Madeleine ritt auf ihrem Esel still neben Gernod her. Ab und zu blickte dieser zu seiner offensichtlich missgestimmten Begleiterin.
»Wo ist Euer fröhliches Lachen geblieben? Euer Interesse an der Welt und an den Menschen? An Eurem von Gott vorgesehenen Weg? Hat Herr Geradville alles mitgenommen, als er Euch verließ?«
Sie vermied es, den Ritter anzusehen.
»Das, was das Schicksal für Euch bereithält«, fuhr er fort, »ist vielleicht nicht das, was Ihr Euch vorgestellt habt. Aber verstimmt Euch das dermaßen? Die Welt ist doch so schön, interessant und voll von liebenswürdigen Menschen. Haben die es alle verdient, künftig Euer mies gelauntes Antlitz ertragen zu müssen?«
Madeleine stoppte ihren Esel und antwortete kokett:
»Wenn Ihr mein Antlitz nicht ertragen wollt, kann ich ja wieder zurückreiten. Ich habe Euch nicht darum gebeten, mich mitzunehmen.«
Gernod hielt Hamilton ebenfalls an und dachte nach. Dann nickte er, wie zustimmend zu seinen eigenen Gedanken, und stellte fest:
»Ja, das wird es sein. Das ist Euer Problem.«
»Was?«, erwiderte sie.
Gernod trieb den Rappen wieder an und schritt langsam mit ihm weiter.
»Was? Was ist mein Problem?«, rief Madeleine aufgebracht.
Gernod hob belehrend den Zeigefinger, schwieg jedoch, während er weiter seines Weges ritt. Madeleine kochte vor Wut und wollte folgen, doch ihr Esel Pablo hatte plötzlich keine Lust mehr zu laufen und blieb stur stehen.
»Was soll das denn jetzt?«, rief sie empört.
Aller Anstrengungen zum Trotz bewegte sich der graue Vierbeiner nicht mehr. So stieg sie ab und versuchte, ihn zu schieben, zu ziehen, zu locken und ließ ihn letztendlich allein stehen, um dann doch wieder zu ihm zurückzukehren.
»Du bist mein Freund und Gefährte. Verlässt du mich jetzt auch?«, erkundigte sie sich trotzig.
Beleidigt setzte sie sich ins Gras und zog den zerknüllten Brief von Sebastian aus ihrem Gewand. Wehmütig las sie noch einmal die Zeilen. Dann ließ sie sich zurück auf die Wiese fallen und blickte in den Himmel. Pablo zupfte an den Grashalmen um sie herum. Gernod war bereits am langen Waldstück angekommen, das man auf dem Weg zwischen Gasthaus und Schloss durchqueren musste. Er war ebenfalls vom Pferd gestiegen und blickte betroffen auf den langen, zurückliegenden Weg zwischen den Wiesen. Madeleine würde sicher noch kommen. Sie war störrisch, aber neugierig. Er hoffte, dass sie diese Neugierde dazu bringen würde, ihm zu folgen. Er setzte sich auf einen Baumstumpf in den Schatten, als seine Gedanken sich wieder dem Verlust seines Freundes widmeten. Er nahm seine Augenklappe ab und wischte sich darunter den Schweiß weg. Eine schwere Traurigkeit fing ihn ein und ließ ihn für einen Moment wegdämmern.
Schlagartig schreckte er hoch, als er einen Stoß an seiner Schulter spürte. Hamilton hatte ihn etwas ungestüm angestupst. Gernod sah auf und konnte Madeleine am Horizont auf ihrem Esel erblicken.
»Ich danke dir, Gott«, flüsterte er leise zu sich, zog seine Augenklappe auf und stieg wieder auf sein Pferd.
In einer Waldschneise holte Madeleine Gernod ein und ritt wortlos auf gleicher Höhe mit ihm.
»Ungefähr hier ist es gestern Nacht passiert«, sagte sie ruhig und mit belegter Stimme.
