Inhalt

 

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Einleitung

Kapitel 1 – Du bist die Stadt Gottes

Ein Yoga-Zweig, den man »Reinheit« nennt

Neun Öffnungen des Körpers

Die innere Stimme

Kapitel 2 – Yogische Ernährung

Sind wir, was wir essen?

Ernährung und Gesundheit

Gewichtsabnahme

Wie überwindet man Hunger?

Der Weg zu einem gesunden Kreislauf

Müssen wir Vegetarier werden?

Vitamine, Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel

Ernährung, spirituelle Entwicklung und Kundalini

Ernährungsweise und die Neurobiologie der Kundalini

Art der Nahrungsaufnahme und Zubereitung

Essgewohnheiten, Abhängigkeiten und Höhenflüge der Fantasie

Innere Stille und Essgewohnheiten

Abhängigkeiten

Höhenflüge der Fantasie

Halluzinogene und Yoga

Fasten

Die Verbindung von Körper, Verstand und Geist

Kapitel 3 – Shatkarmas für die Reinigung

Reinigung des Körpers und Erleuchtung

Das Säubern von Mund, Nasengängen und Nasennebenhöhlen

Mund und Zunge

Nasengänge und Nasennebenhöhlen – Neti-Kännchen

Nasengänge und Nasennebenhöhlen – Wasserschüssel

Reinigung des Dickdarms

Eingeweidewaschung

Weitere Shatkarmas‹

Nauli

Kapalabhati

Tratak

Kapitel 4 – Amaroli – Innere Verjüngung

Wie führt man die Urintherapie (Amaroli) durch?

Erweiterung der subtilen Biologie für die innere Stille

Zusätzliche Aspekte von Amaroli

Amaroli beim Fasten

Urinkompressen für Wunden und Hautkrankheiten

Verwendung von Urin bei der Nasenwaschung

Amaroli und das natürliche Vajroli

Kapitel 5 – Wie passt das alles zusammen?

Selbstabstimmung bei den Übungen

Stille im Handeln

Anhang

Ayurvedische Ernährungsrichtlinien

Die sechs Geschmacksrichtungen und der Ausgleich der Doshas

Vata ausgleichende Ernährungsempfehlungen

Pitta-ausgleichende Ernährungsempfehlungen

Kapha-ausgleichende Ernährungsempfehlungen

FYÜ-Schriften und Support

Ernährung, Shatkarmas und Amaroli

Yogische Ernährung und Reinigung

für Gesundheit und Geist

 

 

 

Yogani

 

 

 

 

Aus der FYÜ-Erleuchtungsreihe


Übersetzung aus dem Englischen von Bernd Prokop

 

Der Titel der Originalausgabe,

erschienen im Verlag AYP Publishing,

Nashville, Tennessee, U.S.A. 2007

in der Reihe “The AYP Enlightenment Series”, lautet:

Diet, Shatkarmas and Amaroli –

Yogic Nutrition & Cleansing for Health and Spirit

Copyright © 2007 by Yogani

www.aypsite.org

Alle Rechte vorbehalten

 

Kopieren und unautorisierte Weitergabe ist nicht im Sinne

des Autors noch des Verlags und ist gesetzlich verboten. Willst

Du jemandem etwas Gutes tun, verweise ihn bitte auf die

www.fyü.de Website. Das Material dort ist frei zugänglich.

 

Deutsche Ausgabe:

„Ernährung, Shatkarmas und Amaroli – Yogische Ernährung und Reinigung für Gesundheit und Geist“

ist der

sechste Band aus der FYÜ-Erleuchtungsreihe.

© 2017 FYÜ-Verlag – 91809 Wellheim

Alle Rechte vorbehalten

 

Der Titel ist ebenso erhältlich als:

eBook (epub etc.) – ISBN 978-3-942850-43-8

eHörbuch (mp3 etc.) – ISBN 978-3-942850-44-5

Download unter www.fyue.de/shop

 

Weitere lieferbare Titel und Formate aus der

FYÜ-Erleuchtungsreihe finden Sie am Ende des Buchs oder online: www.fyue.de

 

Paperback: ISBN 978-3-942850-07-0

 

 

 


Motto:

 

 

 

 

 

Alles mit Maß und Ziel!

