ICH REDE. mit einer Frau – Als Chef, als Vater und als Verführer
von Isabel García
erschienen im Sessel Books Verlag 2015.
Fragen und Anregungen: info@isabelgarcia.de
1. Auflage 2015
© 2015 Isabel García, Postfach 730326, 22123 Hamburg
Telefon +49 40 67 50 31 28
Dieses E-Book darf nur gegen schriftliche Genehmigung durch Isabel García oder Sessel Records & Books vervielfältigt, verbreitet, übersetzt oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Logo und Umschlaggestaltung: Monika Griebel-Steinhoff, Steinhoff Design
Umschlagfoto: Sandra Dürkop, Fotografin
ISBN 978-3-9814268-6-1
www.sesselbooks.de
eBook by ePubMATIC.com
Einleitung
Typisch Mann, typisch Frau?
„Ohne Regeln geht gar nichts!“ – sagt Mann
Zum Teufel mit der Sicherheit
Ich verstehe Dich
Das fünfte Grundbedürfnis
Alles ist machbar
Weniger ICH
Die Gedanken vorm Gespräch
Der Umgang mit nichts
Der Flirt, der Sex und das gute Aussehen
Kann der Löwe noch brüllen?
Bonus-Kapitel: Frauenwünsche
Hallo. Ich stell mich mal vor. Ich bin … eine Frau.
Mein Name ist Isabel García und ich werde Sie in die geheimnisvolle Welt der Frauen führen. Für viele Männer ist sie ja ein Buch mit nicht nur sieben Siegeln, sondern mit 14.367. Sowohl beruflich als auch privat fragen sich Männer immer wieder, wie Frauen ticken, was Sie denken, warum sie das denken und wie Mann bei einer Frau verbal durchdringen kann. Das wird ein Thema sein in diesem E-Book.
Und da ich mich schon seit meinem 14. Lebensjahr mit Rhetorik beschäftige, werde ich die Werkzeuge herauskramen, die bei der Kommunikation mit einer Frau am erfolgreichsten sind.
Ich habe über ein Jahr viele, viele Frauen gefragt, wie sie von Männern behandelt und angesprochen werden wollen. Ich habe einige Experten interviewt und monatelang Bücher und aktuelle Studien gewälzt. Da Sie als Mann sicherlich auf Fakten stehen, werde ich zuerst einmal die Unterschiede beleuchten, die bisher wissenschaftlich bewiesen wurden. Was unterscheidet die Frau vom Mann? – In diesem Bereich werde ich mit einigen Mythen aufräumen, die immer wieder kursieren und weitergetragen werden, dadurch aber nicht wahrer werden.
Bevor wir loslegen, möchte ich aber erst einmal klären, was denn ein Mann ist und was eine Frau: Diese Frage kann nicht so leicht beantwortet werden, da es den klassischen Mann und die klassische Frau viel zu selten gibt. Ein Schubladendenken ist hier zwar häufig erwünscht, hat aber mit der Realität nichts zu tun. Nur weil eine Frau weiblich aussieht, muss sie sich noch lange nicht weiblich benehmen. Nur weil ein Mann viele starke Muskeln hat, kann er trotzdem eine sehr weiche, weibliche Seite haben. Die Grauzone ist riesig. Da ich aber nicht bei jedem Vergleich zwischen Frauen und Männern immer wieder die große Grauzone ansprechen will, werde ich in diesem E-Book auch von dem Mann und der Frau sprechen. In diesem Punkt bin ich als Frau ganz unkompliziert.
Vera F. Birkenbihl bringt den Unterschied herrlich auf den Punkt: Männer und Frauen sind inkompatibel. Wie ein PC und ein Mac. Die können nur miteinander kommunizieren, wenn wir bewusst eine Verbindung herstellen. Von alleine geht da nix.
Das bedeutet: Warten Sie nicht auf die Traumfrau, mit der Sie sich blind verstehen. Das klappt selbst beim besten Freund erst nach 30 Jahren. Seien Sie sich dessen bewusst, dass jeder Mensch, und somit auch die Frau, anders ist. Gehen Sie neugierig mit dieser Andersartigkeit um und stellen Sie bewusst eine Verbindung her. Wie das geht, erfahren Sie in diesem E-Book.
Ich werde übrigens am Ende des E-Books noch einmal alle wichtigen Regeln zusammenfassen. Sie können das E-Book also auch in einem Rutsch durchlesen und brauchen nichts mitzuschreiben.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und in Zukunft viel Spaß, wenn Sie mit einer Frau reden!
Was ist der Unterschied zwischen Mann und Frau, abgesehen vom offensichtlich anders strukturierten Körperbau? Mit dieser Frage bin ich bei vielen meiner Trainer- und Speakerkollegen hausieren gegangen. Die meisten haben ordentlich ausgeholt und mir auch sinnvolle Tipps gegeben. Nur einer meinte: Ich glaube, die Unterschiede sind gar nicht so groß. Dieser Kollege ist der Rhetorikexperte René Borbonus, und ich bin ganz seiner Meinung!
