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Ein »Off-Campus«-Roman
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Christina Kagerer
ISBN 978-3-492-97680-0
Juni 2017
© Elle Kennedy 2016
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»The Score: An Off-Campus Novel«, CreateSpace Independent Publishing Platform 2016
© der deutschsprachigen Ausgabe:
Piper Verlag GmbH, München 2017
Covergestaltung: zero-media.net, München
Coverabbildung: FinePic®, München
Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck
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Können wir reden?
Bitte!
Verdammt, Allie. Nach allem, was wir durchgemacht haben, verdien ich mehr wie das.
Das hast du nicht ernst gemeint, als du gesagt hast, es ist Schluss, oder?
Kannst du mir jetzt bitte ANTWORTEN?
Weißt du was? Leck mich. Du willst mich ignorieren? Bitte, tu das!
Als ich am Freitagabend das Fitnesscenter auf dem Campusgelände verlasse, befinden sich auf meinem Handy sechs Textnachrichten. Sie sind alle von Sean, meinem Exfreund – seit gestern Abend. Ich nehme die emotionale Wandlung von Betteln bis Angepisstsein sehr wohl wahr, aber mein Hauptaugenmerk liegt auf seinem Grammatikfehler.
Ich verdien mehr wie das.
Das heißt als und nicht wie. Und ich denke nicht, dass man das auf die Autokorrektur schieben sollte, denn Sean ist nicht gerade die hellste Kerze im Leuchter.
Okay, das stimmt nicht ganz. Auf manchen Gebieten ist er ein richtiges Genie. Baseball zum Beispiel – da kann er Statistiken aufsagen, die bis in die Sechzigerjahre zurückreichen. Aber das schriftliche Ausdrucksvermögen ist nicht gerade seine Stärke. Und als herausragender Freund kann er sich auch nicht unbedingt rühmen, zumindest nicht in letzter Zeit.
Ich wollte nie eines dieser Mädchen werden, die ständig mit ihrem Freund Schluss machen und dann doch wieder mit ihm zusammenkommen … Ich hatte wirklich gedacht, ich wäre stärker. Aber Sean McCall lässt mich seit meinem ersten Jahr an der Briar University nicht mehr los. Er hat mich mit seinem unverschämt guten Aussehen und diesem schelmischen und vollkommen unwiderstehlichen Grinsen total um den Finger gewickelt.
Ich werfe erneut einen Blick aufs Handy, und mein Argwohn wuchert wie der Efeu am Gebäude hinter mir. O Mann, worüber will er denn mit mir reden? Alles, was gesagt werden musste, wurde gestern Abend gesagt, bevor ich aus seinem Studentenwohnheim gestürmt bin. Und als ich gesagt habe, dass Schluss sei, habe ich es auch so gemeint.
Jetzt ist wirklich Schluss. Es ist unsere vierte Trennung in drei Jahren. Ich kann so nicht mehr weitermachen mit diesem endlosen Kreislauf aus Freude und Herzschmerz.
Trotzdem tut es weh. Es ist schwer, jemanden gehen zu lassen, der über eine so lange Zeit ein großer Teil deines Lebens war. Und es ist noch schwerer, wenn diese Person dich nicht gehen lässt.
Seufzend eile ich die Treppen hinunter zum Kopfsteinpflasterweg, der sich über den Campus schlängelt. Normalerweise nehme ich mir die Zeit, die Umgebung zu genießen – diese wunderschönen Gebäude, die gusseisernen Bänke und die riesigen, Schatten spendenden Bäume –, aber heute will ich einfach nur zurück in mein Wohnheim, mir die Bettdecke über den Kopf ziehen und die Welt um mich herum vergessen. Und zum Glück kann ich das auch tun, denn meine Mitbewohnerin Hannah ist dieses Wochenende nicht da. Das bedeutet, sie kann mir auch keine Vorträge über die emotionalen Risiken meines Selbstmitleids halten.
Dabei hat sie das gestern Abend auch nicht getan. Nein, sie hat genau das getan, was man als beste Freundin der Welt so tut. In dem Moment, als ich durch unsere Tür gekommen bin, nachdem ich mit Sean Schluss gemacht hatte, wartete Hannah schon in unserem Wohnzimmer mit einer großen Packung Eis, einer Schachtel Kleenex und zwei Flaschen Rotwein auf mich. Anschließend hat sie die halbe Nacht damit verbracht, mir Papiertücher zu reichen und meinem unverständlichen Gebrabbel zuzuhören.
Schlussmachen ist scheiße. Ich komme mir vor wie eine Idiotin. Nein, ich komme mir vor wie eine Versagerin. Der letzte Rat, den mir meine Mutter gegeben hat, bevor sie starb, lautete: Hör nie auf, an die Liebe zu glauben. Das hat sie mir eigentlich schon eingebläut, lange bevor sie krank geworden ist. Ich kenne die genauen Details nicht, aber es ist kein Geheimnis, dass die Ehe meiner Eltern während ihrer achtzehn gemeinsamen Jahre mehr als einmal auf der Kippe stand. Aber sie haben es geschafft. Sie haben dafür gekämpft.
Jedes Mal, wenn ich daran denke, wie ich Sean gestern zurückgelassen habe, verkrampft sich mein Magen. Vielleicht hätte ich mehr für unsere Liebe kämpfen müssen. Ich meine, ich weiß ja, dass er mich liebt …
Würde er dich lieben, hätte er dir nicht dieses Ultimatum gestellt, ertönt eine verärgerte Stimme in mir. Du hast das Richtige getan.
Ich schnappe nach Luft, als ich die Stimme in meinem Kopf erkenne. Sie gehört meinem Vater, der zufälligerweise auch mein größtes Vorbild ist. In seinen Augen kann ich nichts falsch machen.
Zu schade, dass Sean mich nicht durch diese Augen sehen kann.
Fünf Minuten bevor ich das Bristol House erreiche, in dem ich mir eine Zweizimmerwohnung mit Hannah teile, vibriert mein Handy.
Mist. Noch eine Mitteilung von Sean.
Und noch mal Mist, denn sie lautet:
Es tut mir so leid, dass ich dich beschimpft habe, Schatz.
Ich habe es nicht so gemeint. Ich bin einfach nur fertig.
Du bedeutest mir alles. Ich hoffe, du weißt das.
Eine weitere Nachricht erscheint auf dem Display:
Komme nach meinen Kursen vorbei. Wir müssen reden.
Ich spüre Panik in mir aufsteigen. Ich habe keine Angst vor Sean, zumindest nicht im körperlichen Sinne. Ich weiß, dass er mir gegenüber nie handgreiflich werden würde. Aber ich habe Angst davor, dass er mich wieder einlullt. Das kann er nämlich sehr gut. Er muss mich einfach nur Schatz nennen und mir dieses unwiderstehliche Lächeln zuwerfen, und schon ist es um mich geschehen.
Ich verspüre eine Mischung aus Ärger, Angst und Wut, während ich seine Nachrichten noch einmal lese. Er blufft nur. Er würde doch nicht unaufgefordert vorbeikommen, oder?
Verdammter Mist.
