Erste Hilfen Band 10
Die Autorin
Miriam Funk ist Medizinjournalistin. Sie arbeitet als Online-Redakteurin, Texterin und wissenschaftliche Lektorin. Ihre Leidenschaft gilt dabei den Themen Frauengesundheit und Gesundheitspolitik. www.miriamfunk.de.
Ein Ratgeber
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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2., aktualisierte Auflage 2019
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Lektorat: Anne Büntig-Blietzsch, Erfurt
Satz und Gestaltung: Mario Moths
Umschlaggestaltung: Marion Ullrich, Frankfurt am Main
ISBN 978-3-86321-334-3
eISBN 978-3-86321-360-2
Alle Rechte vorbehalten
Einleitung
1. Fehlgeburten aus medizinischer Sicht
Formen von Fehlgeburten
Häufigkeit von Fehlgeburten
Ursachen von Fehlgeburten
Diagnostik einer Fehlgeburt
Diagnostik nach der Fehlgeburt
Wiederholte Fehlgeburten
Die medizinische Behandlung einer Fehlgeburt
2. Rechte, Möglichkeiten und Optionen
Ausschabung
Kleine/Stille Geburt
Studien zur abwartenden Haltung
Hebammenbetreuung während und nach der Fehlgeburt
Jede Frau hat die Wahl: Hinweise für Betroffene
Mutterschutz und Wochenbett
Möglichkeit der Beerdigung des Kindes
Die Bestattungsregelungen der einzelnen Bundesländer
Die Anerkennung des Kindes auf dem Standesamt
3. Umgang mit einer Fehlgeburt
Schuldgefühle
Abschiednehmen und Trauerrituale
Die Situation der Männer
Tipps für Männer zum Umgang mit der Trauer
Was kann ich für meine Partnerin tun?
Die Beerdigung des verlorenen Kindes
Hilfe und Austausch
Tipps für betroffene Frauen
4. Umgang mit Betroffenen
So besser nicht
Unterstützung bieten
Meine Freundin/Tochter/Enkelin/et cetera hat eine Fehlgeburt – was kann ich tun?
Was sich Frauen von ihrem Umfeld wünschen
Abschließende Gedanken
Danke!
Hilfreiche Adressen
Internetseiten für Information und Unterstützung
Internetforen, um sich mit Betroffenen auszutauschen
Möglichkeiten, eine Selbsthilfegruppe zu finden
Quellenangaben
Als Chefredakteurin arbeite ich unter anderem für ein Internetportal, das sich mit Kinderwunsch, Schwangerschaft und Familie befasst. Dort gibt es eine große Community, die mir tiefe Einblicke in die verschiedensten Situation von Frauen ermöglicht. In einem Forum tauschen sich Betroffene zum Thema Fehlgeburt aus – ein Thema, das zwar viele betrifft, aber über das kaum gesprochen wird. Meine eigenen Fehlgeburten sind für mich – so traurig sie auch waren – optimal verlaufen, denn ich hatte großartige, einfühlsame Menschen um mich herum. Doch in dem Forum fiel mir auf, dass viele Frauen ganz andere Erfahrungen machen mussten als ich.
Bereits der Gynäkologe, der die Fehlgeburt feststellt, geht häufig überhaupt nicht auf die schockierte Frau ein, sondern tut die Situation als unbedeutend ab. „Das ist nicht ungewöhnlich. Das passiert vielen Frauen.“ Im weiteren Verlauf werden viele Frauen nicht ausreichend darüber informiert, welche Möglichkeiten sie nun haben und was ihnen zusteht. Sie fühlen sich allein gelassen und sind mit der Situation vollkommen überfordert. Ist die so oft als obligatorisch angesetzte Ausschabung vorbei, erfährt die Frau häufig wenig Anteilnahme von Familie und Freunden. „Es war doch noch gar kein Kind“, „Sei froh, wer weiß, wofür es gut ist“ oder „Besser als ein behindertes Kind“ sind Sätze, die sie möglicherweise zu hören bekommt und die sie eher verletzen als trösten.
