Zum Buch
Donald Trump, der gewählte Führer des mächtigsten Landes der Erde, erscheint vielen als Politiker, der das Handwerk nicht beherrscht und dessen politische Äußerungen impulsiv, erratisch und widersprüchlich sind. Doch damit unterliegen wir einem Trugschluss. In einer scharfsinnigen Analyse zeigen die Historiker Brendan Simms und Charlie Laderman, dass Donald Trump nicht nur in einer langen amerikanischen Tradition des Populismus und Isolationismus steht, sondern dass er seit seinen ersten öffentlichen Äußerungen in den Achtzigerjahren beharrlich eine Linie verfolgt: Amerika, das von aller Welt ausgenutzt und ohne Respekt behandelt wird, wieder den nötigen Respekt zu verschaffen und zu alter Größe zu führen. Und dafür braucht es, nach den vorhergehenden Versagern im Amt, einen starken Präsidenten: Donald Trump. Simms und Laderman machen deutlich, welche Politik die Regierung Trump international verfolgen dürfte.
Zu den Autoren
Brendan Simms, ist Professor für die Geschichte der internationalen Beziehungen am Department of Politics and International Studies der Universität Cambridge. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geopolitik Europas und die Geschichte Deutschlands im europäischen Kontext. Daneben publiziert er in Zeitschriften und Zeitungen zu aktuellen geo- und europapolitischen Themen.
Charlie Laderman ist Dozent für Internationale Geschichte am King’s College in London und derzeit Fellow an der University of Texas, Austin. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte ist die Geschichte der Vereinigten Staaten und ihrer internationalen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert.
Brendan Simms und Charlie Laderman
Wir hätten
gewarnt sein
können
Donald Trumps Sicht
auf die Welt
Aus dem Englischen von
Klaus-Dieter Schmidt
Deutsche Verlags-Anstalt
Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel Donald Trump: The Making of a World View bei Endeavour Press Ltd., London.
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Copyright © 2017 Brendan Simms und Charlie Laderman
Copyright © 2017 der deutschsprachigen Ausgabe Deutsche Verlags-Anstalt, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, München
Umschlagmotiv: pixabay
Typografie und Satz: DVA / Andrea Mogwitz
Gesetzt aus der Minion
ISBN 978-3-641-21892-8
V001
www.dva.de
Es ist eine Illusion zu glauben, dass politische Führer durch Erfahrungen an Tiefgründigkeit gewinnen. Ich habe schon gesagt, dass die Überzeugungen, die führende Politiker vor Übernahme eines hohen Amts gewonnen haben, ihr intellektuelles Kapital sind, das sie während ihrer Amtszeit verbrauchen.
Henry Kissinger, Memoiren,
München 1979, Bd. 1, S. 82
Inhalt
Vorbemerkung
Vorwort
Zum Narren gehalten
Kapitel 1
Imperiale Überdehnung –
Die geistigen Wurzeln des Trumpismus
Kapitel 2
Der Novize –
Wohlstand und die Nation 1980–2000
Kapitel 3
Der Lehrling –
Die Nation schützen 2001–2014
Kapitel 4
Kandidat und Präsident 2015–2017
Dank
Anmerkungen
Bibliografie
Vorbemerkung
Die Welt hungert nach Informationen über Donald Trump. Sie will ihn verstehen, insbesondere seine außenpolitischen Vorstellungen. Menschen auf der ganzen Erde blickten auf seine Amtseinführung, voller Sorge die einen, ungeduldig die anderen, nur wenige gleichgültig. Die vorhandenen Biografien von Trump sind zumeist nicht nur parteiisch – für oder gegen ihn –, sondern konzentrieren sich auch fast ausschließlich auf seine bemerkenswerte Unternehmerkarriere und seine schillernde Persönlichkeit. Aus jüngster Zeit gibt es einige ausgezeichnete Kommentare zu seinen außenpolitischen Vorstellungen, vor allem seit sich die Möglichkeit seiner Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten abzeichnete und schließlich Wirklichkeit wurde. Allerdings stützen sich diese Analysen überwiegend auf Wahlkampfäußerungen. Eine eingehende Untersuchung der Stimmigkeit seiner Ansichten über die Zeit hinweg und eine Betrachtung in ihrem historischen Kontext fehlt bisher.
Wir hoffen, dass die in diesem Buch zusammengetragenen Informationen den Leser in die Lage versetzen werden, sich eine eigene Meinung über die weltpolitischen Ideen des neuen US-Präsidenten zu bilden. Zu diesem Zweck lassen wir, soweit möglich, Trump selbst zu Wort kommen, indem wir vorwiegend aus Interviews zitieren, die er in den vergangenen mehr als drei Jahrzehnten gegeben hat. Bei den meisten neuen US-Präsidenten konnten Kommentatoren und Wissenschaftler ein umfangreiches Œuvre zu Rate ziehen: von ihrem Abstimmungsverhalten und den von ihnen in Kraft gesetzten oder unterstützten Gesetzen über Artikel in außenpolitischen Publikationen bis zu ausführlichen Abhandlungen über internationale Angelegenheiten. Da Donald Trump der Erste ist, der die Präsidentschaft antritt, ohne auf eine politische oder militärische Laufbahn zurückblicken zu können, muss man sich nach anderen Quellen umschauen, wenn man seine Weltanschauung verstehen will. Deshalb haben wir seine Äußerungen zu internationalen Angelegenheiten aus den letzten dreieinhalb Jahrzehnten ausgegraben und daraufhin abgeklopft, ob sie irgendwelche im Lauf der Zeit entstandenen Überzeugungen enthalten, die seine diplomatischen Leitlinien und seine strategische Perspektive im Amt stützen werden.
Als Historiker haben wir diese Äußerungen in den Zeitzusammenhang gestellt und auf ihren breiteren politischen Hintergrund verwiesen. Und wir haben sie, soweit möglich, mit Trumps persönlicher und geschäftlicher Situation zum jeweiligen Zeitpunkt in Beziehung gesetzt. Außerdem haben wir den Zusammenhängen nachgespürt, die zwischen seiner Weltanschauung und seinen früheren außenpolitischen Empfehlungen einerseits und der Entwicklung der amerikanischen Außenpolitik seit dem Zweiten Weltkrieg andererseits bestehen, und überdies untersucht, ob und wie sich seine Weltanschauung von derjenigen seiner Vorgänger unterscheidet. Schließlich sind wir uns als Historiker bewusst, dass sich die Politik von US-Präsidenten und vor allem ihre Außenpolitik nicht immer so entwickelt haben, wie es ihre früheren Äußerungen erwarten ließen. Aus unserer Beschäftigung mit der Geschichte wissen wir aber auch, dass politische Führungskräfte wenig Zeit haben, den Job an ihrem Arbeitsplatz zu erlernen. Wie Henry Kissinger einmal feststellte, bilden ihre Grundüberzeugungen, die sie sich vor ihrem Amtsantritt angeeignet haben, das geistige Kapital, »das sie während ihrer Amtszeit verbrauchen«. Dieses Buch ist ein Versuch, herauszufinden, mit welchen Überzeugungen Donald Trump, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, ins Weiße Haus eingezogen ist.
Das Buch beginnt mit zwei kurzen analytischen Kapiteln. Der zweite Teil besteht aus wörtlichen Auszügen und paraphrasierten Abschnitten aus Trumps öffentlichen Äußerungen über internationale Fragen, die jeweils mit einem einleitenden Kommentar versehen sind. Für Leser, die die Texte in voller Länge lesen oder hören wollen, geben wir die entsprechenden Links an. Anders als manche Zusammenstellungen von Trumps Wahlkampfäußerungen aus jüngster Zeit versuchen wir nicht, ihren »Wahrheitsgehalt« zu prüfen. Unser Augenmerk ist stattdessen auf Reden und besonders die zahlreichen langen Interviews gerichtet, die den »reinen« Trump zeigen; seine Bücher, die von Ghostwritern geschrieben wurden, interessieren uns erst in zweiter Linie. Wir behandeln die gesamte Zeit von Trumps erster dokumentierter außenpolitischer Äußerung im Jahr 1980 bis 2014, weil wir dadurch ein besseres Gespür für seine »unerschütterlichen«, von keinerlei taktischen Überlegungen für den Wahlkampf 2016 geglätteten Grundüberzeugungen gewinnen.
Das letzte Kapitel ist der bemerkenswerten Beständigkeit von Trumps Denken und den möglichen Folgen gewidmet, die es in den nächsten vier bis acht Jahren für die Welt haben könnte. Wir werden uns wiederholen, weil er es in den letzten drei Jahrzehnten ständig getan hat. Dies ist etwas, was ein ums andere Mal wiederholt werden sollte, bis jeder es begriffen hat.
Vorwort
Zum Narren gehalten
Als Donald Trump am 14. Juli 1946 geboren wurde, besaßen die Vereinigten Staaten eine beispiellose Macht. Sie waren aus dem Zweiten Weltkrieg als reichste und stärkste Nation der Welt hervorgegangen. Als einzige der Großmächte waren sie nach dem Krieg nicht viel ärmer, sondern um vieles reicher als vorher, und ihr Lebensstandard war höher als der jedes anderen Landes. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf übertraf dasjenige aller anderen Staaten. Mehr als die Hälfte der globalen Industrieproduktion und ein Drittel der weltweiten Güterproduktion stammten aus den Vereinigten Staaten. Auch verfügten sie über ein außergewöhnliches militärisches Arsenal. Ihre Marine war konkurrenzlos, die Luftmacht unerreicht, und sie besaßen damals als einziges Land die Atombombe – deren verheerende Zerstörungskraft soeben Hiroshima und Nagasaki dem Erdboden gleichgemacht hatte.1
In Trumps prägenden Jahren waren die Amerikaner jedoch gezwungen, sich mit der Tatsache anzufreunden, dass die Macht der Vereinigten Staaten zwar beachtlich war, aber ihre Grenzen hatte. Viele Amerikaner betrachten die 1950er Jahre im Rückblick als eine goldene Ära in der amerikanischen Geschichte, in der das Land sicher und voller Selbstvertrauen war und sich auf dem Höhepunkt seiner globalen Hegemonie befand. Doch als Harry Truman 1952 das Weiße Haus verließ, waren die Vereinigten Staaten in den Koreakrieg verstrickt, und die Amerikaner waren wütend auf ihre Regierung, beunruhigt über die Leistung ihrer Streitkräfte und besorgt um ihren Rang in der Welt. Trotz ihrer unvergleichlichen Macht und Prosperität fiel es den Vereinigten Staaten schwer, in Korea den Sieg zu erringen, und nachdem Mao Zedong 1949 in China ein kommunistisches Regime errichtet hatte, wurde der Regierung Truman vorgeworfen, das Land »verloren« zu haben. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl von 1952 fasste der britische Historiker D. W. Brogan die in den USA herrschende Stimmung zusammen. Die Amerikaner, bemerkte er, könnten größtenteils nicht glauben, dass Amerikas Macht irgendeine Weltgegend nicht erreiche. Für deren Rückschläge machten sie vielmehr die Unfähigkeit ihrer gewählten und nicht gewählten Amtsträger verantwortlich. Viele Amerikaner hegten »die Illusion, dass eine Situation, die für die Vereinigten Staaten belastend oder gefährlich ist, nur eintritt, weil einige Amerikaner Narren oder Schurken gewesen sind«.2
Donald Trump ist ein Kind der 1950er Jahre, und genauso wie seine innenpolitische Agenda der damaligen Vorstellung vom amerikanischen Traum entspricht, spiegelt sich in seinem Weltbild die von Brogan beschriebene Mentalität wider. In Trumps Augen lässt sich nahezu jedes internationale Problem, von dem die Vereinigten Staaten geplagt werden, mit der Dummheit ihrer Führer erklären. Jahrzehntelang hat er behauptet, Amerikas Politiker ließen sich vom Rest der Welt über den Tisch ziehen. 1987 erklärte er in einem offenen Brief an das amerikanische Volk, mit dem er sich selbstbewusst zum ersten Mal in einer schriftlichen Äußerung in die amerikanische Politik einmischte: »Die Welt lacht über Amerikas Politiker.«3 Am selben Tag, an dem der Brief veröffentlicht wurde, sagte er in einem Interview mit Larry King im Fernsehsender CNN, andere Länder würden »hinter unserem Rücken über uns [lachen]; sie lachen über uns wegen unserer Dummheit und [derjenigen unserer] Führer«.4 Diesen Refrain hat er seitdem ständig wiederholt.
In der festen Überzeugung, die Vereinigten Staaten kämen im Welthandel schlecht weg, erklärte Trump: »Der Freihandel kann wunderbare sein, wenn man kluge Leute hat, aber wir haben Leute, die dumm sind. Wir haben Leute, die nicht klug sind.«5 In ihren Bündnissen, sagte er, würden die Vereinigten Staaten unentgeltlich »reiche Länder beschützen, Länder, die innerhalb von nur 15 Minuten von dieser Welt getilgt würden, wenn wir nicht wären«; während die Amerikaner »von der ganzen Welt ausgelacht« werden.6 Was Amerikas Einwanderungspolitik angehe, lache Mexiko über Amerika, »über unsere Dummheit«.7 In der Umweltpolitik würden sich die Vereinigten Staaten an internationale Vorschriften halten – während »China und andere Länder einfach alles verbrennen, was gerade zur Hand ist« –, weil »unsere Führer dumm sind; sie sind dumme Leute«.8 Als in den 1980er und 1990er Jahren der Erdölpreis stieg, behauptete Trump, dass »das Kartell« den Preis in die Höhe trieb, »weil sie wieder einmal klüger waren als unsere Führer«.9 Für die Tatsache schließlich, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten sich nicht an irakischem Erdöl »schadlos hielten«, bevor sie im Jahr 2011 aus dem Land abzogen, gab es nach seiner Ansicht nur einen Grund: »Unsere Politiker sind so dumm, dass sie nicht einmal daran gedacht haben.«10 Jahrzehntelang hat Trump, unter demokratischen ebenso wie unter republikanischen Regierungen, buchstäblich jede internationale Entwicklung mit negativen Folgen für die Vereinigten Staaten der angeblichen Dummheit ihrer politischen Führung angelastet.
Laut Trump hat diese Idiotie die Vereinigten Staaten zum ewigen Verlierer auf dem Weltparkett gemacht. Wie die Amerikaner, die in den 1950er Jahren enttäuscht waren, dass in Korea kein deutlicher Sieg erreicht wurde, hat Trump ständig geklagt: »Wir gewinnen nicht mehr.« Ein Beispiel von vielen ist die Rede, mit der er 2015 seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur bekanntgab; bei diesem Anlass verkündete er: »Wir haben keine Siege mehr. Früher hatten wir Siege, aber wir haben sie nicht [mehr].«11 Bei den Wählern kam er damit an, weil seit dem Koreakrieg viele Amerikaner seine Verwirrung und Empörung darüber teilten, dass sich die überwältigende militärische und ökonomische Macht Amerikas nicht in grandiosen Siegen niederschlug. Das klarste Beispiel war der Krieg in Vietnam, wo die Vereinigten Staaten trotz einer Expeditionsarmee von einer halben Million Mann und trotz technologischer Überlegenheit und Erfolgen in konventionellen Schlachten schließlich zu einem beschämenden Rückzug gezwungen waren. Selbst wenn sie einen Gegner zermalmten, wie im Zweiten Golfkrieg, erwies sich der eindeutige Sieg als flüchtig. Immerhin ist seither eine große Zahl amerikanischer Soldaten im Nahen Osten stationiert. Und seit dem 11. September 2001 befinden sich die Vereinigten Staaten in einem »Krieg gegen den Terror«, der scheinbar endlose militärische Einsätze im Ausland nötig macht. Für Trump, der 1980 in einem Interview mit Rona Barrett erklärte, er betrachte das Leben als »Kampf«, ist ein endloses Ringen mit unklarem Ausgang inakzeptabel.12
