Ich REDE.
Ein Hoch auf Deutsch
Isabel García
2013
Fragen und Anregungen: info@isabelgarcia.de
1. Auflage 2013
© 2013 Isabel García, Postfach 730326, 22123 Hamburg, Telefon +49 40 67 50 31 28
Dieses E-Book darf nur gegen schriftliche Genehmigung durch Isabel García oder Sessel Records & Books vervielfältigt, verbreitet, übersetzt oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Logo und Umschlaggestaltung: Monika Griebel-Steinhoff, Steinhoff Design
Umschlagfoto: Sandra Dürkop, Fotografin
ISBN 978-3-9812849-7-3
www.sesselbooks.de
ebook by ePubMATIC.com
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Was ist hochdeutsch?
Die Geschichte des Hochdeutschen
Wofür ist hochdeutsch gut
1. Regel: -ig
Hier die Zusammenfassung
Übungswörter
Übungssätze
2. Regel: ch
Die Zusammenfassung
Übungswörter
Übungssätze
3. Regel: er
Die Zusammenfassung
Übungswörter
Übungssätze
4. Regel: s
Die Zusammenfassung
Übungswörter
Übungssätze
5. Regel: -en
Die Zusammenfassung
Übungswörter
Übungssätze
6. Regel: r
Die Zusammenfassung
Übungswörter
Übungssätze
7. Regel: Vokal-Einsatz
Die Zusammenfassung
Übungswörter
Übungssätze
8. Regel: Auslautverhärtung
Die Zusammenfassung
Übungswörter
Übungssätze
Nachwort
Übungshandbuch
1. Regel: -ig
Übungswörter
Übungssätze:
2. Regel:
ch – Übungswörter
Übungssätze
3. Regel: er
Übungswörter
Übungssätze
4. Regel: s
Übungswörter
Übungssätze
5. Regel: -en
Übungswörter
Übungssätze
6. Regel: r
Übungswörter
Übungssätze
7. Regel: Vokal-Einsatz
Übungswörter
Übungssätze
8. Regel: Auslautverhärtung
Übungswörter
Übungssätze
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
in diesem E-Book schreibe ich über ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Ich wünsche mir, dass die Aussprache wieder stärker ins Bewusstsein rückt. Wir kümmern uns sehr um die richtige deutsche Schreibweise, aber haben häufig einfach keine Vorstellung mehr davon, wie deutsch richtig gesprochen wird. Es ist eine Mischung aus dem überdeutlichen „Ich spreche für meine Oma extra laut“ und „Ich nuschle den Dialekt so durch die Zähne“.
Ein „Hoch auf Deutsch“ ersetzt keinen Sprecherziehungsunterricht live und in Farbe. Aber er kann als solider Einstieg gesehen werden oder als Auffrischung dienen.
Ich möchte mich ganz herzlich bei Dr. Monika Hein bedanken, die mir bei dem Zusammenstellen der Sprecherziehungsregeln geholfen hat. Dr. Monika Hein ist nicht nur eine sehr gute Sprecherin, sondern auch eine hervorragende Trainerin. Sie finden alle weiteren Informationen unter www.monikahein.de.
Damit Sie sich die Aussprache anhören können, habe ich auf meiner Homepage einen Downloadbereich eingerichtet, wo Sie alle Texte auch als Audiodatei hören können. Darüber hinaus habe ich dort auch einige Übungstexte eingestellt und die dazu passenden Videos, in denen ich die Texte einmal langsam und einmal in normalem Tempo vorlese. Geben Sie im Internet folgende Adresse ein: www.irdrei.ichrede.de. Das Passwort für diesen geschützten Bereich ist: Sprecherziehung
In den Texten hier im E-Book schreibe ich immer die Buchstaben in einer Art Lautschrift, die wir gerade behandeln. Und stelle diese Buchstaben dann mit Bindestrichen frei. Um die Regeln aus den anderen Kapiteln kümmere ich mich dann nicht. Sonst müsste ich komplett zur Lautschrift übergehen und die können viele nicht lesen. Wenn ich also einmal sage, dass „richtig“ mit einem „ich“ am Ende gesprochen wird, dann schreibe ich es so: „richt-ich“. Wenn ich allerdings davon spreche, dass ein „r“ am Anfang eines Wortes gesprochen wird, dann schreibe ich es so: „r-ichtig“.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, Hören, Üben und Umsetzen
Ihre Isabel García
Was ist hochdeutsch?
Ein HOCH auf Deutsch! Damit sind wir schon gleich beim Thema: Hochdeutsch!
Das Thema Hochdeutsch zieht sofort folgende Fragen nach sich:
- „WAS ist hochdeutsch?“
- „Brauche ich das überhaupt?“
- „Ist Dialekt nicht viel charmanter?“
Und diese Frage führt anschließend zu folgenden Fragen:
- „Spreche ich überhaupt Dialekt oder ist das, was ich spreche, nicht sowieso schon hochdeutsch?“
Ja ... und damit ist die Frage beantwortet, ob wir dieses EBook brauchen oder nicht. Denn um genau diese Fragen werde ich mich kümmern. Wenn Sie also für sich beschließen, weiterhin Dialekt sprechen zu wollen, dann wissen Sie zumindest mit Sicherheit, dass Sie Dialekt sprechen. Und Sie wissen auch, wie hochdeutsch klingt.
Wobei ich hier schon einmal einwerfen möchte, dass wir auch einfach „deutsch“ sagen könnten. Viele verwenden das Wort „hochdeutsch“, wenn sie ausdrücken möchten, dass es sich um dialektfreies deutsch handelt. Wir könnten aber auch einfach nur „deutsch“ dazu sagen. Oder „deutsche Standardspra-che“ oder „Standarddeutsch“ oder „Schriftdeutsch“ oder „deutsche Literatursprache“...
Es gibt viele Bezeichnungen und damit wir nicht durcheinander kommen, werde ich in diesem E-Book einfach das Wort „deutsch“ verwenden, wenn ich von dialektfreiem Deutsch rede.
Schwenken Sie den Blick noch mal kurz nach oben. Da finden Sie den Begriff „Schriftdeutsch“. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass es für uns selbstverständlich ist, dass wir deutsch richtig schreiben wollen, uns aber über die Aussprache kaum Gedanken machen? Nehmen wir einfach mal das Wort „König“! Da wissen Sie natürlich, wie es geschrieben wird: K-ö-n-i-g. Aber wissen Sie auch, wie es ausgesprochen wird? Heißt es Könik oder Könich? Welche Aussprache ist Dialekt und welche deutsch?
Wenn Sie die Anschreiben und Lebensläufe eines Bewerbers vor sich haben, dann achten Sie nicht nur auf die Form der Schreiben, sondern auch auf die richtige Schreibweise. Ein Kandidat mit 20 Tippfehlern würde wahrscheinlich sofort ausscheiden und eine Absage kassieren. Wenn allerdings ein Bewerber vor Ihnen sitzt und 20 ... ach, was schreibe ich ... 1.000 Wörter falsch ausspricht, dann spielt dies keine Rolle.
Wieso legen wir Deutschen mehr Wert auf die Schreibweise unserer Sprache, als auf die Aussprache? Wenn Sie Dialekt sprechen, warum schreiben Sie dann kein Dialekt? Dies wäre doch konsequent, wird aber nur sehr selten praktiziert.
Die Geschichte des Hochdeutschen
Früher war dies anders. Da wurde konsequent ein Dialekt bzw. die damalige regional gängige Sprache sowohl geschrieben, als auch gesprochen. Machen wir mal eine kurze Reise in die Vergangenheit:
Das Wort „deutsch“ bedeutet so viel wie „zum Volk gehörig“ und war die Sprache der germanischen Stämme Mitteleuropas. Karl der Große war einer der ersten, der die „deutsche“ Sprache als seine eigene und offizielle Sprache bezeichnete.