Die logische Konsequenz daraus ist Schweigen. Die betroffenen Frauen sprechen zumeist nicht über ihre Fehlgeburt. Sie schlucken ihren Schmerz und die Trauer herunter und akzeptieren so stillschweigend, dass es ein Tabuthema ist. Dabei schafft Akzeptanz und Verständnis Raum für Trauer und ist somit hilfreich für die Verarbeitung des Erlebten. Fehlgeburt ist ein Thema, das alle angeht. Denn sehr, sehr viele Frauen sind davon betroffen.
Unsere Gesellschaft akzeptiert, dass Eltern trauern, wenn sie ihr Kind durch einen tragischen Unfall oder eine Krankheit verloren haben. Aber wenn Eltern ihr ungeborenes Kind verlieren, ist die Akzeptanz der elterlichen Gefühle deutlich geringer. Schnell ist man da bei der Frage, ab wann man von einem neuen Leben sprechen kann. Diese Grundsatzdiskussion möchte ich in diesem Buch allerdings nicht führen. Denn jede Frau, die weiß, dass neues Leben in ihr wächst, ist unweigerlich mit ihm verbunden – es ist ihr Kind. Ein Verlust des Kindes ist dementsprechend von Trauer begleitet, egal wie klein dieses Kind war. Wen Menschen vermissen und betrauern, entscheidet nicht die Zeit, die sie miteinander hatten, sondern ihr Gefühl.
Ich habe als Vorbereitung für dieses Buch 430 Frauen befragt, wie sie bei ihrer Fehlgeburt behandelt wurden, wie sie mit dem Verlust umgehen, was ihnen geholfen hat und welche Äußerungen sie verletzt haben. Die Antworten der Frauen sind in dieses Buch eingeflossen, um die aktuelle Situation vieler Frauen zu verdeutlichen. In Klammern ist jeweils die Schwangerschaftswoche und das Jahr, in dem die Fehlgeburt geschah, angegeben. Die starke Resonanz auf diese Umfrage und die damit verbundenen Antworten haben mich bestärkt und mir die Kraft gegeben, dieses Buch zu schreiben. Denn zu viele Frauen haben leider keine gute Behandlung erfahren, sie wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, statt informiert zu werden, und hadern bis heute mit den Ereignissen.
Ich wage die These, dass eine Frau das Erlebte umso schlechter verarbeitet, je schlechter sie behandelt wird und je weniger Mitspracherecht sie hat. Frauen, die die Situation für sich als angemessen erleben und sich gut betreut und verstanden fühlen, kommen insgesamt deutlich besser mit einer Fehlgeburt zurecht. Deshalb ist es wichtig, Frauen in solchen Situationen bestmöglich und einfühlsam zu betreuen und als Gesellschaft zu akzeptieren, dass die betroffenen Frauen und Männer trauernde Eltern sind, die ihr Kind verloren haben.
Laut medizinischer Definition ist eine Fehlgeburt (ein Abort) das frühzeitige Ende einer Schwangerschaft, bei der das nicht lebensfähige Kind mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm und vor der 22. bis 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommt. Das bedeutet, dass es ab dem Zeitpunkt, wenn die Frau erfährt, dass sie schwanger ist – also oft in der 5. oder 6. Schwangerschaftswoche –, bis höchstens zur 24. Schwangerschaftswoche zu einer Fehlgeburt kommen kann. Entscheidend für die Begrifflichkeit ist das Gewicht des Kindes. Wiegt es über 500 Gramm, spricht man von einer Totgeburt. Diese Unterscheidung ist dahingehend wichtig, da für eine Fehlgeburt und eine Totgeburt unterschiedliche gesetzliche Regelungen greifen.
