Sophie D. Coe | Michael D. Coe
Die wahre Geschichte der Schokolade
Aus dem Amerikanischen von Bettina Abarbanell
FISCHER Digital
Michael D. Coe, ein Spezialist für die Erforschung der mittelamerikanischen Hochkulturen und deutschen Lesern vertraut durch sein erfolgreiches Buch ›Das Geheimnis der Maya-Schrift‹ (1995), lehrte bis zu seiner Emeritierung Anthropologie an der Yale University.
Sophie D. Coe war Anthropologin und Expertin für Ernährungsgeschichte. Sie wurde bekannt durch ihr Buch ›America’s First Cuisine‹ (1994).
Dieses Buch entführt uns in die uralte, wechselhafte und überaus spannende Geschichte der Schokolade, die vor dreitausend Jahren in den Hochkulturen der Maya und Azteken begann.
Unser »Schokoladenriegel für zwischendurch« verrät nur noch wenig von dieser atemberaubenden und wahren Geschichte, die hier wie in einem Roman nachzulesen ist und Aufschluß gibt über Mentalitäten und Alltagsleben von den mittelamerikanischen Hochkulturen bis heute.
Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.
Erschienen bei FISCHER Digital
© 2017 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Published by arrangement with
Thames & Hudson Ltd, London
© 1996, 2007 and 2013 Thames & Hudson Ltd, London
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Impressum der Reprint Vorlage
ISBN dieser E-Book-Ausgabe:978-3-10-561614-7
bei uns entsprechend: »Kakao«; A.d.Ü.
Samenlappen; A.d.Ü.
ein traditionelles Winterfest; A.d.Ü.
Aus gerösteten Pinolekörnern gemahlenes Mehl; A.d.Ü.
Amerikanische Stechwinden; A.d.Ü.
University of Texas Press.
Voltaire 1972.
Voltaire 1976.
Eine verläßliche, aktuelle Darstellung der Biologie und des Anbaus von Kakao bietet Young 1994. Eine weitere nützliche Einführung in diese Themen gibt Urquhart 1961.
Ausführlich beschrieben in Young 1994.
Außerordentlich klare Beschreibungen aller Schritte, die zur Verarbeitung von Kakao und zur Herstellung von Schokolade vonnöten sind, liefern Cook 1963 und Minifie 1980.
Cuatrecasas 1964.
In einem kürzlich erschienenen Artikel berichten Cruz et al. (1995) von Ergebnissen der DNA-Forschung an Kakaoproben, die wesentliche Fragen hinsichtlich des zuvor postulierten mittelamerikanischen Ursprungs der Criollo-Pflanze aufwerfen. Es scheint, daß die molekularen Merkmale ihrer Criollo-Proben, einschließlich einiger Proben aus Tabasco, Mexiko, den wildwachsenden und gezüchteten Arten Südamerikas (Forastero und Trinitario) sehr viel ähnlicher sind als den möglicherweise wilden Proben aus Yucatán. Daraus ziehen sie den Schluß, daß Criollo in Südamerika entstanden sein muß. Die bislang unbeantworteten Fragen sind folgende: (1) Kam Criollo vor oder nach der Conquista nach Mittelamerika? (2) Wenn Criollo nicht vor den Spaniern in Mittelamerika war, welche Art wurde dann dort gezüchtet? Sofern keine Kakaobohnen in einem frühen archäologischen Kontext gefunden werden, was angesichts der widrigen Konservierungsbedingungen höchst unwahrscheinlich ist, werden diese Probleme vielleicht für immer ungelöst bleiben.
Vgl. Rosenthal 1992.
Eine detaillierte Beschreibung der »Nixtamalisation« liefern Katz, Hediger und Valleroy 1974; vgl. auch S. Coe 1994, S. 14–15.
Vgl. Justeson et al. 1985; Kelly 1986.
Persönliche Auskunft von John Justeson.
Die englische Version dieser Geschichte aus dem Popol Vuh findet sich in Tedlock 1985, S. 163.
Fuentes y Guzmán 1932–1933 (2), S. 330.
Ausführlich beschrieben sind diese Entdeckungen in M. Coe 1995.
Vgl. Thompson 1956.
Vgl. M. Coe 1973 und Reents-Budet 1994 sowie die zahlreichen Artikel und Bücher, die letzterer zitiert. Die auf Keramikgefäßen der Maya gefundenen Texte und ihre Entzifferung gehören augenblicklich zu den Gebieten, denen innerhalb der Maya-Epigraphik und -Ikonographie das größte Forschungsinteresse gilt.
MacLeod, o.D.
Stuart 1988.
Persönliche Auskunft von Stephen Houston.
Ebenda.
Der Balberta-Fund ist ausführlich beschrieben in Bove 1991, S. 135–139. Wenn diese Tonobjekte gelungene Imitate der echten Bohnen darstellen, dann muß Criollo – oder etwas Ähnliches – bereits lange vor der Eroberung in der pazifischen Küstenebene angebaut worden sein. Leider stammen keine der Criollo-Exemplare, deren DNA-Merkmale Cruz et al. (1995) untersucht haben, aus dieser Gegend oder auch aus dem weiter nordwestlich gelegenen Soconusco. (Persönliche Auskunft von Richard Whitkus.)
Persönliche Auskunft von Nicholas Hellmuth.
Eine gründliche Auseinandersetzung mit den Putún-Maya findet sich in Thompson 1970.
Bisher ist keine zufriedenstellende Einzelstudie über Cacaxtla erschienen, noch gibt es angemessene Reproduktionen aller Wandmalereien. Die mexikanischen Archäologen, die mit dem Projekt betraut sind, haben die Verbindung zu den Maya-Tiefländern in ihren Berichten wiederholt ignoriert.
Zitiert in Scholes und Roys 1938, S. 118.
Gómez-Pompa u.a., 1990.
Cárdenas Valencia 1937, S. 124.
Zitiert in Tozzer 1941, S. 95, Anm. 417.
Tozzer 1941, S. 90.
Ebenda.
Ebenda, S. 92.
Ebenda, S. 164.
Persönliche Auskunft von Dennis Tedlock.
Thompson 1938, S. 602.
Vokabeln aus diesem wie aus allen anderen yukatekischen Wörterbüchern der Kolonialzeit finden sich bei Barrera Vasquez 1980.
Baer und Merrifield 1971, S. 209–210.
Popenoe 1919.
Fuentes y Guzmán 1932–1933 (2), S. 97.
Sahagún 1950–1959.
Durán 1964, 1967, 1971.
Eine bündige, aktuelle Darstellung der Geschichte und Kultur der Azteken ist Townsend 1992. Zur Verwendung von Kakao bei den Azteken vgl. Paradis 1979.
Zu den Gottheiten in Mexiko vgl. Miller und Taube 1992.
León-Portilla 1963.
Sahagún 1950–1959 (9).
Ebenda (6), S. 71.
Torquemada 1943 (1), S. 117.
Durán 1964, S. 134–138.
Ebenda, S. 136.
Ebenda, S. 137.
Ebenda, S. 138.
Hernández 1959.
Die umfassendste Arbeit über die Pochteca ist Zantwijk 1985.
Zitiert in Cooper-Clark 1938, S. 58.
Wie vielen Tassen oder Trinkschalen (xicaltin) mag das entsprochen haben? Zahlen dieser Art sind äußerst schwer zu ermitteln. In einem spanischen Rezept von Colmenero de Ledesma (1644) steht, daß 100 Kakaobohnen, mit Wasser und Gewürzen vermischt, einen Topf Schokolade ergeben sollen – was in etwa so viel wie zwei aztekische xicaltin gewesen sein mag. Wenn das stimmt, lag der tägliche Konsum von Schokolade im texcocanischen Königshaus ungefähr bei 640 Tassen.
Torquemada 1969 (1), S. 167.
Cervantes de Salazar 1936 (2), S. 107.
Durand-Forest 1967.
Diese Geschichte ist in Cervantes de Salazar 1936 (2), S. 107/108 nacherzählt.
Ebenda.
Der Anonyme Eroberer 1556, S. 306a.
Sahagún 1950–1959 (10), S. 93.
Steck 1951, S. 275.
Clavigero 1780, S. 219–220.
Weitere Einzelheiten zu diesem Thema kann man in S. Coe 1992 nachlesen.
Sahagún 1950–1959 (8), S. 37–40.
Ebenda (8), S. 40.
Hernández 1959 (2), S. 246, 305. Die verbreitete Vorstellung, daß Schokolade aphrodisische Eigenschaften habe, ist in jeder Generation neu belebt worden. In unserer Zeit kommt sie in der Konzentration auf einen der vielen chemischen Bestandteile der Schokolade, das Phenyläthylamin, zum Ausdruck, einen stimmungsverändernden Stoff, den das Gehirn angeblich produziert, wenn man verliebt ist; hoffen wir, daß der bislang ausstehende Beweis für die Behauptung, dieser Stoff steigere die sexuelle Lust und Leistungsfähigkeit, noch erbracht wird, damit die Nachfrage nach dem Horn des Rhinozeros und ähnlichem sinkt!
M.Martinez 1959.
Popenoe 1919, S. 405.
Sahagún 1950–1959 (11), S. 201.
Ximénez 1886, S. 45–46; Sahagún 1950–1959 (11), S. 202.
Díaz del Castillo 1982, S. 185.
Las Casas 1909, S. 552.
Sahagún 1950–1959 (9), S. 35.
Durán 1967, S. 358.
In der 1612 erschienenen englischen Übersetzung [auf der die deutsche Fassung beruht], zitiert in Thompson 1956, S. 95.
Anderson et al. 1976, S. 213.
Sahagún 1950–1959 (10), hier in der Übersetzung von E. Seler, Stuttgart 1927, zitiert in Rolf Italiaander, Speise der Götter. Eine Kulturgeschichte der Xocolatl in Bildern, Düsseldorf 1983, S. 30.
Sahagún 1950–1959 (6), S. 256.
Torquemada 1969, S. 177.
León-Portilla 1992, S. 92
Colón 1867, 1959; Morison 1963, S. 327.
Vgl. Rubin de Cervin 1985, S. 39–40.
Zitiert in Tozzer 1941, S. 7.
Morison 1963, S. 327. Wir [die Coes] haben seine Übersetzung leicht korrigiert.
Benzoni 1962, S. 103–104; die deutsche Übersetzung basiert auf der englischen Übertragung von Sophie D. Coe.
Fernández de Oviedo 1959 (1), S. 272.
Diaz del Castillo 1982, S. 607–611.
Acosta 1590, S. 251. Die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Das folgende beruht weitgehend auf León-Portilla 1981, S. 230–235.
Hernández 1959 (2), S. 305.
Dávila Garibí 1939.
León-Portilla 1981, S. 235.
Ortiz de Montellano 1990.
Ebenda, S. 13.
Cárdenas 1913.
Sewall 1973, S. 380.
Piso 1658, S. 197–202.
Lopez de Gomara 1964, S. 390; J.L. Martinéz 1990, S. 492.
Estrada Montroy 1979, S. 195.
Veryard 1701, S. 273.
Colmenero de Ledesma 1644, S. 21.
Marradóns Dialog ist abgedruckt in Dufour 1693, S. 383–387.
Mota 1992, S. 175–176.
Sánchez-Rivero o.D., S. 1890.
Olmo 1680.
Villars 1868, S. 132; die deutsche Übersetzung beruht auf der engl. Fassung M. Coes.
Aulnoy 1926, S. 347; die deutsche Übersetzung beruht auf der engl. Fassung M. Coes.
Ebenda, S. 344; die deutsche Übersetzung beruht auf der engl. Fassung M. Coes.
Ebenda, S. 469.
Vgl. Casati und Ortona 1990.
Redi 1742 (3), S. 52–54.
Zacchia 1644, S. 326.
Hibbert 1980, S. 289.
Villari 1911, S. 39.
Acton 1932, S. 119.
Ebenda, S. 151.
Hibbert 1980, S. 296–297.
Villari 1911, S. 39.
Es gibt mehrere verschiedene Ausgaben dieses Werkes; wir beziehen uns auf Redi 1742 (3).
Die Übersetzung beruht auf Leigh Hunts englischer Version aus dem Jahr 1825; Hunt 1825, S. 11.
Croce 1931, S. 237; die Übersetzung beruht auf M.Coes englischer Übertragung.
Hunt 1825, S. 122–123; die deutsche Version beruht auf Leigh Hunts englischer Übersetzung.
Vgl. dazu Chase 1992, S. 59.
Redi 1811, S. 315.
Aus: ebenda, S. 345–346, Anmerkung 1.
Malaspina 1741.
Ebenda, S. 21–22. Englische Übersetzung von M. Coe.
Zitiert in Bourgaux (1), 1935, S. 107.
Cardenás 1913, S. 108–113.
Suárez de Peralta 1878, S. 344, Anmerkung 34.
Solorzano y Pereyra 1972.
León Pinelo 1636. Nikita Harwich (1992, S. 95) zufolge war León Pinelo ein peruanischer Kreole, der nach Spanien gezogen war.
Hurtado 1645.
Brancatius 1664.
Gudenfridi 1680, S. 73–74; die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Vgl. Bourgaux 1935.
Argonne 1713, S. 8–9; die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Franklin 1893, S. 162–163; die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Ebenda.
Le Grand d’Aussy 1815, S. 120.
Sévigné 1860, S. 165; die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Ebenda, S. 228–229.
Ebenda, S. 383.
Ebenda.
Le Grand d’Aussy 1815, S. 123.
Visconti 1992, S. 50.
Franklin 1893, S. 171.
Deitz 1989.
Die Geschichte der siamesischen Gesandtschaft und ihrer Geschenke ist vollständig nacherzählt in Smithies 1986, S. 71–80, und Franklin 1893, S. 170.
Vgl. Deitz 1989.
Veröffentlicht als ›Anhang‹ zu Dufour 1693.
Blegny 1687, S. 232.
Pan American Union 1937. Dieselbe Episode erzählt auch Thomas Gage (vgl. Thompson 1958, S. 158).
Acosta 1590, S. 251.
Gerard 1633, S. 1551.
Huxley 1956.
Gualtieri 1586, S. 10.
Mangetus 1687, S. 392–394, 491.
Pepys 1970–1983 (1), S. 253.
Hewett 1873, S. 8–9.
Pepys 1970–1983 (1), S. 178.
Ebenda (4), S. 5.
Ebenda (5), S. 64.
Ebenda (5), S. 139. Mit seinem »Band« meint er seinen Halsbund.
Ebenda (5), S. 329.
Magalotti 1972, S. 135; die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Dunn 1979, S. 192–195.
Huxley 1956, S. 78.
Hughes 1672.
Dufour 1685, S. 107. Die französische Fassung von Dufours Abhandlung erschien 1693 in Paris.
Ebenda, S. 109.
Lister 1967, S. 170.
Stubbes 1682. Eine frühere Fassung erschien 1662 unter dem Titel The Indian Nectar.
Stubbes 1682, S. 18.
Gemelli Carrieri 1727 (1), S. 240. Eine frühere italienische Ausgabe, die uns nicht zugänglich war, erschien 1719 in Venedig.
»Härten« bezeichnet den Prozeß, bei dem die Schokolade, die für die Glasur von feinem Konfekt verwendet werden soll, zuerst erhitzt und dann abgekühlt wird, um einen hohen Anteil an Kakaobutter zu erzielen.
Anonymer Bericht in The Economist, 7. August 1993, S. 7.
Gemelli Carreri 1727 (5), S. 180.
Squier 1858, S. 377–378.
Arcila Fárias 1950, S. 41. Die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Bonaccorsi 1990.
Diaz del Castillo 1916 (5), S. 329–330.
Gasco o.D.
Pineda 1925.
Carletti 1701, S. 91.
Gage 1648. Zu Gages Biographie vgl. Thompson 1958.
Thompson 1958.
Alegre 1959, S. 377.
García de la Concepción 1956, S. 276. Zu historischen und ökonomischen Einzelheiten über die Kultivierung von Kakao in Guayaquil vgl. Stevenson 1825 (2), S. 227; Guerrero 1980; und Chiriboya 1980.
García Pelaez 1971 (2), S. 37.
Informationen über die frühe venezoelanische Kakaoproduktion und den dortigen Handel mit Kakao finden sich in Córdova Bello, o.D., S. 719ff.; Arcila Fárias 1950, S. 41; und Constant 1988, S. 34.
Dampier 1906 (2), S. 93.
Cordóva Bello, o.D., S. 719.
Genaueres zu den Aktivitäten dieses Unternehmens findet sich bei Cordóva Bello, o.D., S. 719; Arcila Fárias 1950, S. 41; und Constant 1988, S. 34.
Vg. Hemming 1987, S. 43. Ausführlich ist die Kakaoindustrie im Amazonasgebiet in Alden 1976 und Nunes Dias 1961 behandelt.
Acuna 1986, S. 57; die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Saint-Simon 1977, S. 172–174.
Hemming 1987, S. 211.
Esquemeling 1684 (Pkt. 4), S. 99.
Simons 1993.
Harwich 1992, S. 60–62.
Labat 1979, S. 259–260. Die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Harwich 1992, S. 60–62.
Ebenda, S. 61–62.
Die weltweite Verbreitung von Kakao beschreibt Constant 1988, S. 48–52.
Reyes Vayssade 1992, S. 140
Schivelbusch 1980.
Dickens 1987, S. 141–142.
Vgl. da Ponte 1951. Michael Coes englischer Version folgend, haben wir hier allerdings das »Ei was« ins ursprüngliche »bei Bacchus« umgewandelt; A.d.Ü.
Lancisi 1971, S. XIV.
Lémery 1704, S. 213. Dieses Buch ist eine englische Übersetzung seines Traité des Aliments, Paris 1702.
Zitiert in Rimondini 1992, S. 21.
Duncan 1706.
Anonym 1720, S. 46.
Felici 1728, S. 8. Die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Baretti 1768, S. 192.
Lavedán 1991, S. 233–234. Die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Martínez Llopis o.D., S. 355. Die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Saint-Simon 1974, S. 247.
Martínez Llopis o.D., S. 355.
Kany 1932, S. 151.
Ebenda.
Ebenda, S. 152.
Butterfield et al. 1975, S. 246.
Livoy 1772 (1), 106–108.
Desdevises du Dezert 1925, S. 571.
Dalrymple 1755, S. 15.
Bergeret de Grancourt 1895, S. 208. Die Übersetzung beruht auf der englischen Übertragung M. Coes.
Valesio 1979, S. 311.
Lewis 1971, S. 49.
Zitiert in Pacheco y de Leyva 1915, S. 63.
Kelley 1986, S. 300–301.
Plebiani 1991.
Anonym 1776, S. 246.
Mota 1992, S. 377.
Nacherzählt ebenda, S. 196–198.
Taibo 1981.
Eigene Übersetzung; das Gedicht ist in Montorfano 1991, S. 167–168, abgedruckt. Die »Apici« waren eine nach Apicius (einem Verfasser von Kochbüchern im alten Rom) benannte Gesellschaft von Gourmets.
Morelli 1992, S. 59.
Giovannini 1987, S. 87–88.
Libera 1986.
Corrado 1794. Lesern, die sich für die frühe Geschichte neapolitanischer Sorbets und Eiscremes interessieren, sei David 1994, S. 141–180, empfohlen; ihren Informationen zufolge war Corrado ein benediktinischer Mönch, der in der Nähe von Lecce in Apulien geboren wurde.
Salvini 1992, S. 55.
Buc’hoz 1785.
Campan 1823, S. 297.
Woloch 1982, S. 231, 241.
Diderot 1763, Bildtafel. V.
Diderot 1778, S. 785.
Ebenda, S. 285.
Ebenda, S. 785.
Bestermann 1968.
Woloch 1982, S. 83–86.
Historische Daten über das White’s und andere frühe Londoner Schokoladenstuben und Clubs kann man nachlesen bei Weinred und Hibbert 1987, S. 961; Timbs 1866; Graves 1963, und Anonym 1993.
Steele 1803 (1), S. 10. Eigene Übersetzung.
Weinreb und Hibbert 1987, S. 961.
Anonym 1993a.
Weinreb und Hibbert 1987, S. 961.
Addison und Steele 1711, S. 210–212. Eigene Übersetzung.
Byrd 1958.
Morton 1986, S. 33–34.
Franklin 1893, S. 181.
Townsend 1791, S. 140–141.
Hinsichtlich der Biographie de Sades stützen wir uns weitgehend auf Lever 1993.
Übersetzt aus dem Englischen.
Lever 1993, S. 311.
Sade 1980, S. 147.
Lever 1993, S. 311.
1958; Kerouac 1971.
Blanchard 1909.
Aranzadi 1920, S. 169–173.
Lingua 1989.
Mangin 1862.
Harwich 1992, S. 130–131.
Mehr zu diesen Quäker-Familien und ihren Unternehmen bei Harwich 1992, S. 162ff. Zu Joseph Fry und seinen Nachkommen vgl. Anonym 1910.
Freeman 1989, S. 90.
Fuller 1994, S. 147.
Hirst 1993, S. 29.
Saint-Arroman 1846, S. 83–87.
Riant 1875, S. 90–91.
Anonym 1872, S. 113–114.
Harwich 1992, S. 164–167.
Crespi 1890.
Chesterton 1914, S. 224.
Reyes Vayssade 1992, S. 136.
Casati und Ortona 1990. Zur Geschichte der Schweizer Schokoladenindustrie vgl. Rubin 1993, S. 17–20; Cook 1963, S. 117–119; Reyes Vayssade 1992, S. 82–88; und Harwich 1992, S. 137–138, 172ff.
Cook 1963, S. 117.
Zu deutsch: Konche; A.d.Ü.
Eine gute Beschreibung der conche und ihrer Funktionsweise gibt Minifie 1980, S. 117–128.
Snavely 1957 enthält viele Einzelheiten zu Hersheys Leben und geschäftlicher Karriere. Der Autor war sowohl bei ihm angestellt als auch mit ihm verwandt. Vgl. auch Young 1984, S. 681.
Anonym 1926.
Medero 1995.
Fuller 1994, S. 33.
Young 1984, S. 681.
Hirst 1993, S. 26.
Diese sind in allen Einzelheiten in Cook 1963 und Minifie 1980 beschrieben.
Anonym 1993b.
Petkanas 1987, S. 24–28.
Ebenda.
Blythman 1991.
Ebenda.
Vgl. Fabricant 1994.
Entspricht einer Fläche von etwa 4047 qm; A.d.Ü.
Meine verstorbene Frau Sophie Dobzhansky Coe hatte sich lange mit der Idee getragen, eine Geschichte der Schokolade zu schreiben, ein Thema, das ihrem allgemeinen Interesse für das Essen und Trinken der vorspanischen Völker in der Neuen Welt entsprang. Wer ihr 1994 erschienenes Buch America’s First Cuisines[1] gelesen hat, weiß, daß sie in den drei Kapiteln über die Azteken der Schokolade schon dort einen beträchtlichen Teil ihrer Aufmerksamkeit gewidmet hat. Ihre Beschäftigung mit der Schokolade und dem Kakao (der Pflanze, aus der Schokolade gewonnen wird) geht bis zum Jahr 1988 zurück, als sie bei einem Oxforder Symposion über Essen und Kochkunst einen Vortrag über »Die Schokoladenkanne der Maya und ihre Nachkommen« hielt; 1992 sprach sie vor demselben Forum über Schokoladenaromen in Mittelamerika.
Das vorliegende Buch hatte ein Jahr zuvor in ihrem Kopf Gestalt angenommen. Nach und nach war sie sich über die Gliederung in acht Kapitel klargeworden, in denen sie die Schokolade von ihren frühesten, in die Zeit vor Kolumbus zurückreichenden Wurzeln (über die heute dank der Archäologie und ihrer Schwesterwissenschaft, der Linguistik, immer mehr bekannt wird) bis in die Gegenwart hinein zu verfolgen gedachte. Sophie nahm es mit dem Studium der Quellen peinlich genau; sie verbrachte viele Hunderte von Stunden in den Bibliotheken Amerikas und Europas und durchforstete unermüdlich auch meine eigene Sammlung mittelamerikanischer Literatur. Ihre Vorstellung vom Glück war es, in einer alten Bibliothek wie ihrer geliebten Biblioteca Angelica in Rom auf der Suche nach Wissenswertem über die Schokolade die Seiten 400 Jahre alter Bücher zu wenden.
Als Tochter des namhaften russisch-amerikanischen Genetikers Theodosius Dobzhansky war Sophie früh mit der Wissenschaft in Berührung gekommen und später selbst zum Doktor der Anthropologie promoviert. Sie legte größten Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit und war überzeugt davon, daß nichts als Tatsache hingestellt werden durfte, was sich nicht durch fundiertes Datenmaterial stützen ließ. In ihrer Idee, das Thema Essen bzw. die Geschichte des Essens wissenschaftlich zu betrachten, wurde sie durch den hohen Anspruch der Oxforder Symposien ebenso bestärkt wie durch die Veröffentlichungen Alan Davidsons, des Protagonisten dieser Veranstaltungen, für den Sophie große Bewunderung hegte.
Ich sollte hier anmerken, daß Sophie selbst hervorragend kochen konnte und nicht nur in der russischen Küche, wie sie sie bei ihrer Mutter kennengelernt hatte, sondern auch in zahlreichen anderen kulinarischen Traditionen zu Hause war. Über die Jahre hatte sie eine bemerkenswerte Sammlung von Kochbüchern zusammengetragen, die heute in der Schlesinger Library am Radcliffe College in Cambridge/Massachusetts steht. Wenn Sophie also über das Essen fremder, selbst so exotischer Völker wie der Azteken schrieb, so schrieb sie über etwas, das sie für gewöhnlich aus eigener Erfahrung kannte und liebte.
Vom Winter 1993/94 an kam sie mit ihren Forschungen und mit dem Schreiben nur noch langsam voran, weil sie von einer schmerzhaften Krankheit heimgesucht wurde, deren Symptome die Ärzte zunächst mißdeuteten. Erst im folgenden März diagnostizierten sie unheilbaren Krebs und teilten ihr mit, daß sie nur noch wenige Monate zu leben habe. Mit bemerkenswerter Tapferkeit versuchte sie weiter an ihrem Buch zu arbeiten und diktierte mir sogar einen Teil des dritten Kapitels; doch von den ersten beiden Kapiteln hatte sie bis dahin nur Rohfassungen erstellt. Schon bald wurde ihr klar, daß sie ihr Vorhaben nicht würde zu Ende führen können. Ich versprach ihr, es an ihrer Stelle zu tun, sie aber als Hauptautorin zu nennen, da das Buch nahezu ausschließlich auf ihren und nicht auf meinen Forschungen beruhte und Idee wie Gliederung ohnehin von ihr stammten.
Nachdem Sophie im Mai desselben Jahres gestorben war, machte ich mich an die Arbeit und sah mich zunächst mit der nicht eben kleinen Aufgabe konfrontiert, Tausende von Seiten voller Aufzeichnungen, die sie hinterlassen hatte, zu ordnen und mich mit ihrem Inhalt vertraut zu machen. Es dauerte über sechs Monate, bis ich mich schließlich in der Lage fühlte, eine Geschichte der Schokolade zu schreiben, so wie sie sie sich vorgestellt hatte. Der größte Teil des Buches entstand auf meiner Farm in den Berkshire Hills in Massachusetts und in Rom. Während meines Aufenthalts in Rom standen mir mein Cousin Graf Ernesto Vitetti sowie die Mitarbeiter der Bibliothek der British School in vielerlei Hinsicht hilfreich zur Seite.
Ich bin den Mitarbeitern von Thames and Hudson zutiefst dankbar, daß sie mich – und das Buch – durch eine schwierige Zeitspanne hindurch begleitet haben. Eine Reihe von Kollegen haben mir unentbehrliche Informationen ebenso wie Illustrationen zugänglich gemacht; ich danke insbesondere Alicia Ríos, Nicholas Hellmuth, Chantal Coady, Justin Kerr, David Stuart, Miguel León-Portilla, Stephen Houston, David Bolles, Denis Tedlock und John Justeson. Alan Davidson ist Sophie und mir von den ersten Überlegungen zu diesem Buch an ein treuer Freund gewesen, und wir waren uns vollkommen einig, daß es ihm gewidmet sein sollte.
Damit nicht der Eindruck entsteht, es habe eine Last oder ein Opfer für mich bedeutet, Sophies Buch zu vollenden, möchte ich ausdrücklich anfügen, daß es, ganz im Gegenteil, eine große Freude für mich war. In meiner Kindheit, die ich an der Nordküste Long Islands verbrachte, stand über dem Eingang zur örtlichen Schule der Sinnspruch zu lesen: »Wer das Wagnis der Lehre eingeht, sollte niemals aufhören zu lernen.« Ich habe viel von Sophie gelernt, auch nach ihrem Tod noch, während ich diese Geschichte niederschrieb. Und obwohl es mir kaum gelungen sein wird, die Ironie und den trockenen Humor nachzuahmen, die ihr anderes Buch charakterisieren, hoffe ich doch, daß ein Funken ihres Witzes und ihrer Gelehrsamkeit auch auf dieses übergesprungen ist.
»›O Pangloß‹, rief Candide, ›welch ein sonderbarer Stammbaum! Der leibhaftige Teufel selbst muß der Stammvater [der Syphilis] sein!‹ – ›Durchaus nicht‹, erwiderte der große Mann, ›es handelt sich hier um einen absolut notwendigen Bestandteil, um etwas schlechthin Unentbehrliches für die beste aller Welten: denn hätte sich Kolumbus nicht auf einer der Inseln Amerikas diese Krankheit zugezogen, die die Quelle der Zeugung vergiftet, ja sogar häufig die Zeugungsfähigkeit vernichtet und dadurch offensichtlich dem großen Endzweck der Natur entgegenwirkt, so würde es bei uns weder Schokolade noch Cochenille geben.‹«
Voltaire, Candide[2]
»Die ganze alte Geschichte ist, wie einer unserer Schöngeister geäußert hat, nur ein abgekartetes Märchen.«
Voltaire, Jeannot et Colin[3]
Voltaire hätte es besser wissen müssen. Es gibt nicht den leisesten Hinweis darauf, daß Kolumbus in der Neuen Welt je an Syphilis erkrankte (wenn es auch einigen seiner Gefolgsleute anders ergangen sein mag), noch wußte er, wie wir sehen werden, irgend etwas über Schokolade, geschweige denn Koschenille, einen feinen roten Farbstoff, der aus den Körpern mexikanischer Schildläuse gewonnen wurde. Die Antwort, die der unverbesserliche Optimist Pangloß Candide gibt, ist nur eines der zahlreichen Beispiele dafür, wie in der Geschichte des Essens und der Kochkunst »abgekartete Märchen« an die Stelle von Fakten treten. Zwar lernten die Europäer beide Substanzen schließlich kennen, aber mit der vermeintlichen Krankheit des großen Seefahrers hatte das nichts zu tun.
Neptun, Gott des Meeres, nimmt von einem personifizierten Amerika Schokolade entgegen; dieses allegorische Frontispiz zu Kardinal Brancaccios Abhandlung über die Schokolade aus dem Jahr 1664 illustriert ihren Transfer von der Neuen Welt nach Europa.
Der Titel dieses Buches über die Schokolade geht auf ein anderes Werk, Die wahrhafte Geschichte der Entdeckung und Eroberung von Mexiko, zurück, das der Konquistador Bernal Díaz del Castillo niederschrieb (oder diktierte) und 1572 in der Hauptstadt Guatemalas vollendete. Alt, mittellos und fast erblindet, wollte dieser tapfere Krieger den Untergang der Azteken ein für allemal den Tatsachen gemäß zu Papier bringen. Im Unterschied zu anderen, die, zuweilen in geradezu schmeichlerischer Manier, über die Heldentaten von Cortez und seinen Leuten geschrieben hatten, war Bernal Diaz selber dabeigewesen, hatte alle wesentlichen Beteiligten, einschließlich den aztekischen Herrscher, gekannt und verfolgte keine eigennützigen Ziele. Er wollte nichts anderes, als eine Geschichte zu erzählen, die der Wahrheit so nah wie möglich kam – ohne »hochfliegende Rhetorik«, wie er es nannte. Und so bewies er der Welt, daß eine »wahrhafte Geschichte« weitaus spannender und lehrreicher sein kann als ein »abgekartetes Märchen«.
Die Geschichte des Essens (und Trinkens) ist, zumindest in der westlichen Welt, erst in den letzten Jahrzehnten zu einem ernstzunehmenden wissenschaftlichen Gegenstand avanciert. In Nordamerika und Großbritannien haben uns strenge puritanische Vorbehalte gegenüber der Erörterung des Essens – sowohl beim Essen selbst als auch in anderen Zusammenhängen – lange im Weg gestanden. Obwohl Essen, Sexualität und Sterblichkeit die drei wesentlichen Gegebenheiten des menschlichen Lebens sind, haben frühere Generationen von Wissenschaftlern diese Themen im allgemeinen gering geachtet oder gemieden. Die Folge war, daß das Feld der Geschichte der Kochkunst lange Zeit von Amateuren bestellt wurde, die sich für eine bestimmte Speise, ein Getränk oder eine Küche begeisterten. Dies gilt in besonderem Maße für die Schokolade (und die Kakaopflanze), deren Ursprünge in dem schwierigen, zuweilen undurchsichtigen Bereich der Ur- und Völkergeschichte der Neuen Welt liegen. Vieles von dem, was über die Vergangenheit der Schokolade geschrieben worden ist, fällt daher unter Voltaires Begriff des »abgekarteten Märchens«. Wir haben uns oft genug an jenes Gesellschaftsspiel erinnert gefühlt, bei dem die Mitspieler im Kreis sitzen und im Flüsterton eine Geschichte von einem zum anderen weitererzählen, die sich dabei natürlich immer weiter vom Original entfernt. Wir haben mit diesem Buch versucht, aus dem Kreis auszubrechen, indem wir zu den ursprünglichen Quellen zurückgegangen sind.
Wenn heute von Schokolade die Rede ist, kommt den meisten Menschen, jedenfalls in den westlichen Ländern, zuallererst die feste, süße Substanz in den Sinn. Das spiegelt sich auch in der Literatur wider, die dieser Art von Schokolade einen unverhältnismäßig hohen Stellenwert gibt; unverhältnismäßig deshalb, weil Schokolade in neun Zehnteln ihrer langen Geschichte nicht gegessen, sondern getrunken wurde. Um das Bild ein wenig zurechtzurücken, konzentrieren wir uns daher in unserer »wahren Geschichte« stärker auf die Schokolade als Getränk. Und da die meisten Bücher und Artikel zum Thema die Zeit vor der spanischen Eroberung Südamerikas, wenn überhaupt, in wenigen Zeilen oder auf ein paar Seiten abhandeln, haben wir diesem Forschungsbereich zwei Kapitel gewidmet – schließlich fällt nur etwa ein Fünftel der Lebensgeschichte der Schokolade in die Zeit nach dem Untergang der aztekischen Hauptstadt im Jahre 1521.
Die dunkelbraune, angenehm bittere, chemisch komplexe Substanz, die wir »Schokolade« nennen, birgt wenig Ähnlichkeit mit den von Fruchtmark umgebenen Samen der Kakaopflanze, aus der sie hergestellt wird. Man käme nie auf den Gedanken, daß eines aus dem anderen gewonnen werden kann. Um die Herkunft des Kakaobaums (Theobroma cacao) zu verstehen und die Schritte nachzuvollziehen, die nötig sind, um seine Samen oder Bohnen in Schokolade zu verwandeln, befassen wir uns im ersten Kapitel mit seiner Wirtschaftsbotanik sowie mit der chemischen Zusammensetzung und den Eigenschaften der Schokolade; dabei sind wir uns durchaus darüber im klaren, daß manche Fragen, vor die das ungelöste Rätsel des Ursprungs und der Züchtung von Kakao uns stellt, erst in der Zukunft beantwortet werden können, auf der Grundlage der DNA-Forschung nämlich, die noch in den Kinderschuhen steckt.
Der Ursprung verarbeiteter Schokolade scheint jedoch, wie wir sehen werden, vor etwa drei Jahrtausenden bei den Olmeken der Tieflandwälder im südlichen Mexiko gelegen zu haben. Daher wenden wir uns im zweiten Kapitel den Regenten, Königshöfen und prachtvollen Städten der klassischen Maya zu und präsentieren hochinteressante neue, auf der Entzifferung hieroglyphischer Texte beruhende Erkenntnisse darüber, welche Rolle dort die Schokolade als Getränk spielte. Das dritte Kapitel gibt einen Einblick in die unglaubliche Fülle dokumentarischen Materials über Verwendung und Stellenwert des Kakaos als Getränk wie als Zahlungsmittel bei den Azteken sowie über die rituelle Bedeutung der flüssigen Schokolade als eines Symbols für menschliches Blut.
Mit der verheerenden Zerstörung der mehrere tausend Meter hoch liegenden Hauptstadt der Azteken im Jahre 1521 und dem Niedergang ihres Reiches beginnt eine Phase, in der der Genuß der Schokolade von den spanischen Eroberern verändert – »kreolisiert« – wurde und eine neue Terminologie entstand, die auch das Wort »Schokolade« selbst einschloß. Kapitel vier und fünf werden zeigen, wie das gewandelte, umbenannte und geschmacksveränderte Getränk nach Europa kam, wo es der alten hippokratisch-galenischen Theorie der Zeit gemäß als Medikament empfohlen und den in katholischen Ländern vorherrschenden Fastenregeln angepaßt wurde.
Mit dem Wort »barock« verbinden wir heute als künstlerisches Stilmittel verwendete Blumigkeit und Komplexität der Formen, und in der Tat wurde Schokolade als Getränk im barocken Europa auf überaus kunstvolle Weise zubereitet und fand als Zutat sogar Eingang in einige Speisen, die an den großen Tafeln von Adel und Kirche aufgetragen wurden. Im fünften Kapitel werden wir uns ansehen, welche Rolle die Jesuiten und die katholische Kirche hierbei spielten, und gewagte italienische Experimente mit dieser Substanz untersuchen, die die Schokolade sozusagen an ihre kulinarischen Grenzen trieben.
Im sechsten Kapitel wenden wir uns den Herstellern der Schokolade zu, die die Paläste, Höfe und Schokoladenstuben Europas erreichte. In diesem Teil unserer Geschichte geht es um Kolonialismus, um Transport und Ausbeutung schwarzer Sklavenarbeiter und spanischen Staatsmonopolismus ebenso wie um das allmähliche Schwinden der spanischen Macht, als England, Holland und Frankreich zunehmend die Herrschaft über die Meere erlangten. Schließlich verlagerte sich die Haupt-Kakaoproduktion von Spaniens tropischen Besitzungen in Amerika nach Afrika und weiter ostwärts, auf Kolonien also, die von Spaniens Todfeinden kontrolliert wurden.
Nach den kulinarischen Exzessen des Barock erscheint die Zubereitung der Schokolade im Zeitalter der europäischen Aufklärung beinahe fad; ihr Genuß als Getränk blieb dabei weiterhin dem Adel, den Königshäusern und der Kirche vorbehalten – mit Ausnahme von England und anderen protestantischen Ländern, in denen es bald eine Vielzahl von Schokoladenstuben (und Kaffeehäusern) als Treffpunkte und später als Clubs für die neu entstehenden politischen Parteien gab. Als die Revolution die Herrschaft der katholischen Kirche und des Königshauses in Frankreich beendete, traten, wie wir im siebenten Kapitel sehen werden, Tee und Kaffee – die bevorzugten Getränke der philosophes und der Salons der Aufklärung – an die Stelle der Schokolade. Doch das Zeitalter der Vernunft endet mit der sonderbaren und gar nicht vernünftigen Gestalt des Marquis de Sade, der trotz seines erbittert herrschaftsfeindlichen Schreibens und Handelns ein unverbesserlicher »Schokoholiker« war.
Bis dahin haben wir es im wesentlichen mit einer Geschichte der Schokolade als eines Getränks der Elite zu tun, seien es nun dunkelhäutige aztekische Adlige oder hellhäutige Jesuiten. Kapitel acht beschäftigt sich mit der neueren Geschichte der Schokolade, die mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert einsetzt, und mit der daran anschließenden Erfindung der zum Essen geeigneten festen, nicht mit Wasser vermischten trinkbaren Schokolade. In dieser Form wurde sie bald zu einem »Snack« für jedermann, versinnbildlicht in dem allgegenwärtigen Schokoladenriegel, eine Wandlung, für die die großen, innovativen Hersteller in England, der Schweiz und anderen europäischen Ländern verantwortlich zeichneten. Doch wirklich perfektioniert wurden die Techniken der Massenproduktion in den Vereinigten Staaten von Milton Hershey, der ein eigenes Fabrikdorf und einen dem Disneyland ähnlichen Vergnügungspark errichtete, in dem sich alles um die Schokolade drehte. Auch wenn der ungeheure Aufschwung in der Herstellung, dem Massenvertrieb und dem Konsum von Schokolade mit einem Verlust ihrer kulinarischen Qualität einherging, nimmt unsere »wahre Geschichte« dennoch ein gutes Ende: Die Entwertung der Schokolade hat im späten 20. Jahrhundert ihre eigene Gegenreaktion ausgelöst, die Entwicklung der edelsten, feinsten Schokolade für den wohlhabenden Gourmet nämlich – zum Essen, versteht sich, und nicht als Getränk, als das die Schokolade in den Tausenden von Jahren davor, seit irgendein namenloser mexikanischer Indianer zum ersten Mal Kakaobohnen in »die Speise der Götter« verwandelte, vorwiegend genossen worden war.
Etwas schematische Darstellung eines Kakaobaums (graviert) aus dem frühen 18. Jahrhundert, aus einem Reisebericht des Dominikaner-Priesters Jean-Baptiste Labat.
Die Geschichte beginnt mit einem Baum, einem langen, dünnen Unterholzbaum, der sich damit zufriedengibt, im Schatten tiefwurzelnder Riesen zu wachsen. Welch immensen Stellenwert die Früchte dieses Baumes in gesellschaftlicher, religiöser, wirtschaftlicher und natürlich gastronomischer Hinsicht auf beiden Seiten des Atlantiks erlangten, wird Gegenstand unserer Betrachtungen sein. Die Bedeutung, die ihnen in der Neuen Welt als Nahrungsmittel, Münze und religiöses Symbol zukam, läßt sich daran ermessen, daß über keine andere amerikanische Pflanze, die ihren Weg in die Alte Welt gefunden hat, ähnlich viel geschrieben worden ist wie über diesen Baum und seine Früchte.
Unsere Geschichte, die Tausende von Jahren vor der Conquista in Mexiko und Mittelamerika einsetzt, beruht, insbesondere dort, wo es um die spätere Nutzung der Frucht in Europa geht, auf europäischen Quellen; das weniger bekannte, aber ebenso umfangreiche Material aus der Neuen Welt dürfte jedoch ein ausreichendes Gegengewicht schaffen.
Die europäischen Invasoren mußten all die Pflanzen, die ihnen unbekannt waren und die sie »entdeckt« hatten, neu benennen und versuchen, sie in die gängigen Schemata und Gesundheitstheorien der damaligen Zeit zu pressen, was um so schwieriger war, als diese zumeist von längst verstorbenen klassischen Autoren stammten, die von der Existenz der Neuen Welt nichts gewußt hatten. Und die in den neuen Ländern beheimateten Völker mußten ihrerseits die Umbenennung und Umdeutung der ihnen seit Jahrhunderten vertrauten Rohstoffe hinnehmen, die die Europäer ihnen aufzwangen.
Der Widerstreit der beiden Welten läßt sich gut anhand der wissenschaftlichen Bezeichnung unseres Baumes – Theobroma cacao – veranschaulichen, die ihm 1753 von Carl von Linné gegeben wurde, dem schwedischen Naturforscher, dessen Nachname häufiger in der latinisierten Form, Linnaeus, zu lesen ist. Auf ihn geht die binäre Nomenklatur zurück, mit der wir bis heute alle Pflanzen und Lebewesen klassifizieren und die an die Stelle der umständlich beschreibenden lateinischen Sätze trat, die seine Vorfahren benutzt hatten. Der erste Teil dieser speziellen Doppelbezeichnung, der Name der Gattung, zu der der Kakao (der »Schokoladenbaum«) gehört, stammt aus dem Griechischen und bedeutet »Speise der Götter«. Welche Götter Linnaeus im Sinn hatte, bleibt ungewiß; er selbst, soviel ist bekannt, schätzte Schokolade sehr. Das in der Neuen Welt gebräuchliche Wort cacao – das, wie wir sehen werden, einen entscheidenden Hinweis zur Entschlüsselung der frühesten Geschichte der Schokolade birgt – fand er barbarisch und rückte es als Artbezeichnung an die zweite Stelle.
Der Doppelname, den Linnaeus unserem Baum gab und in dem die Komplexität des Aufeinandertreffens der Alten und Neuen Welt so gut zum Ausdruck kommt, hat in den zweieinhalb Jahrhunderten, die seit seiner ersten Verwendung verstrichen sind, keine Änderung erfahren. Doch solche formalen, wissenschaftlichen Begriffe finden selten Eingang in die Umgangssprache. Im amerikanischen Englisch ist es daher Usus geworden, die Pflanze und ihre Früchte vor ihrer Verarbeitung (wenn auch nicht ganz konsequent) als »cacao«[1] zu bezeichnen. Durch die Verarbeitung werden die Bohnen, ob in flüssiger oder fester Form, zu »chocolate« [»Schokolade«]. »Cocoa« bezeichnet im britischen Englisch oft das, was Amerikaner »cacao« und »chocolate« nennen, während im Amerikanischen damit nur das entfettete Pulver [im Deutschen »Kakao«] gemeint ist, das der Holländer Coenraad van Houten 1828 erfand, und so wird es auch in diesem Buch verwendet. Doch wie um die Sache noch komplizierter zu machen, zieht der New Yorker Rohstoffmarkt es vor, die unverarbeiteten Bohnen »cocoa« zu nennen!
Die Verdoppelung einfacher Silben ist unter gängigen Pflanzennamen häufig anzutreffen, und wer nicht aufpaßt, meint womöglich, es mit Kakao zu tun zu haben, wo er gar nicht existiert noch je existiert hat. So dürfen wir zum Beispiel Theobroma cacao nicht mit der Kokosnußpalme, Cocos nucifera, und ihren Früchten verwechseln, die im tropischen Amerika häufig als »coco« bezeichnet werden. Wem es gelungen ist, diesem Hindernis auszuweichen, der stößt vielleicht auf ein weiteres – auch dies eine Pflanze der Neuen Welt, die ebenfalls manchmal zu einem Getränk verarbeitet wird: den Coca-Strauch, Erythroxylon coca, dessen Blätter von den peruanischen Inkas und ihren Vorfahren gekaut wurden. Schon viele Leser, denen das Wort »Coca« in Berichten über Peru begegnet ist, sind dem Irrtum erlegen, die Inkas zu den frühen Schokoladentrinkern zu rechnen. Aus den Blättern des Coca-Strauches wird heute Touristen, die in den Anden von der Höhenkrankheit befallen werden, ein belebender Tee gebraut. Eine unvergleichlich viel größere Menge dieser Blätter wandert allerdings in die verbotene Industrie, die Kokain für den internationalen Markt herstellt. Doch auch damit ist die Liste der gleichklingenden Namen noch nicht vollständig. In der Karibik wird eine stärkehaltige Wurzel gegessen, die in der Umgangssprache »coco« heißt; wissenschaftlich betrachtet ist sie eine Varietät der Colocasia. Es gibt noch andere Pflanzen mit ähnlichen gebräuchlichen Namen, etwa die »coco-Bohne« (eine Abart der gewöhnlichen Bohne, Phaseolus vulgaris), doch auch ohne sie alle aufzuzählen, dürfte deutlich geworden sein, daß die Erwähnung von »cocoa« oder etwas ähnlich Klingendem nicht unbedingt heißt, daß wir es mit Theobroma cacao zu tun haben.
Der bedeutende schwedische Naturwissenschaftler Linnaeus (1707 – 1778) gab dem Schokoladenbaum die wissenschaftliche Bezeichnung Theobroma cacao.
Für ein Gewächs, dessen Samen bzw. Bohnen eine so große Bedeutung zukommt, ist der Kakaobaum außerordentlich schwer zu züchten.[4] Mit ganz wenigen Ausnahmen trägt er außerhalb eines Streifens von 20° nördlich und 20° südlich des Äquators keine Früchte. Auch innerhalb dieses tropischen Streifens ist er nicht glücklich, wenn, etwa in allzu großen Höhen, die Temperaturen unter einen Wert von 16 °C sinken. Fällt das Klima während irgendeiner Jahreszeit besonders trocken aus, muß er unbedingt bewässert werden, denn Kakao braucht das ganze Jahr hindurch Feuchtigkeit; mangelt es ihm daran, so wirft er in einer Geste des Protests, der Beschreibungen zufolge an Herbsttage in Neu-England erinnert, seine sonst immergrünen Blätter ab. Schlechte Anbaubedingungen machen den Baum noch anfälliger für eine Vielzahl von Krankheiten, als er es ohnehin ist – für die Fäulnis oder das Eingehen der Früchte etwa oder für von Pilzen verursachte äußerliche Wucherungen, die man »Hexenbesen« nennt. Eichhörnchen, Affen und Ratten rauben die Früchte, um sich an dem wohlschmeckenden weißen Fruchtfleisch gütlich zu tun, das die Samen umgibt, während sie diese selbst wegen ihres bitteren Geschmacks verschmähen (sie dabei aber womöglich ausstreuen).
Wenn diese Samen einen Boden finden, der ihren Bedürfnissen genügt, sprießen sie innerhalb weniger Tage. Die jungen Bäume tragen in ihrem dritten oder vierten Jahr Früchte. In den heutigen Kakaoplantagen wird das Wachstum jedoch zumeist durch Beschneidungen oder die Pflanzung sorgsam gezüchteter Setzlinge beschleunigt. Ein Samen hat eine Lebensdauer von maximal drei Monaten – danach verliert er seine Keimfähigkeit –, und das setzt die Verwendung der neuesten verfügbaren Technologien voraus. Niedrige Temperaturen oder geringe Feuchtigkeit töten den Samen sofort ab. Diese Einzelheiten der inneren Funktionsweise des Samens sind entscheidend für die Theorien über Ursprung und frühe Wanderungen der Kakaopflanze und sollten jedermann davon überzeugen, daß sie weite Reisen in der fernen Vergangenheit unter keinen Umständen überlebt hätte.
Europäische Autoren des 16in natura