerzende Verlassenheit, die wie die Vorstufe des unnatürlichen Wunders ist.
Als Lars am zweiten Tage seiner Reise auf einer Skyßstation übernachten wollte – es war noch verhältnismäßig früh am Tage, doch die Nacht war schon samtschwarz, und die nächste Station erschien ihm zu entfernt – kam auf der Schwelle der Tür sein Schwager ihm entgegen. Pferde und Schlitten hielten noch auf der Straße, beschienen von einer hoch angebrachten elektrischen Lampe. Die Männer begrüßten sich nicht. Erstaunen machte sie verhalten.
»Was, zum Teufel, beginnst du?« rief der Schwager statt aller Anrede als erstes, »du kommst von meinem Hof. Du hast eines meiner Pferde gestohlen. Erwartet habe ich von dir nichts anderes. Aber ich bin früh genug auf dem Wege es zu entdecken. Ich, Bursche, bin helle, um mein Eigentum zu nehmen.« Sprach’s lachend und schreiend, band das Pferd Larsens vom Schlitten. »Das ist mein Eigentum«, hob er hervor, »und du bist ein Dieb.«