DER BIO-KRÄUTERGARTEN
der Kräuter-Liesel
„Mein Körper kann nur von dem leben, was ich ihm gebe, und wenn das nichts taugt, dann kann er auch nicht gesund werden.“ Zu dieser Überzeugung gelangte Liesel Malm nach schwerer Krankheit vor über dreißig Jahren, die sie schließlich überwand. Damals begann die heute über 80-jährige Kräuter-Liesel, einen großen biologischen Kräuter- und Nutzgarten anzulegen. Ihren Erfahrungsschatz hat sie in diesem Buch zusammengetragen.
Hier finden Sie alles Wissenswerte über den Anbau von gesunden Gewürz- und Heilkräutern, von Wildgemüse, wildem Obst und Beeren bis zu heimischen Zier- und Wildpflanzen. Über 300 Fotos erleichtern die Zuordnung. Ob Topinambur, Bärlauch, Beifuß, Kamille oder Kümmel – die Kräuter-Liesel hat einen Rat zu jedem Gewächs. Legen Sie doch einfach Ihr eigenes Hügel- oder Hochbeet an. Die Kräuter-Liesel zeigt Ihnen mit anschaulichen Fotos, wie es geht. Auch die Pflege, Ernte und Verwertung von Kräutern lernen Sie hier im Handumdrehen.
So finden auch Sie bald Freude und einen unerschöpflichen Quell für Gesundheit und Wohlbefinden in Ihrem eigenen kleinen Kräuter- und Gemüsegarten.
Viele Menschen wünschen sich einen Biogarten, um ihre eigenen Lebensmittel zu erzeugen, aber wie geht das?
Im Vorwort habe ich die Gründe für das Warum eines Biogartens beschrieben. In diesem Buch soll es aber vorwiegend um das Wie gehen. Natürliche Lebensmittel in Bioqualität sind schon sehr gefragt, da immer mehr Menschen zu der Überzeugung kommen, dass Lebensmittel aus der Massenproduktion nicht gesund sind und Krankheiten verursachen. Dies ist in vielen Fällen auch wissenschaftlich nachgewiesen. Der Wunsch nach Lebensmitteln aus biologischer Landwirtschaft ist also nachvollziehbar, richtig und wichtig.
Ich selbst war vor über dreißig Jahren schwer an Krebs erkrankt. Nach einer Operation und einer radikalen Strahlenbehandlung, unter deren Auswirkungen mein Körper bis heute leidet, habe ich meine Ernährung komplett auf biologische, vollwertige und vegetarische Kost umgestellt.
„Ich esse kein Fleisch und keine verpackten Lebensmittel mehr. Ich bin davon überzeugt, dass ich nur deshalb den Krebs überwunden habe und noch lebe.“
Chaotische Mischkultur: Gemüse, Kräuter, Salatpflanzen und Wildblumen bilden eine gesunde und fruchtbare Gemeinschaft.
Meine vegetarischen Biolebensmittel erzeuge ich seit über dreißig Jahren im eigenen Garten und ergänze diese durch biologisches Getreide, vor allem Dinkel, das ich bei Bedarf frisch male und für meine selbst hergestellten Backwaren und andere Gerichte einsetze. Neben biologisch angebautem Gemüse und Getreide ernähre ich mich von vielen gesunden Pflanzen und Kräutern aus meinem Biogarten oder aus der Natur. In diesem Buch beschreibe ich meine Pflanzen und Früchte aus dem biologischen Anbau sowie ergänzende Wildpflanzen.
Es ist nicht schwer, einen Biogarten anzulegen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass Sie den unbedingten Willen haben, konsequent auf chemisch erzeugte Düngemittel und Giftstoffe (Pestizide, Herbizide und Fungizide) zur Bekämpfung von sogenannten „Schädlingen“ und „Unkraut“ zu verzichten.
Nach meiner Überzeugung gibt es ohnehin keine Schädlinge und kein Unkraut in der Natur. Jedes Tier und jede Pflanze haben ihren Lebenssinn und erfüllen eine Aufgabe. Der wirkliche Schädling in der Natur ist der Homo sapiens und dieser ist gerade dabei, seine eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören.
Wenn Sie sich an die Regeln der biologischen Gartenbewirtschaftung halten, wird sich innerhalb von wenigen Jahren auch das biologische Gleichgewicht in Ihrem Garten wieder einstellen, sodass kein Kraut und kein Tier oder Insekt mehr überhandnimmt.
Beginnen Sie mit dem Anbau Ihrer eigenen Lebensmittel im Biogarten
Erzeugen Sie Ihre eigenen und natürlichen Früchte, Salatpflanzen, Ihr eigenes Obst und Gemüse. Das sind biologische, einwandfreie Lebensmittel, die nie mit Chemikalien oder Kunstdünger in Berührung kamen. Die frische Ernte aus dem eigenen Biogarten bietet Ihnen den höchstmöglichen Gehalt an Vitaminen und natürlichen Vitalstoffen.
Sie haben noch keinen Garten?
Falls Sie selbst keinen Garten besitzen und wirklich interessiert sind, einen solchen zu bekommen, so sollten Sie sich in Ihrem Umfeld einmal genauer umschauen. In der Regel kann man heute auch in der Nähe von Großstädten Gartenflächen pachten oder kaufen. Auch bei den Kleingartenvereinen findet man fast immer Anschluss und Hilfe. Gemeinsam mit Freunden wird es billiger, und zudem kann man sich mit der Gartenpflege (auch im Urlaub) abwechseln und die Arbeit und die Ernteerträge teilen. Selbst auf Balkons oder Terrassen lassen sich Pflanzen ziehen. Ich konnte es zuerst kaum glauben, als meine Tochter mir erzählte, dass es in Großstädten Hochhäuser mit Gärten gibt, die auf der Dachterrasse mit Pflanzkübeln oder Hochbeeten gestaltet werden. Fast überall kann man einen kleinen Biogarten anlegen. Obst und Gemüse lassen sich auch in Töpfen, Wannen, Eimern, Holztrögen, im Hochbeet und sogar auf Strohballen anpflanzen.
Möglicherweise müssen Sie Gartenflächen, die bisher nicht biologisch bewirtschaftet wurden und stark von Pestiziden und Kunstdüngemittel durchsetzt sind, zunächst einmal für ein oder zwei Jahre brach liegen und durch die Aussaat von Gründüngepflanzen ausruhen und regenerieren lassen (siehe auch Seite 21).
Achten Sie bei der Auswahl Ihrer „Gartenfläche“ darauf, dass dort mindestens für fünf bis sechs Stunden pro Tag die Sonne scheint. Für manche Pflanzen ist aber ein schattiger Standort geeigneter.
Der richtige Platz ist wichtig!
Idealerweise wird der Garten im Norden durch hohe Bäume, einen Wald oder einen Schutzwall begrenzt und ist nach Süden hin offen für die Sonneneinstrahlung. Lockerer Bewuchs von kleineren Bäumen und Sträuchern an den Seiten sorgt für den nötigen Schatten.
Welche Pflanzen kann ich in meinem Garten erfolgreich anbauen?
Welche Pflanzen Sie anbauen, ist Ihre ganz persönliche Entscheidung. Aber wenn Sie noch keine Erfahrungen haben, sollten Sie sich bei Gärtnern, Freunden oder Nachbarn erkundigen, welche Gemüse- und Fruchtsorten für Ihren Standort, die Bodenbeschaffenheit und die vorherrschenden klimatischen Verhältnisse am besten geeignet sind. In kühlen Lagen oberhalb von 800 Meter wird man vorzugsweise andere Pflanzen anbauen als in feuchtwarmen Niederungen und Flussauen unterhalb von 100 Meter. Die Unterschiede in der Jahresdurchschnittstemperatur und der Bodenbeschaffenheit sind von großer Bedeutung. Nachtschattengewächse wie Tomaten und Paprika zum Beispiel benötigen warme, sonnige Standorte bei mittelschweren Humus-Löss-Böden mit geringem Salzgehalt und pH-Werten zwischen 5,5 und 7,0 und werden in Lagen oberhalb von 800 Meter nicht so gut gedeihen.
Der Kontakt und Austausch mit den Nachbarn kann vor Fehlern bewahren.
Am besten schauen Sie sich einmal die Gärten Ihrer Nachbarn an. Dort sehen Sie schnell, was gut gedeiht. Der Erfahrungsaustausch mit den Nachbarn ist immer hilfreich und empfehlenswert, vor allem, wenn Sie neu am Standort sind. Der Plausch über den Gartenzaun mit Ihren Nachbarn schafft neue Kontakte, bietet Erkenntnisse und fördert den Austausch von Erfahrungen und die Hilfsbereitschaft. Das schadet nie. Auch der Tausch von Pflanzenablegern, Setzlingen und Biosamen bereichert die genetische Vielfalt in Ihrem Garten.
Vorsicht vor genmanipulierten Hybridpflanzen und unfruchtbaren Samen
Was sind Hybridpflanzen? Hybride sind Pflanzen, die über Generationen hinweg durch Selbstbefruchtung reinerbig gemacht wurden. So können nur noch ganz bestimmte Erbanlagen weitergegeben werden. Es ist also die reine Inzucht. Durch Kreuzung dieser Inzuchtlinien werden sogenannte F1-Hybride gezüchtet, die dann als Saatgut verwendet werden. Doch schon in der nächsten Generation verlieren sich die Erbeigenschaften vollständig. Da sich bei Hybridsaatgut die Elternlinien nicht selbst befruchten dürfen, werden alle männlichen Pflanzen durch gentechnische Veränderung, nämlich durch Zellfusion, sterilisiert. Sie können also mit Hybridpflanzen nicht durch Samenentnahme weiterzüchten, weil diese unfruchtbar sind. Dies macht die landwirtschaftliche Industrie, damit man immer wieder neue Pflanzen oder neue Samen kaufen muss. Durch die gentechnische Veränderung sind Hybridsamen weniger widerstandsfähig und oft sehr krankheitsanfällig, sodass sie meist auch nicht ohne chemische Pflanzenschutzmittel gedeihen. So entsteht eine weitere Abhängigkeit von der Agrarindustrie zu deren Vorteil.