Diese medizinische Unterscheidung nach Gewicht besteht bereits sehr lange. Auch wenn in den letzten Jahren immer wieder Änderungen in den Gesetzen vorgenommen wurden, so ist diese Unterscheidung heutzutage zumindest wert, überdacht zu werden. Betrachtet man nämlich im Vergleich dazu den medizinischen Fortschritt, so kommt man ins Grübeln: Heute gibt es bereits einige Frühchen mit 300 bis 400 Gramm Geburtsgewicht, die überlebt haben.
Medizinisch wird als Abort ebenfalls ein künstlich herbeigeführtes Ausstoßen des Embryos/Fötus vor der Lebensfähigkeit außerhalb der Gebärmutter bezeichnet – also ein Schwangerschaftsabbruch. Auf ihn soll in diesem Buch jedoch explizit nicht eingegangen werden.
Aus medizinischer Sicht ist Fehlgeburt nicht gleich Fehlgeburt. Von der Art der Fehlgeburt ist oft das weitere Vorgehen abhängig. Folgende Arten von Fehlgeburten gibt es laut Definition:
Abortus imminens: Drohende Fehlgeburt bei noch intakter Schwangerschaft (zum Beispiel bei akuten Blutungen).
Abortus incipens: Beginnende Fehlgeburt, bei der die Schwangerschaft schon irreversibel gestört ist.
Abortus incompletus: Unvollständige Fehlgeburt, bei der bereits Teile der Frucht ausgestoßen wurden.
Abortus completus: Vollständige Fehlgeburt, bei der die Frucht komplett aus der Gebärmutter ausgestoßen wurde.
Weiterhin können folgende Arten einer Fehlgeburt auftreten:
Verhaltener Abort (Missed Abortion/MA): In unterschiedlichen Stadien der Entwicklung kann es zum Absterben des Ungeborenen kommen. Beim Ultraschall durch den Frauenarzt lautet die Diagnose häufig „kein Herzschlag mehr festzustellen“.
Abortivei (Windei): Von einem Windei ist dann die Rede, wenn sich innerhalb der Fruchthöhle kein Embryo entwickelt. Im Ultraschall-Bild ist dies an der leeren Höhle zu erkennen.
Blasenmole: Bei einer Blasenmole handelt es sich um eine gestörte Embryonalentwicklung, bei der bestimmte Zellen (Trophoblasten) entarten und wuchern, die für die Ernährung des Embryos zuständig wären. Es ist kein embryonaler Herzschlag nachweisbar. Bei einer Blasenmole sollte eine Ausschabung vermieden werden, meist werden Prostaglandine verabreicht und eine Saug-Curettage durchgeführt.
Eine Eileiterschwangerschaft zählt nicht zu den Fehlgeburten, sondern zu den Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter (Extrauteringravidität, EUG). Auch wenn der Verlust für die Frau dabei ebenso vorhanden ist, wird in diesem Buch nicht weiter auf die EUG eingegangen, da sich diese in Diagnostik und Therapie deutlich von Fehlgeburten unterscheidet. Alle Abschnitte, die auf Aufklärung und Umgang mit der Frau abzielen, gelten jedoch für die EUG genauso.
Die ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft sind aus medizinischer Sicht das Stadium der Frühschwangerschaft. Auch Fehlgeburten werden darin unterschieden, in welchem Stadium der Schwangerschaft sie auftreten: Passiert eine Fehlgeburt bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche (11+6 SSW), sprechen Mediziner von einer frühen Fehlgeburt. Verliert eine Frau ihr Kind zwischen der 13. und der 22. bis 24. Schwangerschaftswoche, wird es als späte Fehlgeburt bezeichnet.
Die Unterscheidung hängt mit der Entwicklung und der Größe des Kindes und der Plazenta zusammen: Bei sogenannten kleinen Geburten ist bis zur 12. Woche oft keine zusätzliche Ausschabung notwendig, ab der 13. Schwangerschaftswoche hingegen häufiger, da das Risiko höher ist, dass Reste der Schwangerschaftsanlage in der Gebärmutter verbleiben. Auch die Ursachen für frühe Fehlgeburten sind teilweise ganz andere als bei späten Fehlgeburten (siehe „Ursachen für Fehlgeburten“).
Auch wenn eine Fehlgeburt zu einem sehr frühen Zeitpunkt stattfindet, fühlt sich die Frau betroffen. Es ist völlig unangebracht zu behaupten, jetzt sei es ja „noch nicht so schlimm“. Ich habe Frauen erlebt, die sich nicht trauten zu sagen, in welcher Schwangerschaftswoche ihre Fehlgeburt geschehen war, da sie fürchteten, dann nicht ernst genommen zu werden. Denn genauso hatten sie es in ihrem Umfeld erlebt. Frauen, die in den allerersten Schwangerschaftswochen eine Fehlgeburt erleiden, bekommen oft den Satz zu hören: „Sei froh, dass es so früh und nicht später passiert!“ Es wird fälschlicherweise angenommen, dass der Verlust umso schmerzhafter wird, je fortgeschrittener die Schwangerschaft ist. Dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein – es ist immer ein Verlust.
Es ist schwierig, genaue Zahlen über Fehlgeburten zu bekommen. Allgemein wird von einer Abortrate von mindestens 20 Prozent ausgegangen. Davon sind etwa 80 Prozent frühe Fehlgeburten (bis zur 12. Schwangerschaftswoche). Nachdem eine Schwangerschaft beim Frauenarzt sicher festgestellt wurde (inklusive Herzschlag als Vitalfunktion), kommt es bei ungefähr 10 bis 20 Prozent der Frauen zu einer Fehlgeburt. Die Dunkelziffer an Fehlgeburten liegt vermutlich viel höher, da viele Frauen – vor allem die, bei denen kein akuter Kinderwunsch besteht – eine verspätet einsetzende Menstruation als Variation ihres Zyklus sehen und nicht mit einer Fehlgeburt in Verbindung bringen.
Grundsätzlich geht man bei einer Frau, die noch keine Fehlgeburt hatte, von einem Risiko für eine Fehlgeburt von 11 bis 13 Prozent aus. Allerdings steigt das Risiko für Fehlgeburten mit zunehmendem Alter, da die Zahl der Chromosomenstörungen zunimmt. So liegt das Risiko bei 20- bis 30-jährigen Frauen bei nur 9 bis 17 Prozent, im Alter von 35 bis 40 Jahren steigt es bereits auf 23 bis 45 Prozent. Betrachtet man diese Häufigkeit von Fehlgeburten, wird klar, wie viele Frauen betroffen sind.
Auch nach einer künstlichen Befruchtung ist das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden leicht erhöht. Der Grund hierfür liegt in einer höheren Rate an Fehlbildungen.
Da Ärzte die jeweilige Art der Fehlgeburt nicht dokumentieren müssen, liegen auch keine exakten Zahlen dazu vor, welche Form der Fehlgeburt am häufigsten auftritt. Bei meiner Umfrage gaben sehr viele Frauen an, dass bei der Untersuchung eine Missed Abortion festgestellt wurde oder dass Blutungen einsetzten und sie ihr Kind dadurch verloren haben (Abortus completus/incompletus).
In der Umfrage verteilen sich die Fehlgeburten auf die Schwangerschaftswochen wie folgt (Gesamtzahl: 430):
Die Befruchtung und Einnistung der befruchteten Eizelle sowie die embryonale Entwicklung bis hin zum lebensfähigen Kind sind sensible Prozesse. Wenn einer dieser Prozesse gestört ist, kann es sein, dass der Körper seinen Fehler korrigiert. So hart es klingt: Es kommt oft zu einer Fehlgeburt, weil der Embryo/Fötus nicht überlebensfähig gewesen wäre. Dagegen sind wir machtlos und müssen akzeptieren, was geschieht. Für betroffene Frauen ist es auch wichtig zu wissen, dass die allermeisten Fehlgeburten unvermeidbar sind. Allerdings gibt es auch Ursachen, die behandelt werden können, wie beispielsweise eine Gerinnungsstörung.
