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Universitäts- und Hansestadt Greifswald

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Universitäts- und Hansestadt

GREIFSWALD

REISEFÜHRER

Robert Tremmel | Christin Drühl

              [Text]         [Fotos]

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Konzept & Redaktion: Christin Drühl, Robert Tremmel Redaktionelle Mitarbeit: Jakob Bettin (Zeichnungen), Christin Drühl (Service, Stadtplan), Jasmin Hoven (Stadtgeschichte), Nora van Rijn (Stadtplan) Fachliche Beratung: Dr. Irmfried Garbe (Kirchengeschichte), André Lutze (Baugeschichte), Barbara Peters (Universitätsgeschichte)

Die Autoren danken ihren Greifswalder Freunden für die unermüdliche Unterstützung.

Die im Buch angeführten Kontaktadressen und Telefonnummern sind sorgfältig recherchiert. Dennoch übernimmt der Verlag hierfür keine Gewähr.

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten. Reproduktionen, Speicherungen in Datenverarbeitungsanlagen, Wiedergabe auf fotomechanischen, elektronischen oder ähnlichen Wegen, Vortrag und Funk – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlages.

3. aktualisierte Auflage 2016

© Hinstorff Verlag GmbH, Rostock 2006
Lagerstraße 7, 18055 Rostock
Telefon: 0381/4969-0
www.hinstorff.de

Herstellung: Hinstorff Verlag GmbH
Lektor: Dr. Florian Ostrop

ISBN 978-3-356-02108-0

Inhalt

Greifswald in Bildern

Vorpommersche Landmarken

Eine Einführung in die Region

Stadtgeschichte im Kurzporträt

Rundgang 1

In 120 Minuten zu den malerischsten Sehenswürdigkeiten

Rundgang 2

Der rote Himmel: Backsteingotik in 180 Minuten

Rundgang 3

Von Anatom bis Zypresse: Universitätsrundgang in 180 Minuten

Universitätsführungen

Alphabetische Übersicht zu den Sammlungen der Universität

Ausflüge

Spaziergang durch Wieck / Eldena

Fahrradausflug Richtung Wolgast

Pkw-Ausflug Richtung Anklam

Pkw-Ausflug Richtung Grimmen

Service

Adressen, Telefonnummern und Öffnungszeiten

Essen und Trinken

Kneipen & Cocktailbars

Nachtleben

Übernachtungsmöglichkeiten

Auswahlbibliografie und Bildnachweis

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Museumshafen

Greifswald in Bildern

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Blick nach Osten vom Dom St. Nikolai

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Marktplatz mit Rathaus

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Historische Klappbrücke in Wieck

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St. Nikolai

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St. Marien

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St. Jakobi

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Klosterruine Eldena

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Am Brunnen auf dem Fischmarkt

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Eingang zur Altstadt am Mühlentor

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Botanischer Garten

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Spazierweg am Ryck

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Vorpommersche Landmarken

Urlaub ohne Langeweile

Greifswald garantiert ein vielseitiges Angebot zum Erholen und Erkunden. Zwar erscheint die Stadt nur als kleiner Punkt auf der Landkarte und Rostock oder Rügen mögen den Klang ihres Namens überschallen. Aber viele Urlauber entdecken gerade hierin einen charmanten Wesenszug: Eine Stadt, die auf Kurtaxe und Regionalflughafen verzichten kann, obwohl sie mit Sehenswertem nicht zurücksteht.

Insbesondere in der warmen Jahreszeit lockt die altehrwürdige Hansestadt an der Ostsee mit abwechslungsreichen Urlaubstagen. Ein Stadtrundgang mit Museumsbesuch in sanfter Vormittagssonne, Mittagessen auf dem historischen Marktplatz und ein nachmittäglicher Ausflug zu den feinsandigen Stränden der unweit gelegenen Seebäder. Der Abend gehört den Flaneuren entlang der Uferpromenade im Fischerdörfchen Wieck oder am Stadthafen. Nicht zuletzt warten zahlreiche Kulturveranstaltungen auf ein interessiertes Publikum. Vielleicht lässt man danach den Tag in einem hübschen Lokal ausklingen und plant schon das morgige Urlaubsprogramm.

