I
Der neue Morgen überspülte ihn mit Licht, das die Farbe der Verzweiflung hatte: todesgleich, blass, ausgelaugt. Captain Jack Cordesman von der Mordkommission des Polizeibezirks Nord ging an Bord des 7,5 Meter langen Kajütbootes We’re Aweigh. Schon wieder ein Sechs-Vier; die bekamen sie immer am frühen Morgen. Die Flutlichtlampen der Kriminaltechnik leuchteten grell aus dem Eingang jenseits der tiefen Schatten. Cordesman ging die wenigen Stufen des Niedergangs hinab, dann blieb er abrupt stehen, angegriffen vom Anblick des Gemetzels. Was ist das nur für eine Welt?, dachte er.
»Kenneth Parker Ubell«, informierte ihn der Uniformierte, der als Erster vor Ort gewesen war. »Auch bekannt als ›Wire‹. Den Mistkerl suchen wir schon seit ’ner ganzen Weile.«
»Was, er ist aktenkundig?«
»Ein Gauner durch und durch, Sir. Es heißt, er klaut für die Hehler im Südcounty. Saß wegen Autodiebstahls im Countyknast und ein paar Jahre im Staatsgefängnis – mehrere Anklagen wegen bewaffneten Einbruchs. Hab seine ID über die Datenleitung in meinem Wagen geklärt. Wirklich ’ne coole Maschine.«
Technik. Großartig. Einer von der Spurensicherung saugte eifrig den Teppich ab, während ein anderer in der vorderen Kabine mit dem Pinsel auf die Jagd nach Fingerabdrücken ging. Aber Cordesman starrte nur weiter, immer noch nicht sicher, ob das Ding da zu seinen Füßen tatsächlich menschlich war.
Der Uniformierte berichtete weiter. »Wir haben zehn offene Haftbefehle für ihn. Ein Dust-Junkie nach Aussage unserer Spitzel; hat Koks gedealt, bis die Jamaikies kamen, und angeblich soll er zwei von unseren Informanten bei dem DEA-Schlamassel vor einigen Jahren umgelegt haben. Die Welt ist ohne ihn besser dran, wenn Sie mich fragen.«
Also war der Kerl ein Krimineller. Fein. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Aber was war passiert? Wer hatte ... das da getan?
Der Gestank war unerträglich. So etwas hatte Cordesman nicht mehr gerochen, seit die Jamaikaner zwei Schieber kopfüber in einer Waschküche aufgehängt hatten. Mit aufgeschlitzten Bäuchen, die Eingeweide auf dem Boden verteilt; der Hausmeister hatte ihm leidgetan. Der Gestank hier im Boot war scharf und grell: frische Innereien, Exkremente, frisches Blut. Kenneth Parker Ubell alias Wire – oder das, was von ihm übrig war – lag nackt auf der Seite. Seine Eingeweide waren aus der Bauchhöhle herausgerissen worden, als hätte jemand etwas gesucht, das er zwischen den inneren Organen verloren hatte. Die Kajüte war damit dekoriert worden; Cordesman musste an eine High-School-Party denken, bei der alles mit Krepppapier verziert worden war, nur dass in diesem Fall das Krepppapier aus dem Hauptteil des Dünndarms bestand, der von der niedrigen Decke herabhing. Der Rest war im Raum verstreut worden. Und sein Kopf ... sein Kopf ...
»Da war jemand ziemlich gründlich«, bemerkte der Uniformierte.
»Auch schlechte Leute haben schlechte Tage.« Cordesman ließ den Blick durch die überfüllte Kajüte schweifen, sorgsam darauf bedacht, nicht über die Linie der Spurensicherung zu treten. Wires Kleidung lag an der Seite auf dem Boden, aufgeknöpft, nicht zerrissen. »Die Klamotten gefallen mir nicht.«
»Sir?«
»Ich meine – was zur Hölle ist hier passiert? Der Typ bricht in das Boot ein, auf der Suche nach irgendwas, das er mitgehen lassen kann, und jemand überrascht ihn? Und plötzlich ist der Täter das Opfer? Und warum wurden ihm die Kleider ausgezogen?«
»Er wurde vergewaltigt«, antwortete eine verkniffene, nasale Stimme.
Die Gestalt achtern drehte sich um. Es war Jill Brock, Deputy Superintendent des Technischen Dienstes, auch Spurensicherung genannt. Sie trug Halbstiefel, Acetat-Handschuhe und ein Haarnetz, um eine ungewollte Kontaminierung des Tatorts zu vermeiden. »Guten Morgen, Captain«, fügte sie hinzu.
