Lieblingsplätze
zum Entdecken
Wunderbare Wasserorte im Chiemgau
Christine Paxmann / Klaus Bovers
Impressum
Karte
Vorwort
1 Skilanglauf wie in Norwegen
Die Drei-Seen-Loipe bei Reit im Winkl
2 Forellenmusik
Der Frillensee
3 Drei stille Seen zum Träumen
Die Falkensteinrunde bei Inzell
4 Wo man heiratet und badet
Höglwörth in Anger
5 Ein Schauspiel mit Bergen
Der Königssee
6 Idyllenrunde für den Slowmove
Das Kloster Seeon
7 Zwischen Brocken und Malerei
Der Hintersee
8 Unspektakulär schön
Der Weidsee
9 Ein Tümpel für Leisetreter
Die Froschsee-Loipe in Inzell
10 Ein Wasser-Labyrinth im Zauberwald
Die Eggstätt-Hemhofer Seenplatte
11 Ein Paradies für Stille-Sucher
Der Waginger See
12 Jetzt wär doch mal ein Weiher schön!
Der Pruttinger Dorfweiher
13 Im Schatten unter alten Bäumen
Hofstätter und Rinssee
14 Baden mit den Steinkrebsen
Der Taubensee
15 Großzügig und weltoffen
Der Chiemsee
16 Baden im unsichtbaren See
Der Bärnsee bei Aschau
17 Die Rosenheimer Badewanne
Der Simssee
Flüsse, Fälle, Klammen, Gumpen, Filzen
18 Glitschig bis schäumend
Die Weißbachschlucht
19 Spaziergang in die Eiszeit
Die Inzeller Filzen
20 Von Fischen, (Ein-)Flüssen und Folianten
Das Kloster Raitenhaslach
21 Dunkle Löcher und Birkenalleen
Der Moorerlebnispfad im Schönramer Filz
22 Die Salzachau und ihre Bewohner
Der Auenlehrpfad in Tittmoning
23 Wer rüberwill, zieht die Glocke
Die Alzfähre beim Roiter in Altenmarkt
24 Ein Fluss-System wie aus dem Bilderbuch
Die Traun
25 Von Kehrwässern und Prallwänden
Die Entenlochklamm der Tiroler Ache
26 Entspannung über den Tag hinaus
Die Schoßrinn im Priental
27 Das Bayerische Meer verschwindet
Das Achendelta
28 Wasserspeicher und Grüne Hölle
Die Kendlmühlfilzen in Grassau
29 Ein Badeplatz der Wittelsbacher?
Die Prien-Gumpen am Herzogsweg
30 Grün und kalt und voller Kraft
Flussfahrt auf dem Wasserburger Inn
Mühlen, Quellen, Brunnen, Thermen
31 Nachhaltigkeit in Flaschen
Die Adelholzener Wasserwelt in Siegsdorf
32 Wasserkraft als Lebensader
Der Nußdorfer Mühlbach
33 Kathedrale für den weißen Schatz
Die Alte Saline in Bad Reichenhall
34 Eispickel für den Himalaja
Die Glockenschmiede in Ruhpolding
35 Jahrzehnte nur von Wasser gelebt?
Das Frasdorfer Wasser
36 Götter, Nymphen und Tritonen
Die Wasserspiele auf Herrenchiemsee
37 Über 320 Stufen durch die Unterwelt
Almbachklamm und Kugelmühle
38 Statt Erdöl kam kochendes Wasser
Die Chiemgau Thermen Bad Endorf
Menschen, Schiffe, Wehre, Brücken
39 Wo das Salz um die Ecke fuhr
Die Salzachbrücke in Laufen
40 Weltläufiges Festival nah am Wasser
Der Chiemsee Summer in Übersee
41 Der Seelen-See
Der Thumsee
42 Wasser und Handwerk
Der Salinenrundweg von Siegsdorf nach Hammer
43 Die eiserne Grenze zu Österreich
Das Bergbaumuseum Achthal in Teisendorf
