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Vergissmeinnicht.
Siehe die Bemerkung zu dieser Seite im Kapitel »Schluss mit lustig«.
Von Proust erschienen in Les Plaisirs et les Jours die beiden Studien »Sonate au clair de la lune« und »Comme à la lumière de la lune«. – Vermutlich spielt Proust aber zugleich auf »Claire de lune« an, einen Teil von Reynaldo Hahns Komposition Séraphine, zu der Heinrich Heine das Libretto verfasste (1896 erschienen). Die Noten zu »claire de lune« wurden 1896 in Les Plaisirs et les Jours abgedruckt (Paris: Gallimard; S. 192–197); allem Anschein nach lag die Komposition aber schon 1894 vor.
»plus tôt«; gemeint ist wahrscheinlich »plus tard« = ›später‹.
»Sentiments filiaux d’un parricide« (dt. »Sohnesgefühle eines Muttermörders«) im Figaro, 1. Februar 1907.
Anscheinend konnte Proust sich nicht entscheiden, mit welchem seiner zahlreichen B-Namen er zeichnen sollte: Bunibuls, binibuls, Birninuls, Buls, Buncht, Bunchtniguls, Bunelniguls oder Bined tur buls. Ansonsten hatte er noch Funinels, Juninels, Guinbuls, Gruncht, Guerchtnibels, Minusnichant, Muncht, Puncht, Tinibuls, Vincht, Vunchnibuls, Vuncht, (H)ibuls, Irnuls, Uninuls, Cormouls und Cornouls im Repertoire.
Henning Teschke, Proust und Benjamin: unwillkürliche Erinnerung und dialektisches Bild, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2000, S. 69.
Elisabeth Ladenson, »Joys and Perils of Rereading«, frenchculture.org/books/blog/joys-and-perils-rereading (21. Mai 2013).
»A short view of Proust«, in: The New Republic, 21. März 1928. Im gleichen Jahr erschien auch bei Le Rouge et le Noir eine Monographie von Louis Emié zu Langage et Humour chez Proust.
Allan Massie, »Marcel Proust. A savagely funny genius«, in: The Telegraph, 28. Dezember 2013.
Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1985, S. 1053 f.
Brief vom 6. März 1948 an Nancy Mitford, in: Charlotte Mosley (Hrsg.), The Letters of Nancy Mitford and Evelyn Waugh, London: Sceptre, 1997, S. 93.
Roland Barthes, Le Plaisir du Texte, Paris: Éditions du Seuil, 1973, S. 22.
Für eine Auswahl siehe Helga Rieger (Übers./Hrsg.), Briefwechsel mit der Mutter, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2002.
Info
Die Datierung oben links dürfte der Eingangsvermerk des Großvaters Nathé Weil sein, denn der nächstgelegene »jeudi soir« (Donnerstagabend) war am 17. Mai 1888.
Donnerstagabend
Mein lieber, guter Großpapa,
ich möchte Deiner Liebenswürdigkeit die Summe von 13 Francs abschwatzen, um die ich eigentlich Monsieur Nathan hatte angehen wollen, aber Maman sieht es lieber, wenn ich Dich darum bitte. Und zwar aus folgendem Grund. Ich musste so dringend eine Frau aufsuchen, damit ich meine schlechte Gewohnheit, zu mas-turbieren, ablege, dass Papa mir 10 Francs für einen Besuch im Bordell gegeben hat. Aber 1. habe ich in meiner Aufregung einen Nachttopf kaputt gemacht, sind 3 Francs, und 2. konnte ich wegen der gleichen Aufregung nicht mehr vögeln. Nun warte ich also stündlich auf weitere 10 Francs, um mich zu entleeren, und zusätzlich die 3 Francs für den Nachttopf. Aber ich mag Papa nicht so schnell wieder um Geld bitten und darum habe ich gehofft, dass Du mir unter diesen Umständen zu Hilfe kommen würdest, von denen Du ja weißt, dass sie nicht nur außergewöhnlich, sondern auch einzigartig sind: das passiert nicht zweimal im Leben, dass man zu aufgeregt ist, um vögeln zu können …
In utero.
