Fernand Iveton ist dreißig, als er am 14. November 1956 für die algerische Unabhängigkeitsbewegung FLN eine Bombe legt. Der Algerienfranzose und Kommunist will nicht mehr nur reden, sondern im Kampf für die Freiheit seines Landes ein klares Zeichen setzen. Um keine Opfer zu riskieren, deponiert Iveton den Sprengsatz in einem verlassenen Gebäude einer Gasfabrik in Algier. Doch noch vor der Detonation wird er verhaftet. Nach tagelanger Folter fällt vor einem Militärgericht das Todesurteil, und nur drei Monate später, am 11. Februar 1957, wird Iveton unter dem damaligen Justizminister François Mitterrand in Algier hingerichtet. Joseph Andras erzählt Ivetons Verhaftung und Prozess in schnellen, scharf geschnittenen Bildern. Dazwischen entfaltet er in Rückblenden dessen private Geschichte – die Kindheit in einem arabischen, fast dörflichen Viertel von Algier, das Leben als Fabrikarbeiter mit kommunistischen Überzeugungen, den der Tod des besten Freundes zum politischen Handeln treibt, die große Liebe zu seiner Frau Hélène. All das verschmilzt zu einem dichten, zutiefst menschlichen Roman, der ein neues Licht auf Frankreichs Kolonialgeschichte und die Hintergründe vieler heutiger politischer Entwicklungen wirft.
Hanser E-Book
JOSEPH ANDRAS
DIE WUNDEN UNSERER BRÜDER
Roman
Aus dem Französischen von Claudia Hamm
Carl Hanser Verlag
Iveton bleibt ein irgendwie verfluchter Name … Man fragt sich, wie Mitterrand das ertragen konnte. Ich musste den Namen zwei-, dreimal in seiner Gegenwart erwähnen, er löste jedes Mal ein fürchterliches Unbehagen bei ihm aus, das sich in einen Schluckauf verwandelte … Da prallt man auf die Staatsräson.
BENJAMIN STORA UND FRANÇOIS MALYE,
François Mitterrand et la guerre d‘Algérie