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Fußnoten

1

Hauptmann, Tagebuch 1892 bis 1894, S. 111 f. (2. Mai 1892).

2

Michael Georg Conrad, Von Emile Zola bis Gerhart Hauptmann. Erinnerungen zur Geschichte der Moderne, Leipzig 1902, S. 78.

3

CA VII, 1044. Hauptmanns Werke werden mit Band- und Seitenzahl nach der Centenar-Ausgabe zitiert. Die Angaben zur Forschungsliteratur lassen sich über das Literaturverzeichnis vervollständigen. Ziffern, die im Text in Klammern Zitaten folgen, beziehen sich auf Seite und Zeile der vorliegenden Textausgabe.

4

CA IV, 5456 bzw. CA VI, 13–34. Vgl. Requardt/Machatzke, S. 41.

5

Vgl. die bei Neuhaus, S. 3138. abgedruckten Kritiken.

6

Hans von Hülsen, »Nachwort«, in: Gerhart Hauptmann, Bahnwärter Thiel. Novellistische Studie, Stuttgart 1954, S. 50 (zit. nach Cowen, S. 47).

7

Scheuer, S. 392.

8

Vgl. CA VII, 1061.

9

E. B., »Zwei Novellen von Gerhart Hauptmann«, in: Die Neue Zeit 11 (1893) Bd. 2, S. 107112, hier S. 111.

10

Scheuer, S. 385. Vgl. Martini (1954), S. 59; von Wiese, S. 272; Post, S. 50; Cowen, S. 49 f.; Möbius, S. 66; Sprengel (1984), S. 187 f.; Mahal, S. 218 f.

11

von Wiese, S. 283. Frey, S. 247, erkennt dagegen im Mord, Luppa, S. 95, in Tobias’ Tod die »unerhörte Begebenheit«.

12

Mahal, S. 201. Martini (1954), S. 68, sieht den »inneren Wendepunkt für Thiel« in der ersten Beschreibung eines vorbeirasenden Zugs. Für von Wiese, S. 276, ist das Erscheinen Minnas auf den Gleisen der »Mittelpunkt« der Erzählung.

13

von Wiese, S. 271. Für Sprengel (1984), S. 192, ist die Eisenbahn »zentrales Dingsymbol«.

14

Fritz Martini, »Nachwort«, in: Gerhart Hauptmann, Bahnwärter Thiel. Novellistische Studie, Stuttgart 1978, S. 4148, hier S. 43 f.

15

Vgl. Mahal, S. 209; Scheuer, S. 384 und 417. Zur zeitgenössischen Rezeption von Zolas Begriff des Experiments vgl. Wilhelm Bölsche, Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie. Prolegomena einer realistischen Ästhetik, Leipzig 1887.

16

Vgl. Martini (1954), S. 59 f.

17

Vgl. ebd., S. 59; von Wiese, S. 271 f.; Möbius, S. 72 f.; Mahal, S. 212. Über weitere Parallelen zu Büchner vgl. Fischer und Goltschnigg.

18

Vgl. Stewart, S. 144150.

19

Post, S. 59. Für Krämer sind die beiden Frauen »nichts anderes als Projektionen, Abbilder verschiedener, z. T. polar gegensätzlicher Seiten der Persönlichkeit Thiels« (S. 11).

20

Vgl. Scheuer, S. 398.

21

Vgl. von Wiese, S. 279; Frey, S. 247 f.

22

Vgl. Scheuer, S. 414416, der darin einen weiteren Hinweis auf die literaturgeschichtliche Zwischenstellung der Erzählung sieht.

23

Vgl. Mahr, S. 162; Frey, S. 233 f.; Scheuer, S. 423 f.

24

Vgl. Das Drama im geistigen Leben der Völker (Rede 1934), CA VI, 882 f.; Deutschland und Shakespeare (entst. 1915), ebd., S. 927, 932 f.; Dramaturgie (1942), S. 1036 f. Vgl. auch Griechischer Frühling (1908), ebd., CA VII, 9–119, hier S. 67 f.

25

Martini (1954), S. 65. Vgl. Krämer, S. 11 und 45; Möbius, S. 68 und passim.

26

Vgl. Sprengel 1984, S. 192; Scheuer, S. 376 f., 381, 409.