Der schwarze Ritter schaute zu ihr und fragte mit sanfter Stimme:
»Was ist hier passiert?«
Beide stoppten ihre Tiere und Madeleine schilderte die Begebenheit der letzten Nacht: Von den seltsamen Gestalten, die ihre Kutsche stoppten, woraufhin Sebastian mit ihnen kämpfte und sie verjagte, obwohl er sie zu kennen schien. In diesem Moment bahnte sich die Sonne ihren Weg zwischen dem saftig grünen Laub der Bäume hindurch auf den weichen Waldboden. Der Wind spielte mit den Blättern und zauberte durch deren Schatten verschiedene Muster auf die Erde.
»Gestern Abend sah das alles anders aus – überhaupt nicht freundlich und hell. Die ganze Begegnung war gespenstisch und die Frauen unheimlich. Wieso die Tür der Kutsche nicht mehr zu öffnen war, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich sie nicht aufbekommen. Seltsam war nur, dass Hans die Kutsche fuhr, als sei er besessen. Und hätten wir keine Panne gehabt, hätte er es auch sicher geschafft, uns vor den Gestalten in Sicherheit zu bringen«, betonte Madeleine.
»Habt Ihr Hans heute Morgen schon getroffen? Er hat Euch doch sicher von dem seltsamen Zwischenfall erzählt.«
Fragend sah die junge Frau den Ritter an. Die Miene ihres Begleiters wurde ernst. Er atmete tief durch, als er intensiven Blickkontakt zu ihr suchte.
»Nein, nicht direkt. Er verhielt sich heute Morgen sehr verändert im Gegensatz zu sonst und stammelte, dass er etwas Schreckliches gesehen habe und er etwas wisse, worüber er nicht reden dürfe. Er tat es doch und musste mit seinem Leben bezahlen.«
»Er ist gestorben?«, erkundigte sich Madeleine fassungslos.
Gernod nickte und stellte traurig klar:
»Er wurde ermordet. Ihr habt nicht vielleicht irgendetwas Sonderbares bemerkt, etwas Schreckliches gesehen? Hans meinte, den Teufel gesehen zu haben.«
Der Ritter wartete geduldig auf Antwort, denn Madeleine schien bestürzt.
»Aber wieso Teufel? Und wieso bloß wurde er ermordet? Ich verstehe das alles nicht. Was ist denn nur geschehen?«, rief sie aufgeregt.
Erbost ließ Gernod seinen Gefühlen freien Lauf.
»Wollt Ihr oder könnt Ihr es nicht verstehen? Habt Ihr es nicht in seinen Augen gesehen? Die Art, wie er die Menschen mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten in den Wahnsinn treibt? Er ist nicht offensichtlich böse oder brutal, nein, er treibt es viel geschickter. Und Ihr? Ihr seid blind vor Liebe. Deshalb seht Ihr nicht, was in seinen Augen zu lesen ist. Niemand außer Euch fühlt sich in seiner Gegenwart wohl. Aber Ihr habt Euch in einen Geist verliebt. Das was Ihr an ihm zu lieben glaubt, existiert in Wirklichkeit gar nicht. Was immer er von Euch wollte, er scheint es bekommen zu haben. Oder was meint Ihr? Warum ist er so plötzlich verschwunden, Euer Sebastian?«
»Ihr seid unverschämt, Ritter von Demian, und ungerecht. Er hat auch Gutes getan. Ich finde auch einige Dinge an ihm sehr mysteriös, aber deshalb ist er noch lange kein …«
Das letzte Wort vermied sie auszusprechen.
»Seht Euch das Pferd an. Es sieht friedlich und nett aus, aber heute Morgen war es vom Teufel besessen und hat Hans in der Pferdebox aus heiterem Himmel zu Tode getrampelt. Meint Ihr wirklich, das war ein Zufall?«
Für einen Moment war nichts weiter zu hören als das leise Rauschen des Windes in den Blättern der Bäume. Selbst die Vögel waren verstummt. Hamilton unterbrach die Stille mit einem ungeduldigen Schnauben und dem Scharren einer seiner Hufe. Bedächtig und gedankenvoll setzten beide ihren Weg fort. Als der schwarze Ritter und Madeleine im Innenhof des Schlosses ankamen, hatte sich gerade ein kleiner Trupp von zehn Soldaten versammelt. Dr. Peer Firdassen, der Hofarzt und der König standen unter ihnen. Als König Zito Gernod und Madeleine erblickte, hob er erfreut die Hände und lief ihnen entgegen.