Mit zittrigen Fingern wähle ich Hannahs Nummer. Nach zwei Klingeltönen höre ich die aufmunternde Stimme meiner besten Freundin am anderen Ende der Leitung. »Hey, was ist los? Geht’s dir gut?«
Im Hintergrund höre ich eine leise Frauenstimme – es ist Grace Ivers, Logans Freundin. Das bedeutet, dass Hannah und ihr Freund Garrett schon auf dem Weg zu ihrem Wochenendausflug nach Boston sind. Sie hat mich eingeladen, mit ihnen zu kommen, was ich dankend abgelehnt habe, da ich nicht das fünfte Rad am Wagen sein wollte. Zwei total verliebte Pärchen und ich? Nein danke.
Jetzt wünschte ich mir, ich hätte die Einladung angenommen, denn ich bin am Wochenende allein, und Sean will mit mir reden.
»Sean kommt heute Abend vorbei«, sprudelt es aus mir heraus.
Hannah schnappt nach Luft. »Was? Nein! Warum hast du überhaupt zugestimmt?«
»Ich habe überhaupt nicht zugestimmt. Er hat mich nicht einmal gefragt, ob es in Ordnung ist. Er hat mir einfach eine Nachricht geschickt, dass er heute Abend vorbeikommt.«
»Was soll das?« Sie klingt so verärgert, wie ich mich fühle.
»Keine Ahnung.« Jetzt überkommt mich richtige Panik. »Ich kann mich nicht mit ihm treffen, Hannah. Die Trennung ist noch zu frisch. Wenn er vorbeikommt, nehme ich ihn am Ende vielleicht doch wieder zurück.«
»Allie …«
»Meinst du, wenn ich alle Lichter ausmache und die Tür abschließe, denkt er, dass ich nicht zu Hause bin, und geht wieder?«
»So, wie ich Sean kenne, wird er wahrscheinlich die ganze Nacht vor deiner Tür warten. Weißt du was? Ich hätte nicht zu diesem Bruins-Spiel fahren sollen. Ich hätte zu Hause bei dir bleiben sollen. Warte kurz, ich sage Garrett, dass er umdrehen soll …«
»Auf gar keinen Fall«, unterbreche ich sie. »Du wirst deinen Ausflug nicht meinetwegen abbrechen. Das ist deine letzte Chance auf ein bisschen Spaß.«
Hannahs Freund ist Captain des Eishockeyteams der Uni, und das bedeutet, dass sein Trainings- und Spielplan wieder voll sein wird, jetzt, da die neue Saison begonnen hat. Was bedeutet, dass Hannah ihn nicht mehr so oft sehen wird. Und ich will bestimmt nicht diejenige sein, die eines ihrer seltenen freien Wochenenden ruiniert.
»Ich will nur deinen Rat.« Ich muss schlucken. »Bitte, sag mir, was ich tun soll. Soll ich Tracy fragen, ob ich bei ihr übernachten kann?«
»Nein, du solltest besser nicht im Bristol sein, wenn Sean durch die Gänge läuft. Vielleicht Megan – nein, warte, ihr neuer Freund ist dieses Wochenende in der Stadt. Sie wollen wahrscheinlich alleine sein.« Hannah klingt nachdenklich. »Was ist mit Stella?«
»Sie und Justin sind letzte Woche erst zusammengezogen. Sie haben bestimmt keine Lust auf einen spontanen Übernachtungsgast.«
»Warte mal kurz.« Eine Pause entsteht. Ich höre Garretts gedämpfte Stimme, kann aber nicht verstehen, was er sagt. Dann ist Hannah wieder am Telefon. »Garrett sagt, du kannst übers Wochenende in seinem Haus bleiben. Dean und Tucker sind beide da, und wenn Sean herausfindet, wo du bist, und vorbeikommen sollte, dann werden sie ihm einen Arschtritt verpassen.« Ich höre wieder Gerede im Hintergrund. »Du kannst in Garretts Zimmer schlafen«, fügt sie hinzu.
Ist das nicht total lächerlich? Ich kann es nicht fassen, dass ich ernsthaft darüber nachdenke, vor Sean aus meiner eigenen Wohnung zu flüchten. Aber in Gedanken sehe ich ihn an meine Tür hämmern. Oder noch schlimmer: Er steht mit einem Gettoblaster vor meinem Fenster und spielt diesen einen Song von Peter Gabriel! Ich hasse dieses Lied.
»Ist das wirklich in Ordnung?«, frage ich.
»Auf jeden Fall. Logan schreibt Dean und Tucker gerade eine Nachricht, damit sie Bescheid wissen. Du kannst jederzeit kommen.«
Ich fühle mich erleichtert und schuldig zugleich. »Mach den Lautsprecher an, okay? Ich will mit Garrett reden.«
»Klar. Warte kurz.«
Im nächsten Moment ertönt Garrett Grahams tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung. »Saubere Bettwäsche liegt im Schrank, aber vielleicht bringst du dir dein eigenes Kissen mit. Wellsy ist der Meinung, dass meine zu weich sind.«
»Sie sind zu weich«, protestiert Hannah, die wegen ihres Nachnamens Wells den Spitznamen Wellsy bekommen hat. »Da kommt man sich vor, als würde man auf einem matschigen Marshmallow schlafen.«
»Es fühlt sich an, als ob man auf einer flauschigen Wolke schläft«, korrigiert sie Garrett. »Glaub mir, Allie, meine Kissen sind der Wahnsinn. Aber du solltest trotzdem dein eigenes mitbringen. Für alle Fälle.«
Ich muss lachen. »Danke für den Tipp. Aber bist du dir sicher, dass das in Ordnung ist? Ich will mich nicht aufdrängen.«
»Alles gut, Allie. Du musst Tucker nur mit deinen großen blauen Augen anschmachten, dann kocht er dir auch ein gutes Abendessen. Ach, und Logan gibt Dean gerade ganz klare Anweisungen, dass er dich nicht anmachen soll. Du dürftest also deine Ruhe vor ihm haben.«
Ja, richtig. Dean Heyward-Di Laurentis ist der größte Frauenheld der Welt. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, macht er mich an. Aber das ist nichts Besonderes, weil er das bei jedem Mädchen tut.
Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen. Ich weiß, wie ich mit Dean umgehen muss. Und Tucker ist ja auch noch da – als Puffer zwischen mir und seinem sexbesessenen Mitbewohner.
»Das weiß ich wirklich zu schätzen«, sage ich zu Garrett. »Im Ernst, ich schulde dir was.«
»Blödsinn.«
Jetzt mischt sich Hannah wieder ein. »Schreib mir, wenn du da bist, okay? Und dann schaltest du dein Handy aus, damit Sean dich nicht belästigen kann.«
Habe ich schon erwähnt, dass ich die beste, beste Freundin der Welt habe?
Ich lege auf und fühle mich augenblicklich besser. Wahrscheinlich ist es wirklich eine gute Idee, das Wochenende nicht im Wohnheim zu verbringen. Ich werde es einfach als eine kleine Auszeit betrachten, ein paar Tage, um den Kopf frei zu kriegen und mich wieder zu sammeln. Und solange Dean und Tucker in meiner Nähe sind, werde ich auch nicht versucht sein, Sean anzurufen. Dieses Mal brauchen wir einen klaren Schlussstrich. Gar keinen Kontakt mehr, zumindest für die nächsten Wochen. Oder Monate. Oder Jahre.
Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich diese Trennung überleben werde. Ich habe diesen Kerl jahrelang geliebt. Und Sean hat auch seine guten Seiten. Immer wenn ich krank war, stand er mit einer Suppe vor meiner Tür. Und als er …
Stopp!
In meinem Kopf schrillen die Alarmglocken und machen mich auf meine Dummheit aufmerksam. Nein. Ich werde nicht wieder zurückrudern. Es ist völlig egal, dass er durchaus gute Seiten hat, denn er hat definitiv auch seine schlechten, wie der gestrige Abend gezeigt hat.
Ich straffe die Schultern, gehe schneller und bin fest entschlossen, es diesmal durchzuziehen. Zwischen Sean und mir ist es aus. Ich kann ihn jetzt nicht treffen oder ihm schreiben oder irgendetwas tun, das meine Meinung ändern könnte.
Tag eins meines Lebens ohne Sean hat offiziell begonnen.
Es ist Freitagabend, ich liege auf der Couch im Wohnzimmer und nippe an einem Bier, während zwei Blondinen – zwei sehr heiße, sehr nackte Blondinen – sich vor meinen Augen einen Zungenkuss geben. Mein Leben ist einfach geil.
»Der beste Abend meines Lebens«, murmle ich vor mich hin. Mit dem Blick verfolge ich Kellys Hände, die sich auf Michelles pralle Brüste zubewegen. Kelly drückt zu, und ich stöhne auf. »Er wäre aber noch besser, wenn ihr beiden eure kleine Party hierherverlagern könntet.«
Atemlos lassen sie voneinander ab und kommen lachend zu mir herüber. »Gib uns ein guten Grund dafür«, sagt Kelly aufreizend.
Ich runzle die Stirn und fasse mir dann selbst an meinen steifen Penis. Langsam fahre ich mit der Hand auf und ab. »Ist das Grund genug?«
Michelle ist die Erste, die mit wippenden Brüsten und wackelndem Hintern in meine Richtung tänzelt, sich dann auf meinen Schoß setzt und ihre Lippen auf meinen Mund presst. Wenige Sekunden später sitzt auch Kelly neben mir, und ich spüre ihre warmen, weichen Lippen an meinem Hals. O Gott! Mein Penis ist so hart, dass es fast wehtut, und diese beiden Göttinnen foltern mich mit Küssen. Mit langen, fordernden Küssen und feuchten, magischen Zungen, mit gezieltem Lecken und sanftem Saugen, was mich in den Wahnsinn treiben soll.
Ich würde ja gerne behaupten, dass ein solcher Dreier eine neue Erfahrung für mich ist, oder dass die Bezeichnung »männliche Hure«, die mir meine Eishockeyteamkollegen gegeben haben, wirklich übertrieben ist, aber das wäre falsch. Es ist so, wie es ist. Ich liebe Sex. Und ich habe jede Menge davon. Was soll’s?
Ich stöhne auf, als Kelly mit ihren Fingern an meinem Penis entlangfährt. »O Gott, womit habe ich das verdient?«
»Das ist erst der Anfang«, erklärt Michelle und wirft ihre lange Mähne über die Schulter. »Du kommst nicht, bevor wir nicht kommen, ist das klar?«
Sie hat recht – ich habe ein Versprechen gegeben, und ich habe auch vor, es einzuhalten. Im Gegensatz zu dem, was meine Arschlochfreunde über mich denken, geht es mir beim Sex vor allem um die Frau. Oder in diesem Fall um die Frauen. Zwei wunderschöne, ungeduldige Frauen, die nicht nur auf mich, sondern auch aufeinander stehen.
»Dann sollte ich wohl endlich anfangen«, verkünde ich und drücke Michelle auf das Kissen. Ich umschließe einen ihrer Nippel mit den Lippen und sauge fest daran. Stöhnend drückt sie ihre Hüften nach oben. Im Augenwinkel sehe ich einen Schatten. Kelly beugt sich ebenfalls über ihre Freundin und saugt an ihrem anderen Nippel. Grundgütiger Gott! Ich stöhne laut genug, um Tote zu wecken.
Kelly hebt ihren Kopf und grinst mich an. »Ich dachte, du könntest etwas Hilfe gebrauchen.« Dann küsst sie sich über Michelles flachen Bauch in Richtung Oberschenkel.
Auch meine Lippen gleiten über ihre gebräunte Haut und ihre weichen Kurven, bis ich die Stelle erreiche, bei der mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Kelly ist bereits in vollem Gange. Verdammt, ich weiß nicht, ob ich mich lange genug unter Kontrolle halten kann, um beide zum Höhepunkt zu bringen. Ich bin selbst schon ganz kurz davor.
Ich ignoriere das Pochen in meinem Schritt, befeuchte meine Lippen, bewege meinen Mund auf Michelles feuchte Stelle zu und …
Da klingelt es an der Tür.
Verdammt! Ich schiele auf die Digitaluhr am Blu-Ray-Player. Es ist halb neun. Ich versuche mich zu erinnern, ob ich einen von meinen Kumpels eingeladen habe, aber ich habe den ganzen Tag mit niemandem geredet außer mit meinen Mitbewohnern. Und die sind alle ausgeflogen. Garrett und Logan sind mit ihren Freundinnen vor einer Stunde nach Boston gefahren, und Tucker geht heute Abend mit irgendeinem Mädchen ins Kino.
»Merkt euch, wo ihr wart.« Ich lecke kurz über Michelles Oberschenkel und stehe dann von der Couch auf, um meine Shorts zu suchen.
Als ich meinen Penis sicher verstaut habe, gehe ich zur Haustür. Als ich öffne und sehe, wer davorsteht, runzle ich die Stirn.
»Schlechtes Timing«, sage ich zu Hannahs bester Freundin Allie. »Deine Freundin ist schon weg. Komm am Sonntag wieder vorbei.«
Ich will die Tür wieder schließen, doch dummerweise schiebt die Blondine auf meiner Schwelle einen schwarzen Winterstiefel zwischen Tür und Rahmen. »Jetzt sei kein Arschloch, Dean. Du weißt, dass ich das Wochenende hier verbringe.«
Verwundert ziehe ich die Augenbrauen nach oben. »Äh, wie bitte?« Ich sehe sie mir genauer an, und erst jetzt bemerke ich den vollgepackten Rucksack, der über ihrer Schulter hängt. Und den pinkfarbenen Trolley neben ihren Füßen.
Allie Hayes stößt einen lauten Seufzer aus. »Logan hat dir alles geschrieben. Und jetzt lass mich rein. Mir ist kalt.«
Ich lege meinen Kopf schief. Dann schiebe ich ihren Fuß unsanft aus dem Weg. »Warte hier. Ich bin gleich wieder zurück.«
»Willst du mich verarschen?«
Ich lehne die Tür an.
Verärgert gehe ich zurück ins Wohnzimmer, wo Michelle und Kelly mich nicht einmal bemerken – sie sind zu sehr miteinander beschäftigt. Ich brauche fast eine Minute, um mein Handy zu finden, und als ich es schließlich vom Boden aufhebe, sehe ich, dass Hannahs Freundin keinen Mist erzählt hat.
Auf dem Display erscheinen fünf ungelesene Nachrichten. Das kann schon mal vorkommen. Ein Dreier hat in dem Fall natürlich Vorrang. Das ist ja wohl klar.
