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Gerlinde Sommer

Paulas Welt

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Gerlinde Sommer

Paulas Welt

Ein Redaktionsmops erzählt aus seinem Leben

1. Auflage Dezember 2016

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Friedrichstraße 34-38, 45128 Essen
info@klartext-verlag.de, www.klartext-verlag.de

Inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Ich bin kein »Westi«

Über eine von Eulenburg spricht man nicht

Bellevue – Schau, wie schön er bellt

Ich bin ein richtiger Kulturhund

Wenn der Mops zum Elch wird

Wenn der Mops gut betucht ist

Ich bin doppelt amtsbekannt

Mal alte Hexe, mal Schweinchen, mal Paulchen, mal Pauli

Immer ganz vorne mit dabei

Vielleicht werde ich ja ein Hütehund

Am »unsichtbaren Gängelband«

Die tolle Mopsparade in Coburg

Ich bin ja nicht »Jedermann«

Ich bin kinderlieb und leicht überfordert

Mops als ganzjähriges Kunstwerk

»Aufgepasst beim Hundekauf«

Die neue Frühjahrsmode

Mein Traum von der Filmkamera

Ein Leben ohne Arbeitsprüfung

Emely, die Mutige

Schokolade kann für uns Hunde tödlich sein

Attila, der Staatshund

Sie meint es zu gut mit mir

Nur eine kurze Runde

Wenn Frauchen telefoniert

Der Schlangen-Spür-Mops

Pfui, feuchte Kälte

Wenn Menschen wie Hunde leiden

Bin ich allergisch?

Im Körbchen von Attila

Mitten unter den Wallfahrern

Meine neue Kutsche

Darf ich mit ins Kino?

Bin ich noch jung – oder schon alt?

Laub, Laub, Laub

Verschont mich mit der Zahnbürste

Die sieben Leben der Katze

Auf in die Rhön

Ich bin so klein …

Kaninchen und ich

Der Hund als Radler-Begleitung

Maßstab Tier

Da muss ich 2017 hin

Der Pudel, die Nase, der Schimmel

Die Wegwerfgesellschaft

Ein schöner Sommersonntag

Auf dem roten Teppich

Im Körbchen dabei

Nicht als »gefährlicher Hund« wahrgenommen

Was für ein Mensch!?

Unterwegs im »Himmelreich«

Schenken oder nicht schenken?

Geschenke, Geschenke

Habt ihr einen Knall?

Besuch bei meiner Mutter

Welch ein Hundeleben

»Ein Mops ist kein Schäferhund«

Bildnachweise

Liebe Leserinnen, liebe Leser

»Ein Leben ohne Mensch ist möglich,
aber sinnlos.«

So hätten das schon die Möpse von Loriot formuliert, wenn sie mal gefragt worden wären. Das unterscheidet uns. Ich werde gefragt: Woche für Woche schreibt mein Frauchen auf, was meine Mops-Welt bewegt. Ich bin seit mehr als sechs Jahren der Redaktionsmops in Weimar. »Paulas Welt« heißt meine Kolumne – und die ist bereits weit mehr als 250 Mal erschienen.

Ich habe aber Fans weit über Thüringen hinaus, weil es »Paulas Welt« auch im Netz gibt. Und nun endlich auch als Buch – für Groß und Klein, zum Lesen und Vorlesen. Mit vielen Bildern von mir.

Ich hoffe, dass diese geballte Ladung Mops-Weisheiten bei Ihnen Gefallen findet.

Ich danke allen, die es gut mit mir meinen. Ihr seid so viele, ich kann euch hier gar nicht alle nennen.

Und ich widme dieses Buch meinem Frauchen, das nicht nur gut für mich sorgt, sondern auch Woche für Woche offenbar meine Gedanken lesen kann.

Ihre/eure
Paula
von der Eulenburg

Wenn Sie wollen/ihr wollt, dass ich mal zu einer Lesung komme, dann schreibt bitte hochoffiziell an chefredaktion@tlz.de!

Ich bin kein »Westi«

Also ein »Westi« bin ich ganz bestimmt nicht. Gestatten: Paula von der Eulenburg. Ein Mops aus der Stadt der Weimaraner. Wenn ich es so sagen darf: Ich fühle mich hier pudelwohl. Aber ein bisschen fühle ich mich auch als der Wachhund in dieser immer irgendwie sich bedroht fühlenden Stadt.

Ich stamme aus dem westlichen Eichsfeld. Bin also zugereist. Aber nicht, dass Sie mich jetzt für einen »Westi« halten. Aus meiner kleinen Hundesicht ist das Land, in dem ich meine Knochen verbuddle, eh längst eins, denn ein Menschenjahr zählt wie sieben Hundejahre – und insofern sind die Zeiten von 1989/1990 aus meiner Warte so nah wie für Sie der Krieg 70/71. Sie wissen schon: letztes Drittel des 19. Jahrhunderts. Also Geschichte. Ich bin der Redaktionshund der TLZ, und deshalb darf ich manchmal auch zu Terminen mit. Ich muss dann ganz lieb sein. Und manchmal gelingt das auch.

So lernte ich jüngst in Jena das Ehepaar Hayes kennen. Sie haben es vielleicht gelesen: Gabriele und Mark haben sich zu tiefsten DDR-Zeiten, wie man hier so sagt, getroffen, weil ihr Linienbus zwischen Weimar und Jena eine Panne hatte und er – dem reinen Zufall geschuldet als US-Amerikaner in die DDR eingereist – gerade in diesem Moment mit seinem Wagen dort lang kam und sie mitnahm. Dann haben sie sich blitzartig verliebt – und sind noch immer zusammen. Ich lag unterm Tisch, als die beiden in einem Café in der Jenaer Wagnergasse von damals erzählten. Und davon, dass ihre Liebesgeschichte jetzt ein Film werden soll. Film? Das heißt doch Kamera – und das ist mein Traum.

Wenn Fotoredakteur Peter Michaelis an meinem Arbeitsplatz vorbeischaut, dann mache ich »Sitz« und »Platz«, weil er meist ein Leckerli für mich hat. Und manchmal macht er auch ein Bild von mir. Dann lege ich den Kopf schief und schaue gewichtig. Die Hayes meinten, Frauchen solle sie mal in Los Angeles besuchen. Klar ist: Da will ich mit. Vielleicht entdeckt mich Hollywood. Warum auch nicht: Amerika sucht womöglich gerade den Super-Mops – und ich spiele Schwarzenegger an die Wand. Das dürfte so schwer nicht sein. Talentfrei jedenfalls bin ich nicht. Niemand kann so gut »hungrig« spielen wie ich.

Noch viel lieber als zum Film ginge ich ja mal ins Theater. Aber das ist – Goethe geschuldet – leider überhaupt nicht erlaubt. Einmal war ich schon am Personaleingang des DNT, aber da haben alle gleich ganz schrill gerufen: Hundeverbot! Vielleicht probten sie mit ihren hohen Tönen auch eine Oper. Dabei wollte ich doch nur der mopsnärrischsten aller Weimarerinnen meine Aufwartung machen. Frau M. verdanke ich schließlich, dass ich es vom Westeichsfeld in die größte kleine Stadt weit und breit, in das Weltdorf, das einer Republik seinen Namen gab, reisen und ansässig werden durfte. Das kam so: Der DNT-Generalintendant Stephan M. hat einst Catherine A. ein Praktikum im Theater gewährt. Und jene Catherine, die durchaus mehr ist als nur die Tochter ihres prominenten Vaters, hatte einen Mops.

Auf diesen wiederum musste Frau M. aufpassen, als mein Frauchen Catherine A. interviewte. Und nach der Arbeit waren sich die beiden ohne Hund einig: je ein Mops muss her. Frau M. wollte gleich in die Schweiz reisen – nicht ihres Chefes wegen, sondern weil dort der zunächst auserkorene Züchter lebt. Daraus wurde nichts. Frauchen suchte also mich. Aber ach: Frau M. führt noch immer keinen Hund, den sie ihr Eigen nennen kann, an einer Leine. Wobei: Wie gut könnte einer wie ich unter ihrem Schreibtisch im Vorzimmer des Generals Platz finden. Und wie wichtig wäre es gerade jetzt, dass da jemand wacht, der warnend Laut gibt. Vielleicht sollte es kein Weimaraner, Dobermann oder Mops, sondern ein veritabler Pudel sein.

Einer, der jene mephistophelischen Fähigkeiten besitzt, die Verführbarkeit des labilen und in Egoismen gefangenen Menschen zu erkennen. So ein Wachhund müsste jetzt her in diesem Theater, das bald seines Chefes verlustig geht. Denn dort werden jetzt neben den Guten all jene Bösen die Bude einrennen, denen es nicht um die Zukunft des Hauses, sondern nur um den eigenen Glanz geht. Es werden sich um den Posten welche bewerben, die sagen: Wenn alle an sich denken, ist an alle gedacht. Und es werden unter denen, die entscheiden dürfen, wer Chef werden wird, auch welche sein, denen es weniger um großes Theater als um eine große Bühne für ihre eigenen Belange geht.

Strippenzieher nennt man die. Man sollte sie mit ihren eigenen Leinen fesseln, damit sie möglichst wenig Schaden anrichten können. Aber wie gesagt: Es herrscht in jenem Haus am Theaterplatz Hundeverbot. Und deshalb müssen sich die Menschen mal wieder helfen. Und wenns nicht richtig läuft, müssen sie demonstrieren. Das Gute an so einer Demo ist: Die findet unter freiem Himmel statt – und da darf ich mit. Aber besser wäre es, es gäbe nichts zu bellen. Das schrieb ich vor Jahren – und manches ist nun anders, nur das Hundeverbot gilt nach wie vor.

Über eine von Eulenburg spricht man nicht

Gestatten: Paula von der Eulenburg. Ich bin ein Mopsmädchen in der Stadt der Weimaraner und lernte jetzt Eisenach kennen. Da durfte Frauchen an liebe Leser der TLZ eine Schiffsreise überreichen – und ich wusste nicht so recht, ob das Schippern auch etwas für mich wäre.

Ich bin noch nie Boot gefahren. Aber das wird sich, sagt Frauchen, ändern. Sie will mit mir ans Schwäbische Meer. Ans Thüringer Meer will sie auch. Danach werden wir wissen, wie seetauglich ich bin. Obwohl noch nicht klar ist, ob ich überhaupt auf solchen Booten erwünscht bin.

Ob ich nun flaniere, spaziere, renne oder ermattet unterm Tisch vor dem Thüringer Hof schlafe – sobald mich jemand sieht, heißt es: Ach, ein Mops. Oft wollen die Betrachter wissen, wie ich denn so wäre … Und ob ich eigentlich gut zu halten sei. Wie es um die Eigenwilligkeit stehe. Wenn mir solche intimen Gespräche zu lange dauern oder eben zu persönlich werden, hüpfe ich schon mal an Frauchen hoch. Das heißt dann: Hallo, ich bin auch noch da. Und: Über eine von Eulenburg spricht man nicht. Man spricht allenfalls mit ihr. Und das auch nur dann, wenn es der gnädigen Frau genehm ist.

Ist aber doch auch wahr: Nur weil ich ein niedlicher Mops bin, müssen doch nicht immer alle wissen, wie es um meine Untugenden steht. Wenn wir einer Gruppe Männer begegnen, dann kenn ich den Standardspruch auch schon. Es gibt immer einen, der sich in so einem Trupp traut zu sagen: Ich liebe Möpse! Und dann ist nur die Frage, wie lange die einzelnen Herren auf der Leitung stehen, bis sie schallend lachen.

Es gibt auch einzelne Herren, die das im Gespräch mit Frauchen sagen. Wenn sie dann mit diesem Blick schaut, der bedeutet: Jetzt ist aber gut! Dann werden diese Einzelherren leicht verlegen und sagen: Ach nein. Und so hätten sie das gar nicht gemeint … Und ich weiß dann nicht so genau, was diese Menschen da zu schwatzen haben. Geht es jetzt um mich, oder geht es jetzt nicht um mich?!