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© für die Originalausgabe und das eBook: 2017 F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlag: Wolfgang Heinzel
Satz und eBook-Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-7766-8266-3
Für Karin und Rudi
Inhalt
Einleitung
TEIL 1: Angerichtet und ausprobiert
Paleo oder Höhlenkost ist nicht lustig!
Low Carb – drei heftige Anti-Pasta-Wochen
No Carb – Kohlenhydratverzicht für Fortgeschrittene
Okay, jetzt mal (wieder) vegetarisch
Vegan!? Wie vegetarisch, nur bekloppter?
Intermittierendes Fasten. Nahrung nach Plan
Teil 2: Ein gesundes Locker-Lecker-Leben
So kann es gelingen
Strategieschraube I: Ziel festlegen
Strategieschraube II: Veränderungswunsch ermessen
Strategieschraube III: Welcher Veränderungstyp sind Sie?
Strategieschraube IV: Gewissensfrage – Bin ich ein Kohlenhydratjunkie?
Strategieschraube V: Grazingtyp oder Esspausenvertreter?
Strategieschraube VI: Bewegungsparameter
Strategieschraube VII: Destruktive Gedankenstrukturen erkennen, eliminieren und erwachsen reagieren
Die drei Ich-Modi
Und nun?
Wie weiter?
Zu guter Letzt
Die »Gut zu wissen«-Kästen im Überblick
Einleitung
Liebe Leserinnen und Leser,
als Ernährungsexpertin hat man es nicht immer leicht. Neulich zum Beispiel: Ich war mit meiner Familie bei einer Hochzeitsfeier. Braut, Bräutigam und die meisten Gäste waren zauberschön anzusehen. Die Sonne strahlte, und alle Anwesenden verfolgten gerührt die Trauungszeremonie. Besser und friedlicher ging es nicht. Dachte ich zumindest. Doch als das Buffet eröffnet wurde, veränderte sich plötzlich die Stimmung – das Publikum schien sich in mehrere Grüppchen aufzuteilen, und ich geriet in eine Art subtilen Stellungskrieg.
Instinktiv brachte ich mich in Sicherheit, blieb aber nah genug am Geschehen, um keinen Schlagabtausch zu verpassen. Und um zur Not auch argumentativ eingreifen zu können, wenn nötig. Aus meiner gesicherten Pole-Position beobachtete ich Unmengen an argwöhnischen Blicken, die erst das Buffet und dann andere Gruppierungen trafen. Dabei war das, was da an Speisen aufgefahren wurde, auf den ersten Blick durchaus beeindruckend, bunt und vielseitig. Aber einigen Gästen wohl nicht multilateral genug. Offensichtlich stellten die Grüppchen verschiedene Ernährungsform-Fraktionen dar, die jeweils zu ihrem Recht bzw. Sättigungsgefühl kommen wollten. Während die Anhänger der Fleischpartei – meist männlich mit auffällig zufriedenem Gesichtsausdruck – lautstark das Buffet lobten und sich begeistert noch eine Extrascheibe Schweinefilet auf den Teller packten, machte die Vegetariergruppe nicht nur eindeutig negative Bemerkungen, sondern auch pikierte Gesichter. Einige von ihnen tippten nervös auf ihren Fitnessarmbändern herum. Vermutlich, um herauszufinden, welche Maßnahmen sie post-Party ergreifen müssten, um zu verhindern, dass sich die wenigen zwar fleischlosen (aber nicht gerade kalorienarm aussehenden) Buffetkomponenten katastrophal auf den Rest ihres Lebens auswirken. Eine weitere Fraktion, überwiegend jüngere Frauen, outete sich als vegan. Sie diskutierten lautstark über dieses fast »rassistische« Buffet und schaufelten sich dabei schmallippig von dem relativ spärlich bemessenen Salatbouquet auf den Teller. Leider waren darauf auch die Rohköstler scharf, denen als Alternative nur die eigentlich als Deko gedachten Möhrchenrosen und Radieschenzapfen blieben. Erstaunlich entspannt wirkten dagegen die älteren Gäste – 50 plus –, die natürlich auch Hunger hatten. Aber anstatt zu diskutieren, schenkten sie den Motzkis ein freundliches Grinsen und nahmen sich vom Buffet das, worauf sie Appetit hatten. Eine ca. 60-Jährige zwinkerte mir zu und flüsterte: »Schlemmertag!« Ich lachte leise auf. Und nickte wissend. Im Augenwinkel registrierte ich, dass sich meine Tochter Nellie offenbar bereits mit einigen anderen Kindern verbündet hatte, um den Desserttisch umwegs- und schonungslos zu entern. Logisch – warum mit Gemüse aufhalten, wenn man Schokopudding und Erdbeeren haben kann? Die Kids flüsterten verschwörerisch miteinander, blickten sich von Zeit zu Zeit prüfend um und verschwanden dann in einen Nebenraum, damit sie ihre Schätze ungestört genießen konnten.
