von F. Scott Fitzgerald
Der Name in der Überschrift ist nicht mein wahrer Name – der Bursche, dem er gehört, hat mir erlaubt, ihn für diese Geschichte zu benutzen. Meinen wahren Namen werde ich nicht verraten. Ich bin Verleger. Ich verlege dicke Romane über junge Liebe, verfasst von alten Jungfern in South Dakota, Krimis über wohlhabende Klubmitglieder und Ganovenbräute mit »großen dunklen Augen«, Essays über die Gefahren von allem Möglichen und über die Farbe des Mondes über Tahiti aus der Feder von Collegelehrern und anderen Arbeitslosen. Romane von Autoren unter fünfzehn Jahren nehme ich nicht an. Alle Kolumnisten und Kommunisten (die zwei Wörter kann ich einfach nicht auseinanderhalten) schimpfen auf mich, sie sagen, ich dächte nur ans Geld. Das stimmt – ich denke an fast nichts anderes. Meine Frau braucht Geld. Meine Kinder geben es die ganze Zeit aus. Würde mir jemand alles Geld anbieten, das es in New York gibt, würde ich nicht nein sagen. Ich würde lieber ein Buch mit fünfhunderttausend Vorbestellungen herausbringen, als Samuel Butler, Theodore Dreiser und James Branch Cabell in einem Jahr entdeckt zu haben. Und Sie würden genauso denken, wenn Sie Verleger wären.
Vor sechs Monaten machte ich einen Vertrag für ein Buch, das eine todsichere Sache zu sein schien. Es war von Harden, dem Parapsychologen Dr. Harden. Sein erstes Buch – 1913 von mir veröffentlicht – hatte sich mit der Beharrlichkeit einer Long-Island-Sandkrabbe in den Bestsellerlisten festgekrallt, und damals war Parapsychologie lange nicht so in Mode wie heute. Das neue Buch bewarben wir als herzergreifendes Dokument. Dr. Hardens Neffe war im Krieg umgekommen, und sein Onkel hatte einen eleganten und zurückhaltenden Bericht über seine übersinnliche Kommunikation mit ebendiesem Neffen Cosgrove Harden via diverse Medien geschrieben.
Dr. Harden war kein intellektueller Parvenü. Er war ein angesehener Psychologe, in Wien promoviert, in Oxford habilitiert und zuletzt Gastprofessor an der Universität von Ohio. Sein Buch war weder kaltschnäuzig noch naiv. Seine Haltung war von großer Seriosität grundiert. Beispielsweise erwähnt er in seinem Buch, dass ein junger Mann namens Wilkins ihn aufgesucht und behauptet habe, der Verstorbene schulde ihm drei Dollar und achtzig Cents. Er hatte von Dr. Harden verlangt, den Verstorbenen zu fragen, was in dieser Sache zu tun sei. Dr. Harden hatte sich standhaft geweigert, diesem Verlangen nachzukommen. Seiner Ansicht nach könnte man genauso gut wegen eines verlorenen Regenschirms den Beistand der Heiligen erbitten.
Neunzig Tage lang bereiteten wir die Veröffentlichung vor. Die erste Seite des Buches hatten wir in drei verschiedenen Schrifttypen setzen lassen, und wir ließen je zwei Entwürfe von fünf sündteuren Grafikern anfertigen, bevor wir uns für den perfekten Buchumschlag entschieden. Die Umbruchfahnen wurden von nicht weniger als sieben erfahrenen Korrektoren gelesen, damit nicht etwa das leichteste Zittern im Schwanz eines Kommas oder das Schielen einer Versalie die anspruchsvollen Augen des großen amerikanischen Publikums verletzten.
Vier Wochen vor dem vorgesehenen Erscheinungstermin wurden riesige Kisten an alle Punkte des literarischen Kompasses geschickt. Allein nach Chicago versandten wir siebenundzwanzigtausend Exemplare. Nach Galveston in Texas gingen siebentausend Stück. Jeweils hundert Exemplare wurden mit Ächzen und Stöhnen nach Bisbee, Arizona, Redwing, Minnesota, und Atlanta, Georgia, geschafft. Nachdem die größeren Städte versorgt waren, wurden über den Kontinent hinweg aufs Geratewohl Einheiten von zwanzig, dreißig, vierzig Exemplaren verteilt, so wie ein Sandkünstler sein fast vollendetes Bild mit feinem Rieseln eigenhändig vollendet.
Die erste Auflage des Buches betrug dreihunderttausend Exemplare.
Unterdessen war die Werbeeabteilung fünf Tage die Woche von früh bis spät damit beschäftigt, sich als regelrechte Akzidenzdruckerei zu betätigen, mit Kursivschrift, Unterstreichungen und Versalien, und Schlagworte, Überschriften, Artikel und Interviews vorzubereiten, Fotos auszuwählen, auf denen Dr. Harden nachdenklich, versonnen und besinnlich aussah, Schnappschüsse von ihm zu sammeln, die ihn mit einem Tennisschläger, einem Golfschläger, einer Schwägerin oder einem Ozean zeigten. Lobende Begleitschreiben wurden massenhaft vorbereitet. Freiexemplare wurden gestapelt, adressiert an die Kritiker unzähliger Zeitungen und Zeitschriften.
Der große Termin war der 15. April. Am vierzehnten herrschte Atemlosigkeit in den Büroräumen, und in der Vertriebsabteilung warfen die Angestellten nervöse Blicke auf die leeren Flächen, die für die Bücherstapel vorgesehen waren, und zu den leeren Schaufenstern, wo drei fachkundige Dekorateure den ganzen Abend das Buch in Rechtecken, Bergen, Haufen, Kreisen, Herzen, Sternen und Parallelogrammen arrangieren sollten.
Am Morgen des 15. April um fünf vor neun fiel unsere Chefstenographin Miss Jordan vor lauter Aufregung ohnmächtig meinem Juniorpartner in die Arme. Um Punkt neun erwarb ein alter Herr mit altmodischem Backenbart das erste Exemplar von Die Aristokratie der Welt des Übersinnlichen. Das große Buch war auf dem Markt.
Drei Wochen danach beschloss ich, mich nach Joliet in Ohio zu begeben und Dr. Harden aufzusuchen. Es war ein Fall von Mohammed (oder war es Moses?) und dem Berg. Er war ein scheuer, in sich gekehrter Mensch; man musste ihm gut zusprechen, ihm gratulieren, eventuellen Avancen der verlegerischen Konkurrenz zuvorkommen. Ich wollte alles tun, um mir sein nächstes Buch zu sichern, und in dieser Absicht nahm ich mehrere sorgsam aufgesetzte Verträge mit, die ihm für die nächsten fünf Jahre unangenehme finanzielle Probleme ersparen würden.
Wir verließen New York um vier Uhr. Bei Geschäftsreisen pflege ich ein halbes Dutzend Exemplare meines Spitzentitels einzustecken und sie ganz zufällig den intelligenter wirkenden Mitreisenden zu leihen in der Hoffnung, neue Leserkreise für das Buch zu gewinnen. Bevor wir Trenton erreichten, blätterte eine Dame mit Lorgnette in ihrem Privatabteil misstrauisch in ihrem Exemplar, der junge Mann, der die andere Hälfte meines Abteils innehatte, war völlig in die Lektüre seines Exemplars vertieft, und ein Mädchen mit rotblonden Haaren und auffallend sanftem Blick spielte auf dem hinteren Vorsatzpapier eines dritten Exemplars Tic-Tac-Toe.