Logan: Hey, Bro. Wellsys Freundin Allie schläft am Wochenende bei uns.
Logan: Lass deinen Schwanz in der Hose. Garrett und ich sind nicht in der Stimmung, dich zu verprügeln, falls du sie anmachst. Aber Wellsy könnte sehr wohl in der Stimmung dafür sein. Also: Schwanz = Hose = belästige unseren Gast nicht.
Hannah: Allie übernachtet bis Sonntag bei euch. Sie ist gerade sehr verletzlich. Nutz das bloß nicht aus, sonst machst du mich sehr unglücklich. Und du willst mich doch nicht unglücklich machen, oder?
Ich muss schmunzeln. Hannah Wells, diplomatisch wie immer. Schnell lese ich noch die letzten beiden Nachrichten.
Garrett: Allie wird in meinem Zimmer schlafen.
Garrett: Dein Schwanz bleibt in deinem Zimmer.
Mann, was hat nur jeder mit meinem Schwanz?
Und ihr Timing könnte nicht schlechter sein. Ich werfe einen sehnsüchtigen Blick auf die Couch. Kellys Finger sind genau da, wo meine jetzt gern wären.
Ich räuspere mich, und die Mädchen blicken zu mir rüber. Michelles Blick ist verschwommen durch die besondere Aufmerksamkeit, die ihre Freundin ihr schenkt.
»Ich sag das wirklich nicht gern, aber ihr müsst jetzt leider gehen, Ladys.«
Die beiden reißen die Augen auf. »Wie bitte?«, meint Kelly entrüstet.
»Ich habe einen unangemeldeten Gast, der draußen wartet«, murmle ich. »Und das bedeutet, dass dieses Haus gerade zur jugendfreien Zone geworden ist.«
Michelle kichert. »Seit wann stört es dich, wenn dir jemand beim Sex zuschaut?«
Das stimmt. Normalerweise ist es mir total egal, ob noch jemand anderes im Zimmer ist. Meistens finde ich das sogar besser. Aber vor Hannahs Freundin kann ich das unmöglich bringen. Auch nicht vor Hannah und Grace. Die Jungs stören mich nicht. Sie kennen das schon. Aber ich weiß, dass Garrett und Logan es nicht so gut fänden, wenn ich vor ihren Freundinnen Sex hätte. Seitdem die beiden eine feste Beziehung haben, sind meine Kumpel zu prüden Kerlen mutiert. Das ist wirklich schade.
»Dieser Gast ist eine zarte Blume«, sage ich trocken. »Sie würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen, wenn sie uns drei zusammen sehen würde.«
»Würde ich nicht«, erklingt Allies verärgerte Stimme von der Türschwelle.
Jetzt werde ich langsam sauer. Diese Tussi kann doch nicht einfach durchs Haus laufen, als würde sie hier wohnen? Das geht nicht.
Ich blicke sie finster an. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst draußen warten.«
»Und ich habe dir gesagt, dass mir kalt ist«, erwidert sie schnippisch. Und außerdem scheint es sie überhaupt nicht zu stören, dass ein paar Meter von ihr entfernt zwei nackte Mädchen auf der Couch liegen.
Meine Besucherinnen studieren Allies Gesicht wie einen Haufen Bakterien unter dem Mikroskop. Dann rümpfen sie ihre Nasen und wenden ihre Blicke ab, als wäre sie nichts als … ein Haufen Bakterien unter dem Mikroskop. Mädchen scheinen in meiner Gegenwart immer einen Konkurrenzkampf austragen zu müssen. Aber anscheinend sehen sie Allie nicht als Konkurrenz an.
Das kann ich gut verstehen. Sie trägt eine dicke schwarze Jacke, Stiefel und Handschuhe, und ihr blondes Haar steckt unter einer roten Wollmütze. Wir haben Anfang November, es liegt kein Schnee, es ist noch nicht wirklich kalt, und es gibt überhaupt keinen Grund, sich so einzupacken. Außer man ist verrückt. Und das denke ich langsam von Allie, denn jetzt marschiert sie einfach in mein Wohnzimmer und lässt sich auf einen Sessel fallen.
Als sie ihre Jacke öffnet, wirft sie meinen Gästen einen kurzen Blick zu und dreht sich dann wieder zu mir um. »Warum verlegt ihr eure kleine Party nicht nach oben? Ich bleibe hier unten und schaue mir einen Film an.«
»Oder du gehst in Garretts Zimmer und schaust dir dort einen Film an«, sage ich entschlossen. Aber eigentlich ist es schon egal. Sie hat die Stimmung versaut, und ich habe keine große Lust, mit zwei Mädchen rumzumachen, wenn außer uns nur noch Hannahs beste Freundin im Haus ist.
Seufzend drehe ich mich zu den Mädchen um. »Können wir das verschieben?«
Keine von beiden hat große Einwände. Anscheinend hat Miss Allie nicht nur die Stimmung versaut, nein, sie hat die Erde verbrannt und mit Salz bestreut, damit nie wieder auch nur ein Funken von Geilheit darauf sprießen kann.
Allie schenkt den Mädchen, die sich jetzt anziehen, kaum Beachtung. Sie ist zu beschäftigt damit, sich tausend Schichten von Winterklamotten auszuziehen und sie über die Lehne des Sessels zu werfen. Als sie fertig ist, sieht sie gleich viel kleiner aus in ihrer schwarzen Leggins und dem viel zu großen, gestreiften Oberteil. Und sie zögert keine Sekunde, es sich auf dem großen, weichen Sessel bequem zu machen.
Ich bringe Kelly und Michelle noch zur Tür, wo beide praktisch mein ganzes Gesicht verschlingen und mir das Versprechen abverlangen, alles nachzuholen. Als sie weg sind, ist mein Penis wieder hart.
Ich gehe zurück ins Wohnzimmer und werfe Allie einen bösen Blick zur. »Hat dir das Spaß gemacht?«, will ich von ihr wissen.
»Was?«
»Mir den Abend zu versauen.«
Allie lacht. »Gibt es einen einzigen Grund, warum du deine beiden Blondies nicht mit nach oben nehmen konntest? Du hättest sie meinetwegen nicht rausschmeißen müssen.«
»Denkst du wirklich, ich kann da oben mit zwei Mädchen rummachen, während du hier unten sitzt?«
Sie lacht erneut. »Du machst immer in der Öffentlichkeit rum. Die ganze Zeit. Was schert es dich, wenn ich im Haus bin?« Sie blickt mich nachdenklich an. »Oder willst du einfach nicht in dein Zimmer? Hannah hat mir schon erzählt, dass du immer im Wohnzimmer Sex hast. Was soll das? Hast du Bettwanzen oder so etwas?«
Ich knirsche mit den Zähnen. »Nein.«
»Warum gehst du dann nicht in dein Zimmer, wenn du Damenbesuch hast?«
»Weil …« Ich halte inne und blicke sie wieder finster an. »Das geht dich gar nichts an. Warum bist du überhaupt hier? Hat es im Bristol House gebrannt?«
»Ich verstecke mich.« Sie sagt das so, als müsste ich es verstehen. Dann schaut sie sich im Wohnzimmer um. »Wo ist Tucker? Garrett hat gemeint, er ist auch hier.«
»Er ist ausgegangen.«
Sie schiebt ihre Unterlippe nach vorn. »Hm … das ist blöd. Er hätte bestimmt einen Film mit mir angeschaut. Das musst du jetzt wohl übernehmen.«
»Erst versaust du mir den Abend, und jetzt willst du, dass ich was mit dir unternehme?«
»Glaub mir, du bist die letzte Person, mit der ich etwas unternehmen möchte, aber ich stecke gerade in einer Krise, und du bist der Einzige, der hier ist. Du musst mir Gesellschaft leisten, Dean. Sonst könnte ich etwas sehr, sehr Dummes tun, und mein ganzes Leben wäre ruiniert.«
Hannah hat mir mal erzählt, dass Allie Schauspielerei als Hauptfach hat. Darin ist sie wirklich gut.