Cordesman glotzte sie an. »Was meinen Sie mit vergewaltigt?«
»Den Tatbestand des erzwungenen Geschlechtsverkehrs ohne Einwilligung.«
»Ich weiß, was Vergewaltigung bedeutet, Jill. Normalerweise sind es Frauen, die vergewaltigt werden, nicht Männer.«
Jill Brock zuckte mit den Achseln. Sie war groß, mager und blass. »Die Zeiten ändern sich, Sir. Sind Sie jemals über den Broadway spaziert? Ich wette, eine Menge von den Typen da würde Sie anbaggern. Dieser Kerl ist ein Ex-Sträfling. Viele von denen werden im Knast umgedreht.«
»Woher wissen Sie, dass er vergewaltigt wurde?«
»Nicht-reflexive Rektalerweiterung, ein untrügliches Zeichen. Kommt oft vor in den größeren Städten und den Staatsgefängnissen – Washington, Baltimore, Ihren alten Revieren. Tod durch Ersticken, er wurde während des Aktes erwürgt. Wollen Sie seinen After sehen, Captain?«
»Nein danke, ich muss noch fahren.«
»Ich schätze, er hat mit einem Partner zusammengearbeitet. Und während des Jobs hat sich der Partner gegen ihn gewendet.«
»Jetzt kommen Sie, Jill!«, protestierte Cordesman. »Sein Partner hatte Analverkehr mit ihm und dann hat er ihn zu einer kalten Schlachtplatte verarbeitet?«
Wieder zuckte Jill Brock mit den Achseln.
»Irgendwelche Fingerabdrücke?«
»Überall, Sir.« Sie hob eine tragbare UV-Lampe auf. »Wir haben auch ein paar interessante Haare gefunden, lange rote mit leichten Wellen. Fragen Sie den Besitzer, ob in letzter Zeit Rothaarige oder Leute mit Stoppelschnitt auf dem Boot waren. Ich analysiere das Sperma, die Abdrücke und die Hautschuppen so schnell, wie ich kann, und gleiche sie über das Intranet der Dienststelle ab. Ach, noch was ist merkwürdig: Es gibt keine Werkzeugspuren am Schloss.«
Cordesman sah sie mit verkniffenem Gesicht an. Er glaubte nicht an die ›Partner‹-Theorie. Wire war ein Junkie, aber er war ein kleiner Fisch. »Und sein Kopf, Jill?«, fragte er. »Was ist mit seinem Kopf passiert?«
»Das ist das Seltsamste an dem Fall. So ein Kranialtrauma habe ich noch nie gesehen. Ich weiß nicht, was für eine Kreatur in der Lage ist, einem Menschen die Schädeldecke abzureißen. Jedenfalls ist sein Gehirn weg.«
»Sein was ist ... was?«
»Sein Gehirn ist weg«, wiederholte Jill Brock sachlich.
»Sie meinen weggeschossen?«
»Nein, Sir. Es gibt keine Anzeichen von Schusswaffengebrauch. Jemand hat sein Gehirn mitgenommen.«
Cordesman brauchte einen Drink. Yeah, einen Fiddich, mit Eis. Besser gleich zwei. Er hatte schon vor Jahren aufgehört zu trinken, aber in diesem Moment wünschte er, er hätte es nicht getan. Er starrte sie mit offenem Mund an, perplex über diese Enthüllung. »Jill, niemand nimmt ein Gehirn mit. Man nimmt Anhalter mit, man nimmt sich Arbeit mit nach Hause. Aber man nimmt keine Gehirne mit!«
Jill Brock zuckte mit den Achseln. »Sagen Sie das dem Toten, Captain. Denn irgendjemand hat seins mitgenommen.«
II
Wires Gehirn schmeckte ausgezeichnet.
III
Stille hatte sich über den Sound gesenkt. Nebel lag auf dem Wasser wie eine abgestürzte Wolke und verhüllte das Ufer. Der süßliche, abgestandene Geruch der Bucht lullte ihn ein, genau wie das Brummen und Vibrieren der Dieselmotoren. Ein nasskalter Nebel ließ sein Gesicht frösteln. Er zitterte unter seiner Schlechtwetterjacke, seine Nerven bebten, er fühlte sich wie eine straff gespannte Sprungfeder.
Irgendetwas hatte seine Sinne in Alarmbereitschaft versetzt.
Nicht mehr lange ...
Es war 21 Uhr. Sie hielten Kurs auf die Ballard Bridge und Fisherman’s Terminal, direkt südlich von Golden Gardens. Die Lichter der Häuser auf dem Sunset Hill leuchteten so klar wie ein Leuchtturm und leiteten die Deceiver zur Elliot Bay. Als sie sich der Markierung näherten, konnte er das reflektierte Licht von Harbor Island mit seinen rauchenden Schornsteinen und Funken sprühenden Schmelzhütten sehen und das Seattler Stadtzentrum mit dem riesigen Weihnachtsstern auf dem alten Fredrick & Nelson’s, und endlich auch ihr Ziel, die festliche Reihe von Lichtern, die den Anleger skizzierte.