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Am Pommerschen Landesmuseum

Die folgenden Seiten sollen dabei mit sechs ausgesuchten Angeboten helfen. Auf eine allgemeine Stadtführung folgt ein Rundgang zur gotischen Backsteinarchitektur aus Zeiten der Hanse. Damals wurden Stadtkirchen und Giebelhäuser der Kaufleute nach dem zeitlosen Motto gestaltet: In Wohlstand leben heißt, ihn zu zeigen. Die dritte Tour führt durch die Zauberwelt einer der ältesten deutschen Universitäten, die sich im Jahr 1456 gründete. Ihr Geistesleben, zahlreiche Gebäude und mehr als 10 000 Studenten bestimmen das herzliche Klima der kleinen Stadt. Dem Greifswalder Umland widmen sich im letzten Drittel des Bandes drei Vorschläge für Ausflüge.

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Kirchen aus der Hansezeit prägen das Greifswalder Stadtbild.

Greifswald in Zahlen und Fakten

2014 zählte die Stadt rund 56 685 Einwohner. De facto sind es mehr. Nur ein Teil der 12 000 Studenten ist mit Hauptwohnsitz in Greifswald gemeldet. Im Durchschnitt wohnen etwa 1112 Einwohner auf einem km2. Zum Vergleich: In Lübeck sind es 1 001, in Berlin 3 891 und in Tokio 14 881. Greifswald ist die fünftgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern nach Rostock, Schwerin, Neubrandenburg und Stralsund.

Nach 1989 schrumpfte die Bevölkerung von rund 68 000 fast auf das Niveau der frühen 70er Jahre. Aus Mangel an Arbeitsplätzen zogen Familien und junge Menschen in andere Regionen. Bis 1995 verloren ca. 4 000 Menschen ihren Erwerb durch die Stilllegung des Kernkraftwerks im 20 km entfernten Lubmin. Seit einigen Jahren wächst die Bevölkerungszahl wieder, auch dank einer städtischen Wohnsitzprämie für Studenten und die Ansiedlung von Unternehmen im Hightech-Bereich. Greifswald ist mit durchschnittlich 42,7 Jahren die jüngste Stadt in MV.

Bevölkerung:

Jahr

Einwohner

1977

40 017

1988

68 597

1995

60 772

2000

54 236

2006

53 753

2014

56 685

Bis Anfang des 21. Jh. stieg die Arbeitslosenquote auf über 20 %. Im landwirtschaftlich geprägten Umland war in manchen Dörfern sogar jeder Vierte ohne Lohn. Dienstleistung, Versorgung, Bildung und Verwaltung lösten Industrie- und Agrarbetriebe als größte Arbeitgeber ab. An der Spitze stehen heute Universität (ca. 6 000 Beschäftigte), Braun Gruppe (ca. 850), Sparkasse-Vorpommern (ca. 718), Hanse Yachts (ca. 581). In den letzten Jahren sank der Erwerbslosenanteil deutlich auf 11,7 % (2014). Der Bevölkerungsschwund in den 90er Jahren rief einen gravierenden Wohnungsleerstand hervor, in Teilen der Plattenbauviertel bis zu 30 %. Eine Lösung wurde im von Bund geförderten »Stadtumbau Ost« angestrebt. Seit 2004 wurden 910 Wohneinheiten abgerissen und 810 modernisiert. Bund, Land und die Stadt Greifswald stellten dafür 7,7 Millionen € bereit.