»Bitte?«
Sie wirft mir einen flehenden Blick zu. Großen blauen Augen konnte ich noch nie widerstehen. Vor allem nicht, wenn sie zu einer süßen Blondine mit einem tollen Körper gehören.
»Du hast gewonnen. Ich werde dir Gesellschaft leisten, okay?«
Sie sieht erfreut aus. »Welchen Film schauen wir uns an?«
Ich muss ein Stöhnen unterdrücken. Aus einem Dreier mit zwei heißen Mädels ist ein Babysittereinsatz geworden, bei dem ich die beste Freundin meines besten Freundes beaufsichtigen muss.
Dank der heißen Abschiedsküsse von Kelly und Michelle ist mein Schwanz immer noch steinhart. Absolut fantastisch.
Meine Selbstbeherrschung liegt in den Händen von Dean Heyward-Di Laurentis, einem Mann, der dafür bekannt ist, überhaupt keine Selbstbeherrschung zu haben. Das heißt, ich stecke in Schwierigkeiten. In großen Schwierigkeiten.
Ich werde es natürlich nicht tun. Ich werde Sean nicht anrufen, definitiv nicht. Obwohl er mir vor zwanzig Minuten ein Foto von uns beiden auf unserer Mexikoreise geschickt hat. Mithilfe einer dieser Apps hat er unsere Gesichter mit einem großen, roten Herzen eingerahmt.
Das war ein wirklich toller Ausflug …
Ich verdränge die Erinnerung daran und greife nach der Fernbedienung auf dem Couchtisch. »Habt ihr Netflix?« Ich blicke zu Dean, der sich offenbar immer noch über meine Anwesenheit ärgert.
Und entweder bilde ich es mir ein, oder er hat eine Erektion. Aber ich bin so freundlich und ziehe ihn nicht damit auf, denn zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass er kurz davor war, Sex mit zwei Frauen zu haben, bevor ich aufgetaucht bin.
Mein Blick schweift über seine nackte Brust. Und ich muss zugeben, sie ist absolut spektakulär. Dieser Körper ist wie aus Stein gemeißelt. Groß und schlank, mit perfekt geformten Muskeln. Und er hat einen sexy blonden Dreitagebart, der einen dunklen Schatten auf sein hübsches Kinn wirft. Es ist wirklich eine Schande. Jemand, der so bescheuert ist, sollte nicht so gut aussehen dürfen.
»Ja, wir haben Netflix. Such dir irgendwas aus«, antwortet er. »Ich geh nur schnell nach oben, um mir einen runterzuholen, und dann leiste ich dir Gesellschaft.«
»Okay, ich glaube, mir ist nach … Moment, wie bitte?«
Aber er ist schon weg und lässt mich mit offenem Mund zurück. Er geht schnell nach oben, um was zu tun? Das war ein Scherz, oder?
Wider besseres Wissen stelle ich es mir ganz konkret vor. Dean in seinem Zimmer. Die eine Hand hat er um seinen Penis gelegt, die andere … um seine Hoden? Liegt er im Bett? Oder er steht dabei und hält sich an seinem Schreibtisch fest, während er sich vor Erregung auf die Unterlippe beißt …
Warum genau versuche ich mir eigentlich gerade vorzustellen, wie dieser Kerl onaniert?
Ich schüttle mich, drücke auf die Fernbedienung und beginne, auf Netflix durch die Titel zu blättern.
Fünf Minuten später kommt Dean wieder ins Wohnzimmer geschlendert. Zum Glück hat er sich eine Hose angezogen. Auch wenn er seine Shorts dafür weggelassen hat. Das weiß ich, weil er die Hose so tief auf den Hüften trägt, dass ich fast seinen … egal, Dinge, die ich gar nicht sehen will.
Seine Brust ist immer noch nackt, und seine Wangen sind gerötet.
»Hast du dir jetzt wirklich einen runtergeholt?«, frage ich ihn.
Er nickt, als wäre das keine große Sache. »Denkst du, ich kann mir einen ganzen Film mit dicken Eiern anschauen?«
Ich starre ihn mit offenem Mund an. »Du kannst also keinen Sex haben, während jemand anderes im Haus ist, aber du kannst nach oben gehen und das tun?«
Ein freches Grinsen legt sich um seine Mundwinkel. »Ich hätte es auch hier unten tun können, aber dann wärst du in Versuchung geraten, für mich zu übernehmen. Ich wollte einfach nur höflich sein.«
Ich kann mir ein Augenrollen nicht verkneifen. »Glaub mir, ich hätte meine Hände schon bei mir behalten können.«
»Mit meinem Schwanz vor deiner Nase? Auf keinen Fall. Du hättest dich nicht beherrschen können.« Er zieht eine Augenbraue hoch. »Ich habe einen tollen Schwanz.«
»Mmm. Mit Sicherheit.«
»Du glaubst mir nicht? Ich kann dir ein Bild zeigen.« Er greift nach seinem Handy auf dem Couchtisch. Dann hält er inne und fasst stattdessen an den Saum seiner Hose. »Eigentlich kann ich ihn dir auch direkt zeigen, wenn du willst.«
»Das will ich nicht. Nicht im Geringsten.« Ich deute auf den Fernseher. »Ich hab mir diesen Film ausgesucht. Kennst du ihn?«
Dean verzieht das Gesicht, als er sieht, für welchen Film ich mich entschieden habe. »Was? Den hast du dir ausgesucht? Es gibt mindestens drei neue Horrorfilme, die wir uns anschauen könnten. Oder wie wäre es mit einem Actionstreifen von Jason Statham?«
»Keine Horrorfilme«, sage ich entschlossen. »Ich will mich nicht gruseln.«
»Na gut, dann schauen wir uns einen Actionfilm an.«
»Ich mag keine Gewalt.«
Er holt tief Luft. »Hör zu, ich werde mir keinen Film über …« Er wirft einen Blick auf den Bildschirm. »… über eine Frau anschauen, bei der eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird und die eine Reise unternimmt, die ihr Leben verändern wird. Auf gar keinen Fall.«
»Er soll wirklich gut sein«, protestiere ich. »Er hat einen Oscar gewonnen!«
»Weißt du, welche Filme noch einen Oscar gewonnen haben? Das Schweigen der Lämmer. Der weiße Hai. Der Exorzist.« Er klingt selbstzufrieden. »Und das sind alles Horrorfilme.«
»Wir können die ganze Nacht darüber diskutieren, aber ich werde mir nichts mit Blut oder Haien oder Explosionen anschauen. Damit musst du fertigwerden.«
Dean knirscht unüberhörbar mit den Zähnen. Dann entspannt sich sein Kiefer, und er holt tief Luft. »Na gut, wenn ich mir diesen blöden Film wirklich anschauen muss, rauche ich vorher noch einen Joint.«
»Tu, was du nicht lassen kannst.«
Er geht zur Tür und murmelt etwas in seinen nicht vorhandenen Bart.
»Warte«, rufe ich ihm hinterher. Ich hole schnell mein Handy aus der Jackentasche. »Kannst du das bitte mitnehmen? Ich möchte nicht in Versuchung geraten, eine Nachricht zu schreiben, während ich allein bin.«
Er sieht mich an, als wäre ich verrückt. »Wem versuchst du, nicht zu schreiben?«
»Meinem Exfreund. Wir haben uns gestern Abend getrennt, und er hört einfach nicht auf, mir zu schreiben.«
Eine kurze Pause entsteht. »Weißt du was?«, sagt er dann. »Du kommst einfach mit.«
Kaum habe ich geblinzelt, da ist Dean schon bei mir und zieht mich aus dem Sessel hoch. Als meine Füße den Holzboden berühren, verliere ich kurz das Gleichgewicht und falle gegen seine breite Brust. Meine Nase drückt sich an einen der wohlgeformten Muskeln.
Schnell reiße ich mich zusammen und blicke ihn finster an. »Ich fand es gerade ganz gemütlich, du Idiot.«
Er ignoriert mich und zieht mich in die Küche. Da er mir nicht einmal Zeit gelassen hat, mir meine Jacke zu schnappen, beginne ich zu frieren, sobald wir durch die Hintertür nach draußen treten.
Deans nackte Brust schimmert unter der Terrassenbeleuchtung. Ihm scheint die Kälte nichts auszumachen, nur seine Nippel werden ein wenig härter.
»Wow. Sogar deine Nippel sind perfekt«, presse ich zwischen den Zähnen hervor.
Seine Mundwinkel zucken. »Willst du sie anfassen?«
»O Gott, nein! Ich habe nur festgestellt, dass du perfekt aussiehst. Bis hin zu deiner Brust richtig proportioniert.«
Er blickt an sich herunter und denkt einen Moment lang nach. »Ja, ich bin perfekt. Das muss ich mir selber wieder öfter sagen.«
Ich schnaube. »Genau. Weil du noch nicht eingebildet genug bist.«
»Ich bin selbstbewusst«, verbessert er mich.
»Eingebildet.«
»Selbstbewusst.« Er öffnet die kleine Blechdose, die er aus der Küche mitgenommen hat, und ich blicke finster drein, als er einen sorgfältig gedrehten Joint herausnimmt.
»Was mache ich hier draußen?«, murmle ich. »Ich will keinen Joint rauchen.«
»Natürlich willst du.« Er zündet den Joint an und nimmt einen tiefen Zug. Dann spricht er durch die aufsteigenden Rauchwolken. »Du wirkst total nervös und durcheinander. Glaub mir, das wird dir guttun.«
»Das nennt man Gruppenzwang, das weißt du schon, oder?«
Er hält mir den Joint entgegen und zieht fragend eine Augenbraue hoch. »Komm schon, Baby«, sagt er in einer Art Singsang. »Nur einen Zug. Das machen alle coolen Kids.«
Ich muss lachen. »Ach, verdammt.«
»Na, komm schon.« Er atmet wieder aus, und der Geruch von Marihuana umgibt mich.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bekifft war. Ich mache das nicht oft, aber ganz ehrlich? Wenn es eine Nacht gibt, in der ich was zu rauchen gebrauchen könnte, dann heute.
»Na gut, gib her.« Ich strecke meine Hand aus, bevor ich es mir anders überlege.
Dean strahlt, als er mir den Joint reicht. »Aber erzähl Wellsy nichts davon. Sie wird mir gehörig in den Arsch treten, wenn sie erfährt, dass ich ihre beste Freundin zum Kiffen verführt habe.«
Ich umfasse den Joint mit meinen Lippen und ziehe den Rauch in meine Lunge. Dabei versuche ich, nicht über Deans ängstlichen Gesichtsausdruck zu lachen. Nicht umsonst hat er Angst vor Hannah. Sie hat eine sehr spitze Zunge, und sie scheut sich nicht davor, sie zu gebrauchen. Das mag ich so an ihr.
Die nächsten paar Minuten verbringen wir damit, den Joint schweigend zwischen uns hin- und herzureichen wie ein paar Hooligans hinter einer Tankstelle. Es ist das erste Mal, dass wir Zeit zu zweit verbringen, und es fühlt sich irgendwie komisch an, mit Dean Di Laurentis im Garten abzuhängen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nie gewusst, was ich von dem Kerl halten soll. Er ist eingebildet, flirtet gern, und er ist … oberflächlich.
Ich komme mir wie ein Arschloch vor, weil ich so denke, aber ich kann nicht leugnen, dass mir diese Gedanken in den Sinn kommen, wann immer ich Dean sehe. Hannah hat mir erzählt, dass er unglaublich reich ist, und das lässt er auch raushängen. Nicht, dass er herumläuft und jedem zeigt, was er sich für tolle Sachen leisten kann, das nicht. Aber sein Auftreten zeigt, dass er denkt, die Welt gehöre ihm. Ich vermute, dass er in seinem ganzen Leben noch nie etwas Schlimmes erlebt hat. Schon wenn man ihn anschaut, weiß man, dass dieser Kerl bekommt, was er will und wann immer er will.
Puh, der Joint macht mich anscheinend philosophisch und voreingenommen.
»Du bist also verlassen worden?«, fragt er schließlich und beobachtet mich, während ich einen weiteren Zug nehme.
Ich blase den Rauch direkt in sein Gesicht. »Ich bin nicht verlassen worden. Ich habe die Sache beendet.«
»Der gleiche Kerl, mit dem du schon ewig zusammen bist? Dieser Verbindungsbruder? Stan?«
»Sean. Und ja, wir sind seit dem ersten Jahr an der Uni immer wieder zusammen gewesen.«
»Mein Gott! Das ist viel zu lang, um immer nur mit derselben Person zu schlafen. Der Sex muss ja unwahrscheinlich langweilig gewesen sein.«
»Warum dreht sich bei dir alles nur um Sex?« Ich reiche ihm den Joint. »Und nur zur Information, der Sex war in Ordnung.«
»In Ordnung?« Er kichert. »Wow, was für eine spektakuläre Beschreibung.«
Langsam zeigt der Joint seine Wirkung. Mein Kopf ist leicht und mein Körper entspannt, was wahrscheinlich der einzige Grund ist, warum ich weiterrede. Normalerweise hätte ich nicht im Traum daran gedacht, diesem Kerl das alles anzuvertrauen.
»Am Ende war er vielleicht nicht mehr so gut«, gebe ich zu. »Aber das war wahrscheinlich, weil wir uns seit dem Sommer nur noch gestritten haben.«
»Aber das ist nicht eure erste Trennung, stimmt’s? Warum gehst du immer wieder zu ihm zurück?«
»Weil ich ihn liebe.« Ich korrigiere mich schnell. »Weil ich ihn geliebt habe.« O Mann, ich weiß es selbst nicht mehr. »Die ersten Male, als wir uns getrennt haben, hat keiner etwas falsch gemacht. Es wurde einfach zu schnell zu ernst. Es war unser erstes Jahr an der Uni, und wir dachten, wir müssten uns erst noch austoben und so.«
»Sich auszutoben macht doch Spaß«, stimmt er mir zu. »Einmal habe ich mich mit einer total heißen Frau ausgetobt, die Ahornsirup über meinen Schwanz gegossen und ihn dann von oben bis unten wieder abgeleckt hat.«
»Hör bitte auf.« Ich verdrehe die Augen. »Es hat sich herausgestellt, dass es keinen Spaß gemacht hat, sich auszutoben. Ich bin mit ein paar Typen ausgegangen, und sie waren alle totale Blödmänner. Da habe ich erkannt, wie gut ich mit Sean dran bin.«
Dean bläst eine weitere Rauchwolke in die Luft. »Okay. Aber dann habt ihr euch noch mal getrennt.«
»Ja.« Bei der Erinnerung daran steigt Wut in mir auf. »Der Grund war, dass er richtig kontrollsüchtig geworden ist. Einer seiner Verbindungsbrüder hat mich auf einer Party angemacht, und Sean hat beschlossen, dass mich niemals wieder jemand anders anschauen darf. Er hat angefangen, mir zu sagen, was ich anziehen soll, hat mir die ganze Zeit geschrieben und mich gefragt, wo ich bin und mit wem. Es war total erdrückend.«
Jetzt verdreht Dean seine Augen. »Sagt das Mädchen, das danach wieder zu ihm zurückgegangen ist.«
»Er hat versprochen, sich zu ändern. Und das hat er auch. Er hat aufgehört, wie eine Klette an mir zu kleben, und hat mich richtig gut behandelt.«
Dean scheint nicht besonders überzeugt zu sein, aber das ist mir egal. Ich bereue es nicht, wieder zu Sean zurückgegangen zu sein. Nach zweieinhalb Jahren Beziehung mit diesem Mann wusste ich, dass wir etwas hatten, wofür es sich zu kämpfen lohnte.
»Kommen wir zu Trennung Nummer vier.« Dean legt seinen Kopf schief und blickt mich neugierig an. »Was ist da passiert?«
Plötzlich fühle ich mich unbehaglich. »Ich hab es dir ja schon gesagt. Wir haben uns ständig gestritten.«
»Worüber?«
Die Worte sprudeln aus meinem Mund, bevor ich sie aufhalten kann. Verdammt, hat er ein Wahrheitsserum unter das Gras gemischt, oder was? »Meistens über unseren Abschluss und darüber, was wir danach machen werden. Mein Plan war immer, nach Los Angeles zu ziehen und mich auf meine Schauspielkarriere zu konzentrieren.«
Oder nach New York. Aber das sage ich Dean nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden, und Dean ist die letzte Person, mit der ich so weitreichende Entscheidungen besprechen will. »Am Anfang unserer Beziehung war das für Sean alles okay. Aber diesen Sommer hat er plötzlich beschlossen, dass ich nicht Schauspielerin werden soll. Er will überhaupt nicht, dass ich arbeite.« Ich blicke finster drein. »Er hat sich in den Kopf gesetzt, dass er bei der Versicherungsfirma seines Vaters in Vermont arbeiten wird, und ich sollte die glückliche Hausfrau werden, die mit dem Essen auf ihn wartet, wenn er heimkommt.«
Dean zuckt mit den Schultern. »Hausfrau zu sein ist doch nicht schlimm.«
»Natürlich nicht, aber ich will keine Hausfrau sein«, sage ich frustriert. »Ich habe mir fast vier Jahre lang den Arsch aufgerissen, um diesen Schauspielabschluss zu bekommen. Ich will ihn auch nutzen. Ich will Schauspielerin werden, und ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, der mich nicht unterstützt. Er …« Ich halte inne und beiße mir auf die Lippe.
»Er was?«
»Nichts. Vergiss es.« Ich nehme ihm den Joint aus der Hand und mache einen tiefen Zug. Zu tief, denn plötzlich fange ich an, wie verrückt zu husten. Für einen kurzen Moment steigen mir Tränen in die Augen, und als ich wieder einen klaren Blick habe, sehe ich ernste grüne Augen, die mich intensiv anschauen.
»Was hat er getan?«, fragt Dean mit leiser Stimme. »Und wie schlimme Schläge hat er verdient? Garrett und ich können uns eine Schlägerei mit ihm liefern, aber wenn du meinst, dass härtere Bandagen erforderlich sind, können wir Logan auf ihn hetzen.«
»Niemand wird hier zusammengeschlagen, du Spinner. Sean hat nichts Schlimmes getan, und ich will nicht, dass ihr ihn verprügelt. Das Einzige, was ich will, ist, dass du dieses blöde Handy nimmst.« Ich schiebe ihm mein Gerät in die Hand. »Halte es dieses Wochenende von mir fern, okay? Gib es mir nur, wenn mein Vater anruft. Oder Hannah und Stella. Und Meg und … Weißt du was? Ich werde es einfach ein paarmal am Tag unter deiner Beobachtung checken. So kannst du mich davon abhalten, Sean zu schreiben.«
Dean blickt mich fasziniert an. »Ich bin dann also dein … Beziehungsberater? Ich bin derjenige, der sicherstellt, dass du keinen Rückfall erleidest?«
»Genau. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Aufgabe. Jetzt hast du endlich etwas Sinnvolles zu tun«, bemerke ich sarkastisch.
Er legt seinen Kopf schief. »Was kriege ich dafür?«
»Die Genugtuung, zu wissen, dass du jemand anderem hilfst außer dir selbst?«
»Nein. Aber wie wäre es mit einem Blowjob? Ich tue es für einen Blowjob.«
Ich zeige ihm den Mittelfinger. »Das hättest du wohl gern.«
»Na gut, dann mit der Hand.«
»Sei kein Arschloch. Bitte. Ich habe keine Willenskraft, wenn es um Sean geht.«
Wie auf Kommando vibriert mein Handy in Deans Hand, und instinktiv greife ich danach. Schnell macht er einen Schritt rückwärts und schaut aufs Display. »Es ist Sean.« Seine Mundwinkel zucken amüsiert. »Er vermisst den Geschmack deiner Lippen.«
Mein Herz schlägt einen schmerzhaften Salto. »Noch eine Regel – du darfst mir nicht sagen, was er schreibt.«
»Du gibst mir hier ziemlich viel Verantwortung. Ich steh nicht so auf Verantwortung.«
Was für eine Überraschung!
»Du schaffst das schon. Ich hab vollstes Vertrauen in dich«, behaupte ich.
Dean zieht ein letztes Mal an dem Joint, drückt ihn dann im Aschenbecher aus und geht Richtung Terrassentür. O Gott, sogar die Art, wie er läuft, ist arrogant. Und er sieht auch noch gut aus dabei. Mein Blick landet unfreiwillig auf seinem knackigen Po und der Art, wie seine Jogginghose daran klebt. Jawohl, ich checke seinen Hintern ab. Ich meine, es ist ja auch ein fantastischer Hintern, und ich bin eine Frau – warum also nicht?
