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2070–71: Fast sechs Jahrzehnte nach der Entdeckung des Wechslers, der erstmals das Pendeln zwischen Parallelwelten ermöglichte, floriert auf der Langen Erde eine neue posthumane Gesellschaft. Doch gerät diese in Aufruhr, als eine geheimnisvolle Botschaft aus der Mitte der Galaxie eingeht: Macht mit. Die superintelligenten Next entdecken darin die Baupläne für eine künstliche Intelligenz von gewaltigen Ausmaßen. Einmal gebaut, könnte der Computer nicht nur die Position der Langen Erde im Kosmos für immer verändern, sondern auch Antwort geben auf die Frage aller Fragen: Was ist der Sinn des Lebens? Doch niemand kennt den Sender der Botschaft, und niemand weiß, ob seine Absichten friedlich sind.

Terry Pratchett und
Stephen Baxter

Der Lange Kosmos

Roman

Ins Deutsche übertragen
von Gerald Jung

Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »The Long Cosmos« bei Doubleday, an imprint of Transworld Publishers, London.

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1.Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung November 2017

Copyright © der Originalausgabe 2016

by Terry and Lyn Pratchett and Stephen Baxter

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2017

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung und Konzeption: UNO Werbeagentur

nach dem Originalentwurf von R.Shailer/TW

Umschlagmotive: © Shutterstock/bg_knight, Shutterstock/plampy, Shutterstock/lightweavemedia/Shutterstock/Juan Aunion

Die Konstruktionszeichnung auf S. 7 stammt von Richard Shailer.

Redaktion: Uta Rupprecht

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-20568-3
V001

www.goldmann-verlag.de

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Für Lyn und Rhianna, wie immer

T. P.

Für Sandra

S. B.

VORWORT

Das Projekt LANGE ERDE wurde Anfang 2010 im Laufe eines Gesprächs bei einer Dinnerparty geboren, als Terry mir von der Idee zu einer SF-Geschichte erzählte, die schon seit langer Zeit bei ihm in der Schublade lag. Noch vor Ende der Party hatten wir beschlossen, diese Idee gemeinsam weiterzuentwickeln. Ursprünglich waren insgesamt zwei Bände geplant, aber als wir im Dezember 2011 die Rohfassung des ersten Buches (Die Lange Erde) fertiggestellt hatten, waren aus diesem ersten Band bereits zwei Bücher geworden. Dann konnten wir der Idee nicht widerstehen, mit Buch 3 einen »Langen Mars« zu erforschen, und dachten bereits über einen groß angelegten kosmischen Höhepunkt für die gesamte Reihe nach … So kam es, dass wir unseren heldenhaft geduldigen Verlegern den Plan für eine auf fünf Bände angelegte Reihe vorlegen konnten.

Die Bücher wurden im Jahresrhythmus veröffentlicht, aber wir kamen viel schneller voran. Dabei arbeitete die Zeit nicht unbedingt für uns, zumal Terry noch einige andere Projekte verfolgen wollte. Die Bände 1 und 2 der Reihe wurden in den Jahren 2012 und 2013 veröffentlicht (deutsche Ausgaben 2013 und 2015), und im August 2013 war das Konzept der letzten drei Bände der Reihe fertig, einschließlich des vorliegenden Buches. Wir legten die Entwürfe unserem Verlag vor und stellten dann ein Buch nach dem anderen fertig. Im Herbst 2014 sah ich Terry zum letzten Mal, als wir unter anderem an der Passage mit den großen Bäumen in Der Lange Kosmos (ab Kapitel 39) arbeiteten. Mir allein oblag es schließlich, dieses Buch während des Lektorats und bis zur Veröffentlichung zu begleiten.

S. B.

1

MACH MIT

Wenn man unterwegs war, bedeutete »nach unten« immer in Richtung der Datum-Erde. Hinab zu den geschäftigen, trubeligen Erden. Hinab zu den Millionen von Menschen. »Nach oben« bezeichnete die Richtung zu den stillen Welten und der sauberen Luft der Hohen Megas.

Fünf Schritte westlich von Datum-Madison, Wisconsin, stand Joshua Valienté an einem bitterkalten Märztag auf einem kleinen Friedhof neben einem Kinderheim vor dem Grabstein seiner Frau. So weit »unten« war er schon lange nicht mehr gewesen, so niedergeschlagen und betrübt. Helen Green Valienté Doak. »Was ist passiert, Liebes?«, fragte er leise. »Wie konnte es nur so weit mit uns kommen?«

Er hatte keine Blumen dabei. Was auch nicht nötig war, die Kinder pflegten das kleine Grab ausgezeichnet, vermutlich unter der liebevollen Anleitung von Schwester John, einer alten Freundin Joshuas, die das Heim inzwischen leitete. Es war auch Schwester Johns Idee gewesen, diesen Stein aufzustellen als Trost für Joshua, wenn er hierher zu Besuch kam. Helen hatte darauf bestanden, auf der Datum begraben zu werden, an einem viel weniger gut erreichbaren Ort.

Auf dem Stein stand Helens Todesdatum im Jahre 2067. Jetzt, drei Jahre später, stellte Joshua fest, dass er mit dieser grausamen Tatsache immer noch zu kämpfen hatte.

Er war seit jeher gern allein gewesen, zumindest über große Abschnitte seines Lebens hinweg. Sogar seine Erfahrungen am Wechseltag hatte er diesem Verlangen nach Einsamkeit zu verdanken. Inzwischen war es über ein halbes Jahrhundert her, dass ein unverantwortliches Genie namens Willis Linsay die Bauanleitung für einen einfachen, von jedermann ohne große Mühe zu bastelnden Apparat namens »Wechsel-Box« online gestellt hatte. Sobald man sich eine solche Box gebaut und an den Gürtel geschnallt hatte, konnte man, indem man den Schalter auf ihrem Deckel betätigte, wechseln, das heißt, von der alten Welt, die von allen mittlerweile nur noch die Datum-Erde genannt wurde, mit einem Schritt in eine andere Welt hineingehen. In eine stille, von dichtem Wald bedeckte Welt, falls man wie der damals dreizehnjährige Joshua von einem Ort wie Madison, Wisconsin, aus wechselte. Drückte man den Schalter in die andere Richtung, kehrte man an den Ausgangspunkt zurück. Man konnte aber auch, wenn man wie der junge Joshua mutig genug war, noch weiter gehen und Schritt für Schritt von einer Welt in die nächste gelangen … Mit einem Mal stand allen Menschen die Lange Erde offen – eine schier endlose Kette paralleler Welten, einander ganz ähnlich, aber nicht identisch, und alle, bis auf die ursprüngliche Erde – die Datum-Erde – völlig menschenleer.

Für einen Einzelgänger wie den jungen Joshua Valienté war die Lange Erde ein perfekter Zufluchtsort. Aber wohin man auch floh, irgendwann musste man wieder zurückkommen. Und jetzt war er siebenundsechzig, seine Frau war tot und Sally Linsay schon lange verschollen – jene beiden so gegensätzlichen Frauen, die sein Leben bestimmt hatten –, und nachdem sich sein einziger Sohn mehr oder weniger von ihm entfremdet hatte, blieb Joshua überhaupt nichts anderes mehr übrig, als allein zu sein.

Mit einem Mal verspürte er einen stechenden Kopfschmerz, der ihm wie ein Stromschlag durch die Schläfen fuhr.

Und während er noch so dastand, glaubte er, etwas zu hören. Es ähnelte dem Unterschallgrummeln eines tiefen Bebens mit so gewaltigen und dichten Klangwellen, dass man sie eher spüren als hören konnte.

Joshua versuchte, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren – den Friedhof, den Namen seiner Frau auf dem Stein, die Plattenbauten auf dieser Nahen Erde, die sämtlich aus Holzwänden und Sonnenkollektoren bestanden. Doch dieses ferne Geräusch ließ ihn nicht los.

Etwas rief ihn. Etwas, das aus den Hohen Megas herüberhallte.

MACH MIT

Und noch viel weiter von der Datum entfernt, in einem leeren, mit Sternen übersäten Himmel an einer Stelle, an der eigentlich eine Erde sein sollte:

»Das ist unmöglich«, sagte Stella Welsh und starrte auf ihr Tablet.

Dev Bilaniuk seufzte. »Ich weiß.« Stella war über sechzig und damit über dreißig Jahre älter als Dev. Zudem war Stella eine Next und damit so intelligent, dass Dev, der mit seinem Doktortitel von der Universität Walhalla auch nicht eben ein Dummkopf war, sofort ausstieg, sobald Stella intellektuell lossprintete und ernsthafte Berechnungen oder Analysen zu irgendeinem Thema anstellte. Allerdings sah sie aus Devs Perspektive gerade nicht besonders intelligent aus, wie sie in dieser riesigen, höhlenartigen Kammer tief im Inneren des Backsteinmondes kopfüber von der Decke hing. In der Schwerelosigkeit stand ihr üppiges graues Haar nach allen Seiten ab.

Außerdem schien sie angesichts der »Einladung«, also der Nachricht, die das Radioteleskop Cyclops soeben aufgefangen hatte, ebenso vor den Kopf geschlagen zu sein wie Dev.

»Zum einen«, stellte sie fest, »ist Cyclops überhaupt noch nicht ganz fertiggestellt.«

»Klar. Aber die Tests der Teilgeneratoren waren bis jetzt erfolgreich. Wir waren gerade dabei, die Zielmuster auszutauschen, als dieses … dieses SETI-Dings … einfach so im Datenstrom auftauchte und sich selbst runtergeladen hat, und …«

»Außerdem haben wir Berichte erhalten, dass andere Teleskope, in erster Linie auf den Nahen Erden und der Datum selbst, dieses Signal ebenfalls aufgefangen haben. Das heißt, auf anderen Wechselwelten. Es handelt sich also nicht einfach um irgendeinen Sender, der hier in unserem Himmel Funksprüche absondert. Es handelt sich um ein Phänomen, das die gesamte Lange Erde betrifft. Wie ist das möglich, verdammt noch mal?«

Zögerlich sagte Dev: »Auch im Outernet kursieren so merkwürdige Nachrichten. Da passiert ziemlich seltsames Zeug in der Langen Erde. Hat nichts mit Radioastronomie zu tun. Dazu komische Sachen im Trollruf …«

Sie schien ihn nicht einmal gehört zu haben. »Und dann diese Entschlüsselung.« Sie schaute wieder auf den Bildschirm des Tablets, auf die beiden einfachen Worte, die dort standen: MACH MIT.

»Unter diesem Grundmuster scheinen noch wesentlich mehr Informationen versteckt zu sein«, sagte Dev jetzt. »Vermutlich können wir erst dann alles herausfischen, wenn das gesamte Cyclops-Spektrum voll funktionstüchtig ist.«

»Die Sache ist doch die«, sagte sie bedeutsam, »dass das, was wir da empfangen haben, seinen eigenen codierten Entzifferungs-Algorithmus schon in sich trug, wie eine Art Computer-Virus. Einen Algorithmus, der dazu in der Lage ist, seinen eigenen Sinngehalt ins Englische zu übersetzen.«

»Und in jede andere Sprache«, sagte Dev. »Menschliche Sprache, meine ich. Wir haben es überprüft. Wir haben das Ding auf das Tablet eines chinesischen Muttersprachlers in unserem Team heruntergeladen …«

Dev hatte sich dafür einen ordentlichen Rüffel der Regierung eingehandelt. Aber das angespannte Verhältnis zwischen China und den westlichen Nationen auf der Datum hatte hier oben, zwei Millionen Welten entfernt, keinerlei Bedeutung.

»Wie soll das bitte gehen?«, blaffte Stella jetzt. »Wieso kann das verdammte Ding mit uns sprechen, ohne zuvor irgendetwas über die Existenz der Menschheit und unserer Sprachen zu wissen? Wir glauben, dass es von einer Zivilisation weit draußen in Richtung des Sternbilds Schütze kommt, viele Lichtjahre entfernt, vielleicht nahe dem Zentrum der Galaxis. Unsere ins All streuenden Radiosignale können unmöglich so weit gekommen sein, nicht mal die von der Datum.«

Der so bombardierte Dev verlor die Nerven. »Professor Welch, Sie sind mir auf diesem Feld jahrzehnteweit voraus. Sie haben die Texte verfasst, mit denen ich ausgebildet wurde. Außerdem sind Sie eine Next. Wieso also fragen Sie mich das alles?«

Sie sah ihn verwundert an, und er sah hinter ihrer gereizten Ungeduld einen Funken Humor aufblitzen. »Sagen Sie mir trotzdem, was Sie davon halten.«

Er zuckte die Achseln. »Im Gegensatz zu Ihnen bin ich daran gewöhnt, meine Welt mit Wesen zu teilen, die schlauer sind als ich. Diese … na ja, Sagittarianer sind noch mal ein Stück schlauer. Auch schlauer als Sie. Sie wollten mit uns in Kontakt treten, und sie wussten auch, wie. Wichtig ist jetzt, wie wir damit weiter verfahren.«

Sie grinste. »Ich glaube, das wissen Sie ebenso gut wie ich.«

Er grinste zurück. »Wir brauchen ein größeres Teleskop.«

MACH MIT

Und noch weiter von der Datum-Erde entfernt:

Eines Tages würde Joshua Valienté diesen älteren Troll Sancho nennen. Dabei hatte er in seiner Trollgruppe bereits so etwas wie einen Namen – aber keinen, den ein Mensch je als solchen erkennen oder aussprechen konnte. Es war eher eine komplexe Zusammenfassung seiner Identität, ein Motiv im endlosen Lied der Trolle.

Jetzt, da er sich im schwindenden Licht eines Vorfrühlingtages gemeinsam mit den anderen an köstlichem Bisonfleisch gütlich tat, wurde Sancho von irgendetwas irritiert. Er ließ sein Rippenstück fallen, erhob sich und suchte den Horizont mit Blicken ab. Die anderen grunzten, ließen sich nur kurz ablenken und widmeten sich alsbald wieder ihrer Mahlzeit. Nur Sancho blieb lauschend und Ausschau haltend stehen, ohne sich zu rühren.

Es war ein guter Tag für diese Trolle gewesen, hier im Herzen eines anderen Nordamerikas. Schon seit mehreren Tagen waren sie einer bisonähnlichen Herde gefolgt, wobei sich das kooperative Gemeinschaftsauge der Trolle recht bald auf ein schon etwas älteres männliches Tier gerichtet hatte, das der Herde deutlich humpelnd mit einem gewissen Abstand folgte. Um unsichtbar zu bleiben, waren die Trolle der Spur des Bisons in ein paar Schritte weit entfernte Parallelwelten gefolgt und hatten sich dabei stets auf die untergehende Sonne zubewegt. Nur ihre Kundschafter waren immer wieder kurz zurückgewechselt, um die Beute nicht aus den Augen zu verlieren, und hatten der Gruppe ihre Beobachtungen dann mittels tänzelnder Bewegungen, Gesten und leisem Heulen mitgeteilt.

Endlich war der Bison gestrauchelt.

Für den Bison selbst war es das Ende einer Geschichte, die schon fast ein Leben lang währte. Schon als Kalb hatte das Tier einen Splitterbruch am Hinterlauf erlitten, der nie richtig verheilt war. Das war ihm jetzt zum Verhängnis geworden.

In der Hitze schwer keuchend, war der Bison zu Boden gegangen und sofort von Jägern umzingelt worden, großen, massigen Humanoiden mit nachtschwarzer Behaarung, Steinklingen und angespitzten Stöcken in den gewaltigen Händen. Sie kamen näher, stachen und schlitzten, zielten auf Sehnen und Gelenke, versuchten Arterien zu durchtrennen und einen Stoß ins Herz anzubringen. Trolle waren auf ihre Art überaus intelligent, jedoch keine begabten Werkzeugmacher. Sie benutzten zurechtgehauene Steine und angespitzte Stöcke, aber sie wussten nicht, wie man ein Opfer aus sicherer Entfernung niederstreckte, verfügten weder über Bögen noch Wurfspeere. Deshalb setzten sie sich mit ihrer Jagdbeute stets unmittelbar und aus nächster Nähe auseinander, in direktem körperlichem Kontakt – mit ihren großen, muskulösen Leibern warfen sie sich auf das Opfer, bis es unter der schieren Kraft der Jäger aufgab.

Der Bisonbulle war alt und stolz, er bellte laut bei dem Versuch, sich wieder aufzurichten und sich zu wehren. Aber unter den unablässigen Angriffen ging er erneut zu Boden.

Sancho hatte den letzten Hieb ausgeführt und dem Bison mit einem großen Stein den Schädel eingeschlagen.

Die Trolle hatten sich um das erlegte Tier versammelt und ihren Triumphgesang angestimmt, ein Lied der Freude über die Aussicht auf eine Mahlzeit, aber auch voller Respekt, weil der Bison ihnen sein Leben gegeben hatte. Dann hatten sie sich darangemacht, den Kadaver auszunehmen, und das Festmahl hatte begonnen: zuerst die Leber, dann die Nieren, das Herz. Bald schon würde die Nachricht von der erlegten Beute in den Trollgesang Einzug halten und auf Tausenden von Welten von anderen Trollgruppen aufgenommen werden. Und er würde für immer im langen Gedächtnis einiger älterer Trolle wie Sancho aufgehoben sein.

Aber jetzt, während dieser fröhliche Tag zu Ende ging, lenkte irgendetwas Sancho von der Beute und dem großen Fressen ab. Er hatte etwas gehört. Oder … nicht gehört.

Was war das? Sein Verstand funktionierte nicht so wie der eines Menschen, aber er war geräumig und voll vager Erinnerungen. Menschenworte waren ihm unbekannt, sonst hätte er das, was er gehört oder gespürt hatte, wohl als »die Einladung« bezeichnet.

Sancho sah seine Gefährten an, Männchen und Weibchen und die Jungen, die alle zufrieden aßen. Er lebte schon seit vielen Jahren mit dieser Gruppe zusammen, hatte gesehen, wie die Jungen zur Welt kamen und die Alten krank wurden und starben. Er kannte sie so gut wie sich selbst, sie waren seine ganze Welt. Doch jetzt sah er sie als das, was sie eigentlich waren: eine Handvoll Tiere, verloren in einer leeren, endlosen Landschaft. Verletzbare Wesen, die sich in der Dunkelheit aneinanderkauerten.

Und von jenseits des Horizonts kam etwas auf sie zu.

MACH MIT

Und in einer Welt nur wenige Schritte von der Datum entfernt, in einer neuen, aus Steinen erbauten Kapelle am wechselwärtigen Standort einer uralten englischen Gemeinde namens St. John am Wasser:

Nelson Azikiwe war achtundsiebzig Jahre alt und offiziell im Ruhestand. Er war hierher zurückgekehrt, weil seine einstige Gemeinde auf der Datum inzwischen auf einer Welt eingefroren war, die noch immer einen langen Vulkanwinter durchlitt. Und dies war der Ort, an dem er sich in seinem langen und rastlosen Leben am meisten zu Hause gefühlt hatte. Wo sonst sollte er seinen Ruhestand verbringen?

Aber für einen Mann wie Nelson war Ruhestand nicht viel mehr als ein neues Etikett. So wie seit eh und je arbeitete er einfach weiter an seinen unterschiedlichen Projekten, bis an die Grenzen seiner Kraft. Mit dem Unterschied, dass er die Arbeit jetzt Freizeitvergnügen nennen durfte.

Natürlich war es eine große Hilfe, dass die wachsende technologische Infrastruktur auf dieser Nahen Erde ihn mit den Kommunikationsmöglichkeiten ausstattete, die er brauchte, um mit der weiten Welt beziehungsweise den weiteren Welten in Verbindung zu bleiben, ohne sein bequemes Sofa verlassen zu müssen. So verbrachte er jeden Tag geraume Zeit im Austausch mit den Quizmastern, einer Online-Gruppe alternder, mürrischer, paranoider Besserwisser. Er hatte, soweit er wusste, keinen Einzigen von ihnen je persönlich kennengelernt, inzwischen waren sie ohnehin alle über die gesamte Nahe Erde und darüber hinaus verstreut. Trotzdem hatten sie über die Jahrzehnte stets Verbindung miteinander gehalten, notfalls sogar durch den wechselwärtigen Tausch von Speicherbausteinen. Es war schon seltsam, dass auch über ein halbes Jahrhundert nach dem Wechseltag noch niemand herausgefunden hatte, wie man eine Nachricht durch die wechselwärtigen Welten schicken konnte, ohne sie buchstäblich in der Hand hinüberzutragen.

Momentan faszinierte die Quizmaster natürlich das Phänomen, das unter dem Namen »die Einladung« bekannt geworden war. Die Nachricht vom Empfang eines angeblichen SETI-Signals durch ein Radioteleskop in der Lücke war in allen Nachrichtenmedien der Nahen Erde, die ansonsten eher engstirnig, auf die eigene kleine Welt bezogen und von Lokalpolitik und Promigeschichten besessen waren, eine Woche lang DAS große Thema gewesen. Es hatte eine Reihe von sensationsgierigen Reportagen gegeben, eine wahre Spekulationslawine bezüglich der galaktischen Zukunft der Menschheit oder ihres baldigen kosmischen Niedergangs, dann hatte man sich rasch wieder anderen Themen zugewandt. Nicht so die Quizmaster.

Einige waren fest davon überzeugt, dass diese Botschaft genau das war, wonach es aussah, nämlich eine SETI-Nachricht vom Himmel herab: die Erfüllung der Träume einer jahrzehntelangen Suche nach außerirdischer Intelligenz, eine Botschaft, die auf irgendeiner wechselwärtigen Welt in Radioteleskope geflüstert wurde. Andere glaubten, dass es das nun ganz bestimmt nicht sein konnte, einfach deshalb, weil es die naheliegende Erklärung für dieses Phänomen war. Vielleicht handelte es sich um ein streng geheimes Militärexperiment, um irgendein von einem Unternehmen eingeschleustes Computervirus oder um die ersten Anzeichen der längst erwarteten chinesischen Invasion des seit dem Ausbruch des Yellowstone hilflos darniederliegenden Amerika.

Gerade als Nelson die Tagesausbeute zu diesem brennenden Thema durchforstete, erhielt er selbst eine Einladung.

Die Bildschirme seiner sämtlichen Tablets und aller sonstigen Geräte wurden plötzlich schwarz. Nelson lehnte sich erschrocken zurück und dachte sofort an einen Stromausfall, was auf einer Welt, die ihren Strom durch das kontrollierte Verbrennen von Holz gewann, nicht ungewöhnlich war. Dann jedoch hellte sich ein Bildschirm nach dem anderen wieder auf und zeigte ein vertrautes Gesicht – das Gesicht eines Mannes mit kahl geschorenem Kopf, der ihn gelassen ansah.

Nelson verspürte ein freudiges Kribbeln. »Hallo, Lobsang«, sagte er. »Ich dachte eigentlich, du wärst wieder mal von uns gegangen.«

Das Gesicht lächelte zurück, und als es anfing zu sprechen, klangen seine Worte durch die vielen Geräte in Nelsons Zimmer wie ein Gong in einem buddhistischen Tempel: »Guten Tag, Nelson. Ja, ich bin … weg gewesen. Stelle dir meine Anwesenheit einfach nur als eine Art Nachrichtendienst vor …«

Nelson fragte sich, mit wie viel von Lobsang er sich eigentlich unterhielt. Als Lobsang noch voll funktionsfähig gewesen war, hatte er den Großteil der Datum-Erde am Laufen gehalten, daher war gesprochene Sprache für ihn eine vermutlich ungefähr so effiziente Kommunikationsmethode wie gemorstes Jodeln. Wahrscheinlich war dieser Avatar nicht mehr als ein avancierter Sprachgenerator. Trotzdem, überlegte Nelson, hatte Lobsang sich die Mühe gemacht, seinen alten Freund von diesem »Nachrichtendienst« mit einem Lächeln begrüßen zu lassen.

»Ich muss dir etwas mitteilen«, sagte Lobsang. Der Bildschirm des Tablets vor Nelson leerte sich erneut, und Lobsangs Gesicht wurde von dem eines Kindes ersetzt, eines sonnengebräunten Jungen von vielleicht zehn oder elf Jahren. »Das da ist jemand, den ich selbst eben erst entdeckt habe. Eine Fernsonde hat sich zurückgemeldet, mit ziemlicher Verspätung …«

»Wer ist dieser Junge?«

»Er ist dein Enkelsohn, Nelson.«

MACH MIT

Und viel weiter von der Datum entfernt, genauer gesagt, über zwei Millionen Schritte weit draußen:

Die USS Charles M. Duke war nicht Admiral Maggie Kauffmans Schiff. Mit achtundsechzig Jahren war sie viel zu alt für einen Kommandoposten, außerdem befand sie sich längst im Ruhestand. Was sie jedoch nicht davon abhielt, ihre ehemaligen Vorgesetzten und ihre nominellen Nachfolger in den Rängen der US-Flotte – oder was noch davon übrig war – auf Trab zu halten. Auch diese neuerliche Mission in die Tiefe der Langen Erde hinein war ihre Idee, ihr Plan gewesen – ach was, das Ergebnis eines fünfundzwanzig Jahre währenden Einsatzes mit dem Ziel, eine unerledigte Sache endlich zum Abschluss zu bringen.

Doch dieser Abschluss musste wohl noch eine Weile warten, wie sie alsbald erkannte, als Kapitän Jane Sheridan sie von der Nachricht unterrichtete, die soeben aus Datum-Hawaii eingetroffen war.

Trotzdem wehrte Maggie sich erst einmal gegen die schmerzliche Erkenntnis. »Ausgerechnet jetzt, wo ich schon so nah dran bin! Zwei Millionen Welten plus ein paar Zerquetschte!«

»Wobei noch fünfzigtausend vor uns liegen, Admiral, und zwar die gefährlichste Strecke …«

»Pfft! Durch diese gefährliche Strecke könnte ich die Schüssel hier im Schlaf manövrieren.«

»Tut mir leid, aber der Befehl zur Rückkehr ist ziemlich eindeutig. Wir müssen umkehren. Schnelle Verfolgungsschiffe mit solchen Befehlen werden nicht alle Tage losgeschickt. Außerdem gilt die Nachricht Ihnen persönlich. Admiral Cutler verlangt ausdrücklich, dass Sie zurückkommen.«

»Ed Cutler könnte nicht mal eine angeschlagene Badewanne kommandieren.«

»Dazu kann ich nichts sagen.«

»Ich bin im Ruhestand!«

»Selbstverständlich, Admiral.«

»Ich muss von diesem elenden Schreibtischhengst keine Befehle mehr entgegennehmen!«

»Aber ich, Admiral«, erwiderte Sheridan leise.

Maggie seufzte und blickte durch die robusten Fenster des Beobachtungsdecks nach draußen auf die aufgewühlte vulkanische Landschaft dieser letzten wechselwärtigen Erde und hinüber zu dem Verfolgungsschiff, einem schlanken Luftschiff, das längsseits der Duke schwebte. »Aber wir sind schon so weit gekommen«, sagte sie traurig. »Und es hat so lange gedauert.« Fünfundzwanzig Jahre, seit sie eine Gruppe Wissenschaftler auf West 247.830.855, einer sehr merkwürdigen Erde, die eher der Mond eines größeren Planeten war, zurückgelassen hatte. Über zwanzig Jahre, seit ein Rettungstrupp festgestellt hatte, dass die Wissenschaftler verschwunden waren. »Es sind meine Leute, Jane.«

»Das weiß ich, Admiral.« Sheridan war erst Ende zwanzig, aber sehr tüchtig und wirkte in ihrem Auftreten deutlich älter. »Aber ich sehe es so: Nach fünfundzwanzig Jahren sind sie entweder tot, oder sie haben eine Möglichkeit zum Überleben gefunden. In beiden Fällen können sie auch noch ein bisschen länger warten.«

»Verdammt noch mal! Sie sind nicht nur lächerlich jung, Sie haben auch noch auf lächerliche Weise recht. Verflucht sei dieser Cutler. Was soll das eigentlich alles? Was denn für eine Einladung?«

»Ich weiß auch nicht mehr als Sie, Admiral.«

Noch während sie sich unterhielten, machte sich die Duke auf ihre lange Heimreise. Das leise, schaukelnde Gefühl des kontinuierlichen Wechselns machte sich wieder bemerkbar. Unter den Fenstern flimmerten ganze Welten dahin, erst eine pro Sekunde, dann zwei, dann vier: Sonne und Regen, Hitze und Kälte, Landschaften und Lebensformen und Klimasysteme, alles blinkte kurz auf und war im nächsten Moment schon wieder weg. Niemand schenkte diesem routinemäßigen Wunder noch große Beachtung.

MACH MIT

Ganz woanders:

An diesem kühlen Märztag wurde der kahl geschorene Novize, der im Schneidersitz hinter einem niederen Schreibtisch saß und an Texten aus dem 8. Jahrhundert nach Christus arbeitete, von einem fernen Laut abgelenkt. Einem schwachen Ruf.

Es war nicht das Gerede und Gelächter der Dorfbewohner in der klaren Himalajaluft, nicht die alten Männer mit ihren qualmenden Pfeifen, die Frauen mit ihrer Wäsche, die kleinen Kinder, die mit ihren selbst gebastelten Holzspielzeugen spielten. Es war auch nicht das Bimmeln der Kuhglocken von den Bergpässen. Es hatte sich eher wie eine Stimme angehört, dachte der Junge, wie eine Stimme auf dem kalten, eisverkrusteten Hang des Berges, der über dem Dorf aufragte, irgendwo tief im alten Tibet.

Eine Stimme, die in seinem Kopf widerhallte.

Leise gesprochene Worte:

… Die Menschheit muss sich weiterentwickeln. Es ist die Logik unseres endlichen Kosmos; letztendlich müssen wir uns seinen Herausforderungen stellen, wenn wir nicht mit ihm untergehen wollen … Stell dir vor: Wir nennen uns die Weisen, aber wie würde wohl ein wahrer Homo sapiens aussehen? Was würde er tun? Ganz bestimmt würde er in erster Linie seine Welt – oder seine Welten – wertschätzen. Er würde zum Himmel blicken und nach anderen intelligenten Lebensformen Ausschau halten. Und er würde das Universum als Ganzes betrachten …

Der Junge rief: »Joshua?«

Der Meister schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, und der Junge fuhr erschrocken zusammen. »Konzentrier dich, Lobsang!«

MACH MIT
MACH MIT

Die Worte regneten aus dem Himmel auf die Lange Erde herab, überall dort, wo es Ohren gab, sie zu hören, Augen, sie zu sehen, und kluge Köpfe, sie zu verstehen.

Joshua Valienté stand vor dem Grabstein seiner Frau und das letzte, das er jetzt wollte, war eine Einladung. »Lasst mich in Ruhe, verdammt noch mal!«, sagte er und wechselte wütend davon.

Die Luft, die in die von ihm hinterlassene Lücke drang, erzeugte eine sanfte Brise, die über die Blütenblätter der Blumen auf dem Grab strich.

Doch die Stimme aus dem Himmel ließ nicht nach.

MACH MIT
MACH MIT
MACH MIT

2

Als Bill Chambers am Morgen des letzten Apriltages, an dem Joshua zu seiner neuesten Auszeit aufbrechen sollte, im Büro eintraf, bekam er die Tür kaum auf. Dabei war es die Tür zu seinem eigenen Büro, denn Bill war der derzeitige Bürgermeister von Weiß-der-Kuckuck-wo, wie Joshua verärgert festgestellt hatte.

Joshua befand sich in dem kleinen Bad gleich neben dem Büro, und als er die unterdrückten Flüche hörte, kam er mit nacktem Oberkörper, einem Handtuch um den Hals und Rasierschaum im Gesicht heraus. Die Jalousien waren noch unten, obwohl der Morgen bereits fortgeschritten war, der Raum lag im Halbdunkel. Bill bemühte sich, das Büro zu durchqueren, ohne auf wichtige Teile der Reiseausrüstung zu treten, was nicht ganz einfach war. Joshua hatte nicht nur Bills Klappbett in Beschlag genommen, sondern zudem seine Sachen in langen Reihen und großen Haufen über den Boden und sogar den Schreibtisch verteilt.

»Heilige Mutter Gottes, Josh, was willst’n du alles mitnehm?« Bills Pseudo-Irisch klang jedes Mal, wenn sie sich trafen, noch ausgeprägter. »In Weiß-der-Kuckuck-wo leben wir schon lang nich mehr hinterm Mond, weißte? Ich muss bis Ende der Woche den vierteljährlichen Steuerkram erledigen.«

»Für so was hast du doch einen Computer, Bill.«

Bill sah ihn gequält an. Das heißt, noch gequälter als zuvor. »Solche Sachen kann man nich einfach ’nem Computer überlassen, Mann! Ehrliche Buchhaltung ist die allerletzte Zuflucht des menschlichen Verstandes!«

»Ich habe selbst mal auf diesem Stuhl gesessen, schon vergessen? Außerdem bin ich ja gleich weg …«

»Wie – gleich weg?« Bill versuchte noch, ein Stück weiter ins Zimmer vorzudringen, machte ein paar große Schritte und musste dann auf den ungeschickt platzierten Füßen balancieren. »Also ehrlich, Mann, hier drin riecht’s wie im Sackschutz von ’nem Troll!« Er hatte das Fenster erreicht, zog eine Jalousie auf und zerrte an einer Schnur, um den unteren Teil des Schiebefensters hochzuziehen.

Die kühle Luft, die hereinwehte, duftete nach Staub, Heu und Frühlingsblumen. Anders als auf anderen Welten in diesem Abschnitt der Langen Erde war die Luft hier so kalt, dass es manchmal sogar noch im Juni leichten Frost geben konnte. Joshua hatte das immer als sehr erfrischend empfunden.

Inzwischen war diese Luft für ihn mehr oder weniger die Luft der Heimat. Jedenfalls hatte er an diesem Ort seine wichtigsten Sachen untergestellt. Joshua hatte die Siedlung Weiß-der-Kuckuck-wo weder mitgegründet oder bei deren Gründung geholfen, aber er hatte die Gemeinde jahrzehntelang als seinen Heimatort betrachtet, hier hatte er mit seiner Frau Helen und seinem Sohn Rod gewohnt. Als er hergekommen war, war der einzige Fixpunkt des rasch wachsenden Dorfes die Schmiede gewesen. Da man Eisen zwischen den Welten nicht mitnehmen konnte, war die Schmiede so etwas wie die Reißzwecke, mit der das Dorf an dieser Ausgabe der Erde festklemmte; damals hatte sie sogar als Versammlungsort und Umschlagplatz für Klatsch und Tratsch gedient. Daher war es auch kein Zufall, dass Joshua und Bill und die anderen später genau an dieser Stelle das erste Rathaus von Weiß-der-Kuckuck-wo errichtet hatten. Und am Tag seiner Einweihung hatten sie ein eisernes Hufeisen über die Tür gehängt. Letztendlich war es ziemlich merkwürdig, in einer solchen Welt, auf der es überhaupt keine Pferde gab, Hufeisen zu schmieden, aber die Leute wollten auf diese Glücksbringer einfach nicht verzichten – sie wollten die Schwere, die der eiserne Gegenstand ausstrahlte, das Blut der Erde.

Aber Joshuas Ehe war zerbrochen, und Helen war von hier weggezogen, zurück nach Reboot, in ihre alte Heimat im Getreidegürtel. Dann war sie gestorben, und seitdem sah Joshua seinen Sohn kaum noch. Heute sollte er hier auftauchen, auch wenn Joshua nicht unbedingt darauf wetten mochte … Jedenfalls hatten sie es so ausgemacht.

Bill trat vom Fenster zurück ins Dämmerlicht des Zimmers und stieß sofort gegen eine Leine voll mit Joshuas Hemden und Hosen aus ultraleichtem Material. »Scheibenhonig noch mal! Seit wann hängt’n hier drin ’ne Wäscheleine? Wo hastn die überhaupt festgemacht? Ach, sehe schon, an der Büste der Gründerin dieser Stadt, oben auf dem Bücherregal. Und schön um den Hals geknotet. Genau so hätte sie’s auch gewollt.«

»Tut mir leid, Mann. Ich musste ein bisschen improvisieren. Möchtest du einen Kaffee? Hinten in der Küchenecke steht noch eine ganze Kanne.«

»Du meinst, ob ich eine Tasse von meinem eigenen allerbesten Kaffee haben will, bevor er in deiner Blase hier zur Tür rausspaziert? Ach, is ja auch schon wurscht. Gib mir’n Tässchen.«

Joshua wischte sich die Schaumreste vom Gesicht und goss das Gebräu in den am wenigsten schäbigen Becher, den er in dem kleinen Schrank über der Spüle finden konnte. »Hier, bitte. Ohne Milch und ohne Zucker.«

»Wär ja auch noch schöner.« Bill schob Joshuas Habseligkeiten von einer Ecke seines Schreibtisches weg.

»Prost.« Sie stießen mit ihren Tassen an.

»Weißt du was, Bill? Es gab mal Zeiten, da hättest du nach – wie hast du es immer ausgedrückt? – nach einem Tropfen Stärkung im dünnen Kaffee verlangt. Sogar zu dieser frühen Morgenstunde.«

»Wonach ein echter Mann halt so verlangt …«

»Das fing an, als du vierzehn warst, wenn ich mich recht entsinne, Billy Chambers, und zwar immer, wenn du was in die Finger gekriegt hast. Streite es bloß nicht ab.«

»Na ja, seit damals hab ich mich schon ganz schön verändert. Ist ja auch Jahrzehnte her. Hab ich alles Morningtide zu verdanken.«

»Du kannst von Glück sagen, dass du sie hast. Sie und deine Kinder.«

»Meine Leber gibt dir recht. So wie Helen dein großes Glück gewesen ist.«

»Allerdings.«

Eine verlegene Stille machte sich breit.

»Auf alle, die nicht da sind«, sagte Bill schließlich, und sie stießen wieder mit ihren Tassen an. Dann nahm er vorsichtig einen breitkrempigen Hut vom Stuhl hinter seinem Schreibtisch. »Dieser ganze Scheiß, Mann. Brauchst du das denn alles?«

»Klar.«

»Und alles so fein säuberlich hingelegt.« Er sah sich im Zimmer um. »Sachen für kaltes Klima, aha, also bleibst du’n paar Monate weg. Alle möglichen Karten …« Es waren Karten von Landformationen, die quer durch die Lange Erde anzutreffen waren. Nichts von Menschenhand Geschaffenes wie Städte oder Straßen, sondern die elementaren Berge, Flüsse, Küstenlinien und landschaftlichen Orientierungspunkte. »Rettungsdecken aus Silberfolie – ist da. Wo ist deine zusammenrollbare Matratze?«

»Du bist nicht mehr auf dem Laufenden. Guck mal.« Joshua hielt ein baseballgroßes Päckchen in der linken Hand. »Aerogel – eine komplette Matratze, nicht viel größer als deine Faust.«

»Oder in deinem Fall deine Terminator-Cyberkralle.«

»Ja, ja.«

»Stiefel, Camping-Sandalen. Socken! Socken kann man nie genug dabeihaben. Tabletten zur Wasserdesinfektion. Essen, Trockenfleisch und so weiter – Notrationen, oder?«

»Ich versorge mich unterwegs. Jagen und Fallenstellen.«

»Das hast du nie so richtig gut gekonnt, Alter. Aber du könntest sowieso ein bisschen abnehmen.«

»Danke.«

»Medizin – lass mal sehen: Durchfalltabletten, Antihistamin, Schmerzmittel, Abführmittel, was gegen Pilze, Desinfektionskram, Mückenspray, Vitamintabletten … Was noch? Pfeilspitzen, Bogenschnur, Schlingen, Netze. Leichte Bronzeaxt. Mehr Messer, als der Metzger in seiner Schublade hat. Der übliche elektronische Krempel: Funkempfänger, Tablet, Positionsbestimmer.« Dieses Gerät ersetzte GPS auf Welten, die so weit entwickelt waren, dass sie solche Systeme unterstützten, ansonsten lieferte es immerhin eine einigermaßen genaue Standortbestimmung nach Sonnen- und Mondstand, den Sternen, der Tageslänge sowie anderen zufälligen Ereignissen wie Sonnen- oder Mondfinsternissen. Alles Technologie, in der sich die mühevoll gewonnenen Erkenntnisse jahrzehntelangen Reisens in der Langen Erde bündelten. »Ein Feuerstein. Und Streichhölzer, sehr schlau. Ein Solarofen.« Ein kleiner, umgedrehter Sonnenschirm mit reflektierender Innenfläche, den man auf ein Gestell setzen und so das Sonnenlicht einfangen und bündeln konnte, um Wasser zu erhitzen. »Beutel für den künstlichen Darmausgang. Haftkleber fürs Gebiss.«

»Ja, ja.«

»Dauert nicht mehr lang, Methusalem. Kaffee. Gewürze. Pfeffer! Zum Handeln, natürlich. Ah, und Waffen. Ein paar Bronzerevolver – elektromagnetischer Impuls?«

»Ja.« Joshua wog eine der kleinen Handwaffen in der Hand. »Das Allerneueste. Wird mit Solarkraft aufgeladen, oder indem man eine Weile am Griff pumpt.« Er richtete die Waffe nach unten und drückte ab. In Bills Schreibtisch war ein kleines Loch.

»He, ein bisschen Respekt gefälligst! Der Schreibtisch is ’ne Antiquität.«

»Quatsch. Den haben wir gebaut.«

»Jetzt wird er jedenfalls keine Antiquität mehr werden. Und das alles willst du in deinen Rucksack reinkriegen? Aber du hast da ein ganz paar nette Spielzeuge dabei, Josh, das muss ich dir lassen.«

»Dabei heißt es immer, nach dem Wechseltag hätte es keine neuen Erfindungen mehr gegeben.«

»Aber ein unzerbrechliches Herz hat immer noch keiner erfunden«, erwiderte Bill nüchtern.

Joshua wandte den Blick ab.

»Tut mir leid, Mann«, sagte Bill. »Das war echt lahm. Lahmer als zwei Trolle ohne Beine. Früher hätte ich so was nie gesagt, oder? Wir beide waren richtige Kumpel, du und ich. Gefühle, das war was für die elenden Nonnen, nicht für uns. Tja, ich hab mich verändert. Und du auch. Aber du hast dich … hm … wieder zurückentwickelt.«

Die Worte trafen Joshua ein bisschen. Um es sich nicht anmerken zu lassen, nahm er ein Hemd von der Leine und zog es an. Auf einmal kam ihm Bill, der achtundsechzigjährige Bill, wie er so hinter seinem vollgemüllten Schreibtisch saß und im Dämmerlicht Kaffee schlürfte, wie ein richtiger Bürgermeister vor. Ein reifer Mann. Als wäre der verrückte alte Bill, der Möchtegern-Ire, hinter seinem Rücken erwachsen geworden. Als hätte er Joshua einfach überholt. »Wie meinst du das – zurückentwickelt?«

Bill spreizte die Finger. »Na ja, beispielsweise damals, als es mit diesen Rebellentypen in Walhalla losging und alle Trolle in der Langen Erde auf einmal weg waren, weißt du noch? Und als du und ich von diesem Knallkopp Lobsang das Twain gekriegt haben, damit wir Sally Linsay suchen.«

»Mann, Bill, das muss alles dreißig Jahre her sein.«

»Schon klar. Und soweit ich mich erinnere, haben wir damals kurz drüber geschlafen, dann sind wir einfach los und bis ans Ende der Langen Erde gedüst. Kann mich nicht an so eine irre Packerei erinnern. Und dass wir Socken gezählt hätten oder so ’n Scheiß.«

Joshua sah sich um, betrachtete seine überall verteilte Ausrüstung. »Man muss es richtig angehen, Bill. Man muss vorsorgen, damit man alles dabeihat und es auch funktioniert. Und dann muss man es richtig zusammenpacken …«

»Da hast du’s. Das ist nicht Joshua, der Bürgermeister von Weiß-der-Kuckuck-wo. Joshua, der Vater. Joshua Valienté, der Held der halben verdammten Langen Erde. Das ist Josh, der kleine Junge, den ich damals im Heim kannte, als wir elf oder zwölf oder dreizehn waren. Als du deine Radioempfänger und deine Flugzeugmodelle zusammengebaut hast, genauso penibel, wie du jetzt deine Packliste zusammenstellst. Erst hast du alles fein säuberlich hingelegt, dann hast du die beschädigten Teile repariert …«

»Und alles vor dem Zusammenbauen bemalt.«

»Was?«

»Das hat Agnes immer zu mir gesagt. ›Du bist einer von den Jungs, die immer erst alles bemalen, ehe sie es zusammenbauen.«

»Ja. Ganz genau.«

»Sie hatte eigentlich immer recht. Genau genommen hat sie immer noch recht … Sie wollte doch heute vorbeikommen, und bestimmt hat sie dann auch wieder recht. Also, Bill – wie jetzt?«

»Es gibt immer ein Gleichgewicht, Mann. Man muss das richtige Maß finden. Und, um noch einen anderen Punkt zu nennen, Herr Vorsitzender: Sind Sie inzwischen nicht ein bisschen zu alt, um loszuziehen und wieder mal Daniel Boone zu spielen?«

»Das geht dich nichts an«, knurrte Joshua.

Bill hob die Hände. »Alles klar. Nix für ungut.«

Es klopfte an der Tür.

Bill stand auf. »Vielleicht ist es ja Schwester Mary Stigmata, genau aufs Stichwort. Die überlass ich dann lieber dir. Denn solange du hier nicht raus bist, komm ich mit meiner Arbeit ohnehin keinen Schritt weiter.«

»Bill, ich bin dir wirklich sehr dankbar …«

»Aber an eins solltest du immer denken: Bring irgendwo hoch oben, wo ein Twain es sehen kann, ein verdammtes Zeichen an, eine Rettungsdecke auf einem Felsen oder so, damit sie dich finden, wenn dir endlich die Luft ausgeht.«

»Mach ich.«

Jetzt klopfte es schon energischer.

»Ist ja gut, ich komme schon.«

Vor der Tür stand jedoch nicht Agnes, sondern Joshuas Sohn. Bill Chambers machte sich ganz schnell aus dem Staub.

3

Daniel Rodney Valienté war achtunddreißig Jahre alt. Er war größer als sein Vater, hatte den hellen Teint seiner Mutter, aber sein Haar war so dunkel wie das von Joshua. In einem praktischen Kapuzenoverall stand er im Türrahmen und hatte lediglich eine kleine Ledertasche mit einem Riemen über die Schulter geschlungen. Joshua nahm an, dass er nicht mehr dabei hatte – und wahrscheinlich auch nicht mehr besaß.

Daniel betrat das Büro des Bürgermeisters, ließ den Blick leicht verächtlich über die Gepäckstapel schweifen, räumte Bills Stuhl frei und setzte sich. Alles, ohne ein Wort zu sagen.

Joshua unterdrückte ein Seufzen. In Anwesenheit seines stets ernsten Sohnes verspürte er zuallererst den Drang, sich das Hemd zuzuknöpfen. Dann nahm er Bills halb leere Tasse vom Schreibtisch und brachte sie in die Küche. »Also«, sagte er.

»Also.«

»Willst du einen Kaffee? Es ist noch was in der Kanne.«

Rod, wie er jetzt genannt werden wollte, schüttelte den Kopf. »Ich bin meine Koffeinsucht schon vor einigen Jahren losgeworden. Ein Problem weniger, wenn man sich draußen in den Hohen Megas rumtreibt.«

»Vielleicht ein Glas Wasser? Das Wasser hier ist richtig sauber, seit …«

»Schon gut.«

Joshua nickte, stellte die Tassen ab und setzte sich auf einen Hocker, von dem er erst ein paar Kletterhaken räumen musste. »Freut mich, dass du hier bist.«

»Warum?«

Joshua seufzte. »Weil wir nach dem Tod deiner Mutter nur noch einander haben, du und ich.«

Rod verzog keine Miene. »Du ›hast‹ mich nicht, Dad. Und ich ›habe‹ dich auch nicht.«

»Rod …«

»Und wieso verschwindest du wieder einmal in der Wildnis der Langen Erde? Das hast du schon damals ständig gemacht, als ich noch klein war, immer wieder. Auch zu der Zeit, als deine Ehe mit meiner Mutter in die Brüche ging. Eine kurze Nachricht aus dem Outernet – ›Hallo, ich bin dann mal weg‹ – das reicht einfach nicht, Dad. Abgesehen davon, bist du inzwischen nicht schon zu alt für solche Kapriolen?«

»Du weißt doch, Rod – Daniel –, es kommt mir vor, als würdest du mir das alles schon ewig vorwerfen. Vielleicht macht ja jeder seine Eltern für alles verantwortlich …«

Rod fiel ihm ins Wort. »Ich bin nur gekommen, um mit dir über dein Testament zu reden.«

Joshua seufzte wieder. »Gut. Es ist alles ordentlich beglaubigt und notariell abgesegnet, sowohl hier in Weiß-der-Kuckuck-wo als auch in einer Kanzlei in der Ägide auf Madison West 5.«

»Dieser ganze juristische Kram ist mir egal, Dad. Ich will nichts von dir. Ich will nur sichergehen, dass ich Bescheid weiß, bevor du verschwindest und dir irgendwo in der Wildnis den Hals brichst und ich dich nie mehr wiedersehe.«

»Schön. Du weißt über die grundlegenden Vorkehrungen Bescheid. Abgesehen von ein paar Geschenken, zum Beispiel an das Heim in Madison, hinterlasse ich alles deiner Tante Katie in Reboot oder ihren überlebenden Nachkommen. So einfach ist das …«

Katie war Helens ältere Schwester. Zusammen mit ihren Eltern waren die Geschwister Green zehn Jahre nach dem Wechseltag zu Fuß mit einem Treck in die Lange Erde aufgebrochen und hatten mit den anderen Teilnehmern eine neue Gemeinde gegründet: Reboot, am Rande eines ganzen Bandes fruchtbarer Welten, die man den Getreidegürtel nannte. Nachdem Helen Joshua kennengelernt hatte, hatte sie Reboot verlassen, aber Katie war dort geblieben, hatte geheiratet und ein paar gesunde Töchter aufgezogen – und inzwischen sogar schon etliche Enkelinnen.

Aber diese Geschichte hatte auch eine dunkle Seite. Die Green-Schwestern hatten einen Bruder gehabt, Rodney, einen Phobiker, wie man diejenigen nannte, die nicht in der Lage waren zu wechseln. Als die Familie in die Lange Erde aufbrach, ließ sie Rodney bei einer Tante auf der Datum-Erde zurück. Später hatte Rodney bei der Zerstörung von Madison, Wisconsin, mittels einer tragbaren Atombombe eine Rolle gespielt und daraufhin den Rest seines Lebens im Gefängnis verbracht. Als Joshuas Sohn Daniel Rodney von dieser Familiengeschichte erfuhr, hatte er seinen Kindheitsnamen »Dan« abgelegt und den Namen seines missratenen Onkels angenommen.

»Es gibt doch auf deiner Seite niemanden, dem ich es vermachen könnte, oder?«, fragte Joshua jetzt.

Rod seufzte. »Man nennt es erweiterte Ehe, Dad. Ich bin jetzt einer von fünfzehn Ehemännern. Es gibt achtzehn Frauen und vierundzwanzig Kinder, zumindest bei der letzten Zählung. Es ist alles ziemlich ungeregelt … wir verteilen uns über viele Welten und sind ständig unterwegs. Momentan habe ich eher eine feste Beziehung zu Sofia. Sofia Piper, du hast sie nie kennengelernt und wirst sie auch nie kennenlernen. Ich bin so was wie ein Ziehonkel für ihre Neffen. Oder Stiefonkel, egal, die alten Bezeichnungen stimmen einfach nicht mehr. Unsere Beziehung ist flexibel, aber stabil, und sie passt für Migranten der Langen Erde wie mich ausgezeichnet. Solche Beziehungen gibt es inzwischen schon seit über zwanzig Jahren.«

»Das ist doch alles bloß spinnerter Streunerquatsch, mehr nicht. Außerdem in keiner Weise durch die Gesetze der Ägide anerkannt. Wenn es um die Vererbung von Eigentum geht …«

»Wir besitzen kein nennenswertes Eigentum, Dad. Genau darum geht’s ja.«

»Du scheinst dich bewusst gegen eigene Kinder entschieden zu haben.«

»Soll ich mich an diesem widerlichen alten Massenzuchtprogramm der Wechsler beteiligen?«

»So muss es doch gar nicht ablaufen …«

»Du bist doch selbst das Ergebnis einer arrangierten Paarung, Dad. Und du siehst ja selbst, wie prima das geklappt hat. Deine Mutter ist bei der Geburt gestorben, dein Vater war ein Vergewaltiger und Taugenichts. Eine jahrhundertealte Verschwörung, um selektiv natürliche Wechsler zu züchten! So etwas lässt sich nicht einfach ignorieren. Und dann sieh dir an, was es über die Menschheit gebracht hat – diese vollkommene Destabilisierung seit dem Wechseltag.«

»Ohne das würden wir hier nicht sitzen, Rod. Hör zu – mich hat in dieser Beziehung nie jemand kontaktiert. Daher hat der Fonds wohl schon bereits in meiner Generation nicht mehr funktioniert. Und deine Mutter und ihre Familie hatten überhaupt nichts damit zu tun. Dein eigener Onkel war ein waschechter Phobiker.«

»Quatsch. Man kann der Träger eines Gens sein, ohne dass es bei einem selbst ausgeprägt ist. Ach, ist ja auch egal. So oder so, zumindest wird diese Linie der Familie Valienté mit mir aussterben, zusammen mit unserem verdorbenen Genom.«

»Von mir aus«, blaffte Joshua. Er musterte seinen Sohn, der steif und kein bisschen entspannt im Bürgermeistersessel saß. Er sah aus, als wollte er jeden Augenblick aufspringen und sich wieder davonmachen. »Ihr verdammten jungen Leute glaubt, ihr hättet die Weisheit mit Löffeln gefressen.«

Rod erhob sich. »Ich glaube, wir sind fertig, oder? Ach ja, ich hab dir ein Geschenk mitgebracht. War Sofias Idee.«

Er reichte Joshua ein schmales Etui. Darin lag eine leichte Sonnenbrille. Joshua sah hindurch und kniff die Augen zusammen. »Die ist geschliffen.«

»Genau. Für deine Augen. Hab das Rezept in Moms Unterlagen gefunden.«

»Ich brauche keine Brille …«

»Doch. Ach, setz sie von mir aus auf oder lass es sein. Mach’s gut, Dad.«

Dann ging er nach draußen. Joshua stand noch eine ganze Weile da, die Brille in der Hand, inmitten seiner gut sortierten Ausrüstung, mit der er auf unbestimmte Zeit draußen überleben konnte.

Dann klopfte es wieder.

Schwester Agnes.