Zwischen 750 und 1050 nach Christus wird die Sprache in Hochdeutsch und Niederdeutsch unterteilt. Wobei ich sehr interessant finde, dass unter anderem die bairische, die fränkische und die ostmitteldeutsche Mundart als hochdeutsch bezeichnet wurde. Niederdeutsch wurden die Sprachen der niedersächsischen und niederfränkischen Mundart genannt. Heutzutage wird allerdings behauptet, dass in Hannover – also in Niedersachsen – das beste hochdeutsch gesprochen wird, ganz im Gegensatz zu den Bayern, Sachsen und Franken. Aus dem einfachen Grund, dass die Norddeutschen im Wechsel vom 16. zum 17. Jahrhundert bei Schriftstücken – also beim Schreibdeutsch - zum hochdeutschen umschwenkten. Die Nordlichter durften zwar noch niederdeutsch sprechen, aber nicht mehr offiziell schreiben. Danach setzte sich in einem schleichenden Prozess in Norddeutschland immer mehr die hochdeutsche Sprechweise durch. Und spätestens mit dem Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde dann fast überall nur noch hochdeutsch gesprochen und gelehrt. Deswegen ist das hochdeutsch in Norddeutschland noch recht exakt. Die haben es wie eine Fremdsprache gelernt und haben dem Hochdeutschen noch nicht – wie manch andere Bundesländer – einen großen Dialektstempel aufgedrückt. Die Norddeutschen sprechen somit zwar recht gutes und fast dialektfreies Hochdeutsch, aber auch hier haben sich schon wieder einige Klangfarben und Dialekte eingeschlichen. Wobei ich hier klar stellen möchte, dass ich in diesem Hörbuch nicht zwischen Dialekt, regionaler Klangfarbe und Sprechweise unterscheide. Wenn ich von Dialekt spreche, meine ich alles zusammen.
Damit Sie mal einen Eindruck bekommen, wie groß der Unterschied zwischen Niederdeutsch und Hochdeutsch ist:
Ich werde jetzt einen Satz in Niederdeutsch aufschreiben, und Sie können ja mal raten, was dies heißen könnte, bevor Sie es sich auf Hochdeutsch durchlesen. Kleiner Hinweis noch dazu: Niederdeutsch wird seit dem 17. Jahrhundert im Volksmund Plattdeutsch genannt und Plattdeutsch wird in jeder Ecke von Norddeutschland anders gesprochen und geschrieben. Ich habe den folgenden Beispielsatz mit einer Plattdeutschexpertin aus Uelzen ausgewählt. Allein in Hamburg werden Sie schon mindestens fünf Leute finden, die diesen Satz einen Hauch anders schreiben würden.
In feinstem uelzener Niederdeutsch heißt es: De Katt sitt up dat Peerd un will na Huus, daar gifft dat Eten.
Und? Eine Idee, was dies bedeuten könnte? Nicht? Vielleicht klappt es beim Hören besser. Gehen Sie im Internet auf die Seite www.irdrei.ichrede.de (Passwort: Sprecherziehung) und sehen Sie sich das Video Nummer 1 „Niederdeutsch“ an.
Nun eine Ahnung? Immer noch nicht? Dann lesen Sie jetzt die Auflösung.
Im Hochdeutschen sieht der Satz folgendermaßen aus: Die Katze sitzt auf dem Pferd und will nach Hause, da gibt es Essen.
So, nun habe ich einen riesigen Sprung in die Gegenwart gemacht, dabei gibt es noch die interessante Entwicklung um 1200 nach Christus. Da gab es noch das Problem, dass es in Deutschland sowohl niederdeutsch, als auch hochdeutsch gab. Aber auch diese beiden Mundarten hatten so viele unterschiedliche regionale Ausprägungen, dass ein Dichter aus Bayern ein Gedicht von einem sächsischen Kollegen kaum verstehen konnte. Somit waren es auch hauptsächlich die Dichter, die versuchten die verschiedenen Dialekte und Sprachrichtungen zu vereinheitlichen. Sie wollten nicht, dass ihre sprachlichen Kunstwerke nur von wenigen gelesen werden konnten. Ihr Ziel war es überregional verstanden zu werden. Und dies ist auch heute noch ein guter Grund, der für eine „einheitliche“ und somit deutsche Aussprache spricht. Wenn Sie nämlich einen sehr starken Dialekt sprechen, könnte es sein, dass Sie in vielen anderen Bundesländern nicht verstanden werden. Wenn Ihre Kunden national im Norden, Süden, Osten und Westen verteilt sind, dann ist es durchaus sinnvoll, eine Sprache zu sprechen, die jeder Kunde, jeder Mitarbeiter, jeder Kollege in jedem Bundesland versteht.
Auch die Inhalte der Bibel sollte jedermann verstehen können, daher glich auch Martin Luther die damals unterschiedlichen deutschen Schreibweisen einander an. In den nächsten Jahrhunderten wurde dann immer wieder an einem einheitlichen Schriftdeutsch gearbeitet. Es entstanden die ersten Wörterbücher, erst von Adelung um 1788, danach von den Brüdern Grimm um 1850 und schließlich von Konrad Duden um 1902. Seitdem hat sich kaum noch etwas an unserem deutschen Schriftbild geändert. Und somit auch kaum etwas an der hochdeutschen Aussprache.