Wenn Françoise, nachdem sie überprüft hatte, dass meine Eltern auch alles hatten, was sie brauchten, ein erstes Mal hinaufstieg zu meiner Tante Léonie, um ihr das Abführmittel zu geben und sie zu fragen, was sie zum Essen wünsche, kam es nur höchst selten vor, dass meine Tante versäumt hätte, ihre Ansichten oder Erklärungen zu irgendwelchen bedeutenden Ereignissen von sich zu geben: »Françoise, stellen Sie sich vor, Madame Goupil ist über eine Viertelstunde zu spät vorbeigekommen, um ihre Schwester abzuholen; wenn sie sich weiter so auf ihrem Weg aufhält, würde es mich überhaupt nicht wundern, wenn sie erst nach der Erhebung zum Gebet ankäme.« – »Ach je!, das wäre gar nicht verwunderlich!« antwortete Françoise. – »Françoise, wenn Sie fünf Minuten früher gekommen wären, hätten sie Madame Imbert vorbeigehen sehen können, mit Spargeln, doppelt so dick wie die von Mutter Callot; versuchen Sie doch, bei ihrem Dienstmädchen herauszufinden, wo sie die hergehabt hat. Wo Sie uns dieses Jahr an alle Saucen Spargel geben, hätten Sie die gleichen auch für unsere ›Reisenden‹ nehmen können.« – »Das wäre gar nicht verwunderlich, wenn sie vom Herrn Pfarrer kämen«, sagte Françoise. – »Ah!, das soll ich Ihnen glauben, meine liebe Françoise«, antwortete meine Tante und zog die Schultern hoch, »vom Herrn Pfarrer! Sie wissen genau, dass er nichts als erbärmliche, kleine, wertlose Spargel ziehen kann. Ich sage Ihnen, diese da waren dick wie ein Arm. Nicht wie Ihrer, das wohl nicht, aber wie mein bedauernswerter Arm, der dieses Jahr schon wieder magerer geworden ist. – Françoise, Sie haben wohl nicht dieses Geläute gehört, das mir fast den Kopf gesprengt hat?« – »Nein, Madame Octave.« – »Oh!, mein armes Kind, Sie müssen wirklich einen harten Kopf haben, Sie sollten dem lieben Gott dafür danken. Das war Magelone, die den Doktor Piperaud abgeholt hat. Er ist gleich mit ihr los, und sie sind in die Rue de l’Oiseau eingebogen. Irgendein Kind muss krank geworden sein.« – »Ach je!, mein Gott«, seufzte Françoise, die nicht ohne Jammer und Klage von einem Unglück hören konnte, das einen Unbekannten befallen hatte, sei es auch im hintersten Winkel der Welt. – »Aber Françoise, für wen hat man eigentlich die Totenglocke geläutet? Ah!, mein Gott, das war für Madame Rousseau. Beinahe hätte ich vergessen, dass sie letzte Nacht gestorben ist. Ah!, es ist Zeit, dass der liebe Gott mich zu sich ruft, ich weiß gar nicht mehr, wo ich meinen Kopf habe, seit mein lieber Octave gestorben ist. Aber ich halte Sie auf, mein Kind.« – »Aber nicht doch, Madame Octave, meine Zeit ist nicht so kostbar; derjenige, der sie gemacht hat, hat sie uns nicht verkauft. Ich gehe nur nachschauen, ob mein Feuer nicht ausgeht.«
In dieser Weise würdigten Françoise und meine Tante gemeinsam im Laufe dieser Morgensitzungen die ersten Ereignisse des Tages. Zuweilen jedoch nahmen diese Ereignisse einen so befremdlichen und bedeutsamen Charakter an, dass meine Tante spürte, sie würde den Zeitpunkt, zu dem Françoise herauf käme, nicht abwarten können, und dann hallten vier energische Klingelzeichen im Hause wider. – »Aber Madame, es ist doch noch nicht die Zeit für Ihr Abführmittel«, sagte dann Françoise, »hatten Sie einen Schwächeanfall? « – »Aber nein, Françoise, das heißt, doch, Sie wissen ja, dass inzwischen die Augenblicke, in denen mir nicht schwach ist, recht selten geworden sind; eines Tages werde ich dahingehen wie Madame Rousseau, ohne auch nur die Zeit zu haben, es zu merken; aber nicht deshalb habe ich geläutet. Sie werden es nicht glauben, aber ich habe soeben leibhaftig Madame Goupil mit einem kleinen Mädchen gesehen, das ich so ganz und gar nicht kenne. Laufen Sie doch und holen Sie Salz für zwei Sous bei Camus. Das wäre doch seltsam, wenn Théodore uns nicht sagen könnte, wer das ist.