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DAS BUCH

Ebenso wie wir Menschen folgen auch die Tiere ihrem ganz eigenen Seelenplan auf Erden. Mit ihren besonderen Fähigkeiten leisten sie einen unschätzbar wertvollen Beitrag zur Transformation unserer Welt, hin zu einem neuen Goldenen Zeitalter. Was die Tiere uns dabei mitteilen möchten, wie sie uns helfen und wie wir sie wirkungsvoll schützen, wird durch Botschaften aus der Geistigen Welt deutlich. Mit diesem Buch können wir uns mit den Energien des Tierreichs verbinden und empfangen so die Schlüssel zu Freude, Klarheit und Frieden – zum Besten von Mensch und Tier und unserem ganzen Planeten.

Mit 50 Visualisierungen und Gebeten, um die Energien der Geistigen Welt ins Leben zu holen.

DIE AUTORIN

Die Heilerin und mediale Schriftstellerin Diana Cooper machte während einer Lebenskrise eine transformierende Erfahrung mit einem engelhaften Wesen, das sie auf eine innere Reise ins Universum mitnahm. Dieses Erlebnis bewog sie, ihr Leben der Heilung und dem Dienst an der Menschheit zu widmen und sich dabei von den Engeln unterstützen zu lassen. Diana Cooper hat zahllosen Menschen geholfen, ihre Berufung im Leben zu finden, ihr Potenzial auszuschöpfen und ihrem Dasein mehr Sinn zu geben.

www.dianacooper.com

PAUL FERRINI

WECKRUF

der

SEELE

Wie wir selbsterschaffenes Leid erkennen, transformieren und heilen

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt

von Christine Bendner

Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »Answering the Call of the Soul« bei Heartways Press, Inc., USA.

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Erste Auflage 2017

Copyright © 2016 by Paul Ferrini

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2017 by Ansata Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte sind vorbehalten.

Beratung: Stefan Linde

Redaktion: Juliane Molitor

Umschlaggestaltung: no-mind.graphics, München,

Umschlagillustration: © Heinz Ackermann

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-21644-3
V001

www.ansata-verlag.de

www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata

Menschen tun alles, egal wie absurd,

um ihrer eigenen Seele nicht zu begegnen ...

Wer nach außen schaut, träumt.

Wer nach innen schaut, erwacht.

C. G. Jung

Für Khadra,

die um dieses Buch gebeten hat

Inhalt

Vorwort von Khadra Sufi

Einleitung

Teil I: Akzeptanz und Verantwortung

Kapitel 1 – Unseren Schmerz anerkennen

Kapitel 2 – Die Beziehung zu uns selbst verändern

Kapitel 3 –Liebe wachsen lassen

Kapitel 4 – Die Muster des Selbstbetrugs beenden

Kapitel 5 – Gesunde Grenzen setzen

Kapitel 6 – Unsere innere Autorität beanspruchen

Teil II: Mitfühlendes Gewahrsein

Kapitel 7 – Verleugnung und Identifikation

Kapitel 8 – Zur Quelle finden

Kapitel 9 – Wer du bist

Kapitel 10 – Wer dein Gott ist

Teil III: Brot und Vergebung

Kapitel 11 – Unser täglich Brot

Kapitel 12 – Gebete am zeremoniellen Feuer

Kapitel 13 – Uns selbst vom Kreuz abnehmen

Teil IV: Dem Universum vertrauen

Kapitel 14 – Präsent sein

Kapitel 15 – Krishnas Flöte

Kapitel 16 – Kein Rezept

Teil V: Freudvoll leben

Kapitel 17 – Nicht den Tiger füttern

Kapitel 18 – Die Vergangenheit loslassen

Kapitel 19 – Erstaunliche Gnade

Vorwort

von Khadra Sufi

Es gibt ein Lied von R. Kelly, The storm is over now. Als ich es vor Jahren zum ersten Mal hörte, musste ich weinen. Es waren Tränen der Frustration, denn er sang von der Erlösung vom Schmerz. Er sang vom Ende der Angst und des Leidens. Er sang die Worte, die mein Herz hören wollte:

Der Sturm ist nun vorüber,

Und ich kann die Sonne sehen

(Irgendwo hinter den Wolken).

Ich spüre den Himmel, ja

(Der Himmel ist über mir).