Die Gerissenheit und das Selbstverständnis der Kinder brachten mich erneut zum Schmunzeln. Aber leider schien das Fest für die anderen Gäste herum nicht allzu spaßig zu sein. Ich bemerkte wenige zufriedene, aber viele betrübte Gesichter. Was war schiefgelaufen? Wurde bei der Hochzeitsplanung etwa nicht bedacht, dass das Thema Ernährung heutzutage genauso heikel sein kann wie ein zu enges Brautkleid? Dass Essen längst nicht mehr Wurstbrot, sondern Lifestyle ist? Offenbar nicht.
Fakt ist: Wir haben heutzutage große Ansprüche an unsere Ernährung – sollte sie uns früher vor allem satt machen, muss sie in diesen Zeiten außerdem gesund, fit und vor allem schlank halten (oder [wieder] machen). Und da es offenbar die Ideal-Ernährungsform nicht gibt, entstehen immer neue Trends (oder werden aus verstaubten Kisten wiedergeboren), die zu den ambitionierten Zielen führen sollen.
Immer mehr Menschen essen nicht mehr einfach nur, sondern ernähren sich. Viele fleischfrei, kohlenhydratarm oder überwiegend flüssig; andere fasten die meiste Zeit des Tages, wieder andere essen ausschließlich das, was sich roh verzehren lässt. Manche werden zu Tageslichtvegetariern; etliche essen nur, was (nach streng festgelegten Maßstäben) als »clean« gilt. Einige wenige holen sich ihre Nahrungsmittel sogar prinzipiell nur aus Mülltonnen, um ein Statement gegen Verschwendung abzugeben.
Essen scheint längst zu einer Art Ersatzreligion geworden zu sein; ein Thema, dem man sich intensiv widmen muss, weil die richtige Ernährung nicht nur Gesundheit, sondern auch Schönheit und ein langes Leben verspricht. Mindestens. Denn außerdem kann sie Auswirkungen auf das moralische und ethische Grundverständnis haben, dafür sorgen, dass man sich nicht nur körperlich, sondern auch mental besser fühlt, z.B., weil keine (oder zumindest weniger) Tiere leiden müssen. Wer hingegen einfach nur irgendetwas isst, ist nicht nur ignorant, sondern verspielt womöglich seine Chancen auf ein erfülltes Leben und einen krankheitsarmen Lebensabend, so der einhellige Tenor der mitunter doktrinär-anstrengenden Anhänger der verschiedenen Ernährungstrends.
Aber da hört es mit der Einhelligkeit auch schon auf. Schaut man sich die verschiedenen Trends genauer an, fällt einem schnell auf, dass es konträrer kaum geht. Behaupten z.B. die einen, dass Kohlenhydrate Teufelswerk sind und möglichst nur (tierisches) Eiweiß auf den Teller kommen sollte, bringt eine andere Fraktion argumentativ exakt das Gegenteil. Spannend: Trotz (oder wegen?) dieser offensichtlichen Gegensätzlichkeit halten die jeweiligen Verfechter ihre Variante für die ideale. Und fragt man nach Hintergründen/Fakten/Daten, berufen sich fast alle auf den aktuellen Stand der Wissenschaft. Und die (häufig dogmatischen) Ober-Auskenner führen zu Untermauerung gern zusätzlich Studien an, die bei genauerer Betrachtung leider häufig nicht sehr repräsentativ sind. Oder bemühen Statistiken, die – sagen wir mal – fragwürdig sind. So wird z.B. häufig von Vegetariern und Veganern ins Feld geführt, dass jeder fleischlos lebende Mensch durch seinen Verzicht rund 150 Tieren das Leben retten soll. Eine Zahl, die mir persönlich recht hoch und nur bedingt nachvollziehbar erscheint. Aber als Argument an einem Hochzeitsbuffet kann sie sehr beeindrucken. Zumindest, wenn man sie niemandem an den Kopf haut, der sich gerade den Teller mit Schnitzelröllchen und Hühnerschenkeln vollgepackt hat.
