John McCrone
Als der Affe sprechen lernte
Die Entwicklung des menschlichen Bewußtseins
Aus dem Englischen von Doris Gerstner
FISCHER Digital
John McCrone wurde 1957 geboren. Er hat Zoologie und Psychologie studiert und danach als Journalist gearbeitet. Seine Spezialgebiete sind Wissenschaft und Technik.
Die Sprache ist der maßgebliche Auslöser für die Entwicklung des modernen Menschen. Sie befreit ihn von den Fesseln der Gegenwart und versetzt ihn in die Lage, über sich selbst und seine Umwelt nachzudenken. Sie erlaubt es ihm, die Tätigkeit seines Gehirns zu steuern und Selbst-Bewußtsein zu entfalten.
Das Buch zeichnet sich durch eine bildhafte und allgemeinverständliche Sprache aus, und das Mysterium des menschlichen Geistes wird in seiner Differenziertheit durch eine Vielzahl von Metaphern auch für ein breites Publikum verständlich dargestellt.
Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.
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ISBN dieser E-Book-Ausgabe:978-3-10-561677-2
Mit den statistischen Aspekten der Evolution beschäftigt sich Richard Dawkins in seinem Buch Der blinde Uhrmacher, München 1990.
Einen Überblick über die Entwicklung vom Affen zum Menschen geben folgende Bücher: Lucy. Die Anfänge der Menschheit von Donald Johanson und Maitland Edey, Frankfurt 1989; The Monkey Puzzle von John Gribbins und Jeremy Cherfas, London 1982, und Wie der Mensch zum Menschen wurde von Richard E. Leakey und Roger Lewin, München 1985.
Der Energieverbrauch des Gehirns: Siehe dazu die klassische Studie »The Determination of Cerebral Blood Flow in Man by the Use of Nitrous Oxide in Low Concentrations«, S.S. Kety und C.E. Schmidt, American Journal of Physiology 143, S. 53–56 (1945). Vergleiche auch: Energetics and Human Information Processing, herausgegeben von G.R. Hockey, A. Gaillard und M. Coles (Dordrecht, Niederlande 1986), und Nutrition and the Brain von R.J. und J.J. Wurtman, New York 1977.
Der zahlenmäßige Bestand der Menschenaffen: Die Angaben stammen von der internationalen Organisation World Wildlife Fund (WWF).
Mit geschickten Fingern: »The Seed Eaters: A New Model of Hominid Differentiation Based on a Baboon Analogy«, Clifford Jolly, Man 5, S. 5–26 (1970).
Die Fortbewegung auf zwei Beinen: »Die Evolution des aufrechten Gangs«, C. Owen Lovejoy, Spektrum der Wissenschaft, S. 92–100 (Januar 1989).
Die Ernährung des Australopithecus: Lucy, Johanson und Edey.
Eiszeit: Siehe dazu Die Eiszeiten. Naturgewalten verändern unsere Welt von John Imbrie und Katherine Palmer Imbrie, München 1983.
»K«- und »r«-Strategie: Lucy, Johanson und Edey, S. 399ff.
Fortpflanzungsrate von Schimpansen: Siehe dazu Mutterliebe – auf den ersten Blick? Genese und Wachstum einer menschlichen Beziehung von Wladyslaw Sluckin, Martin Herbert und Alice Sluckin, Bern 1986.
Fleischfresser: Adventures with the Missing Link von Raymond Dart, Philadelphia 1967. Siehe auch Adam kam aus Afrika von Robert Ardrey, München 1989.
Jäger und Sammler: The !Kung of San: Men, Women and Work in a Foraging Society von Richard B. Lee, Cambridge 1979; Stone Age Economics von Marshall Sahlins, London 1974; »The Food-Sharing Behaviour of Protohuman Hominids«, Isaac Glynn, Scientific American, S. 90–108 (April 1976).
Gorillas sind in der Lage, mehr als 116 Pflanzenarten zu identifizieren: The Mountain Gorilla: Ecology and Behaviour von G.B. Schaller, Chicago 1963.
Schimpansen teilen sich auf, um auf Nahrungssuche zu gehen: »Die Verhaltensökologie von Schimpansen«, Michael Ghiglieri, Spektrum der Wissenschaft, S. 104–111 (August 1985).
Das Erlegen eines Pavians: Wilde Schimpansen. Verhaltensforschung am Gombe-Strom, Hamburg 1991; The Predatory Behaviour of Wild Chimpanzees von G. Teleki, Lewisburg, Pennsylvania 1973.
Das Verstecken von Nahrung: Molimo. Drei Jahre bei den Pygmäen von Colin Turnbull, Berlin 1963.
Die Aufzucht von Jungen: Primate Societies herausgegeben von Barbara Smuts, Chicago 1987.
Schimpansen und Menschen: Die Frage, wann sich Schimpansen und Menschen von ihren gemeinsamen Vorfahren abgespalten haben, ist bislang sehr kontrovers beantwortet worden. Fossiliensammler wie Richard Leakey vertraten die Ansicht, daß diese Abspaltung vor mindestens zehn Millionen Jahren stattgefunden haben müsse, während die in jüngster Zeit unternommenen DNS-Vergleiche die Vermutung erhärten, daß zwischen Mensch und Schimpanse eine viel engere Verwandtschaft besteht. Eine allgemeine Einführung in diese Thematik gibt das Buch The Monkey Puzzle von Gribbin und Cherfas; siehe auch Die Suche nach dem Menschen: wie wir wurden, was wir sind von Richard Leakey, Frankfurt a.M. 1982, und »Evolution at Two Levels in Humans and Chimpanzees«, Marie-Claire King und Allan Wilson, Science 188, S. 107–116 (1975).
Genetische Wachstumsschalter: Ontogeny and Phylogeny von Stephen Jay Gould, Massachusetts 1977.
Das Gehirnvolumen: Einen Überblick über die Gehirngröße fossiler Affenmenschen sowie über die Vielzahl der im Miozän vertretenen Affenspezies bietet das reich bebilderte Werk Prehistoric Man von Vratislav Mazak, London 1980. Siehe auch »The Casts of Fossil Hominid Brains«, Ralph Holloway, in Human Ancestors: Readings from Scientific American, San Francisco 1979.
Das Wachstum des Gehirns beim Säugling: »Why Mammals are Not Bird Brained«, Peter Bennett und Paul Harvey, New Scientist, S. 16–17 (4. April 1985). Siehe auch Ontogeny and Phylogeny, Gould.
Myelinisierung und die Entwicklung des Gehirns: Eine allgemeine Einführung in das Thema bietet das Buch The Tangled Wing von Melvin Konner (London 1982). Sehr aufschlußreich ist auch: »Die Plastizität der Hirnentwicklung«, Chiye Aoki und Philip Siekevitz, Spektrum der Wissenschaft, S. 84–93 (Februar 1989).
Der Gesichtssinn junger Katzen: »Development of the Brain Depends on the Visual Environment«, Colin Blakemore und G.F. Cooper, Nature 228, S. 477–478 (1970).