In den ersten zwölf Schwangerschaftswochen sind häufige Ursachen:
•Chromosomenstörungen
•Anatomische Ursachen, etwa Myome in der Gebärmutter
•Gerinnungsstörungen: Bestimmte Gerinnungsstörungen wie beispielsweise die Faktor-V-Leiden-Mutation können unbehandelt zu Fehlgeburten führen. Frauen mit mehreren Fehlgeburten sollten deshalb unbedingt bei einem Gerinnungsmediziner vorstellig werden. Bei Gerinnungsstörungen können blutverdünnende Medikamente eingesetzt werden.
•Hormonelle Störungen
Die häufigste Ursache für Fehlgeburten zwischen der 13. und 24. Schwangerschaftswoche sind Infektionen. Beispielsweise sind hier Röteln, Masern und Toxoplasmose zu nennen.
Die Ursache für eine erstmalig auftretende Fehlgeburt bleibt meist ungeklärt, außer es gibt deutliche Hinweise auf eine spezielle Ursache. Allerdings gibt es bestimmte Ursachen, die je nach Schwangerschaftswoche häufiger beziehungsweise seltener auftreten.
Immer mehr in den Fokus rücken immunologische Ursachen. Einige Zusammenhänge sind bereits klar, viele allerdings noch offen, an ihnen wird aktuell eifrig geforscht. Beispielsweise ist bei Frauen mit Zöliakie das Fehlgeburtsrisiko deutlich erhöht. An der Universität Kiel gibt es eine immunologische Kinderwunsch-Ambulanz für Paare mit wiederholten Fehlgeburten ohne diagnostizierte Ursache. Auch Dr. Sylke Reichel-Fentz (Praxis für Transfusionsmedizin) in Edenkoben ist bundesweit bekannt für immunologische Untersuchungen und Behandlungen.
Da Fehlgeburten häufig vorkommen, wird nach der ersten Fehlgeburt noch keine Ursachenforschung angestoßen. Chromosomenstörungen als häufigste Ursache legen nahe, dass es eine „Laune der Natur“ war. Erst wenn eine Frau drei Fehlgeburten in Folge durchmachen musste, wird üblicherweise begonnen, nach den Ursachen zu suchen. Da es hierfür jedoch keine Leitlinien gibt, die dies vorschreiben, kann und sollte der Gynäkologe diese Diagnostik bereits nach zwei Fehlgeburten in Folge veranlassen – insbesondere, wenn sie in einer ähnlichen Schwangerschaftswoche auftraten und die Frau noch kein lebendes Kind geboren hat. Denn die Belastung für die Frau beziehungsweise das Paar ist sehr hoch.
Die Frau bemerkt von einer Fehlgeburt ohne Blutung (Missed Abortion/MA) normalerweise gar nichts. Viele Frauen berichten aber von einem plötzlichen Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung sei, was sich dann häufig beim Arztbesuch bestätigt. Bei einer MA bleiben die Herztöne des Ungeborenen oft relativ unvermittelt aus, obwohl bei der letzten Untersuchung noch alles normal entwickelt aussah und es keinen Grund zur Sorge gab. Eine MA kann auch mit leichten, frischen Blutungen oder Schmierblutungen einhergehen.
Hat eine schwangere Frau bereits Blutungen, so wird der Gynäkologe eine Ultraschalluntersuchung durchführen, um die Ursache für die Blutung herauszufinden. Er wird die Herztöne und andere Lebensfunktionen (Vitalzeichen) des Ungeborenen prüfen. Hat eine Frau keine Blutungen, wird häufig erst bei einer Routineuntersuchung festgestellt, dass das Herz nicht mehr schlägt und das Kind verstorben ist, da es eben keine äußeren Anzeichen gibt, die auf den Tod des Kindes hindeuten. Da sich das Schwangerschaftshormon HCG noch im Körper befindet und nur sehr langsam abgebaut wird, fühlt sich die Frau auch weiterhin schwanger und bemerkt unter Umständen nichts davon, dass das Kind gestorben ist.