44 Entweder viel Wasser oder nix!
Die Wagenstaller Naturkostmühle
45 Hier rauschte es schon immer
Das Sims-Wehr der Krottenhausmühle bei Riedering
46 Früher ging’s bei Nebel nur mit Kompass
Die lange Tradition der Chiemsee-Schifffahrt
47 Manchmal einfach nur schauen
Beim Pollfischer auf der Fraueninsel
Baden, Sporteln, Relaxen
48 Biotop im Schatten der Burg
Der Wöhrsee
49 Kleine Fluchten zwischen 1.000 Buchten
Der Leitgeringer See
50 Ein Paradies für seltene Brummer
Der Abtsdorfer See
51 Reservoir für seltene Libellen
Der Griessee
52 Sommerfrische fast wie am See
Der Badepark Inzell
53 Malerische Reste der Eiszeit
Der Weitsee
54 Ein blaues Juwel in grünem Bergkranz
Das Freibad Marzoll bei Bad Reichenhall
55 Tauchen zwischen Seerosen
Das Naturbad Aschauerweiher in Bischofswiesen
56 Zweiklassengesellschaft beim Baden
Der Tachinger See
57 Mittendrin ein Bad für alle
Der Reifinger See
58 Arbeits- und Badesee
Der Fridolfinger See
59 Brückensprung und Paddelspaß
Das Alzbad in Truchtlaching
60 Der nicht ganz klassische Dorfweiher
Der Obinger See
61 Wo Meer und Berg zusammen sind
Der Chiemseestrand bei Übersee
62 Grüne Einladung zum Meditieren
Der Tinninger See bei Riedering
63 Gletscher oder Meteor?
Der Tüttensee
64 Segeln, Surfen, Paddeln, Kiten
Wassersport im Chiemgau
65 Ökologisch schwimmen am Samerberg
Das Naturbad Samerberger Filze
Wasser formt, sprengt und gestaltet, es heilt und spendet Leben, trägt, erfrischt und gibt Kraft. Wasser war schon immer da und fließt fast überall. Ein Ergebnis seiner formenden Wirkung sind die vielen besonderen Landschaften dieser Erde, zu denen eindeutig auch der Chiemgau gehört. Diese heimelig unpolitische Region haben wir bewusst etwas weiter definiert als üblich: als das Dreieck zwischen den Flüssen Inn und Salzach und den Bergen im Süden. Die Berchtesgadener und Rupertiwinkler mögen uns das nachsehen, aber bei unserem Thema sind Grenzen ja ohnehin fließend.
Es war die letzte Eiszeit, die den Chiemgau geformt hat. Die Spuren ihrer Gletscher sind quasi noch frisch, gerade einmal 10.000 Jahre alt, sie hinterließen eine Landschaft, die das Wasser geprägt hat und bis heute stetig verändert. Ihr Zentrum ist der Chiemsee, das »Bayerische Meer«, umgeben von zahllosen kleineren Seen, Weihern und Teichen, mal braun und warm, mal kristallklar und eiskalt. An den Hängen der Berge sprudeln Hunderte von Quellen, dort beginnt das Reich der Wasserfälle und Bäche, die unterwegs sind zu den Seen und Mooren. Das alles wird geteilt in Ost und West vom Wildwasser der Tiroler Ache, eingerahmt von Inn und Salzach und durchflossen von Traun und Prien, während sich das grüne Chiemseewasser durch das stille Tal der Alz auf den Weg zur Donau macht.
Dieses Wasser-Paradies wurde schon früh entdeckt, Kelten, Römer und Germanen haben es gerne besiedelt. Christliche Inselklöster, Heilquellen als Wallfahrtsorte, frühe Fluss-Schifffahrt, uralte Mühlen und Hammerschmieden sowie das erste Dampfschiff auf bayerischen Seen sind Zeugen einer vom Wasser geprägten Geschichte. Ohne Wasser ist der Chiemgau nicht denkbar, und es scheint die Quelle einer speziellen Chiemgau-Magie zu sein, die Menschen von überall her in ihren Bann zieht. Zu einigen ausgewählten Wasserorten möchten wir Sie hinführen und wünschen Ihnen dabei viel Vergnügen!
Christine Paxmann, Klaus Bovers
Nirgendwo mehr Schnee, keine Möglichkeit langzulaufen? Nicht ganz. Im äußersten Winkel der Republik, hinter Ruhpolding, befinden sich drei Seen, schmal und ineinanderfließend, die jedem Klimawandel trotzen. Lödensee, Weitsee, Mittersee heißen die im Sommer grasgrün schillernden, fischreichen Gewässer auf dem Hochplateau, bevor das Tal nach Reit im Winkl abfällt. Im Sommer kann man dort baden oder wandern. Zwischen den Seen erstreckt sich ein ausgedehntes Naturschutzgebiet, das mit verschilften Ufergürteln Heimat alpiner Insekten und Vögel ist. Ganz anders im Winter, wenn eine geschlossene Schneedecke das Drei-Seen-Tal in ein weißes Eldorado verwandelt, in dem man nach Gusto sehr lang langlaufen kann oder kürzer. Ausgangspunkt könnte das Leistungszentrum Ruhpolding sein, wo man bei Bedarf auch die Ausrüstung leiht. Dann kann es losgehen, doch führt das erste Stück der Loipe an der Straße entlang. Wir parken etwas weiter beim Gasthof Seehaus. Nach einem kurzen Weg entlang des Förchensees geht’s malerisch zwischen moosbewachsenen Bäumen rauf und runter, auch für Skater. Die Landschaft ist viel zu schade, um sie sprintend zu durcheilen. Denn ab dem Mittersee weitet sich das Tal und mit ihm der Ausblick. Steht die Sonne drüber, ist man geblendet und denkt an Norwegen oder Kanada. Die recht einfache Loipe taugt Anfängern und Könnern. Und was das Herrlichste ist: Am Ende des Mittersees zweigen die Sportlichen zur Weitseeloipe ab. Die Genießer aber machen einen Schlenker zur Hütte am Mittersee, die mit Sonnenveranda, Plumpsklo und regionaler Verköstigung Hüttenzauber wie auf 2.000 Metern Höhe bietet. Der Wirt grüßt ortstypisch jeden mit Du und verzieht das Gesicht, wenn man eine dünne Scheibe Leberkäs bestellt. Auch beim selbst gebackenen Kuchen geizt er nicht. Und wer erst einmal abgeschnallt und sich auf der Terrasse niedergelassen hat, kann den sportlichen Ehrgeiz als verloren ansehen. Das Erwachen kommt spätestens, wenn sich die Sonne senkt. Dann pfeift der Wind über die Seenplatte und uns zurück zum Ausgangspunkt.
Ein guter Startplatz zur Drei-Seen-Loipe ist der Parkplatz
Seehaus /// Seehauser Straße 2 /// 83324 Ruhpolding ///
Ebenfalls gut zu erreichen ist die Loipe vom Bade- und
Wanderparkplatz am Weitsee / Mittersee ///
B 305 /// 83242 Reit im Winkl ///
Ausgangspunkt zu einer Wanderung rund um den Frillensee ist immer das Forsthaus Adlgaß. Unterhalb der Gaststätte und auch nah am Haus stehen genügend Parkplätze bereit, selbst bei allerbestem Wetter und größtem Zulauf. Von Adlgaß aus starten auch die Mountainbiker zur Stoißer Alm, die Gipfelstürmer zum Zwiesel und sogar die Zweitageswanderer, die bis ins Österreichische wollen. Wir gehen es aber gemütlicher, wenngleich nicht unsportlich an. Zu erreichen ist der auch kulinarisch weit über die Landesgrenzen bekannte Ort Adlgaß mit dem Auto über die gut ausgeschilderte Straße, die von Inzell aus kurvig hinaufführt zum Forsthaus Adlgaß.
Von dort aus muss man ihn sich allerdings ein wenig erarbeiten, den Frillensee. Fünf Monate im Jahr bedeckt ihn eine Eisschicht, wobei der maximal 7,5 Meter tiefe See ungewöhnlicherweise von der Mitte her zufriert. Tief hängen dann die Wolken in den ihn umschließenden Höhenzügen, Teisenberg, Kienbergl, Staufen, und verschmelzen mit der eisigen Oberfläche zu einer grauen Melange. Da kann er schon ein wenig unheimlich wirken und umso magischer, wenn sich binnen fünf Minuten der Nebel lichtet und der See wie ein Smaragd in einem Tannenbett leuchtet.
Der Frillensee ist ein leicht zu erreichendes Paradies, ob bei Schnee mit dem Rodelschlitten oder mit Langlaufskiern oder sommers auf berggängigen Fahrrädern, besser und genüsslicher aber zu Fuß über einen Naturerlebnispfad. Der macht vor allem Kindern eine Wanderung von circa zwei Stunden schmackhaft. Denn Baumtelefone, Bestimmungsspiele, Erdschichten, hinter Türen verborgen, und ein Holzorchester machen den Weg zu einer unterhaltsamen und dabei unauffällig lehrreichen Veranstaltung von April bis Oktober. Die Puristen steigen in den sehr schneereichen Wintermonaten den Trampelpfad im oft knietiefen Schnee hinauf zu dem flachen Erbe eines Gletschers, dessen Name »Frillensee« sich etymologisch von »Forellensee« ableitet.
Als das Eisschnelllaufen Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr Anhänger fand, war der Frillensee der »place to be«. Bis Anfang der 1960er-Jahre genügte die Natureisbahn den Ansprüchen der Einheimischen, dann bauten die Inzeller ein Stadion und später, im 21. Jahrhundert, noch eins, wo heute die Weltelite trainiert. Der Frillensee durfte wieder »nur« er selbst sein, Paradies zu allen Jahreszeiten. Dass er früher einmal 800 Meter lang war, sieht man dem Hochmoor an, in das der See westwärts mit zahlreichen Wasserärmchen ausufert. Dort sampeln zarte Birken, Wollgräser, Binsen und Heiden einen Pflanzenchor, der als Meditation für die Augen die Heilkraft der Höhenluft ergänzt. Überquert man schließlich den hölzernen Steg, der an einer Seite vom Moos und an der anderen vom fischreichen Wasser des Sees begrenzt wird, kann es passieren, dass man länger als gedacht verweilt. Einfach weil der Frillensee ein Vademekum für alle Sinne ist, ein stiller, in sich ruhender grüner Flecken, der selbst den sachlichsten Betrachter zu einem nachdenklichen Menschen macht. Dass es nicht zu esoterisch wird, dafür sorgen die, die das Echo suchen, das beim Abstieg an ganz bestimmten Stellen recht gut funktioniert. Wo, wird nicht verraten, schließlich ist das ein Naturerlebnispfad, bei dem man schon selbst auch etwas tun muss und an dessen Ende wieder das Forsthaus Adlgaß wartet. Oder eben am Anfang, weil das Ganze ein Rundweg ist, der auch noch eine Naturrodelbahn birgt, die es in sich hat. Die Schlitten kann man übrigens im Forsthaus Adlgaß mieten. Und anschließend kehrt man dort ein, nass geschwitzt von den vielen Aufstiegen zum Rodlstart und kalt gefroren von den zahlreichen Hinfallern in der stark abschüssigen und manchmal recht eisigen Röhre. Oder eben ergriffen von der Seelenruhe am sommerlichen See, mit seiner vorbildlichen Hochmoorflora und -fauna, die manchmal direkt urzeitlich anmuten und einen demütig werden lassen, gegenüber der erdgeschichtlichen Entwicklung, die vor einem ausgebreitet liegt.
Umso irdischer geht’s dann am Ausgangs- und Endpunkt zu. Die feschen Adlgaß-Schwestern, die den Gasthof führen, haben früh erkannt, dass regionale Rezepte auch regionale Produkte brauchen. Und servieren deshalb alle Speisen heimisch-nachhaltig, mit Kräutern aus dem eigenen Garten sowie Dinkelmehl, und derart köstlich, dass man, ähnlich wie oben am Frillensee, die Zeit vergisst. Im Sommer sitzt man vor der Tür des Gasthofs aus dem 17. Jahrhundert auf der Wiese, an rot karierten Tischen und schaut dem Wolkenspiel am Gipfel des Zwiesels zu, während ein selbst gebrautes Limo runterläuft wie nichts. Dass aus so einem inspirierenden Flecken Erde der Salzburger Hoforganist Anton Cajetan Adlgasser (1729–1777) stammte, glaubt man sofort. Sein Nachfolger an der Salzburger Domorgel war übrigens kein Geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart. Musikalisch reizvoll bleibt es in diesem Sacktal östlich von Inzell bis heute, nicht nur weil dort regelmäßig volksmusikalisch aufgespielt wird. Nein, wenn hier, Backe an Backe mit Österreich, die nationalen Grenzen verschmelzen, dann zeigt das Radiodisplay im Auto das Mischwort »Salzenne« an, ein Mix aus Radio Salzburg und Antenne Bayern. Ganz analog spielen mehrmals im Jahr die Inzeller Musi oder Jagdhornbläser in Adlgaß auf, während im nahen urigen Schießstand die Gebirgsschützen und Vereinsschützen üben. Das hört man bei gutem Wind bis zum stillen Frillensee hinauf.
Ausgangspunkt zu einer Wanderung um den Frillensee ist der
Parkplatz des Forsthauses Adlgaß /// Adlgaß 1 ///
83334 Inzell /// 0 86 65 / 4 83 /// www.forsthaus-adlgass.de ///
Das Forsthaus Adlgaß liegt nicht nur malerisch, sondern bietet auch regionale Köstlichkeiten.
Der Reiz dieser Wanderung liegt in den drei sehr unterschiedlichen Seen, die sich rund um den Falkenstein bei Inzell verteilen. Auch wenn der Ausgangspunkt wenig malerisch ist … alles, was folgt, entschädigt für jeden Architekturstörer. Wir lassen das Auto am Parkplatz der Max-Aicher-Eisarena in Inzell stehen und folgen der Kiesstraße Richtung Zwing, vorbei am Zwingsee, dessen bergzugewandte Seite lauschig ist. Eine schmale Liegewiese mit Bootsverleih. Tapfere gehen im kalten See schwimmen. Noch bleibt die Straße sichtbar, aber das Schönste heben wir uns eben bis zum Schluss auf. Im Gasthof Zwing könnte man einen Kuchen essen, aber wir sind erst 20 Minuten unterwegs und folgen der Täfelung Falkensee weiter. Der Falkenbach ist nun rechter Hand unser ständiger Begleiter. Kaum aus dem Mischwald raus, warten Kuhweiden, und wer den Ausflug im Frühjahr macht, wird mit Orchideenarten belohnt. Im sehr flachen Bach kneippt sich’s auf natürlichste Art. Links ragt der Falkenstein hoch, von dem Marterl künden, dass er einen auch abstürzen lässt. Rechts erhebt sich steil die Rotwand. In dieser Talsituation breitet sich ganz plötzlich der Falkensee wie ein Juwel vor uns aus. Türkis, Reseda- und Jadegrün, ein Farbenspiel, das süchtig macht. Die Stege sind zwar nicht reine Natur, verhindern aber, dass die faszinierten Besucher ins empfindliche Moor mit seinen Bewohnern trampeln. Besser, man sieht sich an der Stille satt. Weggehen fällt schwer. Auch wenn ein Highlight noch wartet: Nach der Brücke mit dem Kneippsteg zielt ein Hinweis zum Krottensee. Den Schlenker von zehn Minuten sollte man machen. Der pH-neutrale See speist sich unterirdisch. Die Umgebung ist Schwingmoor und Heimat von Kreuzottern, Kröten und Insekten. Die Einsamkeit und die Kulisse sind grandios und reine Meditation. Auch wenn der Restweg von 25 Minuten an Häusern vorbeiführt, kehrt man vom Falkenseerundweg nicht als der wieder, als der man ihn an der Max-Aicher-Arena begonnen hat.
Startpunkt der Falkensteinrunde ist die Max-Aicher-Arena ///
Reichenhaller Straße 79 /// 83334 Inzell ///
Auf dem Weg von Teisendorf Richtung Bad Reichenhall sollte man Höglwörth, einem Ortsteil von Anger, unbedingt einen Besuch abstatten. Der Parkplatz liegt direkt beim Klosterwirt. Den köstlichen Kuchen in diesem Wirtshaus mit seinem Garten und den Sälen für Feierlichkeiten muss man sich erarbeiten, aber nicht schlimm. 35 Minuten gemächliches Uferwegschlendern reichen völlig aus, um den typischen Endmoränensee zu umrunden und dann erschöpft, allein von der Bilderbuchschönheit des Sees, auf eine der Bänke im Biergarten oder in der Wirtsstube zu fallen. Noch bis 1962 wurde der Strom für den kleinen Weiler in einem Mini-Kraftwerk gewonnen, das oberhalb des Sees vom Schornbach und von Stauweihern gespeist wurde. Heute geht es natürlich modern zu, schließlich ist Heiraten in der Kirche von Kloster Höglwörth eine angesagte Sache, zu der man ein paar Watt mehr braucht als vor 100 Jahren. Das 1125 gegründete Augustiner-Stift thront farbenprächtig an der Ostseite und gehört heute der Teisendorfer Brauerei Wieninger. Das kirchliche Anwesen gibt eine ordentliche Kulisse für Hochzeitsgesellschaften.
Wer es nicht gleich so feierlich angehen möchte, packt im Sommer die Badehose ein und fläzt sich in das unaufdringlich renovierte Högelwörther Seebad mit schicken Liegestegen, Nichtschwimmerufer und einem Bootsverleih. Ein Kiosk hilft bei Versorgungsnot, und das ist gut so, denn der übersichtliche See, das kuschlige Strandbad an seinen schilfbestandenen Ufern, der Anblick des Klosters sind ein Gesamtkunstwerk für gestresste Städterseelen. Wer ganz still am Ufer sitzt, kann dann auch die zahlreichen Tierarten beobachten: Zander, Hecht, Aal, Karpfen, Höckerschwan und Blässhuhn. Die ursprünglich hier lebenden Krebse sind leider ausgestorben. Für Geowissenschaftler stellt der Höglwörther See ein Fenster in die Eiszeit dar. Ständige Verlandung macht die Forschung zu einem Wettlauf mit der Zeit. Also behutsam genießen, solange es noch geht.
Um Höglwörth zu besichtigen, parkt man am Parkplatz Kloster
Höglwörth /// Klosterweg /// 83454 Anger ///
Spätestens wenn der Kapitän das Steuerrad loslässt und das Mundstück seiner Trompete warmbläst, erkennt man, dass man es nicht mit einer gewöhnlichen Bootsfahrt zu tun hat. Schon gar nicht im Winter, wenn kleine Eisschollen an den Bootsrumpf klopfen, während der Kapitän eine Melodie gegen die Echowand schmettert, dass es einem die Haare vor Rührung aufstellt.