Herkömmliche Agrarpflanzen sind durch Pestizide und Herbizide verseucht und gesundheitsschädlich!
Fast alle Pflanzen und deren Früchte aus herkömmlicher Landwirtschaft sind durch Pflanzenschutzmittel wie Herbizide und Pestizide (Glyphosat und andere) verseucht. Durch ihren Verzehr wird unsere Gesundheit belastet und es können schwerwiegende Krankheiten wie Krebs ausgelöst werden. Die von der EU vorgegebenen maximalen Dosierungsrichtwerte für Pflanzenschutzmittel sind meist zu hoch angesetzt. Dies wird auch durch viele medizinische Gutachten bestätigt.
Biologisch unversehrte und samenfeste Zuchtpflanzen kaufen!
Hybridpflanzen und Samen mit der Handelskennzeichnung F1 überzeugen zwar durch ihre äußerlichen Eigenschaften in Form und Farbe. Wenn Sie diese Sorten aber langfristig anbauen wollen, sind Sie gezwungen, jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen und Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Dies ist teuer und vor allem ungesund. Durch das immer größer werdende Hybrid-F1-Angebot im Handel werden natürliche, samenfeste Sorten verdrängt. Dabei geht ein großer Teil an genetischer Vielfalt und natürlicher Widerstandskraft der Pflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten verloren. Der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden wird unvermeidbar.
Wollen wir gesunde und unbelastete Pflanzen und Früchte ernten, müssen wir samenfeste Sorten einsetzen.
Gesunde und biologisch unbedenkliche Planzen können also nur aus natürlichen Samen von Biopflanzen wachsen. Die Samen werden aus reifen Früchten und Blütenständen gewonnen. Diese können wir selbst ernten und in Kaffeefiltertüten kühl und trocken bis zum Frühjahr einlagern. Natürliche samenfeste Pflanzen und Samen erhalten Sie aber auch im Biofachhandel, über das Internet oder beim Gärtner Ihres Vertrauens.
In Naturkostläden oder in Hofläden biologisch wirtschaftender Betriebe werden in der Pflanzzeit ab März oft junge Biogemüsepflanzen und sogar Biokräuterpflanzen zum Kauf angeboten. Sie können aber auch ab Februar Ihre eigenen Setzlinge auf der Fensterbank oder im Treibhaus anziehen.
Biosetzlinge kann man auf der Fensterbank oder im Treibhaus vorziehen oder kaufen.
Bodenbeschaffenheit, Düngung, Kompostierung und Humusvermehrung
Alle Planzen in Ihrem Garten sind nur so gesund wie der Gartenboden selbst. Ist die Gartenerde durch langjährige Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln und Kunstdünger belastet, empfiehlt sich unbedingt eine Regenerations- und Entgiftungsphase des Bodens durch eine mindestens einjährige Nutzungspause. In dieser Pause kann man dem Boden zusätzlich natürlichen Biodünger durch die Aussaat von Gründüngepflanzen oder Biohumus zukommen lassen. Diese Gründüngepflanzen bleiben in der Regel auch über den nächsten Winter stehen und sind bis zum Frühjahr erfroren und zu Kompost oder Humus geworden. Lassen Sie sich gegebenenfalls von einem Fachmann beraten, welche Düngepflanzen bei Ihrem Boden am besten einzusetzen sind.
Die Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit sind in den verschiedenen Regionen ganz erheblich.
Welche Art von Erde befindet sich in Ihrem Garten?
Wenn Sie zum Beispiel im Süden Deutschlands, im Voralpenland, wohnen, werden Sie oft saure Hochmoorböden auf kiesigem Untergrund vorfinden.
Saurer Moorboden
Der Untergrund besteht meist aus dem Kies und Schutt der Gletscherendmoränen von der letzten Eiszeit. Die darüberliegende Moorbodenschicht begann erst vor rund 10.000 Jahren, sich zu entwickeln, und besteht aus dem Humus der verrotteten Pflanzenteile der Hochmoore, die sich seitdem gebildet haben. Diese Böden sind locker und feucht, aber wasserdurchlässig, meist relativ sauer (pH-Wert 4,0 bis 5,0) und nährstoffarm. Die Menge der Kleinlebewesen im Vergleich zu anderen Böden ist eher gering. Solche Böden brauchen verstärkte Zufuhr organischer Biomasse, wie Stallmist aus der Nutztierhaltung, Hornspäne, Humuserde oder Kompost. Zur Neutralisierung des pH-Wertes gibt man Muschelkalk, Knochenmehl, Holzasche oder Dolomitgesteinsmehl dazu, aber nicht zu viel auf einmal. Pro Quadratmeter und Jahr verteilt man im Spätherbst maximal 300 Gramm davon auf die abgeernteten Flächen und harkt diese Zusätze leicht unter, damit sie nicht vom Regen weggespült werden. Über den Winter sollten sie mit der Humuserde eine Verbindung eingehen und so den Säuregehalt des Bodens neutralisieren. Die meisten Pflanzen gedeihen auf einem neutralen Boden mit einem pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 am besten. Wenn Sie also wissen wollen, wie es um den pH-Wert ihrer Gartenerde bestellt ist, sollten Sie im zeitigen Frühjahr vor der Aussaat einen Test machen (siehe Seite 18).
Nährstoffarmer und trockener Sandboden
Im Südwesten Deutschlands, zum Beispiel im Pfälzer Wald und im Odenwald, oder auch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gibt es viele Gebiete mit sehr sandigen Böden. Diese sind sehr wasserdurchlässig, trocknen schnell aus und haben meist einen geringen Nährstoffgehalt.
Auch bei den Sandböden empfehlen sich die Überprüfung des pH-Wertes und die Einbringung organischer Dünger und von Humuserde sowie von Mineralien je nach Bedarf.
Fruchtbarer Lehm-/Lössboden
Lehm- oder Lössböden sind meist durch Ablagerungen von feinem Sediment in den Urstromtälern während und nach den Eiszeiten entstanden. Sie können Wärme, Wasser, Luft und Nährstoffe gut speichern und verfügen über reichlich Humus und Mineralien. Lehmböden sind meist sehr schwer und dicht. Je höher der Humusanteil ist, umso größer ist die Vielfalt der Kleinstlebewesen im Boden, die den Boden lockern und mit neuer Nahrung als Humus versorgen. Im Extremfall ist der Lehm- bzw. Tonanteil so hoch, dass der Boden nur schwer zu bearbeiten ist. Hier sollte mit organischer Biomasse wie Stalldung, Kompost, Humuserde und auch Sand eine Lockerung und Nährstoffergänzung eingebracht werden. Lehm-/Lössböden haben meist einen neutralen pH-Wert. Aber ein Test kann auch hier nicht schaden.
Ich habe einen einfachen Trick, um festzustellen, ob meine Gartenerde zu sauer oder alkalisch ist.
Ein einfacher Säuretest
Ich nehme einen 0,2-Liter-Becher, gebe 0,1 Liter destilliertes Wasser und einen gehäuften Esslöffel voll Erde hinein. Dann rühre ich einen Teelöffel Backpulver dazu. Wenn die Erde im Wasser in Verbindung mit Backpulver schäumt und blubbert, so ist der Boden sauer. Gegenmaßnahme: Kalk oder Gesteinsmehl einbringen.
Wenn beim Backpulvertest nichts geschieht, nehme ich einen 0,2-Liter-Becher mit 0,1 Liter Essig und gebe einen gehäuften Esslöffel voll Erde hinein. Wenn die Erde in Verbindung mit dem Essig schäumt, so ist der Boden alkalisch. Gegenmaßnahme: organischer Dünger, Stallmist oder Kompost. Wenn in beiden Bechern nichts passiert, so ist mein Boden in Ordnung und annähernd pH-neutral.
Mit einem einfachen Test prüfe ich, ob meine Gartenerde sauer oder alkalisch ist!
Wer seinen Boden nicht kennt, der kann auch nicht richtig düngen!
Auf den vorherigen Seiten habe ich die drei verschiedenen Bodenarten beschrieben, die wir in Mitteleuropa vorwiegend antreffen. Oft sind es auch Mischformen aus diesen drei Arten. Die Frage nach dem richtigen Dünger können wir nur beantworten, wenn wir einigermaßen genau wissen, welchen Boden wir haben, wie hoch sein pH-Wert ist und welche Pflanzen wir anbauen wollen. Da die verschiedenen Pflanzen auch unterschiedlich stark die Nährstoffe aus dem Boden ziehen, sollte man sich bei einem größeren Garten genaue Aufzeichnungen machen, welche Pflanzen man an welchem Platz hatte. So weiß man, was man im nächsten Jahr dort nicht schon wieder anbauen sollte und wie stark gegebenenfalls zu düngen ist. Dort, wo im Vorjahr starke zehrende Gemüsesorten, wie zum Beispiel alle Kohlarten, oder Pflanzen, die viele große Früchte auf kleiner Fläche hervorbringen, angebaut wurden, sollte man schon im Spätherbst frischen Kompost oder Stallmist in Verbindung mit Kalk, Stein- oder Muschelmehl ausbringen. Man sollte keinesfalls zweimal hintereinander dieselben Pflanzen an einem Platz anbauen und zumindest das Prinzip der Dreifelderwirtschaft beherzigen, nach dem sich die Fruchtfolge maximal alle drei Jahre wiederholen darf. Ich gönne jedem Stück Gartenland zusätzlich ein Jahr Ruhepause zur Regeneration durch Gründüngerpflanzen.
Gönnen Sie Ihrem Boden nach starker Beanspruchung auch einmal eine Regenerationsphase!
Grundsätzlich muss man den Flächen, auf denen man viel Biomasse geerntet hat, auch wieder viele Nährstoffe zurückgeben. Stark ausgezehrte Flächen haben auch einmal eine Pause zur Regeneration verdient, indem man einfach Gründüngerpflanzen oder anspruchslose Wildkräuter und Wildblumen dort aussät. Darüber freuen sich die Kleinlebewesen in der Erde und auch Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten.
Beliebte Gründüngerpflanze Phacelia
Die Phacelia hat sich als Gründüngungspflanze nicht nur bei Biobauern, sondern auch bei Gärtnern bewährt. Sie liefert mehr Nährstoffe, als sie dem Boden entzieht, und mit ihren dichten und recht tiefen Wurzeln sorgt sie für eine sehr gute Bodenlockerung und Durchlüftung. Mit ihrem kompakten Kraut wirkt sie wie ein Bodendecker, verhindert also die Ausbreitung ungewollter Wildpfanzen und liefert Bienen und anderen Insekten süßen Blütennektar. Die kräftigen Pflanzen werden nicht geerntet. Sie hinterlassen nach dem ersten kräftigen Frost im Winter viel organisches Düngematerial, das einfach an Ort und Stelle verbleibt und nicht in den Boden eingearbeitet werden muss. Auch das Wurzelwerk im Boden zersetzt sich nach dem Absterben der Pflanze. So wird der Humus vermehrt, eine Bodenlockerung herbeigeführt und das Wachstum der wichtigen Bodenmikroben gefördert. Eine ähnliche Wirkung haben auch Düngerpflanzen wie Buchweizen, Gelbsenf, Lupine, Ringelblume und Sommerwicken. Viele Gründüngerpflanzen fördern nicht nur die Kleinstlebewesen im Boden, sondern vertreiben auch überhandnehmende Spulwürmer, Schnecken und Fruchtfliegen. Detaillierte Informationen dazu bekommen Sie im Fachhandel und im Internet.
Künstliche Mineraldünger sind tabu!
Künstliche, also chemisch erzeugte mineralische Dünger, wie Blaukorn und Ähnliches, sollten im Biogarten niemals eingesetzt werden, da diese von den Pflanzen nie ganz aufgenommen werden und schnell vom nächsten starken Regen ins Grundwasser gespült werden. Das erhöht den Nitratgehalt auch im Trinkwasser.
Natürlicher mineralischer Dünger ist richtig und wichtig.
Ich gebe meinen Gemüsebeeten und allen anderen Pflanzen nach Bedarf natürlichen Düngekalk, wie Muschel- oder Gesteinsmehl (Kalzium, Magnesium). Es ist wichtig, im Garten viel organischen Dünger und Kompost einzusetzen, damit auch alle mineralischen Nährstoffe vorhanden sind und der pH-Wert neutral bleibt (siehe auch mein Säuretest auf Seite 18).
Organischer Dünger aus Pflanzenfasern oder tierischem Gewebe
Organischer Dünger ist alles, was aus pflanzlichen Fasern oder tierischem Gewebe zur Zersetzung gebracht bzw. kompostiert wurde. Letztlich wird von Würmern, Kleinstlebewesen und Mikroben im Boden alles mehrfach gefressen und verdaut und – so entsteht Humus. Dieser enthält dann die aufgeschlossenen Nährstoffe, die die Pflanzen brauchen. Man kann biologisch organischen Dünger in flüssiger oder in getrockneter gepresster Form als Pellets oder Kügelchen im Gartenhandel kaufen. Ich bevorzuge aber meinen eigenen Kompost oder Stallmist vom Biobauern. Das ist für Gartenfreunde, die in der Stadt wohnen, natürlich nicht so einfach nachvollziehbar. Wenn Sie nur einen kleinen Garten auf dem Balkon oder der Dachterrasse haben, so kann ich verstehen, dass Sie dort keinen stinkenden Stallmist ausbringen wollen. Ich empfehle Ihnen stattdessen einen organisch-mineralischen Biovolldünger, der alle organischen Nährstoffe, aber auch alle wichtigen Mineralien enthält.
Biovolldünger hat den Vorteil, dass er organische Nährstoffe und auch alle wichtigen Mineralien enthält.
Damit haben Sie immer einen ziemlich ausgeglichenen Nährstoffgehalt und keine extremen Schwankungen im pH-Wert des Bodens.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass das Wachstum der Pflanzen stagniert, weil Nährstoffe fehlen, können Sie 50 Gramm Volldünger auf einen Liter Wasser auflösen und die betroffenen Pflanzen mit einer kleinen Blumengießkanne einer Extra-Düngergabe unterziehen. Sollte nach fünf Tagen kein Wachstumsfortschritt erkennbar sein, so könnte es sich auch um einen Krankheits- oder Pilzbefall handeln, der das Wachstum verhindert.
Dünger ist Nahrung für die Mikroorganismen im Boden, der von diesen an die Pflanzen weitergereicht wird und für gesundes Wachstum sorgt.
Meine sehr verehrten Brennnesseln!
Als kräuterkundige Biogärtnerin habe ich natürlich viele Pflanzen, die ich ganz besonders schätze. Eine davon ist die Große Brennnessel. Sie dient mir als Bestandteil für einen Husten- und Reinigungstee, als Basis für eine gesunde Gemüsesuppe und im Garten verwende ich sie zur Herstellung meiner Spezialbrennnesseljauche als Biodünger und Pflanzenschutzmittel.
Zur Herstellung der Brennnesseljauche benötigen Sie einen großen Eimer oder Kübel aus Kunststoff oder ein Holzfass. Metallgefäße eignen sich nicht, da diese in Verbindung mit Säure und Sauerstoff oxidieren und sich giftige Metallteilchen lösen und in die Jauche gelangen können. Aus der Jauche würden die Metallteilchen in den Boden, weiter in die Gemüsepflanzen und durch den Verzehr der Pflanzen in unseren Körper gelangen. Hier ist Achtsamkeit gefragt.
So mache ich meine Spezialbrennnesseljauche:
Ich sammle Brennnesseln, bis mein Kübel oder Eimer locker bis zum Rand gefüllt ist. Man kann die ganze Pflanze samt Wurzeln dafür verwenden. Ich lasse die Wurzeln aber meist im Boden, damit ich im nächsten Jahr erneut Brennnesseln ernten kann. Das Sammeln der Brennnesseln macht man mit Handschuhen. Doch wenn ich mich versehentlich einmal an den Brennnesseln „verbrenne“, so ist das nicht so schlimm. Es hilft gegen das Rheuma in den Hand- und Fingergelenken. Ich schneide die Pflanzen auf etwa 10 Zentimeter Länge zu und fülle den Kübel mit Regenwasser auf. Dann stelle ich den Kübel an einen warmen, sonnigen Platz. Den Inhalt des Kübels rühre ich täglich zwei Mal um. Nach rund drei Tagen fängt das Ganze an zu gären und es beginnt zu blubbern und zu stinken. Damit es nicht so intensiv riecht, gebe ich noch zwei große Pflanzen Schafgarbe und zwei große Pflanzen Rainfarn klein geschnitten dazu. Diese enthalten sehr würzige ätherische Öle, was den Geruch erträglicher macht und der Wirksamkeit der Jauche nicht schadet.
Nach zehn bis zwölf Tagen ist die Gärung abgeschlossen und es blubbert nicht mehr. Jetzt gieße ich die Jauche durch ein Küchensieb und fülle sie dann in große Schraubflaschen, Schraubkanister oder andere gut verschließbare Gefäße.
Brennnesseljauche als Biodünger
Man kann die Brennesseljauche verdünnen oder auch pur verwenden. Zur Düngung junger Pflanzen mische ich die Jauche im Verhältnis 1 : 10 und gieße diese Mischung bereits vor dem Aussetzen in die Pflanzlöcher. Nach einer Woche gieße ich noch einmal sparsam mit der gleichen Mischung.
Brennnesseljauche gegen überhandnehmende Blattläuse
Gegen Blattlausbefall oder andere überhandnehmende Insekten verwende ich fein abgesiebte Brennnesseljauche in unverdünnter Form, fülle sie in eine Blumenspritze und sprühe die ganze Pflanze und auch den Boden in einem Umkreis von rund 50 Zentimern damit ein. Wiederholen Sie den Vorgang jeden Tag so lange, bis Sie keine lebenden Blattläuse mehr sehen. In einem Biogarten, der sich bereits im natürlichen Gleichgewicht befindet, werden Sie aber normalerweise keine großen Probleme mit übermäßigem Insektenbefall haben. Denken Sie auch daran, dass andere Insekten wie Marienkäferlarven sich von Blattläusen ernähren und überdies die Ameisen mit den zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse ihre Brut füttern. Wenn Sie also die Blattläuse bekämpfen, vernichten Sie gleichzeitig auch das Futter der Marienkäferlarven und der Ameisenbrut. Überlegen Sie also gut, ob der Schaden wirklich so groß ist, dass Sie die Blattläuse bekämpfen müssen. Die chemische Giftkeule ist natürlich im Biogarten strengstens verboten! Lesen Sie dazu auf den Seiten 35 bis 36, welche „Polizeipflanzen“ auch noch vor überhandnehmenden Arten schützen.
Kein Biogarten ohne Kompost
Der Biogarten ist ohne Kompost undenkbar, ohne ihn funktioniert rein gar nichts. Kompost gewinnt man aus organischen Abfällen, Pflanzenresten, Blättern, Laub, Gehölzeschnitt, Rasenschnitt oder aus ungekochten Küchenabfällen von Gemüse und Obst, die man klein schneidet oder schreddert. Sie sollten nicht zu klein geschnitten werden, damit noch Luft in den Lagerschichten bleibt und Regenwasser hindurchfließen kann.
Bevor man einen Kompostbehälter anlegt, sollte man erst einmal Kompoststoffe sammeln, damit man auch über entsprechendes Füllmaterial verfügt. Das darf auch ein wild aufgeschichteter Komposthaufen sein, mit dem man im nächsten Frühjahr einen oder mehrere Kompostbehälter befüllt. Wilde Komposthaufen sind für Igel ein ideales Winterquartier.
Es gibt viele Möglichkeiten, einen Komposthaufen anzulegen. Am einfachsten kauft man sich einen Kompostbehälter im Gartenmarkt oder zimmert sich einen oder mehrere aus alten Holzpaletten. Wichtig ist, dass Luft und Regenwasser den Kompost durchdringen können. Der ideale Platz für einen Komposthaufen liegt im Halbschatten unter einem Baum oder großen Strauch. Dort, wo man den Kompostbehälter aufstellen will, muss man den vorhandenen Bewuchs (Gras oder Wildpfanzen) vorsichtig entfernen, damit die oberste Schicht vom Mutterboden zum Vorschein kommt und der Kompost eine direkte Verbindung zum Boden und den darin lebenden Kleinlebewesen und Würmern bekommt. Hilfreich ist es, wenn man den Kompostplatz mit einer 5 Zentimeter dicken Schicht Grasmulch abdeckt und über den Winter so liegen lässt. Das lockt die Regenwürmer und andere kleine Helfer an.
Die erste, unterste Schicht mit rund 20 bis 30 Zentimeter Höhe besteht idealer Weise aus grobem Gehölzschnitt mit Stücken von circa 20 bis 30 Zentimeter Länge. Diese Schicht wird sich im Laufe eines Jahres stark verdichten, aber dennoch lange dafür sorgen, dass die Luft von unten her zirkulieren kann. Die nächsten Schichten mit etwa 10 bis 20 Zentimeter Höhe kann man beliebig mit feineren Pflanzenabfällen, Grünschnitt, Gemüseblättern, Salatabfall, Kartoffelschalen oder Laub aus dem Vorjahr aufschichten. Zwischendurch sollte man immer etwa 10 Zentimeter Gartenerde gemischt mit bereits stark verrottetem Kompostmaterial aus dem Vorjahr auffüllen. Auf die Gartenerde streut man circa 1 Kilogramm Biogartenkalk oder Dolomitgesteinsmehl, damit der Kompost einen möglichst neutralen pH-Wert erhält. Im Frühjahr sollte man den Kompost umschichten und den vorhandenen Humus ernten. Noch nicht verrottetes Material bildet die Basis für den neuen Komposthaufen. Zum einfacheren Umschichten habe ich meist mehrere Komposthaufen in Gebrauch.
Kräuter als Kompostbeschleuniger
Im Jahr 1948 entdeckte die Fuldaer Ordensschwester Laurentia Dombrowski beim Übersetzen einer Jahreschronik aus der englischen Benediktinerinnenabtei Stanbrook das Rezept eines Kräuterpulvers zur Beschleunigung des Verrottungsprozesses im Kompost. Sie nannte es Humofix® und es ist heute überall im Fachhandel und im Internet zu kaufen. Man kann das Pulver aber auch selbst herstellen.
Zur Herstellung eines Kräuterpulvers zur Kompostbeschleunigung benötigt man Baldrianwurzeln, Brennnesseln, Kamillenblüten (Echte Kamille), Löwenzahnblätter, Eichenrinde und Schafgarbenblüten. Diese werden bei 40 °C im Backofen getrocknet, bis sie staubtrocken sind und man sie in den Händen bzw. im Mörser zerkleinern und pulverisieren kann. Am besten bewahrt man größere Mengen der getrockneten Kräuter in pulverisierter Form in Gläsern mit Schraubdeckel auf, so hat man über einen längeren Zeitraum immer einen Vorrat, um das Humofix-Pulver herzustellen. Die genannten Kräuterpulver werden zu gleichen Teilen gemischt. Am besten vermengt man je einen gestrichenen Esslöffel von jedem der pulverisierten Kräuter und der Eichenrinde in einem sauberen Schraubdeckelglas. Von dieser Mischung gibt man einen Teelöffel in einen großen Messbecher. Dazu noch je einen halben Teelöffel Milchzucker aus dem Reformhaus und einen halben Teelöffel Bioblütenhonig. Dann gießt man 1 Liter Regenwasser auf und rührt alles kräftig um. Diesen Kräuteransatz lassen Sie zwei Tage lang ziehen und rühren ihn täglich mehrmals um. Dann ist er gebrauchsfertig. Von diesem Ansatz geben Sie je 0,1 Liter in eine Gießkanne mit 10 Liter Wasser und bringen es auf dem Kompost aus. Der Kräuteransatz kann auf die verschiedenen Schichten des Kompostmaterials gegossen werden. Man kann auch mit einem Stab senkrechte Löcher von circa 3 Zentimeter Durchmesser und 10 Zentimeter Abstand in den Komposthaufen bohren und den verdünnten Kräuteransatz in die Löcher gießen.
Diese Kräutermischung verwendet man hauptsächlich zur Beschleunigung der Zersetzung des Komposthaufens, das heißt zur Aktivierung der Mikroben und Kleinstlebewesen, die das organische Material zu Humus umwandeln. Sie ist aber auch als Biodünger für alle Pflanzen geeignet, beugt Milben und Pilzkrankheiten vor und verstärkt die biologischen Prozesse der Kleinstlebewesen in der Erde.
„Schädlinge” und „Unkräuter” gibt es nicht
Die Bearbeitung und Pflege der Gartenerde ist die Basis für das Leben der Pflanzen. Die Beschaffenheit der Erde wirkt sich unmittelbar auf das Wachstum und die Gesundheit der Pflanzen aus. Über die verschiedenen Bodentypen und das Düngen habe ich schon berichtet. Hier geht es nun um die Gartenerde und um die Millionen kleiner Helfer, den noch mit dem Auge erkennbaren Kleinlebewesen und den unsichtbaren Mikroorganismen, die den Boden bearbeiten.
Die Beschaffenheit des Gartenbodens ist die Basis für jedes Wachstum.
Viele der Klein- und Mikrolebewesen sind bis heute genauso wenig erforscht wie die Lebewesen in der Tiefsee. Aber man weiß, dass es sie gibt und was sie bewirken oder nicht bewirken, wenn sie fehlen. Die Agrarwissenschaft und -forschung ist aber beständig dabei, Licht in das Dunkel der Erde zu bringen.
Nun bin ich keine Agrarwissenschaftlerin, sondern eine einfache „Biokräuterhexe“ vom Land, und gebe mein Wissen und meine Erfahrungen weiter. Dennoch höre ich nicht auf, mich weiterzubilden, und interessiere mich immer noch für neue Erkenntnisse aus der Forschung. Ich werde aber versuchen, die Dinge hier mit möglichst einfachen Worten zu erklären.
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass ähnlich wie im Meer die Lebewesen im Boden in verschiedenen Tiefen leben. Auch im Boden besteht eine biologische Ordnung, die wir beachten müssen.
Seit einigen Jahren weiß ich, dass die beiden obersten Erdschichten möglichst schonend behandelt werden sollten, damit die Ordnung der Lebewesen im Boden und das natürliche Gleichgewicht nicht gestört werden. Früher habe ich das nicht gewusst und habe im Herbst meinen Garten umgegraben. Für die Kleinlebewesen und Mikroben ist das der Supergau – so lebensbedrohlich wie für uns ein Erdbeben und ein Vulkanausbruch gleichzeitig, weil mit dem Umgraben die Lebensräume auf den Kopf gestellt werden.
Der Spaten ist verboten!
In der obersten Erdschicht, bis etwa 8 Zentimeter Tiefe, leben die aeroben Kleinlebewesen, die Sauerstoff benötigen, um ihre Aufgaben bei der Umwandlung des Bodens in Humus erfüllen zu können. Das bedeutet, dass wir diese oberste Schicht auf gar keinen Fall untergraben dürfen, da sonst die Lebewesen nicht mehr atmen können und absterben. Sie können also keinen Humus mehr produzieren.
In der nächsten Bodenschicht, in 8 bis 15 Zentimeter Tiefe, ist der Sauerstoff nicht mehr willkommen, denn hier leben kleine Erdbewohner, die in ihrer Arbeit und ihren Lebensgrundlagen bedroht und gestört werden, wenn dieser Schicht Sauerstoff zugeführt wird. Sie stellen ihre Arbeit ein, vermehren sich nicht mehr und sterben ab. Durch die Düngung mit Kompost kann man der Erde zwar erneut solche Kleinlebewesen zuführen, aber es dauert Jahre, bis wieder ein ausgewogener Zustand hergestellt wird.
Als Biogärtner wissen wir, dass wir über viele Millionen von kleinen Mithelfern im Garten verfügen, wenn wir ihren Lebensraum schützen und pfleglich behandeln. Sie fressen alle organischen Pflanzenreste und ihre Ausscheidungen werden dann wieder von anderen, noch kleineren Lebewesen gefressen. Diese unsichtbaren, weil mikroskopisch kleinen Lebewesen sind Tag und Nacht für uns am Werk und beschenken uns täglich mit ihrem „braunen Gold“, dem Gartenhumus. Mit diesem versorgen die Mikroorganismen aktiv die Pflanzen über deren Wurzeln. Dieser Prozess wird von Biologen „Endozytose“ genannt. Dafür hält die Natur viele Millionen kleinster Arbeiter in unserer Gartenerde bereit.
Wenn wir also das endlose Festmahl der kleinen Helfer durch das Umgraben mit dem Spaten unterbrechen, so wird die komplette Produktion der Humuserzeuger zerstört und dauerhaft verhindert.
Bei der Bodenbearbeitung ist große Vorsicht geboten!