Das Verbinden der Augen bei Säuglingen: Eine anschauliche Darstellung des Gesichtssinnes und der Gehirnstruktur gibt das Buch Unser Gehirn: das lebendige Labyrinth von Robert Ornstein und Richard F. Thompson, Illustrationen von David Macaulay, Reinbek 1986.
In der Wildnis aufgewachsene Kinder: »Jungle Boy« in The Mail on Sunday, S. 32–33 (London, 11. Oktober 1987). Siehe auch Wolf Children and Feral Man von J.A.L. Singh und R.M. Zingg, New York 1942), und Genie: A Psycholinguistic Study of a Modern Day »Wild Child« von S. Curtiss, New York 1977.
Die Benutzung von Werkzeug bei Tieren: »What’s So Special About Using Tools?« Michael Hansell, New Scientist, S. 54–56 (8. Januar 1987).
Der Werkzeuggebrauch bei Schimpansen: »Chimpanzees of the Gombe Stream Reserve«, Jane Goodall in Primate Behaviour: Field Studies of Monkeys and Apes, herausgegeben von I. DeVore, New York 1965. Siehe auch Wilde Schimpansen von Jane Goodall.
Japanische Affen, die Kartoffeln abwaschen: »New Acquired Precultural Behaviour of the Natural Troop of Japanese Monkeys on Koshima Inlet«, M. Kawai, Primates 6, S. 1–30 (1965).
Werkzeugbenutzung bei den Hominiden: Lucy, Johanson und Edey; Man The Toolmaker von K.P. Oakley (Trustees of the British Museum [National History], London 1972); »Tools and Human Evolution«, Sherwood Washburn, Scientific American 203, S. 3–15 (1960).
Großwildjäger: Der Mensch der Vorzeit von Francis Clark Howell, Amsterdam 1977.
Aufstieg des Homo sapiens: Evolution of the Genus Homo von William Howells, Massachusetts 1973.
Flüchtige Muster von Neuronen: Eine gute Einführung in die Arbeitsweise des Gehirns gibt das bereits erwähnte Buch Unser Gehirn: das lebendige Labyrinth von Robert Ornstein und Richard Thompson, Reinbek 1986; außerdem: Der Denkprozeß; was unser Gehirn leistet und was es leisten kann von Edward DeBono, Reinbek 1975; The Fabric of Mind von Richard Bergland, London 1985; Der neuronale Mensch von Jean-Pierre Changeux, Reinbek 1984.
Kontrastlinien: Diese nach ihrem Entdecker auch »Mach-Bänder« genannten Linien werden in dem Buch Visual Perception von T.N. Cornsweet näher erläutert, New York 1970; siehe auch The Handbook of Perception and Human Performance, Bd. 1, herausgegeben von K. Boff, L. Kaufman und J.P. Thomas, New York 1986.
Mechanismen des Sehens: Odd Perceptions von Richard Gregory, London 1987. Siehe auch Auge und Gehirn. Neurobiologie des Sehens von David Hubel, Heidelberg 1990; »Hidden Visual Processes«, Jeremy Wolfe, Scientific American, S. 72–85 (Februar 1983).
Die Großhirnrinde: Siehe Unser Gehirn: das lebendige Labyrinth, Ornstein und Thompson.
Abbildung der Körperoberfläche auf der Großhirnrinde: Biological and Biochemical Bases of Behaviour, herausgegeben von H.F. Harlow und C.N. Woolsey, S. 63–81, Wisconsin 1965; Neurobiology von G.M. Shepherd, Oxford 1983.
Die visuelle Wahrnehmung: Unser Gehirn: das lebendige Labyrinth, von Ornstein und Thompson. Siehe auch »Die Entdeckung der Sehrinde«, Mitchell Glickstein, Spektrum der Wissenschaft, S. 112–119 (November 1988), und Optische Täuschungen. Sehen – Wahrnehmen – Gedächtnis von J.P. Frisby, Augsburg 1988.
Reaktion einer einzelnen Zelle auf eine Hand oder ein Gesicht: »Infero-temporal Cortex and Vision: A Single Unit Analysis«, C. Gross, D. Bender und C. Rocha-Miranda, in The Neurosciences: Third Study Program, herausgegeben von F.O. Schmidt und F.G. Wordon, London 1974. Siehe auch »The Neural Basis of Stimulus Equivalence Across Retinal Translation«, C. Gross und M. Mishkin, in Lateralization of the Nervous System, herausgegeben von S. Harnad, L. Goldstein, J. Jaynes und G. Krauthamer, London 1977.
Bei der Beschreibung dieses Phänomens entsteht gelegentlich der Eindruck, als ob das Feuern einer bestimmten höheren Nervenzelle die gesamte Wahrnehmung einer Hand oder eines beliebigen anderen Gegenstands ausmache – die sogenannte Großmutterzellen-Hypothese. Diese Großmutterzelle befindet sich jedoch an der Spitze eines Eisberges – sie ist nur das letzte Stadium des Wahrnehmungsprozesses. Die Erregung dieser Zelle löst nur dann eine Empfindung in uns aus, wenn die richtigen Botschaften an die Sehfelder zurückgesandt werden.
Die Experimente, die durchgeführt werden, um die Reaktionen einzelner Zellen zu messen, sind zudem umstritten. Da einzelne Hirnzellen außerordentlich klein sind, ist es sehr schwierig, Experimente zu wiederholen. Außerdem können die erzielten Ergebnisse nie als absolut sicher gelten.
Skripten und Schemata: Diese Begriffe stammen aus einem Zweig der Psychologie, der sich mit kognitiven Prozessen beschäftigt. Sie beschreiben die netzwerkartigen Zusammenhänge zwischen Ideen und nicht die zugrundeliegenden Erregungsmuster der Neuronen in der grauen Substanz. Um die geistige Welt der Gedanken und Empfindungen mit der physischen Welt der flüchtigen Nervenaktivität zu verbinden, habe ich hier den Begriff des Netzes eingeführt.
Näher erläutert wird der Begriff »Schemata« in Remembering von F.C. Bartlett, Cambridge 1968. Mit Skripten beschäftigt sich das Buch Scripts, Plans, Goals and Understanding: An Inquiry Into Human Knowledge Structures von R.C. Schank, New Jersey 1977.
Bewußtsein als die Folge der Aktivität von Nervennetzen – mehr dazu in The Organization of Behaviour von D.O. Hebb, New York 1949.
Netze gleiten über die Hirnrinde: Die Wissenschaft verfügt bislang noch nicht über ausreichend empfindliche Instrumente, um die Ausbreitung eines neuronalen Erregungsmusters über die Hirnrinde zu verfolgen. Allerdings sind die Fortschritte auf diesem Gebiet bedeutend. Längst sind die Zeiten vorbei, als man mit Hilfe von Elektroden nur grob die allgemeine Hirntätigkeit messen konnte. So hat man unlängst ein Verfahren entwickelt, bei dem radioaktiver Zucker in das Gehirn injiziert wird. Ein computergesteuerter Scanner »filmt«, wieviel Zucker die hungrigen Hirnzellen aufnehmen. Solche Methoden werden uns viel über die Art und Weise verraten, wie Sinneswahrnehmungen auf die Hirnrinde projiziert werden.