Diese Wahnsinnsunterschiede, die ständig gepredigt werden, spielen in der Realität gerade mal eine Nebenrolle. Wie bei einem Western, der fünfte Mann in der Bar, der bei der zweiten Schießerei sofort tot umfällt. So viel Bedeutung wie dieser Mann für diesen Western hat, haben diese häufig erwähnten Unterschiede zwischen Mann und Frau auf die Kommunikation. Es könnte alles so einfach sein, wenn wir nicht in diesen Klischees leben würden.
Letztens stand ich mit meinem Hund Bruno auf der Hundewiese. Bruno ist übrigens nicht kastriert, also ein vollwertiger Rüde, und das zeigt er auch gerne mit seinem latent machohaften Verhalten. Er ist mittlerweile neun Jahre alt. Nun kam so ein Jungspund auf ihn zugesprintet. Ein zwei Jahre alter Boxer. Auch nicht kastriert. So ein Halbstarker, der Bruno sofort zeigen wollte, dass er hier das Sagen habe: Er sei besser, schneller, könne häufiger an den Baum pinkeln und überhaupt und sowieso.
Okay, nun möchte ich aber nicht Männer mit Hunden vergleichen. Es geht mir vielmehr darum, dass ich in einiger Entfernung stand und immer dachte: „Oaaaa … Gleich knallt‘s. Gleich beißen sich die beiden.“ Auf einmal kam eine Frau zu mir und meinte: „Komm, lass uns beiden Frauen doch mal mit meiner Hündin spielen. Die beiden Rüden klären das schon.“ Wir drehten uns also weg von dem Boxer und von Bruno und lenkten uns mit der Hündin ab. Und sobald ich nicht mehr zu den beiden Rüden starrte und meine Aufmerksamkeit woanders hinlenkte, entspannte sich die ganze Situation. Ich hatte ganz viel Energie hineingegeben. Ich wurde zunehmend das Problem. Weil ich nervös wurde. Diese Nervosität können Hunde riechen. Somit würde Bruno erst recht nicht klein beigeben, weil er mich natürlich verteidigen möchte und klar spürt, dass dieser spezielle Boxerrüde mich nervös gemacht hat.
Was will ich damit sagen: Je mehr wir uns auf die Unterschiede zwischen Männern und Frauen konzentrieren, desto mehr Energie geben wir hinein. Und das macht es nicht gerade leichter.
Der Neurobiologe Henning Beck hat festgestellt, dass die kleinen Unterschiede unserer Gehirne unser Verhalten beeinflussen. Durch unser unterschiedliches Verhalten entstehen soziale Strukturen, die wiederum stark unser Verhalten beeinflussen. Und unser Verhalten beeinflusst wieder stark unser Gehirn. Insofern ist nicht nur das Umfeld schuld, dass Frauen und Männer sich unterschiedlich verhalten und unterschiedlich reden. Unsere Gehirne treten die Lawine tatsächlich los, aber es ist eben nur ein kleiner Schneeball. Und mit diesem wird dann häufig alles erklärt. Dabei sind es im Endeffekt die entstandenen sozialen Strukturen, die sowohl unser Verhalten als auch unser Gehirn beeinflussen.
Zum Beispiel wird gerne erklärt, dass Frauen schlecht in Mathe seien, weil sie hauptsächlich mit der rechten Gehirnhälfte denken würden und die Logik in der linken Gehirnhälfte sei, womit die Männer hauptsächlich denken. Wenn also die Tochter in Mathe eine schlechte Note nach Hause bringt, dann denken sich viele Eltern, dass die arme Kleine ja nichts dafürkönne. Sie sei eben eine Frau. Und je stärker wir das denken, desto mehr Energie geben wir da hinein, und irgendwann denkt sich die Tochter wirklich, dass sie eben kein Mathe könne, weil sie eine Frau sei.
Dazu eine interessante Studie: Der Professor für Psychologie und Verhaltensökonomik Dan Ariely wollte dem Klischee nachgehen, ob Frauen wirklich schlechter in Mathe sind als Männer. Er stellte dabei zwei Gruppen von Frauen zusammen. Bei der einen Gruppe wurden vor dem Mathetest einige Fragen gestellt, die alle mit ihrem Geschlecht zu tun hatten, zum Beispiel, was sie von gemischten Studentenwohnheimen halten würden. Dadurch waren die Frauen gedanklich mit den Unterschieden zwischen Männern und Frauen beschäftigt. Bei der zweiten Gruppe wurden im Vorfeld nur Fragen nach ihrer Herkunft gestellt, zum Beispiel, wo Sie geboren wurden.