 

Vorwort zur deutschen Ausgabe

 

2003 gründete Yogani, ein anonymer fortgeschrittener amerikanischer Yogi, eine Yahoo-Gruppe, in der er ein sehr effektives System yogischer Techniken und teilweise geheimstes yogisches Wissen vorstellte. Unklarheiten klärte er in vielen Fragenbeantwortungen. Der sich daraus entwickelnde, noch nie da gewesene Fundus an Wissen und Ratschlägen sprach Anfänger wie Fortgeschrittene gleichermaßen an und stieß bald weltweit auf große Resonanz.

Nach der Übertragung auf eine eigene Website (www.aypsite.org) mit gut besuchtem Forum stellte Yogani das zusammengetragene Wissen systematisch in einzelnen Bänden bereit, die nun dem deutschsprachigen Publikum in der FYÜ (Fortgeschrittene Yoga Übungen)-Erleuchtungsreihe zugänglich gemacht werden.

„Ernährung, Shatkarmas und Amaroli – Yogische Ernährung und Reinigung für Gesundheit und Geist“ ist die Übersetzung des sechsten Bandes. Darin wird neben der Beschreibung der Anwendungen untersucht, wie wir Ernährungsgewohnheiten, Reinigungsmethoden und die Urintherapie mit unserer Yoga-Praxis harmonisieren und welche Möglichkeiten der Integration in die tägliche Routine es gibt.

 

Der Übersetzer

Einleitung

 

Obwohl es viele Yoga-Methoden gibt, ist das zugrundeliegende Prinzip sehr einfach. Der menschliche Körper ist ein Tor zwischen unserer äußeren Welt und einem grenzenlosen inneren Reich von Frieden, Liebe und kreativer Energie. Hat man das Tor mithilfe von effektiven spirituellen Übungen einmal aufgestoßen, dann sind Gesundheit, Produktivität und Glück im alltäglichen Leben die natürliche Folge.

Ernährung, Shatkarmas und Amaroli bietet praktische Anweisungen zu einer ganzen Palette von Ansätzen und Techniken, die eine tägliche Routine von yogischen Kernübungen, wozu die tiefe Meditation und das Pranayama der Wirbelsäulenatmung gehören, ergänzen können. Haben wir erst einmal begonnen unsere innere Stille zu kultivieren, werden wir auf natürliche Weise dazu neigen, weitere Schritte zu unternehmen, die unsere innere Reinigung und Öffnung noch erweitern können. Der Nahrung, die wir zu uns nehmen, und die Methoden, die wir nutzen können, um unseren Körper zu reinigen und zu verjüngen, werden wir ganz natürlich mehr Aufmerksamkeit widmen wollen. Deshalb dieser kleine Band dazu.

Hier wollen wir so ziemlich alles näher betrachten, was wir in unseren Körper aufnehmen, und auch das, was ihn wieder verlässt. Während unser Hauptaugenmerk lang erprobten Methoden zur Kultivierung der menschlichen spirituellen Transformation gilt, sind wir genauso daran interessiert, wie wir eine gute Gesundheit fördern können. Glücklicherweise dienen dieselben Mittel sowohl der Kultivierung von robuster Gesundheit wie der Entwicklung des Geistes.

Dies ist kein Buch für Diäten, zumindest nicht in dem Sinne, was man darunter normalerweise versteht – besondere Richtlinien für das, was man entsprechend einer fixen Ideologie, die so entworfen ist, dass sie angeblich für jeden Gültigkeit besitzt, essen soll und was nicht. So einfach funktioniert das Leben nicht. Wir alle haben unterschiedliche Bedürfnisse und sie verändern sich auch bei jedem zu unterschiedlichen Zeiten im Leben. Dies gilt besonders für jene, die sich den Yoga-Übungen widmen, denn aufgrund der Yoga-Übungen verändert sich die innere Neurobiologie ständig hin zu größeren Öffnungen. Die Ernährungsweise wird sich entsprechend umbilden, genauso wie die Notwendigkeit von Reinigungstechniken und anderer Praktiken. Dieses Buch soll zur Ernährung und zu Reinigungsmethoden nützliche Informationen liefern, damit spirituell Praktizierende auf dem von ihnen gewählten Pfad eine weise Auswahl treffen können.

Mit der Erleuchtungsreihe der Fortgeschrittenen Yoga-Übungen sollen die effektivsten Methoden spiritueller Praxis zur Erlangung unmittelbarer und langfristig wirksamer praktischer Ergebnisse in einer Reihe leicht zu lesender Bücher jedermann zugänglich gemacht werden. Seit ihren Anfängen im Jahr 2003 sind die Schriften der Fortgeschrittenen Yoga Übungen ein Experiment, das zeigen soll, was mittels sehr detaillierter Praxisanleitungen – viel detaillierter als dies früher bei spirituellen Schriften der Fall war – vermittelt werden kann.

Können Bücher uns mit den besonderen Mitteln ausstatten, die zum Wandeln auf dem Pfad der Erleuchtung nötig sind? Oder müssen wir uns einem Guru unterordnen, bevor wir Erlösung erlangen können? Nun, es ist klar, wir müssen uns unter etwas einordnen – und wenn es nur das uns innewohnende Potenzial ist, ein freieres und glücklicheres Leben zu führen. Sind wir fähig, das zu tun, und halten wir eine tägliche Übungspraxis bei, können wir Bücher wie diese zum Leben erwecken, so dass sie uns die Wege der menschlichen spirituellen Transformation weisen. Ist der Leser dazu bereit und erweist das Buch seinen Wert, können erstaunliche Dinge geschehen.

Auch wenn als Autor dieses Buches der Name nur einer Person angegeben ist, stellt es in Wahrheit das Destillat der Bemühungen tausender Übender aus tausenden von Jahren dar. Dies ist der Versuch einer Einzelperson, die spirituellen Methoden, die viele Menschen im Lauf der Geschichte angewandt haben, zu vereinfachen und allgemein nutzbar zu machen. Allen, die mir vorangegangen sind, bin ich zutiefst zu Dank verpflichtet, ebenso auch allen, mit denen ich die Ehre habe, gegenwärtig in Kontakt zu stehen, die mit Hingabe üben und gute Resultate erzielen.

Ich hoffe, dir ist dieses Buch eine nützliche Quelle auf dem von dir gewählten Weg.

Übe mit Bedacht und erfreue dich daran!


Kapitel 1 – Du bist die Stadt Gottes

 

Menschliche Wesen haben bemerkenswerte Fähigkeiten, das zu erreichen, was man spirituelle Erfahrungen nennt. Niemand ist von dieser Möglichkeit ausgeschlossen. Jene, die sich danach sehnen, die innere Türe zu öffnen, erwartet eine wundervolle Welt. Wir brauchen nicht weiter als bis zum Funktionieren unseres Herzens, Verstandes und Körpers auszuholen. Durch diese scheinbar belanglosen Aspekte unserer tagtäglichen Existenz, kann das Unendliche aus dem Inneren heraus entfaltet werden. Es bedarf lediglich der Anwendung einiger effektiver Methoden oder Übungen.

Dank des Einsatzes von unzähligen Suchenden und Weisen über Tausende von Jahren sind heutzutage sehr vielfältige spirituelle Übungen verfügbar. Die Erfahrung hat gezeigt, dass einigen dieser Übungen eine größere Bedeutung zukommt, als anderen. Das hauptsächlich deswegen, weil sie grundlegende Änderungen in uns anregen, worauf nachfolgende Übungen und Erfahrungen aufbauen können. Es gibt also bei den Übungen eine logische Ordnung, die uns, wie wir festgestellt haben, auf einen logischen Kurs der Entwicklung durch den Dschungel unserer eigenen Entfaltung geleiten kann. Das ist allerdings nicht annähernd so schwierig, wie es sich anhören mag, wenn wir bereit und willig sind, die wichtigsten Übungen an erste Stelle zu setzen. Von diesen ausgehend wird alles mehr oder weniger automatisch weiterfließen.

Im System der Fortgeschrittenen Yoga Übungen (FYÜ) beginnen wir mit einer kurzen, zweimal täglichen Routine der tiefen Meditation. Innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten, nachdem wir die tiefe Meditation gelernt haben, können wir das Pranayama der Wirbelsäulenatmung, das wir unmittelbar vor der tiefen Meditation ausführen, hinzunehmen. Diese beiden Übungen bilden den Kern des FYÜ-Ansatzes. Sie kultivieren zwei Eigenschaften in uns, die die Grundlage für alle nachfolgenden Übungen bilden. Außerdem kommt es durch sie zu tief greifenden, unendlichen und in unser tägliches Leben eingewobene spirituelle Erfahrungen. Die tiefe Meditation kultiviert die Eigenschaft der inneren Stille oder Ruhe. Das Pranayama der Wirbelsäulenatmung kultiviert die Eigenschaft der ekstatischen Leitfähigkeit und den Fluss der göttlichen Energie im Körper sowie darüber hinaus. Kommen diese beiden Aspekte unserer inneren Natur auf, können eine ganze Reihe anderer Übungen mit hinreichender Effektivität angewandt werden, was unseren Erfahrungshorizont enorm ausdehnt. Zu diesen Übungen gehören Samyama, Asanas, Mudras, Bandhas, Selbstanalyse und tantrische Sexualmethoden. All diese Übungen werden in den FYÜ-Schriften behandelt.

Zusätzlich zu diesen Übungen, von denen einige ziemlich exotisch sind und früher esoterisch waren, beschäftigen wir uns ebenso mit scheinbar mondäneren Aspekten unseres täglichen Lebens – was wir essen und wie wir unseren Körper rein und gut in Schuss halten, so dass dadurch unsere Gesundheit gestärkt und unsere spirituelle Entwicklung erleichtert werden. In Bezug auf die Ernährung und innere Reinigung können bestimmte, erwiesenermaßen wirksame Methoden angewandt werden – besonders während bestimmter Phasen unserer inneren Entwicklung.

Während man mit Ernährung und Techniken zur inneren Reinigung schnell die Herbeiführung und Beibehaltung guter Gesundheit und eines langen Lebens assoziiert, gehen wir hier anders an die Sache heran. Für uns sind Gesundheit und ein langes Leben nur Nebenwirkungen oder zusätzliche Effekte vernünftiger spiritueller Übungen und Fortschritts. Tatsächlich ist ein gesunder Körper die natürliche Folge spiritueller Gesundheit.

Es wird behauptet, der menschliche Körper sei die Stadt Gottes. Damit es in einer Stadt allen gut geht, ist es notwendig, an der zentralen Quelle mit Kernübungen zu beginnen, um dann den Energiefluss durch die Stadt auf eine Weise zu stimulieren und zu regulieren, dass ein Wachstum auf dem höchsten Niveau des Funktionierens möglich ist. Vieles läuft bei diesem Prozess automatisch ab, weil es ein Produkt unserer natürlichen inneren Evolution ist. Wir stimulieren diesen natürlichen Prozess nur mit spirituellen Methoden. Das ist die Perspektive, die wir bei der Ernährung und den inneren Reinigungsmethoden einnehmen.

Ein Yoga-Zweig, den man »Reinheit« nennt

Yoga ist eines der umfassendsten Systeme spiritueller Übungen, das über viele Jahrhunderte tradiert wurde. Yoga heißt „Verbindung“ oder „vereinigen“. Die Methoden des Yoga erleichtern das Verbinden oder Vereinigen unserer inneren Natur mit unserer äußeren, das Verbinden unserer göttlichen mit unseren weltlichen Aspekten. Deshalb sprechen wir von unserem menschlichen Nervensystem oft als Tor zwischen dieser Welt und dem Göttlichen. Wir müssen nur das Tor öffnen und können dann hier auf Erden ein göttliches Leben leben. Es ist gar nicht notwendig, deshalb irgendwohin zu gehen, um vielleicht auf dem Gipfel eines Berges zu praktizieren. Wir brauchen nicht unseren Job zu kündigen, unseren Besitz aufzugeben oder unsere Familie zu verlassen. Wenden wir die Yoga-Methoden einige Minuten jeden Tag an, können wir genauso weitermachen wie zuvor, nur sind wir dann viel glücklicher und effektiver im täglichen Leben. Dies sind die wirklichen Vorzüge von Yoga.

Das traditionelle Yoga-System ist in den Yoga-Sutren des Patanjali beschrieben und besteht aus den acht Gliedern:

 

 

Die kombinierte Anwendung der drei letzten Yoga-Glieder mit einer bestimmten, Samyama genannten Technik bringt das hervor, was man mit Stille im Handeln bei den täglichen Aufgaben des Lebens umschreiben kann.

Die ersten beiden Yoga-Glieder, Yama (Verbote) und Niyama (Gebote) bilden so etwas wie Verhaltensmaßregeln. Das ist vergleichbar mit dem, was man in all den spirituellen Traditionen der Welt – das „tu dies nicht, tu dies, etc.“ – findet.

 

Zu den Verboten und Geboten zählen:

 

 

Beachte, dass Saucha (Reinheit) das Erste ist, was man befolgen muss. Dazu zählen auch die Prinzipien der Ernährung und der Shatkarmas (Reinigungstechniken für den Körper). Saucha bezeichnet den Teil des Yoga, der die Verhaltensmaßregeln betrifft, denen man in unserer modernen Welt besonders viel Aufmerksamkeit schenkt. Viele von uns leben in einer Kultur, die besessen ist von Ernährungsfragen und dem physischen Körper. Beim Yoga ist Saucha wichtig. Doch ist es nur ein Zweig des breiten Spektrums unserer Übungen.

Auch wenn viele traditionelle Ansätze der Yoga-Unterweisungen sagen, Yama (Verbote) und Niyama (Gebote) seien die Grundvoraussetzungen für den Beginn mit Übungen weiter unten in der Liste der acht Glieder, gibt es auch einige (zu denen wir bei FYÜ zählen), die diese Sichtweise nicht teilen. Yama und Niyama kann man auch als Folge eines integrierten Ansatzes der Beschäftigung mit den Übungen ansehen. Wir beginnen mit tiefer Meditation, Pranayama, Körperstellungen und anderen Methoden, d.h. wir kümmern uns erst einmal gar nicht um die Verhaltensrichtlinien von Yama und Niyama.

Wählt man einen integrierten Ansatz, dann ergeben sich Yama und Niyama ganz natürlich als Folgewirkungen.

Dies ergibt sich aufgrund einer Eigenschaft, die jedem eigen ist und die wir das In-Verbindung-Stehen im Yoga nennen. Das soll so viel aussagen, dass eine Übung, die wir wie eine Ursache nutzen, andere Übungen als Wirkung hervorbringt. Je tiefer die Übungen greifen, die wir als Ursache nutzen, desto tief greifender werden zusätzliche Yoga-Glieder stimuliert. Ein praktisches Beispiel davon wäre:

Beginnen wir mit der tiefen Meditation und dem Pranayama der Wirbelsäulenatmung als Kernübungen, dann werden wir feststellen, dass Aspekte von Übungen, die zu den Yamas und Niyamas gehören, sich als Wirkung ganz natürlich einstellen. Durch diese Wirkungen werden dann in unserer Praxisroutine weitere Ursachen hervorgebracht und viel mehr als hätten wir zum Einstieg ausschließlich die Yama- und Niyama-Methoden angewandt.

Dies hat große Bedeutung, wenn wir Ernährungsmethoden und Methoden der inneren Reinigung in Betracht ziehen. Nutzen wir die yogischen Prinzipien der Ernährungs- und Reinigungsmethoden als ein Ergebnis von aufkommender innerer Stille und ekstatischer Leitfähigkeit, die wir in uns durch die tiefe Meditation und das Wirbelsäulen-Pranayama kultiviert haben, dann können wir da viel mehr herausholen. Wenn wir andererseits das Thema der rechten Verhaltensweise durch das blinde Befolgen von äußeren Regeln bewältigen wollen, können wir für unseren spirituellen Fortschritt mehr Hindernisse in Form von zwanghaftem Verhalten und zunehmender Selbstverurteilung erzeugen, als wir beseitigen. Ergibt sich unsere Anwendung von Ernährungs- und inneren Reinigungsmethoden auf natürlichem Wege aus dem Inneren, anstatt von außen aufgezwungen zu sein, dann können wir erwarten, dass der Gewinn aus den in diesem Buch vorgestellten Maßnahmen sehr viel größer ist.

Die clevere Herangehensweise an die Anwendung der Übungen hier besteht darin, erst einmal ein gutes Fundament mit den Kernübungen der tiefen Meditation und dem Pranayama der Wirbelsäulenatmung zu legen. Dann melden sich die Prinzipien von Saucha (Reinigung und Sauberkeit) ganz natürlich aus dem Inneren.

Beim FYÜ-Ansatz widmen wir uns dem Yama und Niyama nur selektiv und nur so viel, wie notwendig ist, einen Schnellstart bei der tiefen Meditation, dem Pranayama der Wirbelsäulenatmung und anderen Übungen zu unterstützen. Dann werden im Gegenzug die Yamas und Niyamas selbst sehr stark durch diese kraftvollen Übungen gefördert und auf natürliche Weise aufblühen.

Heißt dies, dass wir uns in unserem ganzen Leben nie bewusst mit unserer Ernährungsweise beschäftigen? Natürlich nicht. Es heißt nur, dass wir durch ein erzwungenes Verhalten niemals Gesundheit und Glück finden werden. Die beste Herangehensweise ist die, Extreme zu vermeiden und überall Mäßigung walten zu lassen. Wir optimieren unsere Übungen immer nach Maßgabe der besseren Gesundheit und des größeren Glücks. Im Laufe der Zeit wird unser Pfad klarer und wir können unsere Verhaltensweisen diesbezüglich in kleinen Schritten so anpassen, wie es uns unsere Intuition eingibt. Unsere Intuition entwickelt sich zusammen mit dem Aufkommen innerer Stille und ekstatischer Leitfähigkeit, wenn wir nur konstant bei unseren Yoga-Übungen bleiben.

Entlang des Wegs werden unsere inneren Wahrnehmungen sehr verfeinert. Wir lernen, auf unseren Körper zu hören und den inneren Signalen in vielen Dingen, auch bei der Ernährung und inneren Reinigung, zu folgen. An einem gewissen Punkt können wir uns auch auf ganz natürliche Weise zu der kontrovers diskutierten Amaroli-Übung (Urintherapie) hingezogen fühlen. Dies ist eine Verjüngungstechnik, die sowohl etwas mit der Ernährung als auch mit der inneren Reinigung zu tun hat.

 

Neun Öffnungen des Körpers

In alten Yoga-Überlieferungen wird die Analogie mit der Stadt Gottes noch einen Schritt weitergeführt. Die Stadt soll neun Tore besitzen. Damit sind die natürlichen Körperöffnungen gemeint: die beiden Augen, die zwei Nasenlöcher, die beiden Ohren, der Mund, die Harnröhre und der Anus. Wenn man beide Geschlechter zur Gänze berücksichtigt, was in den alten Tagen nicht geschehen ist, dann muss man anmerken, dass sich bei der Frau inklusive Vagina zehn Öffnungen ergeben. Das macht aber keinen großen Unterschied bei den in diesem Buch beschriebenen Methoden. In anderen Yogabereichen, besonders beim Tantra, ist das etwas anderes.

Hier kümmern wir uns um die Versorgung des Körpers mit Nährstoffen und um die Kultivierung der inneren Energien. Auf der physischen Ebene bestimmen wir, was hineingeht und was herauskommt. Auf einer verfeinerteren Ebene ist uns die Unterstützung der Reinigung und Öffnung in den subtilsten Bereichen unserer Neurobiologie wichtig. Wir betrachten das Essen auf diese Weise: Ernährung. Wir betrachten die Reinigungstechniken so: Shatkarmas. Und wir beschäftigen uns auch mit einer Art des Recyclings unseres Urins im Körper: Amaroli. All dies zielt auf das In-Gang-Kommen der ekstatischen Leitfähigkeit im Nervensystem ab. Um das zu erreichen wird der Übende besondere neurobiologische Verbindungsstränge unterstützen. Dazu gehören:

 

 

Durch Beeinflussung des Energieflusses und/oder der Nahrung durch diese Tore können wir das Aufkommen ekstatischer Leitfähigkeit im gesamten Nervensystem sehr erleichtern.

Diese Maßnahmen gemeinsam mit den übrigen in der FYÜ-Erleuchtungsreihe behandelten Übungen unterstützen die anhaltende Ausdehnung von innerer Stille und ekstatischer Leitfähigkeit, die zur Verfeinerung all unserer Sinneswahrnehmungen und Erfahrungen führt. Dazu kommt es durch die Übungen zur Ernährung, Shatkarmas und Amaroli auf natürliche Weise, wenn wir zu ihnen aus dem Inneren heraus hingezogen werden.

 

Die innere Stimme