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Annemieke Hendriks

Tomaten

Die wahre Identität unseres Frischgemüses

 

Eine Reportage

 

 

 

 

 

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

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ebook im be.bra verlag, 2017

 

© der Originalausgabe:

be.bra verlag GmbH

Berlin-Brandenburg, 2017

KulturBrauerei Haus 2

Schonhauser Allee 37, 10435 Berlin

post@bebraverlag.de

Lektorat: Robert Zagolla, Berlin

Fotos: Annemieke Hendriks

Umschlag: hawemannundmosch, Berlin

ISBN 978-3-8393-0137-1 (epub)

ISBN 978-3-89809-139-8 (print)

 

 

www.bebraverlag.de

 

 

 

»Eine frische Tomate zum Essen macht uns hier

im Weltraum glücklich. Sie kam vor zwei Wochen

in der Sojus TMA-11M mit uns hoch.«

Kōichi Wakata, Astronaut

auf der Raumstation ISS, 2013

 

 

»In unseren Stuben riecht es am Donnerstag

nach Tomaten, am Sonntag nach Gänsebraten,

und jeden Montag ist Wäsche. So sind die Tage:

der rote, der fette, der seifige.«

Rainer Maria Rilke, am Anfang seiner

Erzählung Generationen, 1898

 

 

 

 

 

 

 

 

Antoine Verbij gewidmet

(1951–2015)

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Mythos Tomate

Es klingt einleuchtend: »Obst und Gemüse aus heimischem Anbau ist frisch, gesund und schont durch die kürzeren Transportwege die Umwelt.« Mit diesem Satz gab vor einigen Jahren die damalige deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner den Startschuss für die Kampagne »Einfach naheliegend« der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO).

Ganz so einfach ist die Welt allerdings nicht.

Gewiss: Eine Tomate ist gesund, wenn man dafür einen Riegel Schokolade liegen lässt. Aber ist sie daher automatisch heilsam, wie oft angenommen wird? Und sind Tomaten frischer, wenn sie aus Bayern nach Berlin reisen anstatt aus dem holländischen Grenzort Venlo? Wie frisch sind regionale Äpfel, die über viele Monate in gekühlten »Frischhaltelagern« liegen? Sind kurze Transportwege wirklich gut für die Umwelt, auch wenn die Produkte dafür in beheizten Gewächshäusern wachsen? Sind Qualität und Sicherheit garantiert, nur weil die Erzeuger in Deutschland sitzen?

Auf der Grünen Woche, der jährlichen Landwirtschaftsausstellung in Berlin, wird wie selbstverständlich damit geworben, dass deutsche Tomaten »frisch wie aus dem eigenen Garten« seien. Die Betonung liegt dabei auf dem »wie«, denn die für den Handel bestimmten Tomaten wachsen ja im Gewächshaus, auch in Deutschland und in Österreich. Aber auf den Werbebildern sucht man solche Stahl-und-Glas-Skelette vergebens, dort sind romantische Gärten und grüne Wiesen abgebildet. Niederländische Tomaten dagegen gelten gemeinhin als Industrieprodukte. Liebe Deutsche, habt ihr etwa Tomaten auf den Augen?

Es ist aufschlussreich, dass in einer Auflistung von sechzehn Sorten deutschen Gemüses auf der Internetseite der BVEO ausgerechnet die Tomate fehlt. Man findet sie auch nicht versehentlich unter »Obst«, sondern erst beim Weiterklicken unter dem Stichwort »Rezepte«. Dort wird vermeldet, dass die Tomate das meist gegessene Frischgemüse in Deutschland ist. Warum also fehlt sie auf der Liste? Vermutlich weil für deutsche Erzeuger mit deutschen Tomaten nur wenig zu verdienen ist. Denn es gibt sie kaum; nur etwa jede zwanzigste verkaufte Tomate kommt aus Deutschland.

Nationale Tomaten?

Die Tomate gehört in vielen Ländern der Welt zu den beliebtesten Gemüsesorten überhaupt. Im deutschsprachigen Raum kochen die Emotionen um sie allerdings besonders hoch. Viele fürchten sich hier zum Beispiel vor der »Gentomate«. Aber gibt es die überhaupt? Wo hört die Wahrheit auf und wo fängt die Fiktion an?

Ein Mythos, dem man häufig begegnet, ist der von der »nationalen Tomate«. Die Tomate aus heimischem Anbau ist nicht nur in Deutschland und Österreich heiß begehrt, sondern zum Beispiel auch in Polen, England und Rumänien. Das Saatgut für die in all diesen Ländern angebauten Tomaten wird aber sehr oft in Holland veredelt, also hergestellt. Diese Tatsache ist kaum bekannt, vielleicht auch deswegen, weil die Holländer jedem Kunden gern die Idee von seiner »einheimischen« Tomate gönnen. Früher, in ihren Kolonien, haben sie schließlich gelernt, dass es profitabel ist, so zu tun, als ob die Dorfältesten das Sagen haben, während man selbst im Hintergrund die Fäden zieht.

Wer, wie ich, in Den Haag am Rande der Gewächshauslandschaft des Westlands (der »Gläsernen Stadt«) aufgewachsen ist, kommt gar nicht auf die Idee, die Massen der von dort stammenden Tomaten als eine nationale oder gar lokale Errungenschaft zu betrachten. Nicht weil sie von schlechter Qualität wären, oder weil die meisten davon nach Deutschland exportiert werden. Nein, sondern weil wir wissen, dass der Geschmack einer Tomate vor allem durch ihre Rasse bestimmt wird, egal wo sie wächst. Dabei sollte sie am besten in einem geschützten Glasgewächshaus angebaut werden, so wie sie die Holländer gerne überall auf der Welt errichten. Das ist nicht nur schlauer Handelsgeist: Je mehr Hightech beim Anbau eingesetzt wird, umso weniger Mittel gegen Schädlinge braucht eine Tomate. Dies ist eins der vielen Paradoxe, die in diesem Buch zu Tage treten.

Die Holländer sind für ihren gesunden Pragmatismus oder, wenn man will, üblen Zynismus in Sachen Lebensmittel bekannt. Als Handelsnation kennen die Niederlande seit Jahrhunderten weniger Angst vor dem Unbekannten als der Durchschnitts-Europäer. Das heißt, wenigstens bis vor kurzem war das der Fall. Denn »das Fremde«, ja selbst »Europa«, sind auch in Holland inzwischen zu eher negativ geprägten Begriffen geworden. Und dass, obwohl wir Niederländer doch immer waschechte Europäer waren, und sei es nur, weil keine andere Nation mit ihren Agrarprodukten so stark von den offenen Märkten profitiert hat.

Die Niederlande sind, gemessen am Warenwert, (Vize-)Weltmeister beim Export frischer Tomaten. Wie das Land dies erreichen konnte, obwohl zum Beispiel Spanien und Italien sehr viel mehr Tomaten produzieren, gehört zu den Geheimnissen, die in diesem Buch gelüftet werden. Gleiches gilt für die Frage, warum die europäischen Gartenbausubventionen vor allem nach Holland fließen, während rumänische und ungarische Kleinbauern kaum davon profitieren.

Regionalgeschichten

Als ich für mein letztes Buchprojekt in Ungarn und Rumänien unterwegs war, stieß ich auf ein merkwürdiges Phänomen: Obwohl diese Länder von heißen Sommern und einer langen Landwirtschaftstradition geprägt sind, wurden dort in den Supermärkten und auf den Wochenmärkten massenhaft niederländische Tomaten und Paprikas angeboten. Selbst im Sommer waren sie häufig sogar billiger als das einheimische Saisongemüse. Da fingen die Recherchen zu diesem Buch an. Ich fragte mich zum ersten Mal, nach welchen Regeln die bizarre Welt des Frischgemüses wohl funktioniert. Wieso reisen Millionen nahezu identische Tomaten kreuz und quer durch Europa?

Neben der spanischen ist es vor allem die niederländische Tomate, die sich durch Europa bewegt – frisch oder als Saatgut, und dann teilweise unter den Firmennamen von Bayer oder Monsanto. Auch ins Oderbruch, eine Region ganz im Osten des Landes Brandenburg, reist sie. Um 1900 ging eine holländische Gartenbaufamilie ihr dorthin voran. Mit ihrer Geschichte, der Geschichte des niederländisch-deutsch-ungarischen Geschlechts Kosdi-van Spronsen, beginnt dieses Buch. Die Familie erlebte das turbulente 20. Jahrhundert im Oderbruch, im Osten Ungarns und in Holland. Ihre Geschichte bietet der Tomate einen historischen, geografischen und politischen Kontext. Wer sich fragt, ob das, was damals galt, auch heute noch gültig ist, und ob das, was für Tomaten gilt, auch für Gurken und Paprikas oder gar für Äpfel zutrifft, findet hier Antworten.

Diese grenzüberschreitende Gärtnergeschichte reicht bis in die Gegenwart. So fragt sich der Oderbruch-Bewohner Frank Schütz, der eine wichtige Rolle darin spielt, wieso die nahe Großstadt Berlin heute mit weniger Frischwaren aus der Region versorgt wird als früher, obwohl doch regionales Obst und Gemüse so gefragt sind. Vier Fünftel der Deutschen sind laut Umfragen sogar bereit mehr Geld zu bezahlen für Tomaten »von hier«. Wie kann es überhaupt sein, dass frische Produkte, die in der eigenen Region wachsen, teurer sind als jene, die von weit her kommen? Die Antwort ist ernüchternd, und hat in diesem Fall viel mit dem Strukturwandel in der ehemaligen DDR zu tun.

Viele Deutsche und Österreicher haben auf die Frage, warum ausgerechnet die Tomaten aus den Niederlanden oft billiger sind als die einheimischen, eine schnelle Antwort parat, die fast immer gleich lautet. Besonders drastisch formuliert hörte ich sie in Wien, wo ich 2013 im Rahmen meiner Recherchen ein Visiting Fellowship am Institut für die Wissenschaften vom Menschen innehatte: »Aber Annemieke, das liegt doch daran, dass die Tomaten, die ihr um die Welt schickt, so beschissen schmecken!«

Ja, ich bin Niederländerin. Und nein, ich will kein Werbebuch für holländische Tomaten schreiben, nicht einmal für Tomaten an sich, egal woher sie stammen. Aber diese Antwort ist wirklich etwas zu kurz gegriffen. Ich kontere daher meistens provozierend: »Die Holländer exportieren alle möglichen Sorten von Tomaten, sehr aromatische ebenso wie geschmacklose. Es kommt darauf an, was ihr Deutschen und Österreicher bezahlen wollt.« Als Niederländerin hat man bei diesem Thema schließlich eine gewisse Narrenfreiheit. Die Wirklichkeit ist allerdings komplexer, wie schon die Oderbruch-Geschichte verdeutlichen wird.

Menschen im Mittelpunkt

Etwa sieben Jahre habe ich gebraucht, um den europäischen Frischgemüsehandel vom Samen bis zum Supermarkt – also von der Geburt der Tomate bis zu ihrem Ende auf dem Teller – einigermaßen zu begreifen. Dazu habe ich einem Dutzend ost- und westeuropäischer Staaten recherchiert. Vor Ort habe ich mit den unterschiedlichsten Akteuren der Tomatenbranche gesprochen: mit Züchtern und Zeitarbeitern, mit Saatveredlern und Öko-Aktivisten, mit Gewächshausbauern und Geschmackstestern, mit Händlern und Transporteuren, mit Biologen und Gentechnikern, mit Politikern und Patentspezialisten, mit Ethikern und Lobbyisten, Verkäufern und Verbrauchern. Ich habe mich umgeschaut und viel gelesen, nicht an erster Stelle Bücher, sondern hunderte von Websites, Studien und Berichten. Und ja, auch probiert habe ich. Ich lasse mich beim Testen von Tomaten allerdings genauso verführen wie alle anderen. In einem romantischen Mittelmeerhafen bei Sonnenuntergang schmecken sogar mit Unmengen Gift bespritzte lokale Tomaten ohne Geschmack ganz wunderbar, wenn sie von reichlich Olivenöl und Schafskäse umgeben sind.

»Geschmack steckt zwischen den Ohren«, so hat es ein niederländischer Tomatenzüchter resolut formuliert. Dieser Jos Looije, der sehr vernünftig und mit philosophischem Zweifel über alle Facetten der Tomate erzählen kann, spielt eine besondere Rolle im Buch – wie auch sein Bruder Vincent, der in Spanien unter völlig anderen Umständen Tomaten anbaut. Die vielen quasi-wissenschaftlichen »Lecker-und-gesund«-Ansprüche, die die Tomate umgeben, werden im Kapitel »Geschmack« eher kritisch analysiert. Zur Beruhigung: Der Leser wird nach der Lektüre weiterhin Tomaten essen, denn schaden tun vor allem die kontrollierten Exporttomaten nicht. Jedenfalls nicht der Gesundheit. Unter dem Tomatenanbau leidet allerdings die Umwelt, wie im Kapitel »Schaden« erläutert wird.

Rezepte sucht man in diesem Buch vergeblich, wie auch Tipps zum Erwerb oder Anbau geschmackvoller Tomaten fehlen. Meine eigenen ungelenken Balkonzucht-Erfahrungen dienen eher zum Verständnis des Sexuallebens der Tomate. »Marktforschung« dagegen gibt es reichlich. Jedes Kapitel schließt mit meinen Ausflügen in Supermärkte, Discounter, Läden und auf Wochenmärkte – in ganz Europa, aber zumeist in Berlin, Wien und Amsterdam.

Das Allerwichtigste bei diesem Projekt ist allerdings nicht die Tomate, sondern es sind die Menschen, die ihr Leben bestimmen. Ich will die Spieler auf dem Feld verstehen. Slow Journalism, nennen manche meine Herangehensweise. Ich betrachte das als Kompliment. Die Tomate ist nämlich Very Fast Food. Sie bewegt sich dermaßen schnell über den europäischen Kontinent, dass man andauernd auf die Bremse treten muss, um diese faszinierende Welt zu verstehen.

Prolog: Eine Gärtnerfamilie erobert Europa

»Klein-Holland« im Oderbruch
Auf der Suche nach dem Spronsen-Erbe

An einem Januartag werden in der Manschnower Fontana-Gärtnerei die ersten Tomatensämlinge der Saison ins Gewächshaus gebracht. Die Märkische Oderzeitung begleitet diesen feierlichen Ritus zuverlässig. Dabei werden, so die Regionalzeitung, die niederländischen Pflanzen der Sorte Pureza F1 in »Plastikpackungen« mit modernem Steinwollsubstrat gesetzt.

Wenn hier von Erde statt von Steinwolle die Rede wäre, hätte diese Nachricht auch schon vor hundert Jahren in der Zeitung stehen können. Heute wie damals geht es um »Manschnow«, um »Tomaten«, um »Gewächshäuser« und um »die Niederlande«. Vor mehr als hundert Jahren siedelten sich hier Söhne der Familie van Spronsen aus Loosduinen an. Sie kamen von der Nordseeküste ins Oderbruch, einen Streifen eingepolderten Landes etwa fünfzig Kilometer östlich von Berlin.

Die van Spronsens dürften sich überlegt haben, dass es in der damaligen Reichshauptstadt eine große Nachfrage nach Tomaten und anderem Frischgemüse geben müsse. Und diese Nachfrage wollten die niederländischen Gartenbaupioniere wohl mit der Einführung aufrecht stehender Glashäuser weiter ankurbeln. Einer von ihnen, Willem van Spronsen, hatte sich schon Ende des 19. Jahrhunderts, wie viele andere aufgeschlossene junge Gärtner aus den Niederlanden und Flandern, von den technischen Neuerungen im englischen Gartenbau inspirieren lassen.

Wo, wenn nicht in London, hätte ein halbes Jahrhundert zuvor so etwas wie der Crystal Palace mit seiner grandiosen Konstruktion aus Eisen und Glas errichtet werden können? Seitdem hatten die Briten das Verfahren, verhältnismäßig preiswert große, stabile Glasplatten zu fabrizieren, immer weiter entwickelt. Sie experimentierten sogar schon vor 1900 mit dampfbeheizten Glasgewächshäusern für Tomaten, Gurken und Trauben. Mit dem Kopf voller Pläne und Ideen machten sich Willem van Spronsen und einige seiner Brüder irgendwann kurz nach der Jahrhundertwende auf den Weg in Richtung Oderbruch, um in der an holländische Polder erinnernden Landschaft ihr Glück zu versuchen.

»Überreste der Holländer-Gärtnerei? Das sind im Grunde nur noch Ruinen. Na ja, bis auf das alte Heizhaus der Spronsen-Familie, das vor zwei Jahren noch stolz aufrecht gestanden hat. Aber dann wurde der Schornstein gesprengt, um auf dem Gärtnereigelände eine Kaufhalle zu bauen. Dabei ist er dann auf das Heizhaus gestürzt. Und die Kaufhalle ist schließlich gar nicht gebaut worden.«

Walter Schütz spricht mit leicht spöttischem Unterton. Er hat diesen typischen, etwas wortkargen »DDR-Humor«, der schlechte Nachrichten ein wenig abmildert. Er erlebte hier im brandenburgischen Dorf Manschnow einiges an Zerstörung, im Weltkrieg und im Kommunismus. Aber danach kamen, unerwartet heftig, noch die Folgen des Kapitalismus hinzu. Schütz weiß natürlich, dass die Zerstörung des Heizhauses durch den Schornstein kein Zufall war. Aber er spricht es nicht aus, denn das würde die Situation noch unerträglicher machen, besonders wegen der Sinnlosigkeit des Ganzen.

Schütz weist auf ein typisches Glashaus niederländischen Stils hin, mit Spitzdach. Darin wächst es üppig. Sogar durch das Dach und die einstigen Wände des Gerippes dringt dichtes Grün. Die Fensterscheiben sind nicht mehr da oder sie sind kaputt. Und Gemüse kann man das Gewächs nicht gerade nennen, das hier zu sehen ist. Es ist Unkraut. Eine Nebenwirkung der neuen Zeit, wie Schütz verärgert feststellt. »Auch zu DDR-Zeiten gab es hier und da noch Kleingärtnerei. Nach 1980, als viele LPGs zusammengelegt wurden und die Produktion noch stärker vereinheitlicht, riss man die meisten Glashäuser, die nach dem Krieg instandgesetzt worden waren, allerdings wieder ab.«

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Gewächshausruinen im Brandenburgischen Manschnow

Der energische Rentner ist zu jung, um die größte Zerstörung in der Region bewusst erlebt zu haben. In den ersten Monaten des Jahres 1945 verschob sich hier die Kriegsfront sieben Mal hin und her. Im April stand unten im sumpfigen Oderbruch die Rote Armee, und oben auf den Seelower Höhen wartete das letzte Aufgebot der Nationalsozialisten. Auch damals wurden Schornsteine von Fabriken und Heizhäusern gesprengt. Nicht, weil sie im Weg standen, wie kürzlich bei der geplanten Manschnower Kaufhalle, sondern weil sie den Russen als Orientierungspunkte hätten dienen können. Nachdem sich der Pulverdampf der größten Schlacht des Zweiten Weltkrieges auf deutschem Boden verzogen hatte, lagen 50 000 tote Soldaten im Sumpfgebiet – die meisten von ihnen Rotarmisten.

Die van Spronsens – oder »die Spronsen«, wie man sie hier nennt – haben ihre Schornsteine schnell wieder aufgebaut und ihre Glashäuser repariert. Sie konnten nicht ahnen, dass kaum zehn Jahre später alles vorbei sein würde. Keiner aus der mittlerweile angewachsenen Familie ist in Manschnow und Umgebung geblieben. Und von den Dorfbewohnern kann niemand mehr aus eigener Erfahrung über die Niederländer erzählen.

Der Vater von Walter Schütz ist, von den Ruinen einmal abgesehen, mehr oder weniger der einzige Anknüpfungspunkt an die niederländische Vergangenheit. Er lebt nicht mehr, aber er hat vor und nach dem Krieg in der Spronsen-Gärtnerei gearbeitet. Schütz holt ein Bild, das seinen Vater in jungen Jahren vor den Gewächshäusern zeigt. »Er hat in den Gurken und Tomaten gearbeitet, aber auch im Freilandgemüse wie Kohl – die Spronsen haben alles Mögliche angebaut.«

Der Vater war ziemlich wortkarg. Als Walter alt genug war, um ihn über die Vergangenheit zu befragen, kamen nur wenig Antworten. »Vater hat bloß dies erzählt: Wie Marinus van Spronsen nach Holland gegangen ist, da ist er vorher die Feuerleiter des Schornsteins hinaufgeklettert und hat seine Mütze obendrauf gehängt.« Das war um 1953. Es soll Marinus’ Protest gegen die Zwangskollektivierung des Familienunternehmens gewesen sein. Zu diesem Zweck war er volle 65 Meter in die Höhe geklettert.

Ende der fünfziger Jahre hatte die ganze van Spronsen-Familie die DDR verlassen. Fast alle gingen in die niederländische … – nein, »Heimat« war Holland für sie bestimmt nicht mehr. Nahezu alle von ihnen waren im Oderbruch geboren. Piet van Spronsen ist sogar für seine deutsche Heimat im Krieg gefallen, irgendwo auf russischer Erde.

Marinus, der Schornsteinkletterer, gehörte wahrscheinlich zur zweiten Generation der van Spronsens, die in der Gegend von Manschnow lebte, und zur ersten, die dort zur Welt gekommen war, irgendwann zwischen 1910 und 1920. »Es waren die Gebrüder Spronsen, die hier mit dem Anbau von Tomaten und Gurken unter Glas überhaupt angefangen haben«, erzählt Schütz. Er zeigt auf ein Häuschen am Rande der verfallenen Gärtnerei. »Hier wohnte der Mann, der noch nach dem Krieg das Treibhausgemüse der Spronsen nach Berlin gefahren hat.«

In den Unterlagen des Amts Golzow, ein paar Kilometer von Manschnow entfernt, taucht 1906 »der eingewanderte Holländer van Spronsen« auf. Ein Bruder? Oder hat Willem sich selbst dort registrieren lassen? Dieser beginnt Gemüseanbau im benachbarten Gorgast, so heißt es, »der alsbald auch nach Golzow übergriff«. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es im Oderbruch schätzungsweise fünfzig Gärtnereien, von denen sich mehrere im Besitz der Familie van Spronsen befanden. »Es wächst alles gut hier«, sagt Walter Schütz. »Das Klima ist dem in Holland ähnlich. Das haben die Holländer bemerkt. Deswegen sind sie hergekommen und haben hier investiert.« Schütz selbst war Meister-Beregner in der LPG. »Auf dem ehemaligen Spronsen-Gelände habe ich die Gurken gemacht, und bin dann zur Beregnung gekommen. Ich durfte nicht Ingenieur werden. Dazu fehlten mir die richtigen Verbindungen – politische, wohlverstanden.«

Die Landwirtschaft im Oderbruch, einem etwa fünfzehn Kilometer breiten und fünfzig Kilometer langen Streifen entlang der Oder, haben die Niederländer zwar nicht erfunden. Aber sie standen sozusagen an ihrer Wiege, vor gut 250 Jahren. Friedrich der Große verfolgte eine Politik der »Mélioration«, der Verbesserung des Landes durch Trockenlegung. Mit der Einpolderung des Oderbruchs beauftragte der Preußenkönig den Holländer-Sohn Simon von/van Haerlem, einen Wasserbauingenieur. Dieser ließ die Oder umlenken, Kanäle und Gräben zur Entwässerung ausheben, Deiche bauen und Bäume zur deren Befestigung pflanzen.

Friedrich der Große soll begeistert verkündet haben: »Hier habe ich im Frieden eine neue Provinz erobert, ohne einen Mann zu verlieren!« Niederländische Kolonisten gehörten zu den ersten, die sich in der neuen, aber irgendwie vertrauten, fruchtbaren Sumpflandschaft (hier Bruch genannt) niederließen. In kürzester Zeit entstanden fünfzig Dörfer. Auf der östlichen, heute polnischen Seite des Bruchs, an der Warthe, die in die Oder mündet und ebenfalls Teil des großen Meliorationsprojekts war, hießen bis 1945 noch Dörfer »Woxholländer« und »Sumatra« – letzteres ein Hinweis auf eine echte ehemalige Kolonie der Niederlande, im heutigen Indonesien.

Das Oderbruch wurde zunächst zur Kornkammer und vor etwa hundert Jahren dann zum Gemüsegarten Berlins. Es ernährte die Reichshauptstadt, genau wie es sich die van Spronsen-Brüder ausgemalt hatten. Und ab 1949 ernährte es dann die Hauptstadt der neu gegründeten Deutschen Demokratischen Republik. Im Jahr 1950 wurden laut DDR-Statistik täglich fünfzig Tonnen Gemüse nach Berlin geliefert. Auch West-Berlin aß damals noch mit. Freilich ging es, anders als vor dem Krieg, um eher einseitige Kost, bevorzugt um Kohl, weil der die meisten Kilos auf die Waage bringt.

Während Manschnow auch nach dem Krieg noch zu Deutschland gehörte, lag die nahegelegene Stadt Küstrin nun größtenteils in der Volksrepublik Polen. Im dortigen Krankenhaus war 1938 Helga van Spronsen zur Welt gekommen. Die Oder wurde nach dem Krieg zur Staatsgrenze. Auf den Ruinen der zerstörten Festung Küstrin, hoch auf dem polnischen Ufer, flatterten die roten Fahnen. Mit ihrem Vater Henk und ihrer Mutter Irmgard, einer Deutschen aus der Gegend, gehörte die kleine Helga van Spronsen 1946 zu den ersten in der Großfamilie, die vor den Zerstörungen und dem politischen Umbruch flohen. »Die jüngeren Spronsen gingen kurz nach dem Krieg schon in die Niederlande«, erinnert sich Walter Schütz. »Die anderen machten zunächst weiter. Die Zwangskollektivierung in Genossenschaften fing ja auf freiwilliger Basis an, nicht wahr?« Er guckt schelmisch. »Als Ausländer standen die Spronsen einerseits unter noch höherem politischem Druck, sich zu arrangieren, als die anderen. Anderseits waren sie etwas weniger angreifbar – sie konnten ja leichter weg. Wie auch immer, bis 1953 durften sie noch weitermachen. Dann war Schluss.«

Und das war wohl der Augenblick, als Marinus seine Mütze an den Blitzableiter auf dem Schornstein hängte. Er wollte nicht in die GPG, Gärtnerische Produktionsgenossenschaft, und schon gar nicht in eine noch umfangreichere LPG. »Kaum waren die letzten Spronsen aus Manschnow weg«, erzählt Schütz, »kam ihre Gärtnerei zur LPG ›Pascha Angelina‹, benannt nach der ersten sowjetischen Traktoristin. Und dann wurde hier alles anders. Nicht alle hier sehen das so, aber das war eine Katastrophe. Auf einen Schlag sind hier die selbständigen Gemüse-, Obst- und Blumen-Betriebe aufgelöst worden, die alle auf etwas spezialisiert waren. Alles plattgemacht. Noch immer hat sich das Oderbruch nicht davon erholt.«

Tatsächlich sehen nicht alle das so. Eine Online-Chronik beschreibt begeistert, wie »mit der demokratischen Bodenreform« tausende Hektar Land enteignet und unter »landarme« Leute aufgeteilt wurden. 1963 hatte die Manschnower LPG schon 136 Mitglieder und 64 Hektar, sie wuchs und wuchs. Schütz: »Fast alles wurde Freilandgemüse, also draußen angebaut. Die Russen brauchten nur unsortierte Tomaten für die Soßen, sowie Knoblauch und Gurken – Hauptsache viel.« Das ging alles in einen Topf oder in die Gulaschkanone; dabei kam es nicht auf verfeinerte, schön aussehende Tomaten an. »Um 1970 hat man den Glashäusern noch einmal ein neues Leben vergönnt«, fügt Schütz an. »Da wurden Nelken für Polen gezüchtet. Das hat aber nicht lange gedauert, dann war die Grenze wieder zu. Nur offizielle Delegationen durften noch rüber.« Danach wurden die meisten Gewächshäuser abgerissen, die anderen dem Verfall preisgegeben.

Nach 1945 lag Manschnow, wie gesagt, nicht mehr mitten in Deutschland, sondern ein paar Kilometer von der Oder-Neiße-Grenze entfernt. Wo die alte Reichsstraße 1 noch bis nach Königsberg und weiter geführt hatte, endete die Fernverkehrsstraße F 1 (heute Bundesstraße 1) nach Kriegsende an der Oder im »Küstriner Vorland«. Erst seit 1992 ist dieser Grenzübergang nach Polen wieder offen. In ihrem letzten Abschnitt vor der Grenze heißt die B 1 »Straße der Freundschaft« – noch immer.

Die Freundschaft mit dem polnischen Brudervolk hat im Sozialismus allerdings nie wirklich funktioniert, so Walter Schütz. »Man hat aus Polen mal Einsätze zur Tomatenernte bekommen, wenn nicht genug Studenten aus Berlin zur Verfügung standen. Aber viel mehr war nicht.« Die meisten der Oder-Brücken waren zerstört, blieben zerstört und sind es auch heute noch. Die wenigen funktionierenden »Freundschaftsbrücken« waren ab 1980 meist ständig für die Ostdeutschen gesperrt. Im Tauwetter der siebziger Jahre hatten sich noch viele DDR-Bürger in polnischen Kinos Westfilme angeschaut. Aber dann wurden die Polen mit ihrer Gewerkschaft Solidarnosc der DDR-Führung viel zu eigensinnig. Die Parteileitung befürchtete eine »Ansteckung« ihrer Arbeiter und Bauern, und diese fürchteten den Leerkauf ihrer Läden, falls die Polen über die Oder kämen. Denn in der polnischen Volksrepublik der achtziger Jahre herrschte Mangel an allem.

Nach der Wiedervereinigung wurde es im Oderbruch immer stiller und leerer. Die Wirtschaft auf der deutschen Seite schrumpfte, während »drüben« im wieder freien Polen der Handel florierte. Viele Polen gründeten ihre eigenen kleinen Unternehmen, weil man vom Staat wenig erwartete. Sie boten den Brandenburgern, die auf neue Arbeit warteten, alle möglichen Waren und Dienstleistungen billig an. So geriet das ohnehin künstliche Gleichgewicht an der Grenze immer mehr ins Wanken.

»Das mit den Kontakten über die Grenze«, fügt Sohn Frank hinzu, der sich aus seinem Gartencenter losgelöst hat, »also echte Kontakte mit den Polen, daraus ist nix geworden. Obwohl es viele Versuche gab, von Bürgerinitiativen bis hin zu EU-Vorzeigeprojekten. Man müsste, denk ich mal, Rheinländer hierher an die Oder-Neiße-Grenze holen, um grenzüberschreitend Party zu machen.«

Frank Schütz (Jahrgang 1970) hat kurz nach dem Mauerfall in Manschnow ein Blumengeschäft aufgemacht. »Ich war in der Schule nicht derjenige, der der ›Linie‹ gefolgt ist. Ich bin dem eigenen Kopf gefolgt, habe mich den Zwangsmitgliedschaften verweigert, wie der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, der Freien Deutschen Jugend und so weiter. Also, Abitur, Studieren, Feinmechaniker: Das alles ging nicht. Nach der Wende habe ich dann sofort in Berlin eine kaufmännische Ausbildung nachgeholt, und dann den Blumenladen hier eröffnet.«

Nicht alle seine Mitbürger waren so initiativreich, sagt er. »Es gab Anfang der Neunziger diese Runder-Tisch-Stimmung: Uns geht’s jetzt gut. Etwas unternehmen? Aber wozu? Es hat diesen Gedanken einfach nicht gegeben. Der Brandenburger Ministerpräsident, Manfred Stolpe, hat ja auch immer wieder neue Fabriken versprochen – die dann nicht gekommen sind.« Der SPD-Politiker Stolpe wurde später Bundesverkehrsminister, obwohl Bürgerrechtler schon früh aufgedeckt hatten, dass er zu DDR-Zeiten als »IM Sekretär« Informant des Staatssicherheitsdienstes gewesen war.

Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs wurde über die Vergangenheit meist geschwiegen. Die Gegenwart mit ihren vielen Forderungen und Widersprüchen war schon anspruchsvoll genug. Gelähmt und ohne Kapital, so standen viele Brandenburger da. Die Euphorie über den Mauerfall war schnell dahin. Das Agrarland wurde durch die Treuhandanstalt privatisiert, auch die ehemaligen Spronsen-Ländereien. »Aus einem neuen Leben für die Gärtnereien ist nach der Wende wenig geworden«, erzählt Frank Schütz. »Die LPGs wurden nicht richtig abgewickelt, mit den Privatisierungen ging viel schief. Man wurde übernommen, war leichtes Futter nicht nur für Westdeutsche. Zum Beispiel waren auch einige niederländische Unternehmer wieder schnell dabei.«

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Walter Schütz und seine Hobbytomaten

Manche im Oderbruch meckern über die holländischen Landwirte, die die Gelegenheit ergriffen und eine Agrargenossenschaft mit gegründet hatten. Andere sagen, wir sollten doch froh sein, dass sie hierher kommen und wenigstens ein paar Arbeitsplätze schaffen, wenn von uns keiner das Risiko auf sich nehmen kann oder will.

Frank Schütz betreibt mit Unterstützung der Familie sein Gartencenter in Manschnow. »Gartencenter«, das klingt anders als »Gärtnerei«. »Ich produziere tatsächlich nicht selbst«, erklärt er. »Na ja, ein paar Blumen und Tomaten aus Vaters Hobbygarten verkaufe ich mit, und einen Weihnachtsbaum kann man sich bei uns im Garten aussuchen. Aber das ist keine Produktion in wirtschaftlichem Sinne.« Die Familie Schütz hätte nichts dagegen gehabt, eine Gärtnerei nach alter Tradition zu gründen. »Die große Frage nach der Wende war für uns: Schaffen wir es, die Produktion von null an aufzubauen? Nein, dafür war die gigantische Summe, die man hätte investieren müssen, einfach nicht aufzubringen.« »Die Kredite hätten wir gar nicht gekriegt«, fügt Vater Walter hinzu. Frank: »Das Risiko wäre viel zu groß gewesen.«

Das Risiko ist hier seit jeher auch mit dem Wasser verbunden. Bis zur Wende hat Walter Schütz die Beregnung seiner LPG geleitet. »Dann hieß es: Beregnung brauchen wir nicht mehr«, erklärt er mit zynischem Unterton. »Ab jetzt wächst alles von alleine. Wir hatten zum Beispiel lange Rohrleitungen. In einer Nacht- und Nebelaktion gleich nach der Wende waren sie verschwunden. Alles wurde entsorgt, was sich irgendwie zu Geld machen ließ. Hier war rechtsfreier Raum.«

Beregnen: Das mag komisch klingen, im sumpfigen Polder. Aber das Oderbruch ist eine launische Landschaft. Große Teile liegen unterhalb des Wasserspiegels – wie in Holland. Aber anders als dort gibt es hier ein erhebliches Landschaftsrelief. Oftmals ist es gleichzeitig zu trocken und zu nass, nur an verschiedenen Stellen. Statt blühender Landschaften kam das Wasser. Es kommt immer wieder, bisweilen als regelrechtes Hochwasser.

»Es ist hier eine Badewanne, wenn man nichts macht«, erklärt Walter Schütz. »Wir waren ja einiges gewöhnt. Da kauft man eben eine Badehose. Ich meine, vor der Wende war es auch nicht ideal. Die alten Mühlen, die das Wasser weggepumpt haben, waren alle schon zu DDR-Zeiten geschlossen. Aber heute gibt es diese Probleme ständig. Der Boden kann sich nicht erholen. Ich hatte ab der Spronsen-Gärtnerei bis hier bei uns im Dorf zweihundert Meter Graben – tiefen Graben. Jetzt wächst Schilf. Die Gräben sind fast zu, man sieht sie kaum noch.«

Hier klingt Walter Schütz zum ersten Mal richtig verärgert. Frank und er heben bisweilen selbst stattliche Stücke Graben aus. Das ist schwere Arbeit, dazu ziemlich sinnlos: »Am Oder-Neiße-Radweg drüben hat man zwar eine Entwässerung gemacht, aber dieses Wasser wird in den erstbesten Graben weggepumpt. Sehr unvernünftig.«

Dazu kommt der großflächige Maisanbau für Biogas, der den Boden verdichtet, so dass das Wasser kaum abfließen kann. Von einer »Naturkatastrophe« kann man bei diesen Überschwemmungen wirklich nicht sprechen, kommentiert Walter Schütz. »Man sollte den ganzen Wasserhaushalt wiederherstellen. Aber das ist nicht mit zwei Millionen getan. Und die Grünen sind dagegen. Die wollen das Oderbruch der Natur überlassen. Absaufen lassen, also.«

Das Wasser spaltet die Gemüter. Die auf der Hand liegende Lösung, der Oder wieder mehr Raum zu geben, ist für die Bewohner des Bruchs ein heikles Thema. Mit Angst und Bange schaut man Richtung Holland, wo in den letzten Jahren Teile des einst gewonnenen Landes dem Meer und Flüssen zurückgegeben wurden. »Der Wildnis überlassen«, wie man hier im Oderbruch sagt.

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Überreste von »Klein-Holland« im Oderbruch

In ihren Alpträumen sehen die Bewohner des Oderbruchs sich vom Wasser eingeschlossen. Wo vor einem Jahrhundert die Tomaten erstmals in trockenen Treibhäusern wuchsen und vor fünfzig Jahr die Massengemüseproduktion im Freiland florierte, wird dann nichts mehr sein, sogar manche Dörfer nicht. Einige Monate vor dem Treffen mit Vater und Sohn Schütz, im März 2012, haben in Manschnow auf der Straße der Freundschaft viele für den Erhalt der »Kulturlandschaft Oderbruch« demonstriert. Sie müssen sich keine allzu großen Sorgen machen. Der Boden ist mittlerweile viel zu teuer geworden, um ihn der Natur preiszugeben. Im Notfall kann man sich zur Melioration des Wasserhaushalts ja wieder die Hilfe holländischer Ingenieure holen.

Gärtnerglück im Kalten Krieg
Gergely Kosdi und Helga van Spronsen finden eine Heimat

»Ach nein, wir doch nicht. Wir haben in Manschnow nie in einer Villa gewohnt. Dafür waren wir viel zu arm.« Helga Kosdi-van Spronsen sieht sich die Fotos einer verfallenen Villa in Manschnow an. Walter Schütz hatte erzählt, dass sie früher dem holländischen Gärtnergeschlecht gehörte, dem Helga entsprossen ist. »Ich glaube, dass der Bruder meines Vaters, der im Krieg gefallen ist, da gewohnt hat«, erzählt Helga Kosdi-van Spronsen in ihrem Haus in der Randstad, dem großstädtischen Ballungsraum im Westen der Niederlande. Es muss Piet van Spronsen gewesen sein, der für die Deutschen gekämpft hat, vermutlich selbst Deutscher war und in russischer Erde zurückblieb. »Daran, wo wir selbst gewohnt haben, kann ich mich nicht erinnern. Es war jedenfalls nicht in einer vornehmen Gegend. Mein Vater war mit einem deutschen Bauernmädel verheiratet.«

Das klingt unfreundlich. Und so meint sie es auch. Die negativen Gefühle haben vor allem mit ihrer Kindheit in Brasilien zu tun, erklärt sie. Ihre Mutter hatte Helga und ihre drei Schwestern dort meist sich selbst überlassen. »Wir wohnten in einem Dorf. Meine Mutter ging zum Arbeiten in die Stadt und wir sahen sie nur am Wochenende.«

Helgas Vater, Henk van Spronsen, hatte mit Frau und Kindern 1947 den Sprung nach Brasilien gewagt. »Ein Jahr vorher waren wir aus Manschnow ins niederländische Westland gezogen«, erzählt sie. »Meine deutsche Mutter stammte aus einem der Oderbruchdörfer in der Nähe, und da waren die Russen. Aber wir hatten noch Vaters alte Verwandtschaft in und um Loosduinen.« Das Dorf in der Gartenbauregion Westland wurde später von Den Haag verschluckt. »Mein Opa Willem war um 1900 Gurkenzüchter in Loosduinen. Sein Opa war, glaube ich, auch schon Gärtner.« Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzungszeit herrschte im Westland allerdings äußerste Armut. Die Rückkehrer wurden daher wohl nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen, zumal Helgas Mutter Deutsche war und auch ihr 1907 geborener Vater sein ganzes Leben in Deutschland verbracht hatte. »Warm ist der Empfang in Loosduinen bestimmt nicht gewesen. Ein Jahr später waren wir schon in Brasilien.«

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Ehemalige Spronsen-Villa in Manschnow

Helga van Spronsen war damals neun Jahre alt. In ihr Gedächtnis haben sich viele schlechte Erinnerungen eingebrannt. »In Holland war das Leben hart, in Brasilien noch härter. Vater war hart und Mutter war auch hart. Ich habe ihr keine Träne nachgeweint, als sie 2013 gestorben ist.« Vater Henk starb bereits 1977. Seine Härte sei auch den bitteren Lebensbedingungen geschuldet gewesen, relativiert sie. »In Brasilien hat er als Landarbeiter auf Bauernhöfen gearbeitet, wurde ausgebeutet.«

Die neue Unfreiheit muss für den einst selbständigen Gärtner aus dem Oderbruch ein schweres Los gewesen sein. »Wir sind sicher fünfzehn Mal umgezogen. Vater hat zwar noch das eine oder andere selbst angebaut, aber er hatte kein Geld zum Investieren, daraus wurde also nicht viel. Wir Töchter haben schon in jungen Jahren gearbeitet. Das ganze Geld musste bei den Eltern abgegeben werden, so ging das. Erst als Vater anfing in einem Schlachthof zu arbeiten, konnten wir Geld für die Überfahrt in die Niederlande sparen. Ich wollte so schnell wie möglich aus Brasilien weg.«

Helgas eigene Härte könnte mit all den traumatischen Erlebnissen in ihren Jugendjahren zusammenhängen. »An meine ersten acht Jahre in Manschnow habe ich nur wenige Erinnerungen. Aber den riesigen, hohen Schornstein unserer Gärtnerei, den sehe ich noch immer vor mir.« Sie weiß auch noch, wie ihre Eltern alles vorbereitetet hatten, um jeden Moment weg zu können. Das muss im Frühjahr 1945 angefangen haben. »Ich erinnere mich, dass wir, für den Fall, dass die Russen schießen würden, eine Matratze an die Wand gestellt hatten.« Doch man ging nicht einfach so weg aus der deutschen Heimat. »Was da bei uns in Manschnow nicht alles wuchs: Gurken, Kohl, Tomaten und noch vieles mehr …«

Ob es wirklich eine »Flucht« war, ist nicht ganz klar. Sie konnten weg – vermutlich hatte Henk van Spronsen noch einen niederländischen Pass. Nein, sagt Helga Kosdi-van Spronsen, von Boden und Besitz hätten sie nach dem Fall der Mauer keinen Cent zurückbekommen. Doch die Familie hat sich, soweit sie weiß, auch nicht wirklich darum bemüht. Sie selbst ganz bestimmt nicht. Dafür ist ihr weiteres Leben viel zu turbulent verlaufen, wobei sie noch mehr Grenzen überwinden musste. Und nicht nur sie. Auch ihr späterer Ehemann Gergely Kosdi konnte dabei mitreden.

In ganz Mitteleuropa war das Ende des Zweiten Weltkriegs der Beginn einer Zeit von Flucht und Vertreibung. Die damals noch vereinten alliierten Mächte aus Ost und West verschlossen die Augen vor ethnischer Gewalt, insbesondere, wenn sie sich gegen Minderheiten der besiegten Staaten (Deutsche, Ungarn usw.) richtete. So wurde der achtjährige ethnische Ungar Gergely Kosdi 1945 mit seinen Eltern und Großeltern aus dem tschechoslowakischen Komárno über die Donau ins angrenzende Ungarn vertrieben. Auf der anderen Seite der Brücke liegt das ungarische Komárom. Die durch den Fluss geteilten Stadthälften gehörten bis 1918 zur österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. Aber nach dem Ersten Weltkrieg verlief entlang der Donau plötzlich eine Staatsgrenze. In Komárom durften die Kosdis sich nicht ansiedeln. Als »subversive Elemente« mussten sie sich im Süden Ungarns niederlassen. Dort war es leer geworden, nachdem man die meisten ethnischen Deutsch-Ungarn, eine große Bevölkerungsgruppe, die dort seit Jahrhunderten zu Hause war, aus dem Land vertrieben hatte.

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Nur noch wenig Romantik: Gewächshausanlage im holländischen Westland

Beide Volksrepubliken, die ungarische und die tschechoslowakische, lagen auf der unfreien Ostseite des neu entstandenen »Eisernen Vorhangs«. Die Brücke zwischen Komárom und Komárno hieß zwar »Brücke der Freundschaft«, aber sie war die meiste Zeit ebenso unpassierbar wie die gleichnamigen Brücken über Oder und Neiße zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen. Im Jahr 1956 hegte der 19-jährige Gergely Kosdi nur noch wenig Sehnsucht nach seiner Geburtsstadt. Im Herbst jenen Jahres wurde der große ungarische Volksaufstand gegen das kommunistische Regime niedergeschlagen. Kosdi gelang es, über Österreich in die Niederlande zu fliehen. Er hatte im Kino eine Wochenschau gesehen, die ein nahezu futuristisches Bild des niederländischen Gartenbaus vermittelte. Hier sah er seine Zukunft! So fand Gergely Kosdi seinen Weg in die Gläserne Stadt. Er landete in Loosduinen und arbeitete dort in den Gurkengewächshäusern.

An Helga van Spronsen sind dagegen die heißesten Jahre des Kalten Krieges vorübergegangen. 1956 lebte sie noch in Brasilien und kämpfte mit ganz anderen Problemen. Nach ihrer Umsiedlung in die Niederlande Anfang der sechziger Jahre kam sie bei einer Tante in Den Haag unter und fand Arbeit in einem chinesisch-indonesischen Geschäft in der mondänen Passage, der ältesten überdachten Einkaufsstraße Hollands. »Die Stelle hatte ich meinen Sprachkenntnissen zu verdanken. Es kamen viele Ausländer in den Laden. Ich sprach natürlich fließend Portugiesisch, und ansonsten habe ich mit meinem Vater Niederländisch und mit meiner Mutter Deutsch gesprochen.«

Unterdessen fühlte sie sich »schon ein bisschen über der Zeit«. »Ich war schon fast fünfundzwanzig, als ich in die Niederlande zurückkam.« Zum Glück ging man samstags tanzen. »Ich weiß es noch genau: Ich saß in der Ecke, und Kosdi bat mich zum Tanz.« Gergely Kosdi gelang es, eine Saite in Helga zum Schwingen zu bringen. Dass er im vertrauten Gartenbau tätig war, interessierte sie freilich kaum. »Ich sprach ein bisschen schlechtes Niederländisch und Deutsch, und da stand dieser Mann, der auch allerlei Sprachen ein bisschen sprach. Das schuf eine Verbindung.«

Gergely Kosdi und Helga van Spronsen waren beide mehrfach heimatlos. Die Niederlande der sechziger Jahre empfanden sie als das Gelobte Land. Es bedeutete Freiheit – wenn auch für Gergely auf andere Weise als für Helga. Gergely, dessen Name in Loosduinen zu »Sjors« eingeholländischt wurde, war »kein typischer Ungar«, sagt Helga. »Ach, er war ein schöner Mann. Groß, ein wenig blond, mit blauen Augen. Er wird wohl slawisches Blut in sich gehabt haben, seine Vorfahren kommen schließlich aus der Gegend, die jetzt in der Slowakei liegt.«

Es ist, als hätte sie ihren ältesten Sohn Sandor beschrieben. »Sandor hat vor allem auch die Art, Sachen anzugehen, von seinem Vater geerbt: das Fortschrittliche, die Unternehmungslust. Mein Mann hat mit seinen Gurken drauflos experimentiert.« Sie heirateten 1965, und schon bald kam Sandor zur Welt. Er trägt also Spuren von Krieg und Vertreibung im Blut, von Kommunismus und von der Freiheit, von Ungarn, Berlins Gemüsegarten im Oderbruch und der Gläsernen Stadt im Westland, ganz abgesehen von einer Spur Brasilien. Bei Sandor Kosdi fließt das wiedervereinigte Europa durch die Adern.

Gergely Kosdi wusste zunächst gar nicht, dass Helga aus einer Gärtnerfamilie stammte. Er selbst hatte in Ungarn zwar in der Landwirtschaft gearbeitet, jedoch nie etwas mit Paprikas oder anderen Gartenbauprodukten zu tun gehabt. Nun war er bei den Gurken gelandet und machte sich nach der Hochzeit mit Helga van Spronsen als Gurkenerzeuger selbständig. Hätte er nicht der Paprikapionier der Niederlande werden können? »Paprikas?« Nein, darüber haben sie damals nicht nachgedacht, sagt Helga. »Die gab es zu der Zeit in den Niederlanden noch überhaupt nicht. Genauso wenig wie im Manschnow meiner Kindheit.«

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Sandor Kosdi in seiner neuen Heimat Ungarn

Aber gerade deswegen! Als Helga und Gergely sich kennenlernten, wurden im Westland zögerlich die ersten Paprikas angebaut. Das war eine Notlösung, inspiriert vom holländischen Handelsgeist. Der Markt wurde in den sechziger Jahren nämlich mit preiswerten Weintrauben aus Südeuropa überschwemmt, und die Traubenproduzenten aus dem Westland – es gab tatsächlich viele – suchten damals eine andere Verwendung für ihre Glasgewächshäuser. Das wurden die Tomate und die Paprika.

Beides baute man hauptsächlich für den Export an. Tomaten wurden auch in den Niederlanden selbst gelegentlich gegessen. Aber Paprika? Die holländische Hausfrau hatte keine Ahnung, was sie damit machen sollte. Sie kaufte allenfalls kleine Mengen als Suppengemüse. Eigentlich wussten lediglich die chinesisch-indonesischen Restaurants, wie man leckere Speisen aus den – damals vor allem grünen – Paprikas zubereitet.

Und die Gurken? »Es war so«, erzählt Helga Kosdi-van Spronsen, »dass die Tomate damals noch ein einförmiges Massenprodukt war, das jeder erzeugen konnte. Die Gurke dagegen ist empfindlich, sie ist etwas für Spezialisten.« Gergely Kosdi machte die Gurkenzucht Spaß, sagt sie. »Mein Mann musste ständig etwas Neues ausprobieren. So hat er die alten Gewächshäuser abgerissen. Die fand er plötzlich zu niedrig. Sie waren genauso niedrig wie die in Manschnow, glaube ich. Ich war ja immer dagegen, gegen all diese Experimente und die damit verbundenen Scherereien. Aber er baute trotzdem höhere Gewächshäuser.«

Das Ehepaar zog schon bald um nach Noorden bei Nieuwkoop, einem neuen Gartenbaudorf an der Grenze zur Provinz Utrecht. Dort bekamen sie ein schönes Stück Land. Es lag zwar zwischen Blumenzüchtern, doch das war ihnen egal. Es gab dort immer genug zu tun. Mal mussten sie wegen des Familienzuwachses ein Stück am Haus anbauen, dann wieder eine Heizung in die Gewächshäuser legen. »Auf die Dauer würde die Gurkenzucht nicht mehr ohne Wärme funktionieren, sagte mein Mann. Also haben wir uns wieder Geld geliehen. Das war damals ganz einfach bei der Bank. Wir haben ziemlich oft Kredit bekommen.«

Gergely Kosdi wurde ein respektierter Gurkenproduzent. Seine Frau Helga ist, trotz ihrer Skepsis gegenüber den ständigen Neuerungen, stolz auf ihn. »Er hat ein ganzes Kesselhaus gebaut. Erst hatten wir nur einen kleinen Ölofen im Gewächshaus.« Das Öl machte in den siebziger Jahren Platz für Gas. Anders als heute wuchsen die Gurken, Tomaten und Paprikas allerdings noch in Erde. Das bedeutete, dass der Boden jedes Jahr entkeimt werden musste – eine Heidenarbeit. »Das Entkeimen dauerte einen guten Monat. Aber es war nötig, wenn man jedes Jahr wieder Gurken ziehen wollte. Meine Eltern züchteten, früher in Manschnow, nie zwei Jahre hintereinander dasselbe auf demselben Boden. Sie wechselten zum Beispiel Tomaten mit Gurken ab. Dann hat man weniger Probleme mit den Krankheiten, die aus der Erde hervorkommen.«

Beim Entkeimen des Gewächshauses wurde jedes Mal aufs Neue 80 Grad heißer Dampf unter eine Plane auf dem Boden geblasen. Die Hitze sollte die Krankheitskeime abtöten. Die Plane wurde an den Rändern mit schweren Ketten gehalten. Das Entfernen der knallheißen und bleischweren Ketten in einem Gewächshaus, in dem es dampfte wie in einem Türkischen Bad, war bis in die achtziger, neunziger Jahre ein typisch holländischer Studentenjob für den Sommer.

In den siebziger Jahren wuchs und wuchs die Gurkengärtnerei der Familie Kosdi-van Spronsen in Noorden immer weiter. Gergely hatte schon bald drei Betriebe – und drei Söhne. Sandor, der Älteste, sei immer schon verrückt nach Ungarn gewesen, erzählt seine Mutter. »Als Kind stand er mit einer Peitsche da und knallte und rief, dass er in die Puszta gehen würde.« Ab Mitte der siebziger Jahre, als der Kalte Krieg abflaute und die Familie Visa für Ungarn bekommen konnte, fuhren die Kosdis in ihrem ersten Auto regelmäßig zur dortigen Verwandtschaft in den Urlaub. Gergelys Eltern lebten damals noch.

Sohn Sandor staffierte sich später in seinen Studienjahren mit ungarischen Folklorehemden und hohen Stiefeln aus und zeigte sich gern im ungarischen Tanzclub von Westland. Der war von der Flüchtlingsgeneration gegründet worden. »Mein Mann war aktiv in dieser ungarischen Exilgemeinschaft. Und dort meldete sich dann auch meine zukünftige Schwiegertochter, weil sie sich ein bisschen einsam fühlte.« Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war die junge Ungarin, von der sie spricht, als Au-Pair-Mädchen in die Niederlande gekommen. Sandor lernte sie im Club kennen. »Er hat seine Frau also eigentlich seinem Vater zu verdanken«.