Ich döste. Die Landschaft von New Jersey wurde unmerklich zur Landschaft Pennsylvanias. Wir kamen an vielen Kühen und reichlich Wäldern und Feldern vorbei, und zirka alle zwanzig Minuten sah man den immergleichen Farmer in seinem Frachtwagen neben dem Dorfbahnhof seinen Priem kauen und gedankenverloren zu den Fenstern der Pullman-Waggons schauen.
Wir waren an diesem Farmer sicher fünfzehn- oder zwanzigmal vorbeigefahren, als mein Nickerchen abrupt beendet wurde, weil ich merkte, dass der junge Mann in meinem Abteil den Fuß auf- und abbewegte wie ein Schlagzeuger im Orchester und leise Ausrufe und Grunzlaute äußerte. Ich war erschrocken, aber auch erfreut, denn ich konnte sehen, dass er sehr ergriffen war, ergriffen von dem Buch, das er mit seinen langen weißen Fingern umklammert hielt – Dr. Hardens Aristokratie der Welt des Übersinnlichen.
»Soso«, bemerkte ich leutselig, »das scheint Ihr Interesse geweckt zu haben.«
Er sah auf; die Augen in seinem schmalen Gesicht waren von der Art, wie man sie bei zwei Menschentypen sieht: denen, die sich dem Spiritismus verschrieben haben, und denen, die sich vom Spiritismus losgesagt haben.
Da er noch immer benommen wirkte, wiederholte ich meine Bemerkung.
»Interesse!«, rief er. »Interesse! Großer Gott!«
Ich sah ihn aufmerksam an. Ja, er war entweder ein Medium oder einer dieser sarkastischen jungen Männer, die humoristische Geschichten über Spiritisten in Groschenblättchen veröffentlichen.
»Eine bemerkenswerte – äh, Arbeit«, sagte er. »Offenbar hat der – Held, wenn man ihn so nennen will, den größten Teil seiner Zeit seit seinem Tod darauf verwendet, seinem Onkel zu diktieren.«
Ich konnte ihm nur zustimmen.
»Der Wert des Ganzen«, fuhr er fort, »steht und fällt natürlich damit, ob der junge Mann sich dort befindet, wo er zu sein behauptet.«
»Selbstverständlich.« Ich war ratlos. »Der junge Mann muss sich im – im Paradies befinden und nicht – nicht im Fegefeuer.«
»Ja«, stimmte er nachdenklich zu, »es wäre peinlich, wenn er im Fegefeuer wäre oder – noch peinlicher – an einem ganz anderen Ort.«
Das ging mir langsam zu weit.
»Es gab nichts im Leben des jungen Mannes, was vermuten ließe, dass er sich in – in –«
»Natürlich nicht. Die Gegend, auf die Sie anspielen, war mir gar nicht in den Sinn gekommen. Ich sagte nur, es wäre peinlich, wenn er im Fegefeuer wäre, und noch peinlicher, wenn er woanders wäre.«
»Und wo, Sir?«
»Zum Beispiel in Yonkers.«
Das ließ mich zusammenfahren.
»Wie?«
»Wenn er sich nämlich im Fegefeuer aufhielte, dann hätte er einen Fehler gemacht, wenn er aber in Yonkers wäre –«
»Mein lieber Mann«, rief ich ungehalten, »was für eine Verbindung soll es denn zwischen Yonkers und der Aristokratie der Welt des Übersinnlichen geben?«
»Keine. Ich wollte nur sagen, wenn er in Yonkers wäre –«
»Er ist aber nicht in Yonkers.«
»Nein, ist er nicht.« Er schwieg und seufzte wieder. »Tatsächlich ist er vor kurzem von Ohio nach Pennsylvania gelangt.«
Diesmal sprang ich vor lauter Nervosität auf. Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte, aber irgendetwas hatten seine Worte zu bedeuten.
»Sie wollen sagen«, sagte ich schnell, »dass Sie seine astrale Gegenwart spüren.«
Der junge Mann richtete sich feindselig auf.
»Ich habe jetzt genug davon«, sagte er grimmig. »Den ganzen letzten Monat habe ich für die Kurzweil der leichtgläubigen Basil Kings und Queens der ganzen Vereinigten Staaten gesorgt. Ich heiße nämlich zufällig Cosgrove P. Harden, Sir. Ich bin nicht tot; ich war nie tot, und nach der Lektüre dieses Buches werde ich es mir gut überlegen zu sterben!«
Das Mädchen im Abteil gegenüber war von meinem kummervollen und verblüfften Ausruf so erschrocken, dass es ein Tic statt eines Tac in sein Feld eintrug.
Vor meinem inneren Auge sah ich sofort eine lange Reihe von Menschen, die von der 40. Straße, wo mein Verlag sich befindet, bis zur Bowery reichte – fünfhunderttausend Leute, die ein Exemplar von der Aristokratie der Welt des Übersinnlichen in Händen hielten und alle ihre zwei Dollar und fünfzig Cents erstattet haben wollten. Ich überlegte schnell, ob ich die Namen ändern und das Buch vom Sachbuch zum Roman umetikettieren konnte. Aber auch dafür war es zu spät. Dreihunderttausend Exemplare waren in der Hand des amerikanischen Publikums.
Als ich mich einigermaßen erholt hatte, erzählte mir der junge Mann, was ihm nach seinem vermeintlichen Tod widerfahren war. Drei Monate in einem deutschen Gefängnis – zehn Monate mit Hirnhautentzündung in einer Klinik – und ein weiterer Monat, bis er sich an den eigenen Namen erinnern konnte. Eine halbe Stunde nach seiner Ankunft in New York war er einem alten Freund begegnet, der ihn angestarrt hatte, gekeucht hatte und dann in Ohnmacht fiel. Als er wieder bei Sinnen war, gingen sie zusammen in einen Drugstore, um sich einen Cocktail zu genehmigen, und eine Stunde später hatte Cosgrove Harden die verblüffendste Geschichte gehört, die jemals einem Menschen über ihn selbst eröffnet wurde.
Er fuhr mit einem Taxi zur nächsten Buchhandlung. Das Buch, das er suchte, war ausverkauft. Er nahm den nächsten Zug nach Joliet, Ohio, und ein unerwarteter Glücksfall gab ihm das Buch in die Hand.
Mein erster Gedanke war, dass ich es mit einem Erpresser zu tun hatte, aber als ich ihn mit dem Foto auf Seite 226 in Die Aristokratie der Welt des Übersinnlichen verglich, wusste ich, dass er Cosgrove P. Harden sein musste. Er war dünner und älter als auf dem Foto, hatte keinen Schnurrbart mehr, aber er war es.
Ich seufzte – tief und tragisch.
»Und das jetzt, wo es sich besser verkauft als jeder Roman.«
»Roman!«, erwiderte er verärgert. »Es ist ein Roman!«
»In gewisser Weise –«, räumte ich ein.