Erwerbslosenquote

1992

15,1 %

1994

14,2 %

1996

17,0 %

1998

18,4 %

2000

19,0 %

2002

19,3 %

2004

22,8 %

2006

20,6 %

2014

11,7 %

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Die Plattenbauweise erhielt 1969 Einzug, um zügig funktionalen Wohnraum zu schaffen – bis zu 1 000 neue Einheiten jährlich. Die »Platte« war ihrerzeit durchaus populär. Sie stand für modernes Leben mit Fernwärme, hellen und trockenen Zimmern und das Wohnen in einer guten Infrastruktur. Altbauten wurden kalkuliert vernachlässigt, um diese später mit dem Argument ihrer Baufälligkeit ersetzen zu können. Der hafenzugewandte Teil der Greifswalder Altstadt wurde von dieser Politik schwer getroffen. Bevor die Abrissbirnen auch den Markt erreichten, kamen der Herbst 1989 und die Renaissance der historischen Bürgerhäuser in den Folgejahren.

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Die politische Vertretung der Greifswalder ist die Bürgerschaft, deren stärkste Kraft die CDU ist. Seit der Kommunalwahl 2014 werden die Konservativen von SPD, Linke, Grüne und Piraten überflügelt. Feste Kooperationen zwischen den Parteien gibt es nicht, wodurch für Beschlüsse jeweils neue Mehrheiten organisiert werden. Im Jahr 2015 wurde erstmals ein „grüner“ Oberbürgermeister gewählt. Zuvor war das Amt fest in CDU-Hand. Rechtsextreme Parteien spielen in Greifswald keine Rolle, umso mehr jedoch im strukturschwachen Umland von Vorpommern-Greifswald, wo die NPD bei den letzten Landtagswahlen mehr als 10 % holen konnte.

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Berühmte Greifswalder in Bild und Wort

Zu den mehr oder weniger sehenswerten Greifswalder Gebäuden zählen die Geburtshäuser von drei berühmten Söhnen der Stadt.

Der Maler Caspar David Friedrich wurde am 5. September 1774 in der Langen Straße 57 geboren. Anfang des 20. Jh. fiel das Haus einem Brand zum Opfer, die väterliche Seifensiederei in den Hofgebäuden blieb jedoch von den Flammen verschont. Dort ist eine kleine Ausstellung zu Biografie und Werk des Künstlers zu sehen.

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Albert Freyberg: Bildnis von Caspar David Friedrich, 1840, Öl / Leinwand, Pommersches Landesmuseum

Friedrich verbrachte seine Jugend bis ins 20. Jahr in der Hansestadt, nahm Unterricht beim Universitätszeichenlehrer und kehrte in seinem späteren Leben häufig auf Besuch zu Greifswalder Verwandten heim. Seit 1794 studierte er an der Kopenhagener Kunstakademie und ließ sich nach der Ausbildung 1798 in Dresden nieder, wo er bis zu seinem Tod am 7. Mai 1840 wirkte.

Sein künstlerisches Genie besteht in der einzigartigen Behandlung romantischer Themen in Landschaftsgemälden: das Streben nach dem Unergründlichen, dem Göttlichen und Jenseitigen zeichnet sich häufig in der Verwendung christlicher Bildsymbolik ab. Dunkle Friedhöfe und wüste Landschaften mögen für das vergängliche Erdenleben stehen, geistige Erhöhung und religiöse Errettung aus der Melancholie verbreiten strahlende Himmelsgewölbe und Dämmerlicht. Einige der leidenschaftlichen Gemälde sind in der Galerie des Pommerschen Landesmuseums zu sehen, u. a. das Bild der »Ruine Eldena im Riesengebirge«, vor dessen Gipfelzüge das Mönchsgemäuer natürlich nicht hingehört. Den hohen, gotischen Spitzbogen fand der Maler im Greifswalder Ortsteil Eldena als Motivvorlage, wo die Ruine der Zisterzienserabtei noch immer besichtigt werden kann (vgl. S. 53).

C.-D.-Friedrich-Haus

Lange Straße 57

Juni-Okt.

Di–So 11–17 Uhr

Nov.–Mai

Di–Sa 11–17 Uhr

Hans Fallada, alias Rudolf Dietzen, erblickte am 21. Juli 1893 in der Steinstraße 59 das Licht der Welt. Im Erdgeschoss des schönen Bürgerhauses versammeln sich die Aktiven der Pommerschen Literaturgesellschaft, die mit einem progressiven, poetischen Programm versuchen, die zeitgenössische Auffassung von literarischer Kunst zu erweitern. Eine kleine Ausstellung berichtet vom umtriebigen Leben des Autors, geprägt von Suizidgedanken, Alkoholsucht, familiären Zwistigkeiten und Aufenthalten in Gefängnis- und Entzugsanstalten. Der 1932 veröffentlichte Roman »Kleiner Mann was nun« zählt zu den bekanntesten deutschen Literaturschöpfungen des 20. Jh. Bis zu Dietzens Tod am 5. Februar 1947 in Berlin folgten zahlreiche weitere Romane, Erzählungen und Kinderbücher wie »Der eiserne Gustav«, »Geschichten aus der Murkelei« und die Selbstbiografie »Der Trinker«.

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Falladahaus Steinstraße 59 geöffnet bei Veranstaltungen

Wolfgang Koeppen, am 23. Juni 1906 in der Bahnhofstraße 4 geboren, zählt zu den herausragenden Prosaschriftstellern der deutschen Nachkriegszeit. Beispielhaft genannt seien seine Romane »Tauben im Gras«, »Das Treibhaus« und »Der Tod in Rom«. Im Jahr 2003 wurde auf Betreiben von Günter Grass das Geburtshaus als Begegnungs- und Forschungsstätte eröffnet. Das »Münchner Arbeitszimmer« zeigt persönliche Gegenstände und Manuskripte aus dem Nachlass des Dichters, der am 15. März 1996 in der bayrischen Landeshauptstadt, seiner Wahlheimat, starb. Das Literaturzentrum Vorpommern hält die literarische Tradition mit Lesungen und Ausstellungen lebendig. In der Nachfolge des aus Koeppens Feder erzählten »Romanischen Cafés« lockt im Erdgeschoss eine umfangreiche Auswahl an Tagespresse und Kaffeespezialitäten (vgl. S. 107).

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Café Koeppen Bahnhofstraße 4 Mo–Fr ab 12 Uhr Sa/So ab 10 Uhr

Sprache, Land und Meer

»Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee« sang 1974 Nina Hagen in ihrem Hit »Du hast den Farbfilm vergessen«. Damals noch weitgehend unbekannt, erfreuen sich die kleinen orangefarbigen Früchte heute aufgrund ihrer gesunden Inhaltsstoffe großer Popularität. Hippophae rhamnoides, wie der Sanddorn wissenschaftlich heißt, wird als Busch an den Ostseedünen bis zu 4 m hoch. Seine kontinentalen Unterarten erstrecken sich aber quer über Europa und Asien. Mögen seine Früchte auch winzig sein, beweisen sie Größe bei den Inhaltsstoffen: sie vereinen zehn Vitamine, an erster Stelle Vitamin C. Die Konzentration ist viermal höher als in Orangen. Sanddorn wirkt infektionshemmend, stärkend und kreislaufanregend. Als kleines Wundermittel gilt auch das Sanddornöl. Einzusetzen bei Entzündungen, Wunden und in der Kosmetik.

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Sanddornprodukte

Die langwierige und aufwendige Kultivierung wird auf Sanddornplantagen in Mecklenburg-Vorpommern wie z.B. in Ludwigslust betrieben. Bis zu sechs Jahre brauchen Sträucher, bevor sie erntereife Früchte tragen. Dann werden nur einzelne Zweige herausgeschnitten und schockgefroren, dadurch fallen die Beeren ab und können weiterverarbeitet werden. Die breite Produktpalette – Sanddornsaft, Konfitüren, Bonbons und Cremes – findet sich in vielen Greifswalder Läden.

Plattdeutsch

»Wie geit di dat?«, tönt es über den vorpommerschen Gartenzaun. Wenn der geneigte Besucher vorrangig der älteren Generation zuhört, könnte es sein, dass er nicht viel versteht. Hier wird Plattdeutsch gesprochen. Allerdings hebt es sich deutlich von dem Platt an der Nordsee ab.

Die Entwicklung geht zurück in das 7. Jh. nach Christus. Zu dieser Zeit änderte eine Lautverschiebung das »ik« zum »ich«, die »Tung« zur »Zunge« usw. – die Geburtsstunde des Hochdeutschen. Dieses drang bis zu den Mittelgebirgen vor. Im Norden, dem sog. niederdeutschen Sprachraum, konnte es sich nicht durchsetzen. Die Menschen blieben beim Platt.

Erst im 20. Jh., als sich das Hochdeutsche immer mehr durchsetzte, verschwand das Platt zunehmend auch aus der familiären Konversation. Mit dem Tod der älteren Generation drohte auch der Dialekt auszusterben. In den 90er Jahren kam es, teils als Gag der Popkultur, teils als Identitätsstrategie einer Region in einer sich globalisierenden Welt, zu einer Rückbesinnung. Es erscheinen mundartliche Zeitungsartikel, es gibt Literaturzirkel und Theateraufführungen und selbst die Universität lehrt Niederdeutsch.

Wo de Ostseewellen trecken an den Strand wo de geele Ginster bleuht in ’n Dünensand Wo de Möwen schriegen, grell in ’t Stormgebrus da is mine Heimat, da bün ick tau Hus

Martha Müller-Grählert

Fischfang

Weiße Strände, kleine Fischerdörfer und ausgiebige Schilfgürtel säumen die Küste des 514 km2großen Greifswalder Boddens. Bereits der niederdeutsche Name »boddem«, was Boden oder Grund ausdrückt, verweist auf die geringe Tiefe von maximal 13,6 m.

Das nährstoffreiche Brackwasser bietet Lebensgrundlage für viele Wasservögel und Fische. Durch das Vermischen von Süß- und Salzwasser weist die Fischpopulation eine hohe Artenvielfalt auf. Marine Arten aus der Ostsee und Süßwasserfische aus den Randgewässern treffen hier aufeinander.

Der Hering führt die Listen in den Fangquoten an. Gute Erträge erzielen außerdem Zander, Hecht, Flunder, Schnäpel, Dorsch, Aal und Hornfisch. Gefangen wird vorrangig mit Stellnetzen, Angeln und Aalreusen. Schleppnetze sind wegen hoher Beifangraten – Jungfische und Nichtzielarten – nicht mehr im Gebrauch. Zudem dienen Schonzeiten der Erholung des Bestandes.

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Heringssaison in Wieck

Kulturelle Höhepunkte

Eingeweihte flüstern es dem Besucher gerne zu: Eigentlich sei Greifswald die heimliche Kulturhauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. In der Tat lassen sich rund um das Jahr beweiskräftige Argumente für diese Behauptung sammeln.

Mai

Anfang Mai tönt der Nordische Klang auf Greifswalds Bühnen und Podien. Das Festival für nordeuropäische Kultur ist die größte Veranstaltung seiner Art außerhalb Skandinaviens.

Namhafte Künstler aus den Ländern rund um die Ostsee sowie aus Norwegen und Island werden alljährlich für ein vielseitiges Programm zwischen Klassik und Jazz, Literatur, Kunst und Theater gewonnen. Die etwa zehn bunten Tage werden vom Nordischen Institut der Universität organisiert.

Juni

Im Monat Juni macht sich die Stadt unter der Leitung der universitären Kirchenmusik um die Pflege des schöpferischen Erbes Johann Sebastian Bachs verdient. Seit 1945 gibt es die Greifswalder Bachwoche, bei der jährlich auch Stücke anderer berühmter, weniger berühmter und noch ganz unbekannter Notenmeister unter einem gemeinsamen Motto angestimmt werden. Die Stadtkirchen und die barocke Aula der Uni bieten ein wunderbares Ambiente für sakralen und weltlichen, instrumentalen und vokalen, historischen und modernen Schwingungszauber.

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Theater Vorpommern in der Eldenaer Klosterruine

Juni/Juli

Auf eine ein Vierteljahrhundert andauernde Tradition können die anspruchsvollen Eldenaer JazzeveningsKlosterspektakel