27

Scheuer, S. 386 bzw. 404.

28

Ebd., S. 406.

29

Ebd., S. 405. Vgl. Schweißinger, S. 83.

30

Scheuer, S. 408. Vgl. S. 396.

31

Ebd., S. 408 f.

32

»war Thiel […] nicht der Mann« heißt es bezeichenderweise in späteren Drucken (vgl. das Variantenverzeichnis).

33

Scheuer, S. 412 bzw. S. 407.

Endnoten

1

Bahnwärter Thiel: Der Titel verknüpft die Berufsbezeichnung mit dem (vornamenlosen) Familiennamen und weist damit auf zwei wichtige Faktoren hin, von denen das menschliche Handeln der zeitgenössischen Determinationslehre zufolge abhängig ist: die soziale Situation (Milieu) und die Familie (Erbe). Der Untertitel (vgl. Anm. hier) ergänzt die soziale durch die geographische Situation. Bei Hauptmann sind diese Bestimmungsfaktoren allerdings nur andeutungsweise ausgeführt. – Als Bahnwärter ist Thiel für die Betreuung eines Streckenabschnitts und die Bedienung von Schranken verantwortlich. – Ein realer Vorfall, der dem Autor als Stoffquelle gedient haben könnte, ließ sich bisher nicht nachweisen.

2

Novellistische Studie aus dem märkischen Kiefernforst: Zur Gattungsbezeichnung vgl. hier. Der Ausdruck »novellistische Studie« wurde vor Hauptmann u. a. von Hans Malser (= Peter Rosegger) (Vom Kreuzweg des Lebens, Stuttgart 1881) und John Henry Mackay (Schatten, Leipzig 1887) verwendet. – Wegen des sandigen Bodens, der für die Mark Brandenburg, dem Schauplatz der Erzählung, charakteristisch ist, besteht der Waldbestand der Gegend zum überwiegenden Teil aus Kiefern.

3

Gerhard: In der Erstveröffentlichung ist der Verfassername dem Titel nachgestellt und mit der Ortsangabe »Zürich« versehen. Hauptmann hielt sich von April bis Herbst 1888 in der Schweizer Stadt auf. Von dort aus sandte er der Zeitschrift Die Gesellschaft seine Erzählung zur Veröffentlichung ein. Hauptmann änderte später seinen Rufnamen in »Gerhart«.

4

Neu-Zittau: Ort in der Umgebung von Erkner, südöstlich von Berlin. Hauptmann wohnte in Erkner von 1885 bis 1889).

Abb. 2: Die Kirche in Neu-Zittau. Aus: Oskar Kilian, Radler-Streifzüge durch die Mark Brandenburg, Tl. 5, Berlin 1899.

5

Tender: hier: der die Kohle tragende Beiwagen der Lokomotive.

6

Schön-Schornstein: Siedlung in der Umgebung von Erkner, südöstlich von Berlin.

7

Kolonie: Ansiedlung.

8

Frauenzimmers: Frauenzimmer, urspr. Bezeichnung für den Frauen vorbehaltenen Aufenthaltsraum, dann für dessen Bewohnerinnen, später für die einzelne Frau. Seit dem 19. Jh. teils verächtlich, teils scherzhaft gebraucht.

9

herkulischen: sehr kräftigen; zu Herkules, dem Halbgott des griech. Mythos, der über gewaltige Kräfte verfügte. Dem Mythos zufolge erschlägt Herkules im Wahnsinn seine Frau und die gemeinsamen Kinder. Mit dem Helden verbindet sich auch die Episode am »Scheideweg«: Herkules steht zwischen zwei Frauen, der »Glückseligkeit« bzw. »Lasterhaftigkeit« und der »Tugendhaftigkeit«, trifft aber eine Entscheidung zugunsten der Letzteren (vgl. Clouser).

10

Alte-Grund: Siedlung in der Umgebung von Erkner, südöstlich von Berlin.

11

Wochenbett: auch: Kindbett, die Spanne von der Geburt bis zur Rückbildung der durch die Schwangerschaft bzw. Geburt bedingten Veränderungen des weiblichen Körpers, in der eine Frau im Bett bzw. zu Hause bleiben sollte (ca. 6 Wochen).