Vergleich der Hirnrinde mit einer Wachstafel: Wie die Hirnrinde arbeitet, wird sehr anschaulich in Der Denkprozeß: was unser Gehirn leistet und was es leisten kann von Edward DeBono beschrieben.
Nerven senden neue Äste aus: Jüngste Forschungen haben gezeigt, daß Ratten, die in »interessanten« Käfigen mit sehr viel Spielzeug großgezogen wurden, weitaus mehr Nervenverbindungen aufweisen als Ratten, die in normalen Laborkäfigen aufwuchsen. Siehe dazu »Brain Changes in Response to Experience«, M. Rosenzweig, E. Bennett und M. Diamond, Scientific American 226, S. 22–29 (1972).
Die Ergänzung von Wahrnehmungen durch Erinnerungen: Kognition und Wirklichkeit. Prinzipien und Implikationen der kognitiven Psychologie von Ulric Neisser, Stuttgart 1979.
Starke Beanspruchung des visuellen Cortex: Daß sich auf dem briefmarkengroßen Areal des primären visuellen Cortex aufgrund der ständigen Reizüberflutung keine permanenten Spuren ausbilden, ist meine eigene Spekulation. In der Literatur ist diese Frage meines Wissens noch nicht behandelt worden. Auch die Vermutung, daß alle Reize zu einigen wenigen »Mutter«-Zellen geleitet werden, wo sie eine bestimmte Erinnerung im »Gedächtnisbereich« hinterlassen, ist bisher noch nicht durch konkrete Beweise erhärtet worden. Allerdings gibt es vereinzelte Beobachtungen, die dafür Anhaltspunkte liefern, so zum Beispiel die Entdeckung jener Zellen im Schimpansengehirn, die eine Hand erkennen. (Gross et al.) Auch der Gehirnchirurg Wilder Penfield berichtete von Patienten, bei denen durch die Reizung einzelner Gehirnareale bestimmte Erinnerungen oder Empfindungen ausgelöst wurden. Jedoch reizte Penfield nicht einzelne Zellen, sondern Gruppen von Zellen. Siehe dazu: The Mystery of the Mind: A Critical Study of Consciousness and the Human Brain von W. Penfield, New Jersey 1975.
Auch Hirnschädigungen durch Blutgerinnsel können sehr aufschlußreich sein. Unlängst erschien in der Zeitschrift Nature (Bd. 316, S. 388) ein Bericht über einen Schlaganfallpatienten, der die Fähigkeit verlor, Obst zu benennen. Es schien, als hätte das Blutgerinnsel genau jene Gruppe von Zellen zerstört, die auf diese Aufgabe spezialisiert war.
Bei der Bildung von Gedächtnisspuren spielt aber nicht nur die Hirnrinde eine Rolle. Auch der Hippocampus und andere zentrale Gehirnstrukturen sind daran beteiligt. So gehört es zu ihren Aufgaben, die Reizflut zu kanalisieren und jene Reize zu kennzeichnen, die fixiert werden sollen. Siehe dazu Brain and Mind, herausgegeben von David Oakley, London 1985, und »Die Anatomie des Gedächtnisses«, Mortimer Mishkin und Tim Appenzeller, Spektrum der Wissenschaft, S. 94–104 (August 1987).
Erweiterung der vorhandenen Grundlagen: Eine Beschreibung, wie das Gehirn im Laufe der Zeit entstanden ist, liefert das bereits mehrfach genannte Buch Unser Gehirn: das lebendige Labyrinth von Ornstein und Thompson. Die Autoren vergleichen das Gehirn mit einem baufälligen Haus, das im Laufe der Jahre recht planlos mit Anbauten versehen wurde. Siehe auch: Animal Thought von Stephen Walker, London 1985, und Evolution of the Brain and Intelligence von H. Jerison, New York 1973.
Eine umfangreiche Experimentierausrüstung: »Wahrgenommene Umgebung und Eigenbewegung«, Hans Wallach, Spektrum der Wissenschaft, S. 96–105 (Juli 1985).
Experiment mit einer besonderen Brille, die oben und unten vertauscht: Der erste, der dies in den zwanziger Jahren versuchte, war der Psychologe G.M. Stratton. Siehe dazu Auge und Gehirn von Richard Gregory, Frankfurt 1972. Ein ähnliches Experiment mit gefärbten Linsen ist in dem Artikel »Experiments with Goggles« von Ivo Kohler beschrieben, Scientific American 206 (5), S. 62 (1962).
Experiment mit Dias: »How We Remember What We See«, Ralph Haber, Scientific American 222 (5), S. 104 (1970). Siehe auch: Recognition and Recall, herausgegeben von J. Brown, London 1976.
Das »Aha-Erlebnis« oder der Erkenntnisschock: Die Wiedererkennung wird selten als ein eigenes Phänomen untersucht. In der Regel gilt sie als ein wenig aufregender Aspekt des Gedächtnisses. Ebenso scheint auch die bewußte Empfindung, die das Wiedererkennen begleitet, in der Forschung nur wenig Aufmerksamkeit erfahren zu haben. Der Aspekt des »Metagedächtnisses« wird jedoch in folgendem Werk behandelt: Memory: A Cognitive Approach von Gillian Cohen, Michael Eysenck und Martin LeVoi, Milton Keynes 1986.
Eine allgemeinere Darstellung des Gedächtnisses finden Sie in folgenden Büchern: So denkt der Mensch: Unser Gedächtnis und wie es funktioniert von Alan Baddeley, München 1988; Memory in the Real World von Gillian Cohen, New York 1989, und Memory Observed: Remembering in Natural Contexts von Ulric Neisser, San Francisco 1982.
Déjà-vu-Erlebnisse: Dies ist meine eigene Erklärung, die sich auf das stützt, was wir über das Wiedererkennungsgefühl und das »Metagedächtnis« wissen. Andere Theorien sind in dem Artikel »Temporal Perception, Aphasia und Déjà Vu« von R. Efron vorgestellt (Brain 86, S. 403, 1963).
Gedächtnisspuren: Die Lokalisierung der Gedächtnisspuren ist eine Frage, die in der Gedächtnisforschung beträchtliche Spekulationen ausgelöst hat. Das Spektrum der Vorschläge reicht von organischen Hologrammen (Brain and Mind, herausgegeben von David Oakley, S. 59–98) bis zu der Vermutung, Erinnerungen würden in Proteinen verschlüsselt, die innerhalb der Neuronen gespeichert sind. Diese Vermutung stützt sich vor allem auf Experimente, wie sie in dem Artikel »Memory in Mammals« von D.J. Albert beschrieben sind (Neuropsychologia 4, S. 79–92, 1966). Untersuchungen an der marinen Nacktschnecke Aplysia weisen jedoch darauf hin, daß das Gedächtnis mit der Bildung neuer Dendritenverbindungen zusammenhängt und daß auch Sensibilitätsveränderungen an den Zellmembranen eine Rolle spielen.