« – »Aber das muss die Tochter von Monsieur Pupin sein«, sagte Françoise, die sich lieber an eine naheliegende Erklärung hielt, besonders, da sie schon zweimal seit dem Morgen bei Camus gewesen war. – »Die Tochter von Monsieur Pupin! Ah!, und das soll ich Ihnen glauben, meine liebe Françoise! Wie hätte ich sie denn dann nicht erkennen sollen!« – »Aber ich meine ja nicht die große, Madame Octave, ich meine den Wildfang, der in Jouy in Pension ist. Ich glaube, ich habe sie diesen Morgen schon gesehen.« – »Ah!, das wäre denkbar«, sagte meine Tante, »sie muss dann für die Feiertage gekommen sein. Das wird’s sein. Dann ist es nicht mehr nötig, nachzufragen, sie wird für die Feiertage gekommen sein. Aber jetzt werden wir gleich Madame Sazerat sehen können, wie sie bei ihrer Schwester klingelt, um sie zum Essen zu besuchen. Doch, das wird’s sein. Ich habe ja den Kleinen der Galopins mit einer Torte vorbeigehen sehen! Sie sollten nachsehen, ob die Torte nicht zu Madame Goupil geliefert worden ist.« – »Wenn Madame Goupil wirklich Besuch hat, Madame Octave, werden Sie nicht lange warten müssen, um zu sehen, wie alle Welt zum Essen erscheint; es ist nämlich schon recht spät geworden«, sagte Françoise, die es eilig hatte, wieder hinunterzugehen und sich um das Essen zu kümmern, und die froh war, meine Tante dieser in Aussicht stehenden Abwechslung überlassen zu können. – »Oh!, nicht vor Mittag«, antwortete meine Tante in entsagungsvollem Ton, wobei sie einen besorgten Blick auf die Standuhr warf, jedoch verstohlen, um nicht zu erkennen zu geben, dass es ihr, die allem entsagt hatte, ein durchaus lebhaftes Vergnügen bereitete, auf das sie bedauerlicherweise noch mehr als eine Stunde würde warten müssen, zu erfahren, wen Madame Goupil zum Essen da hatte. – »Und das wird sich ausgerechnet während meiner eigenen Mahlzeit ereignen!« fügte sie halblaut zu sich selbst hinzu. Ihre eigene Mahlzeit war ihr eine so hinreichende Abwechslung, dass sie eine weitere zur gleichen Zeit nicht begrüßenswert fand. – »Sie werden doch zumindest nicht vergessen, mir meine Œufs à la Crème auf einem der flachen Teller anzurichten?« Diese waren die einzigen, die mit Bildern dekoriert waren, und meine Tante vergnügte sich bei jeder Mahlzeit daran, die Erklärung auf jenem zu lesen, den man ihr an diesem Tag gebracht hatte. Sie setzte dann ihre Brille auf, entzifferte: »Ali Baba und die vierzig Räuber«, »Aladdin und die Wunderlampe«, und sagte dazu lächelnd: »Sehr schön, sehr schön.« – »Ich wäre gern zu Camus gegangen …«, sagte Françoise, als sie sah, dass meine Tante sie nicht mehr hinschicken würde. – »Aber nein, das wäre zu viel der Mühe, ganz gewiss ist es Mademoiselle Pupin. Meine gute Françoise, es tut mir leid, dass ich Sie für nichts und wieder nichts habe heraufkommen lassen.«