12

Tobias: (hebr.) ›Gott ist gut‹.

13

das Mensch: abwertende Bezeichnung besonders für weibliche Personen.

14

greulich anlaufen: schrecklich anecken, auf Widerstand stoßen.

15

kirre: zahm, zutraulich, gefügig.

16

Durchgewalkt: durchgeprügelt; der Ausdruck bezieht sich ursprünglich auf die Bearbeitung von Tuch oder Leder mittels Kneten, Drücken oder Pressen.

17

Phlegmas: Phlegma (griech. ›Schleim‹), Behäbigkeit, Schwerfälligkeit; nach der antiken Lehre, die die (vier) Temperamente aus dem Vorherrschen bestimmter Körpersäfte erklärte.

18

Tobiäschen: zu Tobiä, dem Gen. sg. von »Tobias«. 

19

Lenes: Lene, Kurzform zu Helene (die ›schöne Helena‹ des griech. Mythos) oder Magdalene (Maria Magdalena [= Maria aus Magdala], eine Jüngerin Jesu [Lk. 8,13; Mk. 15,40 f., Joh. 19,25; 20], die im Frühchristentum mit der Sünderin gleichgesetzt wurde, der Jesus im Lukas-Evangelium ihre Schuld vergibt [Lk. 7,3748]). Im 10. Jh. wird sie mit der Legende einer Maria von Ägypten verknüpft, die eine Prostituierte gewesen sein soll, sich aber schließlich zu Jesus bekehrte.

20

leidender Widerstand: passiver Widerstand.

21

Lenens: Gen. von Lene.

22

Posten: Ort, an dem der Bahnwärter seinen Dienst verrichtet.

23

Manen: lat. di manes, im röm. Mythos die Götter der Unterwelt, die Seelen der Toten.

24

Bude: hier: das Bahnwärterhäuschen).

Abb. 3: Die Bude 28 am Bahnübergang hinter dem Friedhof von Erkner. Sie könnte Hauptmann als Vorbild gedient haben. − © Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner.

25

zu Gebote stehende: zur Verfügung stehende.

26

Extase: Aus dem Französischen übernommene, heute veraltete Nebenform zu ›Ekstase‹  (griech. ›das Heraustreten‹), (religiöse) Verzückung, rauschhafter Zustand als Ausdruck höchsten Lebensgefühls.

27

Gesichten: hier: Visionen.

28

mystischen: übersinnlichen, geheimnisvollen, zu Mystik (›Geheimlehre‹). Thiel erlebt in seinen Visionen eine Annäherung an die Verstorbene, die ähnlich intensiv ist wie das Erlebnis des religiösen Mystikers, der durch Hingabe und Versenkung die Vereinigung mit Gott anstrebt.

29

vier Windrichtungen: vier Himmelsrichtungen. Die Bezeichnung geht auf die Antike zurück, in der es üblich war, die Himmelsrichtungen nach den Richtungen zu unterteilen, aus denen der Wind kommt.

30

Barrieren: (frz.) Schranken, Sperren, Schlagbäume.

31

Kaiser: Wilhelm I. (17971888), König von Preußen (seit 1861) und Kaiser des Deutschen Reichs (seit 1871).

32

Streckenrevision: Überprüfung des Streckenabschnittes.

33

Telegraphenarbeiter: Telegraphen, hier Apparate zur Fernübertragung von Nachrichten durch elektrische Leitungen, die an Bahnlinien verlegt waren. Die Arbeiter waren für die Verlegung und Wartung der Leitungen zuständig.

34

im Verein: hier: zusammen, gemeinsam.

35

Junimorgen: Die Zeitangabe wird nicht konsequent durchgehalten. An späterer Stelle ist davon die Rede, dass die Obstbäume blühen, was in diesen Gegenden meist im April geschieht (vgl. in der vorl. Ausg. hier).

36

lamentieren: jammern, klagen.

37

Lenen: Dativ von Lene.

38

Obliegenheiten: Pflichten.

39

schweres Geld: viel Geld. Der Ausdruck stammt aus der Zeit, in der der Wert der Münzen nach dem Metallgehalt (Gold oder Silber) ausgewogen wurde.

40

sorglichen: sorglich, »sorge erregend, empfindend, tragend« (DWb 16, Sp. 1800).

41

vorberegte: vorher erwähnte, vorher berührte.

42

Bahnmeister: Vorgesetzter der Bahnwärter und Streckenarbeiter.

 

43

Krämers: Krämer, hier Inhaber eines kleinen Ladens mit Lebensmitteln und anderen Artikeln des täglichen Bedarfs (abgeleitet von ›Kramladen‹).

44

auszusprengen: zu verbreiten.

45

stereotyp: vorgeprägt, (fest)stehend; ständig wiederkehrend, leer, abgedroschen.

46

Kalk … in den Mund steckte: Hinweis auf Tobias’ schlechte Ernährung, zu der Kalkmangel gehört.

47

Vater Thiel: hier: Anrede für einen älteren Mann.

48

Fitschepfeile: mundartl. Variante von »Flitzpfeile« oder »Rohrpfeile« für Flitzebögen. Der Ausdruck verband sich für Hauptmann mit der Erinnerung an den Onkel Beninde, einen Freund seines Vaters, der dem jungen Gerhart und seinem Bruder Carl einen »Fitschepfeil« schnitzte (Das Abenteuer meiner Jugend, CA VII, 529, 737). Wie Thiel hatte Hauptmann als Landwirtschaftseleve auf dem Gut seines Onkels Schubert selbst gerne mit den Kindern gespielt (ebd., CA VII, 714).

49

ließ sich sogar herbei: ließ sich nach längerem Zögern endlich dazu bequemen, fand sich dazu bereit.

50

Läppschereien: (zu ›läppisch‹) unwichtige Kleinigkeiten, Nebensächlichkeiten.

51

Pferdezahn: diente im Aberglauben zur Abwehr von Unheil und bösen Geistern.

52

eingekapselte Uhr: Taschenuhr, die zum Schutz mit einer Metallkapsel versehen ist, die zum Ablesen der Zeit aufgeklappt werden muss.

53

Etiquette: (frz.) hier: Etikett, mit einer Aufschrift versehenes Schildchen.

54

dreiviertel fünf: drei Viertel der fünften Stunde, viertel vor fünf.

55

aufbehalten: aufbewahrt, oben behalten, nicht gefällt.

56

fruchtbares: Die Centenar-Ausgabe hat die Lesart »furchtbares« (CA VI, 45). Gegen diese Entscheidung spricht nicht nur der Wortbefund des Erstdrucks, der ersten Buchausgabe (ABT) und der ALH, sondern auch die Metaphorik des Kontextes (»geschwängerter Dunst« [18,11], »milchiger Himmel« [18,13]).

57

Kossätenhofes: Kossäte: Häusler, Tagelöhner oder Kleinbauer, der ein kleines Haus und wenig Land besitzt und dem Grundherren Naturalabgaben und Handdienste zu leisten hat.

58

Plautze: (mdal.) Brust, Lunge.

59

Grünschnabel: unreifer Mensch.

60

Göhre: (berlin.) Mädchen, im Plural auch Kinder, hier für den Jungen gebraucht.

61

anzulassen: anzufahren, zu schelten.

62

Netz von Eisen: Hauptmann nimmt die Web-Metaphorik später wieder auf (»eisernen Netzmasche« [23,26], »Gewebe einer Riesenspinne« [24,1 f.]). Das Bild des (Spinnen-)Netzes, mit dem eine Frau einen Mann einfängt und fesselt, war in der zeitgenössischen Literatur u. a. bei August Strindberg verbreitet. Es ist schon in der griechischen Antike, bei Homer und Aischylos, belegt (vgl. Sprengel 1984, S. 191).

63

Waldeinsamkeit: Laut DWb 27, Sp. 1108 »ein von Tieck geschaffenes wort (vgl. seine novellen [1854] 10, 476), das zum schlagwort der romantik wurde«.

64

schwindsüchtig: tuberkulosekrank.

65

Steingebauer: Steinkäfig, wegen der geringen Abmessungen des Gebäudes. Die Nebenform »das Gebauer« – zu »das Bauer« – ist im Schlesischen üblich.

66

etc.: lat. et cetera, ›und die übrigen (Sachen)‹, und so weiter.

67

abgelassen sei: