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OBERST A.D. KURD ALBRECHT VON ZIEGNER

Ein Wort voraus

Die H.Dv.12 ist in ihrer Kürze und Klarheit ein Musterbeispiel militärischer Ausdrucksform. Sie zu argumentieren grenzt an Anmaßung. Dennoch sollen nachfolgend hier und da Details oder Zusätze beigefügt werden, um das Geschriebene im Sinne der Lehre noch mehr zu verdeutlichen. Hinzugefügt wurden Hangbahntraining (Seite 25) und Trainingsbaum (Seite 240 ff.).

Die Heeresdienstvorschrift H.Dv.12 war eine Anweisung für die Grundausbildung berittener Truppen in Deutschland. Ihre korrekte Ausführung war und ist noch heute die unabdingbare Voraussetzung für jede erfolgreiche Leistung in den Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit.

In ihren Anfängen wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts von bekannten Fachleuten jener Zeit nach ausgewählten Erkenntnissen der alten Meister entwickelt und 1912 als Reitvorschrift eingeführt. Mit der Zeit veränderten sich Ausrüstung und Taktik, was eine Überarbeitung der H.Dv.12 notwendig machte. So wurde 1937 die überarbeitete H.Dv.12/37 eingeführt, die heute noch wegweisend für die Reitausbildung nach den »überlieferten Grundsätzen für die Ausbildung von Reiter und Pferd« ist.

Beim Wiederaufbau der Reiterei nach dem Kriege war die H.Dv.12/37 eine willkommene Vorlage für die Erstellung einer deutschen Reitlehre, wie sie in den Richtlinien für Reiten und Fahren der FN verbindlich dargestellt ist.

Die H.Dv.12 hat geschichtlichen Rang erworben, als deutsche Reiter in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts auf den großen Plätzen der Welt mit ihren denkwürdigen Erfolgen internationales Aufsehen erregten. Neben der hohen Zahl von Einzelsiegen gewannen Offiziere der Kavallerieschule Hannover 30 Nationenpreise, darunter die »Coppa d’Oro«, die begehrteste Trophäe jener Zeit. Den Höhepunkt bildeten aber die Olympischen Spiele 1936 mit dem Gewinn aller sechs möglichen Goldmedaillen.

Diese überragenden Erfolge werden hier aufgeführt, nicht wegen ihrer Glorie, sondern weil hier die Bestätigung für ein Ausbildungsverfahren vorliegt, welches eindeutig seine nicht zu übertreffende Qualität unter Beweis gestellt hat.

Es waren die Anweisungen der H.Dv.12, die mit aller Konsequenz eingehalten wurden, wobei das Pferd mit Respekt als Partner angesehen und geistig wie körperlich zur Mitarbeit erzogen wurde und dabei Freude an der Arbeit und höchste Leistungsbereitschaft entwickelte.

Auch für die Reiter waren neben aller Pferdeliebe und Leidenschaft für den Reitsport Disziplin und Leistungswille sowie Fairness und vorbildliches Auftreten eine Selbstverständlichkeit.

Gelegentlich hört man, dass die H.Dv.12 doch eine militärische Dienstvorschrift ist, deren Ausbildungsmethoden in unserer heutigen Zivilgesellschaft nicht mehr angemessen sind. Dieser absurden Auffassung wird mit aller Entschiedenheit entgegengetreten. Die H.Dv.12 verlangt bei der Ausbildung ein Höchstmaß an Rücksichtnahme auf die Gesundheit von Reiter und Pferd.

Hierzu sagt die H.Dv.12 in ihrer Einführung im dritten Satz: »Dauernden Erfolg wird sie (die Ausbildung) nur haben, wenn alle (Vorgesetzten und Untergebenen) von der Freude am Reiten und von der Liebe zum Pferd beseelt sind.« Es gibt keinen Unterschied im Reiten in Uniform oder in Zivil.

Es gibt nur EIN RICHTIGES REITEN.

Diese Überzeugung vertritt auch die H.Dv. und so war es möglich, dass die Pferde der Kavallerie bis zum 18. Lebensjahr gesund und voll dienstfähig blieben – und danach als beliebte Lehrpferde vom Staat noch verkauft werden konnten.

Bekanntlich hatte die H.Dv. bei einigen Reiternationen eine Vorbildfunktion bei der Erstellung ihrer Reglements. Die Fédération Equestre Internationale (FEI) hatte sich 1967 bei der Abfassung der Richtlinien für das Beurteilen von Dressurprüfungen weitgehend auf die in der deutschen Reitlehre festgelegten »Überlieferten Grundsätze für die Ausbildung von Reiter und Pferd« berufen.

Höchst zweifelhafte neue Methoden (Rollkur usw.) hatten in den 1980- bis 1990er-Jahren international viel Aufsehen erregt und bei Richtern und Reitern zu Diskussionen und Unsicherheiten geführt. Die FEI hatte sich nach langem Zögern schließlich zu dem sogenannten LDR (low, down, round), einem unglücklichen Kompromiss, durchgerungen, welcher jedoch keine Klarheit gebracht hat.

So bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen zur Durchsetzung des Bekenntnisses zu klaren Regeln im Sinne der überlieferten Grundsätze in der Reiterei neuen Schwung bekommen und hierzu diese kommentierte H.Dv.12/37 einen hilfreichen Beitrag leisten kann.

Zum Nutzen und zur Freude für Reiter und Pferd.

Kurd Albrecht von Ziegner, Oberst a.D.

(1918–2016)

Das Denkmal für die Gefallenen des Kavallerie-Regiments Nr. 13 aus der Schlacht von Mars la Tour am 16.8.1870 wurde von Prof. Watterbeck gestaltet und steht in Lüneburg.

DR. MED. VET. GERD HEUSCHMANN

Worte des Gedenkens

Kurd Albrecht von Ziegner war ein wunderbarer Mensch, ein Pferdemann, ein Vorbild und ein guter Freund. Er war jemand, der eine Meinung hatte und diese mit Überzeugungskraft vertrat. Immer diszipliniert und zielstrebig trat er für das Pferd und dessen korrekte Ausbildung ein.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Episode vor einigen Jahren, als Kurd Albrecht von Ziegner seine Hangbahn-Arbeit vorstellte und unser Dachverband in Warendorf seiner Einschätzung nach darauf nicht angemessen reagierte. Ich erhielt einen Anruf, der begann mit einem militärischen: »Heuschmann, du musst kommen! Wann bist du hier?« Ich sagte: »Morgen«, (wissend, dass ich all meine geplanten Termine verschieben musste) und er: »Jawoll«. Nach der Hangbahn-Demonstration im Wald von Mechtersen durfte ich Kurd Albrecht einen Freund nennen. Ich wurde regelmäßig einbestellt. Ich ließ es gern geschehen.

Es war eine große Ehre für mich, als Kurd Albrecht von Ziegner diesem Buchprojekt zustimmte. Unsere Idee war es, die H.Dv.12 wieder populärer zu machen und sie für eine größere Zahl von Reitern interessant zu gestalten. Letztlich ist diesem Text nichts hinzuzufügen. Trotzdem ist es hochinteressant, die Kommentare Herrn von Ziegners zu lesen und dazu in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts einzutauchen.

Mit Kurd Albrecht von Ziegner ist einer der letzten bekannten Vertreter dieser Zeit von uns gegangen. Er starb am 3. Oktober 2016 – wenige Tage zuvor hatte er das Manuskript für dieses Buch fertiggestellt. Wir nachfolgenden Generationen sind nun auf uns gestellt. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass unsere Reitkultur nicht vollends verschwindet und wir in ein paar Jahren nur noch »Wettkampfreiten« auf Turnieren einerseits und »barockes Zelebrieren« von Pferd und Reiter andererseits erleben können. Wirklich klassische Reitkunst, basierend auf diesem Werk, scheint aus der öffentlichen Wahrnehmung bereits verschwunden zu sein. Die Aussage: »Losgelassenheit des Pferdes ist die erste Vorbedingung für den Erfolg der gesamten Dressur« muss doch viele Funktionäre und Richter zum Weinen bringen, wenn sie die Pferde im Turniersport betrachten.

Kurd Albrecht von Ziegner hat sein Leben lang für die Inhalte der H.Dv.12 gekämpft. Es liegt jetzt an uns, dafür zu sorgen, dass seine starken Bemühungen weitergeführt werden und wir eine Wende hin zur »klassischen Reitkunst« bewirken. Die allgegenwärtige grobe Handreiterei muss zur Ausnahme und nicht zur Regel werden.

In diesem Sinne danke ich dir, lieber Kurd Albrecht, für deine unermüdliche Arbeit.

Gerd Heuschmann

H.DV.12

Einleitung

Der Krieg fordert vom Reiter die sichere Beherrschung des Pferdes im Gelände, vom Pferd Gehorsam, Gewandtheit und Ausdauer. Diese Anforderungen zu erfüllen, ist das Ziel der Ausbildung von Reiter und Pferd. Dauernden Erfolg wird sie nur haben, wenn alle Vorgesetzten und Untergebenen von der Freude am Reiten und der Liebe zum Pferd beseelt sind.

Der Schwadrons- usw. Chef ist verantwortlich für die gleichmäßige Ausbildung aller Reiter und Pferde in der Schwadron usw., für die Erhaltung des Pferdematerials auf lange Sicht und für die Heranbildung von Reitlehrern.

Die Regiments-, Abteilungs- und Bataillons-Kommandeure sind verantwortlich für die Reitausbildung der Offiziere und überwachen die Reitausbildung in den Schwadronen usw.

Der Stand der Reitausbildung wird überprüft durch Besichtigungen, bei denen vor allem festzustellen ist, ob das Endziel der Ausbildung, nämlich die sichere Beherrschung des Pferdes im Gelände, erreicht ist. Solche Prüfungen werden ergänzt durch Vergleich der Zahlen vorgestellter Reiter und Pferde mit den Stärken.

Auch bei großen Anstrengungen lässt sich ein Bild gewinnen von dem Stand der Reitausbildung. Sie muss sich dahin auswirken, dass die Zahl der vorübergehend ausfallenden Pferde gering bleibt.

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In diesem Film erklärt Kurd Albrecht von Ziegner, warum er die H.Dv.12 für die beste klassische Reitlehre hält und warum sie 1937 aktualisiert wurde.

TEIL A.

I. Allgemeines

1. Ort der Ausbildung

Der Reitunterricht findet auf dem Reitplatz, im Gelände und in der Reitbahn statt. Im Verlauf der ganzen Ausbildung müssen sich Unterricht in der Bahn bzw. auf dem Reitplatz und im Gelände ergänzen. Sooft wie möglich muss der Reitunterricht aller Abteilungen ins Gelände verlegt werden. Dort werden Reiter und Pferd auf langen Linien und über unebenem Boden ausgebildet. Diese Unterrichtsform ist für Rekruten und Remonten besonders wichtig. Im Gelände kann mit dem Reiten auch anderer Dienst verbunden werden. Hier können auch alle Abteilungen einer Schwadron usw. gleichzeitig gehen, wodurch Zeit gespart wird.

Kommentar von Oberst a.D. Kurd Albrecht von Ziegner

Die Ausbildung im Gelände war eine militärische Notwendigkeit. Mit Ausnahme der Vielseitigkeit ist sie zurzeit leider sehr in den Hintergrund getreten. Hier mag mancherorts der Mangel an Gelände vorliegen, andererseits gibt es aber auch Ställe, wo das Geländereiten tabu ist, weil man mögliche Verletzungen vermeiden will. So oft lässt man deshalb manche Pferde nicht einmal auf die Koppel.

Das ist aus zwei Gründen nicht hinnehmbar: Erstens muss das Pferd regelmäßig auf unebenem Boden gehen, damit es daran gewöhnt wird und nicht beim ersten Fehltritt lahm geht. Zweitens ist das Pferd ein Herdentier und zu seiner artgerechten Haltung gehört die Gesellschaft auf der Weide oder in einem geeigneten Auslauf.

2. Der Reitlehrer

Der Reitlehrer muss seine Aufgabe nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch beherrschen. Lehrer von Remontenabteilungen müssen selbst junge Pferde zugeritten haben.

Der Reitlehrer hat auf folgende Punkte zu achten:

Jeder Unterrichtsstunde muss eine vorher durchdachte Zeiteinteilung zugrunde gelegt werden. In den einzelnen Reitstunden müssen sich die Übungen in sachgemäßer Weise folgen und vom Leichteren zum Schwereren fortschreiten. Die in den Abschnitten »Junge Remonten«, »Pferde im 2. Jahr« und »Rekruten« gegebenen Ausbildungspläne geben einen Anhalt für weitere Zeiteinteilungen, die sich der Reitlehrer machen muss.

Überraschend auftretende Schwierigkeiten in der Dressur werden den Reitlehrer öfter veranlassen, von der vorher geplanten Einteilung der Reitstunde bewusst abzuweichen.

Eine gründliche und deshalb langsam fortschreitende Arbeit ist geboten. Es ist aber falsch, nicht eher weiterzugehen, bevor das Erreichte vollständig allen Ansprüchen genügt. Man muss berücksichtigen, dass die späteren Übungen auch die vorhergehenden verbessern.

Im Vordergrund der Arbeit steht die Losgelassenheit bei Reiter und Pferd. Erst wenn diese erreicht ist, dürfen Übungen in der Versammlung vorgenommen werden.

Ein Aneinanderreihen vieler schwieriger Übungen ruft beim Reiter Steifheit hervor und veranlasst ihn, sich festzuziehen; beim Pferde sind schwunglose Gänge die Folge. Besonders bei Rekruten und jungen Remonten sind kurzes Arbeiten, häufiges Rühren und Absitzen zur Schonung der Reiter oder Pferde erforderlich.

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In diesem Film erklärt Kurd Albrecht von Ziegner, wie eine Pause mit völliger Zügelfreiheit aussehen kann.

Der Neigung der Reiter, sich meist in kurzen, schwunglosen Gängen zu bewegen und nur die für sie bequemsten, das Pferd jedoch wenig fördernden Übungen zu reiten, muss entgegengewirkt werden.

Ruhepausen, die oft, besonders nach schwierigen Übungen und gegen Schluss der Stunde einzulegen sind, dienen der Erholung der Pferde. Diesen ist dann völlige Zügelfreiheit zu gewähren.

Beim Reitunterricht sind nur kurze, schlagwortartige Anweisungen am Platz. Längere Belehrungen gehören in den Dienstunterricht, der gelegentlich in der Reitbahn unter Zuhilfenahme eines gesattelten und gezäumten Pferdes erfolgen kann. Sind ausnahmsweise längere Erklärungen während des Reitunterrichtes nötig, so lässt der Lehrer halten oder versammelt seine Schüler, auch abgesessen, um sich.

Eine frische, abwechslungsreiche, jedes Schema vermeidende Lehrart schafft aufmerksame, selbsttätige und passionierte Schüler, eine Vorbedingung für einen erfolgreichen Unterricht. Überlautes Kommandieren und viel Sprechen stumpfen ab. Lob und Anerkennung fördern die Ausbildung oft mehr als Tadel.

Der Reitlehrer ist zugleich Erzieher. Er prüft öfters Anzug der Reiter, Aussehen und Putzzustand der Pferde sowie Sattelung und Zäumung. Der Reitlehrer muss bei seinen Schülern Sinn für das Pferd und seine Eigenschaften entwickeln. Er hat auf Wahrung militärischer Haltung der Reiter bedacht zu sein, ohne je das Ziel, sie zur vollen Geschmeidigkeit auszubilden, aus dem Auge zu verlieren.

Der Reitlehrer wählt seinen Platz (siehe Bild 1) so, dass er die Reiter nicht nur von der Seite, sondern häufig auch von vorn und von hinten sieht. Von vorn und hinten kann er am besten die Fußsetzung des Pferdes und den Aufbau des Reiteroberkörpers überwachen. In der Bahn steht er daher im Allgemeinen an der kurzen Wand oder beim Zirkelreiten an der Mitte der langen Wand. Im Gelände wählt er zu Fuß seinen Platz so, dass er seine Reiter mit der Stimme erreichen kann.

Reitet er selbst mit ihnen durchs Gelände, dann reitet er meist hinter, seltener vor dem Rudel seiner Reiter. Der Reitlehrer steht zu Beginn einer Besichtigung einen Schritt rechts seitwärts der Abteilung in Höhe der Reiter. Er gibt das Kommando zum Abreiten vor der Mitte der Abteilung mit der Front dorthin. Im Übrigen hält sich der Reitlehrer in der Nähe des besichtigenden Vorgesetzten auf. Nach Beendigung der Besichtigung nimmt er seinen Platz auf dem rechten Flügel der aufmarschierten Abteilung ein.

Kommentar von Oberst a.D. Kurd Albrecht von Ziegner

Reitlehrer einer Schwadron der Kavallerie waren im Allgemeinen länger dienende Soldaten ab dem 8. bis 9. Dienstjahr. Es waren Wachtmeister (Feldwebel), damit Portepee-Träger und Offizier-Stellvertreter, die sich in Charakter und Leistung als Reiter besonders hervorgetan haben. Sie beherrschten die gesamte Grundausbildung – von der Remonte bis zur L-Dressur – nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Ich glaube nicht, dass diese Forderung der militärischen Vergangenheit angehört, sondern heute für unseren zivilen Bereich in gleichem Maße gültig ist. Wie in »Ein Wort voraus« schon gesagt, gibt es keinen Unterschied beim Reiten in Uniform oder in Zivil, es gibt nur »ein richtiges Reiten«.

Daraus ist zu folgern, dass die in der H.Dv. ausführlich beschriebene Vorgehensweise in der Grundausbildung auch in heutiger Zeit noch einen guten Reitlehrer ausmacht. Verändert hat sich nur die wachsende Zahl an Reiterinnen, die natürlich entsprechende Sensibilität erwarten dürfen. Bei Kindern sollte anfangs vor allem die Liebe zum Pferd und für das Reiten geweckt werden, bevor Sitz und Hilfen korrigiert werden.

Ich erinnere mich noch gern an meinen ersten Reitlehrer in meiner Rekrutenzeit 1937, dem Jahr, als gerade die neue H.Dv.12/37 herauskam. Er war Reiter von Leib und Seele: Er liebte die Pferde, war immer geradeaus, streng, aber gerecht und hatte Humor und Sinn für die Jugend. Wir haben ihn als Vorbild verehrt.

Er legte besonderen Wert auf die Losgelassenheit von Reiter und Pferd. Diese Forderung habe ich ein ganzes Leben lang beherzigt, denn ich hatte bald selbst festgestellt, dass Verspannungen beim Pferd leicht zu Taktfehlern und Ungehorsam führen können.

Verspannungen beim Reiter verursachen oft Schmerzen, die eine »Schonhaltung« und dadurch Schiefe im Sitz und weitere Probleme zur Folge haben. Geeignete Gymnastik am Boden oder auf dem Pferd kann hier helfen.

image/01_a_hufschlagsfig.jpg

ABCD = Ganze Bahn
ABFE = Halbe Bahn
DCFE = Halbe Bahn

° = Wechselpunkte
--- = Wechsellinien (von der linken
zur rechten Hand)

Kommentar von Dr. Gerd Heuschmann

In den abgebildeten Hufschlagfiguren sind zwei wichtige Lektionen enthalten:

1. Die große Acht (»Aus dem Zirkel wechseln«).

2. Die kleine Acht, die aus zwei miteinander verbundenen 10-Meter-Kreisen besteht. In der Spanischen Hofreitschule in Wien wird diese Figur in der Mitte des Zirkels geritten. Beide Hufschlagfiguren sind sehr wertvoll für die Grundausbildung und für die Korrektur verdorbener Pferde.

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Bild 1. Hufschlagfiguren

(

=

Hufschlag der Ecke

x

=

Geeigneter Platz des Reitlehrers

EF

=

Halbe Bahnpunkte

°

=

Paradepunkte der Zirkel

abc/dbe

=

Wechsellinien aus den Zirkeln

...

=

Wechsellinien durch die Zirkel

---

=

Schlangenlinie an der langen Wand

...

=

Schlangenlinie durch die Bahn

Kommentar von Oberst a.D. Kurd Albrecht von Ziegner

Schlangenlinien durch die ganze Bahn sind heute durch die FN geändert.

In die Ecke kehrt ist als nützliche Linie bei der fortschreitenden Dressur zu empfehlen.

Die Buchstaben des Vierecks 20 × 40 m sind heute nach den Richtlinien der FN geändert. In seinen Abmessungen entspricht es allen Anforderungen der Grundausbildung. Für höhere Ansprüche ist 20 × 60 m zweckmäßig.

3. Bezeichnungen

Grundlinie ist eine Linie, die man sich durch die Vorderhufe des richtig aufgestellten Pferdes des Mittelreiters gezogen denkt. Abstand ist die Entfernung vom Schweif eines Pferdes bis zum Kopf des ihm folgenden. Die Abstände werden nach Schritten (80 cm) und nach Pferdelängen (drei Schritt) gemessen.

Zwischenraum ist die seitliche Entfernung zweier nebeneinander befindlicher Reiter, von Bügel zu Bügel gemessen. Aufstellung der Abteilung erfolgt mit drei Schritt Zwischenraum. Abweichungen sind zu befehlen. Fühlung haben die Reiter, wenn sich ihre Bügel berühren. Das nötige Maß der Seitenrichtung ergibt sich durch richtiges Aufstellen der Pferde auf der Grundlinie. Fühlung und Richtung sind von jedem Reiter ohne Weiteres zu nehmen. Man reitet auf der rechten (linken) Hand, wenn die rechte (linke) Seite dem Inneren der Bahn (Reitplatz) zugewandt ist.

Inwendige oder innere Seite ist bei geradeaus gestelltem Pferd die nach dem Inneren der Bahn zeigende, sonst diejenige, nach der das Pferd gestellt ist; auswendige oder äußere Seite ist die entgegengesetzte Seite.

Halbe Paraden sind Einwirkungen des Reiters, durch die das Pferd entweder nur für den Augenblick verhalten, versammelt, zum Mäßigen des Tempos oder zum Übergang in eine kürzere Gangart veranlasst wird. Ganze Paraden bringen das im Gang befindliche Pferd zum Halten.

Tempo bedeutet die Geschwindigkeit, mit der das Pferd eine bestimmte Strecke in einer bestimmten Gangart zurücklegt.

Takt nennt man die gleichmäßige Zeitfolge und gleichbleibende Länge der Tritte und Sprünge des Pferdes innerhalb eines bestimmen Tempos.

Kommentar von Oberst a.D. Kurd Albrecht von Ziegner

Zum Abschnitt 3 ist nichts hinzuzufügen, die Bezeichnungen sind zeitlos und der Text ist klar.

4. Durcheinanderreiten, Einzelreiten

Das Durcheinanderreiten bildet im Reitunterricht die Regel. Es ermöglicht dem Reitlehrer sowie dem Reiter die Auswahl der für einen bestimmten Zweck und zu einem bestimmen Zeitpunkt günstigsten Gangarten, Übungen und Tempos. Zur ersten Erzielung der Losgelassenheit und Erlernung neuer Übungen muss diese Form der Ausbildung immer angewandt werden.

Der Reitlehrer befiehlt dabei durch Zurufe, die der Kommandotabelle (siehe Ziffer 5) entnommen sein können, entweder der Abteilung oder einzelnen Reitern Gangart, Tempos und Übung.

Er ordnet ferner an, auf welcher Hand geritten wird. Beim Zirkelreiten wird dabei meist auf jedem der beiden Zirkel auf einer anderen Hand geritten.

Der Reitlehrer kann auch beim Durcheinanderreiten vorübergehend das Halten von Abständen fordern. Es hat gegenüber dem Abteilungsreiten den Vorteil, dass die Reiter weiter rühren und dass damit die Gefahr des Versteifens herabgemindert wird. Auch können so einzelne Pferde, die für das Abteilungsreiten noch nicht reif sind, herausgenommen werden.

Beim Durcheinanderreiten muss der Reiter folgende Bahnregeln beachten: Freihalten des Hufschlags im Halten und Schritt, Ausweichen rechts, kein Kreuzen beim Vorbeireiten.

Beim Einzelreiten kann entweder der Reiter sich selbst eine Folge von Übungen auswählen, oder sie werden vom Reitlehrer bestimmt. Beim ersteren Verfahren wird der Reiter zum reiterlichen Denken erzogen, im letzteren werden erhöhte Anforderungen an den Gehorsam des Pferdes gestellt.

Diese Anforderungen sind besonders hoch, wenn die Masse der anderen Pferde an anderer Stelle geschlossen hält. Solche Erschwerung ist daher überall da nicht am Platz, wo bei mangelndem Ausbildungsstand von Reiter und Pferd die Gefahr entsteht, dass der Reiter infolge des Herdentriebs der Pferde und zahlreicher Wendungen zum überwiegenden, daher falschen Gebrauch der Zügelhilfen verleitet wird. Dagegen sind im Einzelreiten Übungen, die zur Kriegsbrauchbarkeit gehören, wie Herausreiten aus der Abteilung auf bestimmte Punkte zu, im Gelände auch Übergang in niedere Gangart und Halten bei sich entfernendem Rudel, in allen Abteilungen dauernd zu üben (siehe auch Ziffer 44).

Kommentar von Oberst a.D. Kurd Albrecht von Ziegner

Zum Abschnitt 4 gibt es nichts zu kommentieren. Wenn einmal der Begriff »Kriegsbrauchbarkeit« vorkommt, ist kein »Hosenflattern« angesagt, da auch heute noch jedes Reitpferd keine Probleme haben sollte, sich von der Abteilung zu trennen.

Kommentar von Oberst a.D. Kurd Albrecht von Ziegner

Die Hangbahn

Um die Dressurarbeit abwechslungsreicher und zugleich auch effektiver zu gestalten, bietet sich eine erst in den letzten Jahrzehnten erkannte und bewährte Alternative an. Die Hangbahn ist eine Reitmöglichkeit im Gelände auf einem leicht abfallenden Hang von bis zu 10 % Gefälle, bei der Pferd und Reiter durch das systematische Hinauf- und Herabreiten lernen, sich dem Gelände anzupassen und ein gemeinsames Gleichgewicht zu finden. Es gibt kein humaneres oder pferdegerechteres Mittel, um die Losgelassenheit zu gewinnen, die ja bekanntlich die Voraussetzung für alle weiteren Schritte in der Ausbildung bedeutet.

Wohl dem Reitstall, der eine derartige Möglichkeit in erreichbarer Nähe hat, um seinen Reitern und Pferden auf natürliche Weise zu Losgelassenheit und gemeinsamem Gleichgewicht zu verhelfen.

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Bild 1a. Die Hangbahn: Natürliches Hilfsmittel zur Förderung von Losgelassenheit und Gleichgewicht von Reiter und Pferd.

Wer mit seinem Pferd immer im Gleichgewicht ist – sowohl geistig als auch körperlich – hat Freude am Reiten. Darüber hinaus aber liegt hier eine wesentliche, unverzichtbare Grundlage für den Erfolg im Sport.

Um dieses Gleichgewicht zu erreichen und in allen Lagen zu erhalten, verfahren wir nach den überlieferten Grundsätzen aus der klassischen Lehre, wie sie auch in den »Richtlinien für Reiten und Fahren« (Band 1) der FN auf der Grundlage der H.Dv.12 vorgegeben sind. Jeder erfahrene Reiter kennt die mannigfachen Probleme, die im Laufe der Ausbildung auftreten können. Fast alle diese Probleme (wenn sie nicht klinischer Natur sind) haben ihren tieferen Grund in mangelnder Losgelassenheit.

Solange Steifheiten oder Verspannungen jeglicher Art nicht beseitigt sind, gibt es nichts: keinen Takt, keine Anlehnung, keine Durchlässigkeit, ganz zu schweigen von Geraderichtung, Schwung oder Versammlung.

Also ist das erste Augenmerk auf die Losgelassenheit zu richten, wofür uns die Reitlehre ja vielerlei Möglichkeiten bereitstellt, die wir ja auch in der täglichen Ausbildungsarbeit praktizieren.

Um diese Arbeit abwechslungsreicher und dazu noch wirkungsvoller zu gestalten, haben wir in Mechtersen eine Hangbahn eingerichtet, ein in der Reitlehre bisher noch nicht erwähnter Begriff, aber eine vorzügliche, wirkungsvolle und dabei schonende Ausbildungshilfe, ganz im Sinne der klassischen Lehre.

Nicht zu verwechseln mit der »Wellenbahn«, ist dies ein Reitplatz auf leicht (etwa zehn Grad) abfallendem Gelände mit unterschiedlichen Formationen, wo das Pferd – um im Gleichgewicht zu bleiben – ständig seinen Schwerpunkt den Geländeverhältnissen anpassen muss. Wie »von selbst« nimmt das Pferd beim Bergauf die gewünschte Dehnungshaltung ein und tritt beim Bergab mit der Hinterhand stützend unter den Schwerpunkt (»Akkordeon-Effekt«). Das Ausbildungsprinzip »Mit Bedacht – vom Leichterem zum Schwererem« wird durch die Natur erleichtert. (Bei stärkerem Gefälle wird man vorwiegend – sehr nutzbringend – im Schritt arbeiten.)

Erst wenn Reiter und Pferd in allen Lagen die Arbeit in wechselnden Schritttempi verstanden haben, wird mit der Arbeit im Trab begonnen und in gleicher Weise später im Galopp. Die ungewohnte Arbeit strengt an, daher Maß halten!

Der ständige Wechsel zwischen diesen Extremen, d. h. zwischen der Forderung an die Schubkraft und der Forderung an die Tragkraft der Hinterhand, ist außergewöhnlich förderlich für die Losgelassenheit und die Balance sowie für den Aufbau der richtigen Muskulatur. Auch die wechselseitige Bewegung auf der Horizontalen des Hanges hat eine gymnastizierende Wirkung.

Kleine Baumstämme – bergauf oder bergab – fördern die Aufmerksamkeit und Trittsicherheit. Dem Reiter hilft dies zu lernen, optimal den Bewegungen des Pferdes zu folgen und dabei stets eine gleichmäßige, weiche Verbindung mit dem Pferdemaul zu unterhalten. Fast alle bekannten Hufschlagfiguren können entsprechend dem Ausbildungsstand beliebig angelegt werden. Das leichte Gefälle hilft bei versammelnden Lektionen. Der lichte Baumbestand lädt die Pferde ein, sich zu biegen und dadurch ihre Geschmeidigkeit zu fördern. Halbe Paraden werden leichter verständlich und verbessern die Durchlässigkeit.

Gemäß der klassischen Lehre muss der Reiter dazu angehalten werden, in allen Lagen seinen »Balancesitz« mit dem sich ständig verändernden Schwerpunkt des Pferdes bei den Wechseln von Schubkraft und Tragkraft in Einklang zu bringen. Der Unterschenkel, bei elastischem Fußgelenk, bleibt da, wo er hingehört – immer »im Lot«. Hand und Pferdemaul bilden eine Einheit!

Daher bietet die Hangbahn auch ein vorzügliches Mittel, Sitz und Einwirkung des Reiters mit dem Pferd in Einklang zu bringen.

Es ist der gemeinsame Schwerpunkt, der über die Harmonie zwischen Reiter und Pferd zur Leistung führt. Dies gilt für alle Disziplinen im Reitsport, ganz besonders bei jungen Pferden und Korrekturpferden. Auch »Reha«-Maßnahmen bei schweren Schäden im Bewegungsmechanismus führten zu vollem Erfolg.

Wir haben mit der Arbeit auf der Hangbahn jahrzehntelang gute, zum Teil erstaunliche Erfahrungen gemacht. Neben der Entwicklung der Losgelassenheit lassen sich Anlehnung und Durchlässigkeit sowie die weiteren Elemente des Trainingsbaums leicht verbessern, ohne das Wohlbefinden des Pferdes anzutasten.

Das hat Erfolg in allen Ausbildungsebenen, und hier ganz besonders bei jenen sogenannten »Dressurpferden«, die an die quälende Arbeit in der Zwangsjacke (!) – offiziell verharmlosend auch »Rollkur« genannt – gewöhnt sind und oft gar nicht mehr wissen, wie schön das Leben sein kann.

Die Pferde haben Freude an der Arbeit in der Natur und entwickeln im Verlauf Muskeln an den richtigen Stellen, der Rücken wird wieder elastisch – und Sehnen und Gelenke erfahren die notwendige Stabilität – unverzichtbar für Gesundheit, Kondition und Leistung.

Dass »Rollkur« jedoch ein Begriff aus der Medizin für Schwerstkranke war und in Deutschland nur als Abschreckung für eine falsche Reitweise stand, wurde in den USA bald erkannt und folglich die passende Bezeichnung »straightjacket« verwendet.

Ich würde mir wünschen, dass endlich auch in unserer Reitersprache die »Rollkur« verschwindet und bestenfalls als »ZWANGSJACKE« in schauerlicher Erinnerung bleibt.

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In diesem Film erklärt Kurd Albrecht von Ziegner, warum das Reiten auf der Hangbahn hilfreich und sinnvoll ist.

5. Ausbildung in der Abteilung, Kommandos

Voraussetzung für das Abteilungsreiten auf Kommandos ist Losgelassenheit der Pferde sowie gleichmäßige, durch vorherige Einzelausbildung erzielte Beherrschung der zu kommandierenden Übungen von Reiter und Pferd. Das Reiten in der Abteilung erfordert genaues Halten von Abstand und Tempo, festigt die reiterliche Disziplin, ist ein Prüfstein für die Gleichmäßigkeit des Ausbildungsstandes, eignet sich zur Vorstellung und als Vorbereitung für die Verbandsausbildung. Reiten besonders langer und schwieriger Übungen in der Abteilung wirkt schädlich für die Losgelassenheit von Reiter und Pferd. Es ist daher zu unterlassen. Die Aufstellung einer Abteilung erfolgt mit der Front zur langen Seite. Die Pferdeköpfe bleiben hinter der Mittellinie des Vierecks. Der Mittelreiter hält auf dem Hufschlag der halben Bahn. Alle Pferde stehen senkrecht zur Grundlinie. In der abgesessenen Abteilung berichtigt der Reiter die Stellung seines Pferdes in der beim Vorführen angegebenen Weise (siehe auch Ziffer 7).

Der Reitlehrer prüft die Aufstellung einer Abteilung zunächst von vorn, um sich von der Erfüllung der Hauptforderung, senkrechtem Stehen der Pferde zur Grundlinie und richtigem Zwischenraum der Reiter, zu überzeugen. Dann erfolgt die Prüfung der Seitenrichtung.

Kommentar von Oberst a.D. Kurd Albrecht von Ziegner

Die gesamte Ziffer 5 gehört der Geschichte an. Dennoch gibt es Anregungen zum Reiten in Abteilungen und für Mannschaftswettbewerbe. Der Originaltext ist aber interessant, wenn man sich ein Bild darüber machen will, wie Verbände bis zur Größe von 120 Reitern geschlossen und ausgerichtet auf Befehl eine Schwenkung machten oder in breiter Front zur Attacke ansetzten. Der Kommandierende musste schon eine gute Stimme haben, denn ein Lautsprechgerät war noch unbekannt. Im Gefecht gab es bestimmte Trompetensignale.

Interessant sind auch die Angaben zu den Tempi, zum Beispiel »Gebrauchstrab 275 × in der Minute«, »Gebrauchsgalopp 500 ׫ usw. (Näheres siehe Ziffer 56). Das × bedeutet die Anzahl männlicher Schritte. Wenn einem Meldereiter also »Tempo 700 x« befohlen wurde, wusste er, wie er reiten musste.

Die erste H.Dv.12 hatte bei der Kavallerie noch die Lanze zu berücksichtigen, die aber mit der Einführung des Maschinengewehrs Anfang des 1. Weltkrieges ausgedient hatte. Nachfolgend gehörten Karabiner und Säbel zur Ausrüstung.

Der Säbel wurde nach dem Polenfeldzug abgeschafft und der Karabiner durch das »Sturmgewehr« ersetzt. Ich selbst habe noch erlebt, wie wir Ende August 1939 unsere Säbel abgeben mussten – ohne zu wissen warum. Zwei Tage später hatten wir sie zurück: Geschärft wie Rasiermesser. Das gab zu denken.

An dieser Stelle sollten wir als Reiter in Verbundenheit und Ehrfurcht der berühmten polnischen Kavalleriebrigade Pomorska gedenken, die in Polen nach einer fatalen Fehlinformation ein deutsches Panzerbataillon mit dem Säbel attackierte. Hunderte Reiter und Pferde hatten keine Chance, sie starben im Feuerhagel der deutschen Panzer. Dieses war die letzte Reiterattacke der europäischen Geschichte.

Kommandos, Ausführung und Zweck

Aufsitzen! Absitzen!

image/3.jpgAusführung: Erfolgt im Rühren, siehe Ziffer 8

Zügel in die linke Hand!

image/3.jpgZweck: Auf Trense zum Prüfen der Selbsthaltung

Fasst Trensen an! Trensen durchziehen!

image/3.jpgAusführung: siehe Ziffer 13

Leichttraben! Aussitzen!

image/3.jpgAusführung: siehe Ziffer 17 und 18

Abteilung (usw.) zu einem rechts (links) brecht ab – Marsch!

image/3.jpgAusführung: Schritt geradeaus an; ebenso verfahren alle übrigen Reiter nacheinander, sobald ihr rechter (linker) Nebenreiter mit der Kruppe seines Pferdes eine Pferdelänge über den Kopf ihres Pferdes vorgerückt ist; alle Reiter sehen geradeaus. Drei Schritt vor dem Hufschlag wendet jeder Reiter in einer Viertelvolte rechts (links) und folgt dem Vorderreiter. Jeder Reiter hat dann einen Abstand von zwei Pferdelängen.

Anfang rechts (links) dreht, links (rechts) marschiert auf – Marsch!

image/3.jpgZweck: Aufmarsch zur Abteilung mit drei Schritt Zwischenraum. Kleinere oder größere Zwischenräume sind im Ankündigungskommando besonders anzugeben (z. B. »mit × Schritt« oder »ohne Zwischenraum«).

Ausführung: Auf »Marsch!« wendet der erste Reiter in die Bahn und reitet senkrecht auf die gegenüberliegende Seite zu. Die folgenden Reiter reiten eine reichliche Pferdelänge über den Punkt, wo ihr Vorderreiter in die Bahn abgewendet hat, hinaus und verfahren wie dieser. Auf »Anfang – Halt!« pariert der erste Reiter sein Pferd und stellt sich senkrecht zur gegenüberliegenden Seite hin. Die übrigen Reiter reiten in unverändertem Tempo bis in die Höhe der Kruppe ihres rechten (linken) Nebenpferdes und rücken, aus dem Trabe oder Galopp zum Schritt übergehend, in die Richtung ein.

Auf der rechten (linken) Hand rechts (links) abgebrochen, Abteilung bilden – Gangart!

image/3.jpgZweck: Bilden der Abteilung nach dem Durcheinanderreiten

Abteilung (mit × Schritt Zwischenraum) hinter mir sammeln – Gangart!

image/3.jpgZweck: Sammeln

Ausführung: Richtung ist nach dem als Erster hinter dem Reitlehrer Ankommenden zu nehmen. Neben ihm verteilen sich die anderen Reiter gleichmäßig nach rechts und links mit drei Schritt Zwischenraum, wenn nichts anderes befohlen wird.

Anfang rechts (links) schwenkt – Marsch! Auf dem Viereck geritten!

image/3.jpgZweck: Der Reitlehrer leitet durch dieses Kommando den Anfang auf den gewünschten Hufschlag.

Halbe Bahn!

image/3.jpgAusführung: Übergang zur halben Bahn

Ganze Bahn!

image/3.jpgAusführung: Übergang zur ganzen Bahn

Auf dem Zirkel geritten!

image/3.jpgAusführung: Der erste Reiter geht vom nächsten Paradepunkt auf die Zirkellinie über, die übrigen Reiter folgen an derselben Stelle.

Auf zwei Zirkeln geritten!

image/3.jpgAusführung: Hierbei muss der erste Reiter für den zweiten Zirkel bestimmt sein.

Auf einen (x) Schritt Abstand aufgerückt – Gangart!

image/3.jpgAusführung: Soll der Anfang die Gangart (Tempo) beibehalten, so erfolgt das Aufrücken in der nächsthöheren Gangart (Tempo). Soll er halten oder die Gangart (Tempo) verkürzen, so erfolgt das nebenstehende Kommando.

Vorwärts (x Schritt) Abstand genommen – Gangart!

image/3.jpgAusführung: Abstandnehmen nach vorwärts erfolgt stets in der nächsthöheren Gangart (Tempo).

Durch die ganze (halbe) Bahn wechseln!

image/3.jpgAusführung: Kommando erfolgt, bevor der erste Reiter auf der kurzen Seite an die Ecke kommt. Im Galopp wird nur im verkürzten Arbeitstempo gewechselt.

Durch die Länge der Bahn wechseln!

image/3.jpgAusführung: Kommando erfolgt, wenn der erste Reiter sich der zweiten Ecke der langen Wand nähert.

Aus dem Zirkel (den Zirkeln) wechseln!

image/3.jpgAusführung: Vor dem ersten Reiter ab geht jeder Reiter am Paradepunkt der offenen Seite auf die Zirkellinie des anderen Zirkels über. Beim gleichzeitigen Reiten auf zwei Zirkeln weichen sich die Reiter auf der rechten Hand rechts, auf der linken Hand links aus.

Durch den (die) Zirkel wechseln!

image/3.jpgAusführung: Die Reiter wenden vom ersten Reiter ab vom Paradepunkt vor der offenen Seite in den Zirkel.

Zirkel verkleinern – vergrößern!

image/3.jpgAusführung: siehe Ziffer 23

Viereck verkleinern – vergrößern!

image/3.jpgAusführung: siehe Ziffer 32

Anfang Schlangenlinie an der langen Wand!

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