»Gerade wollten wir einen Suchtrupp losschicken. Mein Gott, Gernod, wir haben uns Sorgen gemacht. Niemand wusste, wohin Ihr verschwunden seid, und das auf diesem gefährlichen Pferd.«
Gernod schien wenig erfreut über den Menschenauflauf und begrüßte seinen König mit den Worten:
»Ich bitte Euch um eine Audienz – sofort.«
Zitos Freude über Gernods Rückkehr wurde von der Dringlichkeit, mit der sein Freund die Bitte vorbrachte, getrübt.
»Seit wann erfragt Ihr eine Audienz bei mir? Ihr seid mein Freund und könnt zu mir kommen, wann immer Ihr wollt«, bemerkte der König und rieb sich verwirrt die Stirn.
Kopfschüttelnd folgte er dem schwarzen Ritter.
Madeleine wurde auf Bitten des schwarzen Ritters ein kleines Zimmer im Dachgeschoss des südlichen Schlossflügels zugewiesen. Ihren kleinen grauen Weggefährten gab sie vertrauensvoll in die Hände von Franz, dem Stallburschen. Die Hausmagd Annette geleitete sie zu ihrem neuen Gemach. Es war auf den ersten Blick eine sehr kleine Stube, ausgestattet nur mit dem Nötigsten, das jedoch in sehr edler Ausführung: Ein Bett, ein Schrank, ein Nachttisch sowie eine Kommode. An der Wand befand sich ein Bild, das die Kreuzigung Christi darstellte. Ein Sonnenstrahl drang durch ein kleines Fenster in die eher dunkle Kammer. Neugierig schob Madeleine noch einen schweren weinroten Vorhang zurück, der etwas zu verbergen schien.
Fast geblendet von der Schönheit des dahinterliegenden Raumes, trat sie einen Schritt zurück. Ein großzügiges, von Licht durchflutetes Schreibzimmer kam zum Vorschein. Die Wände waren mit Wandmalereien verziert, die Motive der verschiedenen Jahreszeiten zeigten. Überwältigend waren die von Rundbögen eingefassten Fenster mit einem unbeschreiblichen und wunderschönen Panorama der Umgebung. Der Schreibtisch war ein Kunstwerk mit Goldrandverzierung. Ebenso der dazu passende Stuhl mit elegantem rotem Bezug. Der Anblick berührte sie zutiefst. Der blaue Himmel erstrahlte über die geschmeidig verlaufenden Bergrücken, die das grüne Tal umfassten. Weit, sehr weit in die Ferne konnten hier die Gedanken und Sehnsüchte dem Horizont folgen. Annette hatte sich schon diskret zurückgezogen, als Madeleine bemerkte, dass sie dieser Welt für einige Minuten entrückt gewesen war. So wunderschön war dieser Vormittag und hatte doch bereits so viel Trauriges mit sich gebracht.
Gernod und die Königliche Hoheit saßen im offiziellen Empfangszimmer mit einem Balkon, von dem man direkt den Marktplatz überschauen konnte.
»Es wäre schön gewesen, wenn Ihr mich wenigstens gefragt hättet, bevor Ihr die Entscheidung traft, die junge Frau hierher zu bringen«, eröffnete Zito das Gespräch.
Der schwarze Ritter schüttelte den Kopf und fragte:
»Welche junge Frau? Meint Ihr Eure Tochter?«
Zito strich sich nervös die zerzausten Haare aus dem Gesicht. Dann sprach er leise:
»Meint Ihr, ich habe heute Nacht nicht über die gestrigen Ereignisse nachgedacht? Für wie kaltherzig haltet Ihr mich eigentlich? Gernod, mein Freund! Ich habe nicht vor, diesmal wieder einen Fehler zu begehen, deshalb will ich das, was ich tue, sehr gründlich überlegen. Habt Ihr dafür kein Verständnis?«
Ritter von Demian versuchte, ruhig und respektvoll gegenüber seinem König zu bleiben, obwohl in seinem Inneren ein Kampf der Gefühle entbrannte. So stellte er unmissverständlich klar:
»Ich habe dieses wundervolle Wesen einmal gerettet und mich dann wieder von ihm getrennt. Jetzt hat mir Gott die kleine Prinzessin wiedergegeben und ich will sie nicht noch einmal verlieren. Könnt Ihr das nicht verstehen? Euch sollte viel mehr daran liegen als mir, sie in die Arme zu schließen und als Euer eigen Fleisch und Blut vorzustellen. Euer Majestät, ich bitte Euch inständig. Lasst sie hier wohnen, damit wir wissen, dass es ihr gut geht, und wir sie näher kennenlernen können. Sie gehört hierher. Sie muss nicht durch die Welt reisen, um etwas zu suchen, was sie doch eigentlich schon längst gefunden hat. Heute Morgen haben sich die Ereignisse überschlagen. Hans wurde von meinem Pferd zu Tode getrampelt, Sebastian Geradville ist verschwunden und dann die seltsame Begegnung gestern Nacht – das waren doch keine Zufälle. Hans ist überzeugt davon gewesen, den Teufel gesehen zu haben, und auch Ortwin faselte etwas von Hexen im Kerker. Madeleine bestätigte, dass seltsame Gestalten die Kutsche überfallen haben, in der Hans sie und Sebastian zum Gasthaus gefahren hatte. Ich habe keine Zeit gehabt, Euch um Erlaubnis zu bitten. Ich musste handeln. Wir müssen achtgeben, Eure Majestät. Auf sie, auf Euch, vielleicht auf das ganze Königreich.«
Der König stand auf und lief zur geöffneten Balkontür, um frische Luft zu atmen. Die Last auf seinen Schultern drohte, ihn zu erdrücken.
»Gut. Lasst sie hier wohnen. Aber Gernod, bitte, bitte gebt mir Zeit. Wenigstens ein paar Tage, dann werde ich ihr die Wahrheit erzählen. Ich verspreche es. Ich frage mich nur, was mit diesem Königreich geschehen ist? Warum gerät plötzlich alles aus den Fugen? Hat Gott uns verlassen?«
Gernod lächelte erleichtert. Dann entgegnete er sanftmütig:
»Die Saat unserer Sünden geht auf und beginnt zu wachsen. Das Gewächs nagt an unserer Seele, bis wir vor Schmerz schreien und es nicht mehr ignorieren können. Gott schickt uns alles, was wir selbst gesät haben, aber nicht bereit waren, zu ernten. Solange wir die Wunden auf unserer Seele nicht heilen lassen können, wird das Böse immer wieder und immer weiter an diesen wunden Stellen reißen. Wir können ihm nicht sicher und überzeugt entgegentreten, solange wir unsere eigenen Ideale verraten. So einfach ist das. Gott hat uns nicht verlassen, aber wir vielleicht seinen Weg …«
Zito schmunzelte. Sichtlich verblüfft und getroffen von Gernods Worten, murmelte er:
»Ihr hättet Pfarrer werden sollen, Gernod. Eure Worte sind hart, aber ehrlich und voller Liebe. Sie trösten, weil sie immer einen Weg aufzeigen und Kraft geben. Anders als die Männer des kirchlichen Ordens, die nur drohen, strafen und meist selbst nicht an das glauben, was sie sagen.«
Gernod war gerührt und geehrt von den Worten seines Königs. Hochachtungsvoll verbeugte er sich und verließ den Raum.