Als die Bojen gute 30 Meter vom Heck der Deceiver entfernt waren, schaltete Jason den Steuerbordmotor in den Leerlauf. Ein fernes grünes Licht schwang am Bug vorbei. Die Deceiver befand sich jetzt in der Bucht. Mit Blick auf die Ballard Bridge schwenkten sie nach links zum Fisherman’s Terminal. 20 Minuten später lenkte er das Schiff allein mithilfe der Motoren zum Anleger. Der Kapitän einer entgegenkommenden Fähre winkte beiläufig, während seine Fahrgäste die riesige extravagante Jacht bestaunten, die in den Hafen lief. Das Schiff verlangsamte die Fahrt und kam direkt vor dem nördlichen ›T‹ des Jachthafens zum Stehen. Mit dem vorderen Steuerbord-Strahlruder schloss Jason die Lücke zwischen dem Bug und dem Pier. Anna, so redselig wie immer, warf der Hafenaushilfe ein Tau zu. Jason bekam einen guten Blick auf die junge Frau; beim Anblick ihrer kurzen honigfarbenen Haare und der sonnengebräunten muskulösen Beine fragte er sich unwillkürlich, wie lange es eigentlich her war, seit er ...
Na ja, letzte Nacht zählte nicht, oder?
Träume zählen nicht ...
Widerstrebend ließ die Deceiver sich vom Achterstrahlruder mit dem Heck gegen den Anleger schieben. Anna machte die Leinen fest, während Jason überlegte, wie er die Hafenaushilfe wohl in seine Koje bekommen konnte. Er hatte das Gefühl, dass er bei ihr mehr Glück haben könnte; Anna biss ja nicht an. Tatsächlich war sie während der ganzen Fahrt in seltsamer Stimmung gewesen, hatte kaum ein Wort gesagt. Aber die Fahrt war ja auch seltsam, musste Jason zugeben. Manchmal spürte man so etwas, und diese Sache hatte sich von Anfang an nicht richtig angefühlt.
Lethe.
Gottverdammter Spinner, fasste Jason seine Beurteilung zusammen. Sein Geld stinkt nicht, okay, aber was ist das für ein Mensch, der einen anheuert, seine Anderthalb-Millionen-Dollar-Jacht die Küste raufzuschippern, und sagt, er würde einen im Jachthafen treffen, aber nicht mal seine Nummer hinterlässt, damit man ihn anrufen kann, wenn man anlegt?
Nur ein gottverdammter Spinner.
Ach, was sollte es. Warum sich Gedanken machen? Sie hatten festgemacht, sie waren an ihrem Ziel angekommen, und nirgends eine Spur von Lethe. Bin mal gespannt, wie lange wir auf diesen Bekloppten warten müssen.
Er trank sein Bier leer, während er in der Kombüse wartete. Seine Uhr zeigte Viertel nach elf. Weiber, dachte er. Immer brauchen sie ewig. Aber verdammt, er hatte ihr jetzt genug Zeit gelassen. Er ging zu Annas Kabinentür und klopfte zweimal an. Nichts. Er hielt den Atem an, aber alles, was er hörte, war sein eigener Puls. »Anna?«, rief er. »Wir sollten nach oben gehen. Haben Sie Ihre Sachen zusammengepackt? Lethe kann jede Minute hier sein – es wird Zeit.«
Nichts.
»Anna?«
Keine laufende Dusche, kein Föhn, nichts.
Er klopfte noch einmal und öffnete dann zögernd die Tür. Die Kabine war dunkel, das Bett gemacht. Sie ist nicht hier. Sie ist längst oben, und ich stehe hier und rede mit einer verdammten Tür!
Ein sanftes rotes Licht drang unter der Tür zur Hauptkabine hindurch. Jason hörte ein leises Rascheln. Warum sollte sie dort drin sein?, fragte er sich, dann öffnete er vorsichtig die Kabinentür. »Anna, was machen Sie hier drin? Suchen Sie nach dem Führer?«, versuchte er zu witzeln. »Kommen Sie, Abmarsch ...«
Der Scherz blieb ihm im Hals stecken, als er in den Raum schaute.
Sein Blick fiel auf die Metallkiste. Irgendjemand hatte den Deckel geöffnet – und dann sah er mit dem nächsten Blick, was darin war.
Das furnierte dunkle Holz. Die luxuriöse weiße Auspolsterung. Der ausgekleidete Deckel, der offen stand ...
Eine Fußtruhe, na klar. Das ist ein Sarg!
Aber was ihm sein nächster Blick zeigte, war noch unendlich schlimmer.
Anna lag auf dem Boden. Ihr langes blondes Haar breitete sich wie ein makabrer Heiligenschein um ihren Kopf aus. Jemand in einem weißen Anzug beugte sich über sie ...
Annas Arme und Beine zuckten, während ihre Augen blicklos zur Decke starrten.
»Was in Gottes Namen ...«, murmelte Jason.
Der Kopf der weiß gekleideten Gestalt ruckte hoch. Ein grau melierter Haarschopf krönte ein scharf geschnittenes Gesicht. Schwarze Augen begegneten Jasons Blick.
Lethe lächelte mit blutverschmiertem Mund.
Annas T-Shirt war durchtränkt mit Blut, das den Stoff nass an ihre Brüste klebte. Weiteres – frischeres – Blut quoll in schwachen Stößen aus ihrer aufgerissenen Kehle. Selbst in dem roten Licht sah sie anämisch aus.
Die Wut trieb Jason zum Angriff. Er stürmte auf Lethe los, griff nach dem Erstbesten, das ihm in die Hände fiel – ein Feuerlöscher. »Du Dreckskerl! Ich schlage dir den Schädel ein, so wahr mir Gott helfe!«, versprach er, dann traf er Lethe mit dem Feuerlöscher an der Schläfe – ein guter, harter Schlag. Mit einem vernehmlichen Knack! wurde der Kopf des Mannes brutal nach hinten gerissen.
Und dann sah Lethe Jason an und lachte.
Jason schlug so hart mit der Rechten zu, dass seine Hand schmerzte. Wieder wurde Lethes Kopf nach hinten gerissen und wieder lachte er.
Ein verschwommener Rückhandschlag schleuderte Jason gegen das Backbordschott; Luft und Speichel prusteten aus seinem Mund.
Jasons Bewusstsein trübte sich. Ein leises Lachen war zu hören.
Oh Gott. Ich muss hier ...
Die Hände, die sich im nächsten Moment um seinen Hals legten, waren hart wie Eisenklammern. Jasons Sicht verschwamm, als ihn der Schmerz durchzuckte. Seine Arme schlugen hilflos nach Lethes Kopf. Ein Knacken drang aus Jasons Rachen, als ihm ohne große Anstrengung der Kehlkopf zerdrückt wurde. Er schmeckte sein eigenes Blut, das aus seiner zerstörten Kehle quoll, und in einer überraschend neutralen Erkenntnis begriff er, dass er sterben würde.
Jasons Halsknochen bohrten sich zwischen Lethes Fingern durch die Haut. Das Universum schrumpfte zusammen auf das Gesicht des Vampirs.
Das Nächste, was Jason sah, war die Kabinendecke. Er sah, dass Lethe etwas sagte, aber er konnte die Worte nicht hören, er spürte, wie ihm Blut in die Ohren lief.
Ja, ich sterbe, dachte er. Es hat geschlagen, mein letztes Stündlein. Scheiße ...
Lethe kam wieder in Sicht. Den Arm unter Annas Brüste geschlungen, hielt er sie hoch wie eine Stoffpuppe. Seine Lippen formten weitere lautlose Worte.
Es sah aus, als sagte er: Trink.
Dann ließ er Anna auf Jason fallen.
Das weiche blonde Haar fiel über Jasons Gesicht, ihre festen Brüste pressten sich an seine Rippen. Er hatte sich immer vorgestellt, wie sich das anfühlen mochte – und sonderbar, dass er sich ausgerechnet jetzt daran erinnerte, sterbend, mit zerquetschter Kehle. Aber gut fühlte es sich an. So gut, dass man es gern mit in den Tod nahm.
Und dann schlossen sich Annas Lippen um seine Kehle.
I
Lehrling hielt vor dem berüchtigten Gebäude an der Third Avenue. »Geh schon rein, ich parke den Wagen und warte dann im Wartezimmer auf dich.«
Locke nickte. Sein Kopf schmerzte bei jeder Bewegung. »Was glaubst du, was das alles soll?«
»Es ist nichts, Mann. Geh schon.«
Locke stieg aus dem Volante und schloss die Tür. Er betrat die Polizeiwache, vorbei an den drei Obdachlosen, die auf den Stufen vor dem Gebäude saßen und eine Literflasche Rainier Ale hin und her wandern ließen, in der vergeblichen Hoffnung, von einem der vorbeigehenden Streifenpolizisten wegen Vagabundierens aufgegriffen zu werden und für ein paar Tage einen Schlafplatz und drei warme Mahlzeiten täglich zu bekommen. Locke nahm den Aufzug zum dritten Stock und ging den Flur entlang, bis er an ein kleines Schild kam, auf dem in weißen, erhabenen Buchstaben SEATTLE POLICE DEPT., ABTEILUNG FÜR GEWALTVERBRECHEN – BEZIRK NORD stand. Ein Pfeil zeigte in einen Flur, der rechts vom Hauptgang abzweigte.
Es war ein seltsames Gefühl, ein Polizeirevier zu betreten. Eine Etage höher lag das Stadtgefängnis. Das hier war eine ganz neue Erfahrung für ihn. Er sah Bilder, die er aus Fernsehserien kannte: Cops, die das Gemeinschaftsbüro betraten oder verließen, beiläufige Scherze, klingelnde Telefone, klappernde Schreibmaschinen. Ein kahlköpfiger Sergeant mit einem Muttermal so dick wie eine Fingerkuppe blickte ausdruckslos von seinem Schreibtisch auf.
»Ich soll mich bei einem Captain Cordesman melden«, sagte Locke.
»Locke, der Selbstmord?«
Die Art, wie er es formulierte, missfiel Locke. »Ja, ich war gestern Abend Zeuge eines Selbstmords.«
»Der linke Gang«, sagte der Sergeant und widmete sich wieder seinem Papierkram.
Locke war überrascht, dass er nicht durchsucht wurde oder sich zumindest irgendwo eintragen musste. Er hätte doch auch ein Verrückter sein können. Er hätte eine Waffe oder eine Bombe oder irgendwas einschmuggeln können.
CAPTAIN J. CORDESMAN stand auf der Milchglasscheibe. MORDKOMMISSION. »Kommen Sie rein«, forderte ihn eine Stimme auf, bevor er überhaupt klopfen konnte. Wahrscheinlich hatte der Mensch im Büro seine Silhouette durch die Scheibe gesehen.
Locke betrat ein enges Bürozimmer. Ein schlanker Mann erhob sich hinter einem zerkratzten Schreibtisch, auf dem sich Aktenmappen stapelten. Eine Kaffeemaschine blubberte.
»Ich bin Cordesman«, sagte der Mann. »Danke, dass Sie kommen konnten. Nehmen Sie Platz.«
Locke setzte sich verdutzt. Dieser Typ war ein Cop? Er war mager und hatte Haare bis zu den Schultern, rasiert hatte er sich heute offenbar auch noch nicht. Ein zerknitterter Schlips verunzierte ein ebenso zerknittertes Anzughemd. »Möchten Sie Kaffee?«
Die blubbernde Flüssigkeit in der Kanne sah wie Teer aus. »Nein danke«, lehnte Locke ab.
»Sie sind also ein Dichter, hm?«
»Genau.«
»Interessant.« Cordesman zündete sich eine Camel an und hob eine Augenbraue. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sind Sie krank?«
»Nur verkatert.«
Der Cop schien zu lächeln, als erinnere er sich an etwas. »Wie viele hatten Sie?«
»Ich weiß nicht, acht Bier, vielleicht zehn. Ich bin nicht mehr gefahren oder so was.«
»Trinken Sie immer so viel?«
Locke runzelte die Stirn. »Nein«, sagte er. »Wieso?«
»Bin nur neugierig. Ich schätze, alle Dichter trinken.«
Worauf wollte er hinaus? »Sie haben mich hierhergebeten, um mich zu fragen, wie viel Bier ich getrunken habe?«
Cordesman inhalierte Rauch. »Ich versuche nur herauszufinden, wie verlässlich Ihr Beobachtungsvermögen gestern Abend war. Wie kommt es, dass Sie keine Barrechnung hatten?«
»Hm?«
»Eine Rechnung in der Bar – Sie hatten keine. Wir haben es überprüft.«
Warum sollten sie das überprüfen? Locke hatte nichts angestellt. »Ein Freund von mir hat bezahlt.«
»Lehrling. Der Romanautor.«
»Ja.«
»Aber er hat nicht gesehen, wie der Bursche sich umgebracht hat?«
»Nein, er war schon gegangen.«
Cordesman nickte und klopfte sich die Asche ab. In einem Glenfiddich-Aschenbecher auf dem Schreibtisch türmten sich die Kippen. »Wie gut kannten Sie Roderick Byers?«
»Wen?«
»Na, ihn. Der sich umgebracht hat.«
Weißhemd, dachte Locke. »Ich kannte seinen Namen nicht. Hab ihn vorher nie gesehen.«
»Sie sind also nur so über den Parkplatz spaziert und haben zufällig gesehen, wie dieser Bursche es getan hat? Nachts? Auf einem dunklen Parkplatz?«
Allmählich missfiel Locke die Richtung, die diese Befragung nahm. »Die Straßenlaternen waren an. Haben Sie das nicht überprüft? Und nein, ich habe den Mann nicht bemerkt. Er hat mich zu sich gerufen.«
»Er hat Sie gerufen? Zu seinem Wagen? Aber Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie ihn vorher noch nie gesehen haben. Haben Sie das nicht gesagt? Gerade eben?«
Warum quetscht dieser Kerl mich so aus?, wunderte sich Locke.
»Sind Sie nervös, Mr. Locke? Sie schwitzen.«
Tat er das? Ja, plötzlich fühlte er sich klebrig, siedend in seiner eigenen Körperhitze. »Ich habe einen Kater, wie ich schon sagte«, redete sich Locke heraus. »Und die Sache hat mich ein bisschen mitgenommen.«
Cordesman kicherte, ohne zu lächeln. »Völlig verständlich. Wem ginge es nicht so ... ich meine, nachdem man zugesehen hat, wie sein Freund Selbstmord begeht?«
»Er war nicht mein Freund. Und als ich sagte, dass ich ihn vorher noch nie gesehen habe, meinte ich, nicht vor gestern Abend.«
»Ah.« Cordesman drückte die Camel aus und steckte sich sofort eine neue an. Er schob sich eine Strähne seiner langen braunen Haare aus dem Gesicht. »Erzählen Sie mir der Reihe nach, was passiert ist.«
Es war sehr nervenaufreibend, noch einmal alles Revue passieren zu lassen. Locke berichtete Cordesman, wie er den Streit von Weißhemd und der jungen Frau am Hintereingang der Bar beobachtet und wie Weißhemd ihm später erzählt hatte, dass die Frau mit ihm Schluss gemacht hatte. »Und als die Bar dann zumachte, bin ich über den Parkplatz, um nach Hause zu gehen, und da rief er mich zu seinem Wagen. Und dann erschoss er sich.«
»Das ist alles, Mr. Locke?«
»Er hat ein paar merkwürdige Dinge gesagt. Und zuerst richtete er die Waffe auf mich.«
»Warum?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wollte er Sie ausrauben?«
»Nein.«
»Warum hat er Sie dann mit der Waffe bedroht?«
»Ich weiß es nicht!«, schrie Locke.
Eine Uhr tickte. Cordesman lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, rauchend, und beobachtete Locke. Im Fenster hinter ihm verschlangen Wolken die Sonne. »Beruhigen Sie sich, Mr. Locke. Ich verhöre Sie nicht, ich versuche nur ...«
»Ich weiß. Sie versuchen herauszufinden, wie verlässlich mein Beobachtungsvermögen ist. Klingt in meinen Ohren wie ein Verhör.«
»Was für ›merkwürdige Dinge‹?«
»Ich weiß nicht. Er war betrunken.« Aber woran erinnerte sich Locke tatsächlich? Weißhemd hatte gesagt ... Transposition, Mann. Metamorphose. Was konnte er damit gemeint haben?
Sie lieben sie immer noch, stimmt’s?, hatte Weißhemd gefragt.
Das hatte er sich bestimmt eingebildet. »Er sagte etwas von Vorzeichen, Warnungen. Er war betrunken, und ich erinnere mich nicht mehr allzu gut daran. Ich war auch betrunken.«
»Vorzeichen. Warnungen.« Cordesman schien etwas damit zu verbinden. »Was hatte er für eine Waffe?«
Locke verdrehte die Augen. »Hören Sie, Captain, ich bin Dichter, kein Büchsenmacher. Ich weiß nur, dass es eine Schusswaffe war. Und sie sah groß aus, größer als die im Fernsehen.«
»Sie war groß, stimmt«, meinte Cordesman. »Eine Webley .455, eine Antiquität. Die Briten bauten sie für ihre Offiziere im Burenkrieg, sie wollten eine Seitenwaffe, mit der man einen aufgeputschten Eingeborenen mit einem Schuss ausschalten konnte. Feuert eine Kugel ab, die einen halben Zoll durchmisst.«
»Ich fühle mich geehrt, an Ihrem Wissen teilhaben zu dürfen«, sagte Locke.
Cordesman lachte freudlos. »Ich schätze, wenn man sich umbringen will, ist das die richtige Kanone für den Job.«
Locke fühlte sich erschöpft und gereizt. Schweiß rann ihm aus den Achselhöhlen.
»Parität«, sagte Cordesman. »Wissen Sie, was ›Parität‹ bedeutet?«
Locke starrte ihn an. »Es bedeutet Äquivalenz oder Vergleichbarkeit in Status, Natur, Menge oder dergleichen.«
»Genau. Man könnte auch Übereinstimmung sagen, nicht wahr?«
»Meinetwegen.«
»Nun, wir haben hier eine Parität, Mr. Locke, eine Übereinstimmung. Das hat man oft, wenn ein gewaltsamer Tod im Spiel ist. Und ich glaube, Sie sind sich dieser Parität bewusst, aber aus irgendeinem Grund erwähnen Sie sie nicht.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon zum Henker Sie reden, Captain«, sagte Locke.
»Byers war Dichter.«
Byers. Locke hatte immer noch Schwierigkeiten, diesen Namen mit dem Toten in Verbindung zu bringen. Für ihn hieß er nicht Byers, sondern Weißhemd. Aber ...
Ein Dichter?
»Das wusste ich nicht«, sagte Locke schließlich.
»Nein?« Cordesman steckte sich eine weitere Camel an. Wenn er nicht bald auf den Punkt kam, würde er hier im Büro an Lungenkrebs sterben. »Er war Professor für Englische Literatur an der Evergreen State. Hat ein paar Dutzend Bücher mit Gedichten veröffentlicht. Hardcover.«
Locke rümpfte ansatzweise die Nase. Wahrscheinlich irgendwelche kleinen privaten College-Hardcoververlage.
»Random House«, fügte Cordesman hinzu. »Für einen Dichter war dieser Byers eine große Nummer. Glänzende Kritiken in der New York Times, der Post’s Bookworld und solchen Blättern. 50.000 Dollar Vorschuss für sein letztes Buch. Klingt für mich nach ziemlich gutem Geld. Bekommen Sie so viel Geld für Ihre Poesie, Mr. Locke?«
Locke rümpfte noch etwas mehr die Nase. »Nein.«
Cordesman nickte. »Aber schon komisch, oder? Der Kerl hatte einen großen Namen als Dichter, und Sie haben noch nie von ihm gehört.«
»Was bedeutet schon ein großer Name? Poesie ist Poesie.« Und dann musste er noch hinzufügen: »Und 50.000 Dollar Vorschuss für einen Gedichtband sind sehr untypisch.«
»Trotzdem ist es komisch. Sie haben ihn nicht gekannt, und doch hat er Sie zu seinem Wagen gerufen, um Ihnen etwas zu sagen. Wie erklären Sie sich das?«
»Ich kann es mir nicht erklären.«
»Es ist fast so, als hätte er auf Sie gewartet. Er hat gezielt auf Sie gewartet. Um Ihnen ›merkwürdige Dinge‹ zu sagen. Meine Frage, Mr. Locke, lautet: Warum? Warum Sie?«
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich es nicht weiß. Und was hat das mit Parität zu tun?«
»Byers war Dichter. Sie sind Dichter. Byers’ Freundin hat vor Kurzem mit ihm Schluss gemacht. Hat Ihre Freundin Ihnen nicht auch kürzlich den Laufpass gegeben?«
Locke starrte ihn an.
»Ich bin Ermittler«, antwortete Cordesman auf Lockes Blick. »Ich untersuche gewaltsame Todesfälle und alle Details, die potenziell damit in Zusammenhang stehen. Das ist mein Job, Mr. Locke. Ich ziehe Erkundigungen ein.«
Locke fühlte sich in seiner Privatsphäre verletzt, fast schon geschändet.
»Clare Sowieso, nicht wahr?«, fuhr der Polizist fort. »Rechtsanwaltsfachangestellte?«
»Was hat mein Privatleben mit dem Selbstmord zu tun?«
»Parität, Sie erinnern sich?«
Locke starrte ihn nur weiter an.
»Sie und Byers hatten vieles gemeinsam.«
»Und?«
Cordesman zuckte mit den Achseln. Auf seiner Krawatte, die mit einem Halbmond bestickt war, waren Ascheflecken. Er lächelte schief. »Ich weiß nicht, ich habe nur dieses Gefühl, dass Byers sich speziell zu Ihnen hingezogen fühlte, wegen der Übereinstimmung. Ist doch komisch, oder?«
»Ja, echt komisch.« Übereinstimmung, ging es Locke immer wieder durch den Kopf. Sein Verstand fühlte sich an, als wäre er überfüllt, so wie der Aschenbecher. Cordesman schien ihn ganz genau zu beobachten. »Zwei Dichter. Zwei abgewiesene Liebhaber.« Der Cop hielt ein kleines Foto von Weißhemd hoch. »Verdammt, Sie beide sehen sich sogar ähnlich.«
Tatsächlich? Blödsinn, dachte Locke – und selbst wenn, was hatte das schon zu sagen? »Ich weiß immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.«
Cordesman schürzte die Lippen, als würde er an etwas saugen, an einem Gedanken vielleicht. Oder einer Hypothese. Er stand auf, ging um Locke herum, schloss die Bürotür und kehrte wieder an seinen Schreibtisch zurück. Ein leeres Blatt Papier hing an einer Korkpinnwand neben dem Fenster. Der Polizist zündete sich eine weitere Zigarette an und wandte seinen Blick wieder Locke zu.
»Sie kennen doch das Sprichwort – Gegensätze ziehen sich an. Tja, in meinem Job trifft das so gut wie nie zu. In meinem Job ...«
»Ziehen sich Übereinstimmungen an«, riet Locke.
»Ja, und warum? Ich glaube, dass Menschen und ihre Interaktionen irgendwie ... magnetisch sind. In vielerlei Hinsicht. Etwa 90 Prozent der Tötungsdelikte in diesem Land werden von Tätern begangen, die einiges mit dem Opfer gemeinsam haben. Das Gleiche gilt für Vergewaltigungen. Und für die meisten Gewaltverbrechen.«
»Gibt es eine Pointe?«
»Oh, die gibt es«, fuhr Cordesman ohne Pause fort. »Da ist etwas in der menschlichen Psyche, das einen wechselseitigen Effekt hat. Wenn Sie so lange wie ich in Mordfällen ermittelt hätten, wüssten Sie wahrscheinlich, wovon ich rede.«
»Aber es war kein Mord. Es war Selbstmord.«
»Na ja, Selbstmord ist auch eine Art Mord. Mord an sich selbst. Es ist und bleibt ein Verbrechen. Und worum geht es bei diesem Verbrechen wirklich? Es geht um das Versagen zwischenmenschlicher Wechselwirkungen, nicht wahr?«
»Wenn Sie es sagen.«
»Ich glaube, dass Menschen berufen werden, Selbstmord zu begehen. Klingt das absurd? Ich glaube, diese Menschen erhalten einen Ruf.«
Lockes Rachen war wie ausgedörrt. Hatte Weißhemd nicht irgendwas von einem Ruf gesagt?
»Warum haben Sie es getan?«, fragte Cordesman.
»Wenn Sie mich des Mordes beschuldigen, sollte ich vielleicht besser einen Anwalt anrufen.«
»Nein, nein, tut mir leid. Byers hat sich selbst getötet. Die Leute von der Kriminaltechnik haben letzte Nacht seine Hände auf Schmauchspuren untersucht. Wir konnten beweisen, dass er sich selbst getötet hat.«
»Weshalb haben Sie mich dann gefragt, warum ich es getan habe?«
Rauch quoll aus Cordesmans Lächeln. »Ich meinte, warum Sie dieses Wort auf die Innenseite von Byers’ Windschutzscheibe geschrieben haben.«
»Welches Wort?«
»Jetzt kommen Sie, Mr. Locke. Da stand etwas auf der Innenseite der Windschutzscheibe, mit Blut geschrieben. Mit Byers’ Blut.«
»Ich habe es nicht geschrieben.«
»Nein?«
»Nein.«
»Wer denn dann?«
»Er muss es selbst geschrieben haben.«
Cordesman lachte. »Was? Nachdem er sich erschossen hat?«
»Warum nicht? Er kann es geschrieben haben, bevor er starb.«
»Das wäre medizinisch unmöglich gewesen«, konterte Cordesman. »Der Tod trat augenblicklich ein. Das Webley-Geschoss hat etwas erzeugt, das die Forensiker ein Austrittsvakuum nennen. Es hat sein komplettes Gehirn an der gegenüberliegenden Seite aus dem Schädel gesaugt. Byers kann es nicht geschrieben haben. Er war sofort tot.«
»Dann muss es jemand anders getan haben. In dem Zeitraum zwischen seinem Selbstmord und der Ankunft des Krankenwagens.«
»In fünf Minuten? Mein Gott, das Krankenhaus ist nur ein paar Meilen vom Parkplatz des Concannon’s entfernt.«
»Dann als ich hineinging, um dem Barkeeper Bescheid zu sagen, dass er den Krankenwagen rufen soll«, vermutete Locke.
»Unwahrscheinlich. Wir reden hier von Minuten, Mr. Locke. Jemand kommt ganz zufällig um zwei Uhr morgens vorbeispaziert, als Sie gerade in die Bar zurückgehen, um den Barkeeper zu bitten, einen Notruf abzusetzen? Und dieser Jemand überlegt sich mal eben so: He, dieser Typ hat sich gerade das Hirn aus dem Kopf geblasen, also warum gehe ich nicht hin und schreibe ein komisches Wort an seine Windschutzscheibe? Von innen. Mit seinem Blut.«
Locke kam allmählich nicht mehr mit. Das ging alles zu schnell, und es gab zu vieles, was er nicht wusste. »Hören Sie, Captain, ich weiß immer noch nicht, wovon zur Hölle Sie eigentlich reden. Ich habe kein Wort an die Scheibe dieses Mannes geschrieben. Ich wusste nicht einmal was davon.«
Cordesmans scharfer, analytischer Blick wurde plötzlich leer. War er enttäuscht? »Nein, Mr. Locke, wahrscheinlich haben Sie es nicht getan. Vielleicht haben Sie es nicht getan. Aber ich wüsste wirklich gern, wer es war.«
Locke saß schweigend da und versuchte, das Knäuel von Gefühlen und Fragen zu entwirren. »Was war das für ein Wort?«, fragte er schließlich.
Der hagere Polizist drehte sich zur Pinnwand um, an der das leere Blatt Papier hing. Er nahm einen roten Filzstift, der quietschte, als er mit schnellen Strichen schrieb:
SCIFTAN