»Du packst diese Sache falsch an, weißt du? Die beste Möglichkeit, über jemanden hinwegzukommen, ist es, mit jemand anderem rumzumachen. Sofort.«
Seine Worte reißen mich aus meinen Gedanken. »Ich bin noch nicht bereit, mit jemand anderem zusammen zu sein.«
»Natürlich bist du das. Im Ernst, du brauchst eine Übergangslösung.« Dean hebt seinen Arm. »Ich stelle mich freiwillig zur Verfügung.«
Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. »Träum weiter.«
Aber ein Teil von mir denkt über diesen Vorschlag nach. Eine Übergangslösung ist wirklich keine so schlechte Idee. Es ist so ähnlich, als wenn man vom Pferd fallen würde. Dann bekommt man auch den Ratschlag, sofort wieder aufzusteigen. Oder nicht? Vielleicht sollte ich das auch tun – sofort wieder in den Sattel steigen. Zumindest wäre es eine gute Ablenkung von meinem Liebeskummer.
Aber natürlich werde ich es nicht mit Dean tun. Nein, lieber suche ich mir einen Sattel, auf dem nicht schon jedes Mädchen von Briar gesessen hat.
»Wir kommen später darauf zurück«, beschließt er.
»Darauf werden wir später auf keinen Fall zurückkommen. Schlag dir das mal ganz schnell aus deinem hübschen Köpfchen.«
Dean bleibt auf der Türschwelle stehen und dreht sich um. Seine grünen Augen mustern mich von Kopf bis Fuß. »Ich muss zugeben, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt mir die Idee, deine Übergangslösung zu sein.« Sein Blick bleibt an meiner Brust haften. »Die Idee gefällt mir sogar sehr.«
Ich unterdrücke ein Stöhnen. »Garrett hat mir versprochen, dass du mich dieses Wochenende nicht anmachen würdest.«
»Garrett weiß ganz genau, dass er für mich keine Versprechungen machen darf«, antwortet Dean grinsend. Dann winkt er mich herbei. »Schauen wir uns jetzt diesen Film an oder nicht?«
Ich folge ihm nach drinnen. Mein Gehirn ist benebelt, aber auf eine gute Art. Und als Dean im Flur anhält, um seine Jogginghose hochzuziehen, die ihm fast über die Hüften gerutscht ist, fange ich aus unerfindlichen Gründen an zu kichern, als wäre es das Lustigste auf der Welt.
Mein Humor verschwindet jedoch gleich wieder, als wir uns auf die Couch setzen, denn Dean lässt sich direkt neben mir fallen, legt einen muskulösen Arm um meine Schultern und zieht mich zu sich heran. Als wäre das total normal.
Ich funkle ihn böse an. »Warum legst du deinen Arm um mich?«
Sein Ausdruck ist vollkommen unschuldig. »So schaue ich mir Filme an.«
»Wirklich? Du legst also einen Arm um Garretts Schultern, wenn du mit ihm einen Film schaust?«
»Natürlich. Und wenn er nett zu mir ist, schiebe ich auch manchmal meine Hand in seine Hose.« Deans andere Hand wandert auf den Bund meiner Leggings zu. »Sei nett zu mir, und ich verspreche dir, ich bin noch viel netter zu dir.«
»Auf gar keinen Fall.« Ich schiebe seine Hand weg, aber erst nachdem es mir zwischen den Beinen ziemlich heiß geworden ist. Seine nackte Brust ist atemberaubend, und am liebsten würde ich mit meinen Fingern über seine wohldefinierten Muskeln fahren. Und er riecht so gut. Wie der Ozean. Nein, nach Kokosnuss. Ich fühle mich viel zu berauscht, um den Geruch zu benennen, aber nicht berauscht genug, um das Kribbeln zwischen meinen Beinen nicht zu bemerken.
O mein Gott! Mein Sexleben muss wirklich den Bach runtergegangen sein, wenn ich in Dean Di Laurentis’ Gegenwart so schwach werde.
»Was haben wir sonst noch so vor?«, fragt er.
Ich zeige auf den Fernseher. »Einen Film schauen.«
»Ich würde mir lieber dich anschauen, und zwar in dem Moment, wenn du meinen Namen schreist, während ich dich zum Höhepunkt bringe.«
Dieses Mal verspüre ich kein Kribbeln. Ich fange einfach an, unkontrolliert zu lachen.
»O Mann, du bist wirklich nicht gut für das Ego eines Mannes.« Er sieht beleidigt aus.
Zwischen meinen Lachsalven schnappe ich nach Luft. Ja, ich bin bekifft und tiefenentspannt und habe keine Kontrolle mehr über mich selbst. Das heißt, ich kann Dean verarschen, so viel ich will, und am Ende den Joint dafür verantwortlich machen.
»Es tut mir leid, aber manchmal bist du einfach zu viel.« Ich kann nicht aufhören zu lachen. »Gibt es wirklich Mädchen, die darauf reinfallen?«
Er gibt ein schnaubendes Geräusch von sich. »Jetzt mach endlich den verdammten Film an.«
»Gern.« Ich drücke auf die Fernbedienung und rutsche ans andere Ende der Couch, um größtmöglichen Abstand zwischen uns zu halten.
Ich muss Dean zugutehalten, dass er fast dreißig Minuten lang kein Wort mehr sagt. Sein Blick haftet am Bildschirm, aber aus den Augenwinkeln erkenne ich, was er alles für Bewegungen macht. Er tippt sich mit seinen langen Fingern auf die Oberschenkel. Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. Er seufzt, als wir dabei zusehen, wie die Hauptdarstellerin sich in Echtzeit ein Omelette macht.
Als sie sich auf den Küchenstuhl setzt und beginnt, das Omelette zu essen – in Echtzeit –, bricht es aus Dean heraus wie aus einem Vulkan.
»Dieser Film ist scheiße!« Er stöhnt auf. »Ich hab’s doch gesagt, dieser verdammte Film ist totaler Mist.«
»Ich finde ihn gut«, lüge ich. Diesen Film zu schauen ist so, als würde man der Farbe beim Trocknen zusehen. Nicht einmal das Gras, das wir gerade geraucht haben, macht den Film unterhaltsamer, aber ich will nicht zugeben, dass ich die falsche Wahl getroffen habe. Einem Kerl wie Dean sollte man nie recht geben. Niemals. Damit würde er einen bis ans Lebensende aufziehen.
»Ich kann nicht glauben, dass du diesen Film gut findest«, provoziert er mich.
»Doch, das tue ich«, beharre ich.
Er starrt mich einige Sekunden lang an, aber meine schauspielerischen Fähigkeiten helfen mir dabei, total unschuldig auszusehen.
»Ich finde ihn nicht gut. Diesen Film anzuschauen ist ein ganz neues Level an Brutalität.«
Ich mache ihm einen hilfreichen Vorschlag. »Warum gehst du nicht wieder nach oben und holst dir einen runter?«
Verdammt! Es war falsch, das zu sagen. Seine grünen Augen blicken mich sofort verführerisch an.
Mit einem schwachen Grinsen beugt er sich zu mir und sagt leise: »Wie wäre es, wenn du das für mich erledigst?«
Dieser Kerl ist unverbesserlich. »Fängt das jetzt wieder von vorn an? Akzeptierst du denn nie ein Nein?«