Die Frauen, die sich vorher mit den Unterschieden zwischen Männern und Frauen beschäftigt hatten, schnitten bei dem Mathetest deutlich schlechter ab als die andere Frauengruppe. Das bedeutet: Je häufiger wir über die vermeintlichen Unterschiede sprechen, je mehr Energie wir dort hineingeben, desto stärker leben wir die Unterschiede. Damit meine ich jetzt nicht, dass wir nie wieder über Chancengleichheit reden sollen. Natürlich ist es gut, wenn wir etwas ansprechen und darauf aufmerksam machen. Nur wäre es dann schlau, wenn wir auch wirklich bei den Fakten bleiben und eben nicht Theorien herauskramen, die – mehr oder weniger – an den Haaren herbeigezogen wurden. Wie zum Beispiel, dass der Mann hauptsächlich mit der linken Gehirnhälfte denkt und die Frau mit der rechten. Und da – laut dieser Theorie – auf der linken Seite nur die Zahlen, Daten und Fakten abgespeichert werden und in der rechten Gehirnhälfte die Emotionen, ist es klar, warum die Männer so sachlich reden und die Frauen alles persönlich nehmen. Wenn das wahr wäre, dann wäre es eine perfekte Schublade für Männer und Frauen. Laut aktuellem Stand nutzen sowohl Männer als auch Frauen beide Gehirnhälften beim Denken. Ein kleiner Unterschied konnte allerdings nachgewiesen werden: Die Männer bleiben beim Denken lieber auf einer Seite, denken also entweder mit der rechten oder mit der linken Gehirnhälfte. Was sich dann natürlich von Thema zu Thema ändern kann. Mal links, mal rechts. Die Frauen nutzen dagegen häufig die Brücke zwischen den Gehirnhälften und denken mit beiden Teilen gleichzeitig über ein Thema nach.
Generell ist es eine Herausforderung, Neurowissenschaften zu erwähnen, denn sobald ich etwas ausspreche, wird es vielleicht in irgendeinem Labor schon widerlegt. Deswegen habe ich in meinem E-Book „Ich REDE. mit einem Mann“ nur wenige neurowissenschaftliche Erkenntnisse herangezogen und mich hauptsächlich auf die gelebten und erlebbaren Unterschiede gestürzt. Wir stecken mit der Gehirnforschung immer noch in den Kinderschuhen, und dass wir heutzutage gerne alles mit neurowissenschaftlichen Aspekten erklären wollen, um Thesen einen wissenschaftlichen Aspekt zu verleihen und dadurch seriöser zu wirken, hilft nicht sonderlich bei der Kommunikation zwischen Männern und Frauen. Vor allem, wenn diese Thesen schon lange widerlegt wurden. Wenn wir weiter über diese veralteten Thesen reden, dann sorgen wir nur dafür, dass die veralteten Klischees sich verhärten.
Also – bitte – glauben Sie nicht mehr daran, dass alle Männer sachlich denken, in Zahlen, Daten und Fakten, und alle Frauen emotional. Das ist wie Aquaplaning. Sie kommen ganz schwer aus dieser Fahrrinne wieder raus bzw. arg ins Schwimmen, wenn jemand anders reagiert, als es Ihren Vorstellungen entspricht. Dann, … ja, dann wird ein Gespräch mit einer Frau echt kompliziert. Das gebe ich zu. Hat aber nicht wirklich was mit dem Gehirn zu tun. Uns steht vielmehr das eigene Denken im Weg bzw. das, was in der Gesellschaft gedacht wird. Also in Ihrem näheren Umfeld.
Ein schönes Beispiel dafür ist die Rosa-Blau-Diskussion. Kleine Mädchen lieben Rosa und Jungs lieben Blau. Automatisch. Ohne jede Beeinflussung. Wird zumindest behauptet. Komisch nur, dass diese Tatsache recht neu ist. Denn früher war Blau die Farbe für die Mädchen. Und Rosa die Farbe für die Jungs. Denn Rosa ist ein abgeschwächtes Rot, und Rot ist eine starke, männliche Farbe. Und da Jungs noch keine starken Männer sind, haben sie eben Rosa bekommen. Und was machen wir heutzutage? Wir schauen skeptisch zu einem Jungen, der freiwillig Rosa wählt, und fragen uns sofort, ob das ein erstes Anzeichen dafür ist, dass er schwul wird.
Die Mädchen haben sich damals übrigens deswegen für Blau entschieden, weil Blau die Farbe der Jungfrau Maria war. Die trug blaue Gewänder. Schauen Sie sich das gerne beizeiten mal in einem Kunstmuseum an. Irgendwann trat die Religion in unserer Gesellschaft etwas in den Hintergrund und sowohl Matrosen als auch Arbeiter fingen an, Blau zu tragen. Also stand Blau auf einmal für Männlichkeit und Rosa fiel dadurch den Mädchen zu. Dieser Farbwechsel ist aktiv durch die Bekleidungsindustrie unterstützt worden und erst ab etwa 1940 haben sich die neuen Farben so richtig durchgesetzt. So viel dazu, dass Jungs immer Hellblau haben wollen und Mädchen immer Rosa. Und so viel dazu, wie stark die sozialen Strukturen auf uns abfärben.
Es gibt also Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Definitiv. Allerdings sind diese meistens anerzogen. Von den Eltern, vom Umfeld, dem Lehrer, dem Land, den Zeitschriften, dem Fernsehprogramm … Und das Ganze geschieht häufig ganz unbewusst. Jungs orientieren sich an anderen Jungs und Mädchen an anderen Mädchen. Wir wollen von klein auf dazugehören und passen uns deshalb an.
www.praxis-isartal.de