Meine Tante wusste jedoch genau, dass sie keineswegs für nichts und wieder nichts nach Françoise geläutet hatte, denn in Combray war eine Person, die man »so ganz und gar nicht kannte«, ein ebenso unglaubliches Wesen wie ein Gott der Mythologie, und tatsächlich konnte man sich nicht erinnern, dass schon einmal, wenn eine solche verblüffende Erscheinung auf der Rue du Saint-Esprit oder dem Marktplatz gesichtet worden war, sorgfältige Recherchen nicht diese fabelhafte Gestalt auf »einen, den man kannte«, reduziert hätten, sei es, dass man ihn persönlich kannte, sei es nur in abstracto, nämlich durch seinen zivilen Stand und die Grade seiner Verwandtschaft mit den Leuten von Combray. Das war mal der Sohn von Madame Sauton, der vom Militärdienst zurückgekommen war, mal die Nichte des Abbé Perdreau, die das Kloster verlassen hatte, oder der Bruder des Pfarrers, ein Steuerbeamter aus Châteaudun, der hergekommen war, um sich hier zur Ruhe zu setzen oder nur die Feiertage hier zu verbringen. Bei ihrem ersten Anblick hatte man einfach nur geglaubt, dass es in Combray Leute gebe, die man so ganz und gar nicht kannte, weil man sie nicht erkannt hatte oder nicht sofort identifizieren konnte. Dabei hatten Madame Sauton und der Pfarrer schon lange im Voraus angekündigt, dass sie ihre ›Reisenden‹ erwarteten. An einem Abend, an dem ich nach der Heimkehr hinaufging, um meiner Tante von unserem Spaziergang zu erzählen, besaß ich die Unvorsichtigkeit, ihr zu sagen, dass wir nahe der alten Brücke einen Mann gesehen hätten, den mein Großvater nicht kannte: »Ein Mann, den Großvater so ganz und gar nicht kannte. Ha! Und das soll ich dir glauben!« Von dieser Nachricht dennoch beunruhigt, wollte sie der Sache auf den Grund gehen, und mein Großvater wurde herbeizitiert. »Wer war das denn, den ihr bei der alten Brücke getroffen habt, werter Onkel?, ein Mann, den ihr so ganz und gar nicht kennt?« – »Aber nicht doch«, erwiderte mein Großvater, »das war Prosper, der Bruder des Gärtners von Madame Bouillebœuf.« – »Ah! gut«, sagte meine Tante, beruhigt und ein wenig errötet; und indem sie die Schultern mit einem ironischen Lächeln hochzog, fügte sie hinzu: »Es ist nur, dass er mir gesagt hat, ihr hättet einen Mann getroffen, den ihr so ganz und gar nicht kanntet!« Und man empfahl mir, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein und meine Tante nicht mit unbedachten Äußerungen in Aufregung zu versetzen. Man kannte in Combray alle Welt so gut, Tier und Mensch, dass meine Tante, als sie einmal zufällig einen Hund vorbeilaufen sah, den sie »so ganz und gar nicht kannte«, nicht aufhören konnte, darüber nachzusinnen und auf diese ganz unbegreifliche Tatsache ihre logischen Fähigkeiten und ihre müßigen Stunden zu verwenden.
»Das wird der Hund von Madame Sazerat sein«, sagte Françoise, ohne große Überzeugung, in einem Versuch der Beruhigung und damit meine Tante sich »nicht den Kopf zerbrechen« würde. – »Als ob ich nicht den Hund von Madame Sazerat kennen würde!« antwortete meine Tante mit jenem kritischen Geist, der sich nicht so schnell den Tatsachen beugen wird. – »Ah!, dann wird es der neue Hund sein, den Monsieur Galopin aus Lisieux mitgebracht hat.« – »Ah!, das wäre denkbar.« – »Es scheint ein sehr netter Hund zu sein«, fügte Françoise hinzu, die damit eine Empfehlung von Théodore weitergab, »klug wie ein Mensch, immer guter Laune, immer freundlich, immer auch auf irgendeine Weise etwas ganz Liebreizendes. Das kommt selten vor, dass ein Tier in dem Alter schon so brav ist.
Der Tennisplatz am Boulevard Bineau um 1891/92 mit u. a. Jeanne Pouquet (1874–1961; die spätere Mme Gaston de Caillavet) als Objekt der Anbetung.
Madame,
ich hoffe, Sie finden mich nicht aufdringlich. Aber ich war dieser Tage großem Lärm ausgesetzt, und da ich nicht wohlauf bin, bin ich auch empfindlicher. Ich habe gehört, dass der Doktor übermorgen Paris verlässt, und ich ahne, dass dies für morgen Teppichklopfen impliziert. Wäre es möglich, diese Teppiche entweder schon heute Abend zu klopfen, oder aber morgen keinesfalls vor 4 oder 5 Uhr am Nachmittag (falls sich meine Krise schon vorher legt, werde ich es Sie umgehend wissen lassen).
Oder, falls es unerlässlich sein sollte, sie am Vormittag zu klopfen, sie in jenem Teil Ihrer Wohnung zu klopfen, der sich über meiner Küche befindet, und nicht in jenem über meinem Schlafzimmer. Ich nenne über meinem Schlafzimmer auch das, was sich über den angrenzenden Räumen befindet, auch noch im 4. Stock, denn einen so diskontinuierlichen, »aufstörenden« Lärm wie die Schläge des Klopfers hört man selbst noch in Bereichen, wo er leicht gedämpft wird. Ich gestehe, dass es mir unangenehm ist, mit Ihnen über solche Dinge zu sprechen und es ist mir peinlicher, als ich sagen kann. Mein Entschuldigung dafür, dass ich es heute tue, ist vielleicht vor allem, dass ich es das ganze Jahr nicht getan habe; und außerdem, dass sich die Erlässe des Kriegsministers in so schneller Folge ablösen und so widersprüchlich sind, dass mein Tauglichkeitsstatus, der ja, wie man meinen sollte, schon dreimal geregelt war, erneut in Frage steht. Ich erwarte den seit zehn Tagen angekündigten und bislang nicht erfolgten Besuch des Majors, was mir mehr als genug gute Gründe gibt, auf »Abruf« zu leben, meine Räucherungen einzuschränken, die ihn stören könnten (da ich ja Tag und Stunde seiner Ankunft nicht kenne), und mich also gegenüber meinen Krankheiten noch wehrloser dastehen zu lassen. Diese Situation hat mich des Vergnügens beraubt, im Anschluss an Ihre Reise einen Besuch zu wiederholen, der in mir einen so bezaubernden Eindruck hinterlassen hat. Und Ihr Sohn ist auch nicht da, was mich ebenfalls bekümmert, denn vielleicht hätte er ja »hinabsteigen« können, wenn ich nicht »hinaufsteigen« kann, und außerdem habe ich ihm gegenüber noch etliche Schulden, die mir als nichteingehaltene Versprechungen nachhängen. Ich weiß nicht, ob Sie Clary im Hôtel d’Albe gesehen haben. Ich habe sie noch immer nicht besuchen können, und ich fürchte und ersehne zugleich die Gemütsbewegung eines solchen Augenblicks.
Gestatten Sie mir den Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochachtung,
Marcel Proust.
Machen Sie sich nicht die Mühe, mir zu antworten!
Madame
[…] Ach!, seine Kuh von einer Mutter hat nicht aufgehört zu bauen … ich weiß nicht, was! Denn seit Monaten hämmern hier zwölf Arbeiter mit jener frenetischen Begeisterung herum, mit der man etwas so großartiges wie die Cheops-Pyramide errichten könnte, die die Leute beim Spazierengehen mit Erstaunen zwischen dem Printemps und Saint-Augustin erblicken würden. Ich selbst sehe sie nicht, aber ich höre sie. Und wenn die Hammerschläge eine ohnehin schon schlimme Krise noch verdoppeln und ich spüre, dass mich diese Dame nicht nur ein Jahr kostet, in dem ich nichts anderes tun kann als leiden, sondern auch mein Leben um mehrere Jahre durch die Krisen und die Medizinen verkürzt, dann denke ich an jenen Schrei, den bei Sully-Prudhomme ein Arbeiter an eben dieser Pyramide ausstößt. Sie werden sich daran erinnern:
Er schrie plötzlich wie ein stürzender Baum.
Der Schrei stieg empor, suchte die Götter und Gerechtigkeit,
Und seit 3000 Jahren schläft unter dem riesigen Bauwerk
Cheops im Glanz seines Ruhms.