Damit die Vereinigten Staaten wieder zum »Gewinner« werden und ihre »Größe« wieder geltend machen, bedarf es nach seiner Ansicht lediglich einer wirksamen Führung. »Ich glaube«, hat er vor dreißig Jahren gegenüber Rona Barrett erklärt, »dass dieses Land mit der richtigen Führung werden kann, was es einmal war, und ich hoffe, ich hoffe gewiss, dass es wird, was es sein sollte.«13 1987 schaltete er in drei großen amerikanischen Tageszeitungen eine ganzseitige Anzeige, um diese Ansichten zu verbreiten. Ihre Überschrift verkündete: »An Amerikas Verteidigungspolitik ist nichts falsch, was ein bisschen Rückgrat nicht kurieren könnte.«14
Trump glaubt an die Macht menschlichen Handelns, einen fundamentalen Wandel herbeizuführen, insbesondere wenn er selbst der Handelnde ist. »Menschen brauchen [ein Ego]«, erklärte er 1990 im Interview mit dem Playboy, »ganze Nationen brauchen es. Ich denke, unser Land braucht mehr Ego, weil wir von unseren sogenannten Verbündeten … übers Ohr gehauen werden.«15 Nachdem er viele Jahre mit der Präsidentschaft geliebäugelt hatte, verkündete er 2015: »Unser Land braucht einen wahrhaft großen Führer, und wir brauchen jetzt einen wahrhaft großen Führer. Wir brauchen einen Führer, der Die Kunst des Erfolges geschrieben hat.«16 Ihm war eins völlig klar, wie er es 2016 auf dem Parteitag der Republikaner ausdrückte, auf dem er seine Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten annahm: »Ich allein kann es richten.«17 Nachdem er jahrzehntelang die führenden Politiker Amerikas als Dummköpfe abgekanzelt hat, muss Trump jetzt beweisen, dass er ihren Job besser erledigen kann.
Für seine Gegner ist Trump jedoch der wahre Dummkopf. Sie haben ihn wiederholt als Witzfigur, als Clown oder modernen P. T. Barnum verlacht, der schamlos jeden PR-Trick nutzt, um im Licht der Öffentlichkeit zu bleiben. Er versteht sich selbst als Showman. Aber die Folge war, dass seine Kritiker es versäumten, sich ernsthaft mit seinem Weltbild befassen. Die Journalistin Salena Zito hat es während des Wahlkampfs von 2016 auf den Punkt gebracht: Während Trumps Anhänger »ihn ernst nehmen, aber nicht beim Wort … nimmt die Presse ihn beim Wort, aber nicht ernst«.18 In diesem Buch wollen wir ihn ernst nehmen, und wenn wir ihn auch nicht immer beim Wort nehmen werden, wollen wir, wo immer möglich, seine Worte für sich selbst sprechen lassen.
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat Trump in Interviews, Artikeln, Büchern und Tweets dargelegt, was zusammengenommen eine außenpolitische Philosophie ergibt. In dieser Zeit ist er von Intellektuellen und Politikern zumeist verspottet worden, und seine Ideen wurden rundum verworfen. Doch die Zeit, in der seine Ansichten ignoriert werden konnten, ist lange vorbei. Wenn seine Gegner nicht beginnen, sich ernsthaft mit seiner Weltanschauung zu beschäftigen, wird er fortfahren, sie zum Narren zu halten.