Die menschliche Hirnrinde ist in entfaltetem Zustand etwa so groß wie eine Tischdecke: Animal Thought von Stephen Walker, London 1985.
Gedächtnisleistungen von Tieren: »Cognitive Mapping in Chimpanzees«, E.W. Menzel in Cognitive Processes in Animal Behaviour, herausgegeben von S.H. Hulse, H. Fowler und W.K. Honig, New Jersey 1978; Vertebrate Memory von J.S. Beritoff, New York 1971; »Memory in Food Hoarding Birds«, Sara Shettleworth, Scientific American 248 (3), S. 86–94 (1983). Einen allgemeinen Überblick gibt Animal Thought von Stephen Walker, S. 287–338.
Die »Hardware« des menschlichen Gehirns unterscheidet sich nicht wesentlich von der anderer Lebewesen: Siehe dazu Animal Thought, Walker, S. 142–193.
Sprache ist das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Tier: Obwohl dies eine naheliegende Beobachtung zu sein scheint, neigten Philosophen wie Descartes dazu, geistige oder metaphysische Unterscheidungsmerkmale zu suchen. Hume wies im siebzehnten Jahrhundert als erster auf die Bedeutung der Sprache hin, doch konnten sich seine konservativen Kollegen noch über hundert Jahre behaupten. Erst im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert wurde diese Vorstellung von Schopenhauer wiederaufgegriffen (Die Welt als Wille und Vorstellung, 2 Bände, Arthur Schopenhauer, Frankfurt a.M. 1990).
In diesem Jahrhundert haben Psychologen häufig darauf hingewiesen, daß Sprache das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Tier sei (siehe: Sociobiology von E.O. Wilson, S. 556, Massachusetts 1975). Trotzdem scheint die Frage, wie Sprache den menschlichen Geist verändert hat, keiner systematischen Analyse unterzogen worden zu sein. Dagegen gibt es eine Vielzahl von Experimenten zu der Frage, ob Schimpansen Sprache lernen können und ob sie auf diese Weise einen Geist entwickeln, der dem des Menschen ähnelt. Schimpansen verfügen zwar nicht über den Stimmapparat und die Hirnzentren, die für ein schnelles Sprechen notwendig sind, doch haben Wissenschaftler versucht, ihnen eine Zeichensprache bzw. die Verwendung von Symbolen zur Verständigung beizubringen. Es gibt keine Hinweise darauf, daß Affen dadurch ein dem menschlichen Denken ähnliches Geistesleben entwickelt hätten – aber dies war auch nicht zu erwarten. Damit der Mensch eine innere Steuerungsinstanz entwickeln konnte, waren nicht nur viele Jahrtausende der kulturellen Evolution nötig, sondern auch die Ausbildung einer schnellen inneren Stimme sowie eine intensive gesellschaftliche Erziehung. Einen Überblick über die sprachlichen Leistungen von Affen gibt das Buch Nim von H.S. Terrace, New York 1979, und Animal Thought von Stephen Walker, S. 352–381.
Wie gut können wir uns Listen und Bestellungen merken: »How Big is a Chunk«, H.A. Simon, Science 183, S. 482–488 (1974); »Remembering Drinks Orders: The Memory Skills of Cocktail Waitresses«, Henry Bennett, Human Learning 2, S. 157–169 (1983).
Verlust des Langzeitgedächtnisses durch eine Hirnschädigung: Eine bewegende Dokumentation über einen Schlaganfallpatienten, der eine solche Schädigung erlitt, produzierte die englische Fernsehanstalt Channel 4, London, im Jahre 1987 unter dem Titel Prisoner of Consciousness. Siehe auch: The Clinical Management of Memory Problems von Barbara Wilson, Kent 1986.
Das Auge bemerkt plötzliche Bewegungen: Es gibt zuverlässige Anhaltspunkte dafür, daß eine besondere Zusammenballung von Neuronen im Gehirn als Warnanlage für unseren Gesichtssinn fungiert. Dieses Zentrum im Mittelhirn ist zwar wie das Kleinhirn intelligent, doch löst es keine bewußt wahrgenommenen Empfindungen aus. Auf diese Weise entsteht ein als Blindsehen bekanntes unheimliches Phänomen.
Schlaganfallpatienten, deren visueller Cortex zerstört wurde, und die glaubten, vollständig blind zu sein, wurden gebeten, auf die jeweils brennende Lichtbirne in einem Netz vieler Birnen zu zeigen, die die Versuchsleiter beliebig an- und ausschalten konnten. Zwar protestierten die Versuchspersonen, weil sie doch angeblich nichts sahen, doch zeigten sie immer richtig auf die jeweils leuchtende Birne. Das noch intakte Mittelhirn konnte also »sehen«, auch wenn dies nur unbewußt geschah und sie nur auf plötzliche Bewegungen und Lichtveränderungen reagierten. Diese Fähigkeit wurde zunächst bei Schimpansen beobachtet, deren Cortex entfernt worden war. Siehe dazu »Vision in a Monkey Without Striate Cortex: A Case Study«, N. Humphrey, Perception 3 (3), S. 241–255 (1974).
Bei Reptilien und Vögeln stellt dieses für das Blindsehen verantwortliche Zentrum im Mittelhirn die primäre Sehrinde dar. Im Laufe der Evolution übertrugen die Säugetiere die Aufgabe der visuellen Wahrnehmung dem Großhirn, das bis dahin nur eine kleine Verdickung des Gehirns für die Bewältigung des Geruchs- und Geschmackssinnes war (Animal Thought, S. Walker).
Geräusche werden zunächst nur am Rand des Bewußtseins wahrgenommen und wandern dann plötzlich in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: Ein sehr deutliches Beispiel dafür ist das sogenannte Cocktail-Party-Phänomen. Während wir uns unterhalten, hören wir, wie plötzlich irgendwoanders in dem Stimmengewirr unser Name oder eine empörende Bemerkung fällt. Wir müssen also auf einer niedrigen Bewußtseinsstufe die Hintergrundgeräusche ständig mithören, um bei etwas Interessantem schnell aufhorchen zu können. Eine wahrscheinliche Erklärung für dieses Phänomen ist, daß alle Unterhaltungen am Rande des Bewußtseins aufgenommen werden, bis ein Wort oder ein Ausdruck ein Erkennen bzw. ein Aha-Erlebnis in uns auslösen und so unsere volle Aufmerksamkeit auf diese Unterhaltung lenken. Ähnliche Prozesse laufen in uns ab, wenn wir uns zum Beispiel beim Autofahren darauf verlassen, daß Routinehandlungen auch ohne unsere volle Aufmerksamkeit abgewickelt werden können, und wir nur in schwierigen oder gefährlichen Situationen auf volle Aufmerksamkeit umschalten müssen.
Experimente zum Cocktail-Party-Phänomen: »Attention in Dichotic Listening: Affective Cues and the Influence of Instructions«, N. Moray, Quarterly Journal of Experimental Psychology 11, S. 56–60 (1959).
Das assoziative Gedächtnis: Zahlreiche Studien sind durchgeführt worden, um zu untersuchen, um wieviel schneller und einfacher wir uns an ein Wort oder Bild erinnern, wenn zuvor eine eng damit verwandte Vorstellung geweckt wurde. Siehe dazu: »Associative Encoding and Retrieval: Weak and Strong Cues«, D.M. Thomson und E. Tulving, Journal of Experimental Psychology 86, S. 255–262 (1970), und »Structure of Memory Traces«, E. Tulving und M.I. Watkins, Psychological Review 82, S. 261–275 (1975).
Welche Bedeutung es hat, auf eine Situation vorbereitet zu sein, damit beschäftigt sich auch: Behavioural Economy: An Evolutionary Approach, herausgegeben von J.R. Krebs und N.B. Davies, Oxford 1978.
Die Gedächtnisleistungen Solomon W. Schereschewskijs: The Mind of a Mnemonist von A.R. Luria, New York 1968.
Fotographisches Gedächtnis: »Eidetic Images among the Ibo«, L.W. Doob, Ethnology 3, S. 357–363 (1964); »Eidetic Imagery: Frequency«, R.H. und R.B. Haber, Perceptual and Motor Skills 19, S. 131–138 (1964).
Lernfähigkeit der marinen Nacktschnecke Aplysia: Eine allgemeine Einführung bietet: Explorers of the Black Box: The Search for the Cellular Basis of Memory von Susan Allport, New York 1987.
Diese einfache Neuverschaltung von Nerven ist die Basis aller Lern- und Gedächtnisvorgänge in den höheren Tieren: Die Fixierung des Langzeitgedächtnisses ist ein so komplexer Prozeß, daß es zu weit führen würde, ihn hier zu skizzieren. Jedoch scheinen besondere Teile des Gehirns, wie etwa der Hippocampus, bei der Speicherung und dem Abrufen von Informationen eine wichtige Rolle zu spielen. Obwohl die Gedächtnisforschung noch am Anfang steht, scheint klar zu sein, daß das einfache Prinzip der Neuverschaltung von Nerven allen Gedächtnisprozessen zugrunde liegt.
Chemische Veränderungen an der Synapse: Synapses, Circuits and the Beginnings of Memory von Gary Lynch, Massachusetts 1986.
Eindeutige Bilder und verschwommene Netze: Über das Vorhandensein schnappschußartiger Erinnerungen ist in der Literatur einiges nachzulesen. Daß die meisten Erinnerungen verschwommener Natur sind und wie solche Erinnerungen geweckt werden, darüber liest man nicht sehr viel. Siehe zum Beispiel Autobiographical Memory, herausgegeben von David Rabin (Cambridge 1987); So denkt der Mensch: Unser Gedächtnis und wie es funktioniert von Alan Baddeley, München 1988, und »Vivid Memories«, D.C. Rubin und M. Kozin, Cognition 16, S. 81–85 (1984).
Die im vorliegenden Buch beschriebenen Mechanismen zur Aktivierung beider Arten von Erinnerungen sind größtenteils meine eigene Spekulation.
Die Bedeutung, die ein allgemeines Weltbild für uns hat: Jüngste Forschungen im Bereich der künstlichen Intelligenz haben gezeigt, wie wichtig ein solches allgemeines Wissen ist. Siehe dazu: Machines Who Think von Pamela McCorduck, San Francisco 1979, und Issues in Cognitive Modelling, herausgegeben von A.M. Aitkenhead und J.M. Slack, London 1985. Siehe auch: »Irrwege der Intuition in der Physik«, Michael McCloskey, Spektrum der Wissenschaft, S. 88–99 (Juni 1983).
Einnerungsstrategien, die unserem Gedächtnis auf die Sprünge helfen sollen: Dieser innere Dialog, der unser Gedächtnis anregen soll, ist bisher noch nicht sehr intensiv erforscht worden. Dies liegt zum Teil daran, daß ein ungewöhnlich hohes Maß an Introspektion seitens der Versuchsperson erforderlich wäre. Siehe dazu »Transformations of Memory in Everyday Use«, M. Linton in Memory Observed, herausgegeben von Ulric Neisser, San Francisco 1982, und »Directed Search Through Autobiographical Memory«, W.B. Whitten und J.M. Leonard, Memory and Cognition 9, S. 566–579 (1981).
Wörter sind nichts anderes als Geräusche: Issues in Cognitive Modelling, herausgegeben von Aitkenhead und Slack, S. 159–206, und »Slips of the Tongue«, Michael Motley, Scientific American 253 (3), S. 114–119 (1985).
Die Benennung von Gegenständen führt dazu, daß sie sich stärker herausheben: Immanuel Kant und Georg Friedrich Wilhelm Hegel waren die ersten, die sich im achtzehnten Jahrhundert damit beschäftigten, welche Wirkung Begriffe auf unsere Wahrnehmung der Welt haben – eine Frage, die auch heute noch Gegenstand philosophischer Betrachtung ist, so zum Beispiel im Strukturalismus und in der Semiotik. Auch manche Psychologen beschäftigen sich mit dieser Frage. Das klassische Werk ist hier: Sprache, Denken, Wirklichkeit. Beiträge zur Metalinguistik und Sprachphilosophie von Benjamin Lee Whorf, Reinbek 1984. Allerdings gehen manche Forscher zu weit, wenn sie behaupten, Wörter erzeugten die Welt, die wir wahrnehmen. Studien, die man in Neu-Guinea mit Eingeborenen durchführte, die keine Wörter für Farben besitzen, haben gezeigt, daß sie durchaus in der Lage sind, verschiedene Rottöne ebensogut auseinanderzuhalten wie jeder Angehörige des westlichen Kulturkreises. Man sollte sich also davor hüten, Wörter für mehr zu halten als praktische Bezeichnungen für die Wahrnehmungen selbst. Siehe dazu: »On the Internal Structure of Perceptual and Semantic Categories«, E. Rosch in Cognitive Development and the Acquisition of Language, herausgegeben von T.E. Moore, New York 1973.
Durch die Erregung höherer Zellen werden Vorstellungen und Bilder aktiviert: Dies ist hauptsächlich meine eigene Spekulation, doch stützt sie sich auf Studien, die zeigen, daß die elektrische Reizung bestimmter Hirnteile bei Patienten, die einer Hirnoperation unterzogen werden, detaillierte Bilder und Klänge in ihrem Geist heraufbeschwören kann. Siehe: The Mystery of the Mind: A Critical Study of Consciousness and the Human Brain von W. Penfield, New Jersey 1975; »Bildhaftes Vorstellen und visuelle Wahrnehmung«, Ronald Finke, Spektrum der Wissenschaft, S. 78–87 (Mai 1986); »Concerning Imagery«, D.O. Hebb, Psychological Review, Bd. 75, S. 466–477 (1968).
Augenzeugenberichte vor Gericht: Eyewitnesses Testimony, E.F. Loftus, Massachusetts 1979.
Faktenwissen oder das semantische Gedächtnis: Gemeinhin wird angenommen, daß auf das faktische oder semantische Gedächtnis direkt zugegriffen wird, das heißt verbal und ohne sich auf visuelle Vorstellungen zu stützen. (Siehe dazu: So denkt der Mensch: Unser Gedächtnis und wie es funktioniert von Alan Baddeley.) Allerdings zeigt die Methode der Introspektion sehr schnell, daß sich die Strategien für das Abrufen semantischer Erinnerungen nicht von denen für das Abrufen persönlicher bzw. episodischer Erinnerungen unterscheiden.
Das Selbst-Bewußtsein hängt offensichtlich eng mit dem Gedächtnis zusammen: Dieser Erkenntnis scheint man gemeinhin nicht sehr viel Aufmerksamkeit zu schenken, obwohl sie nebenbei häufig erwähnt wird. In der kognitiven Psychologie wird dieser wichtigen Einsicht noch die größte Bedeutung beigemessen. Siehe zum Beispiel Brain and Mind, herausgegeben von David Oakley, S. 217–251, London 1985.
Die zeitliche Verzögerung zwischen einer Handlung und ihrer gedanklichen Wiederholung beim Schlagen eines Tennisballes: siehe dazu das Tennislehrbuch The Inner Game von Timothy Gallway, London 1974.
Gedankenketten: Die Vorstellung, daß sich Netze wechselseitig beeinflussen, ist an das Verhalten von Nervenzellen in der Netzhaut angelehnt. Eine sehr anschauliche Erklärung der Denkvorgänge bietet das Buch Der Denkprozeß von Edward DeBono, Reinbek 1975.
Komplexität der Hirnrinde und innere Abbildungen: Animal Thought von Stephen Walker, London 1983.
Nachahmungsverhalten bei Delphinen: »Imitative Behaviour in Indian Ocean Bottlenose Dolphins in Captivity«, C.K. Taylor und G.S. Saayman, Behaviour 44, S. 286–298 (1973).
Problemlösungsverhalten bei Schimpansen: Dieses Experiment wurde mit leichten Veränderungen sehr oft wiederholt. Es geht auf die Anfang dieses Jahrhunderts durchgeführten klassischen Untersuchungen von W. Köhler zurück (siehe: Intelligenzprüfungen am Menschenaffen, Berlin 1973).
Problemlösungsverhalten bei Kindern: Play: Its Role in Development and Evolution, Kapitel 24, herausgegeben von J. Bruner, A. Jolly und K. Sylva, London 1976.
Ein Hund wird keine Angst davor haben, daß sein Besitzer ihn morgen schlagen könnte: Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen, Frankfurt a.M. 1977.
Säuglinge müssen lernen, daß Dinge auch dann noch existieren, wenn sie vorübergehend nicht zu sehen sind: Developing Thinking, herausgegeben von S. Meadows, London 1983.
Die navigatorischen Fähigkeiten der Truk-Insulaner: »Culture and Logical Progress«, T. Gladwin in Explorations in Cultural Anthropology, herausgegeben von W.H. Goodenough, New York 1964.
Das Problem der Behandlung eines Magentumors: Die Aufgabe stammt ursprünglich von M.L. Gick und K.J. Holyoak: »Analogic Problem Solving«, Cognitive Psychology 12, S. 306–356 (1980). Die Interpretation mit Hilfe des Netzbegriffes ist meine eigene Spekulation.
Wir verstehen Sachverhalte erst dann, wenn wir sie zu alltäglichen Erfahrungen in Beziehung setzen können: Eine allgemeine Einführung in das Thema bietet: Metaphors We Live By von George Lakoff und Mark Johnson, Chicago 1980.
Die Metaphorik einer Kultur: Eine gut lesbare Abhandlung zu diesem Thema, die sich vor allem auf die jüngste Metapher, den Computer, konzentriert, ist Der digitale Faust. Philosophie des Computer-Zeitalters von David Bolter, Kirchheim 1990.
Freuds hydraulisch geprägtes Menschenbild: Freud entwickelte zusammen mit Jung, Adler und Erikson jene Theorien, die heute als psychodynamische oder tiefenpsychologische Persönlichkeitstheorien bekannt sind. Die diesen Theorien zugrundeliegende hydraulische Metapher kommt besonders in Freuds Werk Die Traumdeutung zum Ausdruck, Frankfurt a.M. 1982, in dem er erstmals das Phänomen der Verdrängung und das Unbewußte erläuterte.
Der Aufstieg des Homo sapiens: In Europa, vor allem in Frankreich, fand man zahlreiche menschliche Schädel und Skelette, die aus jener Zeit stammen. Nach einem Einsiedler, der in der Nähe der Fundorte in einer Kalksteinhöhle lebte, gab man diesem Typus den Namen Cro-magnon-Mensch. Aufgrund dieser Entdeckungen stellte man sich den Homo sapiens lange Zeit als einen intelligenten weißen Europäer vor, der den primitiveren Neandertaler schnell verdrängte. Ältere Funde aus einem viel größeren Verbreitungsgebiet lassen jedoch vermuten, daß sich der Homo sapiens in Nordafrika oder im Nahen Osten entwickelte. Erst nach etlichen zehn Jahrtausenden begann er, sich von dort über die schneebedeckten Ebenen Europas auszubreiten – den natürlichen Lebensraum des robusteren Neandertalers. Siehe Evolution of the Genus of Homo von William Howells, Massachusetts 1973, und Paleoanthropology von G.E. Kennedy, New York 1980.
Frühe Theorien über die Sprachentstehung: Eine allgemeine Einführung in das Thema geben folgende Bücher: The Story of Language von C.L. Barber, London 1972, und Language Origins: A Bibliography von G. Hewes, Den Haag 1975.
Die Rufe der Grünen Meerkatze: »How to Listen to the Animals«, Robin Dunbar, New Scientist, S. 36–39 (13. Juni 1985).
Die Vielfalt menschlicher Laute im Vergleich zur Begrenztheit tierischer Laute: Zu den Lauten der Schimpansen siehe On the Origins of Language von P. Lieberman, New York 1975. Die Vielfalt menschlicher Laute zeigt sich an den zahlreichen verschiedenen Silbenlauten, die es in den verschiedenen Sprachen gibt. Das Englische beispielsweise verfügt über 45 verschiedene Laute, während die hawaiische Sprache nur etwa 13 Laute besitzt. Siehe The Story of Language, Barber, S. 2–15.
Zurechtweisung eines jungen Männchens durch ärgerliches Johlen: Siehe dazu das exzellente Buch von Frans de Waal über das Verhalten der Schimpansen im Zoo von Arnheim: Wilde Diplomaten. Versöhnung und Entspannungspolitik bei Affen und Menschen, München 1991.
Soziale Tiere müssen in der Lage sein, sich ein geistiges Bild von der sozialen Welt ihrer Gemeinschaft zu machen: »Cognitive Mapping in Chimpanzees«, E.W. Menzel in Cognitive Processes in Animal Behaviour, herausgegeben von S.H. Hulse, H. Fowler und W.K. Honig, New Jersey 1978. Siehe auch: »Nature’s Psychologists«, N.K. Humphrey in Consciousness and the Physical World, herausgegeben von B.D. Josephson und V.S. Ramachandran, Oxford 1980.
Mord unter den Schimpansen am Gombe-Fluß: Wilde Schimpansen. Verhaltensforschung am Gombe-Strom von Jane Goodall, Reinbek 1991; »Life and Death at Gombe«, Jane Goodall, National Geographic, S. 592–621 (Mai 1979).
Die Lenkung der kindlichen Aufmerksamkeit: »The Development of Naming«, John McShane, Linguistics 17, S. 879–905 (1979).
Die ersten Wörter entstanden zufällig: Diese Darstellung, wie Sprache entstanden sein könnte, ist weitgehend meine eigene Vermutung; die Verständigung unter Schimpansen: siehe das bereits erwähnte Buch von Frans de Waal Wilde Diplomaten. Versöhnung und Entspannungspolitik bei Affen und Menschen. Ein sehr wichtiges Buch ist auch Biologische Grundlagen der Sprache von Eric Lenneberg, Frankfurt a.M. 1977; siehe auch: »The Origin of Speech«, Charles Hockett, Scientific American 203, S. 88–111 (1960).
Evolution des menschlichen Stimmapparats: The Biology and Evolution of Language von Philip Lieberman, Massachusetts 1984; »The Anatomy of Human Speech«, Jeffrey T. Laitman, Natural History (August 1984); Glossogenetics: The Origin and Evolution of Language, herausgegeben von Eric de Groller, Chur, Schweiz, 1981.
Ist Sprache angeboren oder erworben? Man ist im allgemeinen der Ansicht, daß Sprache sowohl angeboren als auch erworben ist. Allerdings neigt die Fachwelt unter der Führung von Noam Chomsky dazu, den genetisch vorprogrammierten Mechanismen des Spracherwerbs größere Bedeutung zuzumessen, als ich dies hier tue. Dies gilt insbesondere für die Grammatik. Siehe dazu: Language Development, herausgegeben von Andrew Lock und Eunice Fischer, London 1984; Sprache und Geist von Noam Chomsky, Frankfurt a.M. 1973; »Kreolensprachen«, Derek Bickerton, Spektrum der Wissenschaft, S. 110–118 (September 1983).
Sichtbare Schwellung der Sprachzentren: »Right-Left Asymmetries in the Brain«, A. Galaburda et al., Science 199, S. 853–856 (1978).
Schädigung des Gehirns durch einen Schlaganfall: The Tangled Wing, Konner, S. 159.
Anscheinend bereitete die Evolution den Homo erectus auf eine Gebärdensprache vor: Vermutlich waren die ersten sprachlichen Versuche ohne Rückgriff auf Gestik und Mimik nicht verständlich; dies erklärt möglicherweise, warum wir bei der verbalen Kommunikation immer noch in hohem Maße »Körpersprache« einsetzen, auch wenn die meisten Menschen diesen zusätzlichen Hinweisen keine Aufmerksamkeit schenken. Siehe dazu: Der Mensch, mit dem wir leben. Ein Handbuch unseres Verhaltens von Desmond Morris, München 1983, und Körpersprache von J. Fast, Reinbek 1979.
Die Grammatik der Hopi- und Navajo-Indianer: »A Systematization of the Whorfian Hypothesis«, J.A. Fishman, Behavioural Science 5 (4), S. 323–339 (1960).
Die Kultur des Neandertalers: Faustkeil und Mammut. Die Altsteinzeit von François Bordes, München 1968; Shanidar, The First Flower People von Ralph Solecki, New York 1971.
Die kulturelle Explosion des Homo sapiens: »Visual Thinking in the Ice Age«, Randall White, Scientific American, S. 74–81 (Juli 1989).
Zehn Millionen Menschen der Spezies Homo sapiens: Atlas of World Population History von C. McEvedy und R. Jones, London 1978.
Domestizierung von Tieren und Ackerbau: The Neolithic Revolution von S. Cole, London 1970.
Die innere Stimme: Da zu einem besseren Verständnis dieses Phänomens ein hohes Maß an Introspektion erforderlich wäre, ist die innere Stimme ein bisher sehr wenig erforschtes Merkmal des menschlichen Geistes. Das ansonsten umfassende Buch Language Development, herausgegeben von Andrew Lock und Eunice Fisher, erwähnt die innere Stimme beispielsweise nicht.
Einer der wenigen Wissenschaftler, die sich mit der inneren Stimme beschäftigt haben, ist Lev Vygotskij (Denken und Sprechen, Berlin 1964). Einen Überblick über seine Arbeiten zur inneren Stimme und zur gesellschaftlichen Prägung des Selbst-Bewußtseins gibt das Buch Vygotsky and the Social Formation of the Mind von James Wertsch, Massachusetts 1985.
Hintergrundbewußtsein und konzentriertes Bewußtsein: Auch diese Thematik ist bisher nur wenig erforscht worden, obwohl die wesentlichen Merkmale wie verschwommene Bewußtseinsränder und ein scharfer Brennpunkt der Aufmerksamkeit bereits im ausgehenden letzten Jahrhundert zutreffend beschrieben wurden (vergleiche zum Beispiel: William James, nachgedruckt in The Principles of Psychology, London 1950).
Wiederholung einer monotonen Wortfolge, um die innere Stimme auszulöschen: Die eintönigen Gesänge und Mantras mancher Religionen verfolgen offensichtlich genau dieses Ziel, die innere Stimme zu unterdrücken und den Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Vielleicht ist es mit genügend Übung möglich, dies zu erreichen. Siehe dazu: Altered States of Consciousness: A Book of Readings, herausgegeben von C.T. Tart, New York 1969, und Essentials of Zen Buddhism von D.T. Suzuki, London 1963.
Erwachsene als Sprachlehrer: In jüngerer Zeit ist viel darüber veröffentlicht worden, wie Erwachsene schon sehr kleinen Kindern »Sprachlektionen« erteilen. Siehe dazu »Conversations with Children«, Catherine Snow in Language Acquisition, herausgegeben von R. Fletcher und M. Garman, Cambridge 1979. »Wie Kinder Wörter lernen«, G. Miller und P. Gildea, Spektrum der Wissenschaft, November 1987, S. 120–125.
Stadien des Spracherwerbs: Siehe: Language Development, Lock und Fisher, und Baby Language von Maire Messenger Davies, Eva Lloyd und Andreas Scheffler, London 1987.
Lautes Denken bei Kindern: Thought and Language, Vygotskij; How Children Think and Learn von David Wood (Oxford 1988); »Development of Private Speech Among Low Income Appalachian Children«, Laura Berk und Ruth Garvin, Developmental Psychology 20 (2), S. 271–286.
Taubstumme Menschen und Gebärdensprache: Unter den richtigen Bedingungen kann sich eine Zeichensprache entwickeln. Siehe dazu: Jeder sprach hier Gebärdensprache. Erblich bedingte Gehörlosigkeit auf der Insel Martha’s Vineyard von Nora Ellen Groce, Hamburg 1989. Welche Auswirkungen es hat, keine Sprache zu besitzen, damit beschäftigt sich das Buch Denkprozesse ohne Sprache von Hans Furth, Düsseldorf 1972.
Gedächtnisleistungen in der Vergangenheit: Gedächtnis und Erinnern, Mnemonik von Aristoteles bis Shakespeare von Frances Yates, Weinheim 1991.
Das Gewissen: Diese Interpretation des Gewissens als eines Phänomens, das auf dem gedachten Lob oder der gedachten Verurteilung unserer Mitmenschen beruht, ist größtenteils meine eigene Vermutung. Siehe aber auch Moral Development and Behaviour: Theory, Research and Social Issues, herausgegeben von T. Lickona, New York 1976; Psychology: The Science of Mind and Behaviour von Richard Gross, S. 524–554, London 1987, und Morality in the Making von Helen Weinreich-Haste und Don Locke, New York 1973.
Wir spüren das Gewicht der gesellschaftlichen Erwartungen erst dann, wenn wir versuchen, gegen den Strom zu schwimmen: Dramatische Experimente haben gezeigt, daß Passanten häufig tatenlos zusehen, wenn jemand auf einem öffentlichen Platz mit einem Herzanfall zusammenbricht oder tätlich angegriffen wird. Jeder ist wie erstarrt, weil alle darauf warten, daß einer den ersten Schritt unternimmt. Siehe dazu The Unresponsive Bystander: Why Doesn’t He Help? von B. Lantane und J.M. Darley, London 1970. Eines der in diesem Buch beschriebenen Experimente zeigt, daß der Herdeninstinkt sogar in ganz banalen Situationen wirksam ist. So spielten zwei Mädchen in der Wartehalle eines Bahnhofs Frisbee. »Zufällig« flog die Frisbee-Scheibe beim Spielen auf eine dritte Person zu, die in das Experiment eingeweiht war. Wenn diese dritte Person die Scheibe auffing und zurückwarf, schlossen sich die meisten Anwesenden dem Spiel an. Ließ die dritte Person jedoch die Frisbee-Scheibe einfach fallen und machte den Mädchen Vorhaltungen, schlossen sich auch die anderen dem Spiel nicht an.
Welches Gewicht die gesellschaftlichen Erwartungen haben, damit setzen sich auch Douglas Crowne und David Marlowe in ihrem Buch The Approval Motive auseinander, New York 1964. Individualität und freier Wille sind das Thema von James Easterbrook in The Determinants of Free Will, London 1978.
Primitive Gesellschaften, die keine Vorstellung von einer anderen Lebensweise haben: Siehe dazu Molimo. Drei Jahre bei den Pygmäen von Colin Turnbull, Berlin 1963. Die Kongo-Pygmäen, die Jäger und Sammler sind, hatten kein Verständnis für die Gebräuche seßhafter Neger, geschweige denn für die Gebräuche der Weißen.
Gesellschaftliche Rollen und Masken: Social Interaction and Its Management von Judy Gahagan, London 1984.
Frühe Schrift- und Rechenformen: »Zahlen und Maße in den ersten Schriftzeugnissen«, Jöran Friberg, Spektrum der Wissenschaft, April 1984, S. 116–124. Siehe auch: The Story of Language, C.L. Barber.
Leise Lesen lernen: The Day the Universe Changed von James Burke, S. 101–102, London 1985.
Es ist billiger und einfacher, eine Erkenntnis neu zu entdecken, als sie in akademischen Bibliotheken zu suchen: Dies ist natürlich das einzige Zitat, dessen Quelle ich mir nicht notiert habe, und die ich jetzt nicht mehr finde!
Die Stoffwechselveränderungen bei Säugetieren und die Notwendigkeit, Gefühle kontrollieren zu können: Mesozoic Mammals, the First Two-Thirds of Mammalian History, herausgegeben von J.A. Lillegraven, Z. Keilan-Jaworowska und W.A. Clemens, Californien 1979.
Sich in einer Fülle von Bezeichnungen verlieren: Explorations in Personality von H.A. Murray, New York 1938. Siehe auch The Language of Emotion von Joel Davitz, London 1969.
Die höheren Gefühle sind eine Erfindung des Menschen: Die Vermutung, daß die sogenannten höheren Gefühle in Wirklichkeit nichts anderes sind als eine bunte Mischung gesellschaftlich wertvoller Vorstellungen mit einem Schuß »reiner« Gefühle, stammt zum größten Teil von mir. In der Literatur wird diese Vermutung meines Wissens nicht explizit geäußert, obwohl es eine Vielzahl von Hinweisen darauf gibt. Einen Überblick über die verschiedenen Emotionstheorien bietet The Psychology of Emotion von K. Strongman, New York 1973.
Hirnstamm und Erregung: Dieses Phänomen wurde zunächst von G. Moruzzi und H. Magoun entdeckt. Siehe dazu ihren Artikel: »Brain Stem Reticular Formation and Activation of the Electroencephalogram«, Electroencephalography and Clinical Neurophysiology, Bd. 1, S. 455–473 (1949).
Das Maß der Erregung zeigt sich an den vielen bewußt wahrgenommenen körperlichen Symptomen: Die Alltagssprache ist reich an Ausdrucksweisen, die sich auf die Veränderungen des Stoffwechsels bei Erregung beziehen, und die davon Zeugnis geben, daß wir uns dessen durchaus bewußt sind. Zu diesen Redewendungen gehören beispielsweise: »Das Herz schlägt einem bis zum Halse«, »Sie war kreidebleich vor Schreck«, »mit trockenem Mund« etc. Über das Phänomen der Erregung ist eine Menge geschrieben worden, doch der Aspekt, wie sich unsere bewußten Gefühle der Aufregung oder der Entspannung aus der Beobachtung dieser körperlichen Veränderungen ableiten, ist bisher vernachlässigt worden.
Angst und Wut sind zwei Aspekte desselben Phänomens: Daß Angst und Wut auf denselben »Panik«-Reaktionen des Körpers beruhen, ist sehr gründlich erforscht worden. Siehe The Physiology of Behaviour von Neil Carlson, Boston 1979, und Motivation and Emotion von Phil Evans, London 1989.
Die kaltblütige Aggression großer Raubkatzen im Vergleich zur blinden Wut von Affen: The Tangled Wing von Melvin Konner, S. 183–207 (London 1982).
Klassische Experimente mit Adrenalin: »Cognitive, Social and Physiological Determinants of Emotional State«, S. Schachter und J.E. Singer, Psychological Review 69, S. 379–399 (1962).
Schmerz- und Lustzentren im Hirnstamm: »Pleasure Centres in the Brain«, J. Olds, Scientific American 195 (4, 1956); Das Rätsel des Schmerzes von R. Melzack, Stuttgart 1978.
Chemische Prozesse beeinflussen unsere Stimmungen: Motivation and Emotion, Evans.
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