Ich wollte so verzweifelt an diese Worte glauben, aber ich konnte es einfach nicht. Alles in meinem Leben fühlte sich so dunkel und hoffnungslos an. Ich befand mich in einer Abwärtsspirale und versank immer mehr im Abgrund des Selbsthasses und der Verzweiflung.

Ich wollte doch nur jemanden haben, der für mich da ist, der mich festhält und beschützt, aber immer wieder stieß ich alle weg.

Ich scheute die Konfrontation mit den tiefen Wunden, die ich in meiner Kindheit in Somalia erlitten hatte.

Sehr lange musste ich in den dunkelsten Ecken meiner Angst sitzen und dort ganz allein ausharren.

»Warum tut Gott mir das an?«, fragte ich immer wieder. »Warum bestraft er mich, warum lässt er mich allein?«

Ich brauchte sehr lange, um in meiner dunklen Nacht der Seele das Licht zu finden. Doch allmählich erkannte ich, dass Gott mich nicht verlassen hatte. Er rief mich, bat mich, die Reise zur Heilung Schritt für Schritt anzugehen. Er kannte meine Stärke und vertraute darauf, dass ich mein höheres Potenzial verwirklichen würde. Und während ich langsam vorwärtsging, veränderte sich mein Denken. Ich begann, mich als Kind Gottes zu sehen und nicht mehr als Opfer, das bestraft wurde.

Wie so viele Menschen dachte auch ich, ich bräuchte unbedingt eine Beziehung zu einem Partner, einen großartigen Job und ein hohes Einkommen, um in meine Kraft kommen und mein Potenzial entfalten zu können. Aber obwohl es mir nach und nach gelang, all dies zu verwirklichen, konnte mich nichts davon wirklich erfüllen. Tief im Innern war ich immer noch unglücklich. Eines Tages las ich ein Buch von Paul Ferrini mit dem Titel Denn Christus lebt in jedem von euch. Dieses Buch berührte mich zutiefst. Es half mir, meine Wunden anzuschauen und durch meine Schamgefühle hindurchzugehen. Es half mir, mir selbst und anderen zu vergeben. Und dann war ich so weit, dass ich allmählich lernen konnte, mich selbst bedingungslos zu lieben.

Heute bin ich dem näher als jemals zuvor, aber manchmal kommen die alten Ängste wieder hoch, und ich durchlebe Gefühle der Scham und Wertlosigkeit. Dann muss ich erneut in den Schmerz hineingehen und meine Heilung vertiefen. Ich weiß, dass dies keine Bestrafung ist, sondern eine Einladung, zu wachsen, stärker zu werden und mir selbst und Gott noch mehr zu vertrauen.

Ich habe Paul gebeten, dieses Buch zu schreiben, um mich und dich daran zu erinnern, dass wir nicht hier sind, um bestraft zu werden und sinnlos und hoffnungslos zu leiden. Paul sagt: »Leiden kann eine Tür zur Wahrheit und Transformation sein. Es gehört zu unserem Entwicklungsprozess, zu vergeben, zu heilen und wieder ganz zu werden.«

In Denn Christus lebt in jedem von euch sagt Jesus: »Ich bin die Tür zur bedingungslosen Liebe. Wenn du hindurchgehst, wirst auch du diese Tür sein.«

Unsere Heilung und Selbststärkung ist der Beweis für alle unsere Brüder und Schwestern, dass Transformation möglich ist. Wenn du dieses erstaunliche und wunderbare Buch liest, wirst du erkennen, dass deine wahre Größe jenseits des Schmerzes liegt – wie ich es für mich erkannt habe.

Dann können wir den Blick heben und die Berge und den Himmel sehen. Dann wissen wir in unseren Herzen, dass »der Sturm vorüber« ist.

Khadra Sufi

Einleitung

Leiden kann eine Tür zur Wahrheit und Transformation sein. Es gehört zu unserem Entwicklungsprozess, der uns zu Vergebung, Heilung und Ganzheit führt.

Als meine Freundin Khadra mich fragte: »Warum leiden wir?«, antwortete ich: »Wir leiden zum Teil deshalb, weil wir etwas lernen müssen. Etwas in uns muss weicher und demütiger werden. Etwas in uns muss lernen, mitfühlender mit uns selbst und anderen zu sein.«

Dieser Aspekt unseres Leidens ist nicht verhandelbar. Wir können unsere Lektionen nicht umgehen oder dauerhaft verdrängen. Früher oder später müssen wir sie lernen. Ein bereitwillig Lernender zu sein, wird es uns allerdings viel leichter machen, durch unseren Schmerz hindurchzugehen und in unsere Kraft zu kommen.

In diesem Sinne ist Schmerz nicht unbedingt etwas Schlechtes. Er kann einem Zweck dienen. Er kann ein Weckruf sein, der uns darauf hinweist, dass sich etwas in unserem Leben verschieben muss, damit wir wieder ins Gleichgewicht kommen.

Da ist aber auch eine Schicht von Schmerz und Leid, die von unserem Widerstand gegen unsere Lebenslektionen erzeugt wird, von unserer Weigerung, weicher zu werden und zu lernen. Und dagegen können wir etwas tun. Wir können unsere Widerstände erkennen und hindurchgehen. Wir können aufhören, ein Opfer zu sein, und lernen, was das Leben uns beizubringen versucht.

Ein Großteil unseres Leidens wird durch wiederkehrende Muster des Selbstbetrugs erzeugt, die mit unseren Kindheitsverletzungen zu tun haben. Unsere Wunden an die Oberfläche zu bringen, sodass sie geheilt werden können, ist ein wichtiger Teil unseres Weges der psychischen und spirituellen Ganzwerdung. Wir alle müssen die Hindernisse erkennen und abbauen, welche die Liebe in unserem Herzen blockieren. Wir alle müssen unsere Reaktionsmuster von Kampf, Flucht oder emotionaler Erstarrung verstehen lernen und überwinden.

Wenn wir also unsere spirituelle Arbeit tun, können viele Ursachen unseres Leidens neutralisiert werden. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass sich unser Leiden noch vergrößert, wenn wir diese Arbeit nicht tun.

Wir haben die Wahl. Manche von uns beachten die Botschaft, wenn ihr Überbringer das erste Mal an die Tür klopft. Andere zögern zunächst und hoffen, dass der Botschafter wieder verschwindet.

Das ist Wunschdenken. Heute ist der Botschafter vielleicht ein Therapeut oder Lehrer. Nächste Woche kommt er möglicherweise mit einer Horde Soldaten, die einen Rammbock schwingen. Und dann bleibt dir nichts anderes übrig, als die Tür zu öffnen. Manche von uns lernen bereitwillig. Andere müssen auf die Knie gezwungen werden, bevor sie den Weckruf beachten und um Hilfe bitten.

Zwei Arten von Menschen

Es gibt zwei Arten von Menschen auf diesem Planeten: die, die ihren Schmerz fühlen, und jene, die das nicht tun. Erstere fühlen normalerweise auch den Schmerz anderer. Menschen, die ihren Schmerz nicht fühlen, fällt es schwer, den Schmerz anderer wahrzunehmen.

Für diejenigen, die ihren Schmerz spüren, besteht die Herausforderung darin, sich nicht damit zu identifizieren. Sie müssen lernen, dass sie, wenn sie leiden, nicht ihr Schmerz sind. Wenn sie sich mit ihrem eigenen Schmerz und dem anderer identifizieren, bleiben sie darin stecken. Sie verbringen ihr Leben als Opfer und geben ihre Macht an andere ab. Sie fühlen sich unfähig, die für ihr Wachstum und ihre Transformation notwendigen Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen.

Täter hingegen leugnen, dass sie verletzt sind, und verstecken ihre Verletzungen hinter einer Maske des »Erfolgs« oder hinter einschüchterndem Verhalten. Dennoch wird ihr Verhalten unbewusst von Verletztheit gesteuert, und sie verletzen andere fortwährend so, wie sie früher selbst verletzt wurden. Für Menschen, die ihren Schmerz nicht fühlen, besteht die Herausforderung also darin, den Schmerz, den sie anderen zufügen, selbst zu fühlen. Auf diese Weise können sie anfangen, ihren eigenen Schmerz wahrzunehmen.

Menschen mit soziopathischen oder narzisstischen Tendenzen fällt das allerdings nicht leicht. Andere müssen sich ihnen vielleicht entgegenstellen oder ihnen klare Grenzen setzen, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Solange ein Opfer ein Problem damit hat, Nein zu sagen und für sich einzustehen, werden Täter weiterhin leben und handeln, ohne sich ihrer Übergriffe und des Schmerzes, den sie verursachen, bewusst zu sein. Wenn wir andere dominieren und kontrollieren, spüren wir natürlich in der Regel weder ihren noch unseren eigenen Schmerz. Diese hartnäckige Verleugnung unseres Schmerzes macht Heilung fast unmöglich.

Weder das Verleugnen des Schmerzes noch die Identifikation damit sind Strategien für Wachstum und Transformation. Ja, wir müssen unseren Schmerz und den Schmerz anderer fühlen, um den Weg der Heilung zu beschreiten. Aber das ist nur der erste Schritt. Der nächste besteht darin, unseren Schmerz und den Schmerz anderer mitfühlend halten zu lernen, ohne uns damit zu identifizieren oder davon bestimmen zu lassen.

Schmerz versus Leiden

Schmerz und Leiden haben miteinander zu tun, aber sie sind nicht dasselbe. Nehmen wir an, du stößt dir deinen großen Zeh und verspürst plötzlich einen unerträglichen Schmerz. Du weißt sofort, was den Schmerz verursacht hat, und auch, dass er bald nachlassen und schließlich verschwinden wird, wenn du einfach abwartest und eine Weile in ihn hineinatmest.

Leiden hat aber nicht nur mit dem Schmerz zu tun, den wir fühlen, sondern vor allem damit, wie wir ihn interpretieren oder »halten«. Wenn wir dem Schmerz mit Verständnis und Mitgefühl begegnen, machen wir ihn nicht schlimmer, als er ist. Vielleicht lindern wir ihn dadurch sogar. Begegnen wir dem Schmerz aber mit Wut, Angst, Selbstverurteilung oder der Verurteilung anderer, verschlimmern wir ihn.

Das heißt: Unsere psychische Reaktion auf den Schmerz hat großen Einfluss auf unsere Schmerzwahrnehmung und seine Dauer. Diese Verbindung zwischen Körper und Psyche ist gut dokumentiert.

Menschen, die im Opferbewusstsein leben und anderen die Schuld an ihrem Schmerz geben, verstärken und/oder verlängern so den Schmerz, der dann oftmals sogar chronisch wird. Diejenigen, die sich selbst und anderen vergeben und die Verantwortung für ihre eigene Erfahrung übernehmen, lindern dadurch oft den Schmerz, verringern also seine Intensität.

Einfach ausgedrückt: Deine Gedanken und Gefühle haben eine enorme Auswirkung auf dein Erleben. Wie du etwas siehst oder beurteilst, beeinflusst deine Erfahrung des Ereignisses.

Was der eine Mensch als Bedrängnis und Angriff erlebt, betrachtet ein anderer vielleicht als Herausforderung und Lernchance. Die Person, die sich angegriffen fühlt, macht den Angriff zu einer Realität und reagiert darauf, indem sie einen Gegenangriff startet, sich verschließt oder flüchtet. Dadurch verfestigt und verlängert sie den Schmerz.

Ein Mensch hingegen, der die Sache nicht übelnimmt, sieht die Angst hinter dem Angriff und reagiert nicht. Sein Schmerz währt nur kurz. Er erlebt ihn für einen Moment und lässt ihn dann los.

Deine Freundin

Deine Freundin läuft mit einer Geschichte über sich selbst durch die Gegend und lebt in dieser Geschichte. Sie kann dir alle Gründe dafür aufzählen, warum etwas mit ihr nicht in Ordnung ist und »repariert« werden muss. Und sie kann dir alle möglichen Gründe dafür nennen, warum ihr das niemals gelingen wird.

Ihre Geschichte ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Sie glaubt, dass sie ihr Leben nicht ändern kann, bestärkt sich damit immer wieder in ihrer Geschichte und durchlebt sie stets aufs Neue. Damit ihr Leben gelingen könnte, müsste sie erkennen, dass es eine »Story« ist und dass diese nicht wahr ist. Dann könnte sie die Geschichte vielleicht verändern.

Es gibt eine einfache Möglichkeit, die Geschichte zu ändern, indem man den ersten Satz umformuliert in: »Ich bin in Ordnung, so, wie ich bin. An mir muss nichts in Ordnung gebracht werden.« Wenn ihr das gelänge, würde sie aufhören, als Opfer durchs Leben zu gehen. Anstatt zu sagen: »Ich kann nicht«, würde sie sagen: »Ich kann.« Und das würde ebenfalls zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden.

Eigentlich eine einfache Sache, oder nicht? Einfach indem sie die Geschichte von »Ich kann nicht« in »Ich kann« verändert, kommt sie aus ihrer Opferhaltung heraus und in ihre Kraft hinein.

Das Prinzip ist nicht schwer zu verstehen, aber die Veränderung, über die wir hier sprechen, ist enorm. Die meisten Menschen sind dazu einfach nicht in der Lage. Und der Grund dafür ist, dass wir an unserem Opferbewusstsein festhalten.

Wir alle wurden vom Leben verletzt, doch anstatt unsere Wunden zu versorgen, damit sie heilen können, benutzen wir sie als Entschuldigung dafür, dass wir im Leben erfolglos bleiben oder das Recht haben, andere zu kontrollieren oder kleinzumachen.

Sowohl das Leugnen unserer Verletzungen als auch die Identifikation mit ihnen bewirkt, dass wir im Opferbewusstsein stecken bleiben. Und beides bedeutet eine Weigerung, zu heilen und Verantwortung für unser Leben zu übernehmen.

Solange wir weiterhin mit dem Opferbewusstsein leben, unsere Macht an andere abgeben oder versuchen, andere zu schwächen, ist kein Wandel möglich. Wir werden dann einfach zu unserer Geschichte, und unser Schmerz und unser Leiden werden chronisch und vorhersagbar.

Die Projektion unseres Schmerzes beenden

Der meiste Schmerz, das meiste Leid auf dieser Welt entspringt der Projektion des unterdrückten (nicht erkannten) und unerlösten (nicht integrierten) Schattens.

Sobald du aufhörst, deinen Schmerz nach außen zu projizieren, und anfängst, Verantwortung dafür zu übernehmen, den ungeliebten Anteilen deiner selbst Liebe entgegenzubringen, findet eine grundlegende Veränderung statt. Jetzt bist du im Dialog mit deinem Schmerz. Jetzt fragst du: »Was ist hier die Botschaft? Welche Lektion gibt es hier zu lernen?«

Jetzt lernst du, mitfühlend bei deinem Schmerz zu bleiben, ohne andere oder dich selbst zu beschuldigen. Du lernst, den Schmerz sanft und demütig zu umarmen. Und dadurch verändert sich dein Verhältnis zu ihm. Dein Schmerz verbindet dich auf einer tieferen Ebene mit dir selbst.

Wenn Schmerz wirklich ein Weckruf ist, dann ist unser Schmerz nicht länger nötig, sobald wir aufwachen. Wenn die Botschaft gehört wurde, kann der Überbringer nach Hause gehen. Und es ist immer eine Botschaft der Liebe. Liebe dich selbst, und liebe deinen Nächsten, und all das wird vorbei sein. Krieg und Hunger werden ein Ende haben. Schwerter werden zu Pflugscharen.

Nein, eine solche Welt haben wir bis heute nicht. Martin Luther King sagte: »Ich werde vielleicht nicht gemeinsam mit euch dorthin kommen, aber … wir als Volk werden das gelobte Land erreichen.«

Ich habe keinen Zweifel daran, dass er recht hatte. Wo sonst könnten wir hingehen? Außerhalb der Schützengräben des Hasses, der Vorurteile und der Ungerechtigkeit gibt es nur einen Ort, an den man gehen kann. Wir müssen uns aus der Dunkelheit ins Licht bewegen, von Vorurteilen zur Akzeptanz, von der Ungerechtigkeit zur Gleichheit.

Ohne Himmel ergibt die Hölle keinen Sinn. Die Hölle mag für alle von uns eine erschreckende Erfahrung sein, aber sie ist nur ein temporärer Ort. Sie ist ein Ort, an den wir hinabsteigen, um zu erkennen, dass wir das Licht finden und zu ihm werden müssen.

Üben, üben, üben

Bei meiner Arbeit in den Seminaren und Retreats begegne ich vielen Menschen, die es sehr eilig haben, zu erwachen, erleuchtet zu werden, in ihre Kraft zu kommen und ihre Gaben mit der Welt zu teilen. Obwohl ich ihnen von vornherein sage, dass sie sehr viel Geduld haben müssen, wenn ihnen dies gelingen soll, glauben mir das nur sehr wenige. Sie wollen nachhelfen, den Fluss »anschieben«, und stranden dann am Flussufer. Und das passiert ihnen immer wieder.

Die Wahrheit ist: Du kannst dich nicht auf dem Fluss halten, wenn du nicht Rudern oder Schwimmen lernst. Es zu versuchen, bevor du so weit bist, ist nicht nur dumm, sondern kann sogar gefährlich sein.

Auf welchem Weg du dich auch befindest, es gibt keinen Ersatz für die spirituelle Praxis. Und spirituelle Praxis erfordert ein hohes Maß an Geduld und Disziplin. Es bedeutet, täglich präsent zu sein, auch wenn es schwierig oder unbequem wird.

Die, die aufwachen, wollen wirklich aufwachen und haben gelernt, geduldig zu sein. Du kannst den Heilungsprozess nicht überstürzen. Er hat einen eigenen Rhythmus und Zeitplan.

Der Fluss ist stärker als du. Früher oder später lehrt er dich Demut.

Wie ich in meinem Buch Dein Leben heilen betont habe, kannst du nicht als erwachter Mensch in deine Kraft kommen, bevor du nicht erhebliche Fortschritte bei der Heilung deiner inneren Zerrissenheit gemacht hast. Nur dann ist deine Integration verlässlich und kann »Beine oder Flügel bekommen«. Die Gaben, die du in dieses Leben mitgebracht hast, kannst du erst dann voll und ganz in die Welt bringen, wenn diese psycho-spirituelle Synergie in deinem Inneren zum Tragen kommt. Dann wird das wahre Selbst geboren. Dann steigt der Phönix aus der Asche des falschen Selbst empor.

Nur wenn deine Liebe zu dir bedingungslos ist, wenn sie so tief und weit ist, dass sie deine Angst mitfühlend umfangen kann, kann sich dein Leiden beträchtlich verringern, und du kannst in die Fülle deiner Kraft und Bestimmung kommen.

Abkürzungen enden in Sackgassen

Wir alle wollen einen kürzeren Weg zum Himmel finden, einen, auf dem nicht von uns verlangt wird, uns so genau anzuschauen, so tief in unser Inneres zu blicken. Aber Abkürzungen enden zwangsläufig in Sackgassen und verzögern die Reise.

Leider gibt es keine Wunderpillen, keine Drogen oder Mantras und keinen Hokuspokus, die dich zur inneren Ganzheit und in deine Kraft bringen können. Du musst den Weg so gehen, wie ihn alle gegangen sind, die sich vor dir auf diese Reise gemacht haben: Schritt für Schritt und Augenblick für Augenblick.

Sich selbst bedingungslos lieben zu lernen, dauert ein ganzes Leben. Wenn du meinst, es sei anders, gibst du dich einer Illusion hin. Dann ist es besser, deine Maske aufzubehalten, als sie abzunehmen und in die Schattenwelt hinabzusteigen, bevor du bereit bist.

Wer hier versucht, mit einer Rakete in den Himmel zu fliegen, wird unweigerlich abstürzen und verglühen. Er befindet sich nicht auf einer Reise der Integration und Ganzheit, sondern der Desintegration und Zersplitterung. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass viele »hochtourig fahrende« spirituelle Sucher am Ende »durchdrehen«.

Teil I

Akzeptanz und Verantwortung

Kapitel 1

Unseren Schmerz anerkennen

Als der junge Gautama den Palast seines Vaters verließ, war er schockiert über das menschliche Leid und Elend, das er zu sehen bekam. Er hatte sein ganzes bisheriges Leben innerhalb der schützenden Mauern des Palastes verbracht und war noch nie Zeuge von Hunger, Armut Krankheit, Grausamkeit, Ungleichheit oder Ungerechtigkeit gewesen. Seine Begegnung mit der Welt jenseits des Palastes war für ihn ein enormes Erwachen.

Nun, da er sah, wie andere lebten, erkannte Gautama bald, dass ihn das Streben nach Vergnügen und Vermeidung von Schmerz nicht mehr zufriedenstellen konnte, sondern eine verstörende Distanz zwischen ihm und den außerhalb der Palastmauern lebenden Menschen schuf.

Er kehrte also dem Palast den Rücken und zog sich in die Wälder zurück, wo er unterschiedliche Formen der Entsagung praktizierte. Wie andere spirituelle Sucher wollte er sich selbst Schmerzen zufügen, damit er lernen konnte, sie zu überwinden. Doch im Laufe der Zeit stellte er fest, dass diese Praktiken eher dazu führten, dass seine Seele sich verschloss, statt ihn spirituellen Erkenntnissen oder anderen Menschen näherzubringen.

Die Methapher