Die Aufregungen legten sich fürs Erste und ein paar Tage vergingen. Die Söhne des Königs arbeiteten ihre Strafe ab, Gernod widmete sich dem Tagesgeschehen und Madeleine knüpfte Kontakte zu jeder Person im Schloss: Der Hausmagd, den Dienern, dem Koch, dem Wachmann, dem Leibarzt, dem Nachtwächter, dem Sattler, dem Hufschmied, dem Bäcker und vielen anderen auch. Überall predigte sie die Gebote Gottes und sog die Erlebnisse, Fragen und Meinungen der Menschen auf wie ein Schwamm das Wasser. Gernod gefiel Madeleines Interesse an ihren Mitmenschen sehr. König Zito nahm die wachsende Beliebtheit der jungen Frau im Schloss ebenfalls mit Freude wahr. Jedoch bereitete sie ihm auch etwas Unbehagen. Er konnte noch nicht ausmachen, woher es kam, geschweige denn es benennen, und so schwieg er weiter und ließ seine vermeintliche Tochter gewähren. Er gewöhnte sich an ihre Anwesenheit und hier und da ließ er gedanklich zu, dass gewisse Züge und Verhaltensweisen an ihre Mutter Magdalena erinnerten. Madeleine und er tauschten sich über das Tagesgeschehen aus und nahmen gemeinsam ihre Speisen ein. So sehr Gernod, Zito und auch Madeleine das Zusammensein genossen, so unbarmherzig holte sie alle die Schwermut ein, sobald sie allein in ihren Gemächern weilten.
Zitos Gedanken kreisten immer um das »Wie« eines künftigen Zusammenlebens mit Madeleine. Was sollte er sagen, wann sollte er ihr die Wahrheit beichten und wie würden seine Söhne reagieren? Seine Söhne hielt er fern von ihr und hatte der jungen Frau deshalb auch den Besuch im Kerker auf höfliche Weise vorerst untersagt. Und wie sollte er die wiedergefundene Tochter seinen Untertanen erklären? Für Zito war der richtige Moment noch nicht gekommen, diese unangenehme und wenig vorbildhafte Angelegenheit ans Licht zu bringen. Jedoch spürte er jeden Tag Gernods stille Aufforderung, sich nicht mehr allzu viel Zeit damit zu lassen.
Am Abend blickte Madeleine abermals zu den Sternen auf und sinnierte über den Verbleib von Sebastian. Ob er sie irgendwann einmal wieder aufsuchen würde? Ob er sie vermisste? Eines war, trotz aller Zweifel gegenüber seiner Person, gewiss: Er fehlte ihr sehr. Wenn sie spät abends noch wach im Bett lag und die Lichtspiele der Kerze an der Decke beobachtete, flammte die Sehnsucht nach der Wahrheit ihrer Wurzeln wieder auf. Obwohl sie die schützenden Mauern des Klosters verlassen hatte, um die Welt kennenzulernen, hatte sie ihr Weg abermals direkt hinter schützende Mauern geführt. Diesmal hinter die eines Schlosses.
Gernod genoss Madeleines Nähe und hielt immer ein wachsames Auge auf die junge Frau. Für ihn gab es keinen Zweifel daran, dass Madeleine irgendwann die Königin dieses Landes sein würde. Die Königssöhne waren für diese tragende Position nicht geeignet. Ob der König dies auch so sah und vor allen Dingen seine Söhne dies so einfach akzeptieren würden, stand jedoch auf einem anderen Blatt Papier geschrieben. Bevor Gernod zu Bett ging, blickte er immer zu Madeleines Fenster, um zu sehen, ob bei ihr noch Licht brannte. Wie gerne hätte er ihr erzählt, welch trauriges Abenteuer er mit ihr erlebt hatte, wie wunderschön ihre Mutter gewesen war oder wo ihre noch lebenden Verwandten wohnten. Was würde ihre Großmutter wohl sagen, wenn sie das Abbild der verstorbenen Tochter antreffen würde? Dies war nicht abwegig und die Gefahr bestand besonders an den Markttagen. Aber er wusste, dass sein Grübeln sinnlos war, solange Zito nicht den wichtigsten und ersten Schritt machte – die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen.