Agile Prozesse mit Wertstrom-Management.
Ein Handbuch für Praktiker
Bestände abbauen – Durchlaufzeiten senken – Flexibler reagieren
CETPM Publishing, Ansbach
ISBN: 9-783940-775-70-2
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Geleitwort
Ein Unternehmen muss agil sein – so lautet die Anforderung in Zeiten der Unsicherheit und der schnellen Veränderung. Weder Kundenwünsche von morgen noch die Entwicklung der Rahmenbedingungen an den globalen Märkten sind zuverlässig vorhersagbar. Also heißt es: Wertschöpfung nicht statisch planen sondern agil bleiben, um auf jede Veränderung des Umfelds unverzüglich reagieren zu können. Dazu bedarf es eines transparenten Produktionssystems, das die gesamte Wertschöpfungskette ganzheitlich betrachtet. Hierzu ist Wertstrom-Management das Mittel der Wahl.
Wertstrom-Management und dessen Bausteine Wertstrom-Mapping und Wertstrom-Design sind grundlegende Werkzeuge, um der Vision eines schlanken Unternehmens näherzukommen. In diesem Buch werden Ansätze und Möglichkeiten des Wertstrom-Management dargestellt und detailliert erläutert. Der Autor beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesem Thema und hat seine Erfahrungen aus der Durchführung unzähliger Projekte bei unterschiedlichsten Unternehmen in diese Ausarbeitung mit einfließen lassen. Dieses Grundlagenwerk beleuchtet die vielfältigen Aspekte der Wertstrommethode. Es soll in erster Linie Praktikern helfen, die Methode erfolgreich anzuwenden und dadurch Verschwendung signifikant zu reduzieren und somit die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen zu steigern.
Mit dem Basiswissen über die Methode haben Produktionsverantwortliche das Rüstzeug, um Veränderungen in Richtung „Agiles Unternehmen“ anzustoßen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten wissen worum es geht, und dass sie durch Qualifizierungsmaßnahmen das nötige Basiswissen erhalten. Bewährt hat sich in der Praxis das „Lernen durch Tun“ – entweder in Workshops direkt im Unternehmen oder in einer Lehrfabrik. Ein Workshop im Unternehmen bringt meist einen direkten Nutzen, wenn ein konkretes Verbesserungsprojekt Gegenstand der Schulungsmaßnahme ist. Die Lehrfabrik bietet den Vorteil, dass ein überschaubarer Produktionsprozess simuliert wird und die Auswirkungen der Maßnahmen als Ganzes sichtbar sind. Die Teilnehmer verlassen ihr tägliches Umfeld und betrachten die Dinge aus einem anderen Blickwinkel.
Das Handbuch „Agile Prozesse mit Wertstrom-Management“ ist ein idealer Begleiter für die Praxis – zur Vorbereitung und Durchführung von Wertstromprojekten und als Nachschlagewerk.
Egal, wie Sie sich dem Thema Wertstrom nähern – wichtig ist, dass Sie es tun, Ihre Mitarbeiter und Kollegen mitnehmen und dass Sie unverdrossen an der Optimierung der Prozesse arbeiten. Ich wünsche Ihnen wertvolle Erkenntnisse bei der Lektüre dieses Werkes und viel Erfolg beim Anwenden der Wertstrom-Methode.
Prof. Dr. Constantin May
Managing Director des CETPM der Hochschule Ansbach
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Einführung |
Der Forderung nach effizient organisierten Abläufen kann sich kein Unternehmen entziehen. Der Druck wächst durch Globalisierung und den daraus resultierenden verstärkten Wettbewerb. Es geht darum, Herstellkosten zu reduzieren, Durchlaufzeiten zu senken, Losgrößen zu verkleinern, flexibler zu werden und schneller auf Veränderungen am Markt zu reagieren. Viele Unternehmen suchten in den vergangenen Jahren Ansätze zur Optimierung und setzten diese mehr oder weniger erfolgreich um. Effizient zu organisieren gelingt nur, wenn nicht nur die Symptome behandelt werden. Es gilt, die Ursachen für ineffiziente Abläufe herauszufinden und diese systematisch zu beseitigen. Zur nachhaltig wirksamen Optimierung von Abläufen ist die Beschäftigung mit folgenden Fragen erforderlich: Wo verschwenden wir Ressourcen? Wie können wir die Ursachen für diese Verschwendung beseitigen? Dies setzt voraus, dass man sich darüber im Klaren ist, was denn ineffiziente Abläufe und Verschwendung eigentlich sind.
Mit diesen Fragen beschäftigen sich seit den fünfziger Jahren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei dem japanischen Automobilhersteller Toyota. Sie haben nach neuen Wegen gesucht, um die in der westlichen Welt so beliebte tayloristische Arbeitsteilung zu verändern und Strukturen zu schaffen, die eine nachhaltige Reduzierung von Verschwendung ermöglichen. Ausgehend von der Forderung nach Flexibilität, Effizienz und dem Streben nach dauernder Verbesserung entwickelten sie die Philosophie der schlanken Produktion. Ein wesentlicher Grundpfeiler dieser „Lean Production“ ist dabei die Überzeugung, dass alle Aktivitäten in einem Unternehmen in einem Zusammenhang stehen. Tätigkeiten in der Fertigung, Materialtransport und Steuerung, Vertriebs- und Entwicklungstätigkeiten und andere Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Eine dauerhaft wirksame Verbesserung kann nur erreicht werden, wenn diese Zusammenhänge erkannt und berücksichtigt werden. Verbesserung bedeutet, dass Ressourcen effizient eingesetzt werden und dass im Laufe der Prozesskette eine kontinuierliche Steigerung der Wertschöpfung erfolgt. Unter Ressourcen werden dabei alle eingesetzten Mittel verstanden, also Material, Maschinen, Personal, Platz und auch Finanzmittel in jeglicher Form.
Die Lean-Philosophie unterteilt Aktivitäten in einem Unternehmen in wertschöpfende und nicht wertschöpfende Tätigkeiten. Eine kontinuierliche Reduzierung des Anteils der nicht wertschöpfenden Tätigkeiten soll dazu führen, dass Ressourcen effizienter eingesetzt werden und somit eine nachhaltige Verbesserung erreicht wird. Diese kontinuierliche Reduzierung der nicht wertschöpfenden Tätigkeiten geschieht nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern sie folgt einem Denkschema der Lean-Philosophie. Ein Grundsatz lautet, dass alle Prozesse sich danach ausrichten müssen, dass ein kontinuierlicher Strom der Wertschöpfung, ein „Wertstrom“, erreicht wird. So sind zum Beispiel Wartezeiten in einer Prozesskette Verschwendung – egal, ob damit das Warten auf Material, das Warten auf Weiterverarbeitung, das Warten auf Informationen oder die Einlagerung von fertigen Teilen und das Warten auf eine Auslieferung gemeint ist.
Basierend auf den Grundsätzen der Lean-Philosophie und der damit verbundenen Definition von Verschwendung hat man methodische Ansätze entwickelt, um Verschwendung zu ermitteln und zu reduzieren. Der Kern des Lean-Methoden-Baukastens ist Wertstrom-Management. Damit ist es möglich, Verschwendung, und vor allem ihre Ursachen, zu erkennen und Möglichkeiten zu ihrer Reduzierung zu erarbeiten. Zusammenhänge zwischen Tätigkeiten und Einflussgrößen werden klar ersichtlich. Mit diesen Informationen lassen sich Verbesserungen wirksam und nachhaltig erzielen.
In diesem Buch werden die Ansätze und Möglichkeiten des Wertstrom-Management dargestellt und detailliert erläutert. Jahrelange Beschäftigung mit diesem Thema und die Erfahrungen aus der Durchführung unzähliger Projekte bei verschiedensten Kunden und in unterschiedlichen Branchen sind in diese Ausarbeitung eingeflossen. Das Buch ist ein Hilfsmittel für Praktiker, die diese Methode gezielt einsetzen wollen, um Verschwendung zu erkennen und signifikant zu reduzieren.