Egal, ob man sich mit dem Ernährungsdasein von Veganern, Vegetariern, Paleo-Anhängern, No-Carblern, Raw-Foodies, Clean-Eatern oder Freeganern (das sind die, die in Mülltonnen herumtauchen) beschäftigt – überall finden sich im Vergleich Widersprüche und Ungereimtheiten. Kein Wunder, dass immer mehr »normal essende« Menschen unsicher durch die Supermärkte laufen, weil sie nicht (mehr) wissen, was sie kaufen und dann auch essen sollen. Die ob der angeblichen Vorzüge nachdenken und nicht selten von ihrem schlechten Gewissen bedrängt werden, mal etwas Neues auszuprobieren oder am besten gleich in die eine oder andere Ernährungsrichtung zu konvertieren. Was dann aber meistens doch nicht passiert, weil die Trend-Auswahl einfach zu groß ist und die jeweiligen Auswirkungen auf die eigene Komfortzone nicht absehbar sind. Trotzdem bleibt bei vielen eine gewisse Neugierde und die Frage: Wie funktioniert der Ernährungstrend xy eigentlich wirklich, wie ergeht es anderen damit, wie sehr belastet er Portemonnaie und Familienleben?
Ebendiese Fragen gingen (und gehen) auch mir mit jedem neuen Trend durch den Kopf. Aber da ich ein experimentierfreudiger »Wechseltyp« bin, beschloss ich, nicht nur theoretisch über die offenen Fragen zu sinnieren, sondern mich auch praktisch mit den interessantesten Ernährungstrends auseinanderzusetzen. Meine Familie – Ehemann Alex (Beamter, *1967) und Tochter Nellie (Schulkind, *2009) – wurden in die Experimente integriert. So gut es eben ging. Unsere – witzigen, aber manchmal auch ziemlich abstrakten – Erfahrungen habe ich in Tagebuchform festgehalten. Zum Nachlesen für all jene, die vielleicht mit der einen oder anderen Variante sympathisieren und wissen wollen, wie es mit der Alltags- und/oder Familientauglichkeit aussieht. Und den Kosten und Folgen, die der jeweilige Trend verursacht. Aber auch aufgeschrieben für all die, die einfach nur einen Überblick möchten und/oder gute (Gegen-)Argumente für die nächste Diskussion am Buffet gebrauchen können.
Herausgekommen ist ein sehr persönliches Buch, das zusätzlich viele sachliche Informationen und im zweiten Teil erprobte strategische Ansätze für den Weg in eine individuelle Ernährungsform bietet. Aber lesen Sie selbst! Ich wünsche Ihnen viel Freude, gute Erkenntnisse und hoffe, dass Sie Lust bekommen, Ihren ganz persönlichen Ernährungsstyle zu entdecken, mit dem Sie den hoffentlich gesunden Rest Ihres Lebens zufrieden sind.
Ihre Martina Fontana
TEIL 1
Angerichtet und ausprobiert
Mein Paleo-Einkaufszettel
Viel Obst (Äpfel, Birnen, Orangen etc.)
Noch mehr Gemüse (z. B. Tomaten, Paprika, Spinat, Süßkartoffeln)
Rindfleisch, Geflügel Gehacktes (gemischt)
Eier
Frischfisch (Lachs, Hering)
Geräucherter Lachs
Nüsse
Olivenöl
Tahin (Sesammus)