»In gewisser Weise? Es ist ein Phantasieprodukt! Es erfüllt alle Voraussetzungen: eine lange, hübsche Lügengeschichte. Würden Sie so was einen Tatsachenbericht nennen?«
»Nein«, antwortete ich gelassen, »ich würde von einem Zwischengenre sprechen, einer Gattung, die in der Mitte zwischen Roman und Sachbuch angesiedelt ist.«
Er schlug das Buch aufs Geratewohl auf und stieß einen durchdringenden Klagelaut aus, sodass das rothaarige Mädchen sein Tic-Tac-Toe-Turnier, im Halbfinale vermutlich, unterbrach.
»Sehen Sie selbst!«, jammerte er. »Sehen Sie! Hier heißt es ›Montag‹. Sehen Sie sich meine Existenz auf diesem jenseitigen Ufer am ›Montag‹ an. Also wirklich! Sehen Sie doch! Ich rieche Blumen. Ich verbringe den Tag damit, an Blumen zu riechen. Verstehen Sie? Auf Seite 194 rieche ich in den ersten Zeilen eine Rose –«
Ich hob das Buch vorsichtig an die Nase.
»Ich rieche nichts«, sagte ich. »Vielleicht hat die Druckerschwärze –«
»Riechen Sie nicht!«, schrie er. »Lesen Sie! Ich rieche eine Rose, und das beschert mir zwei Seiten Begeisterung über die edle Natur des Menschen. Ein bisschen riechen! Dann widme ich eine weitere Stunde den Gänseblümchen. Mein Gott! Ich kann mich nie wieder auf einem Alumnitreffen sehen lassen.«
Er blätterte weiter und stöhnte wieder.
»Hier bin ich mit Kindern zusammen – tanze mit ihnen. Ich verbringe den ganzen Tag mit ihnen, und wir tanzen. Wir tanzen nicht mal einen anständigen Shimmy. Wir machen irgendeinen spinnösen Ringelpiez. Ich kann gar nicht tanzen. Ich hasse Kinder. Doch kaum bin ich tot, werde ich zu einer Kreuzung aus Kindermädchen und Vortänzer.«
»Also wirklich«, wandte ich vorwurfsvoll ein, »diese Stelle gilt als besonders schön. Ihre Kleidung wird beschrieben. Sie tragen – warten Sie – nun ja, ein irgendwie flatterndes Gewand. Es flattert hinter Ihnen –«
»Eine Art flatterndes Unterkleid«, sagte er verdrießlich, »und außerdem habe ich Laub auf dem Kopf.«
Das musste ich zugeben – Laub kam vor.
»Und dennoch«, sagte ich beharrlich, »bedenken Sie, wie viel schlimmer es hätte kommen können. Er hätte Sie tatsächlich lächerlich machen können, wenn er Sie Fragen nach der Uhr Ihres Großvaters oder den drei Dollar und achtzig Cents Pokerschulden hätte beantworten lassen.«
Schweigen.
»Ein komischer Vogel, dieser Onkel«, sagte er nachdenklich. »Ich glaube, er ist nicht ganz bei Trost.«
»Keineswegs«, versicherte ich ihm. »Ich habe mein Leben lang mit Autoren zu tun gehabt, und er ist mit Sicherheit der vernünftigste von allen, die ich kenne. Er hat nie versucht, mich anzupumpen; er hat nie verlangt, dass wir die Werbeabteilung feuern, und hat uns nie weisgemacht, dass keiner seiner Freunde in Boston, Massachusetts, ein Exemplar seines Buches käuflich erwerben konnte.«
»Trotzdem werde ich seinen Astralleib schrecklich verprügeln.«
»Und das ist alles?«, fragte ich besorgt. »Sie wollen nicht unter Ihrem wahren Namen an die Öffentlichkeit treten und den Verkauf des Buches zunichte machen?«
»Wie!«
»Das würden Sie bestimmt nicht tun. Bedenken Sie, welche Enttäuschung Sie damit verursachen würden. Sie würden fünfhunderttausend Menschen unglücklich machen.«
»Allesamt Frauen«, sagte er griesgrämig. »Und Frauen sind gerne unglücklich. Meine Freundin zum Beispiel, das Mädchen, mit dem ich verlobt war. Können Sie sich vorstellen, wie sie sich gefühlt hat, als sie mich als Blumenfreund sehen musste? Denken Sie, sie freut sich darüber, dass ich mit einer Schar Kinder herumtolle – auf der ganzen Seite 221? Unverhüllt?«
Ich war verzweifelt. Ich musste sofort das Schlimmste in Erfahrung bringen.
»Was – was werden Sie jetzt tun?«
»Tun«, rief er außer sich. »Na, ich werde meinen Onkel samt seinem Verleger und seinem Presseagenten und der ganzen Mannschaft bis hin zum kleinsten Druckerlehrling, der die verdammten Lettern gesetzt hat, ins Zuchthaus bringen.«
Als wir am nächsten Morgen um neun Uhr in Joliet, Ohio, ankamen, hatte ich ihn so weit beruhigt, dass er halbwegs vernünftig wirkte. Sein Onkel sei ein alter Mann, erklärte ich ihm, ein irregeleiteter Mann. Er sei selbst genarrt worden, daran sei kaum zu zweifeln. Vielleicht hatte er ein schwaches Herz. Der Anblick seines Neffen, der sich plötzlich dem Haus näherte, könnte ihm den Rest geben.
Dabei hatte ich natürlich den Hintergedanken, Cosgrove zu irgendeinem Kompromiss zu bewegen. Wenn man ihn dazu überreden könnte, für einen angemessenen Geldbetrag fünf Jahre oder länger unsichtbar zu bleiben, ließe sich vielleicht noch alles einrenken.
Als wir den kleinen Bahnhof verließen, mieden wir deshalb das Dorf und gingen die halbe Meile zu Dr. Hardens Haus in bedrückendem Schweigen. In hundert Yards Entfernung blieb ich stehen und wandte mich an Cosgrove.
»Sie warten hier«, verlangte ich, »ich muss ihn erst auf den Schock vorbereiten. In einer halben Stunde bin ich wieder da.«
Zuerst protestierte er, doch zuletzt setzte er sich verdrießlich in das dichte Gras am Wegrand. Ich wischte mir die feuchte Stirn ab und ging zum Haus.
Dr. Hardens Garten war sonnenbeschienen und liebevoll mit Purpurmagnolien bepflanzt, die rosa Tränen auf das Gras fallen ließen. Ich sah ihn sofort, er saß am offenen Fenster. Die Sonne drang hinein, kroch in beharrlich länger werdenden Vierecken über seinen Schreibtisch und die Papiere, die darüber gestreut waren, dann über Mr. Hardens Schoß und hinauf zu seinem zerfurchten Gesicht mit der weißen Haarkrone. Auf dem Tisch vor ihm lag ein leerer brauner Umschlag, und seine mageren Finger bewegten sich geschäftig über den Haufen von Zeitungsausschnitten, den er soeben herausgenommen hatte.
Ich stand halb verborgen unter den Magnolien und wollte ihn gerade ansprechen, als ich eine junge Frau in einem purpurfarbenen Hauskleid unter den niedrigen Ästen der dichtgedrängten Apfelbäume am nördlichen Ende des Gartens sah, die sich anschickte, zum Haus zu laufen. Ich wich zurück und beobachtete, wie sie an das offene Fenster trat und ohne Scheu den berühmten Dr. Harden ansprach.
»Ich muss Sie sprechen«, sagte sie unverblümt.
Dr. Harden blickte auf, und ein Ausschnitt aus der Philadelphia Press entglitt seiner Hand. Ich fragte mich, ob das der Artikel war, in dem er als »neuer heiliger Johannes« bezeichnet wurde.
»Über diesen Quatsch!«, fuhr die junge Frau fort.
Sie holte ein Buch unter dem Arm hervor. Es war Die Aristokratie der Welt des Übersinnlichen, was ich an dem roten Umschlag mit den Engeln in den Ecken erkannte.
»Über diesen Quatsch!«, wiederholte sie zornig und warf dann das Buch heftig in ein Gebüsch, wo es zwischen zwei Wildrosen landete und trübselig neben den Wurzeln liegenblieb.
»Na so was, Miss Thalia!«
»Na so was, Miss Thalia!«, äffte sie ihn nach. »Na, Sie alter Narr, dafür, dass Sie dieses Buch geschrieben haben, sollte man sie kaputtern.«
»Kaputtern?« Dr. Hardens Stimme war die schwache Hoffnung zu entnehmen, es könne dies eine neue Ehre bedeuten. Aber er blieb nicht lange im Ungewissen.
»Kaputtern!«, schrie sie laut. »Sie haben richtig gehört! Himmel, Herrgott, verstehen Sie kein Englisch? Waren Sie nie auf einem Prom?«
»Ich wusste nicht«, erwiderte Dr. Harden kühl, »dass College-Abschlussfeiern in der Bowery abgehalten werden, und die Verwendung des Adjektivs ›kaputt‹ als Verb ist mir neu. Was das Buch betrifft –«
»Es ist das übelste Machwerk aller Zeiten.«
»Wenn Sie diese Zeitungsausschnitte lesen –«
Sie lehnte sich mit den Ellbogen auf die Fensterbrüstung, als wollte sie sich ins Zimmer hieven, doch dann ließ sie plötzlich das Kinn auf die Hände sinken, sah ihn ruhig an und begann zu sprechen.
»Sie hatten einen Neffen«, sagte sie. »Das war sein Pech. Er war der beste Mann, den es je gab, und der einzige Mann, den ich je geliebt habe oder lieben werde.«
Dr. Harden nickte und wollte sprechen, aber Thalia klopfte mit ihrer kleinen Faust auf die Fensterbrüstung und fuhr fort:
»Er war tapfer und anständig und friedfertig. Er starb an seinen Verletzungen in einer fremden Stadt und wurde zum verstorbenen Sergeant Harden vom 105. Infanterieregiment. Ein friedliches Leben und ein ehrenvoller Tod. Was haben Sie nur getan!« Ihre Stimme wurde lauter und ließ die Reben am Spalier der Fenster mitfühlend vibrieren. »Was haben Sie nur getan? Sie haben ihn zur Witzfigur gemacht! Sie haben ihn ins Leben zurückgerufen als Fabelwesen, das idiotische Botschaften über Blumen und Vögel und die Anzahl der Füllungen in den Zähnen George Washingtons verbreitet. Sie haben –«
Dr. Harden stand auf.
»Sind Sie hergekommen«, sagte er gereizt, »um mir zu sagen, was –«
»Halten Sie die Klappe!«, rief sie. »Ich sage Ihnen jetzt, was Sie angerichtet haben, und selbst mit allen Astralleibern diesseits der Rocky Mountains können Sie mich davon nicht abhalten.«
Dr. Harden ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
»Sprechen Sie weiter«, sagte er, bemüht, sich zu beherrschen. »Reden Sie sich um Kopf und Kragen, Sie Xanthippe.«
Sie schwieg eine Weile, wandte den Kopf und schaute in den Garten. Ich sah, dass sie sich auf die Lippe biss und die Augen zusammenkniff, um die Tränen zurückzuhalten. Dann wandte sie den Kopf zurück und richtete ihre dunklen Augen wieder auf Dr. Harden.
»Sie haben ihn genommen«, fuhr sie fort, »und als Teigklumpen benutzt, damit Ihr Gaunermedium Kuchen backen kann – Kuchen für hysterische Weibsbilder, die Sie für einen großartigen Menschen halten. Sie und großartig! Ohne jede Achtung vor der Würde und dem Schweigen des Todes? Sie sind ein zahnloser alter Wicht, der sich nicht mal auf echten Kummer rausreden kann, sondern die eigene Leichtgläubigkeit und die einer Menge anderer Dummköpfe ausgenutzt hat. Das ist alles – mehr habe ich nicht zu sagen.«
Dann wandte sie sich ab und ging so schnell, wie sie gekommen war, erhobenen Hauptes den Weg entlang in meine Richtung. Ich wartete, bis sie an mir vorbei war und vom Fenster aus nicht mehr gesehen werden konnte. Dann folgte ich ihr durch das weiche Gras und sprach sie an.
»Miss Thalia.«
Sie drehte sich um und sah mich verdutzt an.
»Miss Thalia, ich will Ihnen sagen, dass vorn am Weg eine Überraschung auf Sie wartet – jemand, den Sie viele Monate lang nicht gesehen haben.«
Ihre Miene war verständnislos.
»Ich will Ihnen die Überraschung nicht verderben«, sagte ich, »aber Sie sollen nicht erschrecken, wenn Sie in wenigen Augenblicken die größte Überraschung Ihrer Tage erleben werden.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte sie ruhig.
»Nichts«, sagte ich. »Gehen Sie einfach weiter den Weg entlang und denken Sie an die schönsten Dinge, die es gibt, und ganz plötzlich wird etwas Unglaubliches geschehen.«
Sie sah mich ratlos an, wandte sich dann langsam ab und ging weiter. Im nächsten Augenblick war sie hinter der niedrigen Steinmauer unter den Magnolien verschwunden.
Es dauerte vier Tage – vier schwüle Tage voller Sorgen –, bis ich genug Ordnung in das Chaos bringen konnte, um eine Art Geschäftskonferenz abzuhalten. Die erste Begegnung Cosgrove Hardens mit seinem Onkel war die schlimmste nervliche Strapaze meines Lebens. Eine Stunde lang saß ich auf der rutschigen Kante eines wackligen Stuhls, bereit, aufzuspringen, sobald ich sah, dass die Muskeln des jungen Cosgrove sich unter seinem Ärmel spannten. Jedes Mal wollte ich instinktiv hochfahren, rutschte von der Stuhlkante und landete mit dem Hintern auf dem Boden.
Dr. Harden beendete das Gespräch zuletzt, indem er aufstand und die Treppe hinaufging. Mit Drohungen und Versprechungen gelang es mir, den jungen Harden in sein Zimmer zu bugsieren und ihm das Versprechen abzunehmen, die nächsten vierundzwanzig Stunden nichts zu unternehmen.
Mit allem Geld, das ich bei mir hatte, bestach ich die zwei alten Dienstboten. Ich schärfte ihnen ein, dass sie den Mund halten mussten. Mr. Cosgrove Harden sei aus Sing Sing ausgebrochen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber es waren schon so viele Lügen in Umlauf, dass es auf eine mehr oder weniger nicht ankam.
Wäre Miss Thalia nicht gewesen, ich hätte schon am ersten Tag die Waffen gestreckt und wäre nach New York zurückgefahren, um dort die Katastrophe abzuwarten. Aber sie war so überglücklich und selig, dass sie sich mit allem einverstanden erklärte. Ich bot an, das junge Ehepaar, das unter falschem Namen im Westen leben würde, zehn Jahre lang großzügig zu unterstützen. Sie machte einen Freudensprung. Ich nutzte die Gelegenheit und malte in glühenden Farben ein Liebesnest, einen Bungalow in Kalifornien, warmes Wetter das ganze Jahr über, Cosgrove, der zum Abendessen nach Hause kam, romantische alte Missionsstationen ringsum, Cosgrove, der zum Abendessen nach Hause kam, die Golden-Gate-Brücke in der Junidämmerung, Cosgrove und so weiter.
Während ich schwadronierte, stieß sie kleine Entzückensschreie aus und wäre am liebsten sofort aufgebrochen. Und am vierten Tag konnte sie Cosgrove überreden, sich im Wohnzimmer an unseren Beratungen zu beteiligen. Ich schärfte dem Hausmädchen ein, dass wir unter keinen Umständen gestört werden dürften, und wir setzten uns, um die ganze Sache gründlich zu erörtern.
Unsere Standpunkte unterschieden sich dramatisch.
Der junge Harden dachte ähnlich wie die Rote Königin in Alice im Wunderland. Jemand hatte einen Bock geschossen und musste jetzt dafür bezahlen. In dieser Familie hatte es genug falsche Tote gegeben, und es würde bald einen echten geben, wenn wir nicht aufpassten!
Dr. Harden vertrat den Standpunkt, dass das Ganze ein schreckliches Kuddelmuddel sei und er weiß Gott nicht wisse, was man nun tun solle, und dass er am liebsten tot wäre.
Thalia vertrat den Standpunkt, dass sie schließlich im Reiseführer Kalifornien nachgeschlagen habe und das Klima dort phantastisch sei – und Cosgrove, der zum Abendessen nach Hause kam.
Mein Standpunkt war der, dass kein Knoten so fest geknüpft sei, dass es nicht doch einen Weg aus dem Labyrinth gebe – und eine Menge weiterer schiefer Bilder, die alle Anwesenden nur noch konfuser machten.
Cosgrove Harden verlangte, dass wir uns vier Exemplare von Die Aristokratie der Welt des Übersinnlichen vornahmen und diskutierten. Sein Onkel sagte, beim bloßen Anblick eines Buches würde ihm übel werden. Thalia schlug vor, dass wir alle nach Kalifornien fahren und das Problem dort lösen sollten.
Ich holte vier Exemplare und verteilte sie. Dr. Harden schloss die Augen und stöhnte. Thalia schlug ihr Buch hinten auf und begann, Bungalows zu zeichnen, in deren Tür jeweils eine junge Ehefrau stand. Der junge Harden blätterte hastig zu Seite 226.
»Da haben wir es!«, rief er. »Direkt gegenüber dem Foto von ›Cosgrove Harden am Tag vor seiner Abreise mit dem kleinen Muttermal über dem linken Auge‹ lesen wir Folgendes: ›Dieses Muttermal hatte Cosgrove immer irritiert. Er war der Ansicht, dass Körper vollkommen sein sollten und dass dies ein Makel war, der von der Natur hätte getilgt werden sollen.‹ Ha! Ich habe kein Muttermal.«
Dr. Harden stimmte ihm zu und gab zu bedenken, dass es sich um eine Verunreinigung des Negativs handeln könne.
»Mein Gott! Wenn mein linkes Bein nicht auf dem Negativ gewesen wäre, dann hättest du mich wahrscheinlich das ganze Buch hindurch einem linken Bein hinterherweinen lassen – und hättest es mir dann in Kapitel neunundzwanzig verpasst.«
»Hören Sie!«, mischte ich mich ein. »Können wir uns nicht auf einen Kompromiss einigen? Niemand weiß, dass Sie hier sind. Können wir nicht –«
Der junge Harden bedachte mich mit einem wütenden Blick.
»Das ist nicht alles. Vom Erkalten von Thalias Zuneigung war noch nicht die Rede.«
»Erkalten!«, protestierte Dr. Harden. »Ich habe nichts damit zu tun. Sie kann mich nicht ausstehen. Sie –«
Cosgrove lachte bitter.
»Bilde dir nichts ein. Denkst du, ich wäre eifersüchtig auf einen alten Tattergreis? Mir geht es darum, dass diese Beschreibungen ihre Zuneigung abgekühlt haben.«
Thalia beugte sich mit ernster Miene vor.
»Meine Zuneigung ist nie erkaltet, Cosgrove – nie.«
»Komm schon, Thalia«, sagte Cosgrove etwas mürrisch, »sie muss zumindest ein bisschen abgekühlt sein. Wie wäre es mit Seite 223? Könntest du einen Mann lieben, der flatternde Unterwäsche trägt? Der – der in Schleiern herumhopst?«
»Ich war bekümmert, Cosgrove; das heißt, ich wäre es gewesen, wenn ich das geglaubt hätte, ich habe es aber nicht geglaubt.«
»Kein Erkalten?« Er klang enttäuscht.
»Nein, Cosgrove, kein bisschen.«
»Na gut«, sagte Cosgrove gereizt, »politisch bin ich sowieso ruiniert – ich meine, wenn ich in die Politik gehen wollte, könnte ich nie Präsident werden. Ich bin nicht mal ein demokratisches Gespenst – ich bin ein körperloser Snob.«
Dr. Harden neigte in tiefer Niedergeschlagenheit sein Gesicht auf die Hände.
Ich unterbrach Cosgrove verzweifelt und sprach so laut, dass er innehalten und mir zuhören musste.
»Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich zehntausend jährlich zahlen werde, wenn Sie sich für zehn Jahre zurückziehen!«
Thalia klatschte in die Hände, und Cosgrove, der es aus dem Augenwinkel sah, zeigte zum ersten Mal schwaches Interesse.
»Und wenn die zehn Jahre vorbei sind?«
»Oh«, sagte ich hoffnungsvoll, »Dr. Harden ist dann – vielleicht –«
»Sagen Sie es nur«, sagte der Doktor finster. »Ich bin dann vielleicht tot. Darauf vertraue ich.«
»Und dann können Sie unter Ihrem richtigen Namen zurückkommen«, fuhr ich herzlos fort. »Und wir verpflichten uns, in der Zwischenzeit keine neue Auflage des Buches herauszubringen.«
»Hm. Und wenn er in zehn Jahren nicht tot ist?«, fragte Cosgrove misstrauisch.
»Oh, ich werde sterben«, versicherte der Doktor ihm schnell. »Da musst du dir keine Sorgen machen.«
»Woher willst du wissen, dass du tot sein wirst?«
»Woher weiß man, dass jeder stirbt? Menschen sterben nun einmal.«
Cosgrove sah ihn missmutig an.
»Humor ist in dieser Diskussion nicht angebracht. Wenn du dich ehrlich bereit erklärst zu sterben, ohne heimliche Vorbehalte –«
Der Doktor nickte finster.
»Von mir aus. Mit dem Geld, das mir bleibt, bin ich bis dahin sowieso verhungert.«
»Das wäre eine Lösung. Und wenn es so weit ist, dann kümmere dich bitte rechtzeitig um dein Begräbnis. Denk bloß nicht, du könntest tot im Haus rumliegen und von mir erwarten, dass ich herkomme und die ganze Arbeit mache.«
Bei diesen Worten wirkte der Doktor etwas ergrimmt, doch dann hob Thalia, die bislang geschwiegen hatte, plötzlich den Kopf.
»Hört ihr draußen was?«
Ich hatte in der Tat etwas gehört – das ich unbewusst als Murmeln gedeutet hatte, ein Murmeln, das lauter wurde und in das sich das Geräusch vieler Schritte mischte.
»Ja«, bemerkte ich, »seltsam –«
Ich wurde unterbrochen – das Murmeln draußen schwoll zu einem Singsang an, dann wurde die Tür aufgerissen, und das Hausmädchen kam mit irrem Blick hereingestürmt.
»Dr. Harden! Dr. Harden«, rief sie voller Entsetzen, »ein Mob kommt die Straße entlang, hierher zum Haus, eine Million Leute. Gleich sind sie auf der Veranda –«
Die wachsende Lautstärke verriet, dass sie schon dort waren. Ich sprang auf.
»Verstecken Sie Ihren Neffen!«, schrie ich Dr. Harden an.
Mit bebendem Bart und weit aufgerissenen triefenden Augen fasste Dr. Harden Cosgrove mit schwachem Griff am Ellbogen.
»Was ist da los?,« stammelte er.
»Ich weiß es nicht. Schaffen Sie ihn auf der Stelle auf den Speicher – streuen Sie Blätter über ihn, verstecken Sie ihn hinter einem Erbstück!«
Mit diesen Worten ging ich und ließ die drei in ratloser Panik zurück. Ich eilte durch die Diele und zur Tür hinaus auf die glasverkleidete Veranda. Ich kam keine Sekunde zu früh.
Auf der Veranda wimmelte es von Männern, jungen Männern in karierten Anzügen und mit Schlapphüten, alten Männern mit Bowlerhüten und ausgefransten Manschetten, die drängelten und schubsten und mir Zeichen machten und laut riefen. Allen gemeinsam war ein Stift in der rechten und ein Notizbuch in der linken Hand – ein offenes Notizbuch, jungfräulich, aber bedeutungsschwanger.
Nach dem Lärm anlässlich meines Erscheinens trat Stille ein – tiefe Stille, die nichts Gutes verhieß –, und dann wurde ein Dutzend Stimmen der Männer mit Notizbuch in der ersten Reihe vernehmbar.
»Jenkins vom Toledo Blade!«
»Harlan von den Cincinnati News!«
»M’Gruder von der Dayton Times!«
»Cory vom Zanesville Republican!«
»Jordan vom Cleveland Plain Dealer!«
»Carmichael von den Columbus News!«
»Martin vom Lima Herald!«
»Ryan von der Akron World!«
Es war unheimlich, gespenstisch – als wäre eine Landkarte von Ohio verrückt geworden, auf der die Meilen taten, was sie wollten, und die Städte von einem Bezirk zum anderen sprangen. Mein Kopf schwirrte.
Dann wieder Stille. Ich bemerkte eine Bewegung mitten in der Menge, eine Art Strudel oder Welle, die durch die Menge wogte wie ein Windhauch durch ein Weizenfeld.
»Was wollen Sie!«, rief ich heiser.
Wie aus einer Kehle ertönte die Antwort von Hunderten.
»Wo ist Cosgrove Harden!«
Die Katze war aus dem Sack! Die Reporter umzingelten mich, bettelnd, drohend, fordernd.
»– ganz schön geheimgehalten, wie – wäre fast nicht rausgekommen – lohnt sich, Rechnungen zu bezahlen – will er kein Interview geben – schicken Sie den alten Scherzbold raus –«
Dann erreichte der sonderbare Strudel in dem Feld aus Menschen plötzlich die erste Reihe und erstarb. Ein großer junger Mann mit gelben Haaren und Beinen wie Stelzen trat mit kräftigen Schritten vor, und Dutzende bereitwilliger Hände schoben ihn mir entgegen. Er kam zur Veranda – die Stufen hinauf –
»Wer sind Sie?«, rief ich.
»Heiße Elbert Wilkins«, keuchte er, »und ich hab alles aufgedeckt.«
Er machte eine Pause und warf sich in die Brust. Das war sein großer Augenblick. Er war der unsterbliche Bote der Götter.
»Ich hab ihn schon am ersten Tag erkannt! Er hat nämlich –« Wir beugten uns alle neugierig vor. »Er hat nämlich drei Dollar und achtzig Cents Schulden bei mir, die er beim Pokern verloren hat, und Spielschulden sind Ehrenschulden!«
Ich bin Verleger, ich verlege alles. Ich suche nach einem Buch, von dem ich fünfhunderttausend Exemplare verkaufen kann. Zur Zeit sind Romane mit übersinnlicher Wendung in Mode. Mir wäre ein Stoff von einem überzeugten Materialisten über ein wohlhabendes Klubmitglied und eine dunkle Ganovenbraut lieber, wenn ich die Wahl hätte – oder eine Liebesgeschichte. Liebe ist eine sichere Karte – zum Lieben braucht man einen lebenden Menschen.
Erst einmal möchte ich feststellen, dass das hier bestimmt nicht passiert ist, dafür ist es viel zu bizarr; ich konnte auch nicht herausfinden, wo genau es stattgefunden hat oder wie die Leute in Wirklichkeit heißen.
Aber hier nun die Geschichte, wie sie mir zu Ohren gekommen ist:
In einer freundlichen Gegend von New Hampshire, auf einem Hügel, der sommers grün und winters weiß ist, stehen dicht beieinander vier oder fünf Häuser. Die Türen und Fenster des größten und prächtigsten Hauses sind an diesem Frühlingsnachmittag zu den Tennisplätzen hin sperrangelweit geöffnet. Immer wieder dringen Klavier- und Geigenklänge an die sommerliche Luft. Unten im großen Salon herrscht reges Treiben, als wäre ein Fest im Gange. Wer die Terrasse entlangginge, würde eine Spielrunde im Billardzimmer sehen, Zuhörer von Suppés schneidiger ›Leichter Kavallerie‹ oder, etwas weiter, einen Handarbeitszirkel beim Sticken – alle sind sie an diesem Junitag in ihren Zeitvertreib vertieft, mit Ausnahme einer großen, in Weiß gekleideten jungen Frau, die am Fenster steht und mit einem Ausdruck glühenden Unmuts hinaus auf die Berge von New Hampshire blickt.
In den Salons unterhielt man sich, teils in heiterer Stimmung. Ein großes Schaf von einem Gentleman in einer Dreiergruppe bemerkte mit leiser Stimme:
»Da drüben ist Mrs. Miller und spielt Bridge. Könnte ich mich doch mit einer anständigen Schere von hinten an sie heranschleichen und ihr ein halbes Dutzend dieser mausgrauen Löckchen abschneiden. Was wären das für hübsche Souvenirs – und was wäre ihr damit geholfen!«
Die beiden anderen Männer fanden seinen Einfall nicht komisch. Einer machte in gebrochenem Spanisch eine verächtliche Bemerkung und warf ihm einen finsteren Blick zu – der dritte war in Gedanken woanders, wirbelte aber herum, als ein vierter Mann an sie herantrat.
»Sieh einer an! Mr. Woods und Mr. Woods und Mr. Woods«, sagte der Neuankömmling gut gelaunt. »Was für ein herrliches Wetter!«
Die drei Mr. Woods – Brüder im Alter von etwa fünfunddreißig, vierzig und fünfundvierzig Jahren – pflichteten ihm bei. Er war ein stämmiger dunkler Typ mit wilden Augen und schwarzen Haaren, dessen Raubvogelgesicht seltsamerweise mit seiner eindringlichen, sonoren Stimme harmonierte. Er war ein echter Dandy und selbstsicherer als jede andere Person im Raum. Er hieß Vincintelli und stammte aus Mailand.
»Hat Ihnen die Musik gefallen, die uns Mrs. Sachs und Mr. Hepburn dargeboten haben?«
»Ich wollte gerade –«, sagte der älteste der Brüder Woods, sprach aber nicht weiter.
»Was wollten Sie gerade?«, fragte Vincintelli streng und milde zugleich.
»Nichts«, sagte Mr. Wallace Woods.
Vincintelli schaute sich um und ließ seinen Blick für einen Moment auf der jungen Frau ruhen, die am Fenster stand. Ihre Körperhaltung missfiel ihm instinktiv – die Art, wie sie dastand, ließ erkennen, dass sie nicht zentripetal, sondern zentrifugal disponiert war, dass es sie in den Juninachmittag hinauszog, in die auf und ab wogende Hügellandschaft, abenteuerlich wie ein Meer ohne Horizont. Es versetzte ihm einen Stich ins Herz; er selbst war gänzlich anders disponiert – ihretwegen war für ihn die Klinik der Mittelpunkt der Welt.
Er verband die Räume zu einem Parallelogramm, sprach hier ein paar Worte zur Begrüßung, ließ da und dort einen Witz oder ein Kompliment fallen, beglückwünschte die Amateurmusiker und ging dann, dicht an Kay Shafer vorbei, die ihn nicht beachtete, zurück zu den Brüdern Woods, die noch immer beisammenstanden.
»Mischen Sie sich doch unter die Leute«, mahnte er. »Sie sollten sich nicht so abkapseln.«
»Yo no quiero«, platzte es verächtlich aus dem zweiten Bruder heraus.
»Mein Spanisch ist, wie Sie wissen, nicht der Rede wert«, sagte Vincintelli gelassen. »Wir könnten es so viel einfacher haben.«
»Yo non hablo Inglese«, behauptete Mr. Woods.
»Aber ganz im Gegenteil, Mr. Woods – Ihr Englisch ist vorzüglich! Sie sind in Amerika geboren und aufgewachsen, wie Ihre Brüder. So ist es doch, nicht wahr?« Er lachte mit Nachdruck und zog seine Uhr hervor. »Halb drei, die Arbeit ruft.« Als er sich schwungvoll zum Gehen wandte, setzten sich auch die anderen Anwesenden in Bewegung und verließen, einzeln oder zu zweit, den Raum.
»Achtung, Achtung«, skandierte der jüngste Mr. Wood, »es erhält Ausfahrt der Zug der New Haven-Eisenbahngesellschaft – über Pelham, Greenwich, South Norwalk, Norwalk!« Er wurde immer lauter, bis er schließlich durch den Raum schmetterte: »Westpoint! Larchmont! NEW HAVEN! UND WEITERE STATIONEN!«
Eine Krankenschwester kam flink an seine Seite getippelt.
»Aber Mr. Woods.« Professionell und gänzlich unempört bekundete sie ihr Missfallen: »Wir dürfen doch nicht einen solchen Lärm machen. Wir gehen jetzt in die Tischlerei, und dort –«
»Auf Gleis 12 steht bereit –« Artig ging er mit, seine Stimme aber, die noch immer nicht zu überhören war, klang jetzt schwermütig. Die anderen Brüder folgten, jeder in Begleitung einer Krankenschwester, und schließlich auch Miss Shafer, nach einem letzten Blick aus dem Fenster und einem Seufzer. Als ein kleiner, kurzbeiniger, kastenförmiger Mann mit Walrossbart ins Zimmer stürmte, blieb sie stehen.
»Guten Tag, Vater«, sagte sie.
»Guten Tag, Liebes.« Er wandte sich an Vincintelli: »Kommen Sie umgehend in mein Büro!«
»Sehr wohl, Professor Shafer.«
»Wann fährst du, Vater?«, fragte Kay.
»Um vier.« Er schien kaum Notiz von ihr zu nehmen, und so machte sie sich gar nicht erst die Mühe, sich von ihm zu verabschieden. Als sie beim Hinausgehen auf ihre Armbanduhr sah, kräuselte sich lediglich ihre jugendliche Augenbraue.
Professor Shafer und Dr. Vincintelli gingen in das Büro des Professors, das sich im selben Gebäude befand.
»Ich werde drei oder vier Tage fort sein«, sagte Professor Shafer. »Ein paar grundlegende Dinge noch: Miss Katzenbaugh wünscht abzureisen, wir können sie nicht daran hindern – halten Sie die Dame unter irgendeinem Vorwand so lange zurück, bis ihre Schwester aus New York eingetroffen ist. Wir haben es hier zwar eindeutig mit paranoider Schizophrenie zu tun, aber was sollen wir machen, wenn sie nicht wollen?« Er zuckte mit den Schultern und warf einen Blick auf seinen Zettel. »Patient Ahrens ist suizidal, lassen Sie ihn nicht aus den Augen, und entfernen Sie alle kleinen Gegenstände aus seinem Zimmer. Wir können nicht vorsichtig genug sein – erinnern Sie sich an die Golfbälle, die wir bei der Autopsie von Mr. Cape gefunden haben – ach ja, Mrs. O’Brien ist wohl als gesund zu betrachten, sie kann entlassen werden. Sprechen Sie mit ihr, und schreiben Sie ihrer Familie.«
»Sehr wohl, Herr Professor«, sagte Vincintelli, der sich beflissen Notizen machte.
»Verlegen Sie Carstairs ins ›Zedernheim‹. Er miaut bei Vollmond und hält die anderen vom Schlafen ab. Hier noch ein paar Rezepte und Instruktionen, die sich von selbst erklären sollten – bitte.« Er lehnte sich zurück. »Das wär’s. Noch Fragen?«
Vincintelli nickte nachdenklich.
»Die Brüder Woods.«
»Andauernd zerbrechen Sie sich wegen der Brüder Woods den Kopf«, sagte Professor Shafer ungehalten. »Die Prognose liegt doch auf der Hand. Mit denen geht es stetig bergab.«
Vincintelli nickte zustimmend. »Heute habe ich die drei zum Lunch mitgenommen«, sagte er. »Ein Fehler. Der Bruder, der sich für einen Bahnhofsansager hält, hat zum Schluss rumkrakeelt.«
Professor Shafer sah auf seine Uhr. »Ich muss in zehn Minuten los«, sagte er.
»Lassen Sie mich rekapitulieren«, sagte Vincintelli. »Die Brüder Woods sind wohlhabende, erfolgsverwöhnte Spekulanten. Der Älteste, Wallace, erleidet 1929, einen Tag nach dem Börsenkrach, einen Zusammenbruch und wird eingewiesen, die Taschen voller Börsentickerband. Er entwickelt den wahnhaften Wunsch, anderen Leuten die Haare abzuschneiden – jedes Mal, wenn er eine Schere in die Finger bekommt, gibt es Schwierigkeiten. Denken Sie nur an den bedauerlichen Vorfall mit Mrs. Reynards Perücke, ganz zu schweigen davon, dass er sich mit einer Nagelschere über Ihre Gesichtsbehaarung hermachen wollte.«
Unangenehm berührt strich sich der Professor durch den Bart.
»Bruder Nummer zwei, Walter, hat die Abteilung für Auslandsanleihen geleitet. Er hat nach den Aufständen in Südamerika einen Zusammenbruch erlitten und ist mit der Wahnvorstellung zu uns gekommen, er könne nur noch Spanisch sprechen. Bruder Nummer drei, John, ist auf Eisenbahnpapiere spezialisiert, ihm geht es gut, bis er eines Tages im Herbst 1931 in Ohnmacht fällt und in dem Glauben wieder zu sich kommt, er sei Bahnhofsansager im Grand Central. Es gibt noch einen vierten Bruder, Peter, er ist so weit gesund und kümmert sich um das Geschäft.«
Professor Shafer sah wieder auf die Uhr. »Das ist alles sehr richtig, Dr. Vincintelli, aber ich muss nun wirklich los. Falls Sie Änderungen am Behandlungsplan vorschlagen möchten, können wir nach meiner Rückkehr darüber sprechen.«
Er fing an, Unterlagen in seine Tasche zu stopfen, Vincintelli sah ihm missmutig zu.
»Aber Professor –«
»Mir scheint, wir sollten unser Augenmerk auf aussichtsreichere Fälle als die Brüder Woods richten« – und damit rauschte er hinaus.
Vincintelli saß noch da – der Ärger stand ihm ins Gesicht geschrieben –, als auf dem Schreibtisch ein rotes Licht aufblinkte und Miss Shafer hereinkam. Der Doktor stand auf.
»Ist Vater schon fort?«, fragte Kay.
»Du kannst ihn noch erwischen.«
»Nicht so wichtig. Ich wollte ihn nur darüber informieren, dass die Presse in der Buchbinderei defekt ist.«
Er starrte sie voll unverhohlener Bewunderung an.
»Wenn man dich so anschaut«, sagte er, »mag man kaum glauben, dass du ausgebildete Ärztin bist.«
»Soll das ein Kompliment sein?«, fragte sie ungerührt.
»Ja, ein Kompliment an deine Jugend. Es gibt keine höhere Berufung als die zum Arzt. Aber der Psychiater« – seine Augen blitzten schwärmerisch auf – »gehört dem Hochadel an, ist der Samurai dieser Profession. Warte nur, bis sich die stattlichen Türme unseres Psychiatrischen Forschungsinstituts dem Rockefeller-Institut gleich in den Himmel recken –«
»Ich glaube«, sagte Kay bedächtig, »und das nicht erst seit heute, dass du erste Anzeichen einer manisch-depressiven Psychose zeigst.« Er sah sie entgeistert an, während sie weitersprach: »Und ich werde wohl auch bald Symptome entwickeln, wenn ich nicht von hier verschwinde. Vater muss doch sehen, dass ich völlig unbegabt bin.«
Kay war dreiundzwanzig und selbst in ihrer wenig schmückenden weißen Kleidung eine unverkennbar anmutige Erscheinung. In ihren braunen Augen flackerte ein Licht, immer wieder schien Belustigung in ihrem Gesicht auf. Doch als sie jetzt weitersprach, war sie vollkommen ernst.
»Was für einen neurotischen jungen Arzt mit hochfliegenden Ambitionen der richtige Ort sein mag, ist es für ein Mädchen mit komischer Nase möglicherweise nicht.«
Vor einem Monat hatte ihr Vincintelli einen Antrag gemacht, sie hatte abgelehnt und zur Bekräftigung gelacht. Sein Instinkt riet ihm, mit einem zweiten Versuch noch zu warten, aber ihm ging einfach nicht mehr aus dem Kopf, wie sie fluchtbereit am Fenster gestanden hatte.
»Weil dir der professionelle Blick auf deine Arbeit fehlt«, sagte er in einem Mäuschen-mach-dir-mal-keine-Sorgen-Ton. »Wenn du siehst, wie jemand leidet, bedrückt dich das – für einen Laien ist das eine völlig normale Regung, aber bei einem Nervenarzt ist sie fehl am Platz. Das sind nur Fälle, mehr nicht – ihre Leiden sind mit unseren Leiden nicht zu vergleichen. Kann sein, dass sie schwerer zu leiden haben, aber doch nicht so wie normale Menschen. Genauso gut könnte man einem Ackergaul die Sensibilität eines gebildeten Menschen unterstellen.«
»Ich sehe da keinen Unterschied«, sagte Kay. »Ich weiß zwar, dass sich Vater nicht wegen jedes Patienten aufreiben kann, aber er ist so hart geworden. Was ich bloß sagen will: Ich bin für diesen Beruf nicht geeignet.«
Er ging auf sie zu, legte ihr sacht die Hand auf den bloßen Unterarm, zuckte aber gleich wieder zurück, als spürte er, wie sich Kays Poren merklich zusammenzogen.
»Lass dir doch helfen, Kay. Wenn du dein Leben mit –«
Ein Klicken unterbrach ihn, das rote Lämpchen auf Professor Shafers Schreibtisch leuchtete auf.
Er nahm gereizt ein wenig Abstand und rief: »Herein!« Die Sekretärin des Professors.
»Mr. Peter Woods aus New York möchte Sie sprechen, Doktor.«
»Mr. Peter Woods – aber natürlich.« Vincintelli baute sich auf, löste seine Gesichtszüge und war, als Mr. Woods den Raum betrat, ganz der joviale Gentleman.
Mr. Woods war ein junger großer Mann um die Dreißig von gefällig-geschliffener Erscheinung und zeigte die zerquälte Miene jener Menschen, auf denen große Verantwortung lastet.
»Dr. Vincintelli?«, fragte er. »Professor Shafer ist wohl nicht da?«
»Treten Sie ein, Mr. Woods – freut mich, Sie zu sehen. Ich bedaure, dass der Professor nicht anwesend ist, aber ich habe mich eingehend mit Ihren Brüdern beschäftigt und kann ihn hoffentlich angemessen vertreten. Schließlich –«
Peter Woods ließ sich in den Sessel neben dem Schreibtisch fallen.
»Ich bin nicht wegen meiner Brüder gekommen, Dr. Vincintelli, sondern meinetwegen.«
Dr. Vincintelli zuckte zusammen und wandte sich hastig an Kay.
»Das wäre es dann von meiner Seite, Miss Shafer«, sagte er. »Ich spreche jetzt mit Mr. Woods.«
Peter Woods bemerkte erst jetzt, dass sich noch jemand im Raum befand, und als er erkennen musste, dass ein hübsches Mädchen sein Geständnis